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Seit kurzem werden Leder, auch Kunstleder,
auf dem Markt angeboten, die sich auch bei sehr dunkler bis schwarzer
Einfärbung
unter Sonneneinwirkung nicht so stark erwärmen, wie normale, bislang
bekannte Leder.
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Die geringere Erwärmung der neuen Leder und Kunstleder
ist dadurch bedingt, dass trotz dunkler, also z. B. schwarzer, brauner
oder dunkelblauer Einfärbung
des Leders, die Reflexion im nahen Infrarotbereich, also im nicht
sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums ab 700 nm deutlich
höher ist
als im sichtbaren Bereich. Hierdurch kann ein Teil der Sonneneinstrahlung
reflektiert werden und das Leder wird nicht so warm wie ein herkömmliches
Leder. Die Sonne hat im Wellenlängenbereich
des nahem Infrarot oberhalb 700 nm noch ca. 50% ihrer Leistung.
Ein Teil dieser Sonnenenergie wird von den neuen Ledertypen reflektiert.
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Neben dem Einsatz im Automobilbereich
bei der Herstellung von Lederbezügen
für Autositze
werden diese Leder auch zur Herstellung von Sportschuhen, insbesondere
von Fußballschuhen
verwendet. Der Vorteil liegt hier auf der Hand, durch die geringere
Erwärmung
z.B. der Fußballschuhe
wird das Innenklima der Schuhe positiv beeinflusst, der Schuh bleibt
kühler
und der Fuß schwitzt
nicht so schnell. Auch bei der Lederbekleidung für Motorradfahrer, die überwiegend
schwarz eingefärbt
ist, wird das neue Leder zunehmend eingesetzt.
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Es hat sich nun gezeigt, dass die
vorteilhaften Eigenschaften der neuen Leder bei der Reinigung z.B. der
Schuhe, schon nach einmaliger Behandlung mit herkömmlicher
Schuhcreme, negativ beeinflusst werden.
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Pflegt man nun z.B. Fußballschuhe,
die aus dem neuen Leder hergestellt wurden, mit herkömmlicher, farbiger
Schuhcreme, wird die Reflexion im nahen Infrarotbereich überdeckt
und die Schuhe absorbieren in diesem Bereich wieder Sonnenlicht
wie normale Schuhe. Was bedeutet, dass sich die Schuhe auch wieder erwärmen werden,
wie normale dunkle Schuhe.
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In der US Patentschrift 4,804,413
wird ein Schuhpflegemittel beschrieben, bei dem zur schwarzen und braunen
Einfärbung
unter anderem Kohlenstoff und Asphalt verwendet werden. Da Kohlenstoff
und Asphalt über
den sichtbaren Bereich hinaus auch im nahen Infrarot noch absorbieren,
würde die
hohe Reflexion der neuen Leder bei Einsatz dieses Pflegemittels
zerstört
werden.
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Es ist die Aufgabe der vorliegenden
Endung, Leder- und Schuhpflegemittel bereitzustellen, die eine hohe
Transparenz im Wellenlängenbereich
des nahen Infrarot aufweisen und damit die hohe Reflexion neuer Leder-
und Kunstledertypen nicht überdeckt,
oder aber Leder- und Schuhpflegemittel bereitzustellen, die selber
in diesem Wellenlängenbereich
reflektieren.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch
ein farbiges Leder- und Schuhpflegemittel auf der Basis von Fetten,
Wachsen, Wachsemulsionen oder Mischungen aus diesen gelöst, das
enthält,
erste Farbpigmente und / oder Farbstoffe, die im Wellenlängenbereich
des sichtbaren Lichtes von 400 bis 700 nm spektralselektiv absorbieren
und die im Wellenlängenbereich
von 750 bis 1200 nm eine Transparenz größer 50% aufweisen und / oder
zweite Farbpigmente, die im Wellenlängenbereich des sichtbaren
Lichtes von 400 bis 700 nm spektralselektiv absorbieren und im Wellenlängenbereich
von 750 bis 1200 nm eine Reflexion größer 50% aufweisen.
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Vorteilhafte Weiterbildungen des
Erfindungsgedankens ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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Eine vorteilhafte Weiterbildung des
Erfindungsgedankens ist dadurch gegeben, dass die Transparenz der
ersten Farbpigmente und Farbstoffe im Wellenlängenbereich von 750 bis 1200
nm größer 60%
ist. Eine besonders vorteilhafte Weiterbildung des Erfindungsgedankens
ist dadurch gegeben, dass die Transparenz der ersten Farbpigmente
und Farbstoffe im Wellenlängenbereich
von 750 bis 1200 nm größer 70%
ist.
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Eine weitere, vorteilhafte Weiterbildung
des Erfindungsgedankens ist dadurch gegeben, dass die Reflexion
der zweiten Farbpigmente im Wellenlängenbereich von 750 bis 1200
nm größer 60%
ist und eine besonders vorteilhafte Weiterbildung des Erfindungsgedankens
ist dadurch gegeben, dass die Reflexion der zweiten Farbpigmente
im Wellenlängenbereich
von 750 bis 1200 nm größer 70%
ist.
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Eine vorteilhafte Weiterbildung des
Erfindungsgedankens ist dadurch gegeben, dass die ersten Farbpigmente
ausgewählt
sind aus der Gruppe der organischen Pigmente, ausgewählt aus
der Gruppe der Azopigmente, ausgewählt aus Monoazo-, Disazo-, ß-Naphtol-,
Naphtol AS-, verlackte Azo-, Benzimidazolon-, Disazokondensations-,
Metallkomplex-, Isoindolinon und Isoindolin-Pigmenten, ausgewählt aus
der Gruppe der polycyclischen Pigmente, ausgewählt aus, Phthalocyanin-, Chinacridon-,
Perylen- und Perinon-, Thioindigo-, Anthrachinon-, Anthrapyrimidin-,
Flavanthron-, Pyranthron-, Anthanthron-, Dioxazin-Triarylcarbonium-,
Chino-phthalon-, Diketo-pyrrolo-pyrrol-Pigmente.
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Eine weitere vorteilhafte Weiterbildung
des Erfindungsgedankens ist dadurch gegeben, dass die Farbstoffe
ausgewählt
sind aus der Gruppe der wasserlöslichen
Farbstoffe, ausgewählt
aus basischen Farbstoffen, substantiven Farbstoffen, Entwicklungsfarbstoffen,
Schwefelfarbstoffen und Anillinfarbstoffen, ausgewählt aus der
Gruppe der Metallkomplexfarbstoffe, insbesondere ausgewählt aus
sauren Farbstoffen, ausgewählt
aus der Gruppe der Farbstoffe, die mit Lösemitteln gelöst werden,
ausgewählt
aus Zaponfarbstoffen.
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Eine vorteilhafte Weiterbildung des
Erfindungsgedankens ist dadurch gegeben, dass die zweiten Farbpigmente
ausgewählt
sind aus der Gruppe der anorganischen Pigmente, ausgewählt aus
der Gruppe der Metalloxide und -Hydroxide, aus Cadmium-, Wismut-,
Chrom-, Ultramarinpigmenten, ausgewählt insbesondere aus der Gruppe
der Rutil- und Spinellmischphasenpigmente.
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Der Erfindungsgegenstand wird im
Folgenden anhand von Beispielen näher erläutert.
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Beispiel 1
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Es wurde eine Wachsemulsion nach
folgender Rezeptes erstellt:
100 Teile Licowax S
100 Teile
Paraffin 54/56
020 Teile Wachsemulgator 2106
020 Teile
Chinesisches Balsamharz
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Die Mischung wurde auf ca. 110°C erhitzt
und in eine ca. 90°C
heiße
Mischung aus
755 Teilen Wasser mit
005 Teilen Kaliumhydroxid
(86%) eingerührt.
20,0
g der noch flüssigen
Basisrezeptur wurden mit
05,0 g Pigmentpaste Roda Cool Schwarz
10310 der TFL Ledertechnik und
00,2 g Magenta QWD0108 Sun Chemical
vermischt. Das Ergebnis war eine schwarze Schuhcreme.
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Nach Erstarren der schwarzen Schuhcreme
nach Beispiel 1 wurde eine schwarze Lederprobe der neuen Art, die
im Wellenlängenbereich
des nahen Infrarot eine hohe Reflexion hatte, damit eingerieben.
Zum Vergleich wurde das gleiche schwarze Leder mit handelsüblichen,
schwarzen Schuhcremes der Marken Erdal Rex und Maiwa eingerieben.
Dann wurde die diffuse, hemisphärische
Reflexion der Lederproben mit einem Spektrometer mit Ulbrichtkugel
im Wellenlängenbereich
400 bis 980 nm vermessen.
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Die Messergebnisse sind in 1 dargestellt. Alle Kurven
zeigen im sichtbaren Bereich des Spektrums von 400 bis 700 nm eine
geringe Reflexion unter 20%. 1.
(1) zeigt die Reflexion des schwarzen Leders vor dem Einreiben. 1. (2) zeigt die
Reflexion des Leder nach dem Einreiben mit der schwarzen Schuhcreme
von Erdal und (3) die Reflexion des Leders nach dem Einreiben
mit der schwarzen Schuhcreme von Maiwa.
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Es ist deutlich erkennbar, dass die
ursprünglich
hohe Reflexion des unbehandelten, schwarzen Leders durch das Einreiben
mit den handelsüblichen
Schuhcremes drastisch verringert wurde. Schwarze Lederschuhe, die
sich durch das neue, solarreflektive Leder, unter Sonneneinstrahlung
weniger erwärmt
hätten
als normale, würden
nach Einreiben mit den handelsüblichen
Schuhpflegemitteln nun deutlich wärmer.
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Die Messkurve 1 (4) der erfindungsgemäßen Schuhcreme
zeigt hingegen keine Verschlechterung der hohen Reflexion des unbehandelten
Leders im nahen Infrarot. Die geringere Erwärmung eines so behandelten
Schuhes bliebe erhalten.
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Beispiel 2
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20,0 g der Wachsemulsion nach der
Basisrezeptur aus Beispiel 1 wurden bis zur Verflüssigung
erwärmt
und mit
01,5 g Hostafine Rot HF3S der Firma Clariant und
02,3
g Pigmentpaste Roda Cool Schwarz 10310 TFL Ledertechnik vermischt
und abgekühlt.
Es entstand eine braune Schuhcreme.
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Eine braune Lederprobe mit hoher
Reflexion im nahen Infrarot wurde mit der braunen Schuhcreme nach
Beispiel 2 eingerieben. Zum Vergleich wurde ein weiteres Stück der braunen
Lederprobe mit einer braunen Schuhcreme der Firma Erdal eingerieben.
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Die spektrale Reflexion wurde, wie
unter Beispiel 1 beschrieben, vermessen. Die Messergebnisse
sind in 2 dargestellt.
Dabei zeigt die Kurve 2 (1)
die Reflexion der braunen Lederprobe vor dem Einreiben mit den Schuhcremes,
(2) nach Einreiben mit der handelsüblichen Schuhcreme von Erdal
und (3) nach dem Einreiben mit der erfindungsgemäßen, braunen
Schuhcreme nach Beispiel 2.
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Auch hier ist deutlich erkennbar,
dass die ursprünglich
hohe Reflexion des Leders im Bereich des nahen Infrarot nach Behandlung
mit der handelsüblichen
Schuhcreme deutlich reduziert wird, bei der erfindungsgemäßen Schuhcreme
wird sie hingegen noch verbessert.
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Beispiel 3
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20,0 g der Wachsemulsion nach der
Basisrezeptur aus Beispiel 1 wurden bis zur Verflüssigung
erwärmt
und mit
03,0 g Pigmentpaste Roda Cool Blau 11727 TFL Ledertechnik
vermischt und abgekühlt.
Es entstand eine blaue Schuhcreme.
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Eine blaue Lederprobe mit hoher Reflexion
im nahen Infarot wurde mit der blauen Schuhcreme nach Beispiel 3
eingerieben. Zum Vergleich wurde ein weiteres Stück der blauen Lederprobe mit
einer blauen Schuhcreme der Firma Maiwa eingerieben.
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Die spektrale Reflexion wurde wie
unter Beispiel 1 beschrieben vermessen. Die Messergebnisse
sind in 3 dargestellt.
Dabei zeigt die Kurve 3 (1)
die Reflexion der blauen Lederprobe vor dem Einreiben mit den Schuhcremes,
(2) nach Einreiben mit der handelsüblichen Schuhcreme von Maiwa
und (3) nach dem Einreiben mit der erfindungsgemäßen, blauen
Schuhcreme nach Beispiel 3.
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Wieder ist deutlich erkennbar, dass
die ursprünglich
hohe Reflexion des Leders im Bereich des nahen Infrarot nach Behandlung
mit der handelsüblichen
Schuhcreme deutlich reduziert wird, bei der erfindungsgemäßen Schuhcreme
dagegen nicht.
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Beispiel 4
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20,0 g der Wachsemulsion nach der
Basisrezeptur aus Beispiel 1 wurden bis zur Verflüssigung
erwärmt
und mit
00,4 g Sella Cool Schwarz 10286 ein Farbstoff der TFL
Ledertechnik vermischt und abgekühlt.
Es entstand eine schwarze Schuhcreme.
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Eine schwarze Lederprobe mit hoher
Reflexion im nahen Infrarot wurde mit der schwarzen Schuhcreme nach
Beispiel 4 eingerieben. Die spektrale Reflexion wurde wie unter
Beispiel 1 beschrieben vermessen. Die Messergebnisse sind in 4 dargestellt. Dabei zeigt
die Kurve 4 (1)
die Reflexion der schwarzen Lederprobe vor dem Einreiben mit der
Schuhcreme, und (2) nach dem Einreiben mit der erfindungsgemäßen, schwarzen
Schuhcreme nach Beispiel 4. Die hohe Reflexion des Leders im nahen
Infrarot wird durch das Einreiben mit der erfindungsgemäßen Schuhcreme
nach Beispiel 4 nicht verringert.
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Beispiel 5
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20,0 g der Wachsemulsion nach der
Basisrezeptur aus Beispiel 1 wurden bis zur Verflüssigung
erwärmt
und mit
02,0 g Ferro PK 3080-1646 Schwarzpigment und
00,1
g Sella Cool Schwarz 10286 ein Farbstoff der TFL Ledertechnik vermischt
und abgekühlt.
Es entstand eine schwarze Schuhcreme.
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Eine schwarze Lederprobe mit hoher
Reflexion im nahen Infrarot wurde mit der schwarzen Schuhcreme nach
Beispiel 5 eingerieben. Die spektrale Reflexion wurde wie unter
Beispiel 1 beschrieben vermessen. Die Messergebnisse sind in 5 dargestellt. Dabei zeigt
die Kurve 5 (1)
die Reflexion der schwarzen Lederprobe vor dem Einreiben mit der
Schuhcreme und (2) nach dem Einreiben mit der erfidungsgemäßen, schwarzen
Schuhcreme nach Beispiel 5. Die ursprüngliche Reflexion des schwarzen
Leders wird zwar etwas verringert, ist jedoch noch deutlich besser
als nach der Behandlung mit einer handelsüblichen Schuhcreme.
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Zusammenfassung der Ergebnisse:
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Die unbehandelten und die mit den
verschiedenen Schuhcremes versehenen Lederproben wurden auf einer
Styroporplatte in die Sonne gelegt. Die solare Einstrahlung lag
bei 98000 Lx. Die Erwärmung
der einzelnen Proben wurde dann berührungslos mit einem Strahlungsthermometer
vermessen.
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Die Messergebnisse waren dabei folgende: