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Das
erfindungsgemäße Verfahren
bezieht sich auf die Kalibrierung von n-Tor Netzwerkanalysatoren mit
mindestens n + 1 Meßstellen.
Es beruht auf dem bekannten 10-Term-Verfahren
für 2-Tor
Netzwerkanalysatoren. Im Gegensatz zu bisherigen Erweiterungen des
10-Term-Verfahrens
benötigt
das neue Verfahren wesentlich weniger Korrekturterme und damit Kalibriermessungen.
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n-Tor-Netzwerkanalysatoren
dienen zur Messung der Streuparameter von linearen n-Toren.
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Es
ist zweckmäßig, die
Systemfehlerkorrektur eines n-Tor-Netzwerkanalysators auf bereits bekannte Verfahren
für 2-Tor-Netzwerkanalysatoren
zurückzuführen, da
die dafür
benötigten
Kalibrierstandards in der Regel bereits vorhanden sind. Ein bekanntes
Verfahren zur Systemfehlerkorrektur von Zweitor-Netzwerkanalysator
ist das sog. 10-Term-Verfahren, das aus W. Kruppa, K. F. Sodomsky, ”An Explicit
Solution for the Scattering Parameters of a Linear Two-Port Measured
with an Imperfect Test Set”,
IEEE Transact. on Microwave Theory and Techn., Vol. 19, No. 1, Jan.
1971, S. 122–123,
bekannt ist. Für
dieses Verfahren wird vorausgesetzt, daß das Meßobjekt sowohl für die Vorwärts- als
auch für
die Rückwärtsmessung
jeweils nur von einem Meßtor
aus gespeist wird. Die Systemfehlerkorrektur basiert auf unabhängigen Fehlermodellen
für die
beiden Meßrichtungen.
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Eine
aus der
DE 199 18
697 A1 bekannte n-Tor-Erweiterung des 10-Term-Verfahrens
behält
diese Prinzipien insofern bei, als daß n Teilmessungen erforderlich
sind, bei denen jedes Meßtor
einmal einzeln gespeist werden muß, und daß die Fehlermodelle der einzelnen
Teilmessungen unabhängig
voneinander sind. Die Systemfehler werden in der Weise modelliert,
daß man
den Netzwerkanalysator als ideal annimmt und pro Teilmessung dem
jeweiligen Quelltor und jedem der n – 1 empfangenden Meßtore ein
lineares Fehlerzweitor vorschaltet. Das dem Quelltor i zugeordnete
Fehlerzweitor wird durch je 3 Fehlerterme, nämlich Direktivität d
i, Reflexionsgleichlauf e
i und
Quelltoranpassung q
i beschrieben. Das Empfänger-Fehlerzweitor
j wird bei Speisung durch das Tor i durch die beiden Terme Empfänger-Reflexionsfaktor
(= Lasttoranpassung) r
ji und Transmissionsgleichlauf
t
ji beschrieben.
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7A zeigt
eine erste Teilmessung dieses bekannten Verfahrens, wobei hier das
Tor T1 das Quelltor QT ist und die Tore T2 und T3 Lasttore LT sind.
7B zeigt
eine zweite Teilmessung, wobei hier das Tor T2 das Quelltor QT ist
und die Tore T1 und T3 Lasttore LT sind. Bei dem aus der
DE 199 18 697 A1 bekannten Verfahren
sind alle n Tore mit den n – 1
anderen Toren zu verbinden und es ist für jede Verbindung eine Zweitor-Kalibrierung
nach dem 10-Term-Verfahren
durchzuführen.
In Summe ergeben sich bei n Teilmessungen also n·[3 + 2·(n – 1)] Fehlerterme, für n = 3
sind es beispielsweise 21 Terme. Die Anzahl der Fehlerterme ist quadratisch
von der Anzahl der Tore abhängig.
Für jeden
Speisefall werden die Fehler getrennt und unabhängig von den anderen Speisefällen modelliert.
Zur Kalibrierung muß zwischen
jede mögliche
Kombination von 2 der n Tore je ein bekanntes Zweitor (Transmissionsstandard)
geschaltet werden. Zusätzlich
muß man
an jedem Meßtor
3 unterschiedliche bekannte Eintore (Reflexionsstandards) anschließen.
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Anhand
der 7A und 7B läßt sich
der Begriff ”10-Term-Verfahren” wie folgt
erläutern:
In 7A ist das Tor T1 Quelltor QT und am Tor T1 befindet
sich das Fehlerzweitor mit den Termen f1,
e1, d1 und q1. Nach Normierung von f1 =
1 verbleiben noch die drei unbekannten Terme e1,
d1 und q1. Das Tor
T2 ist empfangendes Lasttor LT bzw. Meßtor. Das dort befindliche
Fehlerzweitor umfaßt
die Terme t21 und r21.
Diese Terme sind ebenfalls unbekannt. Wenn das Tor T1, wie in 7A gezeigt,
als Quelltor QT betrieben wird, wird die von der Signalquelle 1 generierte
Welle an der Meßstelle
mR1 gemessen. Die von dem Meßobjekt
auf das Tor T1 reflektierte Welle wird an der Meßstelle mM1 gemessen.
In der Meßrichtung
von Tor 1 auf Tor 2 sind also folgende fünf unbekannte Terme vorhanden:
e1, d1, q1, r21 und t21. Wird umgekehrt das Tor T2 als Quelltor
QT und das Tor T1 als Lasttor LT betrieben, so sind die in 7B dargestellten
Terme e2, d2, q2, t12 und r12 unbekannt. Dies sind insgesamt zehn unbekannte
Terme; daher die Bezeichnung ”10-Term-Verfahren”. Wird
das Tor T2 als Quelltor betrieben, so wird die von der Signalquelle 1 auf
das Meßobjekt
zulaufende Welle an der Meßstelle
mR2 gemessen, während die von dem Meßobjekt
zu dem Tor T2 reflektierte Welle an der Meßstelle mM2 und
die von dem Meßobjekt
zu dem Tor T1 laufende Welle an der Meßstelle mM1 gemessen
wird. Da sich zwischen dem Tor T1 und dem Tor T2 ein bekannter Zweitor-Standard
befindet, sind die Streuparameter S11, S12, S21 und S22 des als Meßobjekt verwendeten Zweitor-Standards
bekannt. Die sechs Quelltor-Terme
e1, dl, q1, e2, d2,
q2 lassen sich durch Messung an jeweils
drei bekannten Eintorstandards an jedem der beiden Tore T1 und T2
gewinnen. Aus der Messung an dem bekannten, die beiden Tore verbindenden
Zweitor-Standard mit den bekannten Streuparametern S11,
S12, S21 und S22 in beiden Richtungen (vorwärts und
rückwärts) lassen sich
pro Richtung weitere 2 Gleichungen, insgesamt also 4 weitere Gleichungen,
zur Bestimmung der restlichen vier Terme t21,
r21, t12 und r12 ableiten.
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Aus
der
DE 195 27 730
A1 ist eine andere Mehrtor-Kalibrierung eines Netzwerkanalysators
bekannt, die sich allerdings nicht des 10-Term-Verfahrens bedient
und daher keine hohe Genauigkeit erzielt.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde ein Verfahren zum Kalibrieren
eines oder mehrerer Netzwerkanalysatoren zu schaffen, das mit weniger
Fehlertermen und somit weniger Teilmessungen auskommt und deshalb
schneller arbeitet.
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Die
Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 oder des Anspruchs
4 gelöst.
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Das
Verfahren nach Anspruch 1 betrifft die Kalibrierung eines einzigen
Netzwerkanalysators, während Anspruch
4 die Kalibrierung mehrerer Netzwerkanalysatoren mit dem gleichen
Verfahren betrifft, die dann durch bekannte Zweitore miteinander
verbunden werden.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
basiert, wie auch das aus der
DE 199 18 697 A1 bekannte Verfahren, zunächst auf
einer Eintor-Kalibrierung für
jedes Meßtor.
Anstatt dann aber, wie in der
DE 199 18 697 A1 vorgeschlagen, jedes Meßtor mit
jedem anderen Meßtor
zu verbinden und nach dem 10-Term-Verfahren zu kalibrieren, was
zu mit dem Quadrat der Toranzahl des Netzwerkanalysators anwachsenden
Teilmessungen führen
würde,
wird erfindungsgemäß zunächst eine
Anfangs-Gruppe, bestehend aus anfangs drei Meßtoren, herausgegriffen und
nur für
diese drei Meßtore
eine Zweitor-Kalibrierung in der Weise vorgenommen, daß jedes
Gruppenelement mit jedem anderen Gruppenelement verbunden wird und
drei Zweitor-Kalibrierungen innerhalb der Anfangs-Gruppe durchgeführt werden.
Die anderen Meßtore
sind dann nur noch mit jeweils einem Referenztor der Gruppe zu verbinden,
wobei jedoch nicht für
jedes der verbleibenden Meßtore
das gleiche Referenztor aus der Gruppe verwendet werden muß. Dabei
erweitert sich die Gruppe um jeweils ein Mitglied und die nachfolgend
zu kalibrierenden Tore können
dann entweder mit einem Referenztor der Anfangs-Gruppe oder einem
später
hinzugekommenen Mitglied der Gruppe, des dann als neues Referenztor
dient, kalibriert werden. Die Anzahl der Teilmessungen wächst somit
nur linear mit der Anzahl der Tore des Netzwerkanalysators an und
der Aufwand ist gegenüber
dem aus der
DE 199
18 697 A1 bekannten Verfahren erheblich verringert.
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Die
Unteransprüche
enthalten vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Die
Eintor-Standards und Zweitor-Standards können vorteilhafterweise Bestandteil
eines automatisch schaltbaren Transfer-Standards sein, so daß die Kalibrierung
vollautomatisch ablaufen kann.
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Bei
einer hohen Anzahl an Meßtoren
kann es vorteilhaft sein, nicht nur eine vorkalibrierte Dreier-Gruppe,
sondern mehrere vorkalibrierte Dreier-Gruppen zu bilden. Zwar sind
dann gegenüber
nur einer Dreier-Gruppe mehr Teilmessungen vorzunehmen, jedoch kann
die Kalibrierung der Dreier-Gruppen
untereinander und die Kalibrierung der Dreier-Gruppen mit den übrigen Toren parallel erfolgen,
so daß die
Zeit für
die Kalibrierung vermindert werden kann.
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Nachfolgend
wird die Erfindung unter Bezugnahme auf die Zeichnung näher beschrieben.
In der Zeichnung zeigen:
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1 eine
erste Konfiguration eines Netzwerkanalysators, bei welchem das erfindungsgemäße Verfahren
angewandt werden kann;
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2A eine
zweite Konfiguration eines Netzwerkanalysators, bei welchem das
erfindungsgemäße Verfahren
angewandt werden kann;
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2B eine
dritte Konfiguration eines Netzwerkanalysators, bei welchem das
erfindungsgemäße Verfahren
angewandt werden kann;
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3A ein
Signalgraph zur Erläuterung
des erfindungsgemäßen Verfahrens,
wobei das Tor T1 das Quelltor QT ist;
-
3B ein
Signalgraph zur Erläuterung
des erfindungsgemäßen Verfahrens,
wobei das Tor T2 das Quelltor QT ist;
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4 einen
Netzwerkanalysator, welcher mit einem automatischen Transfer-Standard
gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren
kalibriert wird;
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5 einen
Netzwerkanalysator, der mit zwei automatischen Transfer-Standards
gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren
kalibriert wird;
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6 zwei
Netzwerkanalysatoren, die über
einen Zweitor-Standard miteinander verbunden sind;
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7A einen
Signalgraph zur Erläuterung
eines aus dem Stand der Technik bekannten Verfahrens; wobei das
Tor T1 das Quelltor QT ist; und
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7B einen
Signalgraph zur Erläuterung
eines aus dem Stand der Technik bekannten Verfahrens; wobei das
Tor T2 das Quelltor QT ist.
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1 zeigt
anhand eines 3-Tor-Netzwerkanalysators den Aufbau eines n-Tor-Netzwerkanalysators mit
n + 1 komplexwertigen Meßstellen.
Das von der Signalquelle 1 generierte Signal wird mit Hilfe
des Dreitors 2 und der Meßstelle mR 3 gemessen
und anschließend über einen
Schalter 4 auf eines der Dreitore 5, 6 oder 7 geschaltet.
Diese Dreitore sind üblicherweise
direktiv, koppeln also vorzugsweise die vom jeweiligen Meßtor 11, 12 oder 13 kommende
Welle aus, die dann von der zugeordneten Meßstelle mMi 8, 9 bzw. 10 gemessen wird.
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Da
die Komponenten des Aufbaus von 1 in der
Regel nicht ideal sind, liefern die Meßstellen kein exaktes Maß für die hin-
und rücklaufenden
Wellen. Diese Idealitätsabweichungen
werden als Systemfehler bezeichnet. Mit einer rechnerischen Nachbearbeitung
der Meßwerte,
der sog. Systemfehlerkorrektur, können die gesuchten Wellengrößen exakt
rekonstruiert und daraus die S-Parameter
ermittelt werden.
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Alternativ
zum Aufbau von 1 kann man auf die Meßstelle 3 verzichten.
Dies ist in 2A gezeigt. Um dann aber ein
Maß für die zum
Meßobjekt
hinlaufende Welle zu erhalten, muß man die Dreitore 5–7 durch Viertore 14–16 ersetzen
und an jedem der neu hinzugekommenen Tore eine zusätzliche
komplexe Meßstelle 17–19 anschließen. Insgesamt
ergeben sich so 2n komplexwertige Meßstellen für einen n-Tor-Netzwerkanalysator.
Zusätzlich
kann man dann auch noch den Signalwegumschalter 4 weglassen.
Dann muß allerdings
am Signaleingang jedes Viertors 14–16 jeweils ein eigener
Generator 20–22 angeschlossen
werden und diese Generatoren müssen
einzeln aktiviert werden können,
was in 2B dargestellt ist.
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Das
neue erfindungsgemäße Kalibrierverfahren
nutzt die Tatsache aus, daß sich
die Fehlermodelle der einzelnen anhand von 7A und 7B diskutierten
Teilmessungen miteinander verkoppeln lassen. Unter der Voraussetzung,
daß der
Empfänger-Reflexions-Term
rji eines Meßtors nicht davon abhängt, welches Tor
i gerade das Meßsignal
in das Meßobjekt
einspeist, sind die rji mit i = 1 .. n (i ≠ j) identisch.
Diese Voraussetzung läßt sich
durch einen geeigneten Aufbau des Netzwerkanalysators leicht erfüllen.
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Die
Transmissions-Terme tji der Empfangstore
sind beim bisher bekannten Verfahren unterschiedlich für i = 1
.. n (i ≠ j).
Dies resultiert daraus, daß die
tji, die sich zunächst nur auf den Empfänger beziehen,
gleich den Transmissionsgleichlauftermen gesetzt werden. Diese Terme
beschreiben die frequenzabhängigen
Amplituden- und Phasenschwankungen im gesamten Signalpfad der Transmissionsmessung,
inklusive der im Quelltor i. Man kann dies in 7A und 7B daran
erkennen, daß die
Vorwärtstransmissionsfaktoren
fi aller Quell-Fehlerzweitore gleich 1 sind.
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Beim
erfindungsgemäßen Verfahren
werden nun die Vorwärtstransmissionsfaktoren
fi so gewählt, daß neben den rj auch
die tji für i = 1 .. n (i ≠ j) identisch
(= tj) sind.
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Somit
gibt es für
jedes Empfangstor nur noch ein Fehlermodell, unabhängig davon,
von welchem Meßtor
aus das Meßobjekt
gerade gespeist wird, wie aus 3A und 3B erkennbar
ist. Dabei zeigt 3A wieder den Fall, daß das Tor
T1 das Quelltor QT und die Tore T2 und T3 die Lasttore LT sind und 3B zeigt den
Fall, daß das
Tor T2 das Quelltor QT und die Tore T1 und T3 die Lasttore LT sind.
Nicht dargestellt ist der Fall, daß das Tor T3 das Quelltor und
die Tore T1 und T2 die Lasttore sind.
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Dies
bedeutet, daß nur
noch 5 + 6·(n – 1) Fehlerterme
zu bestimmen sind, bei einem Dreitor also 17 Terme. Die Anzahl der
Fehlerterme wächst
also nicht mehr quadratisch mit der Anzahl der Tore n, sondern nur noch
linear. Besonders für
große
n reduzieren sich dadurch die Anzahl der Fehlerterme und der Kalibrieraufwand
erheblich. Es muß nun
nicht mehr zwischen jede mögliche
Kombination von Meßtoren
ein bekanntes Zweitor geschaltet werden. Vielmehr genügt es, drei
beliebige Tore herauszugreifen, die drei möglichen Zweitorverbindungen
dieser drei Tore herzustellen und jedes der übrigen Tore mit einem beliebigen
entweder dieser drei Anfangs-Tore oder einem bereits durch eine
Zweitorverbindung kalibrierten Tor zu verbinden. Die drei Reflexionsstandards
an jedem Tor sind allerdings weiterhin erforderlich.
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Zur
Erläuterung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
werden nachfolgend die Fehlermodelle der Quelltore nicht mehr wie
in
3A und
3B in
Form von Streuparametern dargestellt, sondern es wird auf Transmissionsparameter übergegangen.
Dies erleichtert die mathematische Behandlung. Für jedes Meßtor wird sowohl eine Beschreibung
als Quelltor als auch als Empfangstor angesetzt:
Tor i als
Quelltor:
Tor i als Empfangstor:
-
Dabei
bedeuten:
- ai:
- Am Tor i zum Meßobjekt
hinlaufende Welle
- bi:
- Am Tor i vom Meßobjekt
kommende Welle
- mRi:
- Meßgröße für die zum Meßobjekt
hinlaufende Welle (Referenzkanal)
- mMi:
- Meßgröße für die vom Meßobjekt
kommende Welle (Meßkanal)
Zeilenvertauschte Transmissionsmatrix
des Fehlerzweitors von Quelltor i - ti:
- Empfänger-Transmissionsfaktor
- ri:
- Empfänger-Reflexionsfaktor
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S-Parameter
sind Quotienten aus Wellengrößen. Daher
dürfen
die Wellengrößen normiert
werden, ohne daß sich
die daraus berechneten S-Parameter verändern. Als Normierungsgröße wird
g
221 gewählt. Durch
Normieren und anschließendes
Ausklammern des Elements g
22i' werden die Gl. (1)
und (2) zu
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Aufgrund
des gewählten
Normierungsfaktors gilt g22i' = 1
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Um
nun unbekannte n-Tore messen zu können, müssen die Fehlerterme gij',
ti' und
ri durch eine Kalibrierung ermittelt werden.
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Die
Terme g11i, g12i und
g21i können
im Rahmen der bekannten Reflektometerkalibrierung mit 3 Standards
bestimmt werden, was aus A1 R. A. Hackborn, ”An Automatic Network Analyzer
System”,
HP Journal, Vol. 11, No. 5, Mai 1968, S. 45–52 als solches bekannt ist. Üblicherweise
werden hierfür
ein Leerlauf = O(pen), ein Kurzschluß = S(hort) und ein Abschluß = M(atch)
verwendet, daher die gängige
Bezeichnung OSM-Verfahren. Diese Wahl der Standards ist aber nicht
zwingend. Im allgemeinen Fall können
3 beliebige Standards gewählt
werden, von denen nur gefordert werden muß, daß ihre Reflexionsfaktoren bekannt
und unterschiedlich sind. Diese 3 Reflexionsfaktoren werden im Folgenden
mit ΓO, ΓS und ΓM bezeichnet.
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Wird
z. B. der ”Open”-Standard
mit bekanntem Reflexionsfaktor Γ
O an Tor i (Sendemodus, d. h. Tor i ist Quelltor)
angeschlossen, so gilt:
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In
analoger Weise lassen sich auch Gleichungen für ΓS und ΓM aufstellen,
so daß man
drei Gleichungen für
die drei Unbekannten g11i', g12i' und g21i' erhält. Diese
lassen sich somit für
alle Tore i = 1 .. n eindeutig bestimmen.
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Für das Tor
1 sind nun alle Generatorfehlerterme bekannt, für die übrigen Tore fehlen noch die
g22i'.
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Schaltet
man zwischen Tor 1 und Tor j (j > 1)
ein Zweitor mit bekannter Transmissionsmatrix T
T,
so gilt:
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Für die Vorwärtsmessung
(Quelltor 1) wird (5) mit (3) und (4) zu
-
In
(6) sind alle Größen außer rj und tj' bekannt. Daher können diese
Unbekannten aus (6) bestimmt werden.
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Für die Rückwärtsmessung
(Quelltor j) wird (5) zu
-
Wenn
t1' und
r1 bekannt sind, lassen sich aus (7) die
bisher noch unbekannten g22j' (j > 1) bestimmen. Dabei
genügt
eine der beiden Gleichungen.
-
t
1' und
r
1 können über eine
Transmissionsmessung von einem beliebigen Quelltor i (i ≠ 1) aus ermittelt werden.
Dabei wird ein Gleichungssystem analog zu (6) angesetzt:
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Voraussetzung
ist dabei allerdings wiederum die Kenntnis von g
22i'. Im Folgenden wird
ohne Einschränkung
der Allgemeinheit i = 2 angenommen. Für eine Transmissionsmessung
z. B. von Tor 2 nach Tor 3 läßt sich
ein Gleichungssystem ähnlich
(7) ansetzen:
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Daraus
ergibt sich dann g222', denn t3' und r3 sind
bereits aus (6) schon bekannt. Nun lassen sich aus (8) r1 und t1' und dann mit (7)
die g22j' für j = 3
.. n bestimmen.
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Die
oben skizzierten Schritte stellen nur eine Variante von mehreren
möglichen
Varianten dar. Eine andere Reihenfolge der Schritte und die Verwendung
anderer Tore führen
zum selben Ergebnis.
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Beispielsweise
lassen sich, wenn die Fehlerterme eines Tors i bekannt sind, die
Fehlerterme g
22j', r
j', und t
j' eines Tors j aus
den allgemeinen Beziehungen
und
ermitteln.
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Allgemein
läßt sich
das erfindungsgemäße Verfahren
wie folgt beschreiben: An jedem der n Tore wird zunächst eine
separate Eintorkalibrierung durchgeführt. Dann greift man eine Anfangs-Gruppe
von drei beliebigen Toren heraus, von denen jedes mit jedem über einen
bekannten Zweitorstandard verbunden wird. So bestimmt man alle Quelltor-
und Empfängerterme
dieser drei Tore. Schließlich
wird jedes der übrigen
n – 3
Tore mit einem beliebigen der bereits kalibrierten Tore verbunden
und eine Transmissionsmessung in Vor- und Rückwärtsrichtung durchgeführt. Die
Gruppe erweitert sich dabei sukzessive jeweils um ein weiteres Mitglied (neues
kalibriertes Tor) und noch nicht kalibrierte Tore können zur
Kalibrierung entweder mit den drei Anfangs-Mitgliedern der Gruppe
und mit einem später
hinzugekommenen Mitglied der Gruppe verbunden werden.
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Da
an die Streuparameter der bekannten Ein- und Zweitorstandards keine
besonderen Anforderungen, insbesondere in Bezug auf Anpassung, Dämpfung oder
Frequenzgang, gestellt werden, kann man sie auch durch einen automatisch
schaltbaren Transferstandard realisieren. Dies ist in 4 und 5 gezeigt.
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In 4 ist
ein Netzwerkanalysator NWA mit zwölf Meßtoren T1 bis T12 gezeigt.
Sämtliche
Meßtore sind über eine
Schaltmatrix SM mit den Eintor-Standards ET-O, ET-S und ET-M verbindbar.
Ferner sind sämtliche
Meßtore
paarweise über
die Schaltmatrix SM mit dem Zweitor-Standard ZT verbindbar. Im dargestellten Beispiel
werden als Eintor-Standards
ein Leerlauf (Open, Eintor-Standard ET-O), ein Kurzschluß (Short,
Eintor-Standard ET-S) und ein definierter Abschluß (Match,
z. B. 50 Ω,
Eintor-Standard ET-M) verwendet. Die Schaltmatrix SM bildet zusammen
mit den Eintor-Standards ET-O, ET-S, ET-M und dem Zweitor-Standard ZT den schaltbaren
Transfer-Standard TS. Im dargestellten Beispiel wird die Anfangs-Dreier-Gruppe
G aus den drei Meßtoren
T1, T2 und T3 gebildet.
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Während bei
der Anfangs-Gruppe noch jedes Tor T1; T2; T3 mit den jeweils anderen
Toren T2, T3; T1, T3 bzw. T1, T2 verbunden werden muß, ist für die übrigen Tore
T4–T12
jeweils nur noch eine Zeittormessung über den Zweitor-Standard ZT erforderlich.
Beispielsweise wird T4 mit T1 verbunden und kalibriert. T5 kann dann
entweder mit einem Mitglied der Anfangs-Gruppe bestehend aus T1,
T2, T3 oder mit dem später
hinzugekommenen Mitglied T4 verbunden werden usw.. Dabei wird die
Gruppe G sukzessive durch jeden Kalibrierschritt um ein Mitglied
T4, T5 ... erweitert.
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5 zeigt
ein Ausführungsbeispiel
zur Kalibrierung eines Netzwerkanalysators NWA, bei welchem zwei
Anfangs-Dreier-Gruppen
G1 und G2, bestehend einerseits aus den Meßtoren T1, T2, T3 und andererseits
aus den Meßtoren
T7, T8 und T9, gebildet werden. Zunächst erfahren die Meßtore T1
bis T6 eine Eintor-Kalibrierung mit den Eintor-Standards ET1-O, ET1-S und ET1-M, während die
Meßtore
T7 bis T12 parallel dazu eine Eintor-Kalibrierung mit den Eintor-Standards
ET2-O, ET2-S und ET2-M erfahren. Dann wird mit dem Zweitor-Standard
ZT1 eine Zweitor-Kalibrierung
nach dem 10-Term-Verfahren für
alle paarweisen Verbindungen innerhalb der Anfangs-Gruppe G1 durchgeführt und
parallel dazu eine Zweitor-Kalibrierung mit dem Zweitor-Standard
ZT2 für
alle paarweisen Verbindungen innerhalb der Anfangs-Gruppe G2. Schließlich wird
ein Meßtor
der Gruppe G1, beispielsweise das Meßtor T1, über den Zweitor-Standard ZT1
mit den Meßtoren
T4, T5 und T6 verbunden, während
ein Meßtor
der Gruppe G2, beispielsweise das Meßtor T7, über den Zweitor-Standard ZT2
mit den verbleibenden Meßtoren
T10, T11 und T12 verbunden wird. Natürlich können auch hier wechselnde,
bereits kalibrierte Referenz-Meßtore
verwendet werden, die bereits zu der sich sukzessive erweiternden
Gruppe G1 bzw. G2 gehören.
Dann sind noch zwei Meßtore
der beiden End-Gruppen
G1 mit T1 bis T6 und G2 mit T7 bis T12, beispielsweise die Meßtore T6
und T7, über
einen Zweitor-Standard
zu verbinden. Im Beispiel erfolgt dies über die Schaltmatrix SM2 und
den Zweitor-Standard ZT.
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Es
ist auch möglich,
zwei oder mehr in sich vollständig
kalibrierte Netzwerkanalysatoren A, B, C etc. zu einem Gesamtsystem
zusammenzufügen,
indem man ein beliebiges Tor i von Netzwerkanalysator A mit einem
beliebigen Tor j von Netzwerkanalysator B bzw. C etc. über einen
bekannten Zweitorstandard verbindet. Aus einem Gleichungssystem
analog zu (8) läßt sich
der Quotient c der Normierungsfaktoren von Netzwerkanalysator A
und B bzw. C etc. bestimmen:
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Multipliziert
man die Fehlerterme von Netzwerkanalysator B mit c, so sind sie
kompatibel zu denen von Netzwerkanalysator A. Zum Beispiel kann
man so zwei 4-Tor Netzwerkanalysatoren zu einem vollständig kalibrierten
8-Tor Netzwerkanalysator
zusammenfassen. Es muß lediglich
darauf geachtet werden, daß die
beiden Geräte
synchronisiert werden, um vektoriell messen zu können. Dies ist in 6 veranschaulicht.
Der Netzwerkanalysator NWA-A hat die vier Tore T1A,
T2A, T3A und T4A, während
der Netzwerkanalysator NWA-B die vier Tore T1B,
T2B, T3B und T4B hat. Im gezeigten Beispiel ist das Tor
T4A des Netzwerkanalysators NWA-A mit dem
Tor T1B des Netzwerkanalysators NWA-B verbunden.
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Die
Korrekturrechnung zur Ermittlung der gesuchten Streumatrix S
DUT entspricht dem in der
DE 199 18 697 A1 beschriebenen
Verfahren. Mit Kenntnis der Fehlerterme können für jeden Anregungszustand des
Meßobjekts
die Wellen a
i' und b
i' nach (3) und (4)
aus den Meßwerten
m
Ri und m
Mi bestimmt
werden:
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Wird
jedes Tor einmal als Quelltor betrieben, wobei die übrigen Tore
empfangen, erhält
man n Gleichungssysteme (13). Die a'- und b'-Vektoren nebeneinander geschrieben
ergeben eine Matrixgleichung, die nach SDUT aufgelöst werden
kann.
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Durch
das erfindungsgemäße Verfahren
läßt sich
die Anzahl der Teilmessungen erheblich reduzieren. Der Kalibrieraufwand
steigt nicht mehr quadratisch mit der Anzahl der Meßtore n
an.