-
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung
zum Verschieben von Seitenzähnen
in distaler Richtung. Die Vorrichtung ist derart ausgestaltet, dass
auf den Zahn definierte Kräfte
wirken können,
die eine kontrollierte horizontale Verschiebung und gegebenenfalls
auch Rotation des Zahnes in vorbestimmten Richtungen ermöglichen.
-
Häufiges
Ziel kieferorthopädischer
Behandlungen ist es, die Seitenzähne
(Prämolaren
und Molaren) in Oberkiefer oder Unterkiefer zu distalisieren und
in dem zu behandelnden Kiefer zu verlagern, um beispielsweise einen
Engstand in diesem Bereich aufzulösen. Um Molaren zu verschieben
sind verschiedene auf dem Markt befindliche Vorrichtungen bekannt.
-
Zu diesem Zweck hat man unter anderem auch
eine Vorrichtung geschaffen, die aus zwei einander greifenden U-förmigen Stahlbogen
besteht. Die zur Distalisation benötigte Kraft wird bei dieser bekannten
Vorrichtung über
ein elastisches Band erzeugt, das beidseits an den hakenförmigen Enden des
sogenannten. Außenbogens
eingehängt
und mit Spannung um den Nacken gelegt wird. Die freien Enden des
Innenbogens werden jeweils in ein Verankerungsröhrchen eingesteckt, das an
einem der zu behandelnden Zähne
fixiert ist. Üblicherweise
ist das Verankerungsröhrchen
dabei an ein dem Zahn anliegenden Stahlband angeschweißt (
DE-OS 29 52 728 ).
-
Dabei wird die Einschubtiefe der
Innenbogenenden durch sog. Stops festgelegt, so dass die vom Nackenzug
erzeugte elastische Kraft in distaler Richtung auf die Seitenzähne übertragen
wird.
-
Die miteinander verschweißten Außen- und Innenbogen
bei dieser als sog. Headgear vorbekannten Apparatur werden durch
Konturierung für
jeden Patienten individuell angepasst und sind somit nur für eine Behandlung
verwendbar. Auch ist es möglich, dass
die Behandlung eines Patienten mehrere individuell angepasste Headgears
erfordert. Diese vorbekannte Apparatur kann lediglich zur Distalisation
von Zähnen
im OK eingesetzt werden, da bei Einsatz im UK es zu einer ungünstigen
Belastung der Kiefergelenke mit möglicher entsprechender Schädigung der Gelenkstrukturen
kommen kann.
-
Wissenschaftliche Untersuchungen
haben gezeigt, dass ein Behandlungserfolg mit Verlagerung der Zähne erst
dann einsetzt, wenn die zu deren Distalisation notwendige Vorrichtung
mehr als 10 Stunden täglich
ununterbrochen getragen wird. Die empfohlene tägliche Mindesttragedauer derartiger
Apparaturen ist etwa 12 bis 14 Stunden.
-
Dies macht erforderlich, dass die
eingangs beschriebene, vorbekannte Apparatur vom Patienten über die
Nacht, aber auch tagsüber
für mehrere
Stunden getragen werden muss.
-
Daher wurde bereits auch eine Vorrichtung geschaffen,
bei der die Kraft zur Distalisation intraoral durch gegenpolig sich
gegenüberliegende,
einander abstoßende
Magnete erzeugt wird. Während
jeweils ein Magnet an dem zu bewegenden Zahn fixiert ist, ist der
entsprechende Gegenmagnet jeweils an dem mesial stehenden, benachbarten
Backenzahn fixiert. Entlang eines die gegenüberliegenden Magnete durchsetzenden
Führungsdrahtes
kann somit der zu bewegende Seitenzahn gegen das Widerlager des übrigen Zahnbogens
in distale Richtung verlagert werden.
-
Die bekannten Vorrichtungen weisen
unter anderem die folgenden Nachteile auf:
- – keine
definierte zweidimensionale Verschiebung in Zahnbogenrichtung.
- – gleichzeitige
Rotationen des zu verschiebenden Zauhnes ist nicht möglich.
- – keine
Möglichkeit
zur einfachen Entfernung und Reposition des Gerätes.
- – keine
Möglichkeit
zur Aktivierung (definierte Verstellung) außerhalb des Mundes.
- – das
Verkanten der Apparatur bei nichtzentrischem Angriffspunkt der Verschiebekraft
kann zu einem Kippen des zu verschiebenden Zahnes führen.
- – auf
den zu verlagernden Zahn werden Drehmomente ausgeübt, welche
einerseits die Zahnkrone in Richtung der ziehenden Kraft kippen
und den Zahn andererseits um seine Längsachse drehen.
- – zum
Einstellen der Zugkraft von Federn ist die Feder mit Hilfe eines
Bindedrahtes zu spannen und zu fixieren. Zum Nachspannen muss der
Bindedraht gelöst
und unter Verkürzung
frisch gespannt werden.
- – bei
einer bekannten Vorrichtung ist nachteilig, dass sich Teile zwischen
dem Zahnfleisch und der Wange befinden, wo sie als besonders störend empfunden
werden.
- – Geräte der Gattung
Pendulum-Apparaturen üben
eine Kraft auf einer kreisförmigen
Bahn aus, die zu unerwünschten
Bewegungen nach palatinal führen.
- – gestörter Nachtschlaf
durch extraorale, sperrige Teile der Vorrichtung.
- – ästhetische
Beeinträchtigung
durch extraorale, sperrige Teile der Vorrichtung.
- – Verletzungsrisiko
durch abstehende extraorale Teile der Vorrichtung.
- – bei
Apparaturen die ausschließlich
an den Zähnen
abgestützt
werden, kommt es durch die reziproke Kraft zu einer unerwünschten
Verschiebung der zur Verankerung herangezogenen Zähne in die
Gegenrichtung.
-
Der vorliegenden Erfindung liegt
die Aufgabe zugrunde, die oben beschriebenen Nachteile zu vermeiden
und die Möglichkeit
zu schaffen, Zähne
zweidimensional kontrolliert und definiert zu verschieben, ohne
dass Kippbewegungen des zu verlagernden Zahnes ausgelöst werden.
Rotationsbewegungen des Zahnes werden in einer kontrollierten Art
und Weise möglich.
-
Die Vorteile dieser Distalisationsapparatur werden
nachstehend beschrieben:
- – Zum Einbau der Vorrichtung
sind keine Hilfsapparaturen wie Schablonen oder Ähnliches nötig
- – Die
Vorrichtung ist einfach einzusetzen.
- – Die
Vorspannung der Vorrichtung ist einfach einzustellen.
- – Reibungsarme
Funktion.
- – Die
Vorrichtung eignet sich zum Verschieben von Seitenzähnen nach
distal. Das Verschieben von Seitenzähnen nach distal stellt die überwiegende
Anzahl der auftretenden Anwendungsfälle dar.
- – Die
Vorrichtung ist einfach und muss während der Behandlung nicht
nachgerüstet
werden. Führungsteile
(Spanndraht und weitere Brackets) werden nicht benötigt.
- – Durch
die gekapselte Ausführung
der Vorrichtung ist bestmögliche
Hygiene gegeben.
- – Es
entstehen keine ästhetischen
Beeinträchtigungen
des Patienten.
- – Der
Schlaf des Patienten wird nicht durch ausserhalb des Mundes liegende
Apparaturteile beeinträchtigt.
- – Durch
den komplett intraoralen Einbau der Vorrichtung werden Verletzungsrisiken
durch im Gesichtsbereich liegende Teile verhindert.
- – Durch
die Abstützung
im Gaumenbereich werden die übrigen
Zähne des
Zahnbogens nicht ungünstig
beeinflusst.
- – Die
Schubelemente können
bei Bedarf auf einfachste Weise ausgetauscht werden.
- – Durch
die zusätzliche
Abstützung
der Apparatur im Gaumen kommt es nur zu geringen Belastungen der
zur Fixierung dienenden Zähne.
- – Die
Vorrichtung ist beim Lachen und Zeigen der Zähne kaum sichtbar.
- – Mit
der Grundkonstruktion der Kunststoffbasisplatte (1) mit
der Verankerungsplatte (5) ist es möglich, entweder nur einen oder
zwei Zähne gleichzeitig
zu verschieben.
-
Im Folgenden wird die Funktionsweise
dieser Distalisationsapparatur beschrieben.
-
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass
im vorderen Bereich des Gaumens eine, für den Patienten individuell
angepasste Kunststoffbasisplatte (1) hergestellt und eingepasst
wird. Die Fixierung im Mund erfolgt vorzugsweise durch direktes
Ankleben von in der Kunststoffbasisplatte (1) eingegossenen
Retentionsdrähten
(2) im Kauflächenrelief
von nicht zu distalisierenden Seitenzähnen Eine weitere Ausgestaltung
erlaubt die Fixierung an bekannten Zahnbändern.
-
In die Kunststoffbasisplatte (1)
wird eine Verankerungsplatte (5) versenkt so eingegossen
dass sie mit der Kunststoffbasisplatte (1) an der Oberfläche eine
Ebene bildet und somit keine scharfen Kanten aufweist.
-
An dem zu verschiebenden Backenzahn
(6) wird mittels eines Zahnbandes (7) ein Gegenlagerblock
(8), vorzugsweise durch Schweißen an das Zahnband, starr
befestigt.
-
Zum definierten Verschieben des Zahnes sind
zwei achsparallel angeordnete, teleskopierende Schubelemente (9)
vorgesehen. Mit ihren beiden Enden (10, 11) greifen
diese in Aufnahmemöglichkeiten (12, 13 und 14, 15),
die vorzugsweise als Bohrungen ausgestaltet sind, in der Verankerungsplatte
(5) und im Gegenlagerblock (8) ein. Diese Aufnahmemöglichkeiten
(12, 13 und 14, 15) sind zueinander
so angeordnet, dass ihre gedachten Verbindungslinien ein geometrisches
Parallelogramm bilden.
-
Die beiden teleskopierenden Schubelemente
(9) weisen jeweils die folgenden Konstruktionsmerkmale
auf:
Das teleskopierende Schubelement (9) wird vorzugsweise
durch einen Zylinder (16) gebildet, in dem sich auf der
jeweils dem zu verschiebenden Zahn zugewandten Seite ein Bolzen
mit Gewinde (17) befindet, der auf der dem Gegenlagerblock
(8) zugewandten glatten Seite vorzugsweise um 90° abgewinkelt
ist und in die auf dem Gegenlagerblock (8) befindlichen Aufnahmemöglichkeiten
(14, 15) eingreift. Am Gegenlagerblock (8)
ist eine Feder (18), vorzugsweise aus geradem Rundstahl,
in der Mitte zwischen den beiden Aufnahmemöglichkeiten (14, 15)
fixiert. In diese Feder greift beidseitig jeweils eines der beiden abgewinkelten
Bolzenteile (16) so ein, dass die Feder (18) in
eine in den Bolzen (17) eingearbeitete, vorzugsweise halbkreisförmige Nut
(19) in der Weise einschnappt, dass der Bolzen (17)
im Gegenlagerblock (8) reversibel fixiert ist.
-
Auf der der Verankerungsplatte (5)
zugewandten Seite des teleskopierenden Schubelementes (9)
ist ein Schiebebolzen(10) in diesem axial verschiebbar
angeordnet, der zu dieser Seite hin ebenfalls vorzugsweise um 90° abgewinkelt
ist und in gleicher Weise in der Verankerungsplatte (5)
reversibel fixiert ist wie der Bolzen (17) im Gegenlagerblock
(8).
-
Zwischen den beiden Bolzen (10 und 17)
ist eine Feder (20), vorzugsweise Spiralfeder, eingesetzt,
deren definierte Vorspannung durch Drehen des Zylinders (16),
vorzugsweise mittels eines Stifts, der in die Querbohrungen (21)
des Zylinders (16) eingreift, verändert werden kann.
-
Auf der Verankerungsplatte (5)
ist eine Querverstellvorrichtung (22) aufgesetzt. Ein als
Halteklammer ausgebildeter Bügel
(25), der auf dem Schiebebolzen(10) aufsitzt,
bewegt oder fixiert das ganze Parallelogrammsystem durch eine in
einem drehbaren Bundbolzen (24) bewegbare Stellschraube.
-
Die Einwirkung auf den zu bewegenden
Backenzahn (6) kann verschiedenartig gestaltet werden:
- 1) Durch Einstellung der gleichen Vorspannung der
beiden Federn (20) kann der Backenzahn (6) in
Achsrichtung der beiden teleskopierende Schubelemente (9)
verschoben werden
- 2) Durch Einstellung unterschiedlicher Vorspannung der beiden
Federn (20) kann der Backenzahn (6) in entweder
nach aussen oder nach innen verschoben und bei Bedarf gleichzeitig
gedreht werden.
- 3) Bei grossen Verschiebewegen kann eines oder beide teleskopierenden
Schubelemente (9) auf einfachste Weise durch herausziehen
des kürzeren
und eindrücken
eines längeren
teleskopierenden Schubelements (9)ausgeweuchselt werden, ohne
dass grosse Arbeiten im Mund des Patienten anfallen.
- 4) Wenn der Zahn seine gewünschte
Endposition erreicht hat, kann dieser durch zwei den teleskopierenden
Schubelementen (9) ähnlichen
Fixierzylindern (26) in seiner Lage festgehalten werden.
-
Durch die im Vergleich zu anderen
Vorrichtungen geringen Abmessungen und der weitgehend glatten Oberflächen der
einzelnen Komponenten des Systems ist die Belastung des Patienten
sowohl während
der Behandlung als auch während
des täglichen Lebens
gegenüber
bekannten Vorrichtungen wesentlich gemindert.