Gegenüber diesem Stand der Technik
liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
und ein System zum Erfassen und Analysieren von Krankheitsbildern
und deren Ursachen sowie zum Ermitteln geeigneter Therapievorschläge zu schaffen,
welche auch bei sehr komplexen Krankheitsursachen und Krankheitsbildern
zu einer Diagnose und einem entsprechenden Therapievorschlag führen, die
ein Maximum an Diagnosesicherheit und ein Minimum an Risiko der
entsprechenden Therapie für
den Patienten bewirken.
Hinsichtlich des Verfahrens wird
diese Aufgabe durch die in Anspruch 1 dargelegten Merkmale gelöst.
Hinsichtlich des Systems wird die
der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe durch die in Anspruch 11
dargelegten Merkmale gelöst.
Die wesentlichen Merkmale der vorliegenden
Erfindung bestehen in den folgenden Schritten:
- a)
Erstellen mindestens eines Satzes von Anamnesefragen und Speichern
dieses Satzes in einem Datenspeicher,
- b) Erstellen eines Satzes von Daten über Krankheitsursachen und
Speichern dieses Satzes in einem Datenspeicher,
- c) Bereitstellen eines Computerprogramms, welches nach einem
vorgegebenen Regelwerk Anamnesefragen auswählt und präsentiert,
- d) Erfassen der Antworten auf die Anamnesefragen,
- e) Erzeugen eines Satzes möglicher
Diagnosen auf der Basis der Antworten, die in Schritt d) erfaßt wurden
und gegebenenfalls Erzeugen von Untersuchungs- bzw. Testvorschlägen zur
weiteren Eingrenzung der Diagnosen,
- f) Erstellen eines oder mehrerer Diagnosevorschläge und
- g) Erstellen eines oder mehrerer Therapiervorschläge, wobei
insbesondere die Schritte e) bis g) automatisch unter der Steuerung
eines interaktiven Computerprogramms ablaufen.
Bei der Erstellung des Satzes von
Anamnesefragen, der in einer entsprechenden Datei bzw. einem Speicher
eines Computersystems gespeichert ist, kann man alle aktuellen wissenschaftlichen
Erkenntnisse zusammenfassen, ohne daß man auf die Kenntnis eines
einzelnen Arztes und dessen aktuelles Erinnerungsvermögen beschränkt wäre. Dies führt zu einem
sehr umfangreichen und (theoretisch) kompletten Satz von Anamnesefragen,
der zwar in seiner Gesamtheit nicht auf einen einzelnen Patienten
zur Anwendung kommen muß,
der aber im Prinzip alle denkbaren und alle bekannten in der wissenschaftlichen
Literatur erfaßten
der mit dem betreffenden Verfahren zu diagnostizierenden Krankheiten abdeckt.
Es versteht sich, daß der
Satz von Anamnesefragen durchaus auf ein bestimmtes medizinisches Fachgebiet
beschränkt
sein kann, wie zum Beispiel auf die Allergologie.
Weiterhin wird gemäß der Erfindung
ein Satz von Daten über
Krankheitsursachen erstellt, und auch dieser Satz wird in einem
Datenspeicher eines Computers gespeichert. Dabei versteht es sich,
daß der
Satz von Anamnesefragen und der Satz von Krankheitsursachen in der
Weise aufeinander abgestimmt sind, daß mit dem Satz von Anamnesefragen auch
tatsächlich
jede in dem Satz von Krankheitsursachen erfaßte Krankheitsursache bzw.
daraus resultierende Symptome direkt oder indirekt abgefragt werden.
Auch der Satz von Daten über Krankheitsursachen
hat einen Umfang, der dem aktuellen wissenschaftlichen Stand entspricht,
wobei es sich versteht, daß bei
einem einzelnen Patienten nur ein winziger Bruchteil der insgesamt
gespeicherten Krankheitsursachen in Betracht kommt.
Eine Besonderheit der vorliegenden
Erfindung liegt nunmehr in der Bereitstellung eines Computerprogramms,
welches Anamnesefragen auswählt
und präsentiert,
und zwar nach einem ganz bestimmten Regelwerk, welches die Auswahl
und Präsentation
weiterer Fragen von der Antwort auf vorherige Fragen bzw. von der
Eingabe von Vorabinformationen abhängig macht. Erst auf diese
Weise ist es möglich,
den umfassenden Satz von Anamnesefragen auf einen praktisch vertretbaren
Umfang einzuschränken
und dennoch nach Möglichkeit
keine Lücken
bei der Nachforschung nach den Ursachen einer konkret vorliegenden
Krankheit offen zu lassen.
Beispielsweise gibt es geschlechts-
und/oder altersspezifische Fragen, die selbstverständlich nicht gestellt
zu werden brauchen, wenn der betreffende Patient nach den entsprechend
eingegebenen Vorabinformationen nicht in die betreffende Alterskategorie
fällt oder
nicht dem entsprechenden Geschlecht angehört, für welches die besagten Fragen
spezifisch sind. Darüber
hinaus schließen
Antworten auf bestimmte Fragen, wiederum unter Berücksichtigung weiterer
Informationen, wie zum Beispiel der Vorabinformationen oder bereits
anderer beantworteter Fragen, die Antworten auf bestimmte zusätzliche Fragen
ein oder machen diese aus sonstigen Gründen obsolet. Andere Antworten
legen wiederum ganz bestimmte zusätzliche Fragen nahe, wie zum
Beispiel im Falle von Nahrungsmittelallergien, wo nach einer einleitenden
Frage nach gastrointestinalen Beschwerden eingehende Fragen zur
Eingrenzung des möglichen
Nahrungsmittels gestellt werden. Gerade diese ergänzenden
Fragen zur Ermittlung der möglichen
Krankheitsursachen im Falle von Allergien oder aber auch von Kontraindikationen
und möglichen Wechselwirkungen
sollten und müssen
möglichst vollständig gestellt
und abgeklärt
werden. Da das Computerprogramm aufgrund des in ihm implizit enthaltenen
Regelwerks die logischen Zusammenhänge aller Fragen miteinander
verknüpft
und nur die Fragen zuläßt bzw.
präsentiert,
die tatsächlich
zur Abklärung
eines Krankheitsbildes notwendig sind und alle übrigen Fragen, insbesondere
auch solche, die sich durch logische Verknüpfung bereits gegebener Antworten
erübrigen,
nicht stellt oder höchstens
zur Absicherung und Kontrolle stellt, wird die Gesamtzahl der Fragen
auf ein vernünftiges
Maß reduziert
und es werden dennoch alle denkbaren wichtigen Informationen erfaßt, die
für eine
Diagnose und/oder einen Therapievorschlag wichtig sind.
Beispielsweise kann dieses Computerprogramm-Modul
auch bereits während
der Beantwortung einzelner Anamnesefragen oder nach Eingabe der
entsprechenden Antworten eine Diagnose und eine entsprechende Therapie
in der Tendenz feststellen, in einer solchen Therapie gegebenenfalls
anzuwendende Medikamente berücksichtigen
und kann daher schon in diesem Stadium auch gleich Fragen nach möglichen
Kontraindikationen und/oder Medikamentenunverträglichkeiten präsentieren,
so daß schon
während
der Anamnese bestimmte, sich abzeichnende Therapien ausgeschlossen
oder bevorzugt werden.
Die Antworten auf die Anamnesefragen
werden erfaßt
und in einen Computer eingegeben und bilden einen speziell zu einem
Patienten gehörenden Datensatz.
Auf der Basis dieses Satzes wird ein Satz von möglichen Diagnosen erzeugt,
und es werden gegebenenfalls auch Untersuchungs- bzw. Testvorschläge erzeugt,
um die Diagnose besser einzugrenzen, insbesondere wenn sich aufgrund
der Symptomatik und der beantworteten Fragen mehrere verschiedene
Diagnosen anbieten bzw. als möglich
erweisen. Nach manueller und/oder automatischer Erfassung der Untersuchungs-
bzw. Testergebnisse wird auf der vorhandenen Basis ein Diagnosevorschlag
(gegebenenfalls auch mehrere Diagnosevorschläge) erstellt und darauf beruhend
wiederum einer oder mehrere Therapievorschläge unterbreitet.
All diese letztgenannten Schritte
nach der Eingabe der Antworten auf die Anamnesefragen laufen unter
der Steuerung eines interaktiven Computerprogramms automatisch ab.
Das Computerprogramm wird deshalb vorzugsweise interaktiv ausgestattet,
weil es dann möglich
ist, daß der
behandelnde Arzt aufgrund seiner zusätzlichen praktischen Erfahrung
und wegen seiner Verantwortlichkeit selbst noch eine Auswahl unter
den vorgeschlagenen Diagnosen und/oder Therapien vornehmen und die
eine oder andere aussondern oder auch bevorzugen kann. Außerdem ist
es prinzipiell möglich,
dass der Patient selbst die Antworten in den Computer eingibt der
Ihm nachweinander die einzelnen Fragen präsentiert, ohne dass es dazu
der Mithilfe, möglicherweise
abgesehen von einer anfänglichen
Einweisung, eines Arztes bedarf.
Vom Arzt können gegebenenfalls auch Zusatzfragen
erzeugt und vom Patienten beantwortet werden.
Auch mit dem erfindungsgemäßen Verfahren und
dem entsprechenden System behält
also der Arzt seine volle Entscheidungsfreiheit und Verantwortlichkeit,
wird aber durch die auf der Basis von Vorabinformationen und laufend
eingegebenen Antworten in optimierter Weise nach einem vorgebbaren und
vorzugsweise auch veränderbaren
oder einstellbaren Regelwerk ausgewählten Anamnesefragen unterstützt, was
nicht nur Zeit einspart, sondern vor allem die Treffsicherheit der
Diagnose- und Therapievorschläge drastisch
verbessert.
Das entsprechende System zum Erfassen und
Analysieren von Krankheitsbildern und deren Ursachen sowie zum Ermitteln
von passenden Therapievorschlägen
weist
- a) einen Speicher mit einem gespeicherten
Satz von Anamnesefragen,
- b) einen gespeicherten Satz von Daten über Krankheitsursachen, einschließlich pathogener und/oder
allergener Stoffe,
- c) einen Computer mit einem Computerprogramm, welches nach einem
vorgebbaren Regelwerk Anamnesefragen auswertet und präsentiert,
- d) eine Eingabeeinrichtung zur Eingabe von Patientendaten und
von Antworten auf die Anamnesefragen,
- e) einen Speicher für
die eingegebenen Daten,
- f) einen Computerprogramm, welches die eingegebenen Daten zwecks
Erzeugens einer oder mehrerer Diagnosen und eines oder mehrerer Therapievorschläge verarbeitet
und
- g) eine Ausgabeeinrichtung zum Präsentieren der Fragen, der Diagnosen
und/oder Therapievorschläge
auf.
Es versteht sich, daß das gesamte
Verfahren und das gesamte System aus einem einheitlichen Computerprogramm
oder aber aus mehreren Programmodulen bestehen können. Beispielsweise wäre es möglich, nur
das Anamnesemodul zu benutzen, welches die Anamnesefragen auf der
Basis der Vorabinformationen bereits gegebener Antworten auswählt und
präsentiert,
oder aber man kann auch nur das Diagnose- und Therapiemodul benutzen, wenn
man bereits vorliegende Anamnesen auswerten will, die möglicherweise
nicht oder zu einem früheren
Zeitpunkt mit dem Anamnesemodul erzeugt wurden.
Besonders bevorzugt ist ein Verfahren,
bei welchem die erfaßten
Vorabinformationen mindestens Alter und Geschlecht eines Patienten
sowie optional weitere allgemeine Merkmale, wie zum Beispiel die
Hauptsymptome, betroffene Organe und/oder andere, bereits diagnostizierte
Krankheiten umfassen.
Weiterhin sollten die Anamnesefragen
auch Fragen nach Zeitraum des Auftretens, der Schwere von Symptomen
und der Umweltexposition des Patienten umfassen.
Bevorzugt ist eine Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens,
bei welcher Schritt b) des Erstellens eines Satzes von Daten über Krankheitsursachen
auch eine Auflistung und Speicherung von Allergenen umfaßt.
Darüber hinaus ist ein Verfahren
gemäß der vorliegenden
Erfindung bevorzugt, bei welchem mindestens einem Teil der in Schritt
d) erfaßten
Antworten auf Anamnesefragen Punktwerte zugeordnet werden. Diese
Punktwerte können
ebenfalls in einer bevorzugten Variante des Verfahrens von bestimmten
Antworten oder Antwortgruppen addiert oder miteinander multipliziert
werden, um Gesamtpunktwerte für
ein Antwortgruppe und/oder die gesamte Anamnese zu erzeugen. Dabei
können
die Anamneseantworten mindestens teilweise in diskreten Auswahlstufen
vorgegeben werden. Im einfachen Fall wären dies Fragen, die mit ja/nein
zu beantworten sind, bei Fragen, bei denen zum Beispiel die Schwere
eines Symptoms erfragt wird, kann eine mehrstufige Skala vorgesehen
sein, in die die jeweiligen Antworten einsortiert werden.
Je nachdem, welche Gruppe von Antworten nach
diesem Verfahren einen bestimmten Punktwert überschreitet, wird eine entsprechende
Diagnose und ein daraus resultierender Therapievorschlag zugeordnet.
Es können
aber auch zuvor durch das erfindungsgemäße Computerprogramm Testvorschläge zur weiteren
Eingrenzung der Diagnose- und Therapievorschläge unterbreitet werden.
Besonders bevorzugt ist ein System
gemäß der vorliegenden
Erfindung, bei welchem ein Speicher vorgesehen ist, in dem alle
von Patienten erfaßten
Daten in anonymisierter Form bereitgestellt werden. Ein solcher
Speicher kann bei Bedarf auch bestimmbaren Benutzerkreisen zugänglich gemacht werden
und es können
dort zentral die Anamneseergebnisse einer großen Anzahl von Patienten gespeichert
werden, so daß diese
Daten eine sehr gute Basis für
eine statistische Auswertung bieten. Außerdem können nach dem Stellen von Diagnosevorschlägen und
Therapien auch die Therapieerfolge und die endgültigen Diagnosen in dieses
System eingegeben werden, so daß es
insbesondere möglich wird,
durch Vergleich von späteren
Antworten auf Anamnesefragen mit bereits gespeicherten Antworten
und den entsprechenden Diagnosen und Therapien noch schneller und
erfolgreicher eine sichere Diagnose zu stellen und eine entsprechende
Behandlungsmöglichkeit
anzubieten.
Zweckmäßigerweise weist das erfindungsgemäße System
eine Zugriffsmöglichkeit
auf eine Datenbank mit möglichen
Krankheitsursachen auf, zu denen unter anderem auch Allergene gehören. Diese
Datenbank kann in das System integriert sein, d.h. durch einen lokalen
Speicher gebildet werden, in welchem die Allergendaten bzw. allgemein
Daten über
Krankheitsursachen gespeichert sind und auf welche das betreffende
Computerprogramm Zugriffsmöglichkeit
hat. Es kann allerdings auch eine zentrale Krankheitsursachendatenbank
sein, auf die von einer Vielzahl von Benutzern mit den entsprechenden Programmen
zugegriffen werden kann.
Analog zu dem erfindungsgemäßen Verfahren
weist das Computerprogramm des erfindungsgemäßen Systems eine Skalenbewertung
und Kombination der Skalenbewertung einzelner Antworten auf.
Weitere Vorteile, Merkmale und Anwendungsmöglichkeiten
der vorliegenden Erfindung werden deutlich anhand der folgenden
Beschreibung einer Ausführungsform
und der dazugehörigen
tabellarischen Übersichten,
die konkreten Bildschirmmasken entsprechen.
1 ist
die Tabellarische Übersicht
eines Anamneseergebnisses,
2 bis 5 sind Bildschirmdarstellungen
in Form von Karteikarten für
eine Testvorschlag, einen Patientenfragebogen, ein Testergebnis
und einen Diagnosevorschlag.
Allergie Expertensystem
Die Immunologie und mit ihr die Allergologie unterliegt
einem enormen Entwicklungsprozess. Immer wieder kristallisieren
sich neue klinisch relevante Allergene heraus, wissenschaftliche
Erkenntnisse nehmen ständig
zu. Bei dieser Vielfalt ist es kaum möglich, die Übersicht zu behalten. Der allergologisch
tätige
Arzt steht vor der Herausforderung, aus einer Vielzahl an möglichen
Sensibilisierungen das richtige Therapiekonzept zu erstellen; Komplexität von Anamnese,
Diagnostik, Therapie sowie die Anforderungen an die Prävention
wachsen damit ständig.
Der langfristige Therapieerfolg kann
nur durch qualitativ hochwertige, umfassende und vollständige Durchführung der
Instrumente Anamnese, Diagnostik und Therapie gesichert werden.
Eine strukturierte, vollständige
Anamnese zeigt aus der Vielzahl der Allergene, die für eine Diagnose
notwendigen Allergene zur Testung auf. Alle klinisch relevanten
Allergene mit den entsprechenden Kreuzreaktivitäten müssen beachtet werden. Der Erfolg
der aus der Diagnose abgeleiteten Therapie ist in entscheidendem
Maße von
der Durchführung
abhängig.
Das hier vorgestellte ALLERGIE-EXPERTENSYSTEM" (ALEX) soll den
allergologisch tätigen Arzt
bei dieser Arbeit kompetent unterstützen. In den Bereichen Anamnese,
Diagnose und Therapie, IgE-vermittelter
allergologischer Erkrankungen wird durch strukturiertes Vorgehen,
vollständiges
Abfragen aller relevanten Fragestellungen, eine abgestimmter Diagnose,
eine Therapiedurchführung
gemäß der ÄDA Hinweise
zur Hyposensibilisierung und eine vollständiger Dokumentation aller
Einzelschritte die Therapiequalität und Sicherheit gesteigert.
Diese Ziele sollen mit dem Allergie-Expertensystem ALEX realisiert werden.
In Zusammenarbeit mit 5 Allergologen
aus den Fachbereichen, Dermatologie, HNO, Pädiatrie, Umweltmedizin und
Pneumologie, wurde ein entsprechendes EDV-System entwickelt, das
die oben genannten Bereiche unterstützt. Durch ständige Updates
wird ALEX den neuesten Stand der Wissenschaft in der Allergologie
berücksichtigen.
ALEX ist netzwerkfähig, aber
auch autark, also ohne Anbindung an Praxisverwaltungssysteme zu
betreiben. Die Kommunikation zu den PVS erfolgt über die BDT-Schnittstelle.
Labordaten werden über eine
LDT-Schnittstelle ausgetauscht. Das auf relationale Datenbanken
gestützte
System ist modular aufgebaut. Die einzelnen Module werden im Folgenden kurz
erläutert.
Module des Allergie-Expertensystems
ALEX
1. Praxisverwaltung/Voreinstellungen
(Kapitel 1)
dient zur Einstellung praxisindividueller
Parameter (Praxistyp, Praxisdaten, Testverfahren, Testallergene,
Therapieverfahren etc.)
2. Patientenvervaltung
(Kapitel 2)
zur Erfassung der Patientendaten
(manuell, Chipkarte oder BDT)
zur Patientensuche, u.a.
3. Anamnese (Kapitel 3)
Es stehen verschiedene Anamneseformen (Zielanamnese,
Komplettanamnese, "Meine
Anamnese") zur Verfügung.
Die volle Unterstützung wird durch die Zielanamnese
gegeben.
Alle Anamneseformen werden dokumentiert.
4. Diagnostik (Kapitel
4)
Es werden alle gängigen Testverfahren unterstützt. Mit
der Zielanamnese wird ein Testvorschlag generiert.
Anamnese und Testergebnis werden
als Diagnosevorschlag zur Verfügung
gestellt. Die Bestätigung
des Arztes ergibt die Diagnose.
5. Therapie (Kapitel 5)
Auf Basis der Diagnose und der Voreinstellung
wird ein Therapievorschlag erstellt.
Bei einer Spezifischen Immuntherapie
führt ALEX
durch die mehrjährige
Therapie unter Einhaltung der Dosierungsrichtlinien, Dosierschemata
und der ÄDA-Empfehlung
zur SIT.
6. Organisation (Kapitel
6)
Das Modul Organisation führt Statistiken, übergibt
Patientenlisten zur Therapiefortsetzung an das PVS und unterstützt das
Bestellwesen für
Therapeutika und Testlösungen.
Allergiker Datenbank (Kapitel
7)
Alle erfaßten Daten sollen in einer
DB anonymisiert gespeichert werden. Diese DB soll zu einem späteren Zeitpunkt,
durch Filter, vergleichbare Fälle aufzeigen
und dem behandelnden Arzt weitergehende Informationen zur Verfügung stellen.
1 Modul Praxisverwaltung/Voreinstellungen
Jede allergologisch tätige Praxis
weist individuelle Besonderheiten auf.
Viele dieser Variablen müssen, zur
Berücksichtigung
im Regelwerk, im System hinterlegt werden. Zur Verwaltung dieser
Variablen dient das Modul Voreinstellungen.
Das Modul ist passwortgeschützt und
umfaßt verschiedene
Rubriken.
Innerhalb dieser Rubriken wurden
zur Übersichtlichkeit
die verschiedenen Sachgebiete in "Karteikarten" zusammengefaßt.
2 Modul Patientenverwaltung
Die zur Zeit auf dem Markt befindlichen
Praxisverwaltungssysteme bieten keine Möglichkeit, die für die allergologische
Behandlung erforderlichen Informationen strukturiert und auf Patientenebene
zu bearbeiten, zu bewerten und zu dokumentieren.
ALEX muß daher diese Daten in geeigneter Form
verwalten.
Dazu ist die Patientenführung im
System unabdingbar. Diese Aufgaben werden im Modul Patientenverwaltung
wahrgenommen.
3 Anamnese
Im Mittelpunkt der allergologischen
Diagnostik steht eine vollständige
Anamnese. Fachleute sind sich einig, daß eine gründliche Anamnese die halbe Diagnose
ist.
Bisher wurden dazu meist vorgefertigte
Fragebögen
genutzt, z. B. der Fragebogen nach Prof. Dr. G. Schultze-Werninghaus.
Diese Fragebögen
haben den Nachteil, daß ihre
Bearbeitung sehr zeitintensiv ist.
ALEX bietet drei verschiedene Formen
der Anamnese. Alle drei Formen werden einer modernen Allergiediagnostik
gerecht.
Die Zielanamnese, ein durch ein aufwendiges
datenbankgestütztes
Regelwerk gesteuertes Modul, ist die optimale Form der in ALEX angebotenen
Anamnesen. In einem Fragebogenalgorythmus werden gezielt und patientenspezifisch
nur die notwendigen und relevanten Fragen gestellt. Die Zielanamnese
führt zum
Testvorschlag. Durch einen logischen Entscheidungsbaum werden überflüssige Fragen
unterdrückt,
so daß der
Zeitaufwand bei gleicher Qualität
der Anamnese auf ein Minimum reduziert wird.
Die Komplettanamnese ist ein elektronisches
Formular auf Basis des von Herrn Prof. Dr. Schultze-Werninghaus entworfenen
Fragebogens.
Aus diesem Fragebogen kann in den
Voreinstellungen (siehe Pkt 1.4) ein eigener Fragebogen generiert
werden, der als "Meine
Anamnese" zur Verfügung gestellt
wird.
Alle drei Formen der Anamnese werden
im System als Anamneseergebnis dokumentiert.
Am Anfang jeder der drei verfügbaren Anamneseformen
werden über
ein Formular die für
eine Spezifische Immuntherapie relevanten Kontraindikationen abgefragt.
3.1 Checkliste Kontraindikationen
Zur Spezifischen Immuntherapie wurden
unter anderem durch
- – Den Ärzteverband Deutscher Allergologen (ÄDA)
- – Die
Deutsche Gesellschaft für
Allergologie und klinische Immunologie (DGAI)
- – Weltgesundheitsorganisation
(WHO)
Empfehlungen abgegeben.
ALEX berücksichtigt die dort aufgeführten Kontraindikationen
in seinem Regelwerk über
eine Abfrage, die vom behandelnden Arzt abgearbeitet und bestätigt werden
muß.
Bei Vorliegen einer oder mehrerer
der aufgeführten
Kontraindikationen gibt das System eine entsprechende Warnmeldung.
3.2 Zielanamnese
In der Zielanamnese werden alle Fragestellungen
für eine
optimale allergologische Anamnese geprüft. Da durch das hinterlegte
Regelwerk Fragestellungen ausgegrenzt werden, die auf Grund vorliegender
Informationen beim aktuellen Patienten nicht zum Tragen kommen,
kann diese wesentlich schneller abgearbeitet werden als die anderen
angebotenen Anamneseformen.
Die gemachten Angaben werden über das Regelwerk "just in time" mit den Informationen
verschiedener Datenbanken verglichen und in einem Bewertungsfenster
auf Allergenebene als Verdachtsdiagnosen dargestellt. Dabei werden
Expositionszeitraum, klinische Relevanz und eventuelle Kreuzreaktivitäten in aufwendigen
Operationen bewertet.
Kernstück bildet eine, in dieser Form
einmalige, Allergendatenbank, in der zur Zeit umfassende Informationen
zu über
260 Allergenen vorliegen. Diese Datenbank wird kontinuierlich überarbeitet
und ausgebaut. In regelmäßigen up-date's werden diese neuen
Erkenntnisse an ALEX übergeben.
Alle Informationen aus der Zielanamnese werden
auf Patientenebene im Detail gespeichert. Dies ermöglicht es,
die Anamnese jederzeit nachzuvollziehen.
Nach Beantwortung aller Fragen erstellt ALEX
ein Anamneseergebnis.
Das Ergebnis zeigt die aus der Anamnese relevanten
Allergene sortiert nach klinischer Relevanz mit den in Frage kommenden
Kreuzallergenen.
Dieses Anamneseergebnis wird im System dokumentiert.
Außerdem
kann es ausgedruckt werden, oder als HTML-Datei anderweitig gespeichert werden.
Am Ende der Zielanamnese steht der
Testvorschlag, der übergangslos
in das Modul Diagnose überleitet.
1 ist
eine tabellarische Übersicht
des Anamneseergebnisses, in welcher die bei dem betreffenden Patienten
allergen wirkenden Stoffe hinsichtlich ihrere klinischen Wirkung
geordnet sind.
2 zeigt
einen aus dem Ergebnis gemäß 1 resultierenden, automatisch
generierten Testvorschlag
Meine Anamnese (Kinder)
Meine Anamnese
Das Modul "Meine Anamnese" ruft den in den Voreinstellungen definierten
Patientenfragebogen auf. Mit Hilfe eines online-Formulars können die Patientenangaben
auf einfache Art zeitsparend erfaßt werden.
Außerdem wurde eine Funktion
zum Ausdrucken des Formulars implementiert. Dadurch kann der Fragebogen
dem Patienten mitgegeben werden. Gestützt auf den ausgefüllten Fragebogen
wird der Zeitbedarf beim eigentlichen Anamnesegespräch optimiert.
3.2.1 Patientenfragebogen
Ein Beispiel eines Patientenfragebogens
ist in 3 dargestellt
Der Fragebogen ist in Karteikarten
mit verschiedenen Themenkomplexen unterteilt, die nach Möglichkeit
alle abgearbeitet werden sollten.
Aus den Antworten erstellt das Regelwerk ein
Anamneseergebnis.
4. Diagnostik
Die allergologische Diagnostik wird
durch die Vielzahl der in Frage kommenden Allergene erschwert. Hierzu
stehen dem allergologisch tätigen Arzt
verschiedene Testverfahren zur Verfügung. Alex unterstützt alle
etablierten Testverfahren. Je nach Voreinstellung werden diese Testverfahren
angeboten.
Über
die Zielanamnese erstellt das System einen Vorschlag der zu testenden
Allergene. Diese Vorschlagsliste kann aus verschiedenen ergänzenden Übersichten,
abhängig
von den in der Praxis zur Testung verfügbaren Testallergenen (Voreinstellungen
Praxis), ergänzt
werden.
So kann der Arzt beispielsweise aus
der Übersicht
der kreuzreaktiven Allergene oder aus hinterlegten Standardsets
den Testvorschlag komplettieren. Ebenso ist es möglich, vorgeschlagene Allergenmischungen
durch Einzelallergene zu ersetzen.
ALEX zeigt alle aus der Zielanamnese
zur Testung notwendigen Allergene auf. Nicht alle der aufgeführten Allergene
sind als normiertes Testverfahren verfügbar (z.B. Cephalosporin, verschiedene Milbenarten,
Nahrungsmittel oder Schimmelpilze). Diese Allergene sind im Testvorschlag
gekennzeichnet. In solchen Fällen
muß eine
mögliche
Sensibilisierung durch andere Verfahren abgeklärt werden (z.B. Karenz, Provokation,
Scratch- oder Reibtest).
Testvorschlag
Mit dem Testvorschlag endet das Modul
der Zielanamnese. Gleichzeitig leitet der Testvorschlag in das Modul
Diagnose über.
Aus den anamnestischen Daten berechnet das ALEX-Regelwerk einen
Testvorschlag, in dem alle Allergene aufgeführt werden, für die der
Verdacht einer Sensibilisierung vorliegt. Die lieferbaren Testallergene
sind mit ihren Code's versehen.
Allergene, für
die es keine Testsubstanzen gibt, müßen unter Umständen weiter
anamnestisch abgeklärt
werden, oder durch andere Maßnahmen (z.B.
Karenz bei Nahrungsmitteln) geprüft
werden.
4.1 Testung
Das Testmodul zeigt die in den Voreinstellungen,
als in der Praxis verfügbaren,
hinterlegten Testverfahren als Karteikarten an.
Nach Anwahl der entsprechenden Karteikarte
können
die Testergebnisse erfaßt
werden
4 zeigt
die Bildschirmdarstellung einer entsprechenden Karteikarte, die
das Testergebnis wiedergibt.
4.2. Diagnosevorschlag
Im Diagnosevorschlag werden alle
bisher aus Anamnese und allen durchgeführten Tests vorliegenden Daten
verarbeitet und in einem Diagnosevorschlag in übersichtlicher Form dargestellt.
Zur Diagnose werden allerdings nur
die Allergene vorgeschlagen, bei denen die Testergebnisse eine mögliche Sensibilisierung
signifikant aufzeigen, d.h. die Testergebnisse müssen signifikant über denen
der Kontrollmessungen liegen.
5 zeigt
schließlich
die Bildschirmdarstellung des aus der Anamnese und den Testergebnissen
automatisch abgeleiteten Diagnosevorschlags.
5. Therapie
Die Spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung,
Desensibilisierung, Allergieimpfung) ist die einzige kausale Therapie
zur Behandlung von Typ 1 Allergien.
Die Komplexität der Anamnese und Diagnose
setzt sich auch in der Therapie fort. Der allergologisch tätige Arzt
wird vor die Aufgabe gestellt, aus einer Vielzahl an möglichen
Allergenrezepturen, die auf die Diagnose abgestimmte Therapielösung zu
rezeptieren.
Auch die Durchführung der Spezifischen Immuntherapie
ist wesentlich aufwendiger und komplizierter als die meisten anderen
Therapien in der ärztlichen
Praxis. Es müssen
patientenindividuelle Do sierungen nach vorgegebenen Dosierrichtlinien
beachtet, Spritzintervalle eingehalten und "Kurzanamnesen" vor jeder Injektion durchgeführt werden.
Aus diesem Grunde soll die Spezifische
Immuntherapie nur von allergologisch erfahrenen Ärzten durchgeführt werden.
Das Allergie-Expertensystem ALEX
unterstützt
den Arzt auch bei dieser Aufgabe. Ein kompliziertes Regelwerk und
Kontrollsystem, daß alle
Behandlungsschritte im Detail dokumentiert, begleitet den Arzt aktiv
durch diese anspruchsvolle Therapie.
Die von den Dachorganisationen erlassenen Empfehlungen
werden als Minimalforderungen berücksichtigt.
Auf Basis der Diagnose erstellt ALEX
einen Therapievorschlag.
Dieser Vorschlag berücksichtigt
alle Regeln bezüglich
der Zusammenstellung von Allergenextrakten zur Spezifischen Immuntherapie.
Bei Vorliegen einer Hausstaub- oder
Vorratsmilbenallergie können
Karenzmaßnahmen
die Immuntherapie unterstützen.
5.1 Einverständnis-Erklärung
Zur Durchführung einer Spezifischen Immuntherapie
bedarf es einer Einverständniserklärung des
Patienten.
5.2 Therapievorschlag
Ein aufwendiges Programm berücksichtigt bei
der Erstellung des Therapievorschlages alle Richtlinien.
Es werden nur saisonale Allergene
in einer Mischung vorgeschlagen.
Um einen Verdünnungseffekt zu vermeiden, werden
nur Allergenmischungen mit maximal 4 an Einzelallergenen angeboten.
Zugelassene Fertigarzneimittel werden
preferiert.
5.3 Therapiekontrolle
Die eindeutigen Richtlinien zur Durchführung einer
Spezifischen Immuntherapie werden durch ein komplexes Kontrollsystem überwacht.
Vor jeder Injektion muß eine Kurzanamnese erfolgen,
ohne die eine Injektion nicht durchgeführt werden kann. Alle Informationen
zu jeder einzelnen Injektion werden im Detail dokumentiert.
Die geforderte Kontrollzeit von 30
Minuten wird über
ein entsprechendes Modul gesteuert, kontrolliert und dokumentiert.
Dosisreduzierungen auf Grund verschiedener
Gegebenheiten, z.B. unerwartete Allergenexposition oder Verzögerung der
Injektionsintervalle, werden berechnet, angezeigt und dokumentiert.
Dadurch wird ein Optimum an organisatorischer
Therapiesicherheit erreicht.
4. ORGANISATION
Die Organisation der allergologischen
Praxis wird durch das Modul "to-do-Liste" unterstützt. Das System überwacht
alle relevanten Termine und Lagerbestände.
Notwendige Maßnahmen werden automatisch
angezeigt und in der Durchführung
durch einen hinterlegten work-flow unterstützt (z.B. Serienbriefe etc)
6.1 Re-Call Service
Patienten die das erste bzw. folgende
Therapiejahre durchlaufen haben, die Therapie aber noch nicht abgeschlossen
ist, werden in das Re-Call System übernommen.
Dadurch soll die Therapietreue gesteuert werden,
sodaß vorzeitige
Therapieabbrüche
verhindert und der Therapieerfolg optimiert werden.
Aus den dokumentierten Daten schlägt das System
patientenindividuell Termine zur Fortsetzungstherapie vor.
6.2 Serienbrieffunktion
Das Organisationsmodul beinhaltet
eine Serienbrieffunktion, die es ermöglicht verschiedene Dokumente
zu erstellen.
6.3 Standarddokumente
Über
diese Funktion können
Standarddokumente entworfen und erstellt werden, in die entsprechende
Daten aus der Patientendatei übernommen werden
können
(z.B. Diagnosen, Testergebnisse). Diese Standarddokumente sollen
z.B. bei der Erstellung von Gutachten unterstützen.
6.4 Statistik
Ein Statistiktool gibt dem Arzt jederzeit
Informationen zu seiner allergologischen Tätigkeit.
5. Allergiker
Datenbank
Da alle Patientendaten in strukturierter
und komprimierter Form vorliegen, kann aus diesen Informationen
eine Datenbank gespeist werden.
Diese Daten werden anonymisiert auf
einen geschützten
Server gespeichert, auf den dann die angeschlossenen Praxen zugreifen
können.
Dadurch wird es möglich eigene Patientenfälle mit
vergleichbaren Fällen
anderer Allergologen zu vergleichen und daraus Informationen für eine Therapie
abzugleichen.
D.h. auf Basis einer durchgeführten Anamnese
können
vergleichbare Anamnesen aus dem System selektiert werden. Diese
Patientenfälle
weisen Testergebnisse und Therapien mit entsprechenden Therapieerfolgsparametern
auf, die dem Arzt dann als Entscheidungsgrundlage für seine
Testung, Diagnose und Therapie dienen können.
Aus den hinterlegten Beschwerdebildern (Zeitraum
der Beschwerden, Symptome etc.) kann das System Rückschlüsse ziehen
und sich selbst nachjustieren.
Z.B.:
Der Beschwerdezeitraum
für diagnostizierte
Birkensensibilisierungen verschiebt sich von April/Mai auf März/April.
Das System kann dann in den Test-, Diagnose- und Therapievorschlägen angepasst
werden.
Es ist zukünftig geplant, das gesamte
System im Internet zu installieren, so daß weitere Informationen ausgetauscht
werden können.