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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum edv-gestützten Erstellen und Verarbeiten eines patientenindividuellen Fragebogens und einen patientenidividuellen Fragebogen, der zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens geeignet ist.
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Unter den eine Rehabilitation durchlaufenden Patienten stellen die geriatrischen Patienten eine besondere und zahlenmäßig zunehmende Gruppe in der aktuellen Versorgungslandschaft dar. Hier werden in der Regel Menschen behandelt, die neben der die Rehabilitation begründenden Diagnose weitere, oft chronische Erkrankungen aufweisen. Bei dieser sogenannten Multimorbidität müssen die weiteren Erkrankungen während der Rehabilitation ebenfalls behandelt werden. Geriatrische Patienten leiden zudem häufig unter kognitiven Einschränkungen, Fehl- und Mangelernährung, Inkontinenz und anderen altersspezifischen Problemen. Darüber hinaus spielen Kontextfaktoren wie die häusliche Versorgung nach der Rehabilitation oder der Partnerstatus eine bedeutsame Rolle. Die Besonderheiten dieser Patienten prägen somit auch die geriatrische Rehabilitation.
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Die Behandlung in der geriatrischen Rehabilitation umfasst daher nicht nur medizinische, sondern immer auch therapeutische und pflegerische Aspekte. Die Schwerpunkte der Therapie betreffen vor allem Alltagsfunktionen wie Mobilität und Selbstversorgung und sollten besonders geprägt sein von einer individuellen Zielsetzung und der Nachhaltigkeit der Zielerreichung und Stabilisierung auch nach der Entlassung.
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Für die Überprüfung des Erfolgs einer Rehabilitationsmaßnahme und der sie durchführenden Einrichtung ist eine Qualitätssicherung unumgänglich. Bei einer solchen Sicherungsmaßnahme stehen nicht nur die Strukturqualität, sondern auch die Aspekte der Prozessqualität, der Erlebnisqualität und der Patientenzufriedenheit im Fokus, insbesondere mit Blick auf die somatischen Indikationen, die Geriatrie, MVK oder die Psychiatrie. Die Messung dieser Aspekte erlaubt die Differenzierung verschiedener Rehabilitation-Einrichtung und ermöglicht eine gezielte Beratung der Patienten und die Auswahl einer für den jeweiligen Patienten geeigneten Einrichtung.
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Für eine Messung dieser Aspekte eignet sich insbesondere eine Befragung von aktuellen oder ehemaligen Patienten, die eine Rehabilitationsmaßnahme durchlaufen haben. Eine solche Befragung wird üblicherweise mithilfe eines standardisierten Fragebogens durchgeführt, der ausgefüllt zur weiteren Bearbeitung in ein EDV System eingelesen wird.
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Die hierfür erforderliche Standardisierung des Fragebogens verhindert jedoch die Berücksichtigung von patientenindividuellen Besonderheiten und Wünschen hinsichtlich der Wiedererlangung bestimmter Fertigkeiten. So ist es für viele Patienten von besonderer Wichtigkeit für ihre Lebensqualität, spezielle Fähigkeiten wieder zu erlangen. Hierunter fällt beispielsweise, mit dem Hund wieder spazieren gehen zu können. Einige der hierfür wiederzuerlangen Fähigkeiten sind neben der wieder erlangten Mobilität der sichere Griff einer Leine sowie die ausreichende Standfestigkeit bei Zug des Tieres an der Leine. Insofern können standardisierte Fragebögen den individuellen Rehabilitation-Erfolg nur eingeschränkt abfragen und infolge dessen auch nur unzureichend darstellen.
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Die Erfindung stellt sich die Aufgabe, ein Verfahren zum Erstellen und Verarbeiten eines patientenindividuellen Fragebogens und einen patientenindividuellen Fragebogen, der sich zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens eignet, vorzuschlagen, welches die Qualitätsmessung einer Rehabilitation, insbesondere einer geriatrischen Rehabilitation, verbessert. Ein weitere Aufgabe ist es, den Patientenfragebogen bzw. das Verfahren zum Erstellen und Verarbeiten des patientenindividuellen Fragebogens dahingehend zu entwickeln, dass dessen Verarbeitung weitestgehend EDV-technisch implementiert werden kann.
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Diese Erfindung wird mit dem Verfahren gemäß Anspruch 1 bzw. mit dem Fragebogen gemäß Anspruch 6 gelöst. Einige besonders bevorzugte Ausführungsform der Erfindung werden in den jeweiligen Unteransprüchen gefasst.
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Erfindungsgemäß wird ein Verfahren zum computer-unterstützten Erstellen und Verarbeiten eines patientenindividuellen Fragebogens vorgeschlagen, welches die folgenden Schritte aufweist: Das Bereitstellen von medizinischen Informationen zu einem Patienten in einer Datenbank, die Auswahl von in einer Datenbank bereitgestellten patientenspezifischen Fragen, das Erzeugung eines Layouts, mit dem die Position eines Feldes des Fragebogens definiert ist, welches für eine Antwort zu einer der ausgewählten Fragen vorgegeben wird, die Verknüpfung des erzeugten Layouts mit einer Kennung, und das Erzeugen eines patientenspezifischen Fragebogens, umfassend die Kennung, die ausgewählten Fragen und die Felder für eine Antwort zu einer der ausgewählten Fragen, wobei die Felder eine gemäß des erzeugten Layouts definierte Position auf dem Fragebogen einnehmen.
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Dieser patientenspezifische Fragebogen wird an den zu Befragenden übermittelt. Nach Rückerhalt erfolgt das maschinelle Einlesen des ausgefüllten patientenspezifischen Fragebogens, das Erfassen der Kennung und Auslesen des Feldes für eine Antwort zu einer der ausgewählten Fragen anhand des zur Kennung hinterlegten Layouts, die Verknüpfung der ausgelesenen Antwort mit der zugehörigen Frage, und das Zusammenstellen von erfassten Daten zu einem Datensatz.
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Ein wesentlicher Grundgedanke der Erfindung ist somit, anhand der ausgewählten patientenspezifischen Fragen ein Layout für den patientenindividuellen Fragebogen zu entwerfen und dieses individuelle Layout mit einer Kennung zu verknüpfen, welche auf dem Fragebogen abgebildet wird. Beim Einlesen des ausgefüllten Fragebogens wird die Kennung ausgelesen und lässt sich dem dazu gespeicherten individuellen Layout zuordnen. Anhand des individuellen Layouts ist die Position der Antwortfelder auf dem Fragebogen definiert und die darin enthaltene Information maschinell auffindbar und auslesbar. Dies ermöglicht ein maschinengestütztes Verarbeiten des patientenindividuellen Fragebogens, und das Speichern der ausgelesenen Antwort auf die jeweils im Fragebogen gestellte Frage in einer Datenbank.
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Aufgrund des wählbaren Layouts kann der erfindungsgemäße Fragebogen auf unterschiedliche Weise zusammengestellt werden. Antwortfelder können neben der jeweiligen Frage oder auch darunter angeordnet werden, aber auch in einem eigenen, dafür vorgesehenen Abschnitt des Fragebogens gemeinsam aufgelistet werden
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Die Kennung ist vorzugsweise eine individuelle Nummerierung des Fragebogens, die insbesondere in Form eines Codes, beispielsweise als Barcode oder QR-Code, auf dem Fragebogen abgebildet ist. Von besonderem Vorteil ist es dabei, wenn die Kennung bei den Fragebögen an einer definierten Position im Layout angeordnet ist. Hierdurch wird das maschinelle Auffinden und Auslesen erleichtert.
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Bevorzugt werden die möglichen Antworten auf eine patientenindividuelle Frage als vorformulierte Antworten zur Auswahl gestellt. Die Position und die Größe des jeweiligen Antwortfelds lässt sich bei einem Multiple-Choise-Verfahren besonders einfach definieren und die vom Befragten getätigte Auswahl eines Antwortfeldes, beispielsweise die Detektion des zu einer Frage vom Befragten angekreuzten Kästchens, EDV-mäßig leicht detektieren.
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Von Vorteil ist es, wenn der patientenspezifische Fragebogen zu unterschiedlichen Zeitpunkten in Bezug auf den Behandlungsverlauf erstellt wird. Das erfindungsgemäße automatisierte Erstellen und Verarbeiten des patientenindividuellen Fragebogens vereinfacht den Aufwand für eine solche Mehrfachbefragung. Dies erleichtert die Erfassung der wichtigen Qualitätsdimensionen Prozessqualität, Patientenzufriedenheit und Ergebnisqualität.
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Als Messzeitpunkte für die Befragungen haben sich drei Ereignisse als besonders geeignet gezeigt: der Beginn der Rehabilitation (t0), das Ende der Rehabilitation (t1) und 6 Wochen nach der Rehabilitation (t2). Dabei können je Messzeitpunkt unterschiedliche Personen befragt und unterschiedliche Qualitätsdimensionen abgefragt werden. Auf dieser Basis lassen sich Statusmessungen sowie direkte und indirekte Veränderungsmessungen gut realisieren und dank der automatisierten Erfassung leicht für eine weitere EDV bereitstellen.
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Unter Fragen zur Ergebnisqualität werden Qualitätsindikatoren zusammengefasst, die eine Aussage über die Zielerreichung der Rehabilitation ermöglichen, also über patientenbezogene Veränderungen nach der Rehabilitation entsprechend relevanter medizinisch-therapeutischen Parameter, zum Beispiel Mobilität, Pflegebedürftigkeit, Selbstständigkeit im Alltagsleben und Lebensqualität.
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Die Ergebnisqualität kann gemessen werden über die (Selbst)-Einschätzung durch den Patienten, dies betrifft insbesondere medizinisch-therapeutische Parameter, sowie Parameter der Zufriedenheit und zu beobachtbaren Ereignissen an bis zu allen drei der oben genannten Messzeitpunkten. Eine Messung der Ergebnisqualität kann auch über eine Fremdeinschätzung durch Angehörige oder Betreuungspersonen erfolgen. Diese Erhebung durch eine Angehörigenbefragung erfolgt vorzugsweise zum Zeitpunkt t2. Im Rahmen der Messung der Ergebnisqualität kann eine weitere Fremdeinschätzung zu den medizinisch-therapeutischen Parameter durch die Behandler in der Rehabilitation-Einrichtung vorgenommen werden, der sogenannte Arztfragebogen.
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Unter Prozessqualität sind Qualitätsindikatoren zusammengefasst, die eine Aussage über die Qualität von Abläufen und Prozessen in der Rehabilitation ermöglichen. Hier bietet sich eine Befragung des Patienten zu den Zeitpunkten t0 und t1 an. Ergänzend dazu kann eine Angehörigenbefragung, vorzugsweise zum Zeitpunkt t2 und/oder eine Abfrage der vom Patienten besuchten Rehabilitation-Einrichtung erfolgen.
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Hinsichtlich der Qualitätsdimension der Patientenzufriedenheit erfolgt die subjektive Bewertung der Rehabilitation durch den Patienten bzw. durch einen ihm nachstehenden Angehörigen. Als geeignete Messpunkt dieser Abfrage haben sich beim Patienten die Zeitpunkte t0 und t1, sowie bei der Angehörigenbefragung der Zeitpunkt t2 herausgestellt.
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Neben den Fragen zur Prozessqualität, zur Ergebnisqualität und zur Zufriedenheit werden für die Risikoadjustierung wichtige Confounder erhoben, wobei die Patienten und pflegenden Angehörigen bzw. die betreuenden Personen insbesondere zu bedeutsamen Kontextfaktoren, wie Wohnsituation, Partnerstatus, etc. befragt werden. Weitere Confounder ergibt die Befragung der Behandler über die für den Rehabilitationsverlauf wichtigen klinischen Daten, beispielsweise die Komorbidität.
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Die erfindungsgemäßen Fragebögen können somit aus verschiedenen Modulen bestehen, welche die oben genannten unterschiedlichen Qualitätsaspekte abbilden.
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Von besonderem Vorteil ist es somit, wenn die bereitgestellten medizinischen Informationen in vorgegebene Bausteine respektive Module unterteilt werden, wobei im System ein oder mehrere auswählbare Fragen pro Baustein hinterlegt sind. Aufgrund der so möglichen Erstellung und Verarbeitung eines patientenindividuellen Fragebogens kann auch gemäß der erstellten Indikation erfolgende Clustern automatisiert werden.
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Damit einhergehend ist es vom Vorteil, wenn auswählbaren Fragen je nach Zeitpunkt variieren. In dem nur die zum jeweiligen Zeitpunkt relevanten Module bzw. nur bestimmte zu diesem Zeitpunkt der Erstellung darin auswählbaren Fragen angeboten werden, wird die EDV-gestützte Erstellung des jeweiligen Fragebogens weiter vereinfacht.
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In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird ein individuelles Kennzeichen erzeugt, welches mit Angaben zur Identität des Patienten, insbesondere zu dessen Namen und Adresse, verknüpft wird, wobei der patientenindividuelle Fragebogen mit dem individuellen Kennzeichen des Patienten versehen wird, wobei das individuelle Kennzeichen beim Einlesen des ausgefüllten patientenspezifischen Fragebogens erfasst wird und wobei die Frage und die dazugehörige Antwort mit den Angaben zur Identität des Patienten verknüpft wird.
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Bei dem Entwurf des erfindungsgemäßen Fragebogens macht die Erfindung von der Möglichkeit der Anonymisierung bzw. Pseudonymisierung von Daten in einer Datenbank und von zur Erhebung der Daten genutzten Fragebögen Gebrauch, wie sie insbesondere in dem Dokument
WO 2012/136807 beschrieben wird. Die vorliegende Erfindung macht sich die Offenbarung dieses Dokuments und die daring aufgezeigten Vorteile zu eigen und nutzt diese bei der Erzeugung und Verarbeitung des in Zusammenhang mit dem patientenindividuellen Fragebogen verwendeten Kennzeichens.
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Der erfindungsgemäße Fragebogen, der sich insbesondere zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5 eignet, umfasst eine Kennung, ausgewählte patientenspezifische Fragen und Felder für eine Antwort zu einer der ausgewählten Fragen, wobei die Felder eine gemäß des erzeugten Layouts definierte Position auf dem Fragebogen einnehmen. Hinsichtlich der hier genannten Merkmale und der weiter unten aufgezeigten besonders bevorzugten Merkmal des Fragebogens wird auf das zu den jeweiligen Merkmalen des erfindungsgemäßen Verfahrens Dargelegte verwiesen.
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Von Vorteil ist es, wenn das Layout für den Fragebogen ein Raster ist, auf den die Position der Felder für die Antwort zu einer bestimmten Frage definiert ist. Ein solches Raster ist eine besonders einfache Layout-Variante, die sich EDV-mäßig leicht implementieren lässt und das maschinelle Einlesen des ausgefüllten Fragebogens, insbesondere der hierauf vermerkten Antworten, ermöglicht.
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In einer besonders bevorzugten Ausführungsform sind verschiedene Fragebogentypen definiert und die Kennung enthält eine Information über den jeweiligen Fragebogentyp. Dies ermöglicht es, beim Fragebogen von bekannten Standardmaßen, Seitenzahlen und/oder Bogenlängen abzuweichen, ohne auf das maschinelle Einlesen dieser Fragebögen verzichten zu müssen.
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Insbesondere ist es von Vorteil wenn der Fragebogen ein individuelles Kennzeichen aufweist, wobei hierzu auf das oben Gesagte Bezug genommen wird.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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