Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde,
die Rekrutierungsmodule der Proteine RhoA und RhoC zu beschreiben
und der medizinisch-biologischen Forschung sowie neuen Therapieansätzen zur
Verfügung
zu stellen. Die Aufgabe wurde dadurch gelöst, dass basierend auf einer
Primärstrukturanalyse
der Rho-Isoformen A und C (1)
mittels gezieltem Austausch von Aminosäuren (site-directed mutagenesis)
mutierte und mit einem Peptid-Marker (tag) versehene Rho-Proteine
auf ihre Rekrutierungseigenschaft in einem Shigella-Invasionsmodell
von Epithelzellen zur Verfügung
gestellt wurden.
Die erfindungsgemäßen Rekrutierungsmodule bestehen
aus den Aminosäuren
181-193 der Isoformen RhoA und RhoC. Die Aminosäuresequenzen lauten wie folgt:
Rekrutierungsmodul
von RhoA: ARRGKKKSGCLVL
Rekrutierungsmodul von RhoC: VRKNKRRRGCPIL
Dabei
bestimmen die jeweils ersten 9 Aminosäuren das Rekrutierungsmuster.
Die erfindungsgemäßen Rekrutierungsmodule bestehen
aus je zwei Teilen. Die Aminosäuren
1-9 determinieren das Rekrutierungsmuster, die 4 C-terminalen Aminosäuren sind
notwendig für
eine posttranslationale Modifikation (Prenylierung), die eine Voraussetzung
für die
Membranbindung5 und für die Rekrutierung in dem erfindungsgemäßen System
darstellt. Das vollständige
Modul kann in zellulären
Systemen, in zellfreien Systemen auf biochemischem Wege oder chemisch
hergestellt werden. Je nach Anwendung werden die Rekrutierungsmodule
als Teil eines Fusionsproteins mit beliebigem Fusionspartner in
zellulären
Systemen hergestellt. Hier wird der enzymatische Apparat einer Zelle
zur Herstellung eines Rekrutierungsmoduls verwendet. Dabei wird
mittels Transformation oder Transfektion ein Nukleinsäurekonstrukt,
welches für
das Rekrutierungsmodul kodiert, in die Zelle eingebracht. Die Expression
des Konstrukts in der Zelle wird in Abhängigkeit von der Beschaffenheit
der Zelle (humane Zelle, Pilzzelle etc.) durch beschriebene Regulationseinheiten
des Konstrukts gesteuert (z.B.: entspr. Promotoren etc.). Für die gesamte
Herstellung des Moduls werden publizierte Standardmethoden der Molekularbiologie
verwendet (6).
Die Expression der Konstrukte mit
den erfindungsgemäßen Rekrutierungsmodulen
von RhoA bzw. RhoC kann sowohl transient als auch permanent erfolgen.
Zur Herstellung permanent exprimierender Zellen wird das Konstrukt
in einen Vektor kloniert, der einen Selektionsmarker trägt. Die
Realisierbarkeit der Herstellung stabil exprimierender Zellen wurde
durch stabile Expression der erfindungsgemäßen Rekrutierungsmodule als
EGFP-Fusionsproteine
in HeLa-Zellen (erhältlich
bei der DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen
GmbH, Mascheroder Weg 1b, 38124 Braunschweig; Best.-Nr.: ACC57)
gezeigt, wobei EGFP-C1 (Becton Dickinson Clontech, Best.-Nr.: 6084-1)
als Vektor verwendet wurde. Die Rekrutierungsmodule (Aminosäuren 181-193
von RhoA bzw. RhoC) wurden in die Restriktionsschnittstellen EcoRI
und BamHI des Vektors einkloniert, HeLa-Zellen anschließend mit
dem Konstrukt transfiziert und permanent exprimierende Zellen mit
0,9 mg/ml G418 (Becton Dickinson Clontech Best.-Nr.: 8056-1) selektiert.
Eine Biosynthese des Rekrutierungsmoduls
in kommerziell erhältlichen
zellfreien Systemen (z.B.: Fa. Roche, Sandhofer Str. 116, 68305
Mannheim, Best.-Nr.: 1103032) ist ebenfalls möglich.
Ebenso kommt die Synthese des prenylierten
Peptids auf chemischem Wege in Frage. Dazu werden die Aminosäuren 181-190
von RhoA bzw. RhoC nach bereits publizierten Methoden zunächst synthetisiert
und das C-terminale Zystein (Aminosäure 190) anschließend prenyliert6.
Erfindungsgemäß geht es um ein Modul zur
Adressierung zweier Membrandomänen,
die durch die Shigella-induzierte, isoformtypische Rekrutierung
des kleinen G-Proteins Rho charakterisiert sind (RhoA-Domäne bzw.
RhoC-Domäne).
Dieses Modul erlaubt zum einen die isoformtypische Darstellung dieser
Zytoplasmamembrandomänen,
zum anderen kann eine isoformtypische Inhibition des endogenen Proteins
erfolgen.
Da das Modul die komplette Information
für den
Rekrutierungsvorgang enthält,
kann es zusätzlich dazu
verwendet werden, andere Proteine an diese Membrandomänen zu schleusen
(z.B.: GFP-Fusionsprotein). Daraus ergibt sich ein breites Anwendungsgebiet
für diese 'Membranadressierung'.
Erfindungsgemäß ist das Rekrutierungsmodul
von RhoA in einem Shigellen-Infektionsmodell beschrieben worden,
was zu folgenden Ergebnissen geführt
hat (RhoA und RhoC haben 193 Aminosäuren, AS) (s. Tabelle 1 sowie
die 1-4):
- 1. Das prä-C-terminale Phosphorylierungsmotiv
von RhoA, welches durch die Proteinkinase A (PKA) phosphoryliert
werden kann (PKA-site; Phosphorylierung von Ser188), hat keine Bedeutung
für die
Rekrutierung
- 2. Der Aktivitätszustand
von RhoA hat keine Bedeutung für
die Rekrutierung (dominant aktive und dominant inaktive Mutanten
werden gleich rekrutiert)
- 3. Die C-terminale CAAX-Box (AS190-193) ist essentiell für die Rekrutierung
- 4. Die C-terminale CAAX-Box determiniert nicht das Rekrutierungsmuster
- 5. Die prä-C-terminalen
Aminosäuren
181-189 determinieren das Rekrutierungsmuster von RhoA und von RhoC
(Rekrutierungsmotiv
- 6. Der das prä-C-terminale
Rekrutierungsmotiv und die CAAX-Region umfassende Cterminus von
RhoA oder RhoC (Aminosäuren
181-193) reicht aus, um einem nicht-involvierten Protein (EGFP und Derivate)
die entsprechende Rekrutierbarkeit zu vermitteln.
- 7. HeLa-Zelllinien können
kreiert werden, die permanent ein Fusionsprotein bestehend aus EGFP
und dem erfindungsgemäßen Rekrutierungsmodul
von RhoA oder RhoC exprimieren.
Während
die Punkte 1-5 für
das Verständnis
der Physiologie der Rho-Proteine wichtig sind, bringt Punkt 6 überraschenderweise
eine zusätzliche
Qualität:
Wenn die unterschiedlichen Membrandomänen, die durch das Verteilungsmuster
von RhoA und RhoC charakterisiert sind, wichtig sind für zelluläre Funktionen,
ist es von Interesse, diese Membrandomänen zu visualisieren. Darüber hinaus
wird damit eine isoformtypische kompetitive Inhibition von Rho-Isoformen
an der Zytoplasmamembran möglich,
bei der zytoplasmatische Funktionen von anderen Rho-Isoformen nicht
beeinträchtigt
werden. Über
unterschiedliche Funktionen von RhoA und RhoC gibt es bisher nur
geringe Kenntnisse. Allerdings scheint RhoC in besonderer Weise
mit der Metastasierung maligner Tumore assoziiert zu sein. So wurden
in einem Metastasierungsmodell des Melanoms Transkriptionsprofile
stark vs. schwach metastasierender Zellen verglichen7.
Dabei stellte sich heraus, dass die stark metastasierenden Zellen
u.a. mehr RhoC transkribieren. Zur Überprüfung der Hypothese, dass RhoC
ein Metastasierungsfaktor sein könnte,
wurden die schwach metastasierenden Zellen mit RhoC und RhoA transfiziert.
Dabei erhielt man bei den RhoC-transfizierten Zellen eine deutlich
stärkere
Erhöhung
der Metastasierungsrate als bei den RhoA-transfizierten Zellen.
Eine kompetitive Hemmung von RhoC wäre also ein gentherapeutischer
Ansatz zur Verringerung der Metastasierung des Melanoms. Eine weitere
Funktion von RhoC scheint die Förderung
der Invasivität
sowie die Stimulierung der Angiogenese bei inflammatorischen Brustkrebszellen
zu sein8;
8;
9. Aufgrund der durch den erfindungsgemäßen Ansatz
möglichen
Beschränkung
der Inhibition auf membrangebundenes RhoC ist zu erwarten, dass
die Nebenwirkungen einer solchen Strategie geringer sind als bei
Inhibition aller Rho-Isoformen. Da das erfindungsgemäß beschriebene
Motiv für
die komplette Rekrutierung kodiert, ist auch eine Fusion des Motivs
mit Enzymen möglich,
die über
die Membranadressierung an den gewünschten Wirkort lokalisiert
werden.
Die zweite Bedeutung der erfindungsgemäßen Ergebnisse
liegt darin, dass erstmals ein Marker von RhoA- bzw. RhoC-spezifischen
Membrandomänen
vorliegt. Solche subzellulären
Marker für
Endoplasmatisches Retikulum (ER), Golgi, Mitochondrien etc. werden
von der Fa. Becton Dickinson Clontech (Tullastr. 4, 69126 Heidelberg)
bereits kommerziell vertrieben (6907-1, 6908-1, 6903-1). Von besonderem
Interesse ist daher die RhoA- bzw. RhoC-typische Markierung von Zytoplasmamembrandomänen im Vergleich
zu einem globalen Zytoplasmamembranmarker (z.B.: Becton Dickinson
Clontech 6918-1).
Die erfindungsgemäßen Rekrutierungsmodule erlauben
- a) Markierung RhoA- bzw. RhoC-typischer Zytoplasmamembrandomänen
- b) Typspezifische kompetitive Inhibition von RhoA oder RhoC
- c) Intrazellulären
Transport beliebiger enzymatischer Funktionen (Enzyme oder deren
funktionelle Untereinheiten) an die RhoA- bzw. RhoC-typischen Membrandomänen zur
lokalisierten Beeinflussung von Membraneigenschaften.
Die erfindungsgemäßen Rekrutierungsmodule der
Proteine RhoA und RhoC eignen sich also zur Darstellung einer RhoA-
bzw. RhoC-typischen Membrandomäne,
zur typspezifischen Inhibition von RhoA oder RhoC sowie zum Transport
eines beliebigen Proteins an die typspezifische Membrandomäne.
Die Merkmale der Erfindung gehen
aus den Elementen der Ansprüche
und aus der Beschreibung hervor, wobei sowohl einzelne Merkmale
als auch mehrere in Form von Kombinationen vorteilhafte Ausführungen darstellen,
für die
mit dieser Schrift Schutz beantragt wird. Diese Merkmale setzen
sich aus bekannten Elementen – den
Proteine RhoA und RhoC – und
neuen Elementen – typspezifischen
Membrandomänen,
typspezifische Inhibition von RhoA und RhoC, Transport von Fusionsproteinen
an Rho-typische Membrandomänen sowie
Membranadressierung – zusammen,
die in ihrer Kombination zu den erfindungsgemäßen neuen vorteilhaften Rekrutierungsmodulen
und dazu führen,
dass erstmals Marker von RhoA- bzw. RhoC-spezifischen Membrandomänen vorliegen.
Die erfindungsgemäße Verwendung der Rekrutierungsmodule
liegt darin, dass sie sich zur
- – Darstellung
typspezifischer Membrandomänen
- – Markierung
RhoA- bzw. RhoC-typischer Zytoplasmamembrandomänen
- – Herstellung
von Markern von RhoA- bzw. RhoC-spezifischen Membrandomänen sowie
zur
- – typspezifischen
Inhibition von RhoA und RhoC eignen, des weiteren zum
- – Transport
von Fusionsproteinen an Rho-typische Membrandomänen und
- – intrazellulären Transport
beliebiger enzymatischer Funktionen (Enzyme oder deren funktionelle
Untereinheiten) an die RhoA- oder RhoC-typischen Membrandomänen zur
lokalisierten Beeinflussung von Membraneigenschaften.
Die erfindungsgemäße Verwendung liegt des weiteren
in einer Inhibition der Metastasierung von Melanomen sowie in der
Inhibition einer Invasion sowie einer Neo-Angiogenese bei Inflammatorischem
Brustkrebs.
Ein weiteres Anwendungsgebiet betrifft
die Verwendung der Rekrutierungsmodule der Proteine RhoA und RhoC
zur Membranadressierung, insbesondere zur Adressierung zweier Membrandomänen, die
durch isoformtypische Rekrutierung des kleinen G-Proteins Rho charakterisiert
sind (RhoA-Domäne,
RhoC-Domäne).
Weitere Verwendungen liegen in der
Eignung
- – zur
isoformtypischen Darstellung von Zytoplasmamembrandomänen
- – zur
isoformtypischen Inhibition des endogenen Proteins
- – zur
Schleusung anderer Proteine an Membrandomänen sowie
- – zur
Vermittlung der Rekrutierbarkeit nicht-involvierter Proteine.
Weitere erfindungsgemäße Verwendungen
sind dadurch gekennzeichnet, dass man sich
- – der das
Rekrutierungsmuster von RhoA und von RhoC determinierenden prä-C-terminalen
Aminosäuren 181-189
als Rekrutierungsmotiv oder
- – des
das prä-C-terminale
Rekrutierungsmotiv und die CAAX-Region umfassenden C-Terminus von RhoA oder
RhoC (Aminosäuren
181-193) bedient.
Weitere Verwendungen bestehen in
der Eignung zur Fusion des Motivs mit Enzymen sowie zur Fusion des
Motivs mit Enzymen, die über
die Membranadressierung an den gewünschten Wirkort lokalisiert
werden.
Die Erfindung soll anhand von Ausführungsbeispielen
näher erläutert werden,
ohne auf diese Beispiele beschränkt
zu sein.
Ausführungsbeispiele
1. Markierung RhoA-typischer
Membrandomänen
(4)
a) Herstellung eines Marker-Konstrukts,
das die erfindungsgemäßen Rekrutierungsdeterminanten
enthält,
am Beispiel von RhoA
sMittels Polymerase-Kettenreaktion
(PCR) und unter Verwendung weiterer Standardmethoden der Molekularbiologie10 wird folgendes Konstrukt in dem kommerziellen
Vektor pEGFP-C1 (Becton Dickinson Clontech Nr. 6084-1) hergestellt;
angegeben sind die beispielhaft gegebenen Restriktionsschnittstellen
EcoRI und BamHI, sowie die wesentlichen Molekülbestandteile:
A – EcoRI – B – Stop – BamHI,
wobei
A: Nukleotidsequenz, die für
EGFP kodiert (ist bereits in kommerziell verfügbarem Vektor enthalten), B: Nukleotidsequenz,
die für
das Rekrutierungsmodul von RhoA (AS 181-193) kodiert, 'Stop':
Stopp-Kodon.
b) Transfektion von HeLa-Zellen
und Stimulation der isoformtypischen Akkumulation von Rho in Membrandomänen (clustering)
Die Transfektionsmethode ist beliebig;
beispielhaft kann mit der Kalziumphosphat-Methode transfiziert werden2 oder unter Verwendung kommerziell erhältlicher
Transfektionsreagenzien (z.B.: DAC-30, Eurogentec Deutschland, Cäcilienstrasse
46, 50667 Köln,
Nr.: TR-0030-01;
Transfektion nach Herstellerangaben). Nach transienter Transfektion
und Expression des Konstrukts in HeLa-Zellen erfolgt die Stimulation
des Rho-clustering beispielsweise durch Infektion mit Shigella flexneri
nach beschriebenen Protokollen 2.
c) Optische Darstellung
der RhoA-typischen Membrandomänen
Die RhoA-typischen Membrandomänen können dann
entweder im nativen Präparat
direkt oder nach Fixierung mit Formaldehyd2 fluoreszenzoptisch
dargestellt werden. Dazu wird ein Fluoreszenzmikroskop mit einem
für den
Marker geeigneten Filtersatz verwendet. Beispielhaft kann ein Zeiss
Axiovert (Carl Zeiss Mikroskopie, Königsallee 9-21, 37081 Göttingen)
als Fluoreszenz-Mikroskop mit dem Filtersatz Nr. 13 (Zeiss) eingesetzt
werden. Der Fluoreszenz-Farbstoff (hier beispielhaft EGFP) wird
fluoreszenzoptisch dargestellt. Da der Fluoreszenzfarbstoff Teil
eines Fusionsproteins mit dem Rekrutierungsmodul von RhoA ist und
die Rekrutierung dieses Moleküls
nur durch das Rekrutierungsmodul von RhoA bestimmt wird (EGFP wird
nicht rekrutiert), stellt der Fluoreszenzfarbstoff die isoformtypische
Membrandomäne
für RhoA
dar. Soll ausgeschlossen werden, dass das endogene Protein durch
Kompetition inhibiert wird, werden schwach exprimierende Zellen zur
Analyse ausgesucht.
2. Markierung RhoC-typischer
Membrandomänen
(4)
a) Herstellung eines Marker-Konstrukts,
das die erfindungsgemäße Rekrutierungsdeterminante
von RhoC enthält
Vorgehensweise wie in 1. a) beschrieben,
wobei hier allerdings das RhoC-Rekrutierungsmodul an EGFP fusioniert
wird, was zu folgendem Konstrukt führt:
A – EcoRI – C – Stop – BamHI,
wobei
A: Nukleotidsequenz, die für
EGFP kodiert (ist bereits in kommerziell verfügbarem Vektor pEGFP-C1 enthalten),
C: Nukleotidsequenz, die für
das Rekrutierungsmodul von RhoC (AS 181-193) kodiert, 'Stop': Stopp-Kodon.
b) Transfektion von HeLa-Zellen
und Stimulation der isoformtypischen Akkumulation von Rho in Membrandomänen (clustering)
Wie in 1. b) beschrieben, wobei hier
das analoge RhoC-Konstrukt wie in 2. a) beschrieben zur Transfektion
verwendet wird.
c) Optische Darstellung
der RhoC-typischen Membrandomänen
Die Vorgehensweise ist analog zu
der in 1. c) für
die RhoA-typischen Membrandomänen
beschriebenen Methode.
3. Darstellung von RhoA-
und RhoC-typischen Membrandomänen
in derselben Zelle (4)
Durch geeignete Wahl des Markersystems
gelingt auch die Darstellung von RhoA- typischen und RhoC-typischen
Membrandomänen
in derselben Zelle.
a) Herstellung von Marker-Konstrukten,
wobei die erfindungsgemäßen Rekrutierungsdeterminanten
von RhoA und RhoC an unterschiedliche Fluoreszenzmarker gekoppelt
werden
Als Marker werden beispielhaft die
kommerziell verfügbaren
GFP-Varianten ECFP und EYFP verwendet (BD-Clontech, Nr. 6076-1 und
6005-1). Dabei handelt es sich um fluoreszierende Moleküle mit Absorptions-
und Emmissionsspektren, die mit geeigneten Filtersätzen voneinander
zu trennen sind. Die Herstellung der Konstrukte erfolgt analog zu
der Methode in 1. a), wobei folgende Konstrukte entstehen:
D – EcoRI – B – Stop – BamHI
E – EcoRI – C – Stop – BamHI,
wobei
D: ECFP (in kommerziell verfügbarem
Vektor enthalten), B: Nukleotidsequenz, die für das Rekrutierungsmodul von
RhoA (AS 181-193) kodiert, 'Stop': Stopp-Kodon.; E:
EYFP (in kommerziell verfügbarem
Vektor enthalten), C: Nukleotidsequenz, die für das Rekrutierungsmodul von
RhoC (AS 181-193) kodiert.
b) Transfektion von HeLa-Zellen
und Stimulation der isoformtypischen Akkumulation von Rho in Membrandomänen (clustering)
Die Transfektion erfolgt wie in 1.
b) beschrieben, wobei jedoch eine Mischung aus beiden in a) beschriebenen
Konstrukten verwendet wird (Doppeltransfektionen mit Kalziumphosphattechnik
wie beschrieben in 3; Doppeltransfektionen
bei Verwendung von DAC-30 (Eurogentec) nach Herstellerangaben).
c) Optische Darstellung
RhoA- und RhoC-typischer Membrandomänen in derselben Zelle
Die Darstellung erfolgt im Prinzip
wie in 1. c) angegeben, wobei allerdings andere Fluoreszenzfilter
zur Anwendung kommen: Sollen die beiden Membrandomänen nacheinander
betrachtet werden, kann für
ECFP der Filtersatz F31-044 und für EYFP der Filtersatz F41-028
(AHF Analysentechnik AG, Kohlplattenweg 18, 72005 Tübingen)
verwendet werden.
4. Simultane Darstellung
von RhoA- und RhoC-typischen Membrandomänen
Die gleichzeitige Darstellung von
RhoA- und RhoC-typischen Membrandomänen erfolgt wie in 3. beschrieben;
allerdings wird für
die optische Darstellung der Filtersatz F51-017 (AHF Analysentechnik)
verwendet.
5. Darstellung der Lagebeziehung
von RhoA- bzw. RhoC-typischen Membrandomänen zu anderen Strukturen der
Zelle oder zu Surrogatmarkern (2, 3)
Durch geeignete Wahl von Markern
können
die isoformtypischen Membrandomänen
in räumlichem Bezug
zu anderen Faktoren dargestellt werden. Beispielhaft wird hier die
Darstellung der Lagebeziehung zwischen Rho-Domänen, Bakterien und F-Aktin
in fixierten Zellen beschrieben. Die Zahl der hintereinander oder simultan
darstellbaren Faktoren ist lediglich durch die Zahl voneinander
unterscheidbarer und für
die darzustellenden Faktoren verwendbarer Marker limitiert. EGFP-Marker
eigenen sich auch zur Darstellung von Rho-Membrandomänen in nativen, nicht-fixierten
Zellen (vgl. 1. c)); zur parallelen Markierung anderer Zellbestandteile
in lebenden Zellen muss jeweils ein zellgängiger Marker für diesen
Zellbestandteil eingesetzt 11 oder der Marker
auf anderem Wege (z.B. Koimport mit Träger-Molekülen: 5-23731 oder 5-23734,
Molecular Probes, für
Import von markierten Phosphoinositiden) in die Zelle gebracht werden.
a) Herstellung von EGFP-Fusionsproteinen
mit den Rekrutierungsmodulen von RhoA bzw. RhoC
Die Herstellung der Konstrukte erfolgt
wie in 1. a) und 2. a) beschrieben.
b) Transfektion von HeLa-Zellen
und Stimulation der isoformtypischen Akkumulation von Rho in Membrandomänen (clustering)
Die Transfektion und Stimulaiton
der Epithelzellen erfolgt wie in 1. b) bzw. 2. b) beschrieben.
c) Optische Darstellung
der Lagebeziehung zwischen isoformtypischen Membrandomänen von
RhoA oder RhoC, Bakterien und F-Aktin
c1) Zweidimensionale Darstellung
Hierfür kann konventionelle Fluoreszenzmikroskopie
verwendet werden. Die Präparate
werden zunächst
fixiert und permeabilisiert 3, anschließend werden
Bakterien mit spezifischen Antikörpern
und blau-markierten Sekundärantikörpern 3 sowie F-Aktin mit einem rot fluoreszierenden
Farbstoff nach Herstellerangaben (A-12381, Molecular Probes Europe
BV, PoortGebouw, Rijnsburgerweg 10, 2333 AA Leiden, Niederlande)
angefärbt.
Damit kommen die RhoA- oder RhoC-typische Membrandomäne grün (EGFP),
Bakterien blau und F-Aktin rot fluoreszenzoptisch zur Darstellung,
wobei hierfür
beispielhaft ein Axiovert (Zeiss) Fluoreszenzmikroskop mit den Filtersätzen Nr.
01/Zeiss (Best.-Nr.: 488001-0000) für Bakterien, Nr. 13/Zeiss (Best.-Nr.: 488013-0000)
für EGFP
und Nr. 00/Zeiss (Best.-Nr.: 488000-0000) für die F-Aktin-Markierung verwendet
wird.
c2) Dreidimensionale Darstellung
Nach Fixierung, Permeabilisierung
und Färbung
der Zellen wie in c1) beschrieben kommt ein spezielles mikroskopisches
Verfahren für
die 3D-Darstellung zur Anwendung: Dabei werden Bildstapel mit definierten Abständen der
Fokusebenen mit einer Digitalkamera aufgenommen und anschließend mit
einem Dekonvolutionsprogramm bearbeitet 3.
Das Verfahren erlaubt eine 3D-Darstellung der Lagebeziehung zwischen
den jeweils grün
gefärbten
isoformtypischen Rho-Domänen
und rot angefärbtem
F-Aktin.
Alternativ kann auch ein Laser Scanning-Mikroskop
verwendet werden (verschiedene kommerzielle Anbieter; z.B.: Zeiss,
LSM 510 Meta).
6. Simultane Darstellung
von Rho-typischen Membrandomänen
und anderen Zellbestandteilen oder Surrogatmarkern
Hierfür eignen sich die Verfahren,
die in 5. beschrieben wurden, wobei allerdings Doppelbandpass-Filtersätze (bei
Darstellung von 2 Faktoren) oder Trippelbandpass-Filtersätze (bei
Darstellung von 3 Faktoren) zur optischen Darstellung der verschiedenen
Faktoren verwendet werden. Zur Darstellung von EGFP-markierten Rho-Membrandomänen, blau
markierten Bakterien und rot gefärbtem
F-Aktin wie in 5. beschrieben, kann z.B. der Trippelbandpass-Filtersatz Nr. 40/Zeiss
(Best.-Nr.: 488040-0000) eingesetzt werden.
7. Verwendung stabil exprimierender
Zellen zur Markierung Rho-typischer Membrandomänen
Mit den in 1. a) beschriebenen Konstrukte
können
auch stabil exprimierende Zellen hergestellt werden. Dazu werden
beispielhaft HeLa-Zellen mit den in 1. b) beschriebenen Konstrukten
transfiziert. Durch Selektion mit 0,9 mg/ml G418 können Zellen
hergestellt werden, die das jeweilige Konstrukt permanent exprimieren.
Bei Bedarf können
einzelne Zellklone durch Reklonieren mittels 'limited dilution' hergestellt werden. Dabei werden die
Zellen bei einer Zellpassage nach dem Trypsinieren in einer Zählkammer
gezählt
und so stark verdünnt, dass
bei der Subkultur in 96-Loch-Zellkulturschalen statistisch nur 0,1
Zellen pro Loch beimpft werden. Dieses Verfahren kann bei Bedarf
wiederholt werden. Damit erzielt man Zellklone, die direkt im Fluoreszenzmikroskop auf
Expression des Konstrukts untersucht werden können. Diese Zellen oder Zellklone
können
nun beliebig stimuliert und als Testsystem für die Markierung isoformtypischer
Membrandomänen
von Rho verwendet werden. Beispielhaft kann durch Infektion mit
Shigella stimuliert werden, wie in 1. b) beschrieben. Der Vorteil
stabil exprimierender Systeme besteht u.a. darin, dass die Markersysteme
nicht mehr für
jeden Stimulations-assays selbst hergestellt werden müssen. Damit
geht eine erhebliche Einsparung an Zeit und Kosten einher. Mit den in
1. a) und 1. b) beschriebenen Konstrukten stabil transfizierte HeLa-Zellen
können
zur Verfügung
gestellt werden.
8. Transport beliebiger
Proteine an die isoformtypischen Membrandomänen von Rho (4)
So wie in 1. und 2. das Markermolekül EGFP als
Fusionsprotein mit dem Rekrutierungsmodul von RhoA bzw. RhoC nach
Stimulation wie RhoA oder RhoC selbst rekrutiert wird, sollten beliebige
andere Proteine nach Fusion mit einem Rho-Rekrutierungsmodul ebenfalls
an die isoformtypischen Membrandomänen von Rho rekrutieren.
8.1. Lokalisierter Einsatz
von Inhibitoren
RhoGAP sind Aktivatoren der intrinsischen
GTPase-Aktivität
von Rho-Proteinen. Es ist gezeigt worden, dass das RhoGAP-Modul
von dem Klasse IX-Myosin Myr5 in-vitro zwar RhoA, RhoB und RhoC ähnlich inhibiert;
allerdings kolokalisiert Myr5 nach Stimulation mit RhoC, nicht aber
mit RhoA 3. Damit kommt das RhoGAP-Modul
von Myr5 in-vivo als Inhibitor von RhoC, nicht aber als Inhibitor
von RhoA in Betracht, obwohl biochemisch (in-vitro) eine Interaktion von Myr5 und
RhoA möglich
ist. Damit wird in-vivo die Spezifität der Interaktion von Myr5
mit Rho Isoformen auch durch das Rekrutierungsverhalten mitbestimmt.
Dieser physiologische Feinregulierungsmechansimus biochemisch möglicher
Interaktionen zwischen Molekülen
durch Steuerung der Rekrutierungseigenschaften (Interaktion setzt
Kolokalisation voraus) kann nun mit den erfindungsgemäßen Rekrutierungsmodulen
von RhoA und RhoC gezielt eingesetzt werden. Beispielhaft kann das
RhoGAP-Modul von Myr5 mit dem RhoA-Rekrutierungsmodul als Fusionsprotein
exprimiert und damit – im
Gegensatz zu dem kompletten Protein – auch in-vivo als Inhibitor
von RhoA eingesetzt werden.
Die Herstellung des Konstrukts erfolgt
in Analogie zu den EGFP-Fusionsproteinen wie beschrieben in 1. a)
und 2. a). Die RhoGAP-Domäne
umfasst die Nukleotide 4987-5571 von Myr5 wie beschrieben 12;13. Das RhoGAP-Modul von Myr5 (Nukleotide
4987-5571 3) wird mittels molekularbiogischer
Standardmethoden beispielhaft mit dem Rekrutierungsmodul von RhoA
fusioniert:
EcoRI – A – BamHI – B – Stop – SmaI,
wobei
A: Nukleotide 4987-5571 von myr5; sie kodieren für das RhoGAP-Modul
von Myr5
B: Nukleotidsequenz, die für das Rekrutierungsmodul von
RhoA (AS 181-193) kodiert,
'Stop': Stopp-Kodon.
Das Konstrukt wird beispielhaft in
pCI-neo (Promega GmbH, High-Tech-Park, Schildkrötenstr. 15, 68199 Mannheim,
Best.-Nr.: E 1841) kloniert. Transfektion und Expression erfolgen
wie in 1. b) angegeben. Nach Stimulation wird das RhoGAP an die
RhoA-typische Membrandomäne
rekrutiert und kann so RhoA lokal antagonisieren. Durch die Fusion
mit dem RhoA-Rekrutierungsmodul erhält das RhoGAP-Modul von Myr5 eine
Eigenschaft, die das Holoprotein nicht hat, da das Fusionsprotein
im Gegensatz zum Holoprotein nicht wie RhoC 3,
sondern wie RhoA rekrutiert werden sollte. Als Variante kann analog
auch folgendes Konstrukt in pEGFP-C1 (BD Clontech) hergestellt werden:
C – EcoRI – A – BamHI – B – Stop – XbaI,
wobei
C: EGFP, bereits in Vektor enthalten A: Nukleotide
4987-5571 von myr5; sie kodieren für das RhoGAP-Modul von Myr5
B:
Nukleotidsequenz, die für
das Rekrutierungsmodul von RhoA (AS 181-193) kodiert,
'Stop': Stopp-Kodon. Durch
die zusätzliche
Fusion von EGFP kann die Relokalisation dieses Konstrukts leicht fluoreszenzoptisch
verfolgt werden (vgl. 1. c)). Dieses Prinzip kann auf beliebige
Protein- oder Peptid-Inhibitoren übertragen werden. Durch die
lokale Akkumulation in den Rho-typischen Membrandomänen ist
zu erwarten, dass solche Inhibitoren wie am hier beschriebenen Beispiel
neue Eigenschaften erhalten, aber auch unerwünschte Eigenschaften verlieren.
Sollte beispielhaft eine Inhibition von RhoC oder eines anderen
Moleküls, das
mit der RhoC-typischen Membrandomäne kolokalisiert, zu einer
unerwünschten
Wirkung einer Inhibition führen,
kann mit dem erfindungsgemäßen System
Aktivität
durch Fusion mit dem RhoA-Rekrutierungsmodul gezielt auf die RhoA-typische
Membrandomäne
lokalisiert werden.
8.2. Konzentration beliebiger
enzymatischer Aktivitäten
an den isoformtypischen Membrandomänen von RhoA bzw. RhoC
In Analogie zum Transport des in
8.1. beschriebenen RhoGAP-Moduls von Myr5 an die RhoA-typische Membrandomäne können beliebige
enzymatische Aktivitäten
(Module) durch Fusion mit den erfindungsgemäßen Rho-Rekrutierungsmodulen
an die Rho-Membrandomänen
transloziert werden. Auf diese Weise sollten Membraneigenschaften
und membrannahe Prozesse lokal zu beeinflussen sein. Beispielhaft
wird ein PhospholipaseD-Konstrukt
mit dem Rekrutierungsmodul von RhoA oder RhoC fusioniert. Phospholipase
D (PLD) spielt eine wichtige, die Funktion von Rho ergänzende,
Rolle bei kortikalen Rearrangements des Zytoskeletts. So sind verschiedene
zu Zytoskelettveränderungen
führende
Signale Rho-vermittelt, während
andere Signale eine Aktivierung der PLD unabhängig von Rho bewirken 1
4. Durch die Translokation
von PLD an die RhoA-Membrandomäne als Fusionsprotein
mit dem erfindungsgemäßen RhoA-Rekrutierungsmodul
kann eine simultane Aktivierung beider Signalsysteme des Zytoskeletts
an der RhoA-Membrandomäne erfolgen.
Die Herstellung des Konstrukts erfolgt im Prinzip wie in 8.1. dargestellt,
wobei jedoch PLD an die Stelle des RhoGAP von Myr5 kloniert wird.
Nach Transfektion und Expression in Epithelzellen (vgl. 1. b)) ist
deshalb das Fusionsprotein zur Verstärkung RhoA-abhängiger Zytoskelettveränderungen
einsetzbar.
9. Kompetition der erfindungsgemäßen Rekrutierungsmodule
mit endogenen Rho-Isoformens
Da gezeigt wurde, dass die erfindungsgemäßen Rekrutierungsmodule
die vollständige
Information für den
Transport an die RhoA- oder RhoC-typischen Membrandomänen beinhalten,
sollten die im Überschuss vorhandenen
Rho-Rekrutierungsmodule mit den endogenen Rho-Proteinen um die Rekrutierung
kompetieren. Deshalb sollten die Rho-Rekrutierungsmodule für eine kompetitive,
isoformtypische Inhibition endogener Rho-Proteine einsetzbar sein. Während das
Rekrutierungsmuster von RhoA bisher nur bei dieser Isoform beobachtet
wurde, ist bisher kein Lokalisationsunterschied zwischen RhoB und
RhoC beschrieben. Deshalb sollte das Rekrutierungsmodul von RhoC
auch RhoB und möglicherweise
noch andere Isoformen kompetitiv inhibieren. Damit stehen isoformtypische
Inhibitoren für
Rho-Isoformen zur Verfügung.
Dabei können
zwei prinzipielle Anwendungen unterschieden werden: a) Verwendung
der erfindungsgemäßen Aminosäuren 181-189 (nicht
prenyliert) zur isoformtypischen Inhibition des endogenen Proteins
an der jeweiligen Rho-Membrandomäne. b) Verwendung
der erfindungsgemäßen Aminosäuren 181-190,
wobei AS 190 (Zystein) geranylgeranyliert ist. Letztere Konstrukte
können
in zellulären
Systemen dadurch erzielt werden, dass die AS 181-193 kloniert und
exprimiert werden, wobei die Geranylgeranylierung sowie die Abspaltung
der 3 C-terminalen Aminosäuren
enzymatisch in der Zelle erfolgen. Außerdem sind sowohl die nicht-modifizierten
Peptide wie auch die geranylgeranylierten Peptide chemisch synthetisierbar.
9.1. RhoA-typische Inhibition
RhoA kann inhibiert werden durch
9.1.1. Überexpression
des kompletten RhoA-Rekrutierungsmoduls (AS181-193) nach Transfektion
wie in 1. beschrieben
Für
die kompetitive Inhibition des endogenen Proteins muss das erfindungsgemäße RhoA-Rekrutierungsmodul
stark exprimiert werden. Das Expressionsniveau kann durch die bei
der Transfektion eingesetzte DNA-Menge, durch Verwendung unterschiedlich
starker, auch regulierbarer (induzierbarer) Promotoren, variiert
werden. In Abhängigkeit
vom Expressionsniveau des RhoA-Rekrutierungsmoduls kann die Rekrutierung von
endogenem RhoA inhibiert werden.
9.1.2. Überexpression
der Aminosäuren
181-189 von RhoA als Fusionsprotein
Herstellung des Konstrukts wie in
1. beschrieben mit der Abweichung, dass hier nur die für die Aminosäuren 181-189
kodierenden Nukleotide kloniert werden. Dieses Fusionsprotein kompetiert
mit dem endogenen Protein um die Bindung an die Membrandomäne. Im Unterschied
zu 9.1.1. kompetiert dieses Konstrukt aber nicht mit der Bindung
des endogenen Proteins an RhoGDI.
9.1.2. ein synthetisches
Peptid, das die Aminosäuren
181-189 von RhoA umfasst
Dieses Peptid kann beispielhaft synthetisch
hergestellt werden (z.B. kommerziell: Fa. Eurogentec) und zur Kompetition
mit dem endogenen Protein entweder in Zellen mikroinjiziert 15 oder über
kommerziell verfügbare
Techniken in Zellen eingebracht werden (Bioporter, Best.-Nr.: 14-01-16500;
BioCarta Europe GmbH, Borsteler Chausee 53, Hamburg 22453, Germany).
Dieses erfindungsgemäße Peptid
sollte lediglich mit der isoformtypischen Bindung des endogenen
Rho-Proteins an die Membrandomäne,
nicht aber mit der Bindung von Rho an RhoGDI kompetieren.
9.1.3. ein synthetisches,
am C-terminalen Zystein geranylgeranyliertes Peptid, das die Aminosäuren 181-190 von
RhoA umfasst
Dieses modifizierte Peptid besteht
aus den AS 181-190 von RhoA, wobei das C-terminale Zystein (AS190)
geranylgeranyliert ist. Die Herstellung erfolgt wie beschrieben
in 6 oder in 16.
Für die
Einschleusung des modifizierten Peptids in Zellen wird ein auf liposomaler
Basis beruhendes kommerzielles System verwendet (Bioporter, Best.-Nr.:
14-01-16500; BioCarta Europe GmbH, Borsteler Chausee 53, Hamburg
22453, Germany). Das erfindungsgemäße Peptid kompetiert mit endogenem
RhoA um die Bindung an die isoformtypische RhoA-Membrandomäne. Zusätzlich kann die Geranylgeranyl-Gruppe
zusammen mit dem erfindungsgemäßen Peptid
um die Bindung von RhoA an RhoGDI kompetieren 6;17;18
10. Medizinische Anwendungen
der erfindungsgemäßen Rho-Rekrutierungsmodule
Die Inhibition von Ras-artigen kleinen
G-Proteinen ist seit langem ein Ziel pharmakologischer Forschung,
da Ras selbst ein gut etabliertes Tumorprotein ist. Da die Funktion
der kleinen GTPasen von ihrer Prenylierung abhängt, wird versucht, über eine
Inhibition der Prenylierung die endogenen Proteine zu inaktivieren. Dazu
werden die prenylierenden Enzyme inhibiert. Kleine G-Proteine werden
entweder von Farnesyltransferase farnesyliert oder von Geranylgeranyltransferase
I oder II geranylgeranyliert. RhoA, B, C und G werden von der Geranylgeranyltransferase
I geranylgeranyliert 19, RhoB kann zusätzlich vom
selben Enzym farnesyliert werden 20. Deshalb
werden durch Inhibitoren der Prenyltransferasen entsprechend der
Spezifität
der Enzyme und der Inhibitoren jeweils große Gruppen kleiner G-Proteine
inhibiert. So ist es mit diesem Ansatz insbesondere nicht möglich, RhoA
oder RhoC präferentiell
zu inhibieren. Demgegenüber
erlaubt ein auf den erfindungsgemäßen Rekrutierungsmodulen von
RhoA und RhoC basierender Ansatz eine Inhibition von Rho-Proteinen
durch Interferenz mit der isoformtypischen Membranbindung der endogenen
Proteine. Wegen der erfindungsgemäßen isoformtypischen Spezifität der verwendeten
Rekrutierungsmodule von RhoA oder RhoC wird eine isoformtypische
Inhibition ermöglicht.
Eine isoformtypische Inhibition von Rho-Proteinen ist von Interesse,
weil Rho-Isoformen biologisch unterschiedliche Bedeutung haben.
So konnte gezeigt werden, dass RhoC, aber nicht RhoA, für die Metastasierung
des Melanoms wichtig ist. Da wir den einzigen Unterschied zwischen
RhoC und RhoA zeigen (differentielle Rekrutierung an die Zytoplasmamembran),
sollte eine selektive Inhibition von RhoC-typischer Membranbindung
die Metastasierung von Melanomen inhibieren. RhoC spielt auch eine
wichtige Rolle bei der aggressivsten Form des Brustkrebses, dem
inflammatorischen Brustkrebs. Dabei konnte gezeigt werden, dass
die Produktion angiogenetischer Faktoren RhoC-abhängig ist 8;9. Die selektive Inhibition RhoC-typischer
Membranbindung endogener Rho Proteine durch Kompetition mit den
erfindungsgemäßen Rekrutierungsmodul
von RhoC stellt deshalb einen rationalen Ansatz zur Therapie dieses
Karzinoms dar. Die Applikation des Rekrutierungsmoduls am Patienten
kann in Form einer Gentherapie mit Fusionsproteinen geschehen oder
durch Verabreichung der Peptide, entweder in nicht-geranylgeranylierter
Form bestehend aus den AS 181-189 von RhoC oder in geranylgeranylierter
Form bestehend aus den AS 181-190, wobei das C-terminale Zystein
modifiziert ist.