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Die Erfindung betrifft einen Längseinsteller, insbesondere für einen Fahrzeugsitz. Die Erfindung betrifft ferner einen Fahrzeugsitz.
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Stand der Technik
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Aus dem Stand der Technik sind Längseinsteller, insbesondere für einen Fahrzeugsitz, bekannt. Die Längseinsteller weisen üblicherweise mindestens ein Schienenpaar, welches aus einer ersten Schiene und einer relativ zur ersten Schiene in Längsrichtung verschiebbaren zweiten Schiene gebildet ist, und mindestes eine Antriebseinrichtung, welche zumindest aus einem Motor und einer mittels des Motors antreibbaren Spindel oder einer antreibbaren Spindelmutter mit Trapezgewinde gebildet ist, auf. Die Schienen umgreifen unter Bildung eines Innenkanals einander wechselseitig. In dem Innenkanal ist ein mit der zweiten Schiene verbundener Spindelhalter angeordnet, der mit der Spindel verbunden ist.
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In Reaktion auf eine Krafteinwirkung, zum Beispiel in einem Crashfall oder einem Fehlgebrauchsfall insbesondere in Vorwärtsrichtung, kann es zu Verformungen der Spindel kommen, so dass der Sitz im Notfall nicht verstellt werden kann.
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Aufgabe
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, einen Längseinsteller der eingangs genannter Art zu verbessern, insbesondere eine bleibende Verformung der Spindel nach Überlast zu reduzieren oder zu vermeiden, sowie einen entsprechenden Fahrzeugsitz bereitzustellen.
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Lösung
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Die erstgenannte Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch einen Längseinsteller mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Die zweitgenannte Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch einen Fahrzeugsitz mit den Merkmalen des Anspruchs 10.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen, welche einzeln oder in Kombination miteinander eingesetzt werden können, sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Der erfindungsgemäße Längseinsteller, insbesondere für einen Fahrzeugsitz, umfasst mindestens ein Schienenpaar, welches aus einer ersten Schiene und einer zweiten Schiene gebildet ist, welche relativ zueinander in Längsrichtung verschiebbaren ausgebildet sind, und eine Antriebseinrichtung, welche zumindest aus einem Motor und einer mittels des Motors antreibbare Spindelmutter gebildet ist, die auf einer, insbesondere feststehenden, Spindel längsbeweglich angeordnet ist, wobei die Schienen unter Bildung eines Innenkanals einander wechselseitig umgreifen, wobei in dem Innenkanal ein mit der zweiten Schiene verbundener Spindelhalter angeordnet ist, der mit der Spindel verbunden ist. Erfindungsgemäß ist der Spindelhalter an der zweiten Schiene beweglich gelagert.
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Die erste Schiene kann bevorzugt eine mit dem Fahrzeugsitz verbindbare Sitzschiene, insbesondere Oberschiene, sein. Die zweite Schiene kann bevorzugt eine mit einer Fahrzeugstruktur verbindbare Bodenschiene, insbesondere eine Unterschiene, sein.
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In Reaktion auf eine vorgegebene Krafteinwirkung, beispielsweise bei einem Unfall, kann eine Kraft von dem Fahrzeugsitz über die erste Schiene, die Spindelmutter, die Spindel und den Spindelhalter zur zweiten Schiene ableitbar sein.
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Die Erfindung geht von der Überlegung aus, dass der Fahrzeugsitz auch nach einem Unfall, insbesondere wenn hohe Längslasten auf den Längseinsteller einwirken, eine Verstellung der beweglichen Schiene (= erste Schiene) und damit des Fahrzeugsitzes, zum Beispiel für einen Notausstieg aus einer hinter dem Fahrzeugsitz befindlichen Sitzreihe, noch ermöglicht sein muss. Um dies sicherzustellen, ist der Längseinsteller eingerichtet, die Spindel in Längsrichtung gesehen zumindest im vorderen Bereich zwischen dem Spindelhalter und der Spindelmutter und/oder einem Getriebe des Motors nicht zu verbiegen oder zu knicken.
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Des Weiteren geht die Erfindung von der Überlegung aus, dass bei einer hohen Schienenlängslast, zum Beispiel in Vorwärtsrichtung, im hinteren Spindelbereich zwischen der Spindelmutter/dem Getriebe des Motors und einem hinteren Spindelhalter in der festen Schiene (= zweite Schiene, auch Unterschiene genannt) Zugkräfte auf die Spindel und im vorderen Spindelbereich zwischen der Spindelmutter/dem Getriebe des Motors und einem vorderen Spindelhalter Druckkräfte auf die Spindel einwirken. Bei Überschreitung einer bestimmten Kraft kann dies im hinteren Bereich der Spindel zu einer sowohl elastischen als auch plastischen Dehnung und im vorderen Bereich der Spindel zu einem elastischen oder permanenten seitlichen Ausweichen der Spindel führen, welches unerwünschte Biegungen und/oder Knickungen der Spindel zur Folge hat. Somit kann die mit der Spindel im Wirkzusammenhang stehende Spindelmutter (auch Abtriebszahnrad genannt) innerhalb des Getriebes im Bereich der unerwünschten Biegungen und/oder Knickungen nicht mehr rotieren, so dass eine Längsverstellung verhindert oder blockiert ist.
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Dadurch, dass zumindest einer der Spindelhalter, insbesondere in Längsrichtung gesehen ein vorderer Spindelhalter, an der zweiten Schiene, insbesondere der festen Schiene oder der Unterschiene, beweglich gelagert ist, sind solche unerwünschten Verformungen, wie zum Beispiel Verbiegungen und/oder Knickungen der Spindel im vorderen Bereich, zumindest reduziert oder entstehen erst gar nicht und sind somit verhindert. Mit anderen Worten: Die Erfindung ermöglicht, während einer hohen Längslast Spindelverformungen zu vermeiden.
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Insbesondere ist der Spindelhalter linear beweglich, beispielsweise längsbeweglich, an der zweiten Schiene gelagert. Unter einer längsbeweglichen Lagerung des Spindelhalters wird insbesondere eine lineare Bewegung des Spindelhalters in Längsrichtung der Schienen verstanden.
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Zur Befestigung des Spindelhalters an der zweiten Schiene können beispielsweise mindestens zwei Befestigungselemente vorgesehen sein. Die zweite Schiene kann beispielsweise mindestens zwei Befestigungsaufnahmen aufweisen, in welchen die mindestens zwei Befestigungselemente beweglich gelagert sind. Insbesondere sind die Befestigungsaufnahmen derart ausgebildet, dass die Befestigungselemente begrenzt linear beweglich gelagert sind.
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Beispielsweise ist die Befestigungsaufnahme eingerichtet, das Befestigungselement in seiner linearen Bewegung in eine Richtung zu sperren. In eine dazu entgegengesetzte Richtung ist die Befestigungsaufnahme eingerichtet, eine lineare Bewegung des Befestigungselements begrenzt zuzulassen.
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Die Befestigungsaufnahme kann beispielsweise einen Anschlag oder Stopp umfassen, wobei bei einer Krafteinwirkung das Befestigungselement durch den Anschlag oder Stopp in seiner lineare Bewegung blockiert ist. Darüber hinaus kann die jeweilige Befestigungsaufnahme derart eingerichtet sein, dass das Befestigungselement ausgehend von einer Normalstellung im Fall einer mechanischen Beanspruchung der zweiten Schiene in Richtung einer Ausgleichsstellung linear beweglich, insbesondere in Richtung der einwirkenden Kraft, beispielsweise in Längsrichtung vorwärtsgerichtet und längsbeweglich, gelagert ist.
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Beispielsweise kann die jeweilige Befestigungsaufnahme als ein Langloch in der zweiten Schiene ausgebildet sein. Eine solche Ausgestaltung der jeweiligen Befestigungsaufnahme als Langloch ermöglicht eine lineare Längsbeweglichkeit bei gleichzeitiger Festsetzung der seitlichen Position des Befestigungselements in der Befestigungsaufnahme. Darüber hinaus können die mindestens zwei Befestigungsaufnahmen in Längsrichtung gleich ausgerichtet sein.
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Der jeweilige Spindelhalter, insbesondere der vordere Spindelhalter und/oder der hintere Spindelhalter, kann über die Befestigungselemente mit der zweiten Schiene, insbesondere der Unterschiene, verbunden sein. Die Unterschiene kann an einem Fahrzeugboden oder einer Fahrzeugkarosserie befestigt sein. Die zweite Schiene ist in Vertikalrichtung fest mit dem Fahrzeugboden oder der Fahrzeugkarosserie verbunden. Die Befestigungselemente sind beispielsweise als Nieten ausgebildet.
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Die Spindel kann über den Spindelhalter mit der zweiten Schiene verbunden sein. Die Spindel ist als eine feststehende Spindel ausgebildet. Optional kann zwischen Spindelhalter und zweiter Schiene ein Anbindungsblech angeordnet sein. Insbesondere kann in Längsrichtung gesehen am vorderen Spindelhalter das optionale Anbindungsblech zwischen dem vorderen Spindelhalter und der zweiten Schiene angeordnet sein. Das Anbindungsblech kann u-förmig als eine weitere Halterung ausgebildet sein. Der Spindelhalter ist dann am Boden des u-förmigen Anbindungsblechs mit diesem verbunden. Beispielsweise ist die Spindel über den Spindelhalter mit dem Anbindungsblech stoffschlüssig verbunden, zum Beispiel mittels Schweißverbindung. Das Anbindungsblech kann aber auch entfallen und der Spindelhalter direkt an einem Boden der zweiten Schiene befestigt sein.
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Mit der zweiten Schiene kann der jeweilige Spindelhalter derart vernietet sein, dass begrenzt bei Überschreitung einer vorgegebenen, in Längsrichtung einfallenden Kraft eine lineare Bewegung des Spindelhalters relativ zur zweiten Schiene zugelassen wird.
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Um diese Längsbeweglichkeit nach einem Nietprozess noch zu ermöglichen, kann ein Federelement vorgesehen sein. Beispielsweise kann zwischen dem Spindelhalter und der zweiten Schiene ein Federelement mit vorgegebener Vorspannung angeordnet sein. Das Federelement ist beispielsweise als eine Tellerfeder ausgebildet. Dabei sind die Befestigungselemente, die Befestigungsaufnahme, das Anbindungsblech und das Federelement derart ausgebildet und zueinander angeordnet, dass das Federelement klemmfrei zwischen Befestigungskopf (= Nietkopf) und Unterseite der zweiten Schiene mit einer definierten Vorspannung angeordnet ist. Dadurch kann ein Klappern des Spindelhalters im Fahrbetrieb vermieden werden.
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Mittels des Federelements kann eine vorgegebene Reibkraft zwischen Spindelhalter und zweiter Schiene erzeugt werden, so dass der Spindelhalter im Normalbetrieb bei einer Längsverstellung sicher an der zweiten Schiene fixiert und positioniert ist und nur bei einem Unfall oder im Missbrauchsfall und bei Überschreitung der vorgegebenen Reibkraft in Längsrichtung relativ zur zweiten Schiene bewegbar ist.
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Die als Langloch ausgebildete Befestigungsaufnahme ermöglicht eine Längsbewegung des Spindelhalters und des optionalen Anbindungsblechs zusammen mit den Befestigungselementen in Längsrichtung nach vorne relativ zur zweiten Schiene. In Längsrichtung nach hinten schlagen die Befestigungselemente in der Befestigungsaufnahme, insbesondere an einem Anschlag oder Stopp, an. Dadurch können Zugkräfte ohne Verschiebung des Anbindungsblechs und/oder des Spindelhalters aufgenommen werden. Mit anderen Worten: Zugkräfte werden direkt in die zweite Schiene (= Unterschiene) über den Anschlag oder Stopp in der Befestigungsaufnahme übertragen. Druckkräfte können zunächst nicht übertragen werden, da der Spindelhalter und die Befestigungselemente in der als Langloch ausgebildeten Befestigungsaufnahme in Längsrichtung nach vorne ausweichen können.
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Mit anderen Worten: Langloch und Befestigungselemente, wie Nieten, sind in Längsrichtung oder x-Richtung jeweils so zueinander positioniert, dass in einer Richtung (hier rückwärts) bei Überlast keine Verschiebung möglich ist, jedoch in die entgegengesetzte Richtung (hier vorwärts) bei auftretender hoher Kraft eine Verschiebung ermöglicht ist.
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Die Spindel ist feststehend. Die Spindelmutter ist drehbeweglich und längsbeweglich auf der Spindel gelagert und mittels des Motors antreibbar.
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Das Außengewinde der Spindel kann in Form eines Trapezgewindes ausgestaltet sein. Das Innengewinde der Spindelmutter kann in Form eines Trapezgewindes ausgestaltet sein. Das Außengewinde der Spindel und das Innengewinde der Spindelmutter können jeweils zweigängig ausgestaltet sein.
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Der Längseinsteller kann bevorzugt zwei Spindelhalter, insbesondere einen vorderen Spindelhalter und einen hinteren Spindelhalter, umfassen. Die Spindelmutter ist zwischen dem vorderen Spindelhalter und dem hinteren Spindelhalter auf der Spindel längsbeweglich gelagert.
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Die Aufgabe wird ferner erfindungsgemäß gelöst durch einen Fahrzeugsitz mit einem erfindungsgemäßen Längseinsteller, insbesondere einem Längseinsteller gemäß der vorstehenden Beschreibung.
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Figuren und Ausführungsformen der Erfindung
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Im Folgenden ist die Erfindung anhand von in den Figuren dargestellten vorteilhaften Ausführungsbeispielen näher erläutert. Die Erfindung ist jedoch nicht auf diese Ausführungsbeispiele beschränkt. Es zeigen:
- 1: in schematischer Darstellung einen Fahrzeugsitz mit einem Längseinsteller,
- 2: einen Schnitt entlang der Linie II - II in 1 eines erfindungsgemäßen Längseinstellers, und
- 3: eine vergrößerte Schnittdarstellung im Bereich III in 2 eines Spindelhalters des erfindungsgemäßen Längseinstellers.
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Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
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Ein in der 1 zum Stand der Technik schematisch dargestellter Fahrzeugsitz 100 wird nachfolgend unter Verwendung von drei senkrecht zueinander verlaufenden Raumrichtungen beschrieben. Eine Längsrichtung x verläuft bei einem im Fahrzeug eingebauten Fahrzeugsitz 100 weitgehend horizontal und vorzugsweise parallel zu einer Fahrzeuglängsrichtung, die der gewöhnlichen Fahrtrichtung des Fahrzeugs entspricht. Eine zu der Längsrichtung x senkrecht verlaufende Querrichtung y ist im Fahrzeug ebenfalls horizontal ausgerichtet und verläuft parallel zu einer Fahrzeugquerrichtung. Eine Vertikalrichtung z verläuft senkrecht zu der Längsrichtung x und senkrecht zu der Querrichtung y. Bei einem im Fahrzeug eingebauten Fahrzeugsitz 100 verläuft die Vertikalrichtung z vorzugsweise parallel zu einer Fahrzeughochachse.
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Die verwendeten Positionsangaben und Richtungsangaben, wie beispielsweise vorne, hinten, oben und unten beziehen sich auf eine Blickrichtung eines im Fahrzeugsitz 100 sitzenden Insassen in normaler Sitzposition, wobei der Fahrzeugsitz 100 im Fahrzeug eingebaut, in einer zur Personenbeförderung geeigneten Gebrauchsposition mit aufrecht stehender Rückenlehne 104 und wie üblich in Fahrtrichtung ausgerichtet ist. Der Fahrzeugsitz 100 kann jedoch auch in abweichender Ausrichtung, beispielsweise quer zur Fahrtrichtung, verbaut oder bewegt werden. Soweit nicht abweichend beschrieben, ist der Fahrzeugsitz 100 spiegelsymmetrisch zu einer senkrecht zur Querrichtung y verlaufenden Ebene aufgebaut.
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Die Rückenlehne 104 kann schwenkbar an einem Sitzteil 102 des Fahrzeugsitzes 100 angeordnet sein. Hierzu kann der Fahrzeugsitz 100 optional einen Beschlag 106, insbesondere einen Einstellbeschlag, Drehbeschlag, Rastbeschlag oder Taumelbeschlag, umfassen.
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Die verwendeten Positionsangaben und Richtungsangaben, wie beispielsweise radial, axial und in Umfangsrichtung, beziehen sich auf eine Drehachse 108 des Beschlags 106. Radial bedeutet senkrecht zu der Drehachse 108. Axial bedeutet in Richtung oder parallel zu der Drehachse 108.
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Der Fahrzeugsitz 100 umfasst einen Längseinsteller 110 (auch Längsverstelleinrichtung genannt). Der Längseinsteller 110 umfasst beispielsweise eine Schienenanordnung 112 mit einer ersten Schiene 114 und einer zweiten Schiene 116. Die erste Schiene 114 ist relativ in Längsrichtung x zur zweiten Schiene 116 verstellbar. Die erste Schiene 114 ist an dem Sitzteil 102 befestigt. Die zweite Schiene 116 ist an einem Strukturelement eines Fahrzeugs, zum Beispiel einem Fahrzeugboden, befestigt.
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Zur besseren Übersichtlichkeit wird die erste Schiene 114 in der nachfolgenden Beschreibung als Oberschiene 114 bezeichnet. Diese Oberschiene 114 (auch Laufschiene oder Schlitten genannt) ist dem Fahrzeugsitz 100 zugeordnet und eingerichtet, diesen Fahrzeugsitz 100 zu tragen. Die zweite Schiene 116 wird im Weiteren als Unterschiene 116 bezeichnet. Die Unterschiene 116 ist fest und beispielsweise mit dem Boden eines Fahrzeugs verbunden.
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2 zeigt einen Schnitt in der x-z-Ebene entlang der Linie II - II in 1 eines erfindungsgemäßen Längseinstellers 110, umfassend die Schienenanordnung 112 und eine Antriebseinrichtung 120.
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Die Schienenanordnung 112 des Fahrzeugsitzes 100 kann zwei Schienenpaare 118, die parallel zueinander angeordnet sind, umfassen. Jedes Schienenpaar 118 umfasst die feste Unterschiene 116 und die an dieser längsbeweglich angeordnete Oberschiene 114.
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In 2 ist beispielhaft eines der Schienenpaare 118 gezeigt.
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Der Längseinsteller 110 umfasst die Schienenanordnung 112 mit zwei Schienenpaaren 118, die Antriebseinrichtung 120, welche zumindest aus einem Motor 122 und eine mittels des Motors 122 antreibbare Spindelmutter 124 gebildet ist. Zwischen Motor 122 und Spindelmutter 124 kann ein Getriebe 126 angeordnet sein. Der Fahrzeugsitz 100 ist mittels zumindest eines Sitzhalters 128 mit dem Längseinsteller 110 fest verbunden.
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Die Spindelmutter 124 ist auf einer Spindel 130 längsbeweglich angeordnet. Die Spindel 130 ist feststehend. Die Spindelmutter 124 ist drehbeweglich und längsbeweglich auf der Spindel 130 gelagert und mittels des Motors 122 über das Getriebe 126 antreibbar.
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Die Unterschiene 116 und die Oberschiene 114 können unter Bildung eines Innenkanals 132 einander wechselseitig umgreifen. In dem Innenkanal 132 ist eine mit der Unterschiene 116 verbundene Spindelhalterung angeordnet. Die Spindelhalterung kann ein oder mehrere Spindelhalter 134 umfassen. Die Spindelhalterung umfasst einen vorderen Spindelhalter 134.1 und einen hinteren Spindelhalter 134.2. Die Spindelmutter 124 ist zwischen dem vorderen Spindelhalter 134.1 und dem hinteren Spindelhalter 134.2 auf der Spindel 130 längsbeweglich gelagert.
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Erfindungsgemäß ist der jeweilige Spindelhalter 134 an der Unterschiene 116 (= feste Schiene, zweite Schiene) beweglich gelagert.
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Insbesondere ist der vordere Spindelhalter 134.1 linear beweglich, beispielsweise längsbeweglich, an der Unterschiene 116 gelagert.
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Zur Befestigung des jeweiligen Spindelhalters 134 an der Unterschiene 116 können beispielsweise zwei Befestigungselemente 138, insbesondere Nieten, vorgesehen sein. Die Unterschiene 116 kann beispielsweise mindestens zwei Befestigungsaufnahmen 136 für jeweils einen Spindelhalter 134 aufweisen. In den Befestigungsaufnahmen 136 sind die mindestens zwei Befestigungselemente 138 beweglich gelagert.
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Der jeweilige Spindelhalter 134 ist über die Befestigungselemente 138 mit der festen Unterschiene 116 verbunden. Die Befestigungselemente 138 sind beispielsweise als Nieten ausgebildet.
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In Reaktion auf eine vorgegebene Krafteinwirkung, beispielsweise bei einem Unfall, kann eine Kraft von dem Fahrzeugsitz 100 über die Oberschiene 114, die Spindelmutter 124, die Spindel 130 und den jeweiligen Spindelhalter 134 in die Unterschiene 116 ableitbar sein, wie dies nachfolgend beispielhaft anhand der 3 im Detail beschrieben wird.
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3 zeigt eine vergrößerte Schnittdarstellung im Bereich III in 2 des vorderen Spindelhalters 134.1 des erfindungsgemäßen Längseinstellers 110.
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Die Befestigungsaufnahmen 136 in der Unterschiene 116 sind derart ausgebildet, dass die Befestigungselemente 138 begrenzt linear beweglich, insbesondere begrenzt längsbeweglich gemäß Pfeil 140 nach vorne, gelagert sind.
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Beispielsweise ist die jeweilige Befestigungsaufnahme 136 eingerichtet, das zugehörige Befestigungselement 138 in seiner linearen Bewegung in eine Richtung zu sperren. Hierzu liegt das jeweilige Befestigungselement 138, insbesondere eine Niete, an einem Anschlag 136.1 an. Darüber hinaus ist die jeweilige Befestigungsaufnahme 136 eingerichtet, begrenzt eine lineare Bewegung des zugehörigen Befestigungselements 138 in entgegengesetzte Richtung gemäß Pfeil 140 zuzulassen. Hierzu ist die jeweilige Befestigungsaufnahme 136 beispielsweise als ein Langloch 136.2 in der Unterschiene 116 ausgebildet. Mit anderen Worten: Die jeweilige Befestigungsaufnahme 136 weist in Längsrichtung x größere Abmessungen auf als Außenabmessungen des zugehörigen Befestigungselements 138.
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Eine solche Ausgestaltung der jeweiligen Befestigungsaufnahme 136 als Langloch 136.2 ermöglicht eine lineare Längsbeweglichkeit bei gleichzeitiger Festsetzung der seitlichen Position des zugehörigen Befestigungselements 138 in der Befestigungsaufnahme 136.
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Die zwei Befestigungsaufnahmen 136 des vorderen Spindelhalters 134.1 sind in Längsrichtung x gleich ausgerichtet. Die zwei Befestigungsaufnahmen 136 sind in einem Abstand zueinander angeordnet.
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Die Spindel 130 kann über den vorderen Spindelhalter 134.1 mit der Unterschiene 116 oder optional über ein Anbindungsblech 142, wie beispielhaft gezeigt, mit der Unterschiene 116 verbunden sein. Das Anbindungsblech 142 umfasst Durchgangsöffnungen 142.1 für die Befestigungselemente 138. Die Durchgangsöffnungen 142.1 korrespondieren mit Außenabmessungen der Befestigungselemente 138.
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Beispielsweise ist die Spindel 130 mit dem vorderen Spindelhalter 134.1 stoffschlüssig verbunden, zum Beispiel mittels Schweißverbindung.
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Mit der Unterschiene 116 ist der vordere Spindelhalter 134.1 derart vernietet, dass begrenzt bei Überschreitung einer vorgegebenen in Längsrichtung x einfallenden Kraft gemäß Pfeil 140 eine lineare Bewegung des vorderen Spindelhalters 134.1 relativ zur Unterschiene 116 zugelassen wird.
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Um diese Längsbeweglichkeit nach einem Nietprozess noch zu ermöglichen, ist beispielsweise ein Federelement 144 vorgesehen. Beispielsweise kann das Federelement 144 zwischen dem vorderen Spindelhalter 134.1 und der Unterschiene 116 mit vorgegebener Vorspannung angeordnet sein. Das Federelement 144 ist beispielsweise als eine Tellerfeder ausgebildet.
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Die Befestigungselemente 138, insbesondere Nieten, sind mit dem jeweiligen Spindelhalter 134 fest verbunden, insbesondere vernietet.
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Die Befestigungselemente 138, die Befestigungsaufnahmen 136, das optionale Anbindungsblech 142 und das Federelement 144 sind insbesondere derart ausgebildet und zueinander angeordnet, dass das Federelement 144 klemmfrei zwischen einem Befestigungskopf 138.1 (= Nietkopf) und einer Unterseite 116.1 der Unterschiene 116 mit einer definierten Vorspannung angeordnet ist. Die Stufenhöhe des Befestigungskopfes 138.1 zusammen mit der Höhe des Federelements 144, zum Beispiel einer Tellerfeder, definiert die Vorspannkraft in Vertikalrichtung z. Darüber hinaus sind die Befestigungselemente 138, die Befestigungsaufnahmen 136, das optionale Anbindungsblech 142 und das Federelement 144 derart ausgelegt, dass eine Klemmung des Federelements 144, insbesondere der Tellerfeder, vermieden wird. Somit ist die Längsbeweglichkeit des Spindelhalters 134 weiterhin ermöglicht und wird nicht eingeschränkt oder behindert. Dadurch kann ferner ein Klappern des vorderen Spindelhalters 134.1 im Fahrbetrieb vermieden werden.
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Mittels des Federelements 144 kann eine vorgegebene Reibkraft zwischen dem vorderen Spindelhalter 134.1 und der Unterschiene 116 derart erzeugt werden, dass der vordere Spindelhalter 134.1 im Normalbetrieb bei einer Längsverstellung sicher an der Unterschiene 116 fixiert und fest positioniert ist. Bei einem Unfall oder in einem Missbrauchsfall, bei welchem größere Kräfte in Längsrichtung x einfallen, und bei Überschreitung der vorgegebenen Reibkraft in Längsrichtung x relativ zur Unterschiene 116 ermöglicht das Federelement 144, dass der vordere Spindelhalter 134.1 über seine Befestigungselemente 138 in den Befestigungsaufnahmen 136 längsbeweglich begrenzt, insbesondere nach vorne gemäß Pfeil 140, bewegbar ist.
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Die als Langloch 136.2 ausgebildete Befestigungsaufnahme 136 ermöglicht somit eine begrenzte Längsbewegung des vorderen Spindelhalters 134.1 und des optionalen Anbindungsblechs 142 zusammen mit den Befestigungselementen 138 in Längsrichtung x nach vorne relativ zur festen Unterschiene 116. In Längsrichtung x nach hinten schlagen die Befestigungselemente 138 in der Befestigungsaufnahme 136 an dem jeweiligen Anschlag 136.1 oder Stopp an.
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Mit anderen Worten: Zugkräfte werden direkt in die Unterschiene 116 über den Anschlag 136.1 in der Befestigungsaufnahme 136 übertragen. Druckkräfte können zunächst nicht übertragen werden, da der vordere Spindelhalter 134.1 und die Befestigungselemente 138 in der als Langloch 136.2 ausgebildeten Befestigungsaufnahme 136 in Längsrichtung x nach vorne ausweichen können. Langloch 136.2 und Befestigungselemente 138, wie Nieten, sind in Längsrichtung x jeweils so zueinander positioniert, dass in einer Richtung (hier rückwärts, entgegensetzt zu Pfeil 140) bei Überlast keine Verschiebung möglich ist, jedoch in die entgegengesetzte Richtung (hier vorwärts, gemäß Pfeil 140) bei auftretender hoher Kraft eine Verschiebung zugelassen wird.
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Ein Außengewinde 130.1 der Spindel 130 kann in Form eines Trapezgewindes ausgestaltet sein. Ein Innengewinde (nicht näher dargestellt) der Spindelmutter 124 kann in Form eines Trapezgewindes ausgestaltet sein. Das Außengewinde 130.1 der Spindel 130 und das Innengewinde der Spindelmutter 124 können jeweils zweigängig ausgestaltet sein.
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Die in der vorstehenden Beschreibung, den Ansprüchen und den Figuren offenbarten Merkmale können sowohl einzeln als auch in Kombination für die Verwirklichung der Erfindung in ihren verschiedenen Ausgestaltungen von Bedeutung sein.
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Obwohl die Erfindung in den Figuren und der vorausgegangenen Darstellung im Detail beschrieben wurde, sind die Darstellungen illustrativ und beispielhaft und nicht einschränkend zu verstehen. Insbesondere ist die Wahl der zeichnerisch dargestellten Proportionen der einzelnen Elemente nicht als erforderlich oder beschränkend auszulegen. Weiterhin ist die Erfindung insbesondere nicht auf die erläuterten Ausführungsbeispiele beschränkt. Weitere Varianten der Erfindung und ihre Ausführung ergeben sich für den Fachmann aus der vorangegangenen Offenbarung, den Figuren und den Ansprüchen.
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In den Ansprüchen verwendete Begriffe wie „umfassen“, „aufweisen“, „beinhalten“, „enthalten“ und dergleichen schließen weitere Elemente oder Schritte nicht aus. Die Verwendung des unbestimmten Artikels schließt eine Mehrzahl nicht aus. Eine einzelne Einrichtung kann die Funktionen mehrerer in den Ansprüchen genannten Einheiten beziehungsweise Einrichtungen ausführen.
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Bezugszeichenliste
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- 100
- Fahrzeugsitz
- 102
- Sitzteil
- 104
- Rückenlehne
- 106
- Beschlag
- 108
- Drehachse
- 110
- Längseinsteller
- 112
- Schienenanordnung
- 114
- erste Schiene (Oberschiene)
- 116
- zweite Schiene (Unterschiene)
- 116.1
- Unterseite
- 118
- Schienenpaar
- 120
- Antriebseinrichtung
- 122
- Motor
- 124
- Spindelmutter
- 126
- Getriebe
- 128
- Sitzhalter
- 130
- Spindel
- 130.1
- Außengewinde
- 132
- Innenkanal
- 134
- Spindelhalter
- 134.1
- vorderer Spindelhalter
- 134.2
- hinterer Spindelhalter
- 136
- Befestigungsaufnahme
- 136.1
- Anschlag
- 136.2
- Langloch
- 138
- Befestigungselement
- 138.1
- Befestigungskopf
- 140
- Pfeil
- 142
- Anbindungsblech
- 142.1
- Durchgangsöffnung
- 144
- Federelement
- x
- Längsrichtung
- y
- Querrichtung
- z
- Vertikalrichtung