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Technisches Gebiet
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Die vorliegende Offenbarung betrifft ein chirurgisches Werkzeug, ein chirurgisches Handstück und ein Herstellverfahren für ein chirurgisches Werkzeug.
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Bei einer Kraniotomie wird ein Stück des menschlichen Schädels, der sogenannte Schädelknochenlappen, abgetrennt und während der Operation vorübergehend entfernt. Während des operativen Eingriffs werden die Haut und die Muskeln vom Knochen abgehoben und zurückgeklappt. Anschließen werden mit einem (Trepanations-)Bohrer kleine (Trepanations-)Löcher in den Schädelknochen gebohrt. Die Anzahl der Löcher kann dabei zwischen einem und vier variieren. Die Bohrlöcher fungieren als Zugang für ein spezielles (chirurgisches) Fräsinstrument, das Kraniotom. Mit dem Kraniotom verbindet der Chirurg die Bohrlöcher und fräst somit ein Fenster in den Schädelknochen. Dieses Fenster im Schädelknochen wird auch Schädelknochenlappen genannt. So kann ein Teil des Schädelknochens abgehoben und ein Zugang zum Gehirn gewährleistet werden. Am Ende des chirurgischen Eingriffs wird der Schädelknochenlappen wieder an seiner ursprünglichen Position eingesetzt und am angrenzenden Schädelknochen fixiert. Der Schädelknochenlappen wird insbesondere mit Knochenzement oder Knochenkleber am verbleibenden Schädelknochen fixiert.
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Stand der Technik
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Kraniotome sind allgemein bekannt und beispielsweise in der
DE 26 04 147 B1 gezeigt. Bekannte Kraniotome weisen ein proximales Handstück, ein distales chirurgisches Werkzeug mit einem als Fräser ausgebildeten Effektor und einen Gleitfuß bzw. einen Schuh auf, der an einem Arm befestigt ist. Der Arm erstreckt sich im Wesentlichen parallel zum Effektor vom proximalen Handstück aus in distale Richtung und steht distal über den Effektor hinaus. Der Gleitfuß ist um den Effektor abgeknickt / abgewinkelt und umgreift den Effektor somit. Der Gleitfuß hebt dabei die Dura Mater (Hirnhaut) derart vom Schädelknochen ab, dass der Effektor die Hirnhaut nicht beschädigt oder durchtrennt.
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Problematisch ist bei solchen Eingriffen die Fixierung des entnommenen Schädelknochenlappens mit dem verbleibenden Schädelknochen am Ende des chirurgischen Eingriffs. Die beiden Knochenteile werden in der Regel mit Knochenzement oder Knochenkleber verbunden. Dabei ist insbesondere die Geometrie der Fräskontur, die der Effektor des Kraniotoms im Schädelknochen hinterlässt, ausschlaggebend für die Haftung des Knochenzements oder Knochenklebers in der gefrästen Lücke. Herkömmliche Effektorgeometrien resultieren in einer Fräskontur am Knochen, die keine optimale Haftung gewährleistet.
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Zusammenfassung der Offenbarung
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Es ist somit die Aufgabe der vorliegenden Offenbarung, die Nachteile des Stands der Technik zu überkommen oder zumindest zu vermindern und insbesondere ein chirurgisches Werkzeug bereitzustellen, das eine besonders vorteilhafte Fräskontur hinsichtlich des Verbindens zweier gefräster Schädelknochenteile ermöglicht.
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Diese Aufgabe wird durch ein chirurgisches Werkzeug gemäß Anspruch 1 gelöst. Die Aufgabe der vorliegenden Offenbarung wird ferner durch ein chirurgisches (Fräs-)Handstück gemäß dem Anspruch 13 und ein Herstellverfahren für ein chirurgisches Werkzeug gemäß Anspruch 14 gelöst.
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Die vorliegende Offenbarung betrifft ein chirurgisches Werkzeug der Schaftbauart mit einem als Fräser ausgebildeten Effektor. Der Effektor erstreckt sich über einen distalen Abschnitt eines Werkzeugschafts und weist eine gewendelte Schneide auf, deren Außendurchmesser sich von proximal nach distal verjüngt. Das chirurgische Werkzeug weist zumindest eine zusätzliche Schneide auf, die in einem Längsabschnitt des Effektors ausgebildet oder angeordnet ist und die radial über den in dem Längsabschnitt vorherrschenden Außendurchmesser der gewendelten Schneide vorragt.
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Ein chirurgischer Fräser ist also vorzugsweise dafür ausgebildet und vorbereitet, mit einer Antriebseinheit gekoppelt zu werden. Ein Schaft des chirurgischen Fräsers verjüngt sich konisch von einem proximalen Endabschnitt zu einem distalen Endabschnitt und weist die gewendelte Schneide auf. Sowohl ein Kerndurchmesser als auch der Außendurchmesser der gewendelten Schneide verjüngen sich konisch mit dem Schaft. Der Längsabschnitt des Effektors bzw. der gewendelten Schneide hat einen bestimmten Außendurchmesser. Die zumindest eine zusätzliche Schneide ragt aus dem Außendurchmesser hervor.
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Beim Fräsen mit dem chirurgischen Werkzeug bildet die konisch geformte und gewendelte Schneide eine konische Fräskontur. Die zusätzliche Schneide steht derart über den in dem Längsabschnitt vorherrschenden Außendurchmesser der gewendelten Schneide hervor, dass sie die Fräskontur der gewendelten Schneide erweitert. Durch die zusätzliche Schneide kann sich eine zusätzliche, vorzugsweise runde, Fräskontur bilden, die vorzugsweise in der Mitte der (konischen) Fräskontur und damit der Knochendicke liegt. D.h. das chirurgische Werkzeug kombiniert eine herkömmliche konische mit einer radialen/kugelförmigen Fräskontur.
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Durch die kugelförmige Fräskontur lassen sich der ausgeschnittene Schädelknochenlappen und der verbleibende Schädelknochen wieder fest zusammenfügen. Beim Fügen wird durch denKnochenzement oder Knochenkleber ein Stoffschluss und durch die Fräskontur gleichzeitig ein Formschluss erzeugt. Somit lassen sich die beiden Schädelknochenteile besonders gut und stabil miteinander verbinden. Nach dem Aushärten des Knochenzements oder Knochenklebers ist der Schädelknochenlappen sofort in beide Richtungen voll belastbar. Durch die konische Fräskontur wird ein Eindrücken von außen verhindert und durch die runde bzw. kugelförmige Fräskontur werden Kräfte von innen optimal aufgenommen. Besonders bei der Verwendung von UV härtenden Knochenklebstoffen ist eine sofortige stabile Verbindung möglich.
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Ferner wird die Aufgabe der vorliegenden Offenbarung durch ein chirurgisches (Fräs-)Handstück, vorzugsweise ein Kraniotom, mit einer Antriebseinheit und einem chirurgischen Werkzeug der Schaftbauart mit einem als Fräser ausgebildeten Effektor gelöst. Das chirurgische Werkzeug ist vorzugsweise nach einem der vorstehenden Aspekte ausgebildete und mit der Antriebseinheit drehmomentübertragend koppelbar. Ferner weist das Handstück einen (abgewinkelten) Schuh auf, der an einem zu schneidenden Schädelknochen/Knochen haftende Hirnhaut ablöst.
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Ein Benutzer oder Chirurg hält das Kraniotom an der proximalen Antriebseinheit, die somit eine Antriebs- und Halteeinheit ist. Der chirurgische Fräser ist drehmomentübertragend an das Antriebs- und Halteeinheit gekoppelt und wird von dem Duraschutz, der den Gleitfuß und den Arm aufweist, zumindest in der distalen Richtung abgeschirmt. Durch den Duraschutz wird die Hirnhaut von dem Schädelknochen abgehoben und verhindert, dass der Fräser die Hirnhaut durchtrennt oder anderweitig beschädigt. Der Duraschutz bildet also eine Art Korb oder eine Abschirmung um den Fräser. Der Fräser weist die vorstehend beschriebene zusätzliche Schneide auf, um damit eine bestimmte, sowohl konisch als auch teilweise kugelförmige Fräskontur zu erzeugen.
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Mit dem chirurgisches (Fräs-)Handstück kann also einfach und in einem einzigen Fertigungsschritt eine Fräskontur ausgefräst werden, die eine effektive und haltbare Verbindung zwischen den beiden Schädelknochenteilen ermöglicht. Besonders ist die aus der Verwendung des chirurgischen (Fräs-)Handstücks resultierende Fräskontur geeignet, dass Knochenzement oder -kleber in der Kontur gut aushärtet.
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Die vorliegende Offenbarung betrifft ferner ein Verfahren zur Herstellung eines chirurgischen Fräsers. Das Herstellungsverfahren weist dabei die folgenden Schritte auf. Eine Aussparung wird aus einem Schaft des chirurgischen Fräsers ausgeschnitten. Die Aussparung ist dabei vorzugsweise rechteckig. Die Aussparung wird vorzugsweise durch Drahterodieren aus dem Fräser ausgeschnitten. Das Ausschneiden der Aussparung kann aber auch durch andere Trennverfahren durchgeführt werden. In einem weiteren Schritt wird ein Grundkörper mit zumindest einer Schneide derart in die Aussparung eingebracht, dass die Schneide aus einem Außendurchmesser der gewendelten Schneide hervorsteht. Vorzugsweise passt der Grundkörper in die (rechteckige) Aussparung. Der Grundkörper wird in einem nächsten Schritt in der Aussparung fixiert. Der Grundkörper kann durch ein beliebiges (stoffschlüssiges) Fügeverfahren, vorzugsweise jedoch durch Laserschweißen, Hartlöten und/oder Kleben erfolgen.
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Durch das offenbarungsgemäße Herstellverfahren kann der Fräser kostengünstig aus einem bekannten Fräser hergestellt werden. Somit kann durch wenig Aufwand und durch Standardwerkzeuge ein Fräser gefertigt werden, der die vorteilhafte Fräskontur ermöglicht.
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Vorteilhafte Weiterbildungen der vorliegenden Offenbarung sind Gegenstand der beigefügten Unteransprüche.
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Nach einem optionalen Aspekt der vorliegenden Offenbarung ist die zumindest eine zusätzliche Schneide bogenförmig und konvex gerundet. Die Rundung ist vorzugsweise symmetrisch ausgebildet. Durch die Rundung kann die zusätzliche Schneide eine im Wesentlichen kugelförmige Fräskontur erzeugen. Die kugelförmige Fräskontur kann eine möglichst gute Haftung des Knochenzements oder -kleber an der Fräskontur ermöglichen.
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Vorzugsweise erstreckt sich die zumindest eine zusätzliche Schneide im Wesentlichen in einer Längsrichtung des Werkzeugschafts. In anderen Worten ausgedrückt erstreckt sich die zumindest eine zusätzliche Schneide in distal-proximale Richtung. Dadurch kann sich die kugelförmige Fräskontur weiter in die Richtung senkrecht zur Schädeldecke erstrecken und dadurch eine größere Aussparung für den Knochenzement oder -kleber bilden.
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Vorzugsweise ragt die zumindest eine zusätzliche Schneide in radialer Richtung um eine halbe Längserstreckung der zumindest einen zusätzlichen Schneide über den in dem Längsabschnitt vorherrschenden Außendurchmesser hervor. D.h. die Längserstreckung der zumindest einen zusätzlichen Schneide ist doppelt so lang wie die radiale Erstreckung der zumindest einen zusätzlichen Schneide über den Außendurchmesser hinaus. Das resultiert in der runden Fräskontur durch die zumindest eine zusätzliche Schneide.
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Vorzugsweise ist der Längsabschnitt des Effektors ein Mittelabschnitt des Effektors. Ein Mittelabschnitt kann in diesem Zusammenhang jeder Abschnitt des Effektors sein, der die Stirnseiten ausschließt. D.h. die zumindest eine zusätzliche Schneide kann von einem distalen Ende des Werkzeugschafts beabstandet sein. Das kann in einem Abstand zwischen der kaudalen Seite des Schädelknochens bzw. des hirnhautseitigen Schädelknochens und der kugelförmigen Fräskontur resultieren. Dadurch ist die kugelförmige Ausfräsung in der Mitte des Schädelknochens ausgebildet und bildet die Aufnahmetasche für den Knochenzement oder -kleber. Eine kugelförmige Fräskontur an einem Endabschnitt der konischen Fräskontur wäre unvorteilhaft, da sich keine Aufnahmetasche für den Knochenzement oder -kleber bilden würde.
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Vorzugsweise hat die zumindest eine zusätzliche Schneide einen positiven Spanwinkel. D.h. der Winkel zwischen Spanebene und einer Werkzeug-Bezugsebene kann positiv sein. Positive Spanwinkel können die Oberfläche und einen Spanfluss verbessern, ferner können positive Spanwinkel eine Spanstauchung, Schnittkraft, Reibung zwischen Span und Werkzeug und/oder die erforderliche Antriebsleistung für die Maschinen verringern.
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Es ist natürlich auch denkbar, dass die zusätzliche Schneide einen negativen Spanwinkel hat. Negative Spanwinkel können das Entstehen von langen Spänen verhindern.
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Vorzugsweise ragen zwei Schneiden jeweils diametral zu einer Längsachse des Werkzeugschafts über den in dem Längsabschnitt vorherrschenden Außendurchmesser der gewendelten Schneide vor. Die zwei Schneiden können somit an gegenüberliegenden Seiten des Werkzeugschafts aus dem Effektor vorstehen. Zwei Schneiden resultieren in einem besseren Schnittbild als nur eine einzelne Schneide.
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Zwei diametral gegenüberliegende Schneiden verhindern auch, dass das chirurgische Werkzeug einen ungleichmäßigen Drall bei der Rotation aufweist.
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Nach einem weiteren optionalen Aspekt der vorliegenden Offenbarung sind die zwei Schneiden zueinander gegenläufig angeordnet. Bei einer Rotation des Effektors um seine Längsachse schneiden die beiden Schneiden dann in die gleiche Richtung. Dadurch wird ein sauberer Schnitt ermöglicht.
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Nach einem weiteren optionalen Aspekt der vorliegenden Offenbarung sind die zwei Schneiden an gegenüberliegenden Seiten einer Scheibe angeordnet, die in eine Aussparung an dem Werkzeugschaft eingebracht wird. Somit können die gegenüberliegenden oder bezüglich der Längsachse diametral angeordneten Schneiden einfach gefertigt werden. Die Scheibe mit den zwei gegenüberliegenden Schneiden kann einfach in die Aussparung eingesetzt werden. Die Scheibe kann eine annähernd rechteckige Grundform aufweisen, die in die Aussparung passt. Von der rechteckigen Grundform können die Schneiden dann in gegenüberliegende Richtungen abstehen und somit über den Außendurchmesser der gewendelten Schneide vorragen.
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Vorzugsweise ist die zumindest eine zusätzliche Schneide ein Kugelfräser, vorzugsweise ein Rosenfräser. Der Kugelfräser kann die kugelförmige Fräskontur ermöglichen. Ein Kugelfräser kann weiterhin ein sauberes Schnittbild aufweisen. Die Anzahl der Schneiden bei dem Kugel- oder Rosenfräser ist dabei von einem Einsatzgebiet abhängig und kann variabel sein. So kann der Fräser bevorzugt zwischen einer und acht Schneiden aufweisen. Der Fräser kann aber auch jede andere beliebige Schneidenanzahl aufweisen.
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Die Aufgabe der vorliegenden Offenbarung kann auch durch ein chirurgisches Werkzeug der Schaftbauart mit einem als Fräser ausgebildeten Effektor gelöst werden, der sich über einen distalen Abschnitt eines Werkzeugschafts erstreckt und der eine gewendelte Schneide aufweist. Der Außen- und Kerndurchmesser der gewendelten Schneide verjüngt sich von proximal nach distal. Das chirurgische Werkzeug wird durch Einbringen zumindest einer zusätzlichen Schneide in eine Aussparung an dem Werkzeugschaft hergestellt. Dadurch kann einfach und kostengünstig ein chirurgisches Werkzeug mit den vorstehend genannten Vorteilen gefertigt werden.
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Zusammenfassend hat die vorliegende Offenbarung die folgenden Vorteile:
- • einfache Herstellbarkeit des chirurgischen Fräsers;
- • größtmögliche Stabilität des gewendelten Schafts;
- • geringe Bruchgefahr;
- • gute Spanabfuhr;
- • geringe Wärmeentwicklung; und
- • präzise Anordnung der finalen Kugelgeometrie.
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Kurzbeschreibung der Figuren
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- 1 zeigt eine isometrische Ansicht eines chirurgischen (Fräs-)Handstücks gemäß der vorliegenden Offenbarung;
- 2 zeigt eine isometrische Ansicht eines chirurgischen Werkzeugs gemäß einer ersten Ausführungsform der vorliegenden Offenbarung;
- 3 zeigt eine Detailansicht des chirurgischen Werkzeugs in 2;
- 4 zeigt eine Seitenansicht des chirurgischen Werkzeugs gemäß der ersten Ausführungsform der vorliegenden Offenbarung;
- 5 zeigt einen Schnitt durch einen gefrästen (Schädel-)Knochen mit einer Fräskontur;
- 6 zeigt eine isometrische Ansicht einer Scheibe für das chirurgische Werkzeug gemäß der ersten Ausführungsform der vorliegenden Offenbarung;
- 7 zeigt eine isometrische Ansicht des chirurgischen Werkzeugs gemäß der ersten Ausführungsform der vorliegenden Offenbarung ohne die Scheibe;
- 8 zeigt ein Ablaufdiagramm eines offenbarungsgemäßen Herstellverfahrens für das chirurgische Werkzeug gemäß der vorliegenden Offenbarung; und
- 9 zeigt eine isometrische Ansicht eines chirurgischen Werkzeugs gemäß einer zweiten Ausführungsform der vorliegenden Offenbarung.
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Detaillierte Beschreibung der Ausführungsformen
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1 zeigt ein chirurgisches (Fräs-)Handstück 1, das vorzugsweise ein Kraniotom ist. Das (Fräs-)Handstück 1 weist eine proximale Antriebseinheit 2 und ein chirurgisches Werkzeug 4 auf, das sich von der proximalen Antriebseinheit 2 aus in distale Richtung erstreckt. Das chirurgische Werkzeug 4 ist mit der Antriebseinheit 2 drehmomentübertragend gekoppelt und weist in einem distalen Abschnitt einen Effektor 6 auf, der vorzugsweise als ein Fräser ausgebildet ist. Mit dem Handstück 1 und insbesondere mit dem Effektor 6 wird ein Schädelknochen 8 (in 5 dargestellt) eines Patienten bei einer Hirnoperation, insbesondere einer Kraniotomie, gefräst und ein Schädelknochenlappen aus dem Schädelknochen 8 entnommen. Parallel zu dem Effektor 6 erstreckt sich ein Arm 10 von der Antriebseinheit 2 aus in distale Richtung. Der Arm 10 überragt den Effektor 6 und weist an einem distalen Ende einen abgeknickten Gleitfuß 12 auf, der den Effektor 6 umgreift. Der Gleitfuß 12 löst während des Fräsens Hirnhaut von dem Schädelknochen 8, sodass die Hirnhaut nicht von dem Effektor 6 beschädigt oder durchtrennt wird.
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2 zeigt das chirurgische Werkzeug 4. In einem distalen Abschnitt 14 weist ein Werkzeugschaft 16 des chirurgischen Werkzeugs 4 den Effektor 6 auf. Der Effektor 6 weist eine gewendelte Schneide 18 auf, deren Außendurchmesser d1 und Kerndurchmesser d2 (in 4 dargestellt) sich konisch verjüngen. Der Außendurchmesser d1 und der Kerndurchmesser d2 verjüngen sich dabei von proximal nach distal. In einem Längsabschnitt 24 des Effektors 6 (in 4 dargestellt) weist das chirurgische Werkzeug 4 zumindest eine zusätzliche Schneide 26 auf. Die zumindest eine zusätzliche Schneide 26 steht in dem Längsabschnitt 24 aus dem Außendurchmesser d1 der gewendelten Schneide 18 hervor. Die zumindest eine zusätzliche Schneide 26 steht dabei bogenförmig und konkav ausgebildet aus dem Außendurchmesser d1 hervor und erstreckt sich dabei vorzugsweise in Längsrichtung des Werkzeugschafts 16. Die zumindest eine zusätzliche Schneide 26 ist dabei vorzugsweise von dem distalen Ende 28 des Effektors 6 beabstandet. In anderen Worten ist der Längsabschnitt 24 des Effektors 6 mit der zusätzlichen Schneide 26 ein Mittelabschnitt 30 des Effektors 6. Die gewendelte Schneide 18 weist eine Anzahl an Spanbrechern 32 auf, die den Span beim Fräsen brechen sollen. An einem distalen Endabschnitt 28 weist der Werkzeugschaft 16 eine zusätzliche stirnseitige Schneide 34 auf. Der Werkzeugschaft 16 weist ferner einen proximalen Abschnitt 36 zum drehmomentübertragenden Koppeln mit der Antriebseinheit 2 auf. Ferner weist der Werkzeugschaft 16 in dem proximalen Abschnitt 36 eine Axialsicherung 38 auf.
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3 zeigt eine Detailansicht des Effektors 6 in 2. Die zumindest eine zusätzliche Schneide 26 kann Teil einer Scheibe 42 sein, die in eine Aussparung 44 des Werkzeugschafts 16 eingebracht wird.
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4 zeigt eine Seitenansicht des chirurgischen Werkzeugs 4. Sowohl der Außendurchmesser d1 als auch der Kerndurchmesser d2 der gewendelten Schneide 18 verjüngt sich konisch von proximal nach distal. Der Längsabschnitt 24 des Effektors 6 ist von dem distalen Ende 28 des Effektors 6 beabstandet. In dem Längsabschnitt 24 ragen zwei Schneiden 26 derart aus dem Außendurchmesser d1 des Längsabschnitts 24 vor, dass die zwei Schneiden 26 bezüglich einer Längsachse 40 des Werkzeugschafts 16 diametral gegenüberliegen.
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5 zeigt einen Schnitt durch den gefrästen Schädelknochen 8 mit der Fräskontur 46. Die Fräskontur 46 verjüngt sich in Richtung der kaudalen Seite des Schädelknochens 8 konisch. Etwa in der Mitte des Schädelknochens 8 weist die Fräskontur 46 die kugelförmige Fräskontur auf. Durch die Kombination aus der konischen und kugelförmigen Fräskontur 46 entsteht eine Form in Knochen, die besonders geeignet ist, Knochenzement oder -kleber aufzunehmen und sowohl einen Form- als auch einen Stoffschluss zwischen den Knochenteilen herzustellen.
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6 zeigt die Scheibe 42. Die Scheibe 42 weist die zwei gegenüberliegenden Schneiden 26 auf. Die Schneiden 26 sind vorzugsweise gegenläufig angeordnet. In einer Seitenansicht der Scheibe 42 ist die Scheibe 42 vorzugsweise rechteckig ausgebildet, um in die Aussparung 44 hinein zu passen. Die beiden gegenüberliegenden Schneiden 26 können einen positiven Spanwinkel aufweisen.
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Die Scheibe 42 weist insbesondere eine rechteckige Grundform mit zwei geraden Abschlussabschnitten 48 auf. Die rechteckige Grundform ist derart geformt, dass sie in die Aussparung 44 passt. Die beiden Abschlussabschnitte 48 liegen dann an den distalen bzw. proximalen Enden der Aussparung 44 an. Die beiden gegenüberliegenden Schneiden 26 sind an den jeweiligen Seiten der Scheibe 42 ausgebildet, die senkrecht zu den Abschlussabschnitten 48 ausgebildet sind. Durch die Form der Scheibe 42 ist die Scheibe 42 prinzipiell komplett in der Aussparung 44 aufgenommen. Lediglich die beiden Schneiden 26 stehen derart von der Scheibe 42 ab, dass sie aus dem Außendurchmesser d1, der in dem Längsabschnitt 24 der gewendelten Schneide 18 vorherrscht, vorstehen.
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7 zeigt eine Detailansicht des Effektors 6 mit der Aussparung 44. Die Aussparung 44 ist vorzugsweise rechteckig ausgebildet und in radialer Richtung mittig vom Werkzeugschaft 16 positioniert. Die Aussparung 44 geht durch den gesamten Durchmesser des Werkzeugschafts 16 hindurch und ist vom distalen Ende 28 des Effektors 6 beabstandet. Die Aussparung 44 wird beispielsweise durch Drahterodieren ausgeschnitten. Es können natürlich auch andere Trennverfahren zum Ausschneiden der Aussparung 44 eingesetzt werden.
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8 zeigt ein Ablaufdiagramm eines offenbarungsgemäßen Herstellerverfahrens für das chirurgische Werkzeug 4. In einem ersten Schritt S1 wird die Aussparung 44 in ein bekanntes chirurgisches Werkzeug 4 geschnitten, wobei die Aussparung 44 vorzugweise in den Effektor 6 des Werkzeugs 4 geschnitten wird. In einem zweiten Schritt S2 wird die Scheibe 42 mit den zwei gegenüberliegenden Schneiden 26 in die Aussparung 44 eingesetzt. Die Scheibe 42 wird dabei derart angeordnet, dass sich die beiden Schneiden 26 bezüglich der Längsachse 40 des Effektors 6 diametral gegenüberliegenden. In einem dritten Schritt S3 wird die Scheibe 42 in die Aussparung 44 gefügt. Das Fügen wird insbesondere durch ein stoffschlüssiges Verfahren ausgeführt. Besonders bevorzugt wird die Scheibe 42 durch Laserschweißen oder Hartlöten oder Kleben gefügt. Es ist selbstverständlich denkbar, die Scheibe 42 durch ein anderes Fügeverfahren in der Aussparung 44 zu fixieren.
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9 zeigt ein chirurgisches Werkzeug 4 gemäß einer weiteren Ausführungsform. Dabei weist das chirurgische Werkzeug 4 einen Kugel- oder Rosenfräser 50 in dem Abschnitt des kugelförmigen Fräsens auf. Insgesamt kann die Anzahl der zusätzlichen Schneiden 26 beliebig sein und vorzugsweise zwischen eins und acht liegen. Auch können die zusätzlichen Schneiden 26 gewendelt oder gerade sein. Relevant ist lediglich, dass die zusätzlichen Schneiden 26 aus dem in dem Längsabschnitt herrschenden Außendurchmesser vorstehen.
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Der Werkzeugschaft 16 ist im distalen Abschnitt 14 vorzugsweise 6,2 mm bis 21,5 mm lang. Ein proximaler Endabschnitt des distalen Abschnitts 14 ist vorzugsweise 3 mm bis 13 mm lang, besonders bevorzugt ist der proximale Endabschnitt 13 mm lang. Der Längsabschnitt 24, der die Scheibe 42 aufnimmt, ist vorzugsweise 1,2 mm bis 3,5 mm lang. Dabei ist Längsabschnitt 24 besonders bevorzugt 1,7 mm lang. Ein distaler Endabschnitt 28 ist vorzugsweise 2 mm bis 5 mm und besonders bevorzugt 2,5 mm lang. An seinem proximalen Ende weist der distale Abschnitt 14 einen Durchmesser zwischen 2 mm und 4 mm, besonders bevorzugt 2,6 mm auf. An seinem distalen Ende 28 ist der Werkzeugschaft 16 vorzugsweise zwischen 1,5 und 3 mm und besonders bevorzugt 1,7 mm im Durchmesser.
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Die Scheibe 42 ist vorzugsweise zwischen 0,5 mm und 1,5 mm dick. Besonders bevorzugt ist die Scheibe 42 0,5 mm dick. Die Scheibe 42 weist vorzugsweise einen Durchmesser von 2 mm bis 4 mm und besonders bevorzugt 2,25 mm auf.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- (Fräs-)Handstück
- 2
- Antriebseinheit
- 4
- chirurgisches Werkzeug
- 6
- Effektor
- 8
- Schädelknochen
- 10
- Arm
- 12
- Gleitfuß
- 14
- distaler Abschnitt
- 16
- Werkzeugschaft
- 18
- gewendelte Schneide
- 24
- Längsabschnitt
- 26
- zusätzliche Schneide
- 28
- distales Ende
- 30
- Mittelabschnitt
- 32
- Spanbrecher
- 34
- stirnseitige Schneide
- 36
- proximaler Abschnitt
- 38
- Axialsicherung
- 40
- Längsachse
- 42
- Scheibe
- 44
- Aussparung
- 46
- Fräskontur
- 48
- Abschlussabschnitt
- 50
- Kugelfräser
- d1
- Außendurchmesser
- d2
- Kerndurchmesser
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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