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Die vorliegende Erfindung betrifft ein System zur Benachrichtigung eines Schuhträgers bei einer Fußfehlstellung sowie das zugehörige Verfahren.
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Eine große Anzahl von Menschen leidet unter Fußfehlstellungen. Die sehr weit verbreitete Fehlstellung des Senkfußes (Senkfuß-Fehlstellung) äußert sich beispielsweise darin, dass das Längsgewölbe des Fußes (also die Wölbung der Fußsohle an der Fußinnenseite vor dem Vorfußballen) abgeflacht ist. Als Plattfuß wird in diesem Zusammenhang ein stark ausgeprägter Senkfuß verstanden, bei dem im belasteten Zustand des Fußes (also wenn die zugehörige Person steht) die gesamte Fußsohle Kontakt mit dem Boden hat. Oftmals tritt die Senkfuß-Fehlstellung in Kombination mit nach innen geknickten Versen auf, sodass die Knöchel auf den Fußinnenseiten deutlich herausragen. Diese Fehlstellung wird auch als Knicksenkfuß(-Fehlstellung) bezeichnet. Derartige Fußfehlstellungen sind oftmals nicht angeboren, sondern werden im Laufe des Lebens durch eine bewegungsarme Lebensweise oder den Fuß einengendes Schuhwerk erworben.
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Um aus derartigen Fußfehlstellungen resultierende Folgeschäden an Füßen, Knien und Rücken zu vermeiden, werden typischerweise Schuheinlagen verwendet, die das Längsgewölbe des Fußes stützen. Allerdings zielen diese passiven Einlagen nur auf die Symptome, nicht auf die Ursache des Leidens.
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Zur ursächlichen Behandlung wird vermehrt auf sensomotorische Einlagen zurückgegriffen. Bei diesen Einlagen ist die Einlagenoberfläche so gestaltet, dass die Fuß- und Beinmuskeln über neurophysiologische Reize direkt angesteuert werden, damit in Reaktion darauf Muskel aktiviert und die Fußstellung korrigiert wird. Therapieerfolge sind allerdings selten und lassen sich lediglich bei Personen relativ jungen Alters erzielen.
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Auch durch Krankengymnastik können die genannten Fußfehlstellungen ursächlich behandelt werden. Allerdings sind auch hier Therapieerfolge selten, da die betroffene Person außerhalb der Krankengymnastikeinheiten typischerweise wieder in die gewohnten Bewegungsmuster und Fehlstellungen verfällt und somit kein dauerhafter Erfolg erzielt wird.
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Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde eine Möglichkeit zur ursächlichen Behandlung von Fußfehlstellungen bereitzustellen, die sich durch eine verbesserte Praxistauglichkeit auszeichnet, insbesondere in Bezug auf den Therapieerfolg und die Therapiekosten.
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Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren zum Auslösen einer Fehlstellungsmeldung bei einer Fußfehlstellung nach Anspruch 1, ein System zur Benachrichtigung eines Schuhträgers bei einer Fußfehlstellung gemäß Anspruch 5, sowie ein System zur Benachrichtigung eines Schuhträgers bei einer Fußfehlstellung gemäß Anspruch 6. Vorteilhafte Ausführungsformen sind in den Unteransprüchen ausgeführt.
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Das erfindungsgemäße Verfahren gemäß Anspruch 1 zum Auslösen einer Fehlstellungsmeldung bei einer Fußfehlstellung, insbesondere bei einer Senkfuß-Fehlstellung oder einer Knick-Senkfuß-Fehlstellung, unter Verwendung
- - einer Schuh-Sensoreinheit mit mindestens einem im Innenbereich eines Schuhs angeordneten Belastungssensor, wobei der Belastungssensor eingerichtet ist, abhängig von der momentanen Belastung des Belastungssensors durch einen Fuß des Schuhträgers Belastungswerte zu erfassen und diese Belastungswerte an eine Auswerteeinheit zu übermitteln,
- - der Auswerteeinheit,
- - eine von der Schuh-Sensoreinheit räumlich getrennte Benachrichtigungseinheit, die eingerichtet ist, eine Fehlstellungsmeldung zu empfangen und daraufhin ein an den Schuhträger gerichtetes Benachrichtigungssignal auszugeben,
umfasst die folgenden Schritte:
- - Empfangen von (ersten) Belastungswerten des Belastungssensors in der Auswerteeinheit,
- - Vergleichen der (ersten) Belastungswerte mit einem in der Auswerteeinheit hinterlegten Schuhträger-individuellen SOLL-Belastungswerts durch die Auswerteeinheit,
- - Feststellen einer Fehlstellung, wenn einer der (ersten) Belastungswerte um mehr als ein (in der Auswerteeinheit) hinterlegter Sensitivitätswert vom Schuhträgerspezifischen SOLL-Belastungswert abweicht, und
- - Ausgeben einer Fehlstellungsmeldung von der Auswerteeinheit an die Benachrichtigungseinheit, wenn eine Fehlstellung festgestellt wurde.
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Auf diese Weise wird ermöglicht, dass die Fußstellung des Schuhträgers (also der unter der Fußfehlstellung leidenden Person) kontinuierlich während seines Alltags überwacht und der Schuhträger unmittelbar beim akuten Auftreten der Fußfehlstellung benachrichtigt wird, woraufhin dieser die fehlerhafte Fußstellung bewusst korrigieren kann. Diese kontinuierliche Überwachung und unmittelbare Korrektur der fehlerhaften Fußstellung kann zu einer gewohnheitsmäßigen Übernahme einer korrekten Fußstellung durch den Schuhträger und somit zu einem dauerhaften Therapieerfolg führen. Die Ursache der Fußfehlstellung kann somit kostengünstig und mit hoher Erfolgswahrscheinlichkeit abgestellt werden. Unter einer korrekten Fußstellung des Schuhträgers ist dabei eine Stellung des Fußes zu verstehen, in dem die Fußfehlstellung nicht auftritt.
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Das obig beschriebene Verfahren beschreibt dabei jene Verfahrensschritte, die von der Auswerteeinheit während einer Überwachungsphase ausgeführt werden. Während dieser Überwachungsphase werden laufend Belastungswerte vom Belastungssensor an die Auswerteeinheit übermittelt und dort daraufhin überprüft, ob eine Fußfehlstellung vorliegt. Jene Vielzahl von Belastungswerten, die während dieser Überwachungsphase übermittelt werden, werden auch als „erste“ Belastungswerte bezeichnet.
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Die Erfindung basiert dabei auf der Erkenntnis, dass die in Rede stehende Fußfehlstellung überraschend einfach detektiert (festgestellt) werden kann, indem die (momentanen) Belastungswerte erfasst und mit einem zuvor Schuhträgerindividuell festgelegten (hinterlegten) SOLL-Belastungswert verglichen werden; denn abhängig von der Fußstellung wird der Belastungssensor unterschiedlich stark durch das Gewicht des Schuhträgers belastet, was zu unterschiedlich hohen Belastungswerten führt. Weicht einer der erfassten Belastungswerte um mehr als den hinterlegten Sensitivitätswert vom SOLL-Belastungswert ab, wird davon ausgegangen das eine akute Fußfehlstellung vorliegt und ein entsprechendes an den Schuhträger gerichtetes Benachrichtigungssignal ausgelöst. Der Sensitivitätswert legt dabei fest, ab welcher Abweichung vom Schuhträger-individuellen SOLL-Belastungswert eine Fußfehlstellung festgestellt (detektiert) wird.
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Hierzu werden vom Belastungssensor in einem vorgegebenen Intervall (also beispielsweise in einem Abstand von 0,1 Sekunden) Belastungswerte erfasst und an die Auswerteeinheit übermittelt bzw. in der Auswerteeinheit empfangen. Diese empfangenen (erste) Belastungswerte werden in der Auswerteeinheit laufend mit dem Schuhträger-individuellen SOLL-Belastungswert verglichen und daraufhin untersucht, ob eine (Fuß-)Fehlstellung vorliegt. Eine derartige Fehlstellung wird festgestellt, wenn einer der (ersten) Belastungswerte um mehr als ein hinterlegter Sensitivitätswert vom Schuhträger-individuellen SOLL-Belastungswert abweicht. Ist dies der Fall, wird eine Fehlstellungsmeldung von der Auswerteeinheit an die Benachrichtigungseinheit ausgegeben, woraufhin diese ein an den Schuhträger gerichtetes Benachrichtigungssignal ausgibt.
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Ein Belastungssensor im Sinne der vorliegenden Erfindung ist dabei ein Kraftsensor, der die auf ihn wirkende mechanische Kraft ermittelt, oder ein Drucksensor, der den auf ihn wirkenden Druck ermittelt.
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Dabei ist es für die Erfindung ganz wesentlich, dass für das Feststellen einer Fußfehlstellung ein Schuhträger-individueller Soll-Belastungswert herangezogen wird. Denn erst dadurch wird ermöglicht, dass unter Verwendung eines „einfachen“, als Kraft- oder Drucksensor ausgeführten, Belastungssensors ein zuverlässiges Feststellen einer Fußfehlstellung gelingen kann. Auf aufwändige Beschleunigungssensoren sowie eine aufwändige und komplexe Analyse von Bewegungsmustern zur Detektion der Fußfehlstellung kann somit verzichtet werden.
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Dabei sei an dieser Stelle auch explizit darauf hingewiesen, dass im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung die Auswerteeinheit stets einen Prozessor und einen Speicher umfasst. Die Verfahrensschritte „Empfangen“, „Vergleichen“, „Feststellen“, „Ausgeben“ und „Hinterlegen“ werden dabei durch den Prozessor ausgeführt, wenn Werte in der Auswerteeinheit hinterlegt werden, ist damit gemeint, dass diese im Speicher der Auswerteeinheit hinterlegt (abgespeichert) werden.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das erfindungsgemäße Verfahren ein Hinterlegen des Schuhträger-individuellen SOLL-Belastungswerts mit den folgenden Schritten
- - Empfangen einer Kalibrieranforderung in der Auswerteeinheit, und (anschließend)
- - Empfangen eines (zweiten) Belastungswerts des Belastungssensor in der Auswerteeinheit und Hinterlegen (Abspeichern) des zweiten Belastungswerts als Schuhträger-individuellen SOLL-Belastungswert in der Auswerteeinheit.
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Bevorzugt wird in diesem Zusammenhang zur Auslösung der Kalibrieranforderung eine Kalibrierschaltfläche einer Eingabeeinheit betätigt, die dazu eingerichtet ist, bei Betätigung der Kalibrierschaltfläche die Kalibrieranforderung auszulösen und an die Auswerteeinheit zu übertragen.
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Um das Hinterlegen des Schuhträger-individuellen SOLL-Belastungswerts zu starten, nimmt der Schuhträger sinnvollerweise mit seinen Füßen bewusst eine korrekte Fußstellung ein und löst die Kalibrieranforderung aus, insbesondere indem er die Kalibrierschaltfläche betätigt. Anschließend wird der (nächste) Belastungswert, der in der Auswerteeinheit empfangen wird, als Schuhträger-individueller SOLL-Belastungswert hinterlegt. Auf diese Weise kann das erfindungsgemäße Verfahren mit minimalem Aufwand an verschiedene Schuhträger (sowie Schuhtypen) angepasst werden.
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Die Verfahrensschritte zum Hinterlegen des Schuhträger-individuellen SOLL-Belastungswerts bilden damit eine Kalibrierungsphase. Der Belastungssensor übermittelt (auch) während der Kalibrierungsphase laufend Belastungswerte an die Auswerteeinheit. Jener Belastungswert der nach dem Auslösen der Kalibrierphase (durch das Empfangen der Kalibrieranforderung) von der Auswerteeinheit empfangen wird, wird als ein „zweiter“ Belastungswert bezeichnet, um herauszustellen, dass dieser nicht wie die „ersten“ Belastungswerte während der Überwachungsphase empfangen wurde.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt das Feststellen der Fehlstellung, wenn einer der (ersten) Belastungswerte um mehr als den (in der Auswerteeinheit hinterlegten) Sensitivitätswert größer ist als der hinterlegte Schuhträger-spezifische SOLL-Belastungswert.
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Auf diese Weise wird eine Fußfehlstellung festgestellt, wenn einer der (ersten) Belastungswerte größer ist als die Summe aus dem Schuhträger-individuellen SOLL-Belastungswert und dem Sensitivitätswert. Unterschreitet hingegen einer der (ersten) Belastungswerte den SOLL-Belastungswerts, führt dies nicht zur Feststellung einer Fußfehlstellung. Somit kann die in der Auswerteeinheit durchzuführende Auswertung sehr einfach gehalten werden, was die Komplexität in vorteilhafterweise reduziert. Dabei ist es besonders vorteilhaft, wenn der Belastungssensor in einem Bereich des Schuhs angeordnet ist, der bei einer Fußfehlstellung eine (deutlich) höhere Belastung (durch das Gewicht des Schuhträgers) erfährt als bei einer korrekten Fußstellung. Demnach ist der Belastungssensor vorteilhafterweise auf der der Fußinnenseite zugewandten Seite des Schuhs angeordnet.
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Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform umfasst das erfindungsgemäße Verfahren ein Empfangen und Hinterlegen des Sensitivitätswerts in der Auswerteeinheit.
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Hierzu ist bevorzugt eine Eingabeeinheit vorgesehen, in die der Sensitivitätswert eingebbar ist und die dazu eingerichtet ist, den Sensitivitätswert an die Auswerteeinheit zu übermitteln.
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Der Sensitivitätswert legt dabei fest, ab welcher Abweichungen eines der (ersten) Belastungswerte vom SOLL-Belastungswert eine Fußfehlstellung festgestellt wird. Ein sehr großer Sensitivitätswert kann dabei dazu führen, dass eine tatsächlich auftretende Fußfehlstellung nicht als solche festgestellt (erkannt) wird und damit eine Benachrichtigung des Schuhträgers unterbleibt. Ist der Sensitivitätswert hingegen zu klein gewählt, kann es dazu kommen, dass es bereits durch eine Messungenauigkeit des Belastungssensors zu einer Benachrichtigung des Schuhträgers kommt, obwohl tatsächlich keine Fußfehlstellung vorliegt. Durch ein sinnvolles Festlegen des Sensitivitätswert (durch den Schuhträger) zwischen diesen beiden Extremen kann ein besonders praxistauglicher Kompromiss gefunden werden.
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Darüber hinaus manifestiert sich die Erfindung in dem erfindungsgemäßen System gemäß Anspruch 5 zur Benachrichtigung eines Schuhträgers bei einer Fußfehlstellung, welches umfasst
- - eine Schuh-Sensoreinheit mit mindestens einem im Innenbereich eines Schuhs angeordneten Belastungssensor, wobei der Belastungssensor eingerichtet ist, abhängig von der momentanen Belastung des Belastungssensors durch einen Fuß des Schuhträgers Belastungswerte zu ermitteln und diese Belastungswerte an eine Auswerteeinheit zu übermitteln,
- - die Auswerteeinheit, und
- - ein von der Schuh-Sensoreinheit räumlich getrenntes Endgerät mit einer Benachrichtigungseinheit, durch die ein (an den Schuhträger gerichtetes) Benachrichtigungssignal ausgebbar ist,
wobei die Auswerteeinheit eingerichtet ist, das erfindungsgemäße Verfahren auszuführen.
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Die Erfindung manifestiert sich ferner in dem erfindungsgemäßen System gemäß Anspruch 6 zur Benachrichtigung eines Schuhträgers bei einer Fußfehlstellung, welches umfasst
- - eine Schuh-Sensoreinheit mit mindestens einem im Innenbereich des Schuhs angeordneten Belastungssensor, wobei der Belastungssensor eingerichtet ist, abhängig von der momentanen Belastung des Belastungssensors durch einen Fuß des Schuhträgers Belastungswerte zu ermitteln und diese Belastungswerte an eine Auswerteeinheit zu übermitteln, und
- - ein Computerprogrammprodukt, umfassend Befehle, geeignet zur Ausführung auf einer Auswerteeinheit eines Endgeräts, welches von der Schuh-Sensoreinheit räumlich getrennt ist und eine Benachrichtigungseinheit aufweist, die dazu eingerichtet ist, eine Fehlstellungsmeldung zu empfangen und daraufhin ein an einen Schuhträger gerichtetes Benachrichtigungssignal auszugeben, wobei die Ausführung der Befehle auf der Auswerteeinheit bewirkt, dass die Auswerteeinheit das erfindungsgemäße Verfahren ausführt.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Systeme ist das Benachrichtigungssignal ein haptisches Signal (insbesondere ein Vibrationssignal), ein akustisches Signal und/oder ein optisches Signal. Hierzu ist bevorzugt in der Benachrichtigungseinheit eine Signalerzeugungseinheit vorgesehen, die dazu eingerichtet ist, das haptische Signal, das akustische Signal und/oder das akustische Signal zu erzeugen.
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Die Benachrichtigung durch ein haptisches oder akustisches Signal hat dabei den besonderen Vorteil, dass der Schuhträger der Benachrichtigung gewahr werden kann, ohne dass sich das Endgerät hierzu in seinem Sichtfeld befinden muss. Ferner erfolgt insbesondere die Benachrichtigung durch Vibration weitestgehend unmerklich für das Umfeld des Schuhträgers, was die Anwenderfreundlichkeit noch weiter erhöht. Das akustische Signal kann durch das Endgerät selbst oder auch beispielsweise durch einen mit dem Endgerät verbundenen Kopfhörer ausgegeben werden.
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Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform sieht vor, dass das System
- - eine Einlegesohle umfasst, in (oder an) der die Schuh-Sensoreinheit angeordnet ist, oder das System
- - einen Schuh umfasst, wobei die Schuh-Sensoreinheit in eine (oder an einer) Brandsohle des Schuhs, in einen (oder an einem) Boden des Schuhs oder in einem (oder an einem) Schaft des Schuhs angeordnet ist.
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Weiterhin kann alternativ oder zusätzlich vorgesehen sein, dass die Schuh-Sensoreinheit Befestigungsmittel aufweist, die dazu eingerichtet sind, die Schuh-Sensoreinheit lösbar in einem Schuh oder an einer Einlegesohle zu befestigen.
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Auf diese Weise kann (auch) ein „nachrüstbares“ System realisiert werden, welches in Verbindung mit bereits vorhandenen Schuhen eingesetzt werden kann, indem die Schuh-Sensoreinheit (in Verbindung mit einer Einlegesohle oder allein) nachträglich in den Schuh eingesetzt (eingelegt) wird. Ein derartiges nachrüstbares System kann dabei, den modischen und witterungsbedingten Ansprüchen des Schuhträgers folgend, in verschiedenen Schuhtypen zum Einsatz kommen, wodurch die Einsatzzeit und somit auch die „Überwachungszeit“ des erfindungsgemäßen Systems ausgeweitet werden kann, was sich vorteilhaft auf den Therapieerfolg auswirken kann.
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Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist der Belastungssensor als resistiver Kraftsensor, als piezoresistiver Kraftsensor, als piezoelektrischer Kraftsensor oder als kapazitiver Kraftsensor ausgeführt.
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Derartige Kraftsensoren sind weit verbreitet, günstig, zuverlässig und benötigen wenig Energie, was eine kompakte Bauweise der Schuh-Sensoreinheit ermöglicht.
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Eine ganz besonders kompakte Schuh-Sensoreinheit lässt sich realisieren, wenn die Schuh-Sensoreinheit eine Energieversorgungseinheit aufweist, welche eine Batterie, eine Primärzelle, eine Induktionsladevorrichtung oder eine Energyharvesting-Vorrichtung umfasst. Durch diese Integration der Energieversorgungseinheit in die Schuh-Sensoreinheit kann auf eine separate Energieversorgungseinheit im oder am Schuh verzichtet werden, wodurch der Tragekomfort des Systems weiter erhöht wird.
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Weiterhin kann gemäß einer anderen bevorzugten Ausführungsform der Erfindung vorgesehen sein, dass
- - die Schuh-Sensoreinheit eine Sendeeinheit umfasst,
- - das Endgerät die Auswerteeinheit, die Benachrichtigungseinheit und eine Empfangseinheit umfasst,
- - der Belastungssensor eingerichtet ist, die Belastungswerte an die Sendeeinheit zu übermitteln,
- - die Sendeeinheit eingerichtet ist, die Belastungswerte drahtlos, insbesondere via Bluetooth, an die Empfangseinheit zu übermitteln, und
- - die Empfangseinheit eingerichtet ist, die Belastungswerte von der Sendeeinheit zu empfangen und an die Auswerteeinheit des Endgeräts zu übermitteln.
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Die Auswerteeinheit befindet sich somit nicht in der Schuh-Sensoreinheit, sondern im Endgerät. Dies ermöglicht nicht nur eine kompakte, energiesparende und einfache Schub-Sensoreinheit, sondern geht auch mit dem Vorteil einher, dass - insbesondere, wenn als Endgerät ein Smartphone, eine Smartwatch oder ein anderes Wearable verwendet wird - die im Endgerät ohnehin verbauten Komponenten (Prozessor, Speicher, Display) mittels eines entsprechenden Computerprogrammprodukts (App) als Auswerteeinheit, Benachrichtigungseinheit und Eingabeeinheit verwendet werden können.
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Die vorstehend ausgeführten vorteilhaften Ausführungsformen können dabei sowohl im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Verfahren als auch im Zusammenhang mit den erfindungsgemäßen Systemen zum Einsatz kommen.
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Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert. Dabei zeigt
- 1 eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Systems zur Benachrichtigung eines Schuhträgers bei einer Senkfuß-Fehlstellung,
- 2a eine schematische Darstellung der Schuh-Sensoreinheit des Systems nach 1,
- 2b eine schematische Darstellung des Endgeräts des Systems nach 1,
- 3 und 4 jeweils ein Prozessflussbild eines erfindungsgemäßen Verfahrens, welches von dem System gemäß 1 ausgeführt wird.
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Die 1 bis 2b zeigen die schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen Systems 1 zur Benachrichtigung eines Schuhträgers bei einer Senkfuß-Fehlstellung. Das System 1 umfasst eine in einem Schuh 2 angeordnete Schuh-Sensoreinheit 3 und ein von der Schuh-Sensoreinheit 3 räumlich getrenntes Endgerät 4, welches als Smartwatch ausgeführt und an einem Handgelenk des Schuhträgers tragbar ist.
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Die Schuh-Sensoreinheit 3 ist im Innenbereich des Schuhs 2, auf der der Fußinnenseite zugewandten Seite im Schaft des Schuhs 2 angeordnet und umfasst einen Belastungssensor 5, eine Sendeeinheit 6 und eine Energieversorgungseinheit 7, welche eine Batterie aufweist und eingerichtet ist den Belastungssensor 5 und die Sendeeinheit 6 mit (elektrischer) Energie zu versorgen (vgl. 2a).
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Abhängig von der Fußstellung des Schuhträgers wird der Belastungssensor 5 unterschiedlich stark durch das Gewicht des Schuhträgers belastet. Befindet sich der Fuß in der Senkfuß-Fehlstellung ist das (auf der Fußinnenseite angeordnete) Längsgewölbe des Fußes abgeflacht. Befindet sich der Fuß hingegen in der korrekten Fußstellung ist das Längsgewölbe des Fußes (weitestgehend) aufgespannt. Im Vergleich zur korrekten Fußstellung verlagert sich in der Senkfuß-Fehlstellung (bedingt durch das abgeflachte Längsgewölbe) die Einleitung der Gewichtskraft des Schuhträgers weiter in Richtung Fußinnenseite. Dadurch wird die der Fußinnenseite zugewandte Seite des Schafts des Schuhs 2 (und damit auch der dort angeordnete Belastungssensor 5) stärker durch das Gewicht des Schuhträgers bzw. durch dessen Fuß belastet.
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Der Belastungssensor 5 ist als Kraftsensor ausgeführt und dazu eingerichtet, abhängig von der momentanen Belastung des Belastungssensors 5 durch den Fuß des Schuhträgers Belastungswerte zu erfassen und an die Sendeeinheit 6 zu übermitteln.
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Das Endgerät 4 umfasst eine Empfangseinheit 8, eine Auswerteeinheit 9 mit einem Speicher 10 und einem Prozessor 11, eine Benachrichtigungseinheit 12 und eine Eingabeeinheit 13 mit einer Kalibrierschaltfläche 14. Die Sendeeinheit 6 der Schuh-Sensoreinheit 3 ist mit der Empfangseinheit 8 des Endgeräts 4 drahtlos via Bluetooth verbunden und dazu eingerichtet, (auf diesem Wege) Belastungswerte von der Sendeeinheit 6 an die Empfangseinheit 8 zu übermitteln. Die dadurch ermöglichte drahtlose Kommunikation zwischen der Schuh-Sensoreinheit 3 und dem Endgerät 4 wird durch die strichgepunktete Linie in 1 illustriert. Die Empfangseinheit 8 ist dazu eingerichtet, Belastungswerte von der Sendeeinheit 6 zu empfangen und an die Auswerteeinheit 9 zu übermitteln, die dann dort empfangen werden.
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Die Auswerteeinheit 9 (insbesondere der Prozessor 11) ist dazu eingerichtet, Belastungswerte mit dem in der Auswerteeinheit 9 (insbesondere im Speicher 10) hinterlegten Schuhträger-individuellen SOLL-Belastungswert zu vergleichen und, wenn einer der Belastungswerte um mehr als einen in der Auswerteeinheit 9 (insbesondere im Speicher 10) hinterlegten Sensitivitätswert größer ist als der hinterlegte Schuhträger-individuelle SOLL-Belastungswert, eine Fehlstellung festzustellen. Die Auswerteeinheit 9 ist ferner dazu eingerichtet, auf diese Feststellung hin, eine Fehlstellungsmeldung an die Benachrichtigungseinheit 12 auszugeben.
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Die Benachrichtigungseinheit 12 weist eine Signalerzeugungseinheit auf, die dazu eingerichtet ist, ein haptisches Signal zu erzeugen. Wenn die Benachrichtigungseinheit 12 die Fehlstellungsmeldung (von der Auswerteeinheit 9) empfängt, wird durch die Benachrichtigungseinheit 12 mittels der Signalerzeugungseinheit ein haptisches Signal als an den Schuhträger gerichtetes Benachrichtigungssignal ausgegeben.
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Der in der Auswerteeinheit 12 (insbesondere im Speicher 10) hinterlegte Sensitivitätswert kann durch Eingabe eines Werts über die Eingabeeinrichtung 13 durch den Schuhträger verändert und damit (erneut) hinterlegt werden.
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Ferner ist der in der Auswerteeinheit 12 hinterlegte Schuhträger-individuelle SOLL-Belastungswert durch den Schuhträger festlegbar. Hierzu betätigt der Schuhträger die Kalibrierschaltfläche 14 und löst dadurch in der Eingabeeinheit 13 eine Kalibrieranforderung aus, die an die Auswerteeinheit 9 übertragen wird. Wird die Kalibrieranforderung in der Auswerteeinheit 9 empfangen, wird anschließend der (nächste) in der Auswerteeinheit 9 empfangene Belastungswert des Belastungssensors 5 als Schuhträger-individueller SOLL-Belastungswert in der Auswerteeinheit 9 (insbesondere im Speicher 10) hinterlegt.
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Mittels des Systems 1 der vorstehend beschriebenen Ausführungsform können die im Folgenden ausgeführte Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens gemäß 3 ausgeführt werden:
- Schritt 100: Empfangen von (ersten) Belastungswerten des Belastungssensors 5 in der Auswerteeinheit 9. Der Belastungssensor 5 erfasst dabei laufend in einem festgelegten Intervall Belastungswerte und übermitteln diese (über die Sendeeinheit 6 und die Empfangseinheit 8) an die Auswerteeinheit 9. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel erfasst der Belastungssensor 5 alle 0,1 Sekunden einen Belastungswert. Alternativ können die Belastungswerte auch in einem zeitlichen Abstand von weniger als 0,1 Sekunden (z.B. 0,01 Sekunden) oder von mehr als 0,1 Sekunden (z.B. 0,2 Sekunden) erfasst werden. Der einzelne Belastungswert beschreibt dabei die Belastung des Belastungssensors 5 zu seinem jeweiligen Erfassungszeitpunkt.
- Schritt 200: Vergleichen der (ersten) Belastungswerte mit einem in der Auswerteeinheit 9 hinterlegten Schuhträger-individuellen SOLL-Belastungswerts durch die Auswerteeinheit 9. Die empfangenen (ersten) Belastungswerte werden dabei jeweils einzelnen mit dem SOLL-Belastungswert verglichen. Schritt 300: Feststellen einer Fehlstellung, wenn einer der (ersten) Belastungswerte um mehr als ein (in der Auswerteeinheit 9) hinterlegter Sensitivitätswert vom Schuhträger-individuellen SOLL-Belastungswert abweicht.
- Schritt 400: Ausgeben einer Fehlstellungsmeldung von der Auswerteeinheit 9 an die Benachrichtigungseinheit 12, wenn eine Fehlstellung festgestellt wurde.
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Die Feststellungsmeldung wird dann in der Benachrichtigungseinheit 12 empfangen, woraufhin ein an den Schuhträger gerichtetes Benachrichtigungssignal ausgegeben wird. Dieses Benachrichtigungssignal kann der Schuhträger dann zum Anlass nehmen, die momentane Fußfehlstellung bewusst zu korrigieren (bzw. abzustellen) und eine korrekte Fußstellung einzunehmen, z.B. indem der Schuhträger bewusst jene Muskeln aktiviert, die zum Aufspannen des Längsgewölbes des jeweiligen Fußes führen. Diese kontinuierliche Überwachung in Kombination mit der unmittelbaren Benachrichtigung und Fußstellungskorrektur kann zu einer gewohnheitsmäßigen Übernahme einer korrekten Fußstellung durch den Schuhträger und somit zu einem dauerhaften Therapieerfolg führen.
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Die Schritte 100 bis 400 kennzeichnen die Überwachungsphase und finden während eines möglichst großen Zeitraums im Alltag des Schuhträgers statt und ermöglichen damit eine kontinuierliche Überwachung der Fußstellung des Schuhträgers. Nachdem gemäß Schritt 400 eine Fehlstellungsmeldung ausgegeben wurde, wird das Verfahren bei Schritt 100 fortgesetzt und die Überwachung der Fußstellung des Schuhträgers läuft weiter.
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Durch das Hinterlegen des Schuhträger-individuellen SOLL-Belastungswerts (Kalibrieren) wird das System an den verwendeten Schuh sowie die Anatomie des unter einer Senkfuß-Fehlstellung leidenden Schuhträgers angepasst. Dieses vom Schuhträger initiierte Kalibrieren findet dabei zumindest einmal statt, bevor die Verfahrensschritte 100 bis 400 ausgeführt werden.
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Zum Hinterlegen des Schuhträger-individuelle SOLL-Belastungswert in der Auswerteeinheit 9 (insbesondere im Speicher 10) werden dabei die folgenden Schritte gemäß 4 ausgeführt:
- Schritt 500: Empfangen einer Kalibrieranforderung in der Auswerteeinheit 9, und anschließend
- Schritt 600: Empfangen eines (zweiten) Belastungswerts des Belastungssensor 5 in der Auswerteeinheit 9 und Hinterlegen (Abspeichern) des zweiten Belastungswerts als Schuhträger-individuellen SOLL-Belastungswert in der Auswerteeinheit 9 (insbesondere im Speicher 10).
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Dabei wird beim beschriebenen Ausführungsbeispiel ein Computerprogrammprodukt eingesetzt, welches Befehle umfasst und geeignet zur Ausführung auf der Auswerteeinheit 9 des Endgeräts 4 ist, wobei die Ausführung der Befehle auf der Auswerteeinheit 9 bewirkt, dass die Auswerteeinheit 9 das die Verfahrensschritte 100 bis 600 ausführt.