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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Kompensation einer fehlenden individuellen Hörunterstützung eines Fahrers in einem Fahrzeug, wobei der Fahrer des Fahrzeuges als Person in dem Fahrzeug identifiziert wird.
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Aus der
DE 10 2014 218 065 A1 sind ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Anpassung akustischer Parameter eines personalisierbaren Fahrerassistenzsystems eines Kraftfahrzeuges bekannt. Dabei enthalten die Personalisierungsinformationen Angaben über die Schwerhörigkeit der jeweiligen Fahrer. Das Verfahren sieht vor, dass der Fahrer anhand vorgegebener Merkmale identifiziert wird. Zudem wird überprüft, ob der Fahrer ein Hörgerät trägt, falls die Personalisierungsinformation den identifizierten Fahrer als schwerhörig klassifiziert, wobei überprüft wird, falls bei einem als schwerhörig identifiziertem Fahrer das Hörgerät fehlt, ob ein Audiogramm zur Anpassung der akustischen Warnungen für den identifizierten Fahrer vorliegt. Bei Vorhandensein eines Audiogramms wird die akustische Ausgabe entsprechend den Vorgaben des Audiogramms angepasst oder es wird bei fehlendem Audiogramm ein Audiogramm durchgeführt. Die akustische Ausgabe wird dann entsprechend der Vorgaben des ermittelten Audiogramms angepasst und das ermittelte Audiogramm wird gespeichert.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein neuartiges Verfahren zur Kompensation einer fehlenden individuellen Hörunterstützung eines Fahrers in einem Fahrzeug anzugeben.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren gelöst, welches die in Anspruch 1 angegebenen Merkmale aufweist.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Ein Verfahren zur Kompensation einer fehlenden individuellen Hörunterstützung eines Fahrers in einem Fahrzeug, wobei der Fahrer des Fahrzeuges als Person in dem Fahrzeug identifiziert wird, sieht erfindungsgemäß vor, dass anhand erfasster Signale einer Sensorik des Fahrzeuges ermittelte physiologische und fahrspezifische Merkmalswerte dem Fahrer zugeordnet werden. Wenn anhand ermittelter physiologischer Merkmalswerte und/oder anhand einer fahrzeugseitig eingelesenen Patienten-/Gesundheitsakte ermittelt wird, dass der Fahrer des Fahrzeuges eine Hörunterstützung trägt, wird diese Information in einem Nutzerprofil des Fahrers, einschließlich einer Art und Parametrisierung der Hörunterstützung, hinterlegt. Wenn dann ein Nichttragen einer Hörunterstützung des Fahrers erfasst wird, obwohl im Nutzerprofil das Tragen einer Hörunterstützung hinterlegt ist, wird eine Funktion der Hörunterstützung emuliert, indem Geräusche einer Umgebung des Fahrzeuges und im Fahrzeuginnenraum aufgenommen werden, Funktionen der Hörunterstützung vor einer Wiedergabe der aufgenommenen Geräusche durch eine Signalverarbeitung in einer Steuereinheit des Fahrzeuges übernommen werden und die Wiedergabe der aufgenommenen und signalverarbeiteten Geräusche in Ohrnähe und/oder auf zumindest ein Ohr des Fahrers gerichtet erfolgt.
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Dadurch, dass bei Anwendung des Verfahrens eine fehlende Hörunterstützung bei einem Fahrer des Fahrzeuges erkannt wird, kann durch Anwendung des Verfahrens, insbesondere durch die Emulation der Funktion der Hörunterstützung in dem Fahrzeug, eine Unfallgefahr aufgrund einer Hörbeeinträchtigung des Fahrers des Fahrzeuges erheblich verringert werden.
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Insbesondere kann mittels des Verfahrens ein Fahrkomfort durch besseres Hören für den Fahrer gesteigert werden, insbesondere im Fall, dass dieser seine Hörunterstützung vergessen oder verloren hat.
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Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im Folgenden anhand von Zeichnungen näher erläutert.
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Dabei zeigen:
- 1 schematisch ein Fahrzeug mit einer Vorrichtung zur Anwendung eines Verfahrens zur Kompensation einer fehlenden individuellen Hörunterstützung eines Fahrers in dem Fahrzeug und
- 2 schematisch einen Verfahrensablauf zur Kompensation der fehlenden individuellen Hörunterstützung des Fahrers.
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Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
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1 zeigt ein Fahrzeug 1 mit einer Vorrichtung zur Kompensation einer fehlenden individuellen Hörunterstützung eines Fahrers in dem Fahrzeug 1. Die Vorrichtung umfasst eine Steuereinheit 2, zumindest ein Außenmikrofon 3, zumindest ein Innenmikrofon 4, eine elektronisch eingelesene, digitale Patienten-/Gesundheitsakte 5, eine mit dem Fahrzeug 1 datentechnisch gekoppelte zentrale Rechnereinheit 6, einen Datenübermittlungskanal 7 und zumindest einen im Fahrzeuginnenraum angeordneten Lautsprecher 8.
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Im Allgemeinen ist bekannt, dass ein nicht getragenes Hörgerät von Personen, welche eine individuelle Hörunterstützung benötigen, eine erhebliche Gefahr im Straßenverkehr darstellen, da die Personen Geräuschquellen nicht rechtzeitig erkennen oder zuordnen können.
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Im Folgenden wird ein mittels der Vorrichtung durchführbares Verfahren zur Kompensation einer fehlenden individuellen Hörunterstützung eines Fahrers in einem Fahrzeug 1 beschrieben.
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Das Verfahren sieht vor, dass der Fahrer anhand zumindest einer Methode einer Vielzahl möglicher Methoden, zum Beispiel eines computergestützten Sehens (engl. Computer Vision), als Person identifiziert wird, so dass fahrzeugseitig erfasste und aufgezeichnete Daten dieser Person, also dem Fahrer eindeutig zugeordnet werden können.
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Beispielsweise kann der Fahrer anhand erfasster Bilddaten, zum Beispiel einer Innenraumkamera, anhand einer Gesichtserkennung, anhand eines personalisierten Fahrzeugschlüssels und/oder durch Eingabe eines persönlichen Identifizierungscodes eindeutig erkannt werden.
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Somit können physiologische und fahrspezifische Merkmalswerte/-daten im Fahrzeug 1, welche anhand erfasster Signale einer fahrzeugseitig vorhandenen Sensorik ermittelt werden, in der Steuereinheit 2 verarbeitet und einer individuellen Person, insbesondere einem Fahrer, zugeordnet werden.
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Insbesondere ist es möglich, ein Tragen oder auch ein Nichttragen einer Hörunterstützung mit Mitteln des computergestützten Sehens zu ermitteln. Hierzu kann ein Innenraumsensor, wie beispielsweise eine Innenraumkamera, genutzt werden, um anhand erfasster Sensorsignale das Tragen oder Nichttragen der Hörunterstützung zu klassifizieren. Dazu werden erfasste Sensorsignale, also erfasste Sensorinformationen, beispielsweise ein Bild des Fahrers, einer Klasse Tragen der Hörunterstützung beziehungsweise einer Klasse Nichttragen der Hörunterstützung zugeordnet. Beispielsweise werden hierzu Erkennungsmodelle erzeugt, welche eine Art der Hörunterstützung sowie befestigte Mikrofone erkennen. Zum Beispiel können hierfür tiefe neuronale Netzwerke entsprechend trainiert und für eine Inferenz der Klasse aus den Sensorsignalen in der Steuereinheit 2 des Fahrzeuges 1 benutzt werden.
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Die oben genannte digitale Patienten-/Gesundheitsakte 5 wird beispielsweise über eine Schnittstelle für eine drahtlose Kommunikation und/oder mittels eines nicht näher gezeigten Lesegerätes an die Steuereinheit 2 übermittelt beziehungsweise eingelesen. Dabei kann die digitale Patienten-/Gesundheitsakte 5 beispielsweise Befunde, Diagnosen, Therapiemaßnahmen, Behandlungsberichte, Impfungen, Medikationspläne, elektronische Arztbriefe sowie Notfalldatensätze und insbesondere eine Notwendigkeit eines Tragens einer Hörunterstützung sowie deren Art und Parametrisierung umfassen.
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Wird bei einer Person, insbesondere einem Fahrer des Fahrzeuges 1, das Tragen einer Hörunterstützung erkannt und/oder ist das Tragen einer Hörunterstützung aus der fahrzeugseitig eingelesenen Patienten-/Gesundheitsakte 5 bekannt, so wird diese Information in einem Nutzerprofil dieser Person im Fahrzeug 1 und/oder in der zentralen Rechnereinheit 6 eines Fahrzeugherstellers des Fahrzeuges 1 gespeichert, insbesondere abrufbar hinterlegt. Zur Übermittlung der Information an die zentrale Rechnereinheit 6 wird der Datenübermittlungskanal 7 genutzt.
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Das Verfahren sieht vor, dass wenn bei einem Fahrer, welcher eine Hörunterstützung nutzt und das Tragen dieser in seinem Nutzerprofil hinterlegt ist, keine Hörunterstützung erkannt wird, eine Funktion der Hörunterstützung im Fahrzeug 1 emuliert wird.
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Dazu werden zunächst Geräusche in einer Umgebung des Fahrzeuges 1, also Außengeräusche, mittels des zumindest einen Außenmikrofons 3 und Geräusche im Fahrzeuginnenraum, also Innengeräusche, mittels des zumindest einen Innenmikrofons 4 aufgenommen.
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Funktionen eines Multibandkompressors sowie Filterfunktionen in verschiedenen Frequenzbändern der Hörunterstützung in Form des Hörgerätes werden vor einer Wiedergabe der aufgenommen Geräusche durch eine Signalverarbeitung in der Steuereinheit 2 übernommen und ausgeführt.
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Die Wiedergabe der aufgenommenen und signalverarbeiteten Geräusche erfolgt in Ohrnähe und/oder gerichtet auf die Ohren des Fahrers. Hierdurch werden normale Umgebungsgeräusche, welche zeitlich versetzt auftreten, übertönt. Zusätzlich können die Umgebungsgeräusche mittels aktiver Rauschunterdrückung (engl. Active Noise Cancelling) mittels erzeugtem Gegenschall ausgeblendet, insbesondere unterdrückt, werden.
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In einer möglichen Ausführung des Verfahrens kann die Wiedergabe der aufgenommenen und signalverarbeiteten Geräusche in individuellen separaten Geräuschzonen, welche auch als Sound Zones bezeichnet werden können, für den Fahrer und Mitfahrende individuell erzeugt und ausgegeben werden. So ist es beispielsweise möglich, dass nur die Person, also der Fahrer, welcher die Hörunterstützung benötigt und diese nicht trägt, eine emulierte Hörgeräteversion der aufgenommenen Geräusche der Umgebung des Fahrzeuges 1 und im Fahrzeuginnenraum hört, nicht aber die Mitfahrenden, welche keine Hörunterstützung benötigen.
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In einer weiteren Ausführung ist eine Kopplung der Hörunterstützung, also des Hörgerätes, mit dem Fahrzeug 1 derart vorgesehen, dass Informationen über Filterfunktionen drahtlos, insbesondere über eine standardisierte Funkverbindung, an das Fahrzeug 1, insbesondere die Steuereinheit 2, übermittelt werden. Diese Verbindung kann ebenfalls dazu genutzt werden, auditorische Signale, beispielsweise eines Navigationssystems des Fahrzeuges 1, direkt an die Hörunterstützung zu übermitteln.
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Eine weitere Ausführung sieht vor, dass eine individuelle Filterfunktion aus einer Interaktion des Fahrers mit dem Fahrzeug 1 zumindest angenähert wird, wenn keine Parametrisierung von Einstellungen der Hörunterstützung in der Patienten-/Gesundheitsakte 5 und/oder durch manuelle Eingabe verfügbar sind. So kann beispielsweise eine individuelle Klangeinstellung des Fahrzeuges 1, insbesondere eine Bass-, Hoch- und Tieftonwiedergabe, als Näherung verwendet werden.
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In einem möglichen Anwendungsbeispiel wird bei einem Fahrer des Fahrzeuges 1 eine getragene Hörunterstützung, also ein Hörgerät, in aufgenommenen Signalen einer entsprechenden Sensorik erkannt. Diese Information in Bezug auf die getragene Hörunterstützung wird mit einem Eintrag in der elektronischen Patienten-/Gesundheitsakte 5 verifiziert und im Nutzerprofil des Fahrers hinterlegt.
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Zu einem späteren Zeitpunkt tritt der Fall auf, dass der Fahrer vergisst, seine Hörunterstützung morgens einzusetzen, wobei das Nichttragen dieser in den erfassten Signalen der fahrzeugseitigen Sensorik, wenn der Fahrer sich in das Fahrzeug 1 setzt, erkannt wird. Beispielsweise wird das Nichttragen anhand erfasster Bilddaten einer Innenraumkamera des Fahrzeuges 1 erkannt.
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Da in dem Nutzerprofil des Fahrers das Tragen einer Hörunterstützung hinterlegt ist, wird die Funktion der Hörunterstützung in dem Fahrzeug 1 emuliert. Hierzu werden Filtereigenschaften der Hörunterstützung, das heißt deren Parametrisierung aus der elektronischen Patienten-/Gesundheitsakte 5 ausgelesen. Die Geräusche werden mittels des zumindest einen Außenmikrofons 3 und des zumindest einen Innenmikrofons 4 aufgenommen und entsprechend ausgelesener Filterparameter digital verarbeitet. Die signalverarbeiteten, die Hörunterstützung emulierenden Geräusche werden dem Fahrer zielgerichtet, zum Beispiel mittels eines orts- beziehungsweise ohrnahen Lautsprechers 8 und/oder mittels gerichteten Schalls, ausgegeben.
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2 zeigt einen Verfahrensablauf zur Kompensation einer fehlenden Hörunterstützung in einem Fahrzeug.
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Das Verfahren beginnt mit Start S und endet mit Ende E, wobei bei Entscheidungen ein Ja mit einem J und ein Nein mit einem N dargestellt sind.
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In einem ersten Verfahrensschritt S1 werden mittels einer Sensorik, insbesondere einer Innenraumkamera, Personen in dem Fahrzeug 1 erfasst. Zudem wird zumindest ein Fahrer des Fahrzeuges 1 identifiziert und sein individuelles Nutzerprofil geladen.
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In einem zweiten Verfahrensschritt S2 wird anhand erfasster Bilddaten der Innenraumkamera erkannt, ob der Fahrer eine Hörunterstützung trägt.
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In einem dritten Verfahrensschritt S3 wird ermittelt, ob der Fahrer eine Hörunterstützung trägt, wobei wenn dies der Fall ist, in einem vierten Verfahrensschritt S4 ermittelt wird, ob eine Nutzung einer Hörunterstützung in dem Nutzerprofil des Fahrers hinterlegt ist. Ist die Nutzung einer solchen Hörunterstützung in dem Nutzerprofil hinterlegt, ist das Verfahren beendet. Wird ermittelt, dass die Nutzung der Hörunterstützung nicht in dem Nutzerprofil hinterlegt ist, wird dieses dahingehend in einem fünften Verfahrensschritt S5 aktualisiert.
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In Bezug auf die Aktualisierung erfolgt ein Eintrag der Nutzung der Hörunterstützung. Gegebenenfalls werden aktualisierte elektronische Patienteninformationen abgefragt und es werden Filtereigenschaften der Hörunterstützung anhand der elektronischen Patienten-/Gesundheitsakte 5 manuell über eine entsprechende Schnittstelle und/oder durch automatische Übermittlung durch die Hörunterstützung etc. ermittelt. Nach der Aktualisierung des Nutzerprofils wird das Verfahren beendet.
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In einem sechsten Verfahrensschritt S6 wird ermittelt, sofern erkannt wurde, dass der Fahrer üblicherweise eine Hörunterstützung trägt, in dem dritten Verfahrensschritt S3 jedoch keine Hörunterstützung erkannt wurde, ob das Tragen einer Hörunterstützung in dem Nutzerprofil des Fahrers vermerkt ist. ist das Tragen nicht vermerkt, springt das Verfahren zu dem fünften Verfahrensschritt S5, um das Nutzerprofil in Bezug auf die benötigte Hörunterstützung zu aktualisieren.
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Ist die Nutzung der Hörunterstützung in dem Nutzerprofil vermerkt, der Fahrer trägt aber keine Hörunterstützung, beispielsweise da er diese vergessen hat, wird die Funktion der Hörunterstützung in einem siebenten Verfahrensschritt S7 in dem Fahrzeug 1 emuliert, wie in Bezug auf 1 weiter oben beschrieben ist.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Fahrzeug
- 2
- Steuereinheit
- 3
- Außenmikrofon
- 4
- Innenmikrofon
- 5
- Patienten-/Gesundheitsakte
- 6
- zentrale Rechnereinheit
- 7
- Datenübermittlungskanal
- 8
- Lautsprecher
- E
- Ende
- S
- Start
- S1 bis S7
- Verfahrensschritt
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102014218065 A1 [0002]