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Die Erfindung betrifft ein Schaltelement zur Betätigung von nasslaufenden Lamellenkupplungen oder -bremsen, insbesondere im Antriebsstrang elektrisch angetriebener Personenkraftwagen, umfassend ein Lamellenpaket mit Innen- und Außenlamellen, einen Innenlamellenträger, an dem die Innenlamellen des Lamellenpakets axial verschiebbar angeordnet sind, einen Außenlamellenträger, an dem die Außenlamellen des Lamellenpakets axial verschiebbar angeordnet sind, wobei das Lamellenpaket beim Betätigen des Schaltelements mittels eines Schaltelementkolbens zusammenpressbar ist und an einer auf der dem Schaltelementkolben abgewandten Seite des Lamellenpakets angeordneten Endscheibe zur Auflage kommt, wobei ein Sitzventil bei geschlossenem Schaltelement einen Zufluss von Kühlöl zum Lamellenpaket freigibt und bei geöffnetem Schaltelement den Zufluss sperrt.
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Das Anwendungsgebiet der Erfindung liegt in der Automobilindustrie, vorrangig der Elektro- oder Hybridfahrzeuge, insbesondere für die Effizienzsteigerung des elektrischen Antriebsstrangs.
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Aktuell werden im Stand der Technik der Elektro-oder Hybridfahrzeuge große Anstrengung unternommen, um beim elektrischen Antriebskonzept insbesondere das Bremssystem besser in den elektrischen Antriebsstrang zu integrieren und dadurch Synergieeffekte und Effektivitätssteigerungen zu erzielen.
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Allgemein sind bei Scheibenbremsen - unabhängig davon, ob mit Bremsklotz oder Lamellenpaket - die Schleppverluste, die den Wirkungsverzug vom geöffneten bis zum geschlossenen Bremsklotz- oder Lamellenzustand definieren, stets unerwünscht und deshalb dringend zu minimieren. Neben den primären Einflussgrößen, wie Medium im Lüftspalt (Lüftspiel), Belagbreite, Anzahl und Durchmesser der Reibflächen, und den sekundären Einflüssen, wie Reibbelagnutzung und Belagoberfläche, kommt dem Lüftspiel (Abstand zwischen Bremsklotz und Bremsscheibe bei Scheibenbremsanlagen oder Lamellen bei Lamellenbremse oder -kupplung) allein deshalb besondere Bedeutung zu, weil ein Abstand zwischen Bremsbelag und Bremsscheibe für den (ungebremsten) Umlauf der Bremsscheibe unverzichtbar ist, das Lüftspiel aber andererseits beim Betätigen der Bremsen zu einer Bremswegverlängerung führt, die bei einer hydraulischen Bremsanlage als Bremsansprechzeit (Zeit zur Überwindung des Lüftspiels) ca. 0,1 bis 0,2 Sekunden betragen kann.
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Das notwenige Lüftspiel wird in der Regel durch eine in Öffnungsrichtung des Betätigungskolbens wirkende Rückstellfeder eingestellt. Dadurch wird jedoch der Nachteil erzeugt, dass die Kolben-Zylinder-Anordnung um die Rückstellfederkraft größer zu dimensionieren ist und dass bei Beaufschlagung des Betätigungskolbens mit einem Kupplungsschließdruck zuerst der Betätigungsweg des Lüftspiels in einer Vorbefüllphase überbrückt werden muss, bevor die Lamellen in den Krafteingriff gelangen.
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Demgegenüber wird in rein elektrischen oder hybriden Antriebssträngen insbesondere auf die Energieeffizienz des Antriebsstranges geachtet, da man hier den Wirkungsgrad direkt in Laufleistung des Akkus ablesen kann.
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Bisher ist es so, dass die Betätigungen von nasslaufenden Kupplungen und Bremsen durch mechanische oder hydraulische Schaltelemente erfolgen. Dabei wird in der Regel für nasslaufende Kupplungen das Lüftspiel so eingestellt, um im effizienten schleppmomentoptimierten Bereich zu liegen, und die sichere Ausgangsposition wird durch eine Kolbenanlage mit Federkräften positioniert. Das gilt für Lamellenbremsen entsprechend, wobei hier der Schleppverlust als Zeitverzug der einsetzenden Bremswirkung zu minimieren ist.
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Für Lamellenpakete von Kupplungen oder Bremsen im Getriebe eines Antriebsstranges sind im Stand der Technik zahlreiche Lösungen für Schaltelemente zur Verringerung der Schleppmomente bekannt geworden.
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So ist aus der
DE 10 2014 226 517 A1 ein Schaltelement eines Getriebes bekannt, das ein Ventil aufweist, welches bei geöffnetem Schaltelement den Zufluss von Kühlöl zum Lamellenpaket sperrt und bei geschlossenem Schaltelement den Zufluss von Kühlöl zum Lamellenpaket freigibt. Bei einem solchen System ist nachteilig, dass die Lamellen des mit Kühlöl durchflossenen Lamellenpakets bei geöffnetem Schaltelement durch die Kapillarwirkung dünner Ölfilme zwischen den Lamellen aneinander haften bleiben können, wodurch ein unerwünschtes Schleppmoment entsteht.
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Des Weiteren ist in der
DE 10 2019 218 519 A1 ein Schaltelement für ein Lamellenpaket mit Innen- und Außenlamellen offenbart, bei dem die Innen- und Außenlamellen an ihren separaten Trägern jeweils axial verschiebbar angebracht sind und ein in einem Zylinder hydraulisch verschiebbarer Kolben für das Zusammenpressen des axial verschiebbaren Lamellenpakets im Schließzustand des Schaltelements vorgesehen ist, der das Lamellenpaket gegen eine Endscheibe als Widerlager presst. Dabei weist die Endscheibe einen Ventilsitz für ein Ventil auf, das bei betätigtem Schaltelement den Einlass von Kühlöl gestattet und bei geöffnetem Schaltelement sperrt. Somit wird bei betätigtem Schaltelement durch das geöffnete Ventil das Lamellenpaket durch das Kühlöl effektiv gekühlt, während bei nicht betätigtem Schaltelement und durch bei geschlossenem Ventil fehlendes Kühlöl die Schleppmomente reduziert sind. Ferner können die Schleppmomente weiter gesenkt werden, wenn zwischen den benachbarten Innenlamellen und/oder den benachbarten Außenlamellen jeweils ein elastisches Element angeordnet ist, das die Innen- und die Außenlamellen separiert, wenn der Kühlölzufluss gesperrt.
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Problematisch ist das gewünschte enge Lüftspiel insbesondere bei höherer Lamellenanzahl, weil dabei infolge von Bauteiltoleranzen die Hübe groß und auch schwankend werden können. Bei großen Hüben steigt außerdem die erforderliche Betätigungsarbeit und somit die für schnelle Befüllungen erforderliche Leistung, die der Energieeffizienz abträglich ist.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine neue Möglichkeit zur Einstellung eines gewünschten engen Lüftspiels von nasslaufenden Bremsen oder Kupplungen zu finden, die insbesondere für höhere Lamellenzahlen die erforderliche Betätigungsarbeit und die damit verbundenen Leistungen für eine schnelle Befüllung verringert.
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Die Aufgabe wird bei einem Schaltelement zur Betätigung von nasslaufenden Lamellenkupplungen oder -bremsen, insbesondere im Antriebsstrang elektrisch angetriebener Personenkraftwagen, umfassend ein Lamellenpaket mit Innen- und Außenlamellen, einen Innenlamellenträger, an dem die Innenlamellen des Lamellenpakets axial verschiebbar angeordnet sind, einen Außenlamellenträger, an dem die Außenlamellen des Lamellenpakets axial verschiebbar angeordnet sind, wobei das Lamellenpaket beim Betätigen des Schaltelements mittels eines Schaltelementkolbens zusammenpressbar ist und an einer auf der dem Schaltelementkolben abgewandten Seite des Lamellenpakets angeordneten Endscheibe zur Auflage kommt, ein Sitzventil, das in die Endscheibe eingesetzt ist, wobei das Sitzventil bei geöffnetem Schaltelement einen Zufluss von Kühlöl zum Lamellenpaket sperrt und bei geschlossenem Schaltelement den Zufluss freigibt, und elastische Elemente, die mindestens jeweils zwischen benachbart zueinander angeordneten Innenlamellen oder zwischen benachbart zueinander angeordneten Außenlamellen des Lamellenpakets angeordnet sind, zum Separieren von Außen- und Innenlamellen des Lamellenpakets, wenn das Schaltelement geöffnet und der Zufluss von Kühlöl zum Lamellenpaket durch das Sitzventil gesperrt ist, dadurch gelöst, dass das Sitzventil so steuerbar ist, dass im Volumen des Lamellenpakets ein definierter Restdruck des Kühlöls eingehalten bleibt, der eine zur Rückstellung des Schaltelementkolbens erforderliche Vorlastfederkraft im Wesentlichen ersetzt, wenn der Zufluss von Kühlöl zum Lamellenpaket durch das Sitzventil gesperrt ist, und dass ein in der Kammer des Schaltelementkolbens erzeugter Öldruck mittels Steuerung über Betätigungsventile für das Drucköl des Schaltelements gegen den definierten Restdruck des Kühlöls im Lamellenpaket einstellbar ist, sodass beim Einlernen eines Druckpunktes der Vorlastfederkraft des Schaltelementkolbens für einen Öffnungszustand des Schaltelements ein engeres Lüftspiel gegenüber der Steifigkeit der Vorlastfederung erzielbar und einstellbar ist.
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Vorteilhaft sind als Vorlastfeder eine oder mehrere elastische Elemente, die zum Separieren der Außenlamellen des Lamellenpakets vorhanden sind, eingesetzt.
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Dabei können die elastischen Elemente vorzugsweise aus Elastomer gefertigten Federelementen oder anderen elastischen Elementen ausgebildet sein.
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Alternativ sind die elastischen Elemente zweckmäßig als ringförmige Wellenfedern aus gewelltem Flach- oder Runddraht ausgebildet.
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Vorteilhaft ist die Steuerung der Betätigungsventile für das Drucköl des Schaltelements zur situationsabhängigen Variation der Größe des Lüftspiels ausgebildet.
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Dabei kann die Steuerung der Betätigungsventile für das Drucköl des Schaltelements vorzugsweise in Abhängigkeit von kritischen Frequenzbereichen, die Eigenbewegungen der Lamellen anregen können, zur Anpassung der Größe des Lüftspiels eingerichtet sein.
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Ferner kann bei Steuerung der Betätigungsventile für das Drucköl des Schaltelements zur angepassten Einstellung eines engeren Lüftspiels der Bauraum des Zylinders für den Schaltelementkolben verkürzt ausgebildet sein.
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Der Kerngedanke der Erfindung liegt darin, bei hydraulisch dichtem Betätigungssystem für nasslaufende Kupplungen mit Sitzventilen einen Restdruck „einzusperren“. Es wird zwar immer noch mindestens eine Vorlastfeder benötigt, gegen die eine Hydraulik des Betätigungssystems arbeitet, aber man kann beim Einlernen des Druckpunktes (sog. Touch Point) eine Offen-Position zum Einlernen eines optimalen Lüftspiels gegen die Steifigkeit der Vorlastfedern erhalten und einstellen. Vorzugsweise kann die mindestens eine Vorlastfeder als eine oder mehrere Federn, die auch zum Separieren der Stahllamellen genutzt werden, ausgebildet sein.
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Durch variable Möglichkeiten der Steuerung über die Betätigungsventile kann das Lüftspiel auch situationsbedingt variiert und so in kritischen Frequenzbereichen, die die Eigenfrequenzen der Lamellen anregen, das Lüftspiel angepasst werden, um die unerwünschten Nebenwirkungen zu begrenzen.
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Ferner kann das Lüftspiel auch optimal eingestellt werden, wodurch sich zusätzlich die Bauräume für die Kolbenhübe noch verkürzen lassen.
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Durch die Erfindung wird eine neue Möglichkeit zur Einstellung eines gewünschten engen Lüftspiels von nasslaufenden Bremsen oder Kupplungen realisiert, die insbesondere für höhere Lamellenzahlen die erforderliche Betätigungsarbeit und die damit verbundenen Leistungen für eine schnelle Befüllung verringert.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen und Zeichnungen näher erläutert. Dabei zeigt:
- 1: eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Schaltelements zum Betätigen oder Öffnen eines nasslaufenden Lamellenpakets, wobei ein Sitzventil für den Kühlöldurchfluss durch das Lamellenpaket beim dargestellten Zustand des nicht betätigten Schaltelements geschlossen ist und einen Restdruck des Kühlöls im Volumen des Lamellenpakets einschließt,
- 2: eine schematische Darstellung des erfindungsgemäßen Schaltelements von 1, dargestellt im Betätigungszustand des Schaltelements mit geöffnetem Sitzventil für den Kühlöldurchfluss.
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1 zeigt eine schematische Darstellung eines Schaltelements 1 zum Betätigen oder Öffnen eines nasslaufenden Lamellenpakets für Kupplungs- oder Bremsvorgänge im Antriebsstrang eines Elektro- oder Hybridantriebs, das sich im nicht betätigten (d.h. geöffneten) Zustand befindet. Das Schaltelement 1 umfasst ein Lamellenpaket mit Innenlamellen 2 und Außenlamellen 3. Ein Innenlamellenträger 4 weist an seiner Außenumfangsfläche ein Verzahnungsprofil 5 auf, in dem die Innenlamellen 2 drehfest aber axial verschiebbar angeordnet sind. Ein Außenlamellenträger 6 weist an seiner Innenumfangsfläche ein Verzahnungsprofil 7 auf, in welchem die Außenlamellen 3 drehfest, aber axial verschiebbar angeordnet sind.
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Die Innenlamellen 2 sind in diesem Beispiel als Belaglamellen ausgebildet, wobei jede Belaglamelle aus einer Stahllamelle mit beidseitig angebrachtem Reibbelag besteht. Die Reibbeläge sind durchgängig ausgebildet und mit der Stahllamelle fest verbunden, beispielsweise über eine Klebeverbindung. Die Außenlamellen 3 sind hier als Stahllamellen ohne Reibbelag ausgebildet. Eine umgekehrte Ausführung von Belag- und Stahllamellen ist alternativ möglich.
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In einer weiteren Ausgestaltung des Lamellenpakets können die Innen- und Außenlamellen 2, 3 beispielsweise als Single-Side-Lamellen ausgebildet sein, d.h. dass sowohl die Innenlamellen 2 als auch die Außenlamellen 3 auf je einer Seite mit einem Reibbelag versehen sind, während die andere Seite als Stahllamelle ausgeführt ist.
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In einem Zylinder 8 ist ein Ölkanal vorgesehen, durch den Drucköl in eine Kammer 9 einleitbar ist. Die Kammer 9 wird im Zylinder 8 durch einen Schaltelementkolben 10 begrenzt. Bei geöffnetem Schaltelement 1 - wie in 1 dargestellt - wird der Schaltelementkolben 10 mittels einer nicht dargestellten Rückstellfeder, die beispielsweise als Tellerfeder ausgebildet sein kann, in einer Ausgangsposition gehalten, wobei die Innen- und Außenlamellen 2, 3 in einem gewissen Abstand zueinander ohne Reibeingriff angeordnet sind.
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An der dem Schaltelementkolben 10 abgewandten Seite des Lamellenpakets wird durch den Außenlamellenträger 6 eine Endscheibe 16 des Schaltelements 1 gebildet. Der hier dargestellte Außenlamellenträger 6 nimmt zum einen die Außenlamellen 3 des Lamellenpakets axial verschiebbar auf und bildet zum anderen den Axialanschlag für das zusammengepresste Lamellenpaket.
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In der Endscheibe 16 ist ein Sitzventil 11 angeordnet, das ein Ventilelement 12 aufweist, welches in einem Kühlölkanal 14 der Endscheibe 16 angeordnet ist. Das Ventilelement 12 ist vorzugsweise pilzförmig ausgebildet und umfasst ein Teller- bzw. Plattenelement sowie einen Fortsatz, der bei geschlossenem Sitzventil 11 in einen durch den Außenlamellenträger 6 gebildeten Zylinderraum hineinragt, in dem das Lamellenpaket angeordnet ist. Die Endscheibe 16 weist einen Ventilsitz 13 auf, an dem das Ventilelement 12 bei geöffnetem Schaltelement 1 durch Beaufschlagung mit einem in dem Kühlölkanal 14 vorherrschenden Kühlöldruck zum Aufliegen kommt und so den Zufluss von Kühlöl zum Lamellenpaket sperrt. Der Ventilsitz 13 wird hier durch eine ringförmige Scheibe gebildet, die beispielsweise durch Verpressen mit der Endscheibe 16 verbunden wird. Die ringförmige Scheibe kann aber auch mit einer stoffschlüssigen Verbindung, wie beispielsweise durch Schweißen oder Kleben, oder mittels einer Schraubverbindung mit der Endscheibe 16 verbunden werden. Alternativ hierzu kann die ringförmige Scheibe auch mittels eines Sicherungsrings in der Endscheibe 16 fixiert werden.
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Zu Beginn eines Schaltvorganges, bei dem das Schaltelement 1 geschlossen werden soll, wird Drucköl in die Kammer 9 eingeleitet und der Schaltelementkolben 10 wird unter dem Druckeinfluss des Drucköls auf das Lamellenpaket zubewegt. Die axiale Verschiebung des Schaltelementkolbens 10 während der Druckbeaufschlagung bewirkt, dass der Abstand zwischen den Innenlamellen 2 und den Außenlamellen 3 verringert wird, bis es zu einem Reibeingriff der Innen- und Außenlamellen 2, 3 kommt, wie er in 1 dargestellt ist. Bei entstehendem Reibeingriff der Innen- und Außenlamellen 2, 3 herrscht zwischen den Innen- und Außenlamellen 2, 3 noch eine Drehzahldifferenz vor. Aufgrund der Drehzahldifferenz zwischen den Innenlamellen 2 und den Außenlamellen 3 kommt es zu Beginn des Reibeingriffes zu einer großen Wärmeentwicklung.
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Mit zunehmendem Druck des Drucköls in der Kammer 9 wird dann der Schaltelementkolben 10 weiter in Richtung der Endscheibe 16 bewegt, bis die Drehzahldifferenz verschwindet und eine kraftschlüssige Verbindung der Innen- und Außenlamellen 2, 3 vorherrscht und das Lamellenpaket auf die Endscheibe 16 des Schaltelements 1 gedrückt wird, was in der 2 dargestellt ist.
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Bevor das Lamellenpaket an der Endscheibe 16 zur Anlage kommt, wird das in der Endscheibe 16 angeordnete Sitzventil 11 durch das Lamellenpaket, insbesondere durch die dem Sitzventil 11 nächstliegende Außenlamelle 3, in axialer Richtung gegen den in dem Kühlölkanal 14 vorherrschenden Kühlöldruck bewegt. Dadurch wird das Ventilelement 12 vom Ventilsitz 13 gelöst und der Zufluss von dem in dem Kühlölkanal 14 vorherrschenden Kühlöl in Richtung des Lamellenpakets wird freigegeben. Dadurch kann bei geschlossenem Schaltelement 1 die in dem Lamellenpaket gespeicherte Wärme abgeführt werden.
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Die Endscheibe 16 weist weiterhin eine Ringnut 15 zur Durchströmung des Lamellenpakets mit Kühlöl auf. Die als Stahllamellen ausgebildeten Außenlamellen 3 weisen an ihrem radial äußeren Ende wenigstens eine Durchlassöffnung 21 auf. Die Ringnut 15 der Endscheibe 16 und die in den Außenlamellen 3 vorgesehene wenigstens eine Durchlassöffnung 21 sind hier fluchtend zueinander angeordnet. Dadurch wird bei geschlossenem Schaltelement 1 eine axiale Durchströmung des Lamellenpakets mit Kühlöl ermöglicht. Nach Durchströmung des Lamellenpakets wird das Kühlöl einem Kühlölreservoir zugeführt. Vorzugsweise sind mehrere Durchlassöffnungen 21 in den Außenlamellen 3 vorgesehen, die sich auf einem (hier nicht sichtbaren) Kreisring der Außenlamellen 3 befinden.
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Da bei geöffnetem Schaltelement 1 keine Kühlung des Lamellenpakets erfolgt, sind durch das Schaltelement 1 erzeugte Schleppmomente gering. Wird das Schaltelement 1 jedoch von einem geschlossenen Zustand in einen geöffneten Zustand überführt, dann können die Lamellen des Lamellenpakets bei geöffnetem Schaltelement 1, insbesondere bei niedrigen Drehzahlen, aufgrund einer Kapillarwirkung dünner Ölfilme zwischen den Lamellen des Lamellenpakets aneinander haften bleiben, wodurch ein unerwünschtes Schleppmoment entsteht. Das Schleppmoment kann durch elastische Elemente 20 zwischen den Innen- und/oder Außenlamellen 2, 3 zum Trennen bzw. Separieren von aneinander anhaftenden Lamellen 2, 3 vermindert werden. Das elastische Element 20 kann beispielsweise als Elastomer-Teil ringförmig oder partiell-ringförmigbzw. als elastisch verformbarer Kunststoffring ausgebildet sein. Partiell-ringförmig beschreibt hierbei einen teilweise geöffneten Ring. Alternativ kann das elastische Element 20 als Wellenfeder aus ringförmig gewelltem Flach- oder Runddraht ausgebildet sein.
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Das elastische Element 20 dient einerseits zur axialen Positionierung von Lamellen des Lamellenpakets, wenn das Schaltelement 1 geöffnet ist, und andererseits zur verbesserten Führung von Kühlöl durch das Lamellenpaket des Schaltelements 1, wenn das Schaltelement 1 geschlossen ist. Somit wird mittels der elastischen Elemente 20 eine Reduzierung des bei geöffnetem Schaltelement wirkenden Schleppmoments sowie eine verbesserte Kühlung des Lamellenpakets bei geschlossenem Schaltelement 1 erreicht. Dabei entsteht aber meist ein nicht akzeptables großes Lüftspiel 17 zwischen den Innen- und Außenlamellen 2, 3, da insbesondere in einem Lamellenpaket mit vielen Lamellen trotz Fertigungstoleranzen eine saubere Trennung der Innen- und Außenlamellen 2, 3 gewährleistet sein muss.
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Erfindungsgemäß ist daher vorgesehen, dass zur Trennung von aneinander haftenden Innen- und Außenlamellen 2, 3 des Lamellenpakets das Sitzventil 11 so dimensioniert oder steuerbar ausgeführt wird, dass in dem durch den Außenlamellenträger 6 gebildeten Zylinder um das Lamellenpaket ein definierter Restdruck des Kühlöls „eingesperrt“ wird, der zwar die zur Vorspannung des Schaltelementkolbens 10 üblicherweise vorhandenen Vorlastfedern, wie Rückstellfeder oder die elastischen Elemente 20 nicht vollständig ersetzen kann, aber deutlich kleiner auszuführen gestattet.
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Der wesentliche Vorteil für die Einstellung eines engeren Lüftspiels 17 entsteht aber dadurch, dass der Druck des Drucköls in der Kammer 9 des Schaltelementkolbens 10 mittels Steuerung über die Betätigungsventile für das Drucköl des Schaltelements 1 gegen den definierten Restdruck des Kühlöls im Lamellenpaket genauer eingestellt werden kann. Man kann somit beim Einlernen des Druckpunktes (sog. Touch-Point) der Vorlastfederung des Schaltelementkolbens 10 eine Offen-Position des Schaltelements 1 zum Einlernen des optimalen Lüftspiels 17 gegen die Steifigkeit der Vorlastfederung erhalten und einstellen. Hierbei kann die Vorlastfederung vorteilhaft ohne die sonst übliche Rückstellfeder des Schaltelementkolbens 10 allein mit den elastischen Elementen 20 zum Separieren der Innen- und Außenlamellen 2, 3 vorgenommen werden.
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Durch die variablen Möglichkeiten der Steuerung der Betätigungsventile des Schaltelements 1 kann das Lüftspiel 17 auch situationsbedingt variiert werden und somit z.B. in kritischen Frequenzbereichen, die die Eigenbewegungen der Lamellen anregen, das Lüftspiel 17 angepasst werden, um unerwünschte Nebenwirkungen zu begrenzen.
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Mit der vorstehend beschriebenen Ausführungsvariante der Erfindung wird die vorlastfederabhängige großzügig zu dimensionierende Einstellung des Lüftspiels 17 bei nasslaufenden Lamellenpaketen für Kupplungs- oder Bremsvorgänge aufgehoben, wodurch neben der Umstellung auf nasse Lamellenkupplungen oder -bremsen vor allem eine Einstellung des Lüftspiels 17 anhand eines im Lamellenpaket definiert zurückbehaltenen Restdruckes für den geöffneten Zustand des Schaltelements 1 verwendet wird, um den Zeitverzug durch Schleppverluste aufgrund zu großen Lüftspiels 17 zu minimieren und die Energieeffizienz der Kupplungs- oder Bremsbetätigung zu verbessern.
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Bei einem Einlernprozess des sog. Touch-Point, durch den das einzustellende Lüftspiel 17 bestimmt wird, kann das Lüftspiel 17 somit unabhängig von mechanischen Vorlastfedern des Schaltelementkolbens 10 oder elastischen Elementen 20 zur Lamellenseparation mittels steuerbarer Ventile im Lamellenraum (Sitzventil 11) und in der Betätigungskammer 9 des Schaltelementkolbens 10 eingestellt werden und bei Bedarf ein situationsabhängig steuerbares Lüftspiel 17 eingelernt werden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Schaltelement
- 2
- Innenlamellen
- 3
- Außenlamellen
- 4
- Innenlamellenträger
- 5
- Verzahnungsprofil des Innenlamellenträgers
- 6
- Außenlamellenträger
- 7
- Verzahnungsprofil des Außenlamellenträgers
- 8
- Zylinder
- 9
- Kammer
- 10
- Schaltelementkolben
- 11
- Sitzventil
- 12
- Ventilelement
- 13
- Ventilsitz
- 14
- Kühlölkanal
- 15
- Ringnut
- 16
- Endscheibe
- 17
- Lüftspiel
- 20
- elastisches Element
- 21
- Durchlassöffnung
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102014226517 A1 [0009]
- DE 102019218519 A1 [0010]