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Technisches Gebiet
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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum dynamischen Sonnenschutz mittels Sitzverstellung in einem Kraftfahrzeug, ein dynamisches Sonnenschutzsystem für ein Kraftfahrzeug und ein Kraftfahrzeug mit einem solchen Sonnenschutzsystem.
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Hintergrund
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Eine Sonnenblende ist ein Bauteil eines Autos, das sich im Innenraum direkt über oder an der Windschutzscheibe befindet. Sie sind mit einer angelenkten Klappe ausgestattet, welche in der Regel von Hand verstellt werden kann, um die Augen von Fahrer und Beifahrer vor der Blendung durch das Sonnenlicht zu schützen. In bestimmten Situationen kann es erforderlich oder erwünscht sein, die Position und/oder die Ausrichtung der Sonnenblende relativ häufig zu ändern, um eine zufriedenstellende Abdeckung der Augen zu erreichen. So kann es beispielsweise vorkommen, dass die Sonne relativ tief am Horizont steht (im Winter, bei Sonnenuntergang oder Sonnenaufgang usw.) und frontal auf das Fahrzeug scheint, was ein ständiges Verschieben der Sonnenblende aufgrund der Bewegung der Sonne über den Horizont und/oder aufgrund wiederholter Richtungsänderungen des Fahrzeugs in Bezug auf die Sonne erfordern kann.
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Die Robert Bosch GmbH hat ein ausgeklügeltes High-End-System namens „Virtual Visor“ entwickelt, das ein einziges transparentes LCD-Panel, eine dem Fahrer zugewandte Kamera mit Kl-Gesichtserkennung und eine entsprechende Analyse- und Tracking-Software umfasst. Das System soll die herkömmliche Sonnenblende im Fahrzeug vollständig ersetzen, indem es mit Hilfe intelligenter Algorithmen intuitiv die Blendung durch die Sonne und nicht die Sicht auf die Straße blockiert. Zu diesem Zweck wird nur ein minimierter und dynamisch angepasster Teil des LCD-Panels abgedunkelt, um die Sonne zu blockieren, während der restliche Teil des Panels transparent bleibt.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Somit besteht ein Bedarf, einfachere und pragmatischere Lösungen zu finden, um die Fahrzeuginsassen dynamisch vor blendendem Licht zu schützen.
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Zu diesem Zweck stellt die vorliegende Erfindung ein Verfahren gemäß Anspruch 1, ein dynamisches Sonnenschutzsystem gemäß Anspruch 9 und ein Kraftfahrzeug gemäß Anspruch 15 bereit.
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Gemäß einem Aspekt der Erfindung umfasst ein Verfahren zum dynamischen Sonnenschutz mittels Sitzverstellung in einem Kraftfahrzeug Bestimmen, durch eine Bestimmungseinheit des Kraftfahrzeugs, ob ein Augenbereich eines Fahrzeuginsassen gegenwärtig und/oder vorhersehbar blendendem Licht ausgesetzt ist, welches durch ein Fenster des Kraftfahrzeugs einfällt; und Einstellen eines von dem Fahrzeuginsassen belegten Fahrzeugsitzes durch eine Sitzsteuerung des Kraftfahrzeugs derart, dass das blendende Licht im Augenbereich des Fahrzeuginsassen zumindest reduziert wird.
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Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung umfasst ein dynamisches Sonnenschutzsystem für ein Kraftfahrzeug eine Bestimmungseinheit, welche dazu ausgebildet ist, zu bestimmen, ob ein Augenbereich eines Fahrzeuginsassen gegenwärtig und/oder vorhersehbar blendendem Licht ausgesetzt ist, welches durch ein Fenster des Kraftfahrzeugs einfällt; und eine Sitzsteuerung, welche dazu ausgebildet ist, einen von dem Fahrzeuginsassen belegten Fahrzeugsitz so einzustellen, dass das blendende Licht im Augenbereich des Fahrzeuginsassen zumindest reduziert wird.
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Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung umfasst ein Kraftfahrzeug ein dynamisches Sonnenschutzsystem gemäß der Erfindung.
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Eine Idee der vorliegenden Erfindung besteht darin, den Augenbereich des Fahrzeuginsassen, der dem Sonnenlicht oder anderen blendenden Lichtern ausgesetzt ist, vom Lichtstrahl weg und in einen Schattenbereich des Innenraums, z.B. hinter eine Sonnenblende, zu verlagern, indem der Sitz des Fahrzeuginsassen entsprechend eingestellt wird. Bei dem Sitz kann es sich beispielsweise um einen elektrischen Sitz handeln, der mit geeigneten Aktoren ausgestattet ist, die die Höhe, Position, Ausrichtung, Neigung usw. des Sitzes verändern können. So kann der Sitz beispielsweise angehoben werden, um die Augen des Insassen in den Schatten hinter der Sonnenblende zu bringen, wenn die Sonne vor dem Fahrzeug untergeht. Auf diese Weise kann jegliches blendende oder anderweitig störende Licht vom Fahrzeuginsassen abgeschirmt werden, z.B. bei Sonnenuntergang oder -aufgang, im Winter, beim Bergauffahren, bei Richtungswechseln usw. Die Erfindung erhöht somit allgemein die Fahrsicherheit und den Fahrkomfort, da eine ständige Anpassung der Sonnenblendenposition während der Fahrt nicht mehr erforderlich ist. Insbesondere werden die Fahrzeugführer weniger gestört und können sich besser auf das Fahren konzentrieren.
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Es versteht sich, dass der hierin verwendete Begriff „Fahrzeug“ oder ein anderer ähnlicher Begriff Kraftfahrzeuge im Allgemeinen wie beispielsweise Personenkraftwagen umfasst, einschließlich Sport Utility Vehicles (SUV), Bussen, Lastkraftwagen, verschiedenen Nutzfahrzeugen und dergleichen, und Hybridfahrzeuge, Elektrofahrzeuge, Plug-in-Hybridfahrzeuge, wasserstoffbetriebene Fahrzeuge und andere Fahrzeuge mit alternativen Kraftstoffen beinhaltet (z.B. Kraftstoffe, die aus anderen Ressourcen als Erdöl stammen). Vorliegend wird unter einem Hybridfahrzeug ein Fahrzeug verstanden, welches zwei oder mehr Energiequellen aufweist, zum Beispiel sowohl benzinbetriebene als auch elektrisch angetriebene Fahrzeuge.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann die Sitzsteuerung dazu ausgebildet sein, eine Sitzhöhe, eine Sitzposition, eine Sitzneigung und/oder eine Sitzausrichtung des Fahrzeugsitzes anzupassen.
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So wird beispielsweise der Schatten einer Sonnenblende, der auf das Gesicht eines Fahrzeuginsassen fällt, durch eine Erhöhung verringert. Der Sitz kann nach oben verschoben werden, bis der Schatten mindestens unter die Augen des Insassen fällt. Zusätzlich oder alternativ kann eine horizontale Sitzposition verändert werden, z. B. kann der Sitz nach vorne verschoben werden. Andere Varianten können die Einstellung der Neigung einer Rückenlehne und/oder das Drehen eines Sitzes im oder gegen den Uhrzeigersinn umfassen.
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Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann das System ferner eine Innenkamera umfassen, welche dazu ausgebildet ist, zumindest den Augenbereich des Fahrzeuginsassen zu überwachen. Die Bestimmungseinheit kann dazu ausgebildet sein, einen Schatten, der auf den Augenbereich des Fahrzeuginsassen fällt, unter Verwendung von Kameradaten der Innenraumkamera zu messen.
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Die Kamera kann zu diesem Zweck in der Passagierkabine des Fahrzeugs bereitgestellt werden. Das System kann jedoch auch Kameras nutzen, die bereits im Fahrzeug vorhanden sind, z.B. als Teil von fortschrittlichen Fahrerassistenzsystemen und/oder autonomen Fahranwendungen. Die Kamera kann dazu angepasst sein, die Augen und/oder den Augenbereich eines oder mehrerer Insassen (eines Fahrers, eines Beifahrers, eines Rücksitzpassagiers usw.) zu überwachen. Die Kamera kann aber auch die Köpfe der Insassen verfolgen. Beispielsweise kann der Abstand zwischen den Augen und einer unteren und/oder seitlichen Grenze des Schattens einer Sonnenblende oder einer anderen Struktur im Fahrzeug auf der Grundlage der Kameradaten gemessen und dann in einen Entscheidungsalgorithmus des vorliegenden Systems eingespeist werden, der dann entscheidet, ob und wie der Sitz des jeweiligen Insassen eingestellt werden muss.
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Es versteht sich jedoch von selbst, dass nicht nur optische Kameras für den oben genannten Zweck verwendet werden können, sondern dass auch andere Arten von Kameras (z. B. IR-Kameras) oder Sensoren (z. B. Wärmesensoren) eingesetzt werden können, um den Augenbereich und/oder den Kopf eines Insassen zu überwachen und einen Schatten in diesem Bereich zu messen und/oder zu verfolgen.
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Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann die Bestimmungseinheit dazu ausgebildet sein, Fahrzeugposition, Fahrzeugorientierung, Fahrzeugneigung, Fahrtrichtung, Navigationsdaten, Umgebungsdaten, Wetterdaten und/oder Sonnenstand zu bewerten.
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Die hier beschriebene Methodik ist also nicht auf die Messung von Lichteinfall und Schatten beschränkt, sondern könnte zusätzlich oder alternativ auch weitere Daten verwenden. So kann z.B. das Wissen über die aktuelle Fahrtrichtung in Kombination mit Informationen über die aktuelle Position/Richtung der Sonne genutzt werden (z.B. durch Verwendung von Navigationsdaten, Datum, Uhrzeit usw.). In diesem Sinne ist es auch möglich, die Sitzkonfiguration proaktiv anzupassen, wenn sich das Fahrzeug einer möglicherweise blendenden oder anderweitig unangenehmen Situation nähert (z.B. an einer Kreuzung vor dem Abbiegen nach links/rechts in Richtung Sonne).
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Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann die Bestimmungseinheit zur kontinuierlichen Überwachung einer aktuellen und/oder bevorstehenden Exposition des Augenbereichs des Fahrzeuginsassen ausgebildet sein. Die Sitzsteuerung kann zur entsprechend kontinuierlichen und/oder schrittweisen Einstellung des Fahrzeugsitzes ausgebildet sein.
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Daher können Sitzeinstellungen kontinuierlich und sehr langsam vorgenommen werden, um jegliche Ablenkung oder Unbehagen der Insassen, insbesondere des Fahrers, zu vermeiden. Einstellungen können auch in sehr kleinen Schritten erfolgen, um sich einer nahezu kontinuierlichen Verstellung anzunähern, sodass ein Insasse die Verstellung im Grunde nicht bemerkt oder zumindest kein Unbehagen oder Ablenkung verspürt. Die Sitzverstellung kann auch vor einer zu erwartenden Fahrsituation eingeleitet werden, z.B. vor dem Abbiegen an einer Kreuzung, wo das Fahrzeug in Richtung der untergehenden/aufgehenden Sonne abbiegt.
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Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann die Sitzsteuerung dazu ausgebildet sein, den Fahrzeugsitz derart zu verstellen, dass ein Betätigungsabstand zwischen einem ausgewählten Körperteil des Fahrzeuginsassen und einem Bedienelement des Kraftfahrzeugs während der Einstellung im Wesentlichen konstant bleibt.
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Die Einstellung des Sitzes darf nicht zu einer unbequemen oder gar sicherheitskritischen Sitzposition/Orientierung führen (z.B. zu geringe Kopffreiheit, unzureichende Sicht, unbequemer Abstand zwischen Insasse und Lenkrad und/oder Pedalen). So sollte die Sitzverstellung den Sitz nicht in eine gefährliche Position bringen, in der der Fahrer aufgrund der größeren Sitzhöhe die Straße nicht mehr überblicken kann usw. Um eine solche Situation zu vermeiden, kann das vorliegende System und die Methode jede Sitzbewegung oder -verstellung derart begrenzen, dass sie unter bestimmten Schwellenwerten und/oder maximalen Veränderungswerten bleibt. Außerdem kann die Veränderungsrate begrenzt werden.
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Außerdem kann der verwendete Algorithmus mehrere Parameter der Sitzkonfiguration gleichzeitig anpassen. So kann das System beispielsweise nicht nur einzelne Einstellungen der Sitzhöhe vornehmen, sondern auch gleichzeitig die Position, die Ausrichtung und/oder die Neigung des Sitzes in einem mehrdimensionalen Ansatz anpassen, damit der Insasse bequem und sicher sitzt.
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In einem konkreten Beispiel kann der Sitz eines Fahrers nach oben und leicht nach vorne verschoben werden, um den Abstand zwischen dem Hüftpunkt (H-Punkt) des Fahrers und den Pedalen (Gas, Bremse usw.) mehr oder weniger konstant zu halten. Der Hüftpunkt ist die theoretische relative Position der Hüfte eines Insassen und wird häufig bei der Fahrzeugkonstruktion, dem Automobilbau und der Fahrzeugregulierung verwendet. Der Hüftpunkt kann sich insbesondere auf den Drehpunkt zwischen dem Rumpf und dem oberen Teil des Beins beziehen (er kann beispielsweise anhand des Hüftgelenks eines 50. Perzentil Insassen in Seitenansicht gemessen werden).
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Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann die Bestimmungseinheit dazu ausgebildet sein, Bewegungen eines Kopfes des Fahrzeuginsassen zu überwachen. Die Sitzsteuerung kann dazu ausgebildet sein, eine Einstellung des Fahrzeugsitzes für eine vorgegebene Verzögerungszeit zumindest zu verzögern, wenn schnelle Bewegungen des Kopfes festgestellt werden, die vorgegebene Kriterien erfüllen.
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Dadurch werden ständige oder unerwünschte Änderungen der Sitzkonfiguration vermieden, die sonst durch schnelle Kopfbewegungen o.ä. ausgelöst werden könnten, z.B. wenn der Insasse Musik hört, den Kopf dreht, um in den Spiegel, nach hinten oder nach außen zu schauen, wenn der Insasse niest usw. Das System kann also erst mit einer gewissen Verzögerung reagieren, wenn bestimmte Kopfbewegungen erkannt werden. Im Vorfeld können geeignete Kriterien definiert werden, anhand derer beurteilt werden kann, ob eine solche Situation vorliegt oder nicht. So können beispielsweise typische Bewegungsabläufe anhand wiederkehrender Bewegungsmuster erkannt werden.
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Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann das System ferner eine Spiegelsteuerung umfassen, welche dazu ausgebildet ist, einen Rück- und/oder Seitenspiegel des Kraftfahrzeugs in Abhängigkeit von der Sitzeinstellung einzustellen. Das Verfahren kann entsprechend Einstellen des Rück- und/oder Seitenspiegels des Kraftfahrzeugs in Abhängigkeit von der Sitzeinstellung umfassen.
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Wenn der Sitz in Position, Ausrichtung und/oder Neigung verstellt wird, müssen die Spiegel unter Umständen geringfügig angepasst werden, um optimale Sichtbedingungen zu schaffen. Die vorliegende Ausführungsform passt nun die Konfiguration der Spiegel automatisch an die jeweilige Sitzverstellung an, um jederzeit eine optimale Spiegelausrichtung zu gewährleisten.
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Die vorliegende Erfindung wird nachfolgend anhand der in den schematischen Figuren angegebenen Ausführungsbeispiele näher erläutert.
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Figurenliste
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Die beiliegenden Figuren sollen ein weiteres Verständnis der Erfindung vermitteln und bilden einen Bestandteil der vorliegenden Offenbarung. Sie veranschaulichen Ausführungsformen der Erfindung und dienen im Zusammenhang mit der Beschreibung der Erklärung von Prinzipien und Konzepten der Erfindung. Andere Ausführungsformen der Erfindung und viele der genannten Vorteile der Erfindung ergeben sich im Hinblick auf die folgende detaillierte Beschreibung. Die Elemente der Zeichnungen sind nicht notwendigerweise maßstabsgetreu zueinander gezeigt. In den Figuren bezeichnen gleiche Bezugszeichen gleiche oder funktionsgleiche Elemente, sofern nichts anderes ausgeführt ist.
- 1 zeigt eine Seitenansicht einer Person, die ein Fahrzeug fährt, und einen Schatten, der durch die Bewegung der Sonne über das Gesicht der Person wandert.
- 2 zeigt die Situation aus 1 unter Anwendung eines Verfahrens zum dynamischen Sonnenschutz mittels Sitzverstellung gemäß einer Ausführungsform der Erfindung.
- 3 zeigt eine weitere Fahrsituation unter Verwendung eines Verfahrens zum dynamischen Sonnenschutz gemäß einer Ausführungsform der Erfindung.
- In 4 bildet schematisch ein Kraftfahrzeug mit einem dynamischen Sonnenschutzsystem gemäß einer Ausführungsform der Erfindung ab.
- 5 zeigt ein Flussdiagramm des Verfahrens für den dynamischen Sonnenschutz, wie es in den 2 und 3 verwendet wird.
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Obwohl hierin spezifische Ausführungsbeispiele veranschaulicht und beschrieben werden, wird dem Fachmann klar sein, dass eine Vielzahl von alternativen und/oder gleichwertigen Implementierungen die dargestellten und beschriebenen spezifischen Ausführungsbeispiele ersetzen können, ohne vom Umfang der vorliegenden Erfindung abzuweichen. Im Allgemeinen deckt die Anmeldung sämtliche Anpassungen oder Variationen der hierin beschriebenen spezifischen Ausführungsbeispiele ab.
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Detaillierte Beschreibung der Ausführungsbeispiele
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1 zeigt eine Seitenansicht einer Person, die ein Fahrzeug fährt, und einen Schatten 7, der durch die Bewegung der Sonne über den Kopf 8 und einen Augenbereich 16 der Person aufgrund der Bewegung der Sonne 9 wandert.
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Der Fahrer kann am Abend längere Zeit in der gleichen oder einer ähnlichen Richtung fahren, während die Sonne 9 untergeht und sich langsam dem Horizont nähert. Wie in 1 links zu sehen ist, kann der Kopf 8 des Fahrers, insbesondere der Augenbereich 16, zunächst noch durch den Schatten 7 der Sonnenblende 11 vor blendendem Licht 15 der Sonne 9 verdeckt sein. Wenn die Sonne 9 jedoch auf ihrem Weg zum Horizont weiter sinkt, bewegt sich auch der Schatten 7 auf dem Kopf 8 des Fahrers langsam nach oben. Schließlich wird der Augenbereich 16 des Fahrers dem Sonnenlicht 15 ausgesetzt, wie rechts in 1 zu sehen ist. Der Fahrer muss dann unter Umständen die Sonnenblende 11 manuell nachstellen, um nicht von der Sonne 9 geblendet zu werden. Je weiter die Sonne 9 nach unten scheint, desto öfter muss der Fahrer die Sonnenblende 11 nachjustieren. Dies kann besonders unangenehm sein, wenn das Fahrzeug auf einer Straße mit häufigen Neigungswechseln oder häufigen Kurven fährt.
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Unter Bezugnahme auf 2 bis 5 werden Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung beschrieben, die diese Nachteile auf sehr effektive und einfache Weise überwinden. 2 zeigt die Situation aus 1 unter Verwendung eines Verfahrens M zum dynamischen Sonnenschutz mittels Sitzverstellung gemäß einer Ausführungsform der Erfindung. 5 zeigt ein Flussdiagramm dieses Verfahrens M. 3 zeigt eine weitere Fahrsituation unter Verwendung eines solchen Verfahrens M, während 4 schematisch ein Kraftfahrzeug 10 mit einem dynamischen Sonnenschutzsystem 1 gemäß einer Ausführungsform der Erfindung zeigt.
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Das System 1 umfasst eine Bestimmungseinheit 2, welche dazu ausgebildet ist, zu bestimmen, ob der Augenbereich 16 des Fahrzeuginsassen aktuell und/oder vorhersehbar blendendem Licht 15 ausgesetzt ist, welches durch ein Fenster des Kraftfahrzeugs 10 einfällt. Die Bestimmungseinheit 2 kann Teil eines Rechen- und Verarbeitungssystems des Fahrzeugs 1 sein und kann eine für diesen Zweck geeignete Hard- und Software umfassen.
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Um beurteilen zu können, ob der Augenbereich 16 des Fahrzeuginsassen aktuell dem Licht ausgesetzt ist oder nicht, umfasst das System 1 ferner eine Innenkamera 12, welche dazu ausgebildet ist, zumindest den Augenbereich 16 des Fahrzeuginsassen zu überwachen. Die Bestimmungseinheit 2 ist dazu ausgebildet, entsprechende Kameradaten der Innenkamera 12 zu empfangen und unter Verwendung der Kameradaten der Innenkamera 12 einen auf den Augenbereich 16 des Fahrzeuginsassen fallenden Schatten 7 zu messen.
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Die Bestimmungseinheit 2 kann nicht nur in der Lage sein, eine aktuelle Position, Grenze und/oder flächenmäßige Ausdehnung des Schattens 7 auf dem Augenbereich 16 des Insassen zu beurteilen, sondern auch eine etwaige Bewegung des Schattens 7 zu ermitteln. Die Bestimmungseinheit 2 kann somit in der Lage sein, anhand der Bewegung des Schattens 7 abzuschätzen, ob der Augenbereich 16 des Bewohners in naher Zukunft exponiert sein wird.
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Generell kann die Bestimmungseinheit 2 dazu ausgebildet sein, aktuelle und/oder bevorstehende Exposition des Augenbereichs 16 des Fahrzeuginsassen kontinuierlich zu überwachen, z.B. auf der Grundlage der Kameradaten. Die Bestimmungseinheit 2 ist jedoch nicht auf die von der Kamera 12 erfassten Informationen beschränkt.
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Darüber hinaus kann die Bestimmungseinheit 2 dazu ausgebildet sein, verschiedene andere Aspekte zu bewerten, welche für die aktuelle und/oder bevorstehende Situation in Bezug auf einfallendes Licht relevant sein können. Unter anderem kann die Bestimmungseinheit 2 dazu ausgebildet sein, Fahrzeugposition, Fahrzeugorientierung, Fahrzeugneigung, Fahrtrichtung, Navigationsdaten, Umgebungsdaten, Wetterdaten und/oder Sonnenstand und so weiter auszuwerten. Zu diesem Zweck kann die Bestimmungseinheit 2 kommunikativ mit entsprechenden Fahrzeugsystemen wie Navigationssystemen, fortschrittlichen Systemen für unterstütztes Fahren, automatischen/autonomen Fahrsystemen usw. gekoppelt sein und/oder Teil dieser Systeme sein.
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Das System 1 umfasst ferner eine Sitzsteuerung 3, welche dazu eingerichtet ist, einen von dem Fahrzeuginsassen belegten Fahrzeugsitz 5 derart einzustellen, dass das blendende Licht 15 im Augenbereich 16 des Fahrzeuginsassen zumindest reduziert wird. Der Fahrzeugsitz 5 kann insbesondere ein elektrisch betätigter Sitz sein, wobei die Aktoren (nicht dargestellt) von der Sitzsteuerung 3 gesteuert werden. Die Sitzsteuerung 3 ist somit in der Lage, unter anderem eine Sitzhöhe, eine Sitzposition, eine Sitzneigung und eine Sitzausrichtung des Fahrzeugsitzes 5 zu anzupassen. Durch geeignete kombinierte Einstellung einiger oder aller dieser Parameter kann die Sitzsteuerung 3 den Fahrzeugsitz 5 stufenlos und/oder schrittweise einstellen, um die Augen des Insassen weitestgehend und mit minimalen Störungen für den Insassen von dem blendenden Licht 15 fernzuhalten.
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Unter Bezugnahme auf 5 umfasst das Verfahren M dementsprechend unter M1 Bestimmen, ob der Augenbereich 16 des Fahrzeuginsassen aktuell und/oder vorhersehbar blendendem Licht 15 ausgesetzt ist, unter M2 Einstellen des vom Fahrzeuginsassen belegten Fahrzeugsitzes 5 derart, dass das blendende Licht 15 im Augenbereich 16 des Fahrzeuginsassen zumindest reduziert wird und unter M3 Einstellen des Rück- und/oder Seitenspiegels 6 des Kraftfahrzeugs 10 entsprechend der Sitzeinstellung.
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2 zeigt ein einfaches Beispiel, bei dem der Fahrzeugsitz 5 leicht nach oben verschoben wird, um den Augenbereich 16 des Insassen aus dem blendenden Licht heraus zu bewegen (bzw. den Augenbereich 16 im Schatten 7 zu halten). In 3 hingegen wird eine Kombination aus Aufwärts- und Vorwärtsbewegung genutzt, um den Abstand zwischen einem ausgewählten Körperteil des Fahrzeuginsassen und einem Bedienelement 13 bei der Verstellung im Wesentlichen konstant zu halten. Im dargestellten Beispiel wird der Abstand zwischen dem Hüftpunkt 14 des Fahrzeuginsassen und dem Bedienelement 13 (in diesem Fall ein Pedal) konstant gehalten, um eine unangenehme Situation für den Insassen zu vermeiden.
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Wiederum auf 4 bezugnehmend, umfasst das System 1 ferner eine Spiegelsteuerung 4, welche dazu ausgebildet ist, einen Rück- und/oder Seitenspiegel 6 des Kraftfahrzeugs 10 entsprechend der Sitzeinstellung einzustellen. Somit können die Spiegel 6 bei einer Änderung der Sitzkonfiguration automatisch geringfügig angepasst werden.
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Um unerwünschte Bewegungen des Fahrzeugsitzes 5 bei plötzlichen oder schnellen Bewegungen des Kopfes 8 des Insassen zu vermeiden, kann die Ermittlungseinheit 2 zur Überwachung der Bewegung des Kopfes 8 und die Sitzsteuerung 3 zur zumindest verzögerten Verstellung des Fahrzeugsitzes 5 für eine vorgegebene Verzögerungszeit eingerichtet sein, wenn schnelle Bewegungen des Kopfes 8 festgestellt werden, die vorgegebene Kriterien erfüllen.
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Aufgrund der obigen Lehre ist das beschriebene System in der Lage, den Komfort der Fahrzeuginsassen auf langen Fahrten zu erhöhen. Das System erhöht auch die Sicherheit während der Fahrt, da die Wahrscheinlichkeit, dass der Fahrer durch die Sonne abgelenkt und/oder geblendet wird, deutlich verringert wird.
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In der vorangegangenen detaillierten Beschreibung sind verschiedene Merkmale zur Verbesserung der Stringenz der Darstellung in einem oder mehreren Beispielen zusammengefasst worden. Es sollte dabei jedoch klar sein, dass die obige Beschreibung lediglich illustrativer, nicht jedoch beschränkender Natur ist. Sie dient der Abdeckung aller Alternativen, Modifikationen und Äquivalente. Viele andere Beispiele werden dem Fachmann aufgrund seiner fachlichen Kenntnisse in Anbetracht der obigen Beschreibung unmittelbar klar sein. Die Ausführungsbeispiele wurden ausgewählt und beschrieben, um die der Erfindung zugrundeliegenden Prinzipien und ihre Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis darstellen zu können, sodass Fachleuten ermöglicht wird, die Erfindung und ihre verschiedenen Ausführungsbeispiele in Bezug auf den beabsichtigten Einsatzzweck optimal zu modifizieren und zu nutzen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- dynamisches Sonnenschutzsystem
- 2
- Bestimmungseinheit
- 3
- Sitzsteuerung
- 4
- Spiegelsteuerung
- 5
- Fahrzeugsitz
- 6
- Spiegel
- 7
- Schatten
- 8
- Kopf
- 9
- Sonne
- 10
- Kraftfahrzeug
- 11
- Sonnenblende
- 12
- Innenkamera
- 13
- Bedienelement
- 14
- Hüftpunkt
- 15
- Licht
- 16
- Augenregion
- M
- Verfahren
- M1-M3
- Verfahrensschritte