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Die Erfindung betrifft eine Anordnung und ein Verfahren zum Bearbeiten einer Kante einer mit einem Kantenband versehenen Möbelplatte.
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Im Möbelbau werden vielfältig Möbelplatten verwendet, die aus Holz oder einem holzähnlichen Werkstoff wie z. B. einer Spanplatte oder einer mittel- oder hochverdichteten Faserplatte oder einer Leichtbauplatte basieren, wobei Seitenflächen der Platten in der Regel beschichtet sind. Nach einem Zuschnitt der Platten werden die Schnittkanten in sog. Kantenbearbeitungsmaschinen oder Kantenbearbeitungssystemen bearbeitet, indem ein Kantenband aufgebracht, insbesondere aufgeklebt wird. Überstände des Kantenbandes, die über die Seitenflächen der Möbelplatte hinausragen, werden üblicherweise durch Fräseinrichtungen abgetragen. Eine nach dem Fräsvorgang raue Fräskante kann in einem folgenden Schritt durch eine sog. Ziehklinge geglättet und angefast oder abgerundet, um einen optisch und haptisch ansprechenden Übergang zwischen Seitenfläche und Stirnfläche der Möbelplatte zu schaffen. Das Abnehmen des Überstands und das sich ev. anschließende Glätten mit wenigstens einer Ziehklinge werden zusammengefasst als Formatierungsprozess bezeichnet.
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Möbelplatten und entsprechend auch die eingesetzten Kantenbänder sind mit unterschiedlichsten Oberflächeneigenschaften im Markt erhältlich. Zunehmend werden matte Oberflächen angeboten und nachgefragt. Der zuvor geschilderte Formatierungsprozess der Bearbeitung der Kantenbandüberstände durch Abfräsen und der Oberflächenveredelung durch eine Ziehklinge und optional eingesetzte zusätzliche Polierscheiben führt insbesondere bei Kantenbändern aus einem Kunststoffmaterial zu einer glänzenden Oberfläche im bearbeiteten Bereich des Kantenbandes. Der unterschiedliche Glanzeindruck auf der Oberfläche der Möbelplatte bzw. der Stirnfläche auf dem Kantenband und dem bearbeiteten Bereich des Kantenbandes stört den einheitlichen Gesamteindruck der Möbelplatte.
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Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Anordnung und ein Verfahren zu schaffen, mit dem der störende Glanzunterschied des bearbeiteten Bereichs der Kante einer Möbelplatte eliminiert werden kann, so dass diese einen einheitlichen Oberflächeneindruck aufweist. Dabei soll sich die Anordnung bzw. das Verfahren in übliche Bearbeitungsprozesse zum Aufbringen eines Kantenbandes auf eine Möbelplatte integrieren lassen und das Verfahren insbesondere in einem Durchlaufprozess umsetzbar sein.
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Diese Aufgabe wird durch eine Anordnung bzw. ein Verfahren mit den Merkmalen des jeweiligen unabhängigen Anspruchs gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltung und Weiterbildung sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Eine erfindungsgemäße Anordnung der eingangs genannten Art weist ein Bearbeitungsaggregat mit einer Strahldüse auf, um einen Strahlgutstrahl mit partikelförmigem Strahlgut auf einen Kantenbereich der Möbelplatte zu richten sowie eine Vorschubeinrichtung, um eine Relativbewegung zwischen der Möbelplatte und der Strahldüse in Richtung einer Längserstreckung der Kante zu erzeugen.
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Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass der bearbeitete Bereich des Kantenbandes der Möbelplatte gut durch einen Strahlgutstrahl mattiert werden kann, um die in vorherigen Bearbeitungsschritten erzeugte glatte und glänzende Oberfläche in ihren optischen Eigenschaften der sonstigen Oberfläche der Möbelplatte bzw. des Kantenbandes anzupassen. Die Behandlung mit einem Strahlgutstrahl ist zudem gut geeignet, um in Form eines kontinuierlichen Verfahrens ausgeführt zu werden, indem entweder die Möbelplatte an der Strahldüse vorbeiläuft oder die Strahldüse entlang der Möbelplatte geführt wird. Ein weiterer Vorteil des Verfahrens ist es, dass eventuell noch vorhandene Reste von Schutzfolien, die in dem Randbereich auf der Möbelplatte und/oder dem Kantenband vorhanden sind, entfernt werden. Ein ansonsten erforderliches nachträgliches manuelles Entfernen der Schutzfolie entfällt. Auch überschüssige Klebstoffreste, Späne oder Staub aus vorherigen Prozessschritten können vorteilhaft durch den Strahlgutstrahl entfernt werden. Das macht einen Einsatz der erfindungsgemäßen Anordnung bzw. des erfindungsgemäßen Verfahrens auch für eine Kantenbearbeitung vorteilhaft, bei der ein Angleichen des optischen Eindrucks nicht notwendig oder vorrangig ist.
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Bei einem erfindungsgemäßen Verfahren wird entsprechend partikelförmiges Strahlgut durch eine Strahldüse auf einen Kantenbereich der Möbelplatte gestrahlt, während die Möbelplatte relativ zur Strahldüse und/oder die Strahldüse relativ zur Möbelplatte in Richtung einer Längserstreckung der Kante bewegt werden.
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Das Strahlgut kann dabei anorganische Partikel enthalten, insbesondere Sand, Korund, Schlacke und/oder Stahlpartikel, oder auch organische Partikel, beispielsweise Kunststoffpartikel, und insbesondere organische und biologisch abbaubare Partikel, z. B. gemahlene Nussschalen, Soda und/oder getrockneten und gemahlenen Mais. Die mittlere Korngröße der Partikel liegt bevorzugt zwischen 50 µm (Mikrometer) und 1 mm (Millimeter).
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Die Vorschubeinrichtung kann beispielsweise ein Transportband, Transportkette oder eine Rollenbahn sein. Bevorzugt kann die Vorschubeinrichtung Teil einer Kantenbearbeitungsmaschine zum Aufbringen und Nachbearbeiten des Kantenbands sein. In dem Fall kann das Bearbeitungsaggregat vorteilhaft in oder an der Kantenbearbeitungsmaschine montiert sein und insbesondere einer Ziehklinge, die zur Nachbearbeitung des Kantenbands nach einem Abfräsen des Überstands eingesetzt wird, nachgeordnet sein. Der erfindungsgemäße Mattierungsvorgang kann so ohne großen zusätzlichen Aufwand in bereits bestehende Anlagen und Prozesse integriert werden.
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Die Möbelplatte wird in den genannten Kantenbearbeitungsmaschine typischerweise mit einer Geschwindigkeit von etwa 4 bis 60 m/min (Metern pro Minute) an Bearbeitungswerkzeugen vorbeigeführt. Eine Geschwindigkeit in dieser Größenordnung ist auch für das vorliegende Verfahren gut geeignet, weswegen eine Integration in die Kantenbearbeitungsmaschine unproblematisch erfolgen kann.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Anordnung weist die Strahldüse eine Druckluftzufuhr zum Zuführen von Druckluft auf und eine Strahlgutzufuhr zum Zuführen des partikelförmigen Strahlguts. Dabei kann eine Venturi-Düse eingesetzt werden, um das partikelförmige Strahlgut anzusaugen. Alternativ oder zusätzlich kann das partikelförmige Strahlgut druckbeaufschlagt aus einem Vorratsbehälter zu der Strahldüse gefördert werden.
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Anstelle einer separaten Zufuhr von Druckluft und Strahlgut kann beides auch gemeinsam über nur eine gemeinsame Zufuhr zur Strahldüse geführt werden. In dem Fall ist die gemeinsame Druckluft- und Strahlgutzufuhr, ggf. über ein steuerbares Ventil, mit einem mit Druckluft beaufschlagten Strahlgutbehälter verbunden, der auch als Vorratsbehälter dient und ein Innenvolumen in der Größenordnung von einigen Litern aufweist. Der Strahlgutbehälter weist bevorzugt ein Förderrohr auf, das bis in einen unteren Bereich des Innenvolumens des Strahlgutbehälters hineinragt und dort eine Öffnung aufweist. Die gemeinsame Druckluft- und Strahlgutzufuhr ist mit diesem Förderrohr verbunden.
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Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird ein nur ein sehr geringer Strahlgutfluss (i.e. Masse oder Volumen an Strahlgut pro Zeiteinheit) benötigt, dieser allerdings mit hoher zeitlicher Konstanz. Hierin liegt eine besondere Herausforderung, die vorteilhaft dadurch gelöst werden kann, dass innerhalb des Strahlgutbehälters ein druckluftbeaufschlagtes Mischrohr angeordnet ist, das eine Öffnung aufweist, die benachbart zu der Öffnung des Förderrohrs positioniert ist. Bevorzugt verläuft dazu das Förderrohr innerhalb des Mischrohrs. Weiter bevorzugt sind die Öffnungen von Förder- bzw. Mischrohr in Längsrichtung der Rohre voneinander beabstandet, so dass ein Mischraum für Strahlgut und Druckluft gebildet wird. In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Anordnung ist im oder am Strahlgutbehälter ein bevorzugt druckluftbetriebener Schwingungserzeuger angeordnet. Dieser verhindert eine Brückenbildung innerhalb des bevorrateten Strahlguts. Der Schwingungserzeuger arbeitet besonders effektiv, wenn er im Bereich der Öffnungen unmittelbar auf das Förderrohr und/oder das Mischrohr einwirkt. Es wird angemerkt, dass im Rahmen dieser Anmeldung ist der Begriff „Rohr“ relativ breit zu verstehen, derart, dass auch ein fester Schlauch o.ä. als Förderrohr bzw. Mischrohr eingesetzt werden kann.
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Es hat sich als vorteilhaft herausgestellt, dass die Strahldüse eine Düsenöffnung mit einem Durchmesser im Bereich von 1 bis 8 mm aufweist, wobei der verwendete Durchmesser nicht nur von der Größe des Bereichs abhängt, in dem einem Mattierung erfolgen soll, sondern auch von dem Abstand der Strahldüse zur Oberfläche des Kantenbands und Betriebsparametern wie z. B. einem Betriebsdruck der verwendeten Druckluft und dem eingesetzten Strahlgut.
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Die Strahldüse kann relativ zu einer Oberfläche der Möbelplatte und/oder relativ zu einer Längsrichtung des Kantenbands senkrecht oder geneigt auf den Kantenbereich gerichtet sein. Im Hinblick auf eine Ausrichtung relativ zu einer Längsrichtung des Kantenbands hat es sich als bevorzugt erwiesen, wenn der Strahlgutstrahl die Möbelplatte entgegen ihrer Bewegungsrichtung trifft.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Anordnung ist zumindest die Düsenöffnung der Strahldüse von einer Absaughaube umgeben, um das aufgestrahlte Strahlgut möglichst vollständig absaugen zu können. Eine zu der Möbelplatte hinweisende Öffnung der Absaughaube ist bevorzugt mit einer Abdichtung versehen, beispielsweise in Form einer Dichtlippe, eines Dichtvorhangs und/oder einer Bürste. Durch die Absaughaube kann eine Verschmutzung der Möbelplatte und/oder sonstiger Bearbeitungsmaschinen wirksam verhindert werden. In der Regel stehen Absaugungen an den eingesetzten Bearbeitungsmaschinen bereits zur Verfügung, an die die Absaughaube angebunden werden kann.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels mithilfe von Figuren näher erläutert. Die Figuren zeigen:
- 1 eine teilgeschnittene Seitenansicht eines Ausführungsbeispiels einer Anordnung zum Bearbeiten einer Kante einer Möbelplatte;
- 2, 3 eine Ansicht auf die Vorderseite bzw. eine Draufsicht auf die Anordnung gemäß 1;
- 4 eine schematische isometrische Darstellung einer Absaughaube einer Anordnung zum Bearbeiten einer Kante; und
- 5 eine Draufsicht auf ein weiteres Ausführungsbeispiel einer Anordnung zum Bearbeiten einer Kante einer Möbelplatte.
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In den 1-3 ist ein erstes Ausführungsbeispiel einer anmeldungsgemäßen Anordnung zum Bearbeiten einer Kante einer mit einem Kantenband 2 versehenen Möbelplatte 1 jeweils in schematischen Ansichten von unterschiedlichen Seiten dargestellt. In allen Figuren kennzeichnen gleiche Bezugszeichen gleiche Elemente. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind nicht in allen Figuren alle Elemente mit Bezugszeichen versehen.
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Die dargestellte Anordnung kommt im Herstellungsvorgang der Möbelplatte 1 zum Einsatz, nachdem das Kantenband 2 an eine Stirnfläche, auch Schmalseite genannt, der Möbelplatte 1 angebracht wurde. Die Möbelplatte 1 kann beispielsweise eine Spanplatte, eine mittelhoch- oder hochverdichtete Faserplatte oder eine Leichtbauplatte sein, die auf einer oder beiden gegenüberliegenden Seiten eine Oberflächenbeschichtung aufweist. Das aufgebrachte Kantenband 2 kann beispielsweise ein Kunststoffband sein in vorhergehenden Bearbeitungsschritten der Möbelplatte 1 auf dessen Schmalseite aufgebracht ist. Dieses kann beispielsweise mithilfe von Kleber, z.B. einem Heißkleber, erfolgen, der zuvor auf die Schmalseite der Möbelplatte 1 oder das Kantenband 2 aufgetragen wird. Es ist auch möglich, ein Kantenband 2 einzusetzen, das eine mittels Heißluft oder Laserstrahlung aktivierbare Funktionsschicht aufweist, über die es an der Schmalseite der Möbelplatte 1 befestigt wird.
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Nach einem Abtragen, z. B. Abfräsen, von Überständen, wird üblicherweise mit einer Ziehklinge ein Radius (wie im vorliegenden Fall) oder alternativ eine Fase oder eine sonstige Profilgeometrie an das Kantenband angeformt. Ggf. können zusätzlich Polier- und/oder Reinigungsschritte des Kantenbereiches der Möbelplatte 1 erfolgen. Diese Schritte werden zusammengefasst als Formatierungsprozess des Kantenbands bezeichnet. Der Formatierungsprozess kann zu einer glänzenden Oberfläche des Kantenbands 2 in dem bearbeiteten Bereich führen.
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Um den bearbeiteten Bereich des Kantenbandes 2 zu mattieren und in seinem Glanzwert den übrigen Oberflächen der Möbelplatte 1 beziehungsweise dem nicht bearbeiteten Teil des Kantenbandes 2 anzupassen, umfasst die anmeldungsgemäße Anordnung ein Bearbeitungsaggregat 10 mit einer Strahldüse 11, in der ein Strahlgutstrahl 5 geformt wird, der auf den Kantenbereich der Möbelplatte 1 gestrahlt wird. Dazu weist die Strahldüse 11 eine Düsenöffnung 12 auf, die in einem geringen Abstand von einigen Millimetern bis in den Zentimeterbereich vor dem bearbeiteten Bereich des Kantenbandes 2 positioniert ist. Der Durchmesser der Düsenöffnung 12 liegt ebenfalls im Millimeterbereich, insbesondere zwischen einem und acht Millimetern.
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An der der Düsenöffnung 12 gegenüberliegenden Seite der Strahldüse 11 ist eine Druckluftzufuhr 13 angeordnet, über die Druckluft 3 zur Bildung des Strahlgutstrahls 5 zugeführt wird. Der Druckluft 3 wird Strahlgut 4 beigemischt, das über eine Strahlgutzuführung 14 zugeführt wird. In der Druckluftzufuhr 13 kann zu diesem Zweck eine Engstelle ausgebildet sein, hinter der gemäß dem Venturi-Prinzip ein Unterdruck erzeugt wird, der das Strahlgut 4 durch die Strahlgutzufuhr 14 ansaugt. Alternativ oder zusätzlich kann das Strahlgut 4 druckbeaufschlagt aus einem Druckbehälter zugeführt werden. Eine weitere Alternative besteht darin, das Strahlgut 4 und Druckluft 3 bereits gemeinsam aus einem mit Druckluft beaufschlagten Behälter über nur eine Zufuhr der Strahldüse 11 zuzuführen. Ein Ausführungsbeispiel mit einer derartigen Art der Strahlgutförderung ist in 5 dargestellt und wird weiter unten näher erläutert.
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Als Strahlgut 4 können unterschiedliche abrasiv wirkende Partikel eingesetzt werden, beispielsweise Sand, Korund, Schlacke, Stahl- oder Kunststoffpartikel. Daneben können auch biologisch abbaubare Partikel, beispielsweise gemahlene Nussschalen, getrockneter und gemahlener Mais oder Soda eingesetzt werden. Die Korngröße kann beispielsweise zwischen 50 µm und 1 mm liegen, wobei die Auswahl des Materials und/oder der mittleren Korngröße für das Strahlgut 4 von dem Material des Kantenbandes 2 sowie der gewünschten zu erzielenden Mattierung des Kantenbereiches der Möbelplatte 1 abhängt.
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Weitere Parameter, die den Mattierungseffekt beeinflussen, sind die Länge der Strahldüse 11, die beispielsweise zwischen 20 und 300 mm liegen kann, und der Druck der zugeführten Druckluft 3, der zwischen etwa 1,5 und 8 bar liegen kann. Die Länge der Strahldüse 11 sowie der Druck der zugeführten Druckluft 3 beeinflusst ebenso wie die Materialauswahl und die Korngröße die Geschwindigkeit der aus der Düsenöffnung 12 austretenden Partikel und eine Strahlaufweitung nach dem Austreten aus der Düsenöffnung.
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Es kann darüber hinaus vorgesehen sein, der Druckluft 3, dem Strahlgut 4 oder dem Strahlgutstrahl 5 andere Stoffe, beispielsweise Flüssigkeiten, beizumengen, um die Wirkung des Strahlgutstrahls 5 zu modifizieren.
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Das Bestrahlen des bearbeiteten Bereichs des Kantenbandes 2 mit dem Strahlgutstrahl 5 erfolgt während einer Relativbewegung des Bearbeitungsaggregats 10 gegenüber der Möbelplatte 1. Im dargestellten Beispiel ist das Bearbeitungsaggregat 10 ortsfest und die Möbelplatte 1 wird mithilfe einer Vorschubeinrichtung 20 an dem Bearbeitungsaggregat 10 vorbeibewegt. Die Vorschubeinrichtung 20 kann ein Transportband oder eine Rollenbahn sein.
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Vorteilhaft ist das Bearbeitungsaggregat 10 innerhalb einer Kantenbearbeitungsmaschine montiert, die das Kantenband 2 an die Möbelplatte 1 anbringt und mittels Überstandsabfräser und ggf. Ziehklinge bearbeitet. Das Bearbeitungsaggregat 10 wird in der Laufrichtung der Möbelplatte 1 hinter der Ziehklinge angeordnet. Die Relativbewegung erfolgt in der maschinentypischen Vorschubgeschwindigkeit, die etwa zwischen 4 und 60 m/min liegt.
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Alternativ kann das Bearbeitungsaggregat 10 unabhängig von sonstigen Bearbeitungsschritten an einem separaten Transportband oder einer Rollenbahn angeordnet sein, die der zuvor genannten Kantenvorbereitung (Anleimen, Abfräsen des Überstandes, Ziehklingenbearbeitung) nachgelagert ist.
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In einer weiteren alternativen Ausgestaltung kann die Möbelplatte 1 ortsfest gehalten sein und das Bearbeitungsaggregat 10 entlang der Kante der Möbelplatte 1 bewegt werden. Das Bearbeitungsaggregat 10 kann dafür beispielsweise als Bearbeitungskopf einer CNC-Maschine entlang einer Kante entlanggefahren werden. In einer solchen Ausgestaltung eignet sich die Anordnung besonders auch für die Bearbeitung von Möbelplatten mit nicht gerade verlaufenden Kanten oder Freiformteilen.
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Wie aus der Seitenansicht in 1 ersichtlich ist, ist die Strahldüse 11 in einem Winkel α gegenüber der Oberfläche der Möbelplatte 1 geneigt angeordnet. Im dargestellten Fall, in dem die Kante des Kantenbandes 2 symmetrisch abgerundet ist, beträgt der Winkel α vorteilhaft 45°. Bei anderen Geometrien des Kantenbereiches des Kantenbandes 2 bzw. der Möbelplatte 1 kann der Winkel α zwischen annähernd 0 und 90° gewählt werden. Die 2 und 3 zeigen, dass die Strahldüse 11 auch gegenüber der Längserstreckung der Kante der Möbelplatte 2 geneigt angeordnet sein kann. In 3 ist diese Neigung als Winkel β gegenüber der Ausrichtung der Kante bzw. der Längsrichtung des Kantenbandes 2 der Möbelplatte 1 dargestellt. Weiter zeigt die 3 eine Laufrichtung 21 der Möbelplatte 1 bei ihrer Bewegung relativ zum Bearbeitungsaggregat 10 an. Es hat sich als vorteilhaft herausgestellt, den Winkel β kleiner als 90° zu wählen, sodass der Strahlgutstrahl 5 entgegen der Laufrichtung 21 der Möbelplatte 1 auf das Kantenband 2 auftrifft.
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Um eine Verschmutzung der Möbelplatte 1 sowie aller sonstigen Bearbeitungsmaschinen oder der Vorschubeinrichtung 20 möglichst zu verhindern, ist die Öffnung der Strahldüse 11 innerhalb einer Absaughaube 15 angeordnet. Diese ist über einen Absauganschluss 16 an eine Absaugung 6 angeschlossen, die in den 1 und 3 durch Pfeile, die die Absaugrichtung darstellen, symbolisiert ist. Die Absaugung 6 kann eine zentrale Absaugung sein, die auch zum Aufnehmen von Säge- und/oder Frässpänen usw. der Bearbeitungsmaschinen eingesetzt wird. Alternativ kann eine separate Absaugung 6 vorgesehen sein, was die Möglichkeit bietet, das Strahlgut 4 durch entsprechende Filter aufzufangen und ggf. nach einem Recyclingprozess wiederzuverwenden. Falls eine gemeinsame Absaugung mit Säge- bzw. Frässpänen erfolgt, ist eine Verwendung von organischem Material als Strahlgut 4 vorteilhaft, da dieses zusammen mit den Säge- bzw. Frässpänen problemlos weiterverarbeitet werden kann, beispielsweise zu Brennstoffpellets geformt werden kann.
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Die Absaughaube 15 ist möglichst nah an die Möbelplatte 1 und auch das Kantenband 2 herangeführt, sodass möglichst wenig Strahlgut 4 den Bereich der Absaughaube 15 verlässt bzw. mit anderen Worten ausgedrückt, möglichst das gesamte zugeführte Strahlgut 4 von der Absaugung 6 aufgenommen wird. Dazu wird der von der Absaugung 6 aufgenommene Luftstrom so gewählt, dass er den zugeführten Luftstrom der Druckluft 3 übersteigt.
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4 zeigt die Absaughaube 15 separat von dem Bearbeitungsaggregat 10 in einer schematischen isometrischen Darstellung. Sie ist im Wesentlichen kastenförmig aufgebaut und kann beispielsweise aus Blech gefertigt sein. Sie weist eine Absaugöffnung 17 auf, in die der Absauganschluss 16 eingesetzt wird. Zudem ist eine Düsenaussparung 18 vorgesehen, durch die die Strahldüse 11 in den Kantenbereich geführt ist.
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Kanten der zur Möbelplatte 1 hinweisenden Öffnung der Absaughaube 15 sind in der 4 durch eine größere Strickdicke eingezeichnet. Entlang einer oder mehrerer dieser Kanten kann bevorzugt eine Abdichtung 19 ausgebildet sein, um den zur Möbelplatte 1 hin verbleibenden Spalt möglichst klein zu halten und ein Ausdringen von Strahlgut 4 zu verhindern. Die Abdichtung 19 kann durch eine Dichtlippe z. B. aus Gummi oder Silikon gebildet sein oder auch als eine Art Filzvorhang oder als eine Bürste mit weichen Borsten ausgebildet sein, die bis auf die Möbelplatte 1 ragen, ohne deren Oberfläche zu verkratzen oder anderweitig zu beschädigen.
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Neben dem vorrangigen Einsatzzweck des Bearbeitungsaggregats 10, dem Mattieren des Kantenbereiches der Möbelplatte 1, entfernt der Strahlgutstrahl 5 zusätzlich eventuell noch vorhandene Reste von Schutzfolien, die in dem Randbereich auf der Möbelplatte 1 und/oder dem Kantenband 2 vorhanden sind. Ein ansonsten erforderliches nachträgliches manuelles Entfernen der Schutzfolie entfällt. Auch überschüssige Klebstoffreste, Späne oder Staub aus vorherigen Prozessschritten werden vorteilhaft durch den Strahlgutstrahl insbesondere in Verbindung mit der Absaugung 6 entfernt.
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In 5 ist eine Draufsicht auf ein weiteres Ausführungsbeispiel einer Anordnung zum Bearbeiten einer Kante einer mit einem Kantenband 2 versehenen Möbelplatte 1 in vergleichbarer Weise wie in 3 gezeigt.
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Wiederum weist die Anordnung ein Bearbeitungsaggregat 10 mit einer Strahldüse 11 auf, die einen Strahlgutstrahl 5 mit partikelförmigem Strahlgut 4 erzeugt, wobei die Strahldüse 11 auf einen Kantenbereich der Möbelplatte 1 gerichtet ist. Diese wird durch eine Vorschubeinrichtung 20 relativ zur Strahldüse 11 bewegt. Eine Düsenöffnung der Strahldüse 11 und ein sie umgebender Bereich ist unter einer Absaughaube 15 angeordnet, um möglichst viel von dem Strahlgut 4 über eine Absaugung 6 abzuführen. Der Grundaufbau dieses Teils der Anordnung entspricht damit im Wesentlichen dem des ersten Ausführungsbeispiels, auf das hiermit explizit verwiesen wird.
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Im Unterschied zum ersten Ausführungsbeispiel wird vorliegend der Strahldüse 11 das Strahlgut 4 bereits mit Druckluft 3 gemischt zugeführt. Es führt entsprechend eine gemeinsame Druckluft- und Strahlgutzufuhr 1314 zur Strahldüse 11.
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Die Mischung von Druckluft 3 und Strahlgut 4 erfolgt in einer Strahlgutvorbereitung 30, die entfernt von dem Bearbeitungsaggregat 10 angeordnet sein kann.
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Die Strahlgutvorbereitung 30 umfasst einen Strahlgutbehälter 31, der mit einem Deckel 32 hermetisch verschließbar ist und als Druckbehälter ausgebildet ist. In den Strahlgutbehälter 31 wird eine Vorratsmenge an Strahlgut 4 eingefüllt. Das Volumen des Strahlgutbehälters 31 liegt bevorzugt im Bereich von einigen Litern, was den Bedarf an Strahlgut 4 für einen Arbeitszeitraum von einer oder mehreren Werkschicht(en) deckt.
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In den Strahlgutbehälter 31 führt eine Druckluftzufuhr 13, über die Druckluft 3 mit einem Überdruck im Bereich von beispielsweise einigen bar in den Strahlgutbehälter 31 geleitet werden kann. In der 5 nicht dargestellt sind dem Strahlgutbehälter 31 in der Druckluftzufuhr 13 vorgeordnete Ventile und/oder Druckminderer bzw. Druckeinsteller, über die die Druckluftzufuhr 13 abgesperrt werden kann sowie der Druck im Strahlgutbehälter 31 eingestellt werden kann.
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Die Mischung aus Druckluft 3 und Strahlgut 4 wird aus dem Strahlgutbehälter 31 über ein Förderrohr 13 entnommen, das zur Strahldüse 11 führt. Ebenfalls in der 5 nicht dargestellt sind in der Verbindung von Förderrohr 33 und der Strahldüse 11 angeordnete, bevorzugt steuerbare Ventile, mit denen ein aus der Strahldüse 11 abgegebener Strahlgutstrahl angestellt bzw. abgestellt werden kann.
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Die beschriebene Anordnung und das in dieser Anmeldung beschriebene Verfahren dienen dem Mattieren eines schmalen (im Bereich von Millimetern) Bereichs am Kantenband 2 der Möbelplatte 1. Dieses verlangt selbst bei hohen Vorschubgeschwindigkeiten von über einigen zehn Metern pro Minute, also nur sehr geringe Förderrate im Strahlgutstrahl 5, die beispielsweise im Bereich von etwa 1 bis 100 Gramm pro Minute und insbesondere im Bereich von etwa 5 bis 25 Gramm pro Minute liegen. Aufgrund diese kleinen Förderrate unterscheidet sich die Anforderung an die Strahldüse 11, aber auch an die Strahlgutvorbereitung 30 und die Zufuhr des Strahlguts an die Strahldüse 11 fundamental von den meisten anderen Anwendungen, in denen Strahlgut abrasiv eingesetzt wird. Die zwar sehr kleine Strahlgutmenge pro Zeiteinheit wird vorliegend mit einer sehr hohen zeitlichen Konstanz benötigt, da andernfalls Inhomogenitäten in der Mattierung auftreten, die vom Auge unmittelbar erfasst werden. Die nachfolgend beschriebene Strahlgutvorbereitung 30 ist besonders geeignet, die geringe Strahlgutmenge pro Zeiteinheit mit einer sehr hohen Konstanz zu liefern.
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Das Förderrohr 33 reicht bis in den unteren Bereich des Strahlgutbehälters 31. Im Rahmen dieser Anmeldung ist der Begriff „Rohr“ relativ breit zu verstehen, derart, dass auch ein fester Schlauch, z. B. ein PE (Polyethylen)-Schlauch, als Förderrohr 33 eingesetzt werden kann. Das Förderrohr 33 verläuft innerhalb des Strahlgutbehälters 31 im Inneren eines Mischrohrs 34, dessen Innendurchmesser größer ist als der Außendurchmesser des Förderrohrs 33. Das Mischrohr 34 ragt zudem weiter nach unten in den Förderbehälter 31 hinein als das Förderrohr 33. Im oberen Bereich des Mischrohrs 34, der auch oberhalb des Vorrats an Strahlgut 4 liegt, ist das Mischrohr 34 mit einem Drucklufteinlass 35 versehen, durch den ein Teil der über die Druckluftzufuhr 13 zugeführten Druckluft 3 in das Mischrohr 34 einströmen kann. Am unteren Ende des Mischrohrs 34 ist ein Strahlguteinlass 36, beispielsweise in Form eines Siebs oder Filters vorgesehen.
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Zwischen dem unteren Ende des Förderrohrs 33 und dem unteren Ende des Mischrohrs 34, also dem Strahlguteinlass 36 entsteht auf diese Weise ein Hohlraum, der nachfolgend als Mischraum 37 bezeichnet wird. Im Betrieb der Anordnung, also bei geöffnetem Ventil zur Strahldüse 11 tritt Druckluft 3 von oben durch den verbleibenden Querschnitt zwischen der Außenseite des Förderrohrs 33 und der Innenseite des Mischrohrs 34 von oben in den Mischraum 37 ein und Strahlgut 4 von unten durch den Strahlguteinlass 36. Die aus dem Mischraum 37 in das Förderrohr 33 strömende Druckluft 3 reißt Partikel des Strahlguts 4 in das Förderrohr 33 mit sich und fördert sie so zur Strahldüse 11.
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Ein zeitlich besonders konstantes Mischungsverhältnis zwischen Druckluft 3 und Strahlgut 4 wird weiter dadurch erzielt, dass das Mischrohr 34 mit einem Schwingungserzeuger 38 gekoppelt ist, der das Mischrohr 34 insbesondere an seinem unteren freien Ende in Schwingungen versetzt. Diese Schwingungen verhindern zum einen das Entstehen von Partikelbrücken innerhalb des Vorrats an Strahlgut 4, sorgen also dafür, dass das Strahlgut 4 jederzeit nach unten in den Bereich des Strahlguteinlasses 36 nachrutscht. Weiter führen sie zu einem zeitlich konstanten Durchgang an Strahlgut 4 durch den Strahlguteinlass 36, gewissermaßen in Form einer sich im Mischraum 37 ausbildenden Wolke an Partikeln des Strahlguts 4, die dann von der Druckluft 3 mitbewegt werden.
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Der Schwingungserzeuger 38 kann druckluftbetrieben oder auch elektrisch angetrieben sein. Ein Druckluftbetrieb hat dabei aus Sicherheitsgründen, insbesondere im Hinblick auf einen Explosionsschutz, gegenüben einem elektrischen Antrieb ggf. vorteilhaft. Der Schwingungserzeuger 38 kann Schwingungen beispielsweise mithilfe einer Unwucht erzeugen, z.B. indem er eine druckluftbetriebene Turbine umfasst, die auf ihrer Achse eine oder mehrere Unwuchtgewichte aufweist.
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Die Fördermenge an Strahlgut 4 pro Zeiteinheit sowie ein Mischungsverhältnis zwischen Druckluft 3 und Strahlgut 4 können über die Höhe des Überdrucks an Druckluft 3 im Strahlgutbehälter 31 sowie Amplitude und/oder Frequenz der Schwingungen des Schwingungserzeugers 38 beeinflusst und damit kontrolliert werden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Möbelplatte
- 2
- Kantenband
- 3
- Druckluft
- 4
- Strahlgut
- 5
- Strahlgutstrahl
- 6
- Absaugung
- 10
- Bearbeitungsaggregat
- 11
- Strahldüse
- 12
- Düsenöffnung
- 13
- Druckluftzufuhr
- 14
- Strahlgutzufuhr
- 1314
- gemeinsame Druckluft- und Strahlgutzufuhr
- 15
- Absaughaube
- 16
- Absaugstutzen
- 17
- Absaugöffnung
- 18
- Düsenaussparung
- 19
- Abdichtung
- 20
- Vorschubeinrichtung
- 21
- Laufrichtung
- 30
- Strahlgutvorbereitung
- 31
- Strahlgutbehälter
- 32
- Deckel
- 33
- Förderrohr
- 34
- Mischrohr
- 35
- Drucklufteinlass
- 36
- Strahlguteinlass
- 37
- Mischraum
- 38
- Schwingungserzeuger