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Die Erfindung betrifft ein Verfahren, ein System und ein Computerprogrammprodukt zum Herstellen eines Kraftschlusses zwischen einem Verbrennungsmotor und einem Automatikgetriebe aus einer Neutralstellung des Automatikgetriebes.
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Ein Fahrzeuggetriebe ist bei einem Fahrzeug im Antriebsstrang zwischen dem Verbrennungsmotor und den Antriebsrädern angeordnet, um durch Schalten verschiedener Gangstufen das Drehmoment und die Übersetzung der Drehzahl zwischen der Abtriebswelle des Motors und der Antriebswelle der Antriebs-räder zu variieren. Bei einem Automatikgetriebe, wie einem Automatgetriebe mit einem hydrodynamischen Drehmomentwandler oder einem automatisierten Schaltgetriebe in Form eines Doppelkupplungsgetriebes, sind nasslaufende Lamellenkupplungen und -bremsen und hydraulische oder hydromechanische Komponenten zum Schalten vorgesehen. Die hydraulischen oder hydromechanischen Komponenten werden von einem Druckmedium, insbesondere Öl, aus einer hydraulischen Druckversorgung des Getriebes mit Druck beaufschlagt, um das Schalten in die jeweils gewünschte Gangstufe zu bewirken. Im Hydrauliksystem sind elektrisch gesteuerte Ventile vorgesehen, die die Druckbeaufschlagung der Schaltelemente im Getriebe mit dem Druckmedium aus der Druckversorgung entsprechend ihrer Ventilstellung freigeben oder unterbinden.
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Zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs sowie von Schadstoffemissionen und des Lärmpegels ist in vielen Fahrzeugen eine Start-Stopp-Funktion vorgesehen, wonach der Verbrennungsmotor des Kraftfahrzeugs automatisch beim Anhalten abgeschaltet wird und bei der Weiterfahrt automatisch wieder eingeschaltet wird. Dabei ist es wünschenswert, dass beim Anfahren des Fahrzeugs der Wechsel von der Stopp-Phase in die Start-Phase möglichst schnell erfolgen kann.
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Allerdings fällt beim Stoppen des Verbrennungsmotors bereits nach kurzer Zeit der Versorgungsdruck der hydraulischen Druckversorgung im Getriebe ab und damit kann der Kraftschluss im Getriebe über die einzelnen Schaltelemente nicht aufrechterhalten werden.
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Das Getriebe schaltet dann in die Neutralstellung. Beim Übergang in die Start-Phase muss dann zunächst ausreichend neuer Druck im Hydrauliksystem aufgebaut werden, bevor das Getriebe wieder in den gewünschten Anfahrgang geschaltet werden kann. Zudem wird das Herstellen des Kraftschlusses zwischen dem Motor und dem Getriebe aus der Neutralstellung bisher über eine fest vorgegebene Druckeinstellung vorgenommen. Das Herstellen eines Kraftschlusses aus der Neutralstellung wird daher häufig von einem Fahrer als schwergängig und unkomfortabel wahrgenommen.
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Die der Erfindung zu Grunde liegende Aufgabe besteht nun darin, ein Verfahren, ein System und ein Computerprogrammprodukt zum Herstellen eines Kraftschlusses zwischen einem Verbrennungsmotor und einem Automatikgetriebe aus einer Neutralstellung des Automatikgetriebes zu schaffen, das einen komfortablen und weichen Ablauf der Kraftschlussherstellung selbständig erlernt und sich einfach implementieren lässt.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß hinsichtlich eines Verfahrens durch die Merkmale des Patentanspruchs 1, hinsichtlich eines Systems durch die Merkmale des Patentanspruchs 10 und hinsichtlich eines Computerprogramm-produktes durch die Merkmale des Anspruchs 11 gelöst. Die weiteren Ansprüche betreffen bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung.
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Gemäß einem ersten Aspekt betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Herstellen eines Kraftschlusses zwischen einem Verbrennungsmotor und einem Automatikgetriebe aus einer Neutralstellung des Automatikgetriebes. Das Automatikgetriebe weist eine Getriebeeingangswelle und eine Getriebeausgangswelle, eine Eingangskupplung, ein Hydrauliksystem, einen hydraulischen Drehmomentwandler und ein Getriebesteuergerät auf. Das Verfahren umfasst die folgenden Verfahrensschritte:
- - Übermitteln eines von einem Sensor ermittelten Wertes des Drehmomentes MM und/oder einer Drehzahl RM des Verbrennungsmotors und/oder einer Eingangsdrehzahl RA der Getriebeeingangswelle an das Getriebesteuergerät;
- - Berechnen eines theoretischen Eingangsdrehmoments MA-TH der Getriebeeingangswelle aus dem ermittelten Wert des Drehmomentes MM und/oder einer Drehzahl RM des Verbrennungsmotors;
- - Ermitteln eines realen Eingangsdrehmoments MA der Getriebeeingangswelle;
- - Berechnen einer Drehmomentdifferenz ΔM aus dem theoretischen Eingangsdrehmoments MA-TH und dem realen Eingangsdrehmoment MA der Getriebeeingangswelle;
- - Berechnen eines ersten initialen Drucks pA in der Eingangskupplung in Abhängigkeit von der ermittelten Drehmomentdifferenz ΔM;
- - Beaufschlagen der Eingangskupplung mit dem berechneten ersten initialen Druck pA;
- - Schalten des Automatikgetriebes zu einem Zeitpunkt tA in eine Start-Phase und Berechnen des Wertes der Drehmomentdifferenz ΔMA zu diesem Zeitpunkt tA;
- - Beginnen eines weiteren Berechnungszyklus für die Einstellung zumindest eines zweiten initialen Drucks pA für einen nachfolgenden weiteren Schaltvorgang, wenn der Wert der berechneten Drehmomentdifferenz ΔMA unterhalb oder oberhalb eines Sollwertes und/oder Bewertungskriteriums liegt; oder
- - Beibehalten des berechneten ersten initialen Drucks pA für den nachfolgenden weiteren Schaltvorgang.
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Insbesondere ist vorgesehen, dass das Automatikgetriebe ein Druckmedium umfasst.
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Vorteilhafterweise werden die berechneten Werte des initialen Drucks pA in dem Getriebesteuergerät und/oder einer Speichereinheit gespeichert.
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In einer Weiterbildung ist vorgesehen, dass der Verbrennungsmotor mit Sensoren ausgestattet ist, die insbesondere das Drehmoment MM und die Drehzahl RM des Verbrennungsmotors messen und die Daten an ein Datenkommunikationssystem des Kraftfahrzeugs übermitteln.
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Insbesondere ist das Datenkommunikationssystem des Kraftfahrzeugs als CAN-Bus (engl. Controller Area Network) ausgebildet.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform umfasst das Getriebesteuergerät einen Prozessor, der konfiguriert ist, Softwareanweisungen auszuführen.
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In einer Weiterentwicklung ist vorgesehen, dass die Softwareanweisungen Algorithmen der künstlichen Intelligenz umfassen.
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Vorteilhafterweise werden neuronale Netzwerke und Optimierungsalgorithmen wie insbesondere evolutionäre Algorithmen und genetische Algorithmen verwendet.
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Insbesondere ist das Automatikgetriebe als Differentialwandler-Automatikgetriebe ausgebildet.
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Gemäß einem zweiten Aspekt betrifft die Erfindung ein System zum Herstellen eines Kraftschlusses zwischen einem Verbrennungsmotor und einem Automatikgetriebe aus einer Neutralstellung des Automatikgetriebes. Das Automatikgetriebe weist eine Getriebeeingangswelle und eine Getriebeausgangswelle, eine Eingangskupplung, ein Hydrauliksystem, einen hydraulischen Drehmomentwandler und ein Getriebesteuergerät auf. Das System ist ausgebildet, das Verfahren gemäß dem ersten Aspekt auszuführen.
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Gemäß einem dritten Aspekt stellt die Erfindung ein Computerprogrammprodukt bereit, das einen ausführbaren Programmcode umfasst, der das Verfahren gemäß dem ersten Aspekt ausführt.
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Nachfolgend wird die Erfindung anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert.
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Dabei zeigt:
- 1 eine schematische Darstellung des erfindungsgemäßen Systems;
- 2a eine schematische Darstellung eines Signalverlaufs der Eingangsdrehzahl RE einer Getriebeeingangswelle eines Getriebes;
- 2b eine schematische Darstellung eines Signalverlaufs des Eingangsdrehmoments ME einer Getriebeeingangswelle des Getriebes;
- 2c eine schematische Darstellung eines Signalverlaufs des Drucks in einer Eingangskupplung des Getriebes;
- 2d eine schematische Darstellung eines Signalverlaufs einer Drehmomentreduzierung eines Verbrennungsmotors;
- 3 ein Flussdiagramm zur Erläuterung der einzelnen Verfahrensschritte des erfindungsgemäßen Verfahrens;
- 4 schematisch ein Computerprogrammprodukt.
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Zusätzliche Kennzeichen, Aspekte und Vorteile der Erfindung oder ihrer Ausführungsbeispiele werden durch die ausführliche Beschreibung in Verbindung mit den Ansprüchen ersichtlich.
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1 zeigt in einer vereinfachten Darstellung ein System 100 zur Herstellung eines Kraftschlusses eines Automatikgetriebes 10 aus einer Neutralstellung. Ein Kraftfahrzeugantriebsstrang 50 umfasst das Automatikgetriebe 10, das zwischen einem Verbrennungsmotor 30 und Antriebsrädern 40 eines Kraftfahrzeugs angeordnet ist. Der Verbrennungsmotor 30 ist mit Sensoren 32 ausgestattet, die insbesondere ein Drehmoment MM und eine Drehzahl RM des Verbrennungsmotors 30 messen und die Daten an ein Datenkommunikationssystem 34 des Kraftfahrzeugs übermitteln. Das Datenkommunikationssystem 34 ist insbesondere als CAN-Bus (engl. Controller Area Network) ausgebildet.
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Das Automatikgetriebe 10 umfasst eine Getriebeeingangswelle 11, eine Getriebeausgangswelle 12 und eine Eingangskupplung 14. Die Eingangskupplung 14 ist insbesondere als Lamellenkupplung ausgebildet. Die Drehzahl der Getriebeeingangswelle 11 wird im Folgenden als Eingangsdrehzahl RE bezeichnet. Des Weiteren weist das Automatikgetriebe 10 ein Hydrauliksystem 20 und einen hydrodynamischen Drehmomentwandler 26 auf. Das Hydrauliksystem 20 umfasst ein Druckmediumversorgungssystem 25 und hydraulische Verbindungen für die Zuführung eines Druckmediums 24 zu verschiedenen Schaltelementen wie Ventilen, der Eingangskupplung 14 und dem hydrodynamischen Drehmomentwandler 26 des Automatikgetriebes 10. Bei dem Druckmedium 24 handelt es sich insbesondere um ein spezielles Öl. Eine Pumpe 22 beaufschlagt das Druckmedium 24 mit dem notwendigen hydraulischen Druck. Zudem umfasst das Automatikgetriebe 10 ein Getriebesteuergerät 15. Das Getriebesteuergerät 15 ist insbesondere mit einem Prozessor 17 ausgestattet, der konfiguriert ist, Softwareanweisungen 19 zu verarbeiten und an Schnittstellen von Schaltelementen zur Steuerung des Getriebes 10 auszugeben. Die Softwareanweisungen 19 können auf einer Speichereinheit gespeichert sein und Algorithmen der künstlichen Intelligenz verwenden. Insbesondere können neuronale Netzwerke eingesetzt werden. Des Weiteren können Optimierungsalgorithmen wie beispielsweise evolutionäre Algorithmen und insbesondere genetische Algorithmen eingesetzt werden, die auf einem Populationsansatz basieren und mittels einer heuristischen Suche ein Optimierungsproblem lösen
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Unter einem „Prozessor“ kann im Zusammenhang mit der Erfindung beispielsweise eine Maschine oder eine elektronische Schaltung oder ein leistungsfähiger Computer verstanden werden. Bei einem Prozessor kann es sich insbesondere um einen Hauptprozessor (engl. Central Processing Unit, CPU), einen Mikroprozessor oder einen Mikrocontroller, beispielsweise eine anwendungsspezifische integrierte Schaltung oder einen digitalen Signalprozessor, möglicherweise in Kombination mit einer Speichereinheit zum Speichern von Programmbefehlen, etc. handeln. Auch kann unter einem Prozessor ein virtualisierter Prozessor, eine virtuelle Maschine oder eine Soft-CPU verstanden werden. Es kann sich beispielsweise auch um einen programmierbaren Prozessor handeln, der mit Konfigurationsschritten zur Ausführung des genannten erfindungsgemäßen Verfahrens ausgerüstet wird oder mit Konfigurationsschritten derart konfiguriert ist, dass der programmierbare Prozessor die erfindungsgemäßen Merkmale des Verfahrens, der Komponente, der Module, oder anderer Aspekte und/oder Teilaspekte der Erfindung realisiert.
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Unter einer „Speichereinheit“ oder „Speichermodul“ und dergleichen kann im Zusammenhang mit der Erfindung beispielsweise ein flüchtiger Speicher in Form von Arbeitsspeicher (engl. Random-Access Memory, RAM) oder ein dauerhafter Speicher wie eine Festplatte oder ein Datenträger oder beispielsweise ein wechselbares Speichermodul verstanden werden. Es kann sich bei dem Speichermodul aber auch um eine cloudbasierte Speicherlösung handeln, die insbesondere mit dem Getriebesteuergerät 15 über eine Mobilfunkverbindung in Verbindung steht.
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Ein neuronales Netzwerk besteht aus Neuronen, die in mehreren Schichten angeordnet und unterschiedlich miteinander verbunden sind. Ein Neuron ist in der Lage, an seinem Eingang Informationen von außerhalb oder von einem anderen Neuron entgegenzunehmen, die Information in einer bestimmten Art zu bewerten und sie in veränderter Form am Neuronen-Ausgang an ein weiteres Neuron weiterzuleiten oder als Endergebnis auszugeben. Hidden-Neuronen sind zwischen den Input-Neuronen und Output-Neuronen angeordnet. Je nach Netzwerktyp können mehrere Schichten von Hidden-Neuronen vorhanden sein. Sie sorgen für die Weiterleitung und Verarbeitung der Informationen.
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Der Drehmomentwandler 26 umfasst üblicherweise einen Arbeitsraum mit zumindest einem Pumpenrad, einem Turbinenrad und einem Leitrad für das Druckmedium 24. Bei einer Ausbildung des Automatikgetriebes 10 als Differential-Automatikgetriebe mit einem Eingangsdifferential 28 ist der Drehmomentwandler 26 insbesondere in der Start-Phase des Kraftfahrzeugs zum Anfahren bedeutsam. Das Eingangsdifferential 28 umfasst einen Planetenradsatz mit Sonnenrädern und einem Außenkranz, deren geometrische Abmessungen das Übersetzungsverhältnis bestimmen. Während des Anfahrens leitet das Eingangsdifferential 28 immer weniger Motorleistung über den Drehmomentwandler 26 und immer mehr Motorleistung über einen mechanischen Leistungszweig, der einer Hauptwelle des Automatikgetriebes 10 entspricht, an die Antriebsräder 40. Beim Anfahren wird die Motorleistung somit zunächst hydrodynamisch und dann zunehmend mechanisch übertragen. Beim Stillstand des Fahrzeugs wird der Kraftfluss zwischen dem Verbrennungsmotor 30 und dem Automatikgetriebe 10 durch Öffnen der Eingangskupplung 14 unterbrochen.
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Erfindungsgemäß wird das Herstellen eines Kraftschlusses zwischen dem Verbrennungsmotor 30 und dem Automatikgetriebe 10 aus der Neutralstellung des Automatikgetriebes 10 an Parameter des Verbrennungsmotors 30 angepasst. Bei den Parametern des Verbrennungsmotors 30 handelt es sich insbesondere um die Drehzahl RM und das Drehmoment MM des Verbrennungsmotors 30. Unter der Neutralstellung des Getriebes 10 ist ein nicht vorhandener Kraftschluss mit dem Verbrennungsmotor 30 über die Eingangskupplung 14 des Automatikgetriebes 10 zu verstehen.
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Die Drehzahl RM des Verbrennungsmotors 30 und damit die Drehzahl der Abtriebswelle des Verbrennungsmotors 30 sind bekannt und werden insbesondere mittels der Sensoren 32 gemessen. Des Weiteren wird die Eingangsdrehzahl RE der Getriebeeingangswelle 11 gemessen, beispielsweise über Drehzahlsensoren. Beim Schließen der Eingangskupplung 14 wird der Verbrennungsmotor 30 mit der Pumpe 22 des hydrodynamischen Drehmomentwandlers 26 verbunden. Bei einer Ausstattung des Automatikgetriebes 10 mit einem Eingangsdifferential 28 ist zudem eine zusätzliche Übersetzung durch das Eingangsdifferential 28 vorgesehen. Allerdings ist der Wert der Pumpendrehzahl RP der Pumpe 22 des hydrodynamischen Drehmomentwandlers 26 nicht bekannt. Dies bedeutet wiederum, dass beim Schließen der Eingangskupplung 14 das Pumpendrehmoment MP der Pumpe 22 nicht gesteuert werden kann, da sich dieses aus der Pumpendrehzahl RP der Pumpe 22 ergibt. Allerdings ist die Kenntnis des Pumpendrehmoments MP wichtig für einen komfortablen Einschaltvorgang beim Anfahren des Fahrzeugs.
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Zu Beginn der Start-Phase wird das Ausgangsdrehmoment M
A der Getriebeausgangswelle 12 nur von dem Drehmomentwandler 26 bestimmt, da eine mechanische Übertragung der Motorleistung zu diesem Zeitpunkt rein hydro-mechanisch erfolgt. Das Pumpendrehmoment M
P der Pumpe 22 ist wiederum von der Drehzahl R
P der Pumpe 22 abhängig gemäß:
mit der Konstante k = MP1000
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Das Pumpendrehmoment MP der Pumpe 22 des Drehmomentwandlers 26 ist somit proportional zum Quadrat der Pumpendrehzahl RP der Pumpe 22. Dies bedeutet, das Pumpendrehmoment MP der Pumpe 22 kann aus der Pumpendrehzahl RP bestimmt werden.
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Beim Schließen der Eingangskupplung 14 erhöht sich das Eingangsdrehmoment ME der Getriebeeingangswelle 11 um das Pumpendrehmoment MP der Pumpe 22 des Drehmomentwandlers 26 multipliziert mit der Übersetzung des Eingangsdifferentials 28 des Automatikgetriebes 10.
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Das Eingangsdrehmoment ME der Getriebeeingangswelle 11 des Automatikgetriebes 10 ist wiederum von dem Motordrehmoment MM und der Motordrehzahl RM des Verbrennungsmotors 30 abhängig. Über das Datenkommunikationssystem 34 des Kraftfahrzeugs, das insbesondere als CAN-Bus (engl. Controller Area Network) ausgebildet ist, kann ein Datensignal über das aktuell vorliegende Motordrehmoment MM und die Motordrehzahl RM des Verbrennungsmotors 30 an das Getriebesteuergerät 17 übermittelt werden. Ein solches Datensignal wird auch im Leerlauf bei einer Lastbeaufschlagung von Null mittels eines Leerlaufreglers 35, der mit dem Verbrennungsmotor 30 verbunden ist, ausgegeben.
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Der Prozessor 18 berechnet nun mittels der Softwareanweisungen 19 einen optimalen initialen Druck pA des Druckmediums 24 im Automatikgetriebe 10 beim Herstellen des Kraftschlusses zwischen dem Verbrennungsmotor 30 und dem Getriebe 10 durch Schließen der Eingangskupplung 14. Hierbei bildet das aktuell gemessene Motordrehmoment MM des Verbrennungsmotors 30 in der Neutralstellung des Automatikgetriebes 10 vor dem Beginn eines Schaltvorgangs in die Start-Phase die Basis für die Einstellung des initialen Drucks pA. des Druckmediums 24. Hierdurch können unbekannte Nebenverbraucherdrehmomente ausgeschlossen werden.
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Nach dem Schließen der Eingangskupplung 14 steigt die Lastbeaufschlagung durch den Verbrennungsmotor 30 an. Um ein zu starkes Ansteigen der Lastbeaufschlagung zu verhindern, ist eine Beschränkung des Drehmoments MM des Verbrennungsmotors 30 vorgesehen. Hierzu wird beispielsweise in einem Motorsteuerungsmodul des Verbrennungsmotors 30 ein von dem Getriebesteuergerät 15 ausgegebenes Signal über eine Drehmomentlimitierung berücksichtigt. Das Signal kann über das Datenkommunikationssystem 34 von dem Getriebesteuergerät 15 an das Motorsteuerungsmodul übermittelt werden.
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In den 2a bis 2d ist ein Ausführungsbeispiel eines Schaltvorgangs von der Neutralstellung eines Automatikgetriebes 10 in eine Start-Phase dargestellt. In der 2b ist das theoretische Pumpendrehmoment MP der Pumpe 22 des Drehmomentwandlers 26 in einer gestrichelten Linie dargestellt. Das theoretische Pumpendrehmoment MP ergibt sich, wenn die Eingangsdrehzahl RE der Getriebeeingangswelle 11 der Motordrehzahl RM des Verbrennungsmotors 30 entsprechen würde. Falls durch weitere Nebenverbraucher das tatsächliche Motordrehmoment MM des Verbrennungsmotors 30 höher ist, kann das für die Berechnung des theoretischen Pumpendrehmoments MP relevante Motordrehmoment durch die Berücksichtigung von Nebenverbraucherdrehmomenten ermittelt werden. Die durchgezogene Linie entspricht dem tatsächlichen Eingangsdrehmoment ME der Getriebeeingangswelle 11.
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Zwischen dem theoretischem Pumpendrehmoment MP und dem Eingangsdrehmoment ME besteht eine Drehmomentdifferenz ΔM vor dem Beginn des Schaltvorgangs, da die Eingangskupplung 14 offen ist und somit das Motor-drehmoment MM des Verbrennungsmotors 30 noch nicht auf die Getriebeeingangswelle 11 übertragen wurde. Nach dem Schaltvorgang ist die Eingangskupplung 14 geschlossen und das theoretische Pumpendrehmoment MP und das Eingangsdrehmoment RE gleichen sich an. Der Schaltvorgang beginnt zu einem Zeitpunkt tA. Hierbei wird die Eingangskupplung 14 an den abgekoppelten Teil des Automatikgetriebes 10 angeschlossen. Der Zeitpunkt tA liegt in einem Zeitfenster tu bis to.
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Ist der Wert der Drehmomentdifferenz ΔM hoch, dann ist der Schaltvorgang allerdings nicht sehr komfortabel. Es ist daher wünschenswert, den Einschaltvorgang zu einem Zeitpunkt t
A zu beginnen, wenn die Drehmomentdifferenz ΔM
A nur noch einen bestimmten Prozentsatz der ursprünglichen Drehmomentdifferenz ΔM beträgt gemäß:
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Um eine Reduzierung der Drehmomentdifferenz ΔMA zu erreichen, wird ein initialer Druck pA des Druckmediums 24 im Automatikgetriebe 10, insbesondere in der Eingangskupplung 14 erfindungsgemäß angepasst. Hierzu werden zunächst mit einem Füllstoß des Druckmediums 24 die Kanäle der Eingangskupplung 14 gefüllt. Dieser Füllstoß wirkt jedoch nicht auf die Lamellen der Eingangskupplung 14 ein, sondern mit ihm soll eine Verfälschung des tatsächlichen initialen Drucks pA im Automatikgetriebe 10 ausgeschlossen werden. Anschließend wird der initiale Druck pA des Druckmediums 24 in der Eingangskupplung 14 erzeugt. Der initiale Druck pA des Druckmediums 24 ist der Druck unter Last des Verbrennungsmotors 30 mit dem Beginn des Schaltvorgangs. Als pA Nullast wird der Druck bezeichnet, wenn keine Last vorhanden ist (Nullast). Als Zusatzdruck ΔpA wird die Differenz zwischen dem Druck pA Nullast bei Nullast und dem initialen Druck pA mit Last bezeichnet. Der Zusatzdruck ΔpA ist somit lastabhängig.
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Es wird somit zwischen einer Nullast-Anpassung und einer Last-Anpassung unterschieden. Dabei wird jeweils eine Änderung des initialen Drucks pA um ΔpA bezogen auf das Zeitfenster tu bis to vorgenommen. Voraussetzung für eine Nullast-Anpassung ist, dass eine Nullast-Bedingung zumindest bis zu dem Zeitpunkt t0 vorliegen muss. Ist dies gegeben und liegt der Zeitpunkt tA innerhalb des Zeitfensters tu bis to, so ist keine Änderung des initialen Drucks pA erforderlich. Beginnt der Schaltvorgang verspätet, d.h. der Zeitpunkt tA verzögert sich gemäß tA > t0, so wird der initiale Druck pA bei einem nachfolgenden Schaltvorgang erhöht. Findet der Schaltvorgang hingegen verfrüht statt, d.h. der Zeitpunkt tA des Beginns der Schaltung beginnt früher gemäß tA < tu , so wird der initiale Druck pA bei einem nachfolgenden Schaltvorgang reduziert. Somit kann erfindungsgemäß nach Durchlaufen von mehreren Schaltzyklen der optimale initiale Druck pa des Druckmediums 24 ermittelt werden, um eine Reduzierung der Drehmomentdifferenz ΔMA beim Einschalten zu bewirken.
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Damit kann auch bei Veränderungen im Automatikgetriebe 10, beispielsweise bei einem Ölwechsel oder bei Änderungen des Reibwertes der Lamellen, der Druck des Automatikgetriebes 10 selbstlernend optimal angepasst werden, so dass während der gesamten Lebensdauer des Automatikgetriebes 10 ein komfortabler Einschaltvorgang gegeben ist.
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Die ermittelten Werte des initialen Drucks pA werden in dem Getriebesteuergerät 15 oder einer weiteren Speichereinheit gespeichert. Hierdurch können die Veränderungen der ermittelten Werte des initialen Drucks pA gegenüber einem Sollwert erkannt werden und damit auch für präventive Wartungskonzepte für das Automatikgetriebe 10 verwendet werden. Insbesondere kann über entsprechende Schnittstellen eine Fernwartung des Automatikgetriebes 10 ermöglicht werden.
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Wie in 2a dargestellt, kann durch die erfindungsgemäße variable Einstellung des initialen Drucks pA in Abhängigkeit von der tatsächlichen Last und dem Beginn des Schaltvorgangs ein lineares Ansteigen der Ausgangsdrehzahl RA des Getriebeausgangswelle 12 erreicht werden. Hierdurch wird das Anfahren eines Kraftfahrzeuges aus einer Stopp-Phase von einem Fahrer als gleichmäßig und komfortabel wahrgenommen.
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In 3 sind die Verfahrensschritte des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Herstellen eines Kraftschlusses zwischen einem Verbrennungsmotor 30 und einem Automatikgetriebe 10 aus einer Neutralstellung des Automatikgetriebes 10 dargestellt.
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In einem Schritt S10 wird ein von einem Sensor 32 ermittelter Wert des Drehmomentes MM und/oder einer Drehzahl RM des Verbrennungsmotors 30 und/oder einer Eingangsdrehzahl RA der Getriebeeingangswelle 11 an das Getriebesteuergerät 15 übermittelt.
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In einem Schritt S20 wird ein theoretisches Eingangsdrehmoments MA-TH der Getriebeeingangswelle 11 aus dem ermittelten Wert des Drehmomentes MM und/oder einer Drehzahl RM des Verbrennungsmotors 30 berechnet.
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In einem Schritt S30 wird ein reales Eingangsdrehmoments MA der Getriebeeingangswelle 11 ermittelt.
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In einem Schritt S40 wird eine Drehmomentdifferenz ΔM aus dem theoretischen Eingangsdrehmoments MPA-TH und dem realen Eingangsdrehmoment MA der Getriebeeingangswelle 11 berechnet.
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In einem Schritt S50 wird ein erster initialer Druck pA in der Eingangskupplung 14 in Abhängigkeit von der ermittelten Drehmomentdifferenz ΔM berechnet.
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In einem Schritt S60 wird die Eingangskupplung 14 mit dem berechneten ersten initialen Druck pA beaufschlagt.
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In einem Schritt S70 wird das Automatikgetriebes 10 zu einem Zeitpunkt tA in eine Start-Phase und Berechnen des Wertes der Drehmomentdifferenz ΔMA zu diesem Zeitpunkt tA geschaltet.
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In einem Schritt S80 beginnt ein weiterer Berechnungszyklus für die Einstellung zumindest eines zweiten initialen Drucks pA für einen nachfolgenden weiteren Schaltvorgang, wenn der Wert der berechneten Drehmomentdifferenz ΔMA unterhalb oder oberhalb eines Sollwertes und/oder Bewertungskriteriums liegt.
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In einem Schritt S90 wird der berechnete erste initiale Druck pA für den nachfolgenden weiteren Schaltvorgang beibehalten.
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4 stellt schematisch ein Computerprogrammprodukt 200 dar, das einen ausführbaren Programmcode 250 umfasst, der das Verfahren gemäß dem ersten Aspekt der vorliegenden Erfindung ausgeführt.
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Mit dem Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung kann das Herstellen eines Kraftschlusses zwischen einem Verbrennungsmotor 30 und einem Automatikgetriebe 10 aus einer Neutralstellung des Automatikgetriebes zuverlässig und leichtgängig erfolgen. Durch die Anpassung des initialen Drucks pA des Automatikgetriebes 10 an das tatsächliche Drehmoment MM des Verbrennungsmotors 30 wird ein zu großer oder zu kleiner Druck des Druckmediums 24 im Automatikgetriebe 10, insbesondere in der Eingangskupplung 14, der jeweils zu ruckartigen Übertragungen der Motorleistung auf die Antriebsräder 40 führen kann, vermieden. Hierdurch ergibt sich für den Fahrer ein komfortabler Schaltvorgang. Zudem kann auch bei Änderungen im Automatikgetriebe 10, beispielsweise durch eine Reibwertänderung der Lamellen, weiterhin ein komfortabler Schaltvorgang gewährleistet werden, da durch das selbstlernende Verfahren Änderungen im Automatikgetriebe 10 berücksichtigt werden können.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Automatikgetriebe
- 11
- Getriebeeingangswelle
- 12
- Getriebeausgangswelle
- 14
- Eingangskupplung
- 15
- Getriebesteuergerät
- 17
- Prozessor
- 19
- Softwareanweisung
- 20
- Hydrauliksystem
- 22
- Pumpe
- 24
- Druckmedium
- 25
- Druckmediumversorgungssystem
- 26
- Drehmomentwandler
- 28
- Eingangsdifferential
- 30
- Verbrennungsmotor
- 32
- Sensoren
- 34
- Datenkommunikationssystem
- 35
- Leerlaufregler
- 40
- Antriebsräder
- 50
- Kraftfahrzeugantriebsstrang
- 200
- Computerprogrammprodukt
- 250
- Programmcode
- RE
- Eingangsdrehzahl der Getriebeeingangswelle
- RA
- Ausgangsdrehzahl der Getriebeausgangswelle
- RM
- Motordrehzahl
- RP
- Pumpendrehzahl
- MM
- Motordrehmoment
- ME
- Eingangsdrehmoment der Getriebeeingangswelle
- MA-TH
- theoretischen Eingangsdrehmoments der Getriebeeingangswelle
- MA
- Ausgangsdrehmoment der Getriebeausgangswelle
- MP
- Pumpendrehmoment der Pumpe
- t1 bis t2
- Zeitfenster
- tu bis to
- Zeitfenster
- tA
- Zeitpunkt des Beginns des Schaltvorgangs
- pF
- Fülldruck
- pA Nullast
- Druck bei Nullast
- pA
- initialer Druck
- ΔpA
- Zusatzdruck