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Die Erfindung betrifft die Steuerung eines Fahrzeugs. Insbesondere betrifft die Erfindung die Steuerung einer Darbietung an Bord eines Fahrzeugs.
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An Bord eines Fahrzeugs kann eine Vielzahl Systeme vorgesehen sein, die auf einen Fahrer des Fahrzeugs einwirken können. Einige dieser Systeme können als sicherheitsrelevant betrachtet werden, beispielsweise eine Geschwindigkeitsanzeige oder ein Aufmerksamkeitswächter, der eine Warnung ausgibt, falls der Fahrer Anzeichen von Müdigkeit zeigen sollte. Andere Systeme können vornehmlich der Unterhaltung dienen, beispielsweise ein audiovisuelles Unterhaltungssystem. Während es in manchen Ländern nicht zulässig ist, dass der Fahrer ein solches Unterhaltungssystem während der Fahrt benutzt, erlauben andere Länder die Nutzung zumindest unter bestimmten Umständen.
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Wirken auf den Fahrer zu viele Eindrücke gleichzeitig ein, so kann er von der Steuerung des Fahrzeugs abgelenkt sein, sodass die Gefahr eines Unfalls bestehen kann. Einer der vorliegenden Erfindung zu Grunde liegende Aufgabe besteht in der Angabe einer verbesserten Technik zur Steuerung einer Darbietung an Bord eines Fahrzeugs. Die Erfindung löst diese Aufgabe mittels der Gegenstände der unabhängigen Ansprüche. Unteransprüche geben bevorzugte Ausführungsformen wieder.
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Nach einem ersten Aspekt der vorliegenden Erfindung umfasst ein Verfahren zum Steuern einer Darbietung an Bord eines Fahrzeugs Schritte des Abtastens eines Umfelds des Fahrzeugs; des Bestimmens der Komplexität einer Fahrsituation; und des Einschränkens eines Informationsreichtums einer auf den Fahrer des Fahrzeugs einwirkenden Darbietung in Abhängigkeit der bestimmten Komplexität.
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Die Darbietung kann beispielsweise einer Unterhaltung des Fahrers dienen oder Informationen bereitstellen, die für das Führen des Fahrzeugs verzichtbar sind. Beispielsweise kann die Darbietung audiovisuell sein und das Wiedergeben eines Films oder eines Fernsehprogramms umfassen. Allgemein kann die Darbietung aus einer Quelle an Bord des Fahrzeugs oder von außerhalb stammen. Die Darbietung kann praktisch jede Art von Inhalt, insbesondere digital erzeugten oder übermittelten Inhalt, umfassen.
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In weiteren Beispielen kann die Darbietung etwa eine Videokonferenz, ein Infotainment oder Werbung umfassen. In einem weiteren Beispiel kann die Darbietung Zusatzinformationen umfassen, die beispielsweise eine Wiedergabe von Musik begleiten, so wie eine optische Ausgabe einer Albenhülle, einen Musikvideo, Künstler- oder Albeninformationen oder eine Filmvorschau. Auch kann die Darbietung eine Benutzerführung bei der Steuerung des Fahrzeugs oder eines Fahrzeugsystems, ein Spiel oder eine Art von interaktiver oder dynamischer Darbietung umfassen. Die Darbietung kann insbesondere statische oder bewegte Bilder, eine Bildschirmvorschau oder eine Filmvorschau umfassen. Allgemein ist bevorzugt, den Informationsreichtum eines optischen Anteils einer Darbietung zu reduzieren.
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Der vorliegenden Erfindung liegt der Gedanke zu Grunde, dass eine Sicherheit des Fahrzeugs aufrechterhalten werden kann, indem eine potentielle Ablenkung des Fahrers durch die Darbietung graduell gesteuert wird. Befindet sich das Fahrzeug in einer leicht überschaubaren Fahrsituation, beispielsweise bei konstanter Geschwindigkeit auf einer wenig befahrenen Schnellstraße, so kann die Darbietung unverändert an den Fahrer bereitgestellt werden. Ist die Fahrsituation jedoch komplex, beispielsweise bei Nacht und Regen im Stoßverkehr einer Innenstadt, so kann der Informationsreichtum der Darbietung auf ein Minimum reduziert werden, um die Aufmerksamkeit des Fahrers nicht unnötig von einem Verkehrsgeschehen abzulenken.
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Die Komplexität der Fahrsituation kann beispielsweise auf der Basis einer Anzahl von Einflüssen bestimmt werden, die beim Führen des Fahrzeugs zu beachten sind. Ein Einfluss kann beispielsweise einen anderen Verkehrsteilnehmer, insbesondere ein anderes Fahrzeug, eine geltende Verkehrsregelung, insbesondere bezüglich maximaler Fahrgeschwindigkeit oder einem geltenden Abbiege- oder Überholverbot, oder die Geschwindigkeit von aufeinander folgenden Richtungsänderungen beim Abfahren einer vorbestimmten Route umfassen.
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Zusammenfassend ausgedrückt kann die Komplexität der Fahrsituation in Abhängigkeit einer Anzahl, Häufigkeit oder Eindringlichkeit von auf den Fahrer wirkenden Reizen bestimmt werden, die zum sicheren Führen des Fahrzeugs zu verarbeiten sind. Dabei können Reize relevant sein, die das unmittelbare Führen des Fahrzeugs auf einer Fahrstraße - bei gleichzeitigem Vermeiden einer Kollision mit einem anderen Objekt - oder das Navigieren des Fahrzeugs auf einer vorbestimmten Route umfassen. Beide Aufgaben können eine Reaktion des Fahrers auf ein einen Konflikt oder ein unvorhergesehenes Ereignis erfordern. Beispielsweise kann der Fahrer auf einen veränderten Straßenzustand, eine Baustelle oder das Verhalten eines anderen Verkehrsteilnehmers reagieren müssen.
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Es ist bevorzugt, dass der bestimmten Komplexität eine erforderliche Aufmerksamkeit zugeordnet wird; eine Blickrichtung des Fahrers verfolgt wird; eine Aufmerksamkeit bestimmt wird, die der Fahrer dem Umfeld widmet; und der Informationsreichtum reduziert wird, falls die bestimmte Aufmerksamkeit kleiner als die erforderliche Aufmerksamkeit ist. Wird beispielsweise bestimmt, dass der Fahrer in ausreichender Häufigkeit auf Punkte im Umfeld blickt, an denen jeweils ein für das Führen des Fahrzeugs relevantes Ereignis stattfindet, so kann auf eine Reduktion des Informationsreichtums verzichtet werden. Ignoriert oder missachtet der Fahrer ein solches Ereignis oder überwacht es nicht ausreichend häufig oder genau, so kann der Informationsreichtum reduziert werden, um dem Fahrer verstärkt Gelegenheit zu geben, sich mit seinem Umfeld zu befassen. In einer Ausführungsform können für die bestimmte Aufmerksamkeit und die erforderliche Aufmerksamkeit jeweils ein Maß gebildet und die Maße miteinander verglichen werden. Die Maße können insbesondere jeweils als numerischer Wert ausgedrückt werden. In einer anderen Ausführungsform kann für jedes Ereignis oder Objekt im Umfeld des Fahrzeugs bestimmt werden, ob der Fahrer diesem ausreichend Aufmerksamkeit widmet, indem er Anzeichen zeigt, das Ereignis oder Objekt wahrgenommen zu haben. Ein solches Anzeichen kann darin bestehen, dass er an die entsprechende Stelle blickt, oder dass er das Fahrzeug in Abhängigkeit des Ereignisses oder Objekts sicher steuert. Der Informationsreichtum kann reduziert werden, wenn der Fahrer eines oder mehrere Ereignisse oder Objekte unzureichend würdigt.
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Die erforderliche Aufmerksamkeit kann zusätzlich auf der Basis eines Fahrzustands des Fahrzeugs bestimmt werden. Der Fahrzustand kann sich beispielsweise aus einer Fahrgeschwindigkeit, einer geltenden Verkehrsbeschränkung, etwa bezüglich maximaler Fahrgeschwindigkeit oder Überholverbot; geltenden Sichtverhältnissen oder dem Vorliegen einer Tag- oder Nachfahrt ergeben. Andere oder weitere Fahrparameter können ebenfalls berücksichtigt werden.
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Die erforderliche Aufmerksamkeit kann zusätzlich auf der Basis einer befahrenen Strecke bestimmt werden. Dazu können beispielsweise eine Straßenklasse, eine auf der Strecke zulässige Geschwindigkeit, eine Kurvigkeit der Strecke, eine Anzahl Fahrspuren, eine Intensität von Gegenverkehr, eine Dynamik der Strecke, eine Unfallträchtigkeit, ein Befestigungsgrad oder die Gefahr eines Wildwechsels berücksichtigt werden. Derartige Informationen können aus dem Umfeld abgetastet oder auf der Basis einer Position des Fahrzeugs in Kartendaten nachgeschlagen werden. So können insbesondere Erfahrungen über eine befahrene Strecke vorteilhaft zur Bestimmung des erforderlichen Aufmerksamkeitsgrads genutzt werden. Eine für den Fahrer nicht notwendigerweise erkennbare Gefahr beim Befahren der Strecke kann so berücksichtigt werden.
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Die erforderliche Aufmerksamkeit kann zusätzlich auf der Basis einer Aktivität einer Person an Bord des Fahrzeugs bestimmt werden. Diese Person kann insbesondere den Fahrer oder einen Beifahrer oder Fahrgast umfassen. Die Aktivität kann beispielsweise das Anhören von Musik, das Führen einer Unterhaltung oder eines Telefonanrufs, ein Essen oder Trinken oder ein Streitgespräch umfassen. So kann eine insbesondere soziale Ablenkung des Fahrers innerhalb des Fahrzeugs berücksichtigt werden, um seine Aufmerksamkeit gezielt zu steuern. In einer weiteren Ausführungsform kann anstelle der erforderlichen Aufmerksamkeit die gewidmete Aufmerksamkeit auf der Basis der Aktivität bestimmt werden. In beiden Ausführungsformen sollte der Fahrer ein hohes Niveau an Aktivität innerhalb des Fahrzeugs durch gesteigerte Aufmerksamkeit bezüglich des Umfelds kompensieren. Um ihn darin zu unterstützen, kann der Informationsreichtum der Darbietung verringert werden.
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In wieder einer weiteren Ausführungsform kann ein Informationsreichtum der Darbietung bestimmt werden. Beispielsweise kann ein getragenes Musikstück ohne Text nur eine geringe Ablenkung darstellen, während eine schnelle Unterhaltung mehrerer Personen eine große Ablenkung darstellen kann. Insbesondere wenn die Darbietung interaktiv ist, sodass der Fahrer in Abhängigkeit der Darbietung sich äußern kann oder muss, kann von einer großen Ablenkung ausgegangen werden. Die Reduktion des Informationsreichtums sollte dann früher bzw. stärker erfolgen.
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Die Reduktion des Informationsreichtums kann auch individuell für einen erkannten Fahrer erfolgen. Dazu kann ein vorbestimmter Fahrer des Fahrzeugs erkannt werden und eine Vorliebe, Erfahrung oder fahrerische Fähigkeiten können bestimmt werden. Beispielsweise kann so bei einem Fahranfänger eine frühere oder deutlichere Reduktion des Informationsreichtums erfolgen als bei einem erfahrenden Fahrer. Einen Hinweis darauf, wie viel Unterstützung der einzelne Fahrer durch automatische Reduktion des Informationsreichtums einer Darbietung benötigt, kann von extern vorbestimmt sein oder aufgrund von Beobachtungen des Fahrers, insbesondere über eine längere Zeit oder Strecke, bestimmt werden.
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Die Darbietung kann die Darstellung eines Bildes umfassen. Der Informationsreichtum kann in diesem Fall auf eine oder mehrere Arten reduziert werden. Beispielsweise können eine Helligkeit, eine Größe, ein Kontrast, eine Auflösung, eine Farbsättigung, eine Framerate oder eine Darstellungsgeschwindigkeit des Bildes verringert werden. Das dargestellte Bild kann auch zunehmend stilisiert werden, was insbesondere bei Informationsgrafiken oder Cartoons effektiv sein kann. Das dargestellte Bild kann auch aus einer Blickrichtung entfernt werden, die zur Wahrnehmung des Umfelds erforderlich ist.
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Wird das Bild beispielsweise auf einer Head up-Anzeige dargestellt, so kann es dem Umfeld optisch überlagert sein, wodurch eine starke Ablenkung erfolgen kann. Wird das Bild in diesem Fall beispielsweise an den unteren Rand des Blickfelds des Fahrers bewegt, so kann dessen Ablenkung durch das Bild bereits reduziert werden. In einer weiteren Ausführungsform kann das Bild auf eine Anzeigevorrichtung verschoben werden, die weniger Aufmerksamkeit fordert, beispielsweise weil sie kleiner oder weiter aus dem zentralen Blickfeld des Fahrers entfernt ist. Eine Anzeigevorrichtung, die viel Aufmerksamkeit erfordert, kann beispielsweise eine Head-Up-Anzeige oder eine Virtuelle-Realität-Anzeige umfassen. Eine zentrale Informationsanzeige (central information display CID), die beispielsweise im Bereich eines Armaturenbretts angeordnet sein kann, erfordert üblicherweise weniger Aufmerksamkeit, beziehungsweise wirkt weniger ablenkend. Eine persönliche Anzeige, die nur für den Fahrer vorgesehen und optional nur durch ihn einsehbar ist, kann noch weniger Aufmerksamkeit erfordern.
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In noch einer weiteren Ausführungsform kann die Darbietung aus einem vorbestimmten Bereich einer Anzeigevorrichtung entfernt werden. So kann beispielsweise ein zentraler Bereich der Head-Up-Anzeige bei drohender sensorischer Überlastung des Fahrers von der Darbietung befreit werden. Anstelle der Darbietung kann dann ein anderer Inhalt angezeigt werden, beispielsweise eine optische Warnung, die auf eine potentiell zu geringe Aufmerksamkeit des Fahrers auf das Umfeld des Fahrzeugs hinweist.
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Der Informationsgehalt des Bildes kann maximal reduziert werden, indem das Bild abgeschaltet wird. Es ist jedoch bevorzugt, dass eine nur graduelle und keine totale Verringerung des Informationsreichtums erfolgt. Weitere mögliche Reduktionen umfassen ein Einfrieren des Bildes oder das Darstellen eines statischen Symbol- oder Testbilds.
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Die Darbietung kann auch eine Ausgabe von Tönen umfassen. Der Informationsreichtum kann in diesem Fall beispielsweise reduziert werden, indem eine Lautstärke oder ein Dynamikumfang der Töne verringert wird. Ein Frequenzbereich der Töne kann eingeschränkt werden, beispielsweise indem Höhen, Mitten oder Tiefen gedämpft werden. Werden die Töne über mehrere Kanäle wiedergegeben, so kann eine Anzahl von Kanälen verringert werden. So kann beispielsweise eine quadrophonische Darbietung in einem ersten Schritt in eine stereophonische und einem zweiten in eine monophonische Darbietung eingeschränkt werden. Die dargebotenen Töne können auch mit einem Rauschen überlagert werden.
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Nach einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung umfasst eine Vorrichtung zur Steuerung einer Darbietung an Bord eines Fahrzeugs einen Sensor zur Abtastung eines Umfelds des Fahrzeugs; eine Schnittstelle zu einer Einrichtung zur Bereitstellung einer auf einen Fahrer des Fahrzeugs einwirkenden Darbietung; und eine Verarbeitungseinrichtung. Dabei ist die Verarbeitungseinrichtung dazu eingerichtet, eine Komplexität einer Fahrsituation zu bestimmen und einen Informationsreichtum der Darbietung in Abhängigkeit der bestimmten Komplexität einzuschränken.
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Die Vorrichtung kann insbesondere zur Ausführung eines hierin beschriebenen Verfahrens verwendet werden. Dazu kann die Verarbeitungseinrichtung einen programmierbaren Mikrocomputer oder Mikrocontroller umfassen und das Verfahren kann in Form eines Computerprogrammprodukts mit Programmcodemitteln vorliegen. Das Computerprogrammprodukt kann auf einem computerlesbaren Datenträger abgespeichert sein. Merkmale oder Vorteile des Verfahrens können auf die Vorrichtung übertragen werden und umgekehrt.
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Die Erfindung wird nun mit Bezug auf die beigefügten Zeichnungen genauer beschrieben, in denen:
- 1 ein Fahrzeug mit einer Vorrichtung zur Unterstützung eines Fahrers;
- 2 ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens
illustriert.
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1 zeigt ein Fahrzeug 100 mit einer Vorrichtung 105 zur Unterstützung eines Fahrers 110 beim Führen des Fahrzeugs 100. Das Fahrzeug 100 kann insbesondere ein Kraftfahrzeug umfassen, beispielsweise einen Personenkraftwagen, ein Kraftrad, einen Lastkraftwagen oder einen Bus. Die Vorrichtung 105 umfasst eine Verarbeitungseinrichtung 115, die mit einem ersten Sensor 120 zur Abtastung eines Umfelds des Fahrzeugs 100, sowie vorzugsweise einem zweiten Sensor 125 zur Abtastung des Fahrers 110 verbunden ist. An Bord des Fahrzeugs 100 ist ein Darbietungssystem 130 vorgesehen, das eine Steuerung 135 und eine Ausgabeeinrichtung 140 umfasst.
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Mittels einer ersten Schnittstelle 145 kann die Vorrichtung 105 mit dem Darbietungssystem 130 verbunden sein. Eine zweite Schnittstelle 150 kann zur Verbindung mit dem Fahrzeug 100 bzw. eines seiner Systeme oder Subsysteme vorgesehen sein.
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Die Steuerung 135 des Darbietungssystems 130 kann mit der Verarbeitungseinrichtung 115 der Vorrichtung 105 integriert sein. Die Ausgabeeinrichtung 140 wirkt auf den Fahrer 110 ein und kann beispielsweise eine optische, akustische und/oder haptische Wirkung entfalten. Insbesondere kann das Darbietungssystem 130 ein audiovisuelles System umfassen, das zur Ausgabe eines Videodatenstroms eingerichtet ist. So kann der Fahrer 110 beispielsweise einen Spielfilm ansehen oder ein Fernsehprogramm betrachten.
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Der erste Sensor 120 zur Abtastung des Umfelds kann beispielsweise eine Kamera, einen Radar- oder LiDAR-Sensor umfassen. Es können auch mehrere erste Sensoren 120 vorgesehen sein, um das Umfeld des Fahrzeugs 100 beispielsweise auf unterschiedliche Weisen, in unterschiedlichen Richtungen, Entfernungen oder Betrachtungswinkeln abzutasten. In einer Ausführungsform umfasst der erste Sensor 120 ein Umfelderkennungssystem, das dazu eingerichtet ist, Informationen, die für das Führen des Fahrzeugs 100 relevant sind, im Umfeld abzutasten und zu erkennen.
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Der zweite Sensor 125 zur Abtastung des Fahrers 110 kann insbesondere eine Kamera oder Tiefenkamera umfassen. Optional kann die Kamera in einem unsichtbaren Wellenlängenbereich arbeiten, insbesondere im Infrarotbereich. Mittels des zweiten Sensors 125 kann außer dem Fahrer 110 auch ein Abschnitt des Innenraums des Fahrzeugs 100 überwacht werden. So kann beispielsweise eine weitere Person an Bord des Fahrzeugs 100 erfasst werden. Auch eine Aktivität oder ein Ereignis an Bord des Fahrzeugs 100 kann mittels des zweiten Sensors 125 erfasst werden. Der zweite Sensor 125 kann auch eine akustische Abtastung des Innenraums ermöglichen.
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Über die zweite Schnittstelle 150 können weitere Informationen über einen Fahrzustand oder eine Führung des Fahrzeugs 100 durch die Vorrichtung 105 bestimmt werden. Beispielsweise kann die zweite Schnittstelle 150 mit einem Navigationssystem des Fahrzeugs 100 verbunden sein, sodass eine Position des Fahrzeugs 100, eine befahrene Strecke und eine Routenführung zu einem vorbestimmten Ziel bekannt sein können. Über die zweite Schnittstelle 150 können auch Karteninformationen, insbesondere bezüglich einer Position des Fahrzeugs 100, bestimmt werden. Andere über die zweite Schnittstelle 150 erfassbare Informationen können beispielsweise eine Fahrgeschwindigkeit, eine Pose oder einen Reibwert zwischen Rädern des Fahrzeugs 100 und einem Untergrund umfassen. Auch Informationen beispielsweise von einem Fahrwerk, einem Antriebs- oder Bremssystem des Fahrzeugs 100 können über die zweite Schnittstelle 150 erfasst werden.
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Es wird vorgeschlagen, dass die Vorrichtung 105 die Komplexität einer Fahrsituation des Fahrzeugs 100 bestimmt und einen Informationsreichtum einer mittels des Darbietungssystems 130 an den Fahrer 110 bereitgestellten Darbietung zu reduzieren, falls dessen Aufmerksamkeit als nicht ausreichend groß für die Fahrsituation bestimmt wird. Insbesondere sollen ein Verhalten des Fahrers 110 und ein zum Führen des Fahrzeugs 100 zu berücksichtigendes Informationsangebot im Umfeld des Fahrzeugs 100 jeweils bestimmt und miteinander verglichen werden. Eine Ablenkung des Fahrers 110 durch das Darbietungssystem 130 kann so gezielt in Abhängigkeit des Fahrzustands des Fahrzeugs 100 reduziert werden.
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2 zeigt ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens 200 zum Steuern einer Darbietung an Bord eines Fahrzeugs 100.
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In einem Schritt 205 kann ein Umfeld des Fahrzeugs 100 abgetastet werden. Dazu können insbesondere Sensorwerte eines oder mehrerer Sensoren 120 ausgewertet werden. Optional können auch Informationen, die einer Position oder durch das Fahrzeug 100 benutzten Fahrstraße zugeordnet sind, bestimmt werden.
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In einem Schritt 210 kann die Komplexität der Fahrsituation bestimmt werden, in der sich das Fahrzeug 100 befindet. Dazu kann insbesondere eine Anzahl von für das Führen des Fahrzeugs 100 zu berücksichtigenden Ereignissen oder Objekten im Umfeld des Fahrzeugs 100 bestimmt werden. Jedem Objekt oder Ereignis kann eine Relevanz zugeordnet werden, die es für die Komplexität des Fahrzustands hat.
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In einem Schritt 215 kann eine Aufmerksamkeit bestimmt werden, die erforderlich ist, um die bestehende Fahrsituation sicher zu erfassen. Diese Bestimmung kann über alle Objekte oder Ereignisse als Index, oder individuell für alle Objekte und Ereignisse bestimmt werden.
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In einem Schritt 220 kann der Fahrer 110 abgetastet werden, beispielsweise mittels des zweiten Sensors 125. In einem Schritt 225 kann eine Aufmerksamkeit bestimmt werden, die der Fahrer 110 dem Umfeld des Fahrzeugs 100 widmet. Optional kann auf der Basis der Abtastung des zweiten Sensors 125 auch ein Kontext bestimmt werden, in dem sich der Fahrer 110 befindet. Dieser Kontext kann insbesondere ein Ereignis oder Objekt im Innenraum des Fahrzeugs 100 umfassen. So kann etwa bestimmt werden, dass die Aufmerksamkeit des Fahrers 110 durch eine Unterhaltung mit einer anderen Person im Innenraum des Fahrzeugs 100 reduziert sein könnte.
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In einem Schritt 230 kann ein Kontext bestimmt werden, in welchem der Fahrer 110 das Fahrzeug 100 führt. Dazu kann beispielsweise berücksichtigt werden, ob der Fahrer 110 Anzeichen von Ermüdung zeigt, wie lange er bereits ununterbrochen das Fahrzeug 100 führt, oder welche individuelle Erfahrung oder Aufmerksamkeit ihm zuzubilligen ist. Dazu kann der Fahrer 110 erkannt werden, beispielsweise anhand eines biometrischen Merkmals oder einer Kennung, die der Fahrer 110 bei Antritt der Fahrt am Fahrzeug 100 vorweist. So können individuelle Parameter oder Schwellenwerte bezüglich einer gewidmeten oder erforderlichen Aufmerksamkeit des Fahrers 110 beispielsweise in Abhängigkeit seiner Erfahrung als Fahrer berücksichtigt werden.
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In einem Schritt 235 kann ein Fahrzustand des Fahrzeugs 100 bestimmt werden. Dieser kann beispielsweise eine Position, eine Geschwindigkeit oder eine Beschleunigung umfassen. Weitere relevante Parameter können beispielsweise einen Reibwert eines Reifens zu einem Untergrund oder ein Federzustand eines Fahrwerks umfassen. Außerdem kann der Fahrzustand eine befahrene Strecke umfassen. Dazu kann eine Position des Fahrzeugs 100 bestimmt werden und eine Information über die Strecke kann aus einem Kartenspeicher bestimmt werden. Eine solche Information kann beispielsweise einen Fahrbahnbelag, eine Straßenklasse oder eine geltende Geschwindigkeitsbeschränkung umfassen.
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In einem Schritt 240 kann bestimmt werden, ob ein Informationsreichtum einer Darbietung, die über das Darbietungssystem 130 auf den Fahrer 110 einwirkt, reduziert werden soll. Dazu kann insbesondere bestimmt werden, ob die Aufmerksamkeit, die der Fahrer 110 dem Umfeld des Fahrzeugs 100 widmet, für eine geltende Fahrsituation bzw. deren Komplexität angemessen ist oder nicht. So kann beispielsweise bei Vorliegen einer Normalsituation keine Reduktion des Informationsreichtums erfolgen, während in einer Notsituation, etwa während einer Gefahrenbremsung, eine maximale Reduktion durchgeführt werden kann.
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Es wird insbesondere vorgeschlagen, dass die Reduktion des Informationsreichtums mehrstufig oder kontinuierlich erfolgt, um eine vom Darbietungssystem 130 ausgehende Ablenkung des Fahrers 110 graduell an eine Fahrsituation und ggf. eine Aufmerksamkeit des Fahrers 110 anzupassen. Ziel der Reduktion ist in jedem Fall, einer Informationsüberflutung des Fahrers 110 entgegenzuwirken und insbesondere eine Ablenkung durch das Darbietungssystem 130 so weit zu reduzieren, dass der Fahrer 110 nicht mehr als akzeptabel bzw. erforderlich von der Wahrnehmung des Umfelds des Fahrzeugs 100 abgelenkt ist.
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In einem Schritt 245 kann eine Reduktion eines akustischen Informationsreichtums durchgeführt werden. Akustische Informationsausgaben, beispielsweise eines Navigationssystems, können auf wesentliche Nachrichten reduziert werden. Eine Lautstärke einer akustischen Darbietung kann reduziert werden. Andere beispielhafte Arten, den Informationsreichtum einer akustischen Darbietung zu reduzieren, sind ebenfalls möglich.
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In einem Schritt 250 kann eine Reduktion des Informationsreichtums einer optischen Darbietung erfolgen. Dazu kann ein dargestelltes Bild beispielsweise verdunkelt, verkleinert oder ausgeblichen werden, sodass dessen Betrachtung weniger Details enthält und insgesamt als weniger ablenkend empfunden werden kann. Andere mögliche Arten, den Informationsreichtum zu verringern, umfassen eine künstliche Unschärfe des Bildes, ein Zusammenfassen von Bildelementen („Verpixeln“), oder ein Reduzieren einer Rate, mit der einzelne Bilder zu einem bewegten Bild zusammengesetzt werden.
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Zur Reduktion des optischen Informationsreichtums sind auch andere Ansätze möglich. In einem Schritt 255 kann ein Informationsreichtum einer haptischen Darbietung reduziert werden. Umfasst die Darbietung haptische Informationen, beispielsweise als Hinweis auf das Verlassen einer Fahrspur, so kann eine Intensität oder Häufigkeit des haptischen Signals reduziert werden. Außerdem kann die Ausgabe auf besonders relevante Ereignisse eingeschränkt werden. Umfasst die haptische Darbietung eine Komfortfunktion, beispielsweise in Form eines Massagesitzes, auf dem der Fahrer 110 sitzt, so kann eine Frequenz, Intensität oder Häufigkeit des haptischen Signals verringert werden.
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Bezugszeichenliste
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- 100
- Fahrzeug
- 105
- Vorrichtung
- 110
- Fahrer
- 115
- Verarbeitungseinrichtung
- 120
- erster Sensor (Umfeld)
- 125
- zweiter Sensor (Fahrer)
- 130
- Darbietungssystem
- 135
- Steuerung
- 140
- Ausgabeeinrichtung
- 145
- erste Schnittstelle (Darbietungssystem)
- 150
- zweite Schnittstelle (Fahrzeug)
- 200
- Verfahren
- 205
- Umfeld abtasten
- 210
- Komplexität der Fahrsituation bestimmen
- 215
- erforderliche Aufmerksamkeit bestimmen
- 220
- Fahrer abtasten
- 225
- gewidmete Aufmerksamkeit bestimmen
- 230
- Kontext bestimmen
- 235
- Fahrzustand, Strecke bestimmen
- 240
- Informationsreichtum reduzieren?
- 245
- akustisch
- 250
- optisch
- 255
- haptisch