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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Verhinderung oder Reduzierung von Kinetose zumindest eines Fahrzeuginsassen in einem Fahrzeug, wobei die Vorrichtung eine Einheit aufweist, zum Bestimmen zumindest einer oder mehrerer möglichen Routenverläufe in Abhängigkeit von einem Anfangspunkt und einem Zielpunkt sowie Bestimmen von fahrtbeeinflussenden Routenparameter für die ein oder mehreren möglichen Routenverläufe, wobei die fahrtbeeinflussenden Routenparameter zumindest die signifikanten Parameter in Bezug auf die Routentopologie umfassen. Ferner betrifft die Erfindung einen Routenplaner und ein Verfahren.
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Kinetose, auch Reisekrankheit oder Reiseübelkeit genannt, tritt vor allem dann auf, wenn die Informationen vom Gleichgewichtssinn nicht mit den Informationen von dem Sehsinn übereinstimmen.
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Dies ist vor allem dann der Fall, wenn beispielsweise während einer Autofahrt gelesen wird oder das Tabletdisplay oder das Handydisplay benutzt wird. Der Gleichgewichtssinn, der sich im Innenohr befindet, registriert selbst minimale Veränderungen in der Geschwindigkeit sowie jede einzelne Kurve. Gleichzeitig meldet das starr auf den Text oder das Display gerichtete Auge, dass sich nichts bewegt.
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Dadurch kommt es in dem zentralen Nervensystem zu einem Widerspruch, der nicht aufgelöst werden kann. Dies wiederum führt dazu, dass das Gehirn unbewusst einen Alarm auslöst, was wiederum dazu führt, dass der Körper Histamin ausschüttet. Dieser Botenstoff verursacht jedoch ab einem gewissen Level Übelkeit, welches bis hin zum Erbrechen führen kann.
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Bislang treten Probleme von Reisekrankheit in erster Linie bei den weiteren Mitfahrern, welche nicht Fahrer oder Beifahrer sind auf, da diese das Fahrzeug nicht selbst steuern müssen oder nicht dem Straßenverlauf folgen können und zudem in der Lage sind, die genannten Aktivitäten durchzuführen. Es ist daher mit einer Erhöhung der Reiseübelkeit zu rechnen, wenn in autonom fahrenden Fahrzeugen sowohl Fahrer und Beifahrer zu Mitfahrern werden, welche die genannten Aktivitäten durchführen können.
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Es gibt zahlreiche Vorschläge Reiseübelkeit zu beheben, von denen nur einige genannt werden sollen.
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Die
DE 20116469 U1 offenbart eine Vorrichtung zur Unterdrückung der Reisekrankheit in Fahrzeugen mit mindestens einem Sensor zur Erfassung der Fahrzeugbeschleunigung und/oder der Fahrzeuggeschwindigkeit und/oder eines Fahrzeugabstands, mindestens einer Steuereinrichtung, und mindestens einer im Fahrzeug vorhandenen Anzeigevorrichtung, wobei die Steuereinrichtung aus den Informationen des Sensors bzw. der Sensoren die Fahrsituation errechnet und wobei die Anzeigevorrichtung zur Darstellung der Fahrsituation vorgesehen ist.
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Die
DE 10 2016 206 154 A1 offenbart ein Anzeigesystem für ein Fahrzeug; das Anzeigesystem aufweisend eine Fahrzeugkamera zum Erfassen von Videodaten, die eine bewegte optische Darstellung einer Umgebung des Fahrzeugs repräsentieren; eine Vorrichtung zum Generieren eines Bildsignals; und ein Anzeigemittel, das signalübertragungsfähig mit der Vorrichtung verbindbar oder verbunden ist, wobei das Anzeigemittel ausgebildet ist, um unter Verwendung des durch die Vorrichtung erzeugten Bildsignals die Videodaten auf zumindest einem Teilbereich des Anzeigemittels anzuzeigen und gleichzeitig die weiteren Videodaten auf zumindest einem weiteren Teilbereich des Anzeigemittels anzuzeigen.
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Die
DE 10 2016 204 635 A1 offenbart eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Vermeiden oder Abmildern von Reiseübelkeit in einem Fahrzeug, wobei das Fahrzeug einen automatisierten Fahrmodus aufweist, in welchem sich das Fahrzeug zumindest teilweise automatisiert fortbewegt, wobei das Verfahren folgende Schritte aufweist: a) Abschätzen wenigstens eines für die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Reiseübelkeit bei einem Insassen des Fahrzeuges charakteristischen Kennwertes; b) Festlegen, auf Basis dieses Kennwertes, wenigstens einer für die Abmilderung oder Vermeidung von Reiseübelkeit bei dem Insassen des Fahrzeuges geeigneten Maßnahme; und c) Übermitteln einer diese wenigstens eine Maßnahme betreffenden Information an den Fahrer.
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Es ist daher eine Aufgabe der Erfindung eine verbesserte Vorrichtung und ein verbessertes Verfahren zur Verhinderung oder Reduzierung von Kinetose zumindest eines Fahrzeuginsassen in einem Fahrzeug anzugeben. Eine weitere Aufgabe ist die Angabe eines Routenplaners.
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Die Aufgabe wird gelöst durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie einen Routenplaner mit den Merkmalen des Anspruchs 12. Ferner wird die Aufgabe gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 13.
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Die Aufgabe wird gelöst durch eine Vorrichtung zur Verhinderung oder Reduzierung von Kinetose zumindest eines Fahrzeuginsassen in einem Fahrzeug, wobei die Vorrichtung eine Einheit aufweist, zum Bestimmen zumindest einer oder mehrerer möglichen Routenverläufe in Abhängigkeit von einem Anfangspunkt und einem Zielpunkt sowie Bestimmen von fahrtbeeinflussenden Routenparameter für die ein oder mehreren möglichen Routenverläufe, wobei die fahrtbeeinflussenden Routenparameter zumindest die signifikanten Parameter in Bezug auf die Routentopologie umfassen, und wobei eine Bestimmungseinheit vorgesehen ist, welche ausgebildet ist, zum Bestimmen eines personenspezifischen Anfälligkeitskennwerts, welcher die Anfälligkeit des zumindest einen Fahrzeuginsassen in Bezug auf eine Kinetose angibt,
und wobei
ein Ermittlungsmodul vorgesehen ist, welches ausgebildet ist, zum Ermitteln eines personenbezogenen Kinetosewertes zumindest unter Verwendung des personenspezifischen Anfälligkeitskennwerts und der bestimmten fahrtbeeinflussenden Routenparameter für die ein oder mehreren möglichen Routenverläufe.
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Unter fahrtbeeinflussenden Routenparameter sind beispielsweise topographische Parameter wie Kurvenradien und Neigungen, Anzahl der Kurven, Steigung, Art der Kurven, erwartete Bewegungen des Fahrzeuges, welche eine Topologie der Route beschreiben, zu verstehen. Solche Routenparameter können mittels allgemeingültiger Werte bewertet werden, so ist beispielsweise bekannt, dass Serpentinenstraßen hochgradig zur Reiseübelkeit beitragen, sowie steile Steigungen etc.
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Ein Kinetosewert gibt quasi den Grad oder die Schwere einer Kinetose an.
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Ein solcher Kinetosewert kann durch allgemeine Parameter wie Schwitzen, Änderung der Gesichtsfarbe etc. einfach durch eine diagnostische Sensoreinheit ermittelt werden.
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Ein personengebundener Kinetosewert ist an einen Fahrzeuginsassen gebunden bzw. auf diesen bezogen und gibt hier quasi an, mit welcher Wahrscheinlichkeit quasi dem Fahrzeuginsassen unter Berücksichtigung des Anfälligkeitswertes der eigenen Person auf der ausgewählten oder zur Auswahl stehenden Route übel wird.
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Erfindungsgemäß wurde erkannt, dass es verschiedene Anfälligkeiten für Reiseübelkeit gibt. Auch gibt es einen gewissen Gewöhnungseffekt. Dadurch kann der Gleichgewichtsinn bei jedem Einzelnen unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
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Erfindungsgemäß wird eine Bestimmungseinheit zum Bestimmen des personenspezifischen Anfälligkeitskennwerts, welcher die Anfälligkeit des zumindest einen Fahrzeuginsassen in Bezug auf eine Kinetose angibt, angegeben. Dabei gibt der personenspezifische Anfälligkeitskennwert an, wie anfällig die jeweilige Person für die Reiseübelkeit ist. So können beispielsweise trainierte Personen, welche beispielsweise Trampolinspringen als Sport betreiben, einen besseren Gleichgewichtsinn aufweisen als andere und somit weniger anfällig als untrainierte Personen sein.
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Der personenspezifische Anfälligkeitskennwert wird vorzugsweise von der jeweiligen Person selbst eingeschätzt und in die Bestimmungseinheit eingegeben.
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Erfindungsgemäß wird ferner ein Ermittlungsmodul angegeben, zum Ermitteln eines personenbezogenen Kinetosewertes zumindest unter Verwendung des personenspezifischen Anfälligkeitskennwertes und der bestimmten fahrtbeeinflussenden Routenparameter für die ein oder mehreren möglichen Routenverläufe.
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Der personenbezogene Kinetosewert gibt an, wie wahrscheinlich eine Reisekrankheit auf der ausgewählten bzw. zur Auswahl stehenden Route ist.
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Dabei wird der personenbezogene Kinetosewert vorzugsweise in wenige verschiedene Kategorien eingeteilt, vorzugsweise in „hoch mittel gering“ oder „sehr hoch, hoch, mittel, gering, sehr gering“.
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Durch das individuelle Ermitteln von personenbezogenen Kinetosewerten, auch als Motion Sickness Werte bezeichnet, pro ausgewählter Route können Entscheidungen bezüglich der Route nicht nur klassisch von der Zeit oder der Länge abhängig gemacht werden, sondern vom individuell ermittelten personenbezogenen Kinetosewert. Dieser kann quasi als persönlicher Wohlfühlwert während der Fahrt angesehen werden.
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Durch Auswählen der Route kann bewusst eine Reiseübelkeit, beispielsweise zugunsten der Zeit in Kauf genommen werden oder durch Auswählen einer Route mit geringem Kinetosewert eine längere Fahrt, bei der ein Auftreten von Reiseübelkeit unwahrscheinlich ist, ausgewählt werden.
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Durch das individuelle Berechnen von Kinetosewerten pro angebotener Route können Entscheidungen bezüglich der Route nicht nur klassisch von Zeit oder Länge abhängig gemacht werden, sondern von individuell errechneten Kinetosewerten. Vorzugsweise ist die Bestimmungseinheit als Eingabeeinheit ausgebildet, zur Eingabe des personenspezifischen Anfälligkeitskennwerts.
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Vorzugsweise kann der Anfälligkeitskennwert beispielsweise über einen Schieberegler oder ein DroppDown Menü mit vorgegebenen Anfälligkeitskennwerten eingegeben/ausgewählt werden. Alternativ können drei Werte wie „hoch, mittel, gering“ oder fünf Werte wie „sehr hoch, hoch, mittel, gering, sehr gering“ zur Auswahl angezeigt werden.
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Weiterhin vorzugsweise umfasst die Vorrichtung eine Kamera, welche zur Erkennung des zumindest einen Fahrzeuginsassen anhand von Bilddaten ausgebildet ist, und wobei die Bestimmungseinheit dazu ausgebildet ist, den zumindest einen erkannten Fahrzeuginsassen seinen personenspezifischen Anfälligkeitskennwert zuzuordnen.
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Dadurch kann auf eine manuelle Eingabe eines personenspezifischen Anfälligkeitskennwerts, beispielsweise mittels des DroppDown Menüs, verzichtet werden. Alternativ kann auch ein anderes biometrisches Erkennungssystem, beispielsweise die Sprache herangezogen werden, zur Erkennung des zumindest einen Fahrzeuginsassen.
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Ferner ist weiterhin bevorzugt eine Speichereinheit vorgesehen, in welcher die Bilddaten eines Fahrzeuginsassen mit seinen personenspezifischen Anfälligkeitskennwert gespeichert ist. Aus dieser kann die Bestimmungseinheit einfach den personenspezifischen Anfälligkeitskennwert für den zumindest einen erkannten Fahrzeuginsassen entnehmen.
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Ferner vorzugsweise ist die Bestimmungseinheit dazu ausgebildet, bei mehreren Fahrzeuginsassen und unterschiedlichen personenspezifischen Anfälligkeitskennwerten denjenigen Anfälligkeitskennwert heranzuziehen, welcher die höchste Anfälligkeit wiedergibt. Dadurch wird vermieden oder reduziert, dass der anfälligste Fahrzeuginsasse, quasi das schwächste Glied, unter Reiseübelkeit und dessen Folgen (beispielsweise Erbrechen) leidet. Letzteres wirkt sich auf den Komfort aller Fahrzeuginsassen aus.
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Vorzugsweise umfassen die fahrtbeeinflussenden Routenparameter aktuelle, die Route betreffende, Umfelddaten. Dies können beispielsweise aktueller Verkehr, Straßenzustand, gemeldete Staus etc. oder Wetterdaten sein, welche sich auf den personenspezifischen Kinetosewert auswirken können.
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Weiterhin vorzugsweise ist eine diagnostische Sensoreinheit vorgesehen, um einen Gesundheitszustand des zumindest einen Fahrzeuginsassen zu erfassen, wobei die Bestimmungseinheit ausgebildet ist, den personenspezifischen Anfälligkeitskennwert des zumindest einen Fahrzeuginsassen abhängig von dem erfassten Gesundheitszustand des zumindest einen Fahrzeuginsassen anzupassen.
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Dies kann beispielsweise bei einen Alkoholkonsum/Alkoholwert des Fahrzeuginsassen angewendet werden. So kann beispielsweise die diagnostische Sensoreinheit ausgebildet sein, Atemluft in der Fahrzeuginnenraumluft zu analysieren, beispielsweise Alkohol in der Fahrzeuginnenraumluft zu erkennen und den personenspezifischen Anfälligkeitskennwert hochzusetzen und dann den personenspezifischen Kinetosewert auf den ausgewählten Routen anzupassen. Dadurch wird dem Rechnung getragen, dass alkoholisierte Fahrzeuginsassen eher zu Übelkeit und Erbrechen auch bei Fahrten neigen, die im nicht alkoholisierten Zustand ohne Probleme bewältigt werden.
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Dadurch wird die Vorrichtung auch gezielt für Taxis oder beispielsweise autonom fahrende Kleinbusse einsetzbar, insbesondere bei einem Einsatz von Nachtfahrten. Auch kann beispielsweise die diagnostische Sensoreinheit dazu ausgebildet sein eine beginnende Kinetose bei dem zumindest einen Fahrzeuginsassen zu erkennen und in Abhängigkeit davon den personenspezifischen Anfälligkeitskennwert hochzusetzen, wobei das Ermittlungsmodul ferner dazu ausgebildet ist, bei hochsetzen des personenspezifischen Anfälligkeitskennwerts den personenspezifischen Kinetosewert des zumindest einen Fahrzeuginsassen für die ein oder mehreren möglichen Routenverläufe neu zu ermitteln.
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Dadurch kann eine beginnende Übelkeit zumindest reduziert werden oder sogar gestoppt werden, so dass es beispielsweise zu keinem Erbrechen kommt.
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Weiterhin ist die Bestimmungseinheit dazu ausgebildet, bei nicht Bestimmung eines personenspezifischen Anfälligkeitskennwertes einen vorab eingestellten Anfälligkeitskennwert als personenspezifischen Anfälligkeitskennwert anzunehmen. Dies ist dann der Fall, wenn in die Eingabeeinheit kein Anfälligkeitskennwert eingegeben wird und wenn kein Anfälligkeitskennwert zu den Bilddaten hinterlegt ist.
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Ferner kann eine Kamera vorgesehen sein, zum Erkennen des zumindest einen Fahrzeuginsassen in Bilddaten, wobei die Bestimmungseinheit ausgebildet ist zum Analysieren und zuordnen der Bilddaten, bei Nichtvorhandensein eines personenbezogenen Anfälligkeitswerts, zu einem Rahmenwert als Anfälligkeitskennwert, wobei das Ermittlungsmodul zum Ermitteln des Kinetosewertes zumindest unter Verwendung des Rahmenwertes und der bestimmten fahrtbeeinflussenden Routenparameter für die ein oder mehreren möglichen Routenverläufe, ausgebildet ist. Dabei können Rahmenwerte allgemeine Annahmen abbilden.
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Dadurch kann ein grober personenbezogener Kinetosewert ermittelt werden, welcher zumindest den allgemeinen Annahmen Rechnung trägt. Erkennt und analysiert beispielsweise die Bestimmungseinheit in den Bilddaten Kinder, so wird beispielsweise die Anfälligkeit höher eingestuft und damit auch der Rahmenwert, da die allgemeine Annahme dahin geht, dass Kinder eine erhöhte Anfälligkeit aufweisen.
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Erkennt und analysiert beispielsweise die Bestimmungseinheit in den Bilddaten einen jungen Erwachsenen, so wird die Anfälligkeit niedriger eingestuft und damit auch der Rahmenwert.
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Ferner wird die Aufgabe gelöst durch einen Routenplaner umfassend eine wie oben beschriebene Vorrichtung, wobei der Routenplaner zum Anzeigen und Auswählen zumindest einer oder mehreren möglichen Routenverläufe in Abhängigkeit von einem Anfangspunkt und einem Zielpunkt ausgebildet ist, und wobei der Routenplaner zur Anzeige der ein oder mehreren Routenverläufe zumindest mit dem jeweiligen ermittelten personenbezogenen Kinetosewert ausgebildet ist.
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Somit kann die Route anhand von der Länge, Zeitdauer als auch von dem personenbezogenen Kinetosewert ausgewählt werden. Vorzugsweise wird der personenbezogene Kinetosewert in einige wenige Kategorien unterteilt, wie hoch, mittel und gering. Durch diese lediglich grobe Einteilung kann auch eine schnelle Ermittlung vorgenommen werden.
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Ferner wird die Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zur Verhinderung oder Reduzierung von Kinetose zumindest eines Fahrzeuginsassen in einem Fahrzeug, umfassend der Schritte:
- - bestimmen zumindest einer oder mehrerer möglichen Routenverläufe in Abhängigkeit von einem Anfangspunkt und einem Zielpunkt sowie Bestimmen von fahrtbeeinflussenden Routenparameter für die ein oder mehreren Routenverläufe, wobei die fahrtbeeinflussenden Routenparameter zumindest die signifikanten Parameter in Bezug auf die Routentopologie umfassen,
- - bestimmen eines personenspezifischen Anfälligkeitskennwerts, welcher die Anfälligkeit des zumindest einen Fahrzeuginsassen in Bezug auf eine Kinetose angibt,
- - ermitteln eines personenbezogenen Kinetosewertes zumindest unter Verwendung des personenspezifischen Anfälligkeitskennwerts und der bestimmten fahrtbeeinflussenden Routenparameter für die ein oder mehreren möglichen Routenverläufe.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ist insbesondere dazu ausgebildet auf der erfindungsgemäßen Vorrichtung durchgeführt zu werden. Die Vorteile der Vorrichtung können auch auf das Verfahren angewendet werden.
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Vorzugsweise umfasst das Verfahren die weiteren Schritte:
- - erkennen des zumindest einen Fahrzeuginsassen anhand von Bilddaten,
- - zuordnen eines zu dem Fahrzeuginsassen gehörenden personenspezifischen Anfälligkeitskennwerts zu dem zumindest einen erkannten Fahrzeuginsassen.
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Dadurch kann auf eine manuelle Eingabe des Anfälligkeitskennwerts, beispielsweise mittels des DroppDown Menüs, verzichtet werden.
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Weiterhin vorzugsweise wird zusätzlich bei der Ermittlung des personenbezogenen Kinetosewertes berücksichtigt, ob die Route bereits gefahren wurde oder ob ein personenbezogener Kinetosewert in Bezug auf ähnliche Routenparameter vorliegt. Dadurch kann eine Route vorgeschlagen werden unter Berücksichtigung eines damals ermittelten Kinetosewertes.
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Weitere Merkmale, Eigenschaften und Vorteile der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung unter Bezugnahme auf die beiliegenden Figuren. Variationen hiervon können vom Fachmann abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang der Erfindung, wie er durch die nachfolgenden Patentansprüche definiert wird, zu verlassen.
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Die Figuren zeigen schematisch:
- 1: erste Ausgestaltung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung,
- 2: eine weitere Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung,
- 3: eine weitere Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung,
- 4: eine weitere Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung.
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1 zeigt eine erste Ausgestaltung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung 1a zur Verhinderung oder Reduzierung von Kinetose zumindest eines Fahrzeuginsassen in einem Fahrzeug 2.
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Die Vorrichtung 1a weist eine Einheit 3 zum Bestimmen einer oder mehrerer Routen in Abhängigkeit von einem Anfangspunkt und einem Zielpunkt auf. Das heißt, abhängig von einem Anfangspunkt, auch Startpunkt, genannt und einem Zielpunkt werden mehrere mögliche Routen ermittelt, welche beispielsweise unter den Gesichtspunkten schnellste Route, kürzeste Route, Kilometer etc. ermittelt werden.
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Ferner werden fahrtbeeinflussende Routenparameter, welche zumindest die signifikanten Parameter in Bezug auf die Routentopologie umfassen, ermittelt. Dies bedeutet, dass die jeweilige Route hinsichtlich signifikanter Parameter analysiert wird.
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Signifikante Parameter sind beispielsweise die Anzahl der Kurven, welche eine Route aufweist, die Steigung, die Art der Kurven (S-Kurven, enge Kurven etc.), die Geschwindigkeit bzw. die Geschwindigkeitsbegrenzung, mit der die Route gefahren werden darf, und abhängig davon die erwartete Bewegung des Fahrzeuges 2, Neigung etc. Diese Parameter können anhand der Routentopologie abgelesen oder ermittelt werden.
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Ferner können die fahrtbeeinflussenden Routenparameter noch aktuelle Umfelddaten, die Route betreffend, umfassen. Diese können beispielsweise Staus, Wetter, Straßenzustand etc. sein.
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Die Einheit 3 kann beispielsweise Teil eines Navigationssystems sein, welches zur Bestimmung der möglichen Route herangezogen wird und welches die benötigten Routenparameter für jede mögliche Route aus einer digitalen Karte ausliest.
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Ferner ist eine Bestimmungseinheit 5 vorgesehen, welche ausgebildet ist, zum Bestimmen eines personenspezifischen Anfälligkeitskennwerts. Dabei gibt ein personenspezifischer Anfälligkeitskennwert die Anfälligkeit des jeweiligen Fahrzeuginsassen in Bezug auf eine Kinetose an. Die Anfälligkeit ist beispielsweise stark altersabhängig: Kinder unter zwei Jahren sind kaum empfindlich, im Alter von zwölf Jahren wird ein Maximum erreicht, danach sinkt die Neigung zur Reisekrankheit wieder ab. Frauen sind statistisch häufiger betroffen als Männer und Asiaten häufiger als Europäer. Die individuelle, personenspezifische Anfälligkeit differiert jedoch stark.
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Der personenspezifische Anfälligkeitskennwert kann manuell beispielsweise durch eine Eingabeeinheit (nicht gezeigt) eingegeben werden, so dass jeder Fahrzeuginsasse seinen personenspezifischen Anfälligkeitskennwert eingeben kann. Dies kann beispielsweise mittels eines DroppDown Menus und einer Auswahl von vorgegebenen Anfälligkeitskennwerten bewerkstelligt werden. Dabei langt eine Eingabe/Angabe eines groben Anfälligkeitskennwerts, wie „hoch, mittel, gering“ oder „sehr hoch, hoch, mittel, gering und sehr gering“.
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Alternativ kann beispielsweise ein genauerer Anfälligkeitskennwert eingegeben werden beispielsweise über einen Schieberiegel, wobei hier beispielsweise eine Skala von 0 (für sehr niedrig) und 10, für sehr hoch, vorgegeben sein kann.
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Ferner ist ein Ermittlungsmodul 4 vorgesehen, zum Ermitteln eines personenbezogenen Kinetosewertes unter Verwendung des personenspezifischen Anfälligkeitskennwerts und der bestimmten fahrtbeeinflussenden Routenparameter für die ein oder mehreren möglichen Routenverläufe.
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Dies bedeutet, dass das Ermittlungsmodul 4 personenbezogene Kinetosewerte für jede mögliche Route unter Berücksichtigung des personenspezifischen Anfälligkeitskennwerts berechnet. Die Route wird dabei hinsichtlich Kurven Steigung etc. durch die Routenparameter bereitgestellt.
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Die mögliche Route kann mitsamt den personenbezogenen Kinetosewerten, sowie anderen Werten wie Zeit oder km-Angabe (Länge) auf einem Display 6, beispielsweise dem Navigationsdisplay, angezeigt werden.
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Ein solches Display 6 zeigt beispielsweise Folgendes: Es wurden der Anfangspunkt/Startpunkt und Zielpunkt eingegeben und drei mögliche Routen berechnet. Dabei wird pro berechneter Route die Zeit angezeigt, der durchschnittliche Verbrauch als auch der personenbezogene Kinetosewert, hier als Motion Sickness bezeichnet, angezeigt.
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Somit kann der Fahrzeuginsasse nicht nur die Länge (in km), Zeit etc. bei jeder der möglichen Routen sehen, sondern auch seinen personenbezogenen Kinetosewert für jede der möglichen Routen. Dadurch kann er quasi abschätzen, ob er beispielsweise eine kurvenreiche Route, die evtl. kürzer ist oder weniger Zeit dauert, bei der jedoch eine höhere Wahrscheinlichkeit auftritt, dass er unter einer Reiseübelkeit leidet, auswählt oder eine andere.
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Insbesondere ist diese Vorrichtung vorteilhaft bei Kindern, welche zumeist einen erhöhten Anfälligkeitskennwert aufweisen.
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Bei mehreren Fahrzeuginsassen und unterschiedlichen Anfälligkeitskennwerten kann derjenige Anfälligkeitskennwert herangezogen werden, welcher die höchste Anfälligkeit wiedergibt. Dadurch wird verhindert, dass es dieser Person übel wird und es ggf. zu einem Erbrechen im Fahrzeug 2 kommt, was wiederum Auswirkungen auf alle Fahrzeuginsassen hat.
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So wird bei einer Eingabe von drei Fahrzeuginsassen von zweimal „gering“ und einem „hoch“ beim Anfälligkeitskennwert trotzdem der Anfälligkeitskennwert „hoch“ herangezogen.
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Alternativ kann auch der Mittelwert gebildet werden. Dies wäre bei dem obigen Beispiel ein Anfälligkeitskennwert von „mittel“.
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Die Vorrichtung 1a kann beispielsweise als SOC (System on a Chip) ausgebildet sein oder die Einheit 3 und das Ermittlungsmodul 4 können auf einem Prozessor angeordnet sein.
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2 zeigt eine weitere Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung 1b. Diese weist, wie in 1, die Einheit 3 zum Bestimmen einer oder mehrerer Routen in Abhängigkeit von einem Anfangspunkt und einem Zielpunkt, auf. Das heißt, abhängig von einem Anfangspunkt auch Startpunkt genannt und einem Zielpunkt werden mehrere mögliche Routen ermittelt, welche beispielsweise unter den Gesichtspunkten, schnellste Route, kürzeste Route, Kilometeranzahl etc. ermittelt werden. Ferner ist die Bestimmungseinheit 5 vorgesehen, welche zum Bestimmen eines personenspezifischen Anfälligkeitskennwerts ausgebildet ist.
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Zudem weist die Vorrichtung 1b eine Kamera 7 auf, welche die Fahrzeuginsassen durch Bilddaten erfasst. Zudem weist die Bestimmungseinheit 5 einen Speicher 8 auf, in welchem die Bilddaten von Fahrzeuginsassen und die dazugehörigen personenspezifischen Anfälligkeitskennwerte hinterlegt sind.
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Die Kamera 7 kann die Fahrzeuginsassen in Bilddaten erfassen. Durch die Zuordnung der Bilddaten aus dem Speicher 8 zu den dazugehörigen personenspezifischen Anfälligkeitskennwerten kann anschließend die Bestimmungseinheit 5 die jeweiligen Anfälligkeitskennwerte für die erkannten Fahrzeuginsassen abfragen und verwenden. Somit kann auf eine dauernde manuelle Eingabe in die Bestimmungseinheit 5 verzichtet werden.
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Anhand der so ermittelten Anfälligkeitskennwerte kann das Ermittlungsmodul 4 den oder die personenbezogenen Kinetosewerte unter Verwendung der personenspezifischen Anfälligkeitskennwerte und der bestimmten fahrtbeeinflussenden Routenparameter für die ein oder mehreren möglichen Routenverläufe bestimmen.
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Somit kann auf eine andauernde manuelle Eingabe eines Anfälligkeitskennwertes verzichtet werden. Dies ist insbesondere vorteilhaft für Fahrzeuginsassen, welche häufiger in dem Fahrzeug 2 mitfahren oder dieses fahren.
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Die Kamera 7 kann als Bildkamera oder ein anderes Sensorsystem ausgestaltet sein.
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3 zeigt eine weitere Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung 1c. Diese weist, wie in 1, die Einheit 3 zum Bestimmen einer oder mehrerer Routen in Abhängigkeit von einem Anfangspunkt und einem Zielpunkt, auf. Das heißt, abhängig von einem Anfangspunkt und einem Zielpunkt werden mehrere mögliche Routen ermittelt, welche beispielsweise unter den Gesichtspunkten schnellste Route, kürzeste Route, Kilometeranzahl etc. ermittelt werden.
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Die Vorrichtung 1c weist die Bestimmungseinheit 5 zum Bestimmen eines personenspezifischen Anfälligkeitskennwerts auf.
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Zudem weist die Vorrichtung 1c die Kamera 7 auf, welche die Fahrzeuginsassen durch Bilddaten erfasst. Zudem weist die Bestimmungseinheit 5 einen Speicher 8 auf, in welchem die Bilddaten von Fahrzeuginsassen und die dazugehörigen personenspezifischen Anfälligkeitskennwerte hinterlegt sind.
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Somit kann der personenspezifische Anfälligkeitskennwert durch manuelle Eingabe oder automatisiert mithilfe der Kamera 7 ermittelt werden.
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Anhand der so ermittelten Anfälligkeitskennwerte kann das Ermittlungsmodul 4 den oder die personenbezogenen Kinetosewerte unter Verwendung des personenspezifischen Anfälligkeitskennwerts und der bestimmten fahrtbeeinflussenden Routenparameter für die ein oder mehreren möglichen Routenverläufe bestimmen.
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Ferner ist eine diagnostische Sensoreinheit 9 vorgesehen, um einen Gesundheitszustand des zumindest einen Fahrzeuginsassen zu erfassen. Ein solcher kann beispielsweise ein Sensor oder eine Kamera sein, welche die Erkennung eines kritischen Gesundheitszustandes beispielsweise durch Alkohol /Krankheit in der Atemluft, Gesichtsfarbe erkennt. Anhand des Gesundheitszustands kann der personenspezifische Anfälligkeitskennwert des zumindest einen Fahrzeuginsassen abhängig von dem erfassten Gesundheitszustand angepasst werden.
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Abhängig von dem erfassten Gesundheitszustand kann daher ein eingegebener oder durch die Kamera 7 ermittelter personenspezifischer Anfälligkeitskennwert hochgesetzt werden. So kann bei Erkennen einer (beginnenden) Übelkeit der ursprüngliche personenspezifische Anfälligkeitskennwert hochgesetzt werden.
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Abhängig von dem neu ermittelten personenspezifischen Anfälligkeitskennwert kann nun der personenspezifische Kinetosewert des zumindest einen Fahrzeuginsassen für die ein oder mehreren möglichen Routenverläufe neu ermittelt werden. Dies kann auf dem Display 6 angezeigt werden.
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4 zeigt eine weitere Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung 1d. Diese weist, wie in 1, eine Einheit 3 zum Bestimmen einer oder mehrerer Routen in Abhängigkeit von einem Anfangspunkt und einem Zielpunkt, auf. Das heißt, abhängig von einem Anfangspunkt und einem Zielpunkt werden mehrere mögliche Routen ermittelt, welche beispielsweise unter den Gesichtspunkten schnellste Route, kürzeste Route, Kilometeranzahl etc. ermittelt werden.
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Ferner ist die Bestimmungseinheit 5 vorgesehen, welche ausgebildet ist, zum Bestimmen des personenspezifischen Anfälligkeitskennwerts. Die Bestimmungseinheit 5 ist als Eingabeeinheit ausgebildet.
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Ferner weist die Vorrichtung 1d die Kamera 7 auf welche die Fahrzeuginsassen durch Bilddaten erfasst.
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Sind die Bilddaten jedoch nicht mitsamt einem personenspezifischen Anfälligkeitskennwert in einem Speicher 8 hinterlegt und werden auch keine personenspezifischen Anfälligkeitskennwerte in die Bestimmungseinheit 5 eingegeben, so ist die Bestimmungseinheit 5 dazu ausgebildet, einen vorab eingestellten Anfälligkeitskennwert als personenspezifischen Anfälligkeitskennwert anzunehmen.
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Dies ist dann der Fall, wenn in die Eingabeeinheit 3 kein Anfälligkeitskennwert eingegeben wird und wenn kein Anfälligkeitskennwert zu den Bilddaten hinterlegt ist.
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Dieser vorab eingestellte Anfälligkeitskennwert kann beispielsweise anhand einer Analyse der durch die Kamera 7 erfassten Bilddaten und zuordnen dieser Bilddaten bei Nichtvorhandensein eines personenbezogenen Anfälligkeitswerts, zu einem Rahmenwert als Anfälligkeitskennwert, vorgenommen werden. Dabei spiegelt ein solcher Rahmenwert die allgemeinen Kenntnisse eines Anfälligkeitskennwerts wieder. So wird beispielsweise Kindern ein hoher Anfälligkeitskennwert zugeordnet.
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Das Ermittlungsmodul 4 ermittelt anschließend den personenbezogenen Kinetosewert zumindest unter Verwendung des Rahmenwertes als Anfälligkeitskennwert und der bestimmten fahrtbeeinflussenden Routenparameter für die ein oder mehreren möglichen Routenverläufe.
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Bezugszeichenliste
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- 1a, 1b, 1c, 1d
- Vorrichtung
- 2
- Fahrzeug
- 3
- Einheit
- 4
- Ermittlungsmodul
- 5
- Bestimmungseinheit
- 6
- Display
- 7
- Kamera
- 8
- Speicher
- 9
- diagnostische Sensoreinheit
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 20116469 U1 [0007]
- DE 102016206154 A1 [0008]
- DE 102016204635 A1 [0009]