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Die Erfindung betrifft ein Orthesengelenk nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 und eine Orthese mit solch einem Orthesengelenk.
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Zweck von Orthesen ist es, biologische Gelenke des menschlichen oder tierischen Körpers, wie z.B. Kniegelenke, zu entlasten und zu stützen, indem sie Kräfte weiterleiten, die Position der Gelenkpartner stabilisieren oder die Artikulationsfreiheit des biologischen Gelenks in wenigstens einer Richtung beschränken. Nach Möglichkeit sollen Orthesen alle drei Funktionen gleichzeitig erfüllen. Hierzu bedarf es entsprechender Orthesengelenke, welche ein distales und ein proximales Orthesenteil miteinander gelenkig verbinden. Das proximale Orthesenteil wird dabei an einem ersten Körperteil proximal des Gelenks, bspw. einem Oberschenkel, angelegt und das distale Orthesenteil wird dabei an einem zweiten Körperteil distal des Gelenks, bspw. einem Unterschenkel, angelegt, so dass die Orthese das biologische Gelenk umgreift und dadurch stützt. Zur Anbindung an das distale und das proximale Orthesenteil weist das Orthesengelenk ein erstes Anbindungselement und ein zweites Anbindungselement auf, die gelenkig miteinander verbunden sind.
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Hierbei ist es wichtig, dass das Orthesengelenk die natürliche Bewegung des biologischen Gelenkes möglichst genau nachbildet und unzulässige Gelenkstellungen, insbesondere eine Überstreckung oder Überbeugung, zuverlässig verhindert. Exemplarisch für ein biologisches Gelenk kann hier ein gesundes Kniegelenk angeführt werden, welches einen Öffnungswinkel von 180° nicht überschreiten darf. Andere, bspw., durch einen Sportunfall oder anderweitig vorbelastete Gelenke, können weitergehende Beschränkungen für maximale Winkelstellungen (Grenzstellungen) haben, um beispielsweise eine Überlastung zu verhindern oder einen Heilungsprozess zu beschleunigen. Der als zulässig betrachtete Winkelbereich der Gelenkartikulation kann sich während einer Heilungsphase verändern. Dies erfordert Orthesen mit einstellbarer Artikulationsbegrenzung, die es bspw. ermöglichen, die maximale Flexion und/oder die maximale Extension des Gelenks auf vorgebbare Grenzstellungen zu beschränken.
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Für die Begrenzung maximaler Winkelstellungen sind aus dem Stand der Technik Seilzüge bekannt, welche einen ersten Gelenkabschnitt und einen zweiten Gelenkabschnitt eines Orthesengelenks miteinander verbinden und bezüglich der Drehpunkte des Gelenkes exzentrisch verlaufen. Über die Länge des Seilzuges kann damit die maximale Drehung des Orthesengelenks in eine Richtung begrenzt werden. Zur Begrenzung der maximalen Drehung in eine andere Drehrichtung ist ein zweiter, auf der anderen Seite des Gelenks verlaufender Seilzug notwendig. Die Seilzüge sind der Funktion von (biologischen) Bändern nachempfunden.
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Aus der
EP 2 598 087 B1 ist ein Orthesengelenk mit einer solchen Artikulationsbegrenzung in Form von zwei Seilzügen bekannt, wobei die Seilzüge jeweils an einem Ende fest mit einem Gelenkabschnitt verbunden sind und an ihrem anderen Ende an einem von mehreren Vorsprüngen in einen zweiten Gelenkabschnitt eingehakt werden können. Maximale Drehwinkel können dabei durch die Länge der Seile oder durch Änderung der Vorsprünge zum Einhaken eines Seilzuges mit einem Gelenkabschnitt verändert werden.
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Da die Seilzüge des Orthesengelenks aus der
EP 2 598 087 B1 außer in den Grenzstellungen länger als die kürzest mögliche Verbindung zwischen den zwei Anbindungspunkten sind, bilden sie je nach Winkelstellung mehr oder weniger große Schlaufen aus. Dies ist nachteilig, da Schlaufen sich leicht in anderen Orthesenteilen oder der Kleidung eines Trägers verhaken können. Außerdem entstehen durch Seilreibung in den notwendigen Führungen hohe Reibungskräfte (insbesondere bei großen Umschlingungswinkeln wie sie bei Schlaufen typischerweise entstehen), die die Leichtgängigkeit des Orthesengelenks beeinträchtigen oder zu Beschädigungen an den Seilen und dadurch zu einem Riss des Seils führen können. Auch ist die Änderung maximaler Winkelstellungen entweder nur stufenweise oder nur durch den Austausch des gesamten Seilzuges möglich und daher aufwendig.
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Daneben braucht eine derartige Artikulationsbegrenzung viele Einzelteile, wobei insbesondere bei Montage der Seilzüge eine Verwechslungsgefahr (Verwechslung des Seilzugs für die Begrenzung der Extension mit dem Seilzug für die Begrenzung der Flexion) sowie die Gefahr einer unzureichenden Befestigung an den Vorsprüngen (plötzliches Abrutschen des Seilzuges während des Gebrauchs) mit folgenschweren Konsequenzen für die Gesundheit des Patienten besteht.
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Aus der
EP 3 263 086 A1 ist ferner eine servo-motorisch angetriebene Fingerorthese bekannt, bei der einzelne Finger bzw. Fingersegmente über mit Servomotoren verbundene Zug-Schubmittel bewegt werden können. Jedes Fingersegment besteht dabei aus einer Vielzahl von gelenkig verbundenen Modulgliedern, in denen die Zug-Schubmittel geführt werden. Die Fingerorthese weist keinen Freilauf auf; d.h. die durch die Zug-Schubmittel bewegten Finger bzw. Fingersegmente sind fest und im Wesentlichen spielfrei mit den Servomotoren verbunden und erlauben daher keine frei einstellbare Artikulationsbegrenzung.
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Vor diesem Hintergrund ist es Aufgabe der Erfindung, ein Orthesengelenk mit einem Artikulationsbegrenzungsmittel anzugeben, welche die vorgenannten Nachteile verringert oder überwindet. Es soll insbesondere ein Orthesengelenk mit einem Artikulationsbegrenzungsmittel angegeben werden, das leichtgängig ist, eine einfach einstellbare Artikulationsbegrenzung auf maximale Winkelstellungen erlaubt, sicher in der Handhabung und darüber hinaus kompakt aufgebaut ist.
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Diese Aufgaben werden gelöst durch ein Orthesengelenk mit den Merkmalen nach Anspruch 1. Bevorzugte Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Orthesengelenks sind in den abhängigen Ansprüchen aufgezeigt.
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Das erfindungsgemäße Orthesengelenk weist ein erstes, proximales Anbindungselement zur Anbindung an ein erstes Teil einer Orthese und ein zweites, distales Anbindungselement zur Anbindung an ein zweites Teil einer Orthese und ferner ein Artikulationsbegrenzungsmittel zwischen dem ersten Anbindungselement und dem zweiten Anbindungselement auf. Erfindungsgemäß zeichnet sich das Orthesengelenk dadurch aus, dass das Artikulationsbegrenzungsmittel ein Zug-Schub-Mittel zur gleichzeitigen Übertragung von Zugkräften und Schubkräften umfasst. Durch das Zug-Schub-Mittel können die Funktion einer Flexionsbegrenzung und einer Extensionsbegrenzung in einem Bauteil verwirklicht werden. Das erste und das zweite Anbindungselement sind dabei gelenkig miteinander verbunden, insbesondere über ein polyzentrisches Gelenk.
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Erfindungsgemäß ist in dem ersten Anbindungselement ein Führungskanal zur Aufnahme und/oder Führung des Zug-Schub-Mittels vorgesehen. In dem Führungskanal kann das Zug-Schub-Mittel vorteilhaft gekapselt werden und es können Beschädigungen am Zug-Schub-Mittel vermieden werden.
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Weiter weist das Zug- Schub-Mittel an seinem ersten Ende ein Langloch auf. Das Langloch bildet dabei zur Begrenzung einer Relativbewegung zwischen dem ersten Anbindungselement und dem zweiten Anbindungselement eine distale Anschlagsfläche und eine proximale Anschlagsfläche aus.
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Weiter weist das Anschlagelement (Führungsblock) eine erste Anschlagsfläche und eine zweite Anschlagsfläche auf. Die erste Anschlagsfläche des Anschlagselements liegt an einem ersten Ende des Langlochs (proximale Anschlagsfläche) an, wenn sich das Orthesengelenk in einer erste Grenzstellung befindet und die zweite Anschlagsfläche des Anschlagselements liegt an dem zweiten Ende des Langlochs (distale Anschlagsfläche) an, wenn sich das Orthesengelenk in der zweiten Grenzstellung befindet.
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Hierdurch kann eine erste und eine zweite Grenzstellung (maximaler Flexionswinkel und maximaler Extensionswinkel) des Orthesengelenks beschränkt werden, indem die Distanz zwischen der ersten Anschlagsfläche des Anschlagselements und der zweiten Anschlagfläche des Anschlagselements und die Distanz zwischen der ersten Anschlagsfläche des Langlochs und der zweiten Anschlagfläche des Langlochs die erste und die zweite Grenzstellung des Orthesengelenks definiert. Durch eine unterschiedliche Ausbildung der Abstände zwischen den Anschlagflächen des Anschlagselements wird außerdem eine variable Einstellung der Grenzstellungen ermöglicht.
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Für eine Änderung der Grenzstellungen können unterschiedliche Anschlagselemente in das erste Anbindungselement eingesetzt werden, die sich durch unterschiedliche Abstände zwischen den Anschlagflächen voneinander unterscheiden. Bei einer Bewegung des Orthesengelenks zwischen den beiden Grenzstellungen wird das Zug-Schub-Mittel über das Langloch am Anschlagselement geführt und die Bewegung des Zug-Schub-Mittels relativ zu dem im ersten Anbindungselement fixierten Anschlagselement ist durch das Zusammenwirken der Anschlagflächen am Anschlagselement mit den Anschlagsflächen des Langlochs begrenzt.
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Erfindungsgemäß ist zur Aufnahme eines Anschlagselements in dem ersten Anbindungselement eine sich durch den Führungskanal des ersten Anbindungselements erstreckende Einsatzöffnung angeordnet. In die Einsatzöffnung kann ein Anschlagselement, bspw. in Form eines Führungsblocks, zur Ausbildung von Anschlägen mit dem Zug-Schub-Mittel aufgenommen werden. Das Anschlagelement kann fest und unverschiebbar, jedoch lösbar, insbesondere formschlüssig, in dem ersten Anbindungselement gehalten sein. Das Anschlagselement kann je nach Bedarf unterschiedliche Abmessungen aufweisen und ist bevorzugt austauschbar in der Einsatzöffnung des ersten Anbindungselements fixierbar.
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Hierdurch ist eine schnelle und einfache Änderung von Grenzstellungen möglich, indem ein anderes Anschlagelement mit anders ausgeformten Anschlagflächen in die Einsatzöffnung eingesetzt wird. Zweckmäßig umfasst das Orthesengelenk gemäß der Erfindung einen Satz von verschiedenen Anschlagelementen mit jeweils anders ausgebildeten Anschlagflächen, so dass je nach gewünschter Grenzstellung der Gelenkartikulation das passende Anschlagelement ausgewählt und in die Einsatzöffnung eingesetzt werden kann.
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Vorteilhaft kann das Zug-Schub-Mittel bandförmig mit einem ersten und einem zweiten Ende und bevorzugt aus einem biegbaren Material ausgebildet sein. Das erste Ende kann dem ersten Anbindungselement zugeordnet und das zweite Ende dem zweiten Anbindungselement zugeordnet sein, wobei sich das Anbindungselemente zumindest zwischen dem ersten Anbindungselement und dem zweiten Anbindungselement erstreckt. Durch die bandförmige Ausgestaltung aus einem biegbaren Material weist das Zug-Schub-Mittel in einer Richtung ein geringes Flächenträgheitsmoment auf, kann also einfach gebogen werden, und in einer anderen Richtung ein hohes Flächenträgheitsmoment, sodass es in der anderen Richtung kaum gebogen werden kann. Eine versehentliche Verdrillung des Zug-Schubmittels ist hierdurch ausgeschlossen. Auch wird eine Seitenstabilität des Orthesengelenks (Steifigkeit senkrecht zu einer Drehachse oder den mehreren Drehachsen eines Orthesengelenks mit einem polyzentrisches Gelenk) verbessert.
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Das Zug-Schub-Mittel kann zweckmäßig aus einem Kunststoff oder einem Metall, insbesondere einem Federblech, gefertigt sein. Hierdurch kann es sehr flach ausgeführt werden und bleibt biegbar und weist gleichzeitig eine ausreichende Festigkeit auf, die einen Bruch des Zug-Schub-Mittel bei einer Fehl- oder Überbelastung verhindert.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform weist das zweite Anbindungselement einen Führungskanal zur Aufnahme und/oder Führung des Zug-Schub-Mittels auf. Hierdurch kann das Zug-Schub-Mittel vorteilhaft gekapselt werden und es können Beschädigungen am Zug-Schub-Mittel vermieden werden.
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Das Zug-Schub-Mittel kann in einer bevorzugten Ausführungsvariante mit dem zweiten Anbindungselement fest verbunden und mit dem ersten Anbindungselement translatorisch verschiebbar gekoppelt sein, oder umgekehrt. Hierdurch ist die Position des Zug-Schub-Mittels zu jedem Zeitpunkt eindeutig bestimmt. Alternativ könnte das Zug-Schub-Mittel auch mit beiden Anbindungselementen translatorisch verschiebbar verbunden sein. Hierdurch lassen sich bei gleichem Platzbedarf größere Bandbreiten an maximalen Grenzstellungen erzielen.
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Vorzugsweise kann in dem ersten Anbindungselement eine sich durch den Führungskanal des ersten Anbindungselements erstreckende Einsatzöffnung angeordnet sein. In die Einsatzöffnung kann ein Anschlagselement, bspw. in Form eines Führungsblocks, zur Ausbildung von Anschlägen mit dem Zug-Schub-Mittel aufgenommen werden. Das Anschlagelement kann fest und unverschiebbar, jedoch lösbar, insbesondere formschlüssig, in dem ersten Anbindungselement gehalten sein. Das Anschlagselement kann je nach Bedarf unterschiedliche Abmessungen aufweisen und ist bevorzugt austauschbar in der Einsatzöffnung des ersten Anbindungselements fixierbar. Hierdurch ist eine schnelle und einfache Änderung von Grenzstellungen möglich, indem ein anderes Anschlagelement mit anders ausgeformten Anschlagflächen in die Einsatzöffnung eingesetzt wird. Zweckmäßig umfasst das Orthesengelenk gemäß der Erfindung einen Satz von verschiedenen Anschlagelementen mit jeweils anders ausgebildeten Anschlagflächen, so dass je nach gewünschter Grenzstellung der Gelenkartikulation das passende Anschlagelement ausgewählt und in die Einsatzöffnung eingesetzt werden kann.
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Vorteilhaft kann es sein, wenn das Anschlagselement einen Flexionsbegrenzer und einen davon separierbaren Extensionsbegrenzer umfasst, die jeweils eine der Anschlagsflächen des Anschlagselements ausbilden. Hierdurch ist es möglich, die erste Grenzstellung unabhängig von der zweiten Grenzstellung durch Austausch und/oder Veränderung von Flexionsbegrenzer oder Extensionsbegrenzer vorzunehmen.
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Die erste und/oder zweite Anschlagsfläche des Anschlagselements und/oder die erste und/oder die zweite Anschlagsfläche des Langlochs können ein Dämpfungselement aufweisen. Hierdurch kann ein weicher Anschlag realisiert werden.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform weist das Artikulationsbegrenzungsmittel ein Sicherungselement zur Sicherung des Anschlagselements in der Einsatzöffnung des ersten Anbindungselements auf.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform ist die gelenkige Verbindung zwischen dem erstem und dem zweiten Anbindungselement durch ein polyzentrisches Gelenk verwirklicht, das insbesondere als zweilagige Gelenkkette mit einer ersten Kettenlage und einer zweiten Kettenlage ausgebildet ist. Benachbarte Kettenglieder der ersten Kettenlage sind dabei zweckmäßig mit benachbarten Kettengliedern der zweiten Kettenlage über Verbindungsglieder drehbar verbunden, wobei die Verbindungsglieder (und damit die Drehachsen) parallel zueinander angeordnet sind.
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In einer besonders vorzugswürdigen Ausführungsform sind die Kettenglieder der ersten Kettenlage von den Kettengliedern der zweiten Kettenlage beabstandet, und zwischen der ersten Kettenlage und der zweiten Kettenlage ist mindestens ein plattenförmiger Abstandshalter angeordnet. Der mindestens eine Abstandshalter kann eine Auskragung aufweisen, in die ein Führungskanal, bspw. in Form einer C-förmigen Aussparung oder Nut, zur Führung des Zug-Schub-Mittels eingebracht ist.
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Besonders bevorzugt kann es sein, wenn zwischen jeweils zwei Kettengliedern der sich gegenüberliegenden Kettenlagen jeweils zwei plattenförmige Abstandshalter angeordnet sind, wobei jeder der zwei Abstandshalter eine Auskragung mit einer aufeinander zuweisenden Nut aufweist, um einen beidseitig geschlossenen Führungskanal zur Führung des Zug-Schub-Mittels auszubilden. Zweckmäßigerweise können so viele Abstandshalter vorgesehen sein, dass ein in proximal-distaler Richtung durchgehender und unterbrechungsfreier Führungskanal für das Zug-Schub-Mittel ausgebildet wird. Hierdurch kann die Führungsgenauigkeit und damit die Toleranz für einzustellende Grenzstellungen verkleinert werden. Ferner kann die Gefahr eines versehentlichen Einklemmens (Zwickschutz) reduziert werden.
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In einer vorteilhaften und gegenüber der Ausführungsform mit den Abstandshaltern alternativen Ausführungsform umfasst das Orthesengelenk eines oder mehrere Schutzelemente, welche das polyzentrische Gelenk jeweils rahmenartig zur Ausbildung eines Zwickschutzes umgeben.
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Zweckmäßig sind dabei mehrere Schutzelemente in proximaler Richtung partiell überlappend angeordnet, wobei jedes Schutzelement einen Außenrahmen und einen Innenrahmen umfasst und der Innenrahmen eines Schutzelements von dem Außenrahmen eines proximal benachbarten Schutzelements eingefasst ist. Dabei sind die Schutzelemente zweckmäßig relativ zueinander beweglich.
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Die Schutzelemente können über jeweils ein Verbindungsglied drehgelenkig gelagert sein und weisen hierzu vorzugsweise entsprechende Öffnungen auf.
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Die Außenrahmen zweier proximal benachbarter Schutzelemente bilden vorteilhaft jeweils eine Anschlagsfläche zur Begrenzung einer maximalen ersten und einer maximalen zweiten Grenzstellung aus.
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Unter einem anderen Aspekt der Erfindung wird die Aufgabe gelöst durch eine Orthese mit mindestens einem erfindungsgemäßen Orthesengelenk.
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Weitere Aspekte und vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich anhand der nachfolgenden Ausführungsbeispiele mit Verweis auf die beigefügten Figuren. Dabei zeigen:
- 1 ein Orthesengelenk gemäß der Erfindung in einer perspektivischen Ansicht
- 2 das Orthesengelenk aus 1 in einer Explosionsansicht,
- 3 das Orthesengelenk aus der 1 in einer teilweisen Explosionsansicht von einer ersten Seite (3A) und einer zweiten Seite (3B),
- 4 das Orthesengelenk aus 1 in einer Seitenansicht (4A), einer Draufsicht (4B) und einer (um 180° gedrehten) Seitenansicht auf die andere Seite (4C),
- 5 eine perspektivische Ansicht der Gelenkkette des Orthesengelenks von 1 in einer abgewinkelten Maximalstellung aus zwei unterschiedlichen Perspektiven,
- 6 eine Detaildarstellung eines Artikulationsbegrenzungsmittels des Orthesengelenks von 1 in drei unterschiedlichen Stellungen, jeweils in einer perspektivischen Ansicht, wobei 6A eine erste Maximalstellung, 6B eine Zwischenstellung und 6C eine zweite Maximalstellung des Artikulationsbegrenzungsmittels zeigt, und
- 7 ein Ausschnitt des Artikulationsbegrenzungsmittels von 6 in den drei Stellungen der 6A, 6B und 6C, jeweils in einer Schnittansicht sowie
- 8 das Orthesengelenk in einer zweiten Ausführungsform mit Schutzelementen in einer ersten (8A) und einer zweiten Perspektive (8).
- 9 das Orthesengelenk aus 8 in einer ersten (9A) und einer zweiten Explosionsansicht (9B)
- 10 ein Schutzelement eines Orthesengelenks gemäß der zweiten Ausführungsform in drei perspektivischen Ansichten (10A-C).
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Die 1 bis 7 zeigen unterschiedliche Aspekte einer bevorzugten Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Orthesengelenks 1 in unterschiedlichen Darstellungen. Aus Vereinfachungsgründen sind hierbei nicht in jeder Zeichnung alle Bezugszeichen angegeben. In einer Zeichnung fehlende Bezugszeichen können jedoch anderen Zeichnungen entnommen oder logisch ergänzt werden.
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Das in 1 in einer perspektivischen Gesamtansicht dargestellte Orthesengelenk 1 umfasst ein proximales Anbindungselement 7, ein distales Anbindungselement 8 und eine zwischen dem proximalen Anbindungselement 7 und dem distalen Anbindungselement 8 in proximal-distaler Richtung verlaufende Gelenkkette 10, wobei die Enden der Gelenkkette 10 an den beiden Anbindungselementen 7 und 8 angebracht sind. Die Anbindungselemente 7 bzw. 8 dienen als Schnittstelle zur Verbindung mit jeweils einem Teil einer hier nicht gezeigten Orthese bzw. einem entsprechenden Tragegeschirr einer Orthese, beispielsweise einem Oberschenkel-Gurt und einem Unterschenkel-Gurt.
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Zunächst wird die gelenkige Verbindung zwischen den Anbindungselementen 7, 8 und der Gelenkkette 10 des erfindungsgemäßen Orthesengelenks 1 beschrieben. Bei der Gelenkkette 10 handelt sich in diesem Ausführungsbeispiel um ein polyzentrisches und als Gelenkkette mit einer Mehrzahl von Kettengliedern 20, 21, 22; 30, 31, 32 ausgebildetes Gelenk.
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Wie insbesondere den 3A, 3B und 5B entnommen werden kann, besteht die Gelenkkette 10 des Orthesengelenks 1 im hier dargestellten Beispiel aus einer ersten Kettenlage 2 und einer lateral versetzten, dieser gegenüberliegenden zweiten Kettenlage 3, wobei jede Kettenlage 2, 3 jeweils drei Kettenglieder 20, 21, 22; 30, 31, 32 umfasst. Die Kettenglieder der ersten Kettenlage 2 umfassen ein Kettenendglied 20, ein erstes Kettenzwischenglied 21 sowie ein zweites Kettenzwischenglied 22, die in proximal-distaler Richtung in einer Reihe nebeneinander liegend angeordnet sind. Die zweite Kettenlage 3 ist analog aufgebaut und umfasst ein Kettenendglied 30 und zwei Kettenzwischenglieder 31, 32. Die Kettenglieder 20, 21, 22 der ersten Kettenlage 2 sind dabei gegenüber den Kettengliedern 30, 31, 32 der zweiten Kettenlage 3 in proximal-distaler Richtung um eine halbe Länge versetzt zueinander angeordnet.
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Die Kettenendglieder 20 und 30 sind jeweils mit dem ersten bzw. zweiten Anbindungselement 7 bzw. 8 verbunden. Die Kettenendglieder 20 und 30 sind dabei ähnlich einem Flachstab in proximaler bzw. distaler Richtung verlängert und weisen an einer Stelle jeweils einen säulenartigen Vorsprung 201 bzw. 301 auf (2).
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Der säulenartige Vorsprung 201 bzw. 301 kann integral mit dem jeweiligen Kettenendglied 20 bzw. 30 ausgebildet sein oder, wie im gezeigten Ausführungsbeispiel, als separates Bauteil mit dem Kettenendglied 20 bzw. 30 über Verbindungsbohrungen 202 bzw. 302 verschraubt sein.
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Die Anbindungselemente 7 und 8 weisen komplementäre Anlageflächen 72 bzw. 82 mit entsprechenden Rücksprüngen 73 bzw. 83 zur Aufnahme der säulenartigen Vorsprünge 201 bzw. 301 auf. Die Kettenendglieder 20 bzw. 30 können hierdurch formschlüssig und lösbar in den Anbindungselementen 7 und 8 gesichert werden (Bezugszeichen FS in 5B).
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Weiterhin weisen die Anbindungselemente 7 und 8 Durchgangsöffnungen 74, 84 zur Aufnahme von weiter unten beschriebenen Verbindungsgliedern 41, 45 auf. Hierdurch sind die Kettenendglieder 20, 30 zusätzlich über die Verbindungsglieder 41, 45 mit den Anbindungselementen 7, 8 verbunden.
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Das distale Kettenendglied 30 ist hier zudem über das Gewinde 303 und die Verbindungsbohrung 85 mit dem distalen Anbindungselement 8 verschraubt (ohne Darstellung der Schraube).
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Die Kettenglieder 20, 21, 22 der ersten Kettenlage 2 sind jeweils mit den gegenüberliegenden Kettengliedern 30, 31, 32 der zweiten Kettenlage 3 über die hier als Gewindestifte ausgeführte Verbindungsglieder 41-45 drehbar miteinander verbunden, wobei jeweils ein Kettenglied 20, 21, 22 der ersten Kettenlage 2 mit einem gegenüberliegenden Kettenglied 30, 31 32 der zweiten Kettenlage 3 über ein Verbindungsglied 41-45 verbunden ist, z.B. Kettenglied 20 über Verbindungsglied 41 mit Kettenglied 32 oder Kettenglied 22 über Verbindungsglied 45 mit Kettenglied 30, usw. (2).
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Die Kettenendglieder 20, 30 weisen hierzu jeweils eine Durchgangsöffnung 200 bzw. 300 zur Aufnahme eines randseitigen Verbindungsgliedes 41 bzw. 45 auf. Die Kettenzwischenglieder 21, 22; 31, 32 weisen jeweils zwei Durchgangsöffnungen (210a/b, 220a/b, 310a/b, 320a/b) zur Aufnahme je eines Verbindungsgliedes 41-45 auf. Je ein Verbindungsglied 41 - 45 ist dabei jeweils durch eine Durchgangsöffnung in einem Kettenglied 20, 21, 22 der ersten Kettenlage 2 und einer Durchgangsöffnung in einem gegenüberliegenden Kettenglied 30, 31, 32 der zweiten Kettenlage 3 geführt. Jedes Verbindungsglied 41-45 definiert dabei eine Drehachse R. Insgesamt ergeben sich durch die fünf Verbindungsglieder 41-45 fünf aus 2 ersichtliche, parallele Drehachsen R1 bis R5.
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Die Verbindungsglieder 41-45 sind als Gewindestifte ausgeführt, was exemplarisch am Verbindungsglied 44 erläutert wird, s. 3B. Das Verbindungsglied 44 weist jeweils drei zylindrische Abschnitte 440, 441, 442 mit jeweils unterschiedlichem Durchmesser auf. Der vordere, dritte Abschnitt 442 ist ein Gewindeabschnitt, welcher in die Durchgangsöffnung 310a des Kettenzwischengliedes 31a eingeschraubt ist. Der erste Abschnitt 441 des Verbindungsgliedes 44 bildet eine Anschlagsfläche zum seitlichen Anschlag an eine Seitenflanke des Kettengliedes 22 der ersten Kettenlage 2 aus. Der dazwischenliegende, zweite Abschnitt 442 bildet einen Führungsabschnitt zur Führung der Kettenglieder 22, 31 aus. Er bildet auch das eigentliche Drehlager (Gelenke) für die Durchgangsöffnungen 220a und 310b.
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Das Verbindungsglied 44 kann einteilig ausgeführt sein. Es könnte sich jedoch auch um ein mehrteiliges Verbindungsglied handeln, auf welchem zur Ausbildung des Führungsabschnitts 441 eine Hülse aus einem bevorzugt reibungsarmen Material (Gleitlager) aufgeschoben ist.
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Um die Bewegungsmöglichkeiten der Gelenkkette 10 sicher zu stellen, weisen die Kettenglieder 20, 21, 22, 30, 31, 32 an ihren Enden jeweils paarige Verzahnungen Z auf, so dass die Enden von zwei benachbarten Kettengliedern (z.B. 20, 21) einer Kettenlage 2, 3 aufeinander abwälzen. Hierdurch ergibt sich eine Drehsynchronisation aller Kettenglieder untereinander. Eine Drehwinkeländerung zwischen jeweils zwei benachbarten Kettengliedern einer Kettenlage ist für alle Kettenglieder daher gleich groß.
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Die Kettenzwischenglieder 21, 22, 31, 32 sind hier bogenförmig mit einer konvexen Oberseite und einer konkaven Unterseite ausgebildet. Dies führt zu einer höheren Nachgiebigkeit (niedrigere Federkonstante) und damit einer benutzerfreundlichen Abfederung bei schlagartiger Belastung senkrecht zu einer Rotationsachse R.
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Um die Reibung zwischen den Kettengliedern 20, 21, 22 der ersten Kettenlage 2 und den Kettengliedern 30, 31, 32 der zweiten Kettenlage 3 zu minimieren, sind zwischen den Kettengliedern 20, 21, 22 der ersten Kettenlage 2 und den gegenüberliegenden Kettengliedern 30, 31, 32 der zweiten Kettenlage 3 jeweils zwei Reihen bzw. Lagen von Abstandshaltern 90-95 aus einem reibungsarmen Kunststoffstoff eingebracht. Die Abstandshalter 90-95 definieren damit den seitlichen (lateralen) Bewegungsspielraum der auf den Führungsabschnitten der Verbindungsglieder 41-45 gelagerten Kettenglieder 20, 21, 22 der ersten Kettenlage 2 gegenüber den Kettengliedern 30, 31, 32 der zweiten Kettenlage 3.
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Die Abstandshalter können mit oder ohne lateralem Spiel zwischen die Kettenglieder der ersten und zweiten Lage gefügt werden. Wenn die seitliche Ausdehnung der Führungsabschnitte der Verbindungsglieder 41-45 geringer ist, als die Summe der seitlichen Ausdehnung der auf den Führungsabschnitten geführten Abstandshaltern und Kettengliedern, können die Abstandshalter durch Verschraubung der Verbindungsglieder 41-45 in den Durchgangsöffnungen 300, 310 a/b, 320a/b der zweiten Kettenlage vorteilhaft zwischen den sich gegenüberliegenden Kettengliedern der ersten Kettenlage 2 und der zweiten Kettenlage 3 in Richtung der Drehachsen (R1-R5) verspannt sein So kann die Verwindungssteifigkeit der Gelenkkette erhöht werden.
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Die Abstandshalter 90-95 können analog den Kettengliedern in zwei Arten unterteilt werden, nämlich den proximal bzw. distal endseitigen (randseitigen) Abstandshaltern 90,95 (analog den Kettenendgliedern) und in die dazwischenliegenden Abstandshalter 91-94 (analog den Kettenzwischengliedern).
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Die Abstandshalter 91-94 sind analog den Kettenzwischengliedern 21, 22, 31, 32 ebenfalls plattenförmig mit jeweils zwei Durchgangsöffnungen 910a, 910b, 920a, 920b, 930a, 930b, 940a, 940b für jeweils eines der Verbindungsglieder 41-45 ausgebildet.
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Die randseitigen Abstandshalter 90 und 96 sind integral an den Anbindungselementen 7 und 8 angeformt und weisen nur eine Durchgangsöffnung 74 bzw. 84 auf.
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Die Abstandhalter sind zweilagig angeordnet und bilden eine erste Lage von Abstandshaltern 90, 91, 92, die sich aneinandergereiht in distal-proximaler Richtung erstrecken, und eine zweite Lage von Abstandshaltern 93, 94, 95, die lateral versetzt angeordnet sind und sich aneinandergereiht ebenfalls in distal-proximaler Richtung erstrecken.
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Die Abstandshalter 90, 91, 92 der ersten Lage sind zu den Abstandshaltern 93, 94, 95 der zweiten Lage in überlappender Weise angeordnet. Dies bedeutet, dass jeweils ein Abstandshalter der einen Lage zu dem darauffolgenden Abstandshalter der anderen Lage um jeweils den Abstand von zwei benachbarten Drehachsen R verschoben ist.
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Wie insbesondere bei Gegenüberstellung der 1 und 5A und 5B ersichtlich, kann die Gelenkkette 10 von einer maximalen, ersten Grenzstellung (maximale Extension, 1) in eine zweite Grenzstellung (maximale Flexion, 5) bewegt werden.
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Ohne das nachfolgend näher beschriebene Artikulationsbegrenzungsmittel 6 ist die maximale Extension durch die Anschläge benachbarter Kettenglieder auf einer Seite (konvexe Seite der Kettenzwischenglieder) der Gelenkkette 10 begrenzt, vgl. z.B. Anschlag AN21-22 oder Anschlag AN20-21 in 4A. Die maximale Flexion ist durch die Anschläge benachbarter Kettenglieder auf der gegenüberliegenden Seite (konkave Seite der Kettenzwischenglieder) der Gelenkkette 10 begrenzt, vgl. 4A, Anschläge AN30-31, AN31-32. Die Verzahnung Z der einzelnen Kettenglieder ist nur über einen begrenzten Winkelbereich in die Kettenglieder eingebracht, sodass bei Überschreiten dieses Winkelbereichs eine Verblockung eintritt und die Gelenkkette 10 nicht weiter verdreht werden kann.
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Um die Artikulationsfreiheit weiter begrenzen und einstellen zu können, ist zwischen dem proximalen Anbindungselement 7 und dem distalen Anbindungselement 8 ein hier als bandförmiges Federblech ausgeführtes Zug-Schub-Mittel 50 mit einem rechteckigen Querschnitt vorgesehen.
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Das Zug-Schub-Mittel 50 dient zur Übertragung sowohl von Zugkräften als auch von Schubkräften. Das Zug-Schub-Mittel 50 ist in einem Führungskanal 70 bzw. 80 der Anbindungselemente 7, 8 geführt. Dadurch ist die Bewegung des Zug-Schub-Mittels 50 auf einen einzigen Freiheitsgrad (Translation T, vgl. 2) beschränkt. Am distalen Ende des Zug-Schub-Mittels 50 ist ein Befestigungselement 52, bspw. in Form eines Lochs angeordnet, über welches das Zug-Schub-Mittel 50 fest mit dem distalen Anbindungselement 8 und dem zweiten Kettenendglied 30 verbunden werden kann, wie aus 2 ersichtlich (vgl. Bohrung 85 und Gewindebohrung 303, wobei die zugehörige Schraube nicht dargestellt ist). Eine Verschiebung des Zug-Schub-Mittels 50 ist damit nur in dem Führungskanal 70 des proximalen Anbindungselements 7 möglich. Eine Verschiebung kann sowohl durch Zug als auch durch Schub an dem festgelegten Befestigungselement 52 eingeleitet werden, d.h. durch Beugung oder Streckung der Gelenkkette 10.
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Am proximalen Ende des Zug-Schub-Mittels 50 ist ein als Langloch 51 ausgebildetes Befestigungselement mit einem ersten und einem zweiten Ende 50a, 50b angeordnet. Das Langloch 51 dient als Führung gegenüber einem in dem Langloch 51 positionierten auch als Führungsblock bezeichneten Anschlagselement 60. Das Anschlagselement 60 ist in dem gezeigten Ausführungsbeispiel zweiteilig ausgeführt und besteht aus einem Flexionsbegrenzer 61 und einem Extensionsbegrenzer 62, die in eine quaderförmige Einsatzöffnung 71 in dem proximalen Anbindungselement 7 eingesetzt sind. Das Anschlagselement 60 kann auch einteilig ausgebildet sein. Der Flexionsbegrenzer 61 und der Extensionsbegrenzer 62 sind jeweils als Quader ausgeformt und hintereinander auf Stoß in der Einsatzöffnung 71 angeordnet, so dass sie gegen eine distal-proximale Verschiebung (Translationsrichtung T) gesichert sind. Gegen eine Herausnahme aus der Einsatzöffnung 71 sind der Extensions- und der Flexionsbegrenzer 61, 62 über einen nicht dargestellten Sicherungsstift gesichert, welcher durch die Bohrung 75 in der Einsatzöffnung 71 gesteckt werden kann, und den Extensions- und den Flexionsbegrenzer 61, 62 über die Sicherungsöffnungen 612, 622 sichert (5).
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Durch die lösbare Befestigung des Anschlagselements 60 in der Einsatzöffnung 71 (durch einen Sicherungsstift, welcher durch die Öffnungen 75, 612, 622 geschoben wird) können Extensions- und Flexionsbegrenzer 61, 62 mit unterschiedlichen Geometrien ausgetauscht und in die Einsatzöffnung 71 eingebracht werden. Für eine einfachere Entnahme sind hierzu am aus der Einsatzöffnung 71 herausragenden Ende von Extensions- und Flexionsbegrenzer 61, 62 jeweils Entnahmehilfen 611, 621 in Form von Schlitzen eingebracht.
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Der Flexionsbegrenzer 61 weist eine proximale Anschlagsfläche 610 auf und der Extensionsbegrenzer 62 weist eine distale Anschlagsfläche 620 auf. Die proximale Anschlagsfläche 610 dient zum Anschlag an eine proximale Anschlagsflächen 51a des Langlochs 51 und die distale Anschlagsfläche 620 dient zum Anschlag an eine distale Anschlagsfläche 51b des Langlochs 51 (6). Das Zug-Schub-Mittel 50 ist dadurch zwischen einer ersten und zweite Grenzstellung bezüglich des im Anbindungselement 7 fixierten Anschlagselements 60, der sich aus dem Flexionsbegrenzer 61 und dem Extensionsbegrenzer 62 zusammensetzt, bewegbar.
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Die Wirkungsweise der Flexions- und Extensionsbegrenzung (erste und zweite Grenzstellung des Zug-Schub-Mittels 50) ergibt sich insbesondere aus den 6A bis 6C und 7A bis 7C. In diesen Figuren sind neben dem Anschlagselement 60 das Zug-Schub-Mittel 50 abschnittsweise in drei möglichen Stellungen wiedergegeben.
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In den 6B und 7B befindet sich das Zug-Schubmittel 50 in Bezug auf das am proximalen Anbindungselement 7 fixierten Anschlagselement 60 in einer Zwischenposition, in der die Anschlagsflächen 610, 620 des Anschlagselements 60 jeweils einen Abstand zu den Anschlagsflächen 51a, 51b des Langlochs 51 aufweisen. Das Zug-Schubmittel 50 kann daher in beide Richtungen, d.h. in proximaler und in distaler Richtung, frei bewegt werden und erlaubt dadurch eine Flexion der Gelenkkette 10 in beide Richtungen.
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In 6A und 7A ist die proximalen Anschlagsfläche 51 a des Langlochs 51 auf Anschlag mit der proximalen Anschlagsfläche 610 des Flexionsbegrenzers 61. Eine Verschiebung in distaler Richtung (Pfeil F in 6A und 7A) ist nicht mehr möglich. Eine weitergehende Drehung bzw. Beugung der Gelenkkette 10 ist dadurch verhindert.
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In den 6C und 7C ist die distale Anschlagsfläche 51a des Langlochs 51 auf Anschlag mit der distalen Anschlagsfläche 620 des Extensionsbegrenzers 62. Eine Verschiebung in proximaler Richtung (Pfeil F' in 6C und 7C) ist nicht mehr möglich. Eine weitergehende Streckung der Gelenkkette 10 ist dadurch verhindert.
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Durch die Länge des Langlochs 51, d.h. der Distanz zwischen den Anschlagsflächen 51a und 51b (D2, s. 2) und der Länge des Anschlagselements 60 auf Höhe des Langlochs, d.h. der Distanz zwischen den Anschlagsflächen 610 und 620 (D1, s. 2 und 7A) kann die maximale zulässige Verschiebung des Zug-Schub-Mittels 50 gegenüber dem Anschlagselement 60 und damit gegenüber dem fixierten Anbindungselement 7 festgelegt werden. Hierdurch ist auch die maximale Drehung bzw. Beugung der Gelenkkette 10 festgelegt.
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Im Extremfall kann die Distanz D1 der Anschlagsflächen 610, 620 des Anschlagselements 60 der Distanz D2 der Anschlagsflächen 51a, 51b des Langlochs 51 des Zug-Schub-Mittels 50 entsprechen, so dass das Orthesengelenk 1 keine Drehung (weder Beugung noch Streckung) zulässt.
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Damit das Zug-Schub-Mittel 50 während einer Drehung (Streckung bzw. Beugung) der Gelenkkette 10 im Führungskanal 70 translativ verschoben werden kann, ist das Zug-Schub-Mittel 50 exzentrisch bzgl. der Drehpunkte (Drehachsen R1 bis R5) geführt. In anderen Worten verläuft das Zug-Schub-Mittel 50 auf einer Bahn versetzt zu einer Verbindungslinie der einzelnen Rotationsachsen R1 bis R5. Hierzu ist zwischen den Anbindungselementen 7 und 8 ein Führungskanal ausgebildet, der in der hier dargestellten Ausführungsform aus Führungsnuten 904, 914, 924, 934, 944, 954 in den Abstandshaltern 90-95 zusammengesetzt ist, die in Auskragung 903, 913, 923, 933, 943, 953 an der Oberseite der Abstandshalter 90-95 ausgebildet sind. Die Führungsnuten sind C-Förmig ausgestaltet und derart aufeinander zuweisend angeordnet, dass jeweils eine links und eine rechts einer Mittelebene des Orthesengelenks 1 liegende Führungsnut 904, 914, 924, 934, 944, 954 abschnittsweise den vollen Führungskanalquerschnitt zur Führung des Zug-Schub-Mittels 50 ausbilden. Ein Ausbrechen des Zug-Schub-Mittels 50 aus der Führung, seitlich oder eine andere Richtung, wird hierdurch verhindert.
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Mit Bezugnahme auf die 8 bis 10 wird nachfolgend eine andere Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Orthesengelenks beschrieben, wobei nachfolgend nur auf die wesentlichen Unterschiede gegenüber dem bisher beschriebenen Ausführungsbeispiel eingegangen wird. Gleiche oder vergleichbare Elemente sind dabei mit gleichen oder vergleichbaren Bezugszeichen versehen, so dass diesbezüglich auf die bisherigen Ausführungen verwiesen wird.
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Das Orthesengelenk der 8 bis 10 unterscheidet sich von dem oben beschriebenen Ausführungsbeispiel im Wesentlichen durch die anderweitige Ausgestaltung der Führung des Zug-Schub-Mittels 50 zwischen dem ersten und dem zweiten Anbindungselement 7 bzw. 8, welche nicht durch zwischen den Kettengliedern 30 bis 32 und 20-22 befindliche Abstandshalter 90 bis 95, sondern durch die Kettenglieder einfassende Schutzelemente 99 ausgeführt ist.
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Ein solches Schutzelement 99 ist beispielhaft in verschiedenen Ansichten in den 10A bis 10C gezeigt: Das Schutzelement 99 ist rahmenartig ausgeführt, hier mit einer geschlossenen und im wesentlichen rechteckigen Querschnittskontur mit einem proximal vorderen und einem proximal hinteren Rahmenteil, nämlich einem Außenrahmen 991 und einem Innenrahmen 992. Der Außenrahmen bildet dabei einen so großen Öffnungsquerschnitt, dass er den Innenrahmen 992' eines benachbarten Schutzelements 99' aufnehmen kann. Hierdurch wird ein zuverlässiger Zwickschutz erreicht.
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Jedes Schutzelement 99 weist dabei eine Querverbindung auf, welche den Öffnungsquerschnitt des Schutzelements in einen ersten (oberen) Führungsraum 994 für das Zug-Schub-Mittel 50 und einen zweiten (unteren) Führungsraum 993 für das hier als Gliederkette 10 ausgeführte polyzentrische Gelenk bilden, (10B).
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Wie aus den 8 und 9 ersichtlich, umschließt ein Schutzelement das als Gliederkette 10 ausgeführte polyzentrische Gelenk abschnittsweise, wobei mehrere Schutzelemente 99a-99d in überlappender Weise in proximal-distaler Richtung hintereinander angeordnet sind. Jedes Schutzelement 99 ist dabei über jeweils eine, an einer Seite des Innenrahmens befindliche Öffnung gegenüber jeweils einem Verbindungsglied 42-45 drehbar gelagert und erlaubt so eine entsprechende Verdrehung der Kettenglieder 20-22, 30-32 bzw. der Schutzelemente 99a-d gegeneinander. Durch die Öffnung verläuft die Rotationsachse R, wie in 10B dargestellt Eine maximale Verdrehung benachbarter Kettenglieder wird dabei über benachbarte Anschlagsflächen benachbarter Außenrahmen 991 beschränkt. Exemplarisch sind die Anschlagsflächenpaare AN+ und AN- in 8B gezeigt, die bei entsprechender Verdrehung jeweils in Anlage gelangen und damit eine weitere Verdrehung blockieren.
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Die Begrenzung der Verdrehung über diese Anschlagsflächen AN+, AN- ist unabhängig von der variabel einstellbaren ersten bzw. zweiten Grenzstellung, über die die maximale Grenzstellung, wie oben beschrieben, über das in den 8 und 9 nicht dargestellte Zug-Schubmittel 50 weiter beschränkt bzw. angepasst werden kann.
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Durch das hier exemplarisch dargestellte Orthesengelenk mit den zwischen den Kettengliedern einer ersten und einer zweiten Kettenlage angeordneten Abstandshaltern kann ein kompaktes, leichtgängiges und zuverlässiges Orthesengelenk für Orthesen bereitgestellt werden.
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Bezugszeichenliste
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- R(1-5)
- Drehachsen (Verbindungsglieder)
- Z
- Verzahnung
- D1
- Distanz (Anschlagsflächen Anschlagelement)
- D2
- Distanz (Anschlagsflächen Langloch)
- AN
- Anschlagsflächen (Kettenglieder)
- G
- Gewinde
- 1
- Orthesengelenk
- 2
- erste Kettenlage
- 3
- zweite Kettenlage
- 4
- Verbindungsglied
- 6
- Artikulationsbegrenzungsmittel
- 7
- erstes Anbindungselement
- 8
- zweites Anbindungselement
- 10
- Gelenkkette
- 20
- erstes Kettenendglied
- 200
- Durchgangsöffnung (für Verbindungselement 41)
- 201
- Vorsprung
- 202
- Befestigungsbohrung/gewinde
- 21
- Kettenzwischenglied
- 210a,b
- Durchgangsöffnung a bzw. b (für Verbindungsglied 42,43)
- 22
- Kettenzwischenglied
- 220a,b
- Durchgangsöffnung a bzw. b (für Verbindungsglied 44,45)
- 30
- Kettenendglied (unten)
- 300
- Durchgangsöffnung (für Verbindungselement 45)
- 301
- Vorsprung
- 302
- Befestigungsbohrung/gewinde
- 303
- Befestigungsbohrung/gewinde
- 31
- Kettenzwischenglied
- 310
- Durchgangsöffnung a bzw. b (für Verbindungsglied 44,43)
- 32
- Kettenzwischenglied
- 320
- Durchgangsöffnung a bzw. b (für Verbindungsglied 42,41)
- 41
- Verbindungsglied (Gewindestift)
- 42
- Verbindungsglied
- 43
- Verbindungsglied
- 44
- Verbindungsglied
- 440
- Abschnitt (Anschlag)
- 441
- Abschnitt (Führungsabschnitt)
- 442
- Abschnitt (Gewindeabschnitt)
- 45
- Verbindungsglied
- 50
- Zug-Schub-Glied (Federblech)
- 50a
- erstes Ende
- 50b
- zweites Ende
- 51
- Endseitiges Befestigungselement (Langloch)
- 51a
- Anschlag (Flexion) (Zug-Schub-Glied)
- 51b
- Anschlag (Extension) (Zug-Schub-Glied)
- 52
- Endseitiges Anschlagselement (Befestigungsloch)
- 60
- Anschlagelement (Führungsblock)
- 61
- Flexions-Einsatz
- 610
- Anschlagsfläche
- 611
- Entnahmehilfe
- 612
- Sicherungsöffnung
- 62
- Extensionseinsatz
- 620
- Anschlagsfläche
- 621
- Entnahmehilfe
- 622
- Sicherungsöffnung
- 70
- Führungskanal (Zug-Schubmittel)
- 71
- Einsatzöffnung (Führungsblock)
- 72
- Aufnahme Kettenendglied
- 73
- Rücksprung (Formschluss/in Anlagefläche)
- 74
- Durchgangsöffnung
- 75
- Sicherungsöffnung
- 80
- Führungsnut (Zug-Schubglied)
- 81
- -
- 82
- Aufnahme Kettenendglied
- 83
- Rücksprung
- 84
- Durchgangsöffnung
- 85
- Sicherungsöffnung
- 90
- Abstandshalter
- 903
- Auskragung
- 904
- Führungsnut
- 91
- Abstandshalter
- 910a,b
- Durchgangsöffnung
- 913
- Auskragung
- 914
- Führungsnut
- 92
- Abstandshalter
- 920a,b
- Durchgangsöffnung
- 923
- Auskragung
- 924
- Führungsnut
- 93
- Abstandshalter
- 930a,b
- Durchgangsöffnung
- 933
- Auskragung
- 934
- Führungsnut
- 94
- Abstandshalter
- 940a,b
- Durchgangsöffnung
- 943
- Auskragung
- 944
- Führungsnut
- 95
- Abstandshalter
- 953
- Auskragung
- 954
- Führungsnut
- 99(a-d)
- Schutzelement
- 991
- Außenrahmen
- 992
- Innenrahmen
- 993
- Führungsraum Gliederkette
- 994
- Führungsraum Zug-Schub-Mittel