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Unter Bahnübergangsanlagen, die einfach auch kurz Bahnübergänge genannt werden, versteht man eine Kreuzung von einer Straße oder einem Weg mit einer Fahrtstrecke eines Schienenfahrzeugs - also den Gleisen. Da Schienenfahrzeuge insbesondere bei hohen Geschwindigkeiten einen sehr langen Bremsweg haben, müssen sie im Bereich der Bahnübergangsanlage nicht anhalten, sondern haben Vorrang. Um zu verhindern, dass Stra-ßenverkehrsteilnehmer, wie beispielsweise LKW, PKW, Fahrräder oder Fußgänger, die Bahnübergangsanlage bei der Durchfahrt eines Schienenfahrzeugs benutzen und gefährdet werden, müssen diese gewarnt oder blockiert werden. Damit wird eine versehentliche Benutzung des Bahnübergangs verhindert. Diese Warnung oder Blockade der Straßenverkehrsteilnehmer ist für die Sicherheit innerhalb des Straßenverkehrs und des Schienenverkehrs sehr wichtig. Daher werden häufig Schranken, Lichtsignale und gegebenenfalls auch weitere Einrichtungen genutzt, um die Verkehrsteilnehmer zu warnen und von der Benutzung der Bahnübergangsanlage beim Durchfahren von Zügen abzuhalten.
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Bekannte Warneinrichtungen für Bahnübergangsanlagen sind beispielsweise aus der
DE 10 2005 046 875 A1 , der
US 9,193,367 B2 oder der
WO 2014/028972 A1 bekannt.
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Allerdings gibt es auf wenig befahrenen Strecken auch vollkommen ungesicherte Bahnübergangsanlagen, da die für viel befahrene Strecken üblichen Sicherungsmaßnahmen zu aufwendig wären. Diese ungesicherten Bahnübergangsanlagen stellen aber ein großes Gefahrenpotential dar und es kann leicht zu Unfällen kommen.
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Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Warnverfahren und eine Verarbeitungseinrichtung für eine Bahnübergangsanlage zur Verfügung zu stellen, durch die eine einfache Sicherung von wenig befahrenen Bahnübergangsanlagen ermöglicht wird.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Warnverfahren für eine Bahnübergangsanlage gelöst, bei dem wenigstens ein Datensignal eines Schienenfahrzeugs erzeugt und von wenigstens einer auf dem Schienenfahrzeug angeordneten Sendeeinrichtung ausgesendet wird, bei dem das Datensignal des Schienenfahrzeugs von wenigstens einer Verarbeitungseinrichtung der Bahnübergangsanlage empfangen wird, bei dem wenigstens eine Statusmeldung der Bahnübergangsanlage unter Berücksichtigung des Datensignals des Schienenfahrzeugs von der Verarbeitungseinrichtung erzeugt und ausgesendet wird und bei dem die Statusmeldung der Bahnübergangsanlage von wenigstens einer mobilen Empfangseinrichtung eines Straßenverkehrsteilnehmers empfangen wird.
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Weiterhin wird die Aufgabe gelöst durch eine Verarbeitungseinrichtung für eine Bahnübergangsanlage mit wenigstens einem Empfangsmodul, das zum Empfangen wenigstens eines Datensignals eines Schienenfahrzeugs ausgebildet ist, mit wenigstens einem Rechenmodul, das zum Erzeugen wenigstens einer Statusmeldung der Bahnübergangsanlage unter Berücksichtigung des Datensignals des Schienenfahrzeugs ausgebildet ist und mit wenigstens einem Sendemodul, das zum Aussenden einer Statusmeldung der Bahnübergangsanlage ausgebildet ist.
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Bei der erfindungsgemäßen Lösung wird zunächst das Datensignal des Schienenfahrzeugs erzeugt und vom Schienenfahrzeug ausgesendet. Das Datensignal wird dabei beispielsweise zyklisch ausgesendet und umfasst beispielsweise Statusinformationen wie Geschwindigkeit, Position, Fahrzeugnummer usw.
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Das Datensignal wird anschließend von der Verarbeitungseinrichtung der Bahnübergangsanlage empfangen und zu einer Statusmeldung der Bahnübergangsanlage weiterverarbeitet. Diese Statusmeldung der Bahnübergangsanlage unterscheidet sich üblicherweise von dem Datensignal und wird von der Verarbeitungseinrichtung anschließend ausgesendet und von mobilen Empfangseinrichtungen der Straßenverkehrsteilnehmer empfangen. Aus der Statusmeldung der Bahnübergangsanlage können die Straßenverkehrsteilnehmer bzw. deren Empfangseinrichtungen Warnungen bezüglich eines sich der Bahnübergangsanlage nähernden Schienenfahrzeugs ableiten. Weitere Informationen können ebenfalls abgeleitet werden oder sind enthalten, wie z.B. Zeitpunkt und Dauer der Durchfahrt und ähnliches.
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Die erfindungsgemäße Lösung hat den Vorteil, dass die Information über ein sich der Bahnübergangsanlage nähernden Schienenfahrzeugs nicht direkt von der Sendeeinrichtung des Schienenfahrzeugs zur Empfangseinrichtung des Straßenverkehrsteilnehmers geschickt wird, sondern über die Verarbeitungseinrichtung der Bahnübergangsanlage, die sie weiterverarbeitet. Dadurch kann die Empfangseinrichtung des Straßenverkehrsteilnehmers viel einfacher ausgestaltet werden und die Verarbeitungseinrichtung kann das Datensignal des Schienenfahrzeugs aufbereiten und beispielsweise mit weiteren Informationen als Statusmeldung aussenden. Dies ist beispielsweise sehr viel einfacher als bei der bekannten Eisenbahnwarneinrichtung der
DE 10 2005 046 875 A1 , bei der ein Warnsignal direkt vom Schienenfahrzeug an die Straßenverkehrsteilnehmer gesendet wird.
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Die erfindungsgemäße Lösung kann durch vorteilhafte Ausgestaltungen weiterentwickelt werden, die im Folgenden beschrieben sind.
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So kann das Datensignal des Schienenfahrzeugs im Wesentlichen gerichtet, insbesondere in eine Fahrtrichtung des Schienenfahrzeugs, ausgesendet werden. Dies hat den Vorteil, dass das Datensignal nicht in alle Richtungen gesendet werden muss und dadurch die Sendeinrichtung gegebenenfalls weniger aufwendig und energiesparender ausgebildet sein kann.
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Weiterhin kann die Statusmeldung der Bahnübergangsanlagen im Wesentlichen gerichtet, insbesondere in eine Richtung eines zu erwartenden Straßenverkehrsteilnehmers oder einer Straße, gesendet werden. Hierdurch kann auch die Verarbeitungseinrichtung bzw. deren Sendemodul einfacher ausgebildet werden und die Sendeenergie effizient eingesetzt werden. Bei einer den Schienenweg bei der Bahnübergangsanlage kreuzenden Straße ist es ausreichend, wenn die Statusmeldung der Bahnübergangsanlage lediglich in die Straßenrichtung ausgesendet wird, weil nur von hier Verkehrsteilnehmer zu erwarten sind.
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In einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung kann das Datensignal des Schienenfahrzeugs wenigstens ein Identifikationsmittel des Schienenfahrzeugs enthalten, durch das das Schienenfahrzeug eindeutig identifizierbar ist. Dieses Identifikationsmittel kann beispielsweise eine Zugnummer sein. Durch die eindeutige Identifizierung des Schienenfahrzeugs kann beispielsweise mittels eines Fahrplans abgeleitet werden, ob das betreffende Schienenfahrzeug die Bahnübergangsanlage tatsächlich passieren wird. Sämtliche Zugnummern von passierenden Schienenfahrzeugen können beispielsweise in der Verarbeitungseinrichtung hinterlegt sein.
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Um eine Entfernung des Schienenfahrzeugs auf einfache Weise einschätzen zu können, kann das Datensignal des Schienenfahrzeugs mit einer vorbestimmten Sendeleistung ausgesendet werden und eine Signalstärke des empfangenen Datensignals ausgewertet werden. Die Verarbeitungseinrichtung kann aus der Signalstärke des empfangenen Datensignals die Entfernung des Schienenfahrzeugs schätzen bzw. berechnen.
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Ferner kann das Datensignal und/oder die Statusmeldung per WLAN gesendet werden. Dies hat den Vorteil, dass WLAN oder WLAN-p eine bewährte Technologie mit Reichweiten von mehreren hundert Metern ist, die beispielsweise in der Car2Car-Technologie etabliert ist.
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Die Erfindung betrifft weiterhin eine Warneinrichtung für Verkehrsteilnehmer einer verkehrstechnischen Anlage mit wenigstens einer auf einem Schienenfahrzeug anordenbaren Sendeeinrichtung, die zum Aussenden wenigstens eines Datensignals des Schienenfahrzeugs ausgebildet ist, mit wenigstens einer Verarbeitungseinrichtung für eine Bahnübergangsanlage, die zum Empfangen des Datensignals des Schienenfahrzeugs, zum Erzeugen wenigstens einer Statusmeldung der Bahnübergangsanlage unter Berücksichtigung des Datensignals des Schienenfahrzeugs und zum Aussenden der Statusmeldung der Bahnübergangsanlage ausgebildet ist, und mit wenigstens einer Empfangseinrichtung für die Straßenverkehrsteilnehmer, die zum Empfangen der Statusmeldung der Bahnübergangsanlage ausgebildet ist.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Warneinrichtung kann deren Verarbeitungseinrichtung gemäß der oben genannten erfindungsgemäßen Ausführungsform ausgebildet sein.
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Schließlich betrifft die Erfindung auch eine Bahnübergangsanlage für eine verkehrstechnische Anlage, die erfindungsgemäß eine Verarbeitungseinrichtung nach der oben genannten erfindungsgemäßen Ausführung umfasst. Die Bahnübergangsanlage kann dabei insbesondere unbeschrankt ausgebildet sein.
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Im Folgenden wird die Erfindung mit Bezug auf die beigefügten Zeichnungen und der darin dargestellten beispielhaften Ausführungsformen erläutert.
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Es zeigen:
- 1 eine schematische Darstellung einer beispielhaften Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Bahnübergangsanlage in einer beispielhaften Ausführungsform;
- 2 eine schematische Darstellung einer beispielhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Warnverfahrens für eine Bahnübergangsanlage in einer beispielhaften Ausführungsform.
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1 zeigt schematisch eine verkehrstechnische Anlage 1, die eine Straße 2, eine Schienenstrecke 3 und in deren Kreuzungsbereich eine Bahnübergangsanlage 4 umfasst. Auf der Schienenstrecke 3 fährt eine Schienenfahrzeug 5 in einer Fahrtrichtung 6 auf die Bahnübergangsanlage 4 zu. Auf der Straße 2 fährt ein Straßenverkehrsteilnehmer 7, beispielsweise ein Auto, in einer Fahrtrichtung 8 ebenfalls in Richtung der Bahnübergangsanlage 4.
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Das Schienenfahrzeug 5 weist eine Sendeeinrichtung 9 auf, die zum zyklischen Senden eines Datensignals 10 des Schienenfahrzeugs 5 ausgebildet ist. Das Datensignal 10 wird auf dem Schienenfahrzeug 5 generiert und umfasst Informationen zum Schienenfahrzeug 5 wie Zugnummer, Position, Geschwindigkeit, geplante Fahrstrecke etc.
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Die Bahnübergangsanlage ist bei der beispielhaften Ausführungsform in 1 ein unbeschrankter Bahnübergang und weist eine Verarbeitungseinrichtung 11 auf. Die Verarbeitungseinrichtung 11, die in 1 zusätzlich vergrößert dargestellt ist, weist ein Empfangsmodul 12, ein Rechenmodul 13 und ein Sendemodul 14 auf. Die Verarbeitungseinrichtung 11 ist im Wesentlichen ortsfest im Kreuzungsbereich der Bahnübergangsanlage 4 angeordnet und beispielsweise mit einem wetterfesten Gehäuse ausgebildet. Das Empfangsmodul 12 ist zum Empfangen des Datensignals 10 ausgebildet. Das Rechenmodul 13 erzeugt im Betrieb eine Statusmeldung 15 der Verarbeitungseinrichtung 11 unter Berücksichtigung des Datensignals 10. Empfangsmodul 12, Rechenmodul 13 und Sendemodul 15 sind miteinander verbunden und können Daten untereinander austauschen. Das Sendemodul sendet im Betrieb die erzeugte Statusmeldung 15 der Bahnübergangsanlage 4 in Richtung der Straße 2 aus.
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Der Straßenverkehrsteilnehmer 7 weist eine mobile Empfangseinrichtung 16 auf, die zum Empfangen der Statusmeldung 15 ausgebildet ist.
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Die Sendeeinrichtung 9, die Verarbeitungseinrichtung 11 und die Empfangseinrichtung 16 sind Teil einer erfindungsgemäßen Warneinrichtung 17, durch die der Verkehrsteilnehmer 7 vor dem nahenden Schienenfahrzeug 5 auf einfache Weise gewarnt werden kann.
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Im Folgenden wird das erfindungsgemäße Warnverfahren insbesondere mit Bezug auf 2 beschrieben, durch das die erfindungsgemäße Warneinrichtung 17 den Verkehrsteilnehmer 7 warnen kann.
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Zunächst erzeugt das Schienenfahrzeug 5 das Datensignal 10 und sendet es mittels der Sendeeinrichtung 9 in seiner Fahrtrichtung 6 aus. Die Verarbeitungseinrichtung 11 der Bahnübergangsanlage 4 empfängt mit seinem Empfangsmodul 12 das Datensignal 10 und liest die darin enthaltenen Informationen über das heranfahrende Schienenfahrzeug 5 aus. Das Datensignal 10 bzw. die extrahierten Informationen zu dem Schienenfahrzeug 5 werden von dem Empfangsmodul 12 an das Rechenmodul 13 weitergegeben. Das Rechenmodul 13 verarbeitet das Datensignal 10 bzw. die Informationen zu dem Schienenfahrzeug 5 und erzeugt eine Statusmeldung der Bahnübergangsanlage 4, die an das Sendemodul 14 übermittelt wird. Das Sendemodul 14 der Verarbeitungseinrichtung 11 sendet anschließend die Statusmeldung 15 in Richtung der Straße 2 und somit auch in Richtung des auf der Straße befindlichen Verkehrsteilnehmers 7 aus. Sowohl das Datensignal 10 als auch die Statusmeldung 15 können jeweils zyklisch beispielsweise mit einer Frequenz von 1 Hz erzeugt und ausgesendet werden. Das Aussenden des Datensignals 10 und der Statusmeldung 15 geschieht bei der beispielhaften Ausführungsform in 1 per WLAN. Schließlich empfängt die Empfangseinrichtung 16 des Straßenverkehrsteilnehmers 7 oder der Straßenverkehrsteilnehmer 7 die Statusmeldung 15 und erzeugt gegebenenfalls Warnungen oder Hinweise für den oder die Verkehrsteilnehmer 7. Dabei können die Warnungen oder Hinweise visuell, akustisch oder auch haptisch sein.
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Beim Verarbeiten des Datensignals 10 in der Verarbeitungseinrichtung 11 kann beispielsweise die Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs 5 berücksichtigt werden und dadurch entschieden werden, ab wann Informationen zu dem heranfahrenden Schienenfahrzeug 5 in die Statusmeldung 15 aufgenommen werden.
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Alternativ kann das Schienenfahrzeug 5 auch ein vereinfachtes Datensignal 10 senden, das lediglich eine eindeutige Zugnummer als Identifizierungsmittel enthält. Dieses Datensignal 10 kann anschließend mit einer festen vorbestimmten Signalstärke ausgesendet werden. Aus der Signalstärke beim Empfang durch das Empfangsmodul 12 kann die Entfernung des Schienenfahrzeugs 5 zur Verarbeitungseinrichtung 11 geschätzt bzw. durch das Rechenmodul 13 berechnet werden.
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Zusätzlich könnten beispielsweise die Zugnummern der Schienenfahrzeuge auf dieser Strecke in der Verarbeitungseinrichtung 11 gespeichert werden. Über die Zeit könnte die Verarbeitungseinrichtung 11 daraus schlussfolgern, wann welches Schienenfahrzeug 5 die Bahnübergangsanlage 4 erreicht. Die Verarbeitungseinrichtung 11 könnte auch lernen, welche Schienenfahrzeuge 5 mit welchen Zugnummern typischerweise die Bahnübergangsanlage 4 überfahren. Weiterhin kann die Verarbeitungseinrichtung 11 aus dem Verlauf der Sendefeldstärken oder Signalstärken ableiten, ob und wann ein Schienenfahrzeug 5 die Bahnübergangsanlage 4 passiert hat und kann daraus das Senden der Statusmeldung 15 einstellen bzw. die Statusmeldung 15 anpassen.
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Die erfindungsgemäße Lösung ist in der Bahntechnik besonders gut einsetzbar, weil sie für das Schienenfahrzeug 5 rückwirkungsfrei ist.
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Die Erfindung kann besonders gut an technisch bisher völlig ungesicherten Bahnübergängen eingesetzt werden, die dadurch auf einfache Weise sicherheitstechnisch verbessert werden können. Dafür muss eine vorhandene ungesicherte Bahnübergangsanlage lediglich um die Verarbeitungseinrichtung 11 erweitert werden.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102005046875 A1 [0002, 0009]
- US 9193367 B2 [0002]
- WO 2014/028972 A1 [0002]