DE102019215020A1

DE102019215020A1 - Einrichtung zur Unterstützung der Orientierung von sehbeeinträchtigten Personen

Info

Publication number: DE102019215020A1
Application number: DE102019215020.9A
Authority: DE
Inventors: Charlotte Charbonnier; Volkmar Wagner
Original assignee: Volkswagen AG
Current assignee: Volkswagen AG
Priority date: 2019-09-30
Filing date: 2019-09-30
Publication date: 2021-04-01

Abstract

Die vorliegende Erfindung betrifft eine Einrichtung zur Unterstützung der Orientierung von sehbeeinträchtigten Personen in Gebäuden oder bei der Nutzung von Verkehrsmitteln mit mindestens einer Wandung und einer Tür. Um die Orientierung für sehbeeinträchtigte Personen zuverlässig zu erleichtern, ist erfindungsgemäß vorgesehen, dass die Einrichtung eine Kombination von Vorrichtungen aufweist, die zur Orientierung der Person mindestens drei unterschiedliche menschliche Sinne ansprechen, nämlich eine erste Vorrichtung zur Erzeugung von Lichtanimationen, die mittels sich bewegender Lichtpunkte den Weg zur Tür weisen, eine zweite Vorrichtung zur Erzeugung von akustisch wahrnehmbarem Schall, der in Abhängigkeit von der Position der Person unterschiedliche Schallsignale erzeugt und eine dritte Vorrichtung zur Erzeugung einer taktil wahrnehmbaren Schwingung der Wandung, wobei die Schwingung in Abhängigkeit von der Position der Person unterschiedliche Schwingungen erzeugt.

Description

Die vorliegende Erfindung betrifft eine Einrichtung zur Unterstützung der Orientierung von sehbeeinträchtigten Personen in Gebäuden oder bei der Nutzung von Verkehrsmitteln mit mindestens einer Wandung und einer Tür.
Sehbeeinträchtigte Personen, insbesondere blinde Menschen, können sich im öffentlichen Raum aufgrund ihrer eingeschränkten Sehfähigkeit oft nur unzureichend orientieren. Insbesondere in öffentlichen Gebäuden oder beim Zustieg in öffentliche Verkehrsmittel, wie beispielsweise in Züge, Busse oder Taxen, gestaltet sich die Orientierung schwer, vor allem wenn die öffentlichen Verkehrsmittel autonom gesteuert sind und helfendes Personal fehlt.
Aus dem Stand der Technik bekannte Systeme zur Ortung und Orientierung, wie sie beispielsweise in EP 1 8978 627 B1 oder DE 10 2015 226 238 A1 beschrieben sind, nutzen mobile Endgeräte, die von sehbeeinträchtigten Personen nur eingeschränkt nutzbar sind. Im Übrigen stößt die Genauigkeit bei der Positionsbestimmung über mobile Endgeräte an physikalische Grenzen, was beim Auffinden von Türen und dem Zutritt in öffentliche Verkehrsmittel oder öffentliche Gebäude nicht das wünschenswerte Vertrauen liefert.
Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Einrichtung vorzuschlagen, die die Orientierung für sehbeeinträchtigte Personen zuverlässig erleichtert.
Diese Aufgabe wird durch die Einrichtung nach Anspruch 1 gelöst. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass die Einrichtung eine Kombination von Vorrichtungen aufweist, die zur Orientierung der Person mindestens drei unterschiedliche menschliche Sinne ansprechen, nämlich

- eine erste Vorrichtung zur Erzeugung von Lichtanimationen, die mittels sich bewegender Lichtpunkte den Weg zur Tür weisen,
- eine zweite Vorrichtung zur Erzeugung von akustisch wahrnehmbarem Schall, der in Abhängigkeit von der Position der Person unterschiedliche Schallsignale erzeugt und
- eine dritte Vorrichtung zur Erzeugung einer taktil wahrnehmbaren Schwingung der Wandung, wobei die dritte Vorrichtung in Abhängigkeit von der Position der Person unterschiedliche Schwingungen erzeugt.

Durch die unterschiedlichen Vorrichtungen werden unabhängig von der Art und Stärke der konkreten Sehbeeinträchtigung zumindest zwei Sinne zur Orientierung angesprochen, weshalb sich auch vollständig erblindete Personen in unbekannten Räumen oder im öffentlichen Raum, insbesondere beim Zutritt in öffentliche Verkehrsmittel zielsicher orientieren können.
Bevorzugte Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung werden nachfolgend und in den Unteransprüchen angegeben.
Nach einer ersten vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die erste Vorrichtung zur Erzeugung der Lichtanimation ein Lichtlaufband ist, das an der Wandung beidseitig der Tür angeordnet ist. Auf dem Lichtlaufband sind vorzugsweise mehrere Symbole dargestellt, wie beispielsweise Pfeile, die wechselseitig an- und ausgeschaltet werden, so dass sich für den Betrachter der Eindruck ergibt, dass sich die Symbole in die Richtung der Tür bewegen, wobei die Geschwindigkeit der laufenden oder sich bewegenden Symbole vorzugsweise abhängig von der Position der Person ist. Je näher die Person dabei an der Tür angelangt ist, desto schneller laufen die Symbole. Sobald sich die Person unmittelbar an der Tür befindet, leuchtet das Lichtlaufband zumindest im Bereich beidseitig der Tür vorzugsweise konstant und signalisiert hierdurch der Person, dass sie an der Tür angekommen ist und nach der Öffnung der Tür eintreten oder zusteigen kann. Alternativ zu einem Lichtlaufband kann die erste Vorrichtung zur Erzeugung der Lichtanimation auch ein Projektor sein, der die Symbole an die Wandung projiziert. Die erste Vorrichtung zur Erzeugung der beschriebenen Lichtanimation ist insbesondere für solche Personen vorteilhaft, die über eine Restsehschärfe verfügen und zumindest bewegte Lichtpunkte oder Lichtfelder wahrnehmen oder erahnen können.
Nach einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass die zweite Vorrichtung zur Erzeugung von akustisch wahrnehmbarem Schall ein Lautsprecher oder ein Exciter ist. Während ein Lautsprecher in an sich bekannter Weise mittels einer schwingenden Membran hörbaren akustischen Schall erzeugt, regt ein Exciter die Wandung des Gebäudes oder des Verkehrsmittels zu Schwingungen an, was wiederum indirekt einen hörbaren akustischen Schall erzeugt. Vorzugsweise sind die Schallsignale Geräusche, die in Abhängigkeit der Position der Person in unterschiedlichen zeitlichen Abständen erzeugt werden. Hierbei kann es sich beispielsweise um ein wiederkehrendes Klickgeräusch handeln, das mit einer höheren Frequenz wiedergegeben wird, je weiter sich die Person der Tür nähert. Unter der Frequenz ist in diesem Zusammenhang die Wiedergabeanzahl des Geräusches pro Zeiteinheit zu verstehen. Nach einer besonders bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die zweite Vorrichtung zur Erzeugung von akustisch wahrnehmbarem Schall einen Ton erzeugt, der lang und ununterbrochen wiedergegeben wird, sobald die Person an der Tür angekommen ist. Hierdurch ist unmittelbar erkennbar, dass die Person das vorläufige Ziel erreicht hat und durch die Tür eintreten oder Zusteigen kann.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass die dritte Vorrichtung zur Erzeugung der taktil wahrnehmbaren Schwingung der Wandung ein Vibrationsmotor oder ein Exciter ist, wobei nach einer besonders bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung der Vibrationsmotor oder der Exciter sowohl die taktil wahrnehmbare Schwingung als auch den akustisch wahrnehmbaren Schall erzeugt. Auch die taktil wahrnehmbare Schwingung besitzt eine Frequenz, die von der Position der Person abhängig ist, wobei die Frequenz vorzugsweise desto höher ist, je geringer der Abstand zwischen der Person und der Tür ist. Hierdurch kann sich eine sehbeeinträchtigte Person unmittelbar dadurch orientieren, dass sie die Hand über die Wandung streicht und dabei feststellt, in welcher Richtung sich die Frequenz der taktil wahrnehmbaren Schwingung vergrößert. In dieser Richtung befindet sich die Tür, durch die die sehbeeinträchtige Person eintreten oder zusteigen will.
Damit die beschriebenen Vorrichtungen der Einrichtung zum Ansprechen unterschiedlicher menschlicher Sinne Signale abgeben können, die von der Position der Person in Bezug auf eine Tür abhängig sind, besitzt die Einrichtung vorzugsweise eine vierte Vorrichtung zur Positionsbestimmung der Person. Vorzugsweise ist hierzu vorgesehen, dass die vierte Vorrichtung zur Positionsbestimmung eine Sensorik innerhalb der Wandung ist, die die Position der Person bei einer Berührung der Wandung bestimmt. Insbesondere ist dabei vorgesehen, dass die vierte Vorrichtung zur Positionsbestimmung in der ersten Vorrichtung zur Erzeugung der Lichtanimation, insbesondere in dem Lichtlaufband, integriert ist, da sich ein Lichtlaufband oder dergleichen ohnehin entlang der Wandung erstreckt und sich eine entsprechende Vorrichtung mit einem geringen Aufwand auch in bzw. an einem vorhandenen Objekt nachrüsten lässt, unabhängig davon, ob es sich um ein Gebäude oder ein öffentliches Verkehrsmittel handelt.
Eine konkrete Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird nachfolgend mit Bezug auf die Figuren erläutert. Es zeigen:

1 eine perspektivische Darstellung eines Gangs mit einer Schiebetür und
2 eine Seitenansicht eines öffentlichen Verkehrsmittels mit einer Schiebetür.

Die 1 und 2 zeigen jeweils eine konkrete Ausführungsform der vorliegenden Erfindung, wobei 1 in perspektivischer Darstellung einen Gang 1 innerhalb eines Gebäudes zeigt, an dessen Ende eine Tür 2 in Form einer Schiebetür ist. 2 zeigt demgegenüber ein öffentliches Verkehrsmittel 3 in Form eines Zugs, der ebenfalls eine Tür 2 in Form einer Schiebetür für den Zustieg von Personen aufweist. In beiden Fällen erstreckt sich rechts- und linksseitig der Tür 2 eine Wandung 4, 4'. Damit sich sehbeeinträchtigte Personen auch in fremder Umgebung problemlos orientieren können, ist eine Einrichtung mit mehreren Vorrichtungen zur Erzeugung unterschiedlicher Signale vorgesehen, die drei unterschiedliche menschliche Sinne ansprechen.
Zunächst erstreckt sich entlang der Wandung 4, 4' eine erste Vorrichtung 5 zur Erzeugung einer Lichtanimation in Form eines Lichtlaufbands 6, auf dem Symbole 7 in Form von Pfeilen dargestellt sind, die den Weg zur Tür 2 symbolisieren. Die Symbole 7 blinken dabei wechselseitig auf und vermitteln hierdurch dem Betrachter den Eindruck, dass sich die Symbole 7 in Pfeilrichtung 8 auf die Tür 2 zubewegen, wodurch auch sehbeeinträchtigten Personen mit einer Restsehschärfe der Weg zur Tür 2 angezeigt wird.
Im dargestellten Ausführungsbeispiel ist am Lichtlaufband 6 zumindest bereichsweise eine vierte Vorrichtung 9 zu Positionsbestimmung in Form einer berührungsempfindlichen Oberfläche 10 angeordnet, die dazu eingerichtet ist, bei einer Berührung durch eine Hand die Position der Person bzw. den Abstand zur Tür 2 festzustellen. Die Vorrichtung 9 zur Positionsbestimmung kann auch unabhängig vom Lichtlaufband 6 an der Wandung 4, 4' angeordnet sein.
Darüber hinaus ist eine zweite Vorrichtung 11 zur Erzeugung von akustisch wahrnehmbarem Schall in Form eines Lautsprechers 12 in unmittelbarer Nähe zur Tür 2 angeordnet. Der Lautsprecher 12 erzeugt ein akustisches Signal, das in Abhängigkeit von der Position der Person in unterschiedlichen zeitlichen Abständen abgegeben wird, wobei sich die Wiedergabefrequenz des Signals vorzugsweise erhöht, je kürzer der Abstand zwischen der Person und der Tür 2 ist. Unter der Wiedergabefrequenz ist dabei die Häufigkeit der Signalwiedergabe pro Zeiteinheit zu verstehen.
Schließlich weist die Einrichtung eine dritte Vorrichtung 13 zur Erzeugung einer taktil wahrnehmbaren Schwingung 14 in Form eines Exciters 15 auf, der taktil wahrnehmbare Schwingungen 14 in Abhängigkeit der Position der Person und mithin in Abhängigkeit des Abstands zwischen der Person und der Tür 2 erzeugt, die bei einer Berührung der Wandung 4, 4' wahrnehmbar sind. Zur Feststellung der Richtung zur Tür 2 muss die betroffene Person lediglich die Wandung 4, 4' oder das Lichtlaufband 6 berühren, auf das die taktil wahrnehmbare Schwingung ebenfalls übertragen wird, und durch eine horizontale Verschiebung der Hand feststellen, in welche Richtung eine Frequenzerhöhung der taktil wahrnehmbaren Schwingung 14 feststellbar ist. In dieser Richtung befindet sich die Tür 2.
Zur Steuerung der Einrichtung ist eine Steuereinheit 16 vorgesehen, die mit den beschriebenen Vorrichtungen 5, 9, 11, 13 verbunden ist. Der Steuereinheit 16 wird die Position der Person in Form von Eingangsdaten übergeben, woraus die Steuereinheit 16 die Frequenzen bestimmt, mit denen die jeweiligen Signale von den Vorrichtungen 5, 9, 11, 13 abgegeben werden sollen.
Bezugszeichenliste

1: Gang
2: Tür
3: Verkehrsmittel
4, 4': Wandung
5: Vorrichtung zur Erzeugung einer Lichtanimation
6: Lichtlaufband
7: Symbole
8: Pfeilrichtung
9: Vorrichtung zur Positionsbestimmung
10: berührungsempfindliche Oberfläche
11: Vorrichtung zur Erzeugung von Schall
12: Lautsprecher
13: Vorrichtung zur Erzeugung einer taktil wahrnehmbaren Schwingung
14: Schwingung
15: Exciter
16: Steuereinheit

ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur

EP 18978627 B1 [0003]
DE 102015226238 A1 [0003]

Claims

Einrichtung zur Unterstützung der Orientierung von sehbeeinträchtigten Personen in Gebäuden oder bei der Nutzung von Verkehrsmitteln (3) mit mindestens einer Wandung (4, 4') und einer Tür (2), gekennzeichnet durch eine Kombination von Vorrichtungen, die zur Orientierung der Person mindestens drei unterschiedliche menschliche Sinne ansprechen, nämlich - einer ersten Vorrichtung (5) zur Erzeugung von Lichtanimationen, die mittels sich bewegender Lichtpunkte den Weg zur Tür (2) weisen, - einer zweiten Vorrichtung (11) zur Erzeugung von akustisch wahrnehmbarem Schall, die in Abhängigkeit von der Position der Person unterschiedliche Schallsignale erzeugt und - einer dritten Vorrichtung (13) zur Erzeugung einer taktil wahrnehmbaren Schwingung (14) der Wandung (4, 4'), wobei die dritte Vorrichtung (13) in Abhängigkeit von der Position der Person unterschiedliche Schwingungen (14) erzeugt.
Einrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Vorrichtung (5) zur Erzeugung der Lichtanimation ein Lichtlaufband (6) ist, das an der Wandung (4, 4') beidseitig der Tür (2) angeordnet ist.
Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das die erste Vorrichtung (5) zur Erzeugung der Lichtanimation oder das Lichtlaufband (6) mehrere Symbole (7) darstellt, die sich in die Richtung der Tür (2) bewegen, wobei die Geschwindigkeit der laufenden Symbole (7) vorzugsweise abhängig von der Position der Person ist.
Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Vorrichtung (11) zur Erzeugung von akustisch wahrnehmbarem Schall ein Lautsprecher (12) oder ein Exciter (14) ist.
Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Schallsignale Geräusche sind, die in Abhängigkeit der Position der Person in unterschiedlich zeitlichen Abständen erzeugt werden.
Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die dritte Vorrichtung (13) zur Erzeugung der taktil wahrnehmbaren Schwingung (14) der Wandung (4, 4') ein Vibrationsmotor oder ein Exciter (15) ist.
Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Frequenz der taktil wahrnehmbaren Schwingung (14) desto höher ist, je geringer der Abstand zwischen der Person und der Tür (2) ist.
Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, gekennzeichnet durch eine vierte Vorrichtung (9) zur Positionsbestimmung der Person.
Einrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die vierte Vorrichtung (9) zur Positionsbestimmung eine Sensorik innerhalb der Wandung (4, 4') ist, die die Position der Person bei einer Berührung der Wandung (4, 4') bestimmt, insbesondere den Anstand zwischen der Person und der Tür (2).
Einrichtung nach einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass die vierte Vorrichtung (9) zur Positionsbestimmung in die erste Vorrichtung (5) zur Erzeugung der Lichtanimation integriert ist.