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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Kraftfahrzeug-Schließeinrichtung gemäß Anspruch 1, eine hiermit ausgestattete Kraftfahrzeugtür gemäß Anspruch 8 sowie ein hiermit ausgestattetes Kraftfahrzeug gemäß Anspruch 11.
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Es ist allgemein bekannt, dass eine Kraftfahrzeugtür über eine Kraftfahrzeug-Schließeinrichtung wahlweise verschlossen oder entsperrt werden kann. Dabei befindet sich die Kraftfahrzeug-Schließeinrichtung ganz oder teilweise innerhalb eines zwischen einem Türinnenblech und einer Außenhaut der Kraftfahrzeugtür ausgebildeten Raumes. Der Verschluss bzw. die Entsperrung werden bei einer solchen Kraftfahrzeug-Schließeinrichtung vermittels eines Bowdenzuges herbeigeführt, der auf ein in einem Schloss befindliches Sperrmittel einwirkt. Um ein ungewolltes Öffnen einer entsprechenden Kraftfahrzeugtür zu vermeiden, sind schließlich aus der
DE 10 2009 053 553 A1 und der
DE 10 2011 000 339 A1 spezielle Handhaben bekannt.
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Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Kraftfahrzeug-Schließeinrichtung anzugeben, die bekannten Vorrichtungen weiterzuentwickeln.
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Diese Aufgabe wird durch eine Kraftfahrzeug-Schließeinrichtung gemäß Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Die erfindungsgemäße Kraftfahrzeug-Schließeinrichtung ist eingerichtet, an einer Kraftfahrzeugtür befestigt zu werden. Diese umfasst ein an sich bekanntes, mit einem Bowdenzug wirkverbundenes Schloss, welches vermittels eines Sperrmittels wahlweise gesperrt oder freigegeben werden kann. Das Sperrmittel ist erfindungsgemäß derart eingerichtet, dass es den Bowdenzug sperrt, wenn ein definierter Abstand zwischen einem in der Kraftfahrzeugtür befindlichen Teil und dem Sperrmittel, insbesondere deformationsbedingt, unterschritten ist. Das genannte Teil kann insbesondere die dem Sperrmittel zugewandte Fläche eines an sich bekannten Türinnenbleches, ein an der dem Sperrmittel zugewandten Fläche des Türinnenbleches angeordnetes Bauteil oder dergleichen sein. Mithin wird der Bowdenzug durch das Sperrmittel dann gesperrt, wenn der definierte Abstand aufgrund einer relativen Bewegung des in der Kraftfahrzeugtür befindlichen Teils und dem Sperrmittel kleiner ist als ein Sollwert. Der Sollwert selbst kann insbesondere einen Abstand der genannten Teile von dem Sperrmittel repräsentierten, der bei einem sich im Straßenverkehr problemlos bewegenden Kraftfahrzeug vorhanden ist. Mithin wird in vorteilhafter Weise ein ungewolltes Öffnen der Kraftfahrzeugtür unterbunden, da keine oder nur eine minimale Bewegung des Bowdenzuges stattfindet, wenn eine relative Bewegung, insbesondere eine Deformation mindestens eines Teils der Kraftfahrzeugtür, erfolgt.
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Dem Grundsatz nach kann eine Unterschreitung des definierten Abstandes, insbesondere bei einer Bewegung der relevanten Teile der Kraftfahrzeugtür oder einer unzulässigen Deformation hinaus, durch jedes geeignete Mittel erfolgen. So kann in vorteilhafter Weise mindestens ein Sensor an der erfindungsgemäßen Kraftfahrzeug-Schließeinrichtung, einer ihrer Bestandteile und/oder der Kraftfahrzeugtür angeordnet sein, vermittels dessen eine Wegänderung, insbesondere einer Außenhaut der Kraftfahrzeugtür in Richtung eines Türinnenbleches der Kraftfahrzeugtür, ermittelt werden kann. Ausgehend von einem entsprechenden Sensorsignal kann in vorteilhafter Weise eine Bewegung des Bowdenzuges durch das Sperrmittel innerhalb kürzester Zeit unterbunden werden.
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Alternativ oder kumulativ kann eine sensorfreie Ausbildung der erfindungsgemäßen Kraftfahrzeug-Schließeinrichtung vorgesehen sein, indem ein physischer Kontakt mindestens eines Bestandteils der Kraftfahrzeug-Schließeinrichtung und/oder der Kraftfahrzeugtür nach Überschreitung des maximal zulässigen Deformationsweges mit dem Sperrmittel vorgesehen ist.
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Für einen solchen Fall ist das Sperrmittel in vorteilhafter Weise eingerichtet, den Bowdenzug kraftschlüssig, formschlüssig und/oder reibschlüssig zu sperren. Dies ermöglicht nicht nur eine zuverlässige Wirkung des Sperrmittels, sondern auch einen einfachen mechanischen Aufbau der erfindungsgemäßen Vorrichtung.
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Dies gilt umso mehr, wenn das Sperrmittel der erfindungsgemäßen Kraftfahrzeug-Schließeinrichtung ein mit dem Bowdenzug wirkverbundenes Ausgleichsgewicht und einen Sperrhebel aufweist, der eingerichtet ist, eine Bewegung des Ausgleichsgewichtes zu begrenzen oder zu verhindern, wenn der definierte Abstand unterschritten ist.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform umfasst der Sperrhebel einen Feststellabschnitt, der eingerichtet ist, bei Unterschreitung des definierten Abstandes mit einer an der Kraftfahrzeug-Schließeinrichtung befindlichen, an sich bekannten Crashsperre zusammenzuwirken. In besonders vorteilhafter Weise ist der Feststellabschnitt als in einem Endbereich des Sperrmittels befindlicher Vorsprung ausgebildet, der bei Unterschreitung des definierten Abstandes gegen die Crashsperre anliegt und diese, insbesondere kraftschlüssig und/oder formschlüssig, hemmt bzw. festsetzt.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist der Sperrhebel eingerichtet, an einem Träger eines an der Kraftfahrzeugtür befindlichen Türgriffs befestigt zu werden. Hierdurch ist in vorteilhafter Weise nicht nur ein einfacher Aufbau der erfindungsgemäßen Kraftfahrzeug-Schließeinrichtung, sondern auch deren Montage ermöglicht.
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Eine besonders sichere Sperrwirkung wird in vorteilhafter Weise erzielt, wenn der Sperrhebel der erfindungsgemäßen Kraftfahrzeug-Schließeinrichtung mindestens einen Vorsprung aufweist, der bei Unterschreitung des Deformationsweges in eine korrespondierende Aufnahme des Ausgleichgewichtes eingreift.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, dass der Sperrhebel vorgespannt, insbesondere federvorgespannt, ausgebildet und/oder schwenkbar ausgebildet ist, um seine Position bei Unterschreitung des definierten Abstandes derart zuverlässig zu verändern, dass der Bowdenzug gesperrt wird. Alternativ kann vorgesehen sein, dass sich der Sperrhebel von seinem ihn haltenden Bestandteil, bevorzugt einem Träger eines Tür(außen)griffes, löst, um eine Sperrung des Bowdenzuges zu ermöglichen. Hierzu kann der Sperrhebel mit einem Filmscharnier an seinem ihn haltenden Bestandteil gelagert sein. Insgesamt ist die Zuverlässigkeit der erfindungsgemäßen Kraftfahrzeug-Schließeinrichtung durch die zuvor genannten Mittel weiter erhöht.
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Die genannte Aufgabe wird ebenfalls durch eine Kraftfahrzeugtür, die ein Türinnenblech, einen an einer Außenhaut befindlichen Türgriff sowie eine Kraftfahrzeug-Schließeinrichtung der zuvor offenbarten Art aufweist, gelöst. Die zuvor genannten Vorteile gelten adäquat.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist der Sperrhebel befestigt. Alternativ oder kumulativ ist das Ausgleichsgewicht an dem Träger des Türaußengriffes befestigt. Hierdurch wird in vorteilhafter Weise ein besonders einfacher mechanischer Aufbau der erfindungsgemäßen Vorrichtung geschaffen.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform befindet sich an dem Türinnenblech ein Anlagemittel, das bei Überschreitung des maximal zulässigen Deformationsweges gegen den Sperrhebel zur Anlage kommt. Hierdurch wird in vorteilhafter Weise die Zuverlässigkeit der erfindungsgemäßen Vorrichtung weiter erhöht.
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Die genannte Aufgabe wird schließlich durch ein Kraftfahrzeug, das mindestens eine Kraftfahrzeugtür der zuvor offenbarten Art aufweist, gelöst. Die zuvor genannten Vorteile gelten adäquat.
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Nachstehend erfolgt unter Bezugnahme auf die nicht maßstäblichen 1 bis 3 eine detaillierte, nicht präjudizierende, insbesondere einschränkende, Beschreibung eines Ausführungsbeispieles der vorliegenden Erfindung. Gleiche Elemente sind mit identischen Bezugszeichen versehen, soweit nichts anderes angegeben wird.
- 1 ist eine schematische Draufsicht auf eine im Schnitt gezeigte Kraftfahrzeug-Schließeinrichtung, die sich an einer Kraftfahrzeugtür eines Kraftfahrzeuges befindet.
- 2 zeigt die in 1 dargestellten Elemente in einer Situation, in der ein Teil der Kraftfahrzeugtür deformiert ist.
- 3 ist eine schematische Draufsicht auf eine im Schnitt gezeigte alternative Ausführungsform einer Kraftfahrzeug-Schließeinrichtung.
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In 1 ist ein schematisch dargestelltes Kraftfahrzeug 1 gezeigt, in dem sich eine hier nur teilweise in Draufsicht und Schnittansicht gezeigte Kraftfahrzeugtür 5 befindet. Die Kraftfahrzeugtür 5 dieses Ausführungsbeispieles befindet sich auf der linken Fahrzeugseite des Kraftfahrzeuges 1 und in einem normalen Betriebszustand. Die Kraftfahrzeugtür 5 weist ein Türinnenblech 10 und eine hiervon beabstandete Außenhaut 15 auf, zwischen denen ein Innenraum 20 ausgebildet ist.
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An der dem Innenraum 20 zugewandten Seite der Außenhaut 15 ist ein Träger 25 eines Türgriffes 30 befestigt, der mit einem hier nicht gezeigten, an sich bekannten Schloss wirkverbunden ist. Der Türgriff 30 ist von einer hier nicht gezeigten, sich außerhalb des Kraftfahrzeuges 1 befindlichen Person in an sich bekannter Weise bedienbar. So ist ein hier lediglich symbolisch dargestellter, einenends an einem Ausgleichsgewicht 35 befestigter Bowdenzug 40 vorgesehen. Das Ausgleichsgewicht 35 selbst ist an dem Träger 25 gelagert und weist an seiner dem Türinnenblech 10 zugewandten Seite eine Ausnehmung 45 auf.
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Über ein symbolisch dargestelltes Filmscharnier 50 ist ein als Sperrhebel 55 ausgebildetes Sperrmittel 60 an dem Träger 25 befestigt. An seinem dem Ausgleichsgewicht 35 zugewandten Ende umfasst der Sperrhebel 25 einen Vorsprung 65, der sich in der Nachbarschaft zu der Ausnehmung 45 befindet, in der hier gezeigten deformationsfreien Situation jedoch von dieser beabstandet ist und in diese insbesondere nicht eingreift.
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An dem Türinnenblech 10 befindet sich gemäß diesem Ausführungsbeispiel ein Anlagemittel 70, dessen der Außenhaut 15 zugewandte Fläche in einem Abstand d von dem Sperrhebel 55 entfernt ist. Alternativ ist es möglich, den Abstand d von dem Türinneblech 10 unter Entfall des Anlagemittels 70
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Wird dieser Abstand unterschritten, weil beispielsweise die Außenhaut 15 in Richtung Anlagemittel 70 bzw. Türinnenblech 10 deformiert wird, so greift - wie 2 entnommen werden kann - der Vorsprung 65 formschlüssig in die Ausnehmung 45 ein und sperrt eine etwaige Bewegung des Bowdenzuges 40. Die Sperrung wird durch eine Anlage des in die Ausnehmung 45 eingreifenden Sperrhebels 25 gegen das Anlagemittel 70 unterstützt. Da der Bowdenzug 40 mit dem hier nicht gezeigten Schloss in Wirkverbindung steht, kann die Kraftfahrzeugtür 5 während einer Deformation nicht unbeabsichtigt aufspringen. Ist diese jedoch beendet, so kann eine Entriegelung der Kraftfahrzeugtür 5 gleichwohl insofern vorgenommen werden, als dass der Sperrhebel im Bereich seines Filmscharnieres 50 frei ist.
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Wie aus dem zuvor Gesagten hervorgeht, bilden das Schloss, der Bowdenzug 40 und das Sperrmittel 60 der 1 und 2 eine Kraftfahrzeug-Schließeinrichtung 75, die in vorteilhafter Weise eine deformationsbedingte Sperrung des Bowdenzuges 40 in dem hier gezeigten Ausführungsbeispiel vermittels Formschlusses herbeiführt. Es sei jedoch angemerkt, dass auch andere Möglichkeiten der Sperrung, insbesondere vermittels Kraftschlusses und/oder Reibschlusses, vorgesehen sein können.
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In 3 ist eine gegenüber der in 1 gezeigten Ausführungsform alternative Ausführungsform gezeigt. Diese weist neben den in der 1 dargestellten Elementen zusätzlich eine Crashsperre 80 auf, die einen um eine Schwenkachse 85 drehbar gelagerten Hebel 90 umfasst. Der Sperrhebel 55 seinerseits weist an seinem dem Filmscharnier 55 distal entfernten Ende einen als Vorsprung ausgebildeten Feststellabschnitt 95 auf, der in einer deformationsfreien Situation von dem dem Ausgleichsgewicht 35 distal entfernten Ende des Hebels 90 beabstandet ist. Bei einem hier nicht gezeigten Deformation hingegen, bei welcher der Abstand d unterschritten wird, liegt der Feststellabschnitt 95 derart gegen den Hebel 90 an, dass dieser um die Schenkachse 85 in Richtung Ausgleichsgewicht 35 bewegt wird (vgl. gekrümmter Pfeil in 3) und dieses kraft-, form- und/oder reibschlüssig sperrt. Mithin unterstützt der Hebel 90 die durch den Vorsprung 65 induzierte Feststellung bzw. Sperrung des Ausgleichsgewichtes 35 und, infolgedessen, des Bowdenzuges 40.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Kraftfahrzeug
- 5
- Kraftfahrzeugtür
- 10
- Türinnenblech
- 15
- Außenhaut
- 20
- Innenraum
- 25
- Träger
- 30
- Türgriff
- 35
- Ausgleichsgewicht
- 40
- Bowdenzug
- 45
- Ausnehmung
- 50
- Filmscharnier
- 55
- Sperrhebel
- 60
- Sperrmittel
- 65
- Vorsprung
- 70
- Anlagemittel
- 75
- Kraftfahrzeug-Schließeinrichtung
- 80
- Crashsperre
- 85
- Schwenkachse
- 90
- Hebel
- 95
- Feststellabschnitt
- d
- Abstand
- x,y,z
- Achsen eines kraftfahrzeugeigenen kartesischen Koordinatensystems gemäß ISO 4130-1978
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102009053553 A1 [0002]
- DE 102011000339 A1 [0002]