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Die Erfindung betrifft ein Niederspannungs-Schutzschaltgerät mit zumindest zwei netzspannungsunabhängig agierenden Auslösevorrichtungen.
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Elektromechanische Schutzschaltgeräte - beispielsweise Leistungsschalter, Leitungsschutzschalter, Fehlerstromschutzschalter sowie Lichtbogen- bzw. Brandschutzschalter - dienen der Überwachung sowie der Absicherung eines elektrischen Stromkreises und werden insbesondere als Schalt- und Sicherheitselemente in elektrischen Energieversorgungs- und Verteilnetzen eingesetzt. Zur Überwachung und Absicherung des elektrischen Stromkreises wird das Schutzschaltgerät über zwei oder mehrere Anschlussklemmen mit einer elektrischen Leitung des zu überwachenden Stromkreises elektrisch leitend verbunden, um bei Bedarf den elektrischen Strom in der jeweiligen überwachten Leitung zu unterbrechen. Das Schutzschaltgerät weist hierzu zumindest einen Schaltkontakt auf, der bei Auftreten eines vordefinierten Zustandes - beispielsweise bei Erfassen eines Kurzschlusses oder eines Fehlerstromes - geöffnet werden kann, um den überwachten Stromkreis vom elektrischen Leitungsnetz zu trennen. Derartige Schutzschaltgeräte sind auf dem Gebiet der Niederspannungstechnik auch als Reiheneinbaugeräte bekannt.
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Leistungsschalter sind speziell für hohe Ströme ausgelegt. Ein Leitungsschutzschalter(sogenannter LS-Schalter), welcher auch als „Miniature Circuit Breaker“ (MCB) bezeichnet wird, stellt in der Elektroinstallation eine sogenannte Überstromschutzeinrichtung dar und wird insbesondere im Bereich der Niederspannungsnetze eingesetzt. Leistungsschalter und Leitungsschutzschalter garantieren ein sicheres Abschalten bei Kurzschluss und schützen Verbraucher und Anlagen vor Überlast. Auf diese Weise werden beispielsweise elektrische Leitungen vor Beschädigung durch zu starke Erwärmung in Folge eines zu hohen elektrischen Stromes geschützt.
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Ein Fehlerstromschutzschalter ist eine Schutzeinrichtung zur Gewährleistung eines Schutzes gegen einen gefährlichen Fehlerstrom in einer elektrischen Anlage. Ein derartiger Fehlerstrom - welcher auch als Differenzstrom bezeichnet wird - tritt auf, wenn ein spannungsführendes Leitungsteil einen elektrischen Kontakt gegen Erde aufweist. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn eine Person ein spannungsführendes Teil einer elektrischen Anlage berührt: in diesem Fall fließt der Strom als Fehlerstrom durch den Körper der betreffenden Person gegen die Erdung ab. Zum Schutz gegen derartige Körperströme muss der Fehlerstromschutzschalter bei Auftreten eines derartigen Fehlerstroms die elektrische Anlage schnell und sicher allpolig vom Leitungsnetz trennen. Im Allgemeinen Sprachgebrauch werden anstelle des Begriffs „Fehlerstromschutzschalter“ auch die Begriffe FI-Schutzschalter (kurz: FI-Schalter), Differenzstromschutzschalter (kurz: DI-Schalter) oder RCD (für „Residual Current Protective Device“) gleichwertig verwendet.
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Bei Fehlerstromschutzschaltern wird ferner zwischen netzspannungsabhängigen und netzspannungsunabhängigen Gerätetypen unterschieden: während netzspannungsabhängige Fehlerstromschutzschalter eine Steuerungselektronik mit einem Auslöser aufweisen, die zur Erfüllung ihrer Funktion auf eine Hilfs- oder Netzspannung angewiesen ist, benötigen netzspannungsunabhängige Fehlerstromschutzschalter zur Realisierung der Auslösefunktion keine Hilfs- oder Netzspannung, sondern weisen zur Realisierung der netzspannungsunabhängigen Auslösung in der Regel einen etwas größeren Summenstromwandler auf, wodurch ein größerer Induktionsstrom in der Sekundärwicklung erzeugt werden kann.
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Daneben existieren auch Gerätebauformen, bei denen die Funktionalität eines Fehlerstrom-Schutzschalters mit der Funktionalität eines Leitungsschutzschalters kombiniert wird: derartige kombinierte Schutzschaltgeräte werden im Deutschen als FI/LS oder im englischsprachigen Raum als RCBO (für Residual current operated Circuit-Breaker with Overcurrent protection) bezeichnet. Diese Kombigeräte haben im Vergleich zu getrennten Fehlerstrom- und Leitungsschutzschaltern den Vorteil, dass jeder Stromkreis seinen eigenen Fehlerstrom-Schutzschalter aufweist: Normalerweise wird ein einziger FehlerstromSchutzschalter für mehrere Stromkreise verwendet. Kommt es zu einem Fehlerstrom, werden somit in Folge alle abgesicherten Stromkreise abgeschaltet. Durch den Einsatz von RCBOs wird nur der jeweils betroffene Stromkreis abgeschaltet.
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Zur Erfassung eines derartigen Fehler- bzw. Differenzstromes wird die Größe des Stromes in einer zu einem elektrischen Verbraucher hinführenden Leitung, beispielsweise einer Phasenleitung, mit der Größe des Stromes in einer vom elektrischen Verbraucher zurückführenden Leitung, beispielsweise eines Neutralleiters, mit Hilfe eines sogenannten Summenstromwandlers verglichen. Dieser weist einen ringförmigen Magnetkern auf, durch den die Primärleiter (hin- und rückführende elektrische Leitungen) hindurchgeführt sind. Der Magnetkern selbst ist mit einem Sekundärleiter bzw. einer Sekundärwicklung umwickelt. Im fehlerstromfreien Zustand ist die Summe der zu dem Verbraucher hinfließenden elektrischen Ströme gleich der Summe der vom Verbraucher zurückfließenden elektrischen Ströme. Werden die Ströme vektoriell, d.h. richtungsbezogen bzw. vorzeichenbehaftet, addiert, so folgt hieraus, dass die vorzeichenbehaftete Summe der elektrischen Ströme in den Hin- und Rückleitungen im fehlerstromfreien Zustand gleich Null ist: im Sekundärleiter wird kein Induktionsstrom induziert. Im Unterschied dazu ist im Falle eines Fehler- bzw. Differenzstromes, der gegen Erde abfließt, die im Summenstromwandler erfasste Summe der hin- beziehungsweise zurückfließenden elektrischen Ströme ungleich Null. Die dabei auftretende Stromdifferenz führt dazu, dass an der Sekundärwicklung eine der Stromdifferenz proportionale Spannung induziert wird, wodurch ein Sekundärstrom in der Sekundärwicklung fließt. Dieser Sekundärstrom dient als Fehlerstromsignal und führt nach Überschreiten eines vorbestimmten Wertes zum Auslösen des Schutzschaltgerätes und infolgedessen - durch Öffnen des zumindest einen Schaltkontaktes des Schutzschaltgerätes - zur Abschaltung des entsprechend abgesicherten Stromkreises.
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Da die auf diese Weise ermittelten Differenzströme in der Regel vergleichsweise klein sind, verfügen Sie auch nur über eine geringe Energiedichte. Daher kann der Fehlerstrom nicht, wie beispielsweise bei einem Leitungsschutzschalter, direkt und unmittelbar zur Auslösung eines Schaltschlosses - beispielsweise mit Hilfe einer Magnetspule und einem Schlaganker im Falle einer Kurzschlussauslösung - verwendet werden. Stattdessen wird zur Realisierung der netzspannungsunabhängigen Fehlerstrom-Auslösung in der Regel ein elektromechanisches Auslöserelais, das auch als Magnetauslöser bezeichnet wird, verwendet. Eine derartige elektromagnetische Auslösevorrichtung ist beispielsweise aus der deutschen Patentschrift DE°197°35°413°B4 bekannt.
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Da bei Anwendungen in der Elektroinstallationstechnik der zur Verfügung stehende Bauraum - beispielsweise in einem Elektroinstallationsverteiler - zumeist stark begrenzt ist, besteht die Notwendigkeit, die Schutzschaltgeräte möglichst kompakt zu gestalten. Auf der anderen Seite werden immer mehr Funktionalitäten in die Geräte integriert bzw. Kombigeräte entwickelt, welche den Funktionsumfang mehrerer Einzelgeräte abdecken: so gibt es beispielsweise sogenannte FI/LS-Schutzschaltgeräte, welche den Funktionsumfang eines herkömmlichen Fehlerstromschutzschalters (FI) mit dem eines Leitungsschutzschalters (LS) kombinieren. Weiterhin sollen immer höhere Nennstromstärken realisiert werden. Diese Entwicklungen führen allesamt dazu, dass im Inneren der Geräte immer weniger Bauraum zur Verfügung steht.
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Im Zuge der zunehmenden Digitalisierung besteht darüber hinaus seitens einiger Anwender die Anforderung, den Status der in einer Elektroinstallation verbauten Schaltgeräte erfassen und an eine zentrale Leitstelle übertragen zu können. Bei kombinierten Schaltgeräten, beispielsweise einem FI/LS, die bauartbedingt mehrere Auslöseursachen erfassen können, soll darüber hinaus eine Information bereitgestellt werden können, welches Auslöseereignis ursächlich für die Auslösung des Schaltgerätes, und damit für die Abschaltung des durch das Schaltgerät abgesicherten Stromkreises, verantwortlich war.
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Es ist deshalb die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein Niederspannungs-Schutzschaltgerät bereitzustellen, welches die oben beschriebene Funktionalität hinsichtlich der Erfassung und Übermittlung der geforderten Informationen bereitstellt und dabei kompakt gestaltet und kostengünstig herstellbar ist.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch das Niederspannungs-Schutzschaltgerät gemäß Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Das erfindungsgemäße Niederspannungs-Schutzschaltgerät weist einen in einem Isolierstoffgehäuse angeordneten Schaltkontakt sowie ein Schaltschloss auf, welches mit dem Schaltkontakt mechanisch gekoppelt ist, um ein Öffnen oder Schließen des Schaltkontakts zu bewirken. Weiterhin weist das Schutzschaltgerät eine netzspannungsunabhängig agierende Auslösevorrichtung auf, welche dazu ausgebildet ist, bei Auftreten eines dieser Auslösevorrichtung zugeordneten, vordefinierten Auslöse-Ereignisses auf das Schaltschloss einzuwirken, um ein Öffnen des Schaltkontakts zu initiieren. Ferner weist das Schutzschaltgerät eine Detektions-Vorrichtung mit einem der Auslösevorrichtung eindeutig zugeordneten Sensorelement auf, welches zur Erfassung des dieser Auslösevorrichtung zugeordneten Auslöse-Ereignisses ausgebildet ist. Die Detektions-Vorrichtung weist dabei eine Steuereinrichtung auf, die mit dem Sensorelement gekoppelt ist, sowie eine mit der Steuereinrichtung gekoppelte Kommunikations-Schnittstelle zur Übermittlung des ermittelten Auslöse-Ereignisses.
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Hieraus ergibt sich der Vorteil, dass auch für Schutzschaltgeräte mit einer netzspannungsunabhängig agierenden Auslösevorrichtung im Auslösefall - d.h. bei einer Auslösung des Schutzschaltgerätes - eine detaillierte Information über das die Auslösung initiierende Ereignis ausgegeben werden kann. Dies ist insbesondere dann von Interesse, wenn das Schutzschaltgerät über mehrere Auslösevorrichtungen verfügt, von denen zumindest eine netzspannungsunabhängig arbeitet, beispielsweise bei einem FI/LS, d.h. einem kombinierten Fehlerstrom-/Leitungsschutzschalter, der eine Auslösevorrichtung des Fehlerstromteils sowie in der Regel zwei Auslösevorrichtungen des Leitungsschutzschalters - für die Kurzschluss- bzw. Überlastauslösung - aufweist.
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In diesem Zusammenhang sind mit dem Begriff „netzspannungsunabhängige Auslösevorrichtung“ solche Auslösevorrichtungen für ein Schutzschaltgerät zu verstehen, welche zur Erfüllung ihrer Funktion keine eigene Netz- oder Versorgungsspannung zur Realisierung der ihnen obliegenden Funktionen benötigen. Schutzschaltgeräte mit netzspannungsunabhängig agierenden Auslösevorrichtungen weisen in der Regel keine eigene Logik, z.B. in Gestalt eines Mikrocontrollers, auf, welche bei Vorliegen eines vordefinierten Zustandes die Auslösung des Schutzschaltgerätes veranlasst. Stattdessen funktionieren Schutzschaltgeräte mit netzspannungsunabhängig agierenden Auslösevorrichtungen in der Regel rein elektromechanisch.
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Beispielsweise weisen herkömmliche Leitungsschutzschalter in der Regel zwei Auslösevorrichtungen auf: eine für die Auslösung im Kurzschlussfall, eine weitere für die Auslösung im Falle einer elektrischen Überlast, für die Kurzschlussauslösung wird in der Regel ein Magnetauslöser verwendet, bei dem durch den hohen Kurzschlussstrom ein Magnetanker betätigt wird, welche mechanisch auf das Schaltschloss einwirkt, um die Öffnung des Schaltkontakts und damit die Auslösung des Schutzschaltgerätes zu bewirken. Für die Auslösung im Falle einer Überlast wird in der Regel ein Bimetallelement verwendet, welches sich aufgrund des elektrischen Stroms erwärmt und aufgrund der Erwärmung verformt. Fließt über einen bestimmten Zeitraum ein zu hoher elektrischer Strom, so wird die entsprechende Verformung des Bimetalls ebenfalls mechanisch an das Schaltschloss übertragen, was wiederum zu dessen Auslösung und damit zur Öffnung des Schaltkontakts führt.
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Bei Auftreten des durch das Sensorelement zu erfassenden, vordefinierten Auslöse-Ereignisses wirkt die Auslösevorrichtung direkt oder indirekt auf das Schaltschloss ein, um ein Öffnen des Schaltkontakts - und damit ein Trennen des zu überwachenden Stromkreises vom Leitungsnetz - zu bewirken. Die Erfassung des Auslöse-Ereignisses der dem Sensorelement zugeordneten Auslösevorrichtung erfolgt dabei durch eine Überwachung des mechanischen Auslösezustandes der Auslösevorrichtung durch das Sensorelement. Für das Sensorelement sind dabei verschiedene Sensoren bzw. Sensortechnologien - beispielsweise basierend auf optischen, mechanischen oder magnetische Wirkprinzipien - zur Erfassung des Auslöse-Ereignisses einsetzbar, um den Auslösezustand der jeweiligen Auslösevorrichtung zu erfassen. Hinsichtlich der Art der Kopplung des Sensorelements mit der Steuereinrichtung kommen ebenfalls verschiedene Möglichkeiten in Frage: denkbar sind hier sowohl eine elektrisch leitende Verbindung, aber auch eine optische oder mechanische Kopplung.
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Das so ermittelte Auslöse-Ereignis kann dann an mit Hilfe der mit der Steuereinrichtung gekoppelten Kommunikations-Schnittstelle übermittelt bzw. übertragen, ausgegeben oder angezeigt werden. Diese Übertragung kann dabei sowohl drahtgebunden, beispielsweise bei Geräte-interner Anzeige, aber auch drahtlos, insbesondere bei Geräte-externer Anzeige, erfolgen. Als Anzeigeelemente stehen die verschiedensten Anzeigen zur Verfügung: beispielsweise kommen bei Geräte-interner Anzeige Lämpchen, (Mehrfarben-)Leuchtdioden oder Displays in Frage. Eine Geräte-externe Anzeige kann beispielsweise durch Übertragung der Information auf ein mobiles Endgerät oder an eine Leitstelle erfolgen - als Anzeigeelemente kommen hier in der Regel Displays oder Monitore in Betracht.
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In einer vorteilhaften Weiterbildung weist das Schutzschaltgerät zumindest eine weitere netzspannungsunabhängig agierende Auslösevorrichtung auf, welche dazu ausgebildet ist, bei Auftreten eines dieser Auslösevorrichtung zugeordneten, vordefinierten weiteren Auslöse-Ereignisses auf das Schaltschloss einzuwirken, um ein Öffnen des Schaltkontakts zu initiieren.
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Insbesondere bei Schutzschaltgeräten mit mehreren netzspannungsunabhängig agierenden Auslösevorrichtungen ist eine Information darüber, welche Auslösevorrichtung - und damit welches Ereignis - für die Auslösung des Schutzschaltgerätes ursächlich war, wünschenswert. Beispielsweise ist es bei Auslösung eines FI/LS-Schutzschaltgerätes, d.h. eines kombinierten Fehlerstrom-/Leitungsschutzschalters, dann möglich, eine Information dahingehend auszugeben, ob der FI-Teil oder der LS-Teil des Schutzschaltgerätes dessen Auslösung bewirkt hat. Gleiches gilt für eine Kombination eines Leitungsschutzschalters oder eines FI/LS mit einem Brandschutzschalter.
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In einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung des Schutzschaltgerätes weist die Detektions-Vorrichtung zumindest ein weiteres Sensorelement auf, welches zur Erfassung des weiteren Auslöse-Ereignisses der weiteren Auslösevorrichtung ausgebildet ist, wobei auch das weitere Sensorelement mit der Steuereinrichtung gekoppelt ist.
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Mit der Anzahl der netzspannungsunabhängig agierenden Auslösevorrichtungen und damit der Anzahl der zu erfassenden, unterschiedlichen Auslöse-Ereignisse steigt auch die Anzahl der hierfür benötigten Sensorelemente, um das jeweilige, zur Auslösung des Schutzschaltgerätes führende Auslöse-Ereignisses zweifelsfrei identifizieren zu können.
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In einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung des Schutzschaltgerätes sind die netzspannungsunabhängig agierende Auslösevorrichtung sowie die zumindest eine weitere Auslösevorrichtung ein magnetischer Auslöser und/oder ein thermischer Auslöser und/oder ein Fehlerstrom-Auslöser.
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Der magnetische Auslöser zur Erfassung und Unterbrechung eines Kurzschlussstromes besteht im Wesentlichen aus einer Spule sowie einem relativ dazu beweglich gelagerten Stößel. Tritt ein Kurzschluss auf, so bewirkt das von der Spule erzeugte Magnetfeld eine Bewegung des Ankers, welche auf das Schaltschloss einwirkt und in der Folge zur Auslösung des Schutzschaltgerätes führt. Der thermische Auslöser dient zur Erfassung einer Überlast, d.h. eines über einen definierten Zeitraum zu hohen elektrischen Stromes. Hierzu weist der thermische Auslöser ein Thermoelement, beispielsweise ein Bimetall oder ein Formgedächtnis-Element, auf, welches sich bei einer entsprechenden Erwärmung verformt. Diese durch die Verformung bedingte Bewegung wird auf das Schaltschloss übertragen, was wiederum zur Auslösung des Schutzschaltgerätes führt. Sowohl der magnetische Auslöser als auch der thermische Auslöser benötigen keine eigene Stromversorgung, sondern arbeiten unabhängig von einer Netzspannung.
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Ein netzspannungsunabhängig arbeitender Fehlerstrom-Auslöser weist in der Regel einen Summenstromwandler, auf, welcher im Wesentlichen aus einem mit einer Sekundärwicklung umwickelten Wandlerkern besteht und alle Stromleiter des zu schützenden Stromkreises umfasst. Im fehlerfreien Zustand heben sich im Summenstromwandler die magnetischen Wirkungen der stromdurchflossenen Leiter auf - es entsteht kein Restmagnetfeld, welches eine Spannung auf die Sekundärwicklung des Summenstromwandlers induzieren könnte. Tritt jedoch ein Fehlerstrom - beispielsweise durch einen Isolationsfehler in dem zu schützenden Stromkreis - auf, so verbleibt ein Restmagnetfeld im Wandlerkern, welches in der Sekundärwicklung eine elektrische Spannung erzeugt. Diese Spannung wird genützt, um über einen Haltemagnet-Auslöser mechanisch auf das Schaltschloss einzuwirken, um den mit dem Schaltschloss mechanisch gekoppelten Schaltkontakt zu öffnen und somit eine Auslösung des Schutzschaltgerätes zu bewirken.
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In einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung des Schutzschaltgerätes ist zumindest eine der netzspannungsunabhängig agierenden Auslösevorrichtungen durch einen mechanischen Mitnehmer oder ein manuell betätigbares Bedienelement gebildet.
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Das Bedienelement dient der manuellen Betätigung, d.h. dem Ein und Ausschalten des Schutzschaltgerätes von Hand. Über den mechanischen Mitnehmer kann ein Auslösen des Schutzschaltgerätes von außen initiiert werden - beispielsweise durch ein mit dem Schutzschaltgerät gekoppelten Brandschutzschalters, welcher lediglich der Erfassung ihm zugeordneter Auslöse-Ereignisse dient und über keine eigenen Schaltkontakte zur Unterbrechung der überwachten elektrischen Leitung verfügt. Im Sinne der Erfindung werden der mechanische Mitnehmer und das manuell betätigbare Bedienelement ebenfalls als netzspannungsunabhängig agierenden Auslösevorrichtungen angesehen, um auch die diesen Auslösevorrichtungen zugeordneten Auslöse-Ereignisse - das Ausschalten des Schutzschaltgerätes von Hand über das manuell betätigbares Bedienelement bzw. das initiieren der Auslösung durch ein über den mechanischen Mitnehmer angekoppelten Gerätes - einwandfrei erfassen, d.h. von den anderen Auslöse-Ereignissen unterscheiden zu können.
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In einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung des Schutzschaltgerätes ist die Anzahl n der netzspannungsunabhängig agierenden Auslösevorrichtungen um zumindest eins größer als die Anzahl m der den Auslösevorrichtungen unmittelbar und eindeutig zugeordneten Sensorelemente.
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Hat das Schutzschaltgerät ausgelöst, so ist für die Beantwortung der Frage, welche der n Auslösevorrichtungen hierfür verantwortlich war, eine Anzahl m = n-1 an Sensorelementen erforderlich. Mit anderen Worten: einer der Auslösevorrichtungen ist kein Sensorelement zugeordnet. Hat im Falle einer Auslösung keines der den Auslösevorrichtungen unmittelbar und eindeutig zugeordneten Sensorelemente ein entsprechendes Signal erfasst, so kommt als Initiator für die Auslösung lediglich noch die verbleibende Auslösevorrichtung in Frage, der kein Sensorelement zugeordnet ist. Im Falle eines einfachen Leitungsschutzschalters, der über eine magnetische sowie eine thermische Auslösevorrichtung verfügt, würde ein Sensorelement ausreichen, um die Frage, welche der beiden Auslösevorrichtungen die Auslösung des Schutzschaltgerätes bewirkt hat, zweifelsfrei zu beantworten.
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In einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung des Schutzschaltgerätes weist die Steuereinrichtung eine Flachbaugruppe zur Erfassung und Verarbeitung der Signale der Sensorelemente sowie eine Energieversorgungseinrichtung auf.
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Um die Energieversorgung der Steuereinrichtung zu gewährleisten kommen mehrere Alternativen in Frage: hierfür kann beispielsweise eine Batterie oder ein Akkumulator, ein Kondensator oder ein eigenes Netzteil verwendet werden. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass die von den Sensorelementen erfassten Signale / Informationen jederzeit erfasst und verarbeitet werden können.
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In einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung des Schutzschaltgerätes weist die Detektionsvorrichtung eine Anzeigeeinrichtung auf, welche mit der Kommunikations-Schnittstelle oder direkt mit der Steuereinrichtung gekoppelt und zur Anzeige des jeweiligen Auslöse-Ereignisses ausgebildet ist.
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Auf diese Weise kann das jeweilige Auslöse-Ereignis entweder unmittelbar am Schutzschaltgerät - beispielsweise mittels eines Lämpchens/einer LED, einer 7-Segment-Anzeige oder eines Displays - angezeigt oder über die Kommunikations-Schnittstelle an eine übergeordnete Einheit - beispielsweise ein mobiles Gerät, aber auch eine Leitstelle oder Leitwarte - übertragen werden, um dort weiterverarbeitet oder auf einem Anzeigeelement angezeigt zu werden. Die Übermittlung bzw. Übertragung an ein Geräte-internes Anzeigeelement kann dabei sowohl drahtgebunden als auch drahtlos erfolgen; die Übermittlung bzw. Übertragung an eine externe Einheit, beispielsweise ein mobiles Endgerät oder eine Leitwarte, ist vorteilhafter Weise drahtlos realisiert.
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In einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung des Schutzschaltgerätes ist das Auslöse-Ereignis drahtlos an die Anzeigeeinrichtung übermittelbar.
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Insbesondere bei einer Übermittlung der Information an eine Geräte-externer Anzeigeeinrichtung ist eine drahtlose Übermittlung bzw. Übertragung mit Hilfe der Kommunikations-Schnittstelle vorteilhaft, da hierdurch der Verdrahtungsaufwand bei der Installation des Schutzschaltgerätes reduziert werden kann. Dies gilt insbesondere bei einer Vielzahl zu installierender Schutzschaltgeräte.
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In einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung weist das Schutzschaltgerät ist das Isolierstoffgehäuse modular aufgebaut und weist ein Hauptmodul sowie ein mit dem Hauptmodul gekoppeltes Kommunikationsmodul auf. Die zumindest eine Auslösevorrichtung sowie das zumindest eine Sensorelement sind dabei im Hauptmodul angeordnet, wohingegen die Kommunikations-Schnittstelle in dem Kommunikationsmodul angeordnet ist.
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Unter dem Begriff „angeordnet“ ist zu verstehen, dass die jeweiligen Komponenten - beispielsweise das Sensorelement oder die Kommunikationsschnittstelle - in dem jeweiligen Gehäuse aufgenommen und gehaltert sind. Weiterhin ist unter dem Begriff „gekoppelt“ sowohl eine mechanische Kopplung, als auch eine elektrische bzw. informatorische Kopplung zu verstehen.
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Aus dieser modularen Bauweise ergibt sich der Vorteil, dass die durch das Kommunikationsmodul bereitgestellte Funktionalität nicht in jedem Schutzschaltgerät bzw. in jedem Schutzschaltgeräte-Typ vorgehalten werden muss. Wird die Funktionalität benötigt, so kann das jeweilige Schutzschaltgerät, beispielsweise ein Leitungsschutzschalter, ein kombinierter FI/LS, aber auch ein FI/LS oder Leitungsschutzschalter mit zusätzlich integrierter Brandschutz-Funktionalität, durch Ankopplung des Kommunikationsmoduls um die Kommunikations-Funktionalität erweitert werden. Die Anzahl an unterschiedlichen Geräten und Varianten kann dadurch gering gehalten werden, was sich senkend auf die Entwicklungs-, Lagerhaltungs- und Logistikkosten auswirkt.
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In einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung des Schutzschaltgerätes ist auch die Steuereinrichtung in dem Hauptmodul angeordnet und mit der im Kommunikationsmodul angeordneten Kommunikations-Schnittstelle gekoppelt.
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Bei der Kopplung zwischen der im Hauptmodul angeordneten Steuereinrichtung und der der im Kommunikationsmodul angeordneten Kommunikations-Schnittstelle handelt es sich vorwiegend um eine informationstechnische Kopplung, so dass zwischen den beiden Elementen - der Steuereinrichtung und sowie der Kommunikations-Schnittstelle - Daten ausgetauscht werden können. Daher kann diese Kopplung beispielsweise elektrisch leitend, aber auch optisch - z.B. mittels einer Glasfaser - realisiert sein.
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In einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung des Schutzschaltgerätes weist das Kommunikationsmodul eine Energieversorgungsschnittstelle zur Energieversorgung der Steuereinrichtung auf.
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Hieraus ergibt sich der Vorteil, dass die im Hauptmodul angeordnete Steuereinrichtung über das Kommunikationsmodul mit elektrischer Energie versorgt werden kann, so dass keine eigene, zusätzliche Energieversorgungseinrichtung im Hauptmodul erforderlich ist. Der Aufbau der Geräte - insbesondere hinsichtlich der kompakten Anordnung der einzelnen Komponenten bei gleichzeitig relativ beengtem Bauraum - wird dadurch deutlich vereinfacht.
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Im Folgenden werden Ausführungsbeispiele des Niederspannungs-Schutzschaltgerätes unter Bezug auf die beigefügten Figuren näher erläutert. In den Figuren sind:
- 1 eine schematische Darstellung des prinzipiellen Aufbaus eines Niederspannungs-Schutzschaltgerätes am Beispiel eines FI/LS;
- 2 eine schematische Darstellung des Schutzschaltgerätes aus 1 mit den prinzipiell möglichen Positionen der Sensorelemente;
- 3 eine schematische Darstellung des aus den 1 und 2 bekannten Schutzschaltgerätes mit integrierter Detektions-Vorrichtung;
- 4 eine schematische Darstellung eines Niederspannungs-Schutzschaltgerätes mit modularem Gehäuseaufbau.
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In den verschiedenen Figuren der Zeichnung sind gleiche Teile stets mit dem gleichen Bezugszeichen versehen. Die Beschreibung gilt für alle Zeichnungsfiguren, in denen das entsprechende Teil ebenfalls zu erkennen ist.
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1 zeigt eine schematische Darstellung des prinzipiellen Aufbaus eines Niederspannungs-Schutzschaltgerätes 1 am Beispiel eines kombinierten Leitungsschutz-/Fehlerstrom-Schutzschalters (FI/LS). Das Schutzschaltgerät 1 dient der Überwachung eines elektrischen Stromkreises (nicht dargestellt) und weist ein Isolierstoffgehäuse 2 auf, an dessen Frontseite F ein Betätigungselement 3 zur manuellen Betätigung, d.h. zum manuellen Ein- und Ausschalten des Schutzschaltgerätes 1 angeordnet ist. Über eine der Frontseite F gegenüberliegend angeordnete Befestigungsseite B ist das Isolierstoffgehäuse 2 an einer Trag- oder Hutschiene, wie sie beispielsweise in einem Elektroinstallationsverteiler zur Befestigung der dort zu montierenden Schutzschaltgeräte eingesetzt werden, befestigbar.
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Zum Unterbrechen des zu überwachenden elektrischen Stromkreises weist das Schutzschaltgerät 1 einen Schaltkontakt 6, bestehend aus einem ortsfest im Isolierstoffgehäuse 2 angeordneten Festkontakt 4 sowie einen relativ dazu bewegbaren Bewegkontakt 5, auf. Über ein Schaltschloss 7, welches die zum Öffnen und Schließen des Schaltkontakts 6 erforderlichen mechanischen Kräfte bereitstellt, ist der Bewegkontakt 5 betätigbar und mit dem Betätigungselement 3 mechanisch gekoppelt. Über zwei im Bereich der Schmalseiten S des Isolierstoffgehäuses 2 angeordnete Anschlussklemmen 8 und 9 ist das Schutzschaltgerät 1 mit den Leitungen des zu überwachenden Stromkreises elektrisch leitend verbindbar.
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Weiterhin weist das als FI/LS ausgebildete Niederspannungs-Schutzschaltgerät 1 mehrere netzspannungsunabhängig agierende Auslösevorrichtungen 10, 20, 30 auf: eine netzspannungsunabhängige erste Auslösevorrichtung 10 ist durch einen Magnetauslöser gebildet, wie er zur Auslösung bei Auftreten eines elektrischen Kurzschlusses in Leitungsschutzschaltern (LS) eingesetzt wird. Die erste Auslösevorrichtung 10 ist ortsfest im Isolierstoffgehäuse 2 aufgenommen und gehaltert und elektrisch zwischen der links dargestellten Anschlussklemme 8 (Eingangsklemme) und dem Festkontakt 4 angeordnet. Sie weist eine massive Spule 11 sowie einen relativ dazu bewegbaren Anker 12 auf. Wird die Spule 11 von einem Kurzschlussstrom durchflossen, wird hierdurch ein starkes Magnetfeld erzeugt, welches auf den Anker 12 einwirkt und diesen relativ zu Spule 11 in Richtung des Schaltkontakts 6 bewegt. Dabei wirkt der Anker 12 mechanisch - direkt oder indirekt - auf das Schaltschloss 7 ein, um auf diese Weise ein Öffnen des Schaltkontakts 6 zu initiieren. Dieses „Einwirken“ ist über eine erste Wirkverbindung 13 schematisch dargestellt. Unter dem Begriff „indirekt“ ist dabei zu verstehen, dass der Anker 12 auch einen mechanischen Impuls unmittelbar auf den Bewegkontakt 5 selbst ausüben kann, um diesen auf direktem Wege vom Festkontakt 4 wegzubewegen und dergestalt ein Öffnen des Schaltkontakts 6 zu initiieren. Das Schaltschloss 7 wird dann indirekt über die Bewegung des Bewegkontakts 5 ausgelöst.
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Eine netzspannungsunabhängige zweite Auslösevorrichtung 20 ist durch einen Überlastauslöser gebildet, wie er zur Auslösung bei Auftreten einer elektrischen Überlast in Leitungsschutzschaltern (LS) eingesetzt wird. Hierfür wird zumeist ein Bimetallelement 21 verwendet, welches elektrisch zwischen der rechten Anschlussklemme 9 (Ausgangsklemme) und dem Bewegkontakt 5 angeordnet ist. Mit dem Bewegkontakt 5 ist das Bimetallelement 21 über eine Litze 22 elektrisch leitend verbunden. Fließt über einen vordefinierten Zeitraum ein zu hoher elektrischer Strom, so wird das Bimetallelement 21 erwärmt. Bei Überschreiten einer vordefinierten Temperatur verformt sich das Bimetallelement 21 und wirkt über eine zweite Wirkverbindung 23, welche beispielsweise durch ein mechanisches Koppelement gebildet sein kann, auf das Schaltschloss 7 ein, um derart ein Öffnen des Schaltkontakts 6 zu initiieren.
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Eine netzspannungsunabhängig agierende dritte Auslösevorrichtung 30 ist durch einen Haltemagnetauslöser gebildet, wie er zur Auslösung in einem netzspannungsunabhängigen Fehlerstromschutzschalter (RCD) eingesetzt wird. Ein derartiger Haltemagnetauslöser weist einen empfindlichen Haltemagneten 31 auf, dessen Magnetfeld einen Stößel 32 gegen eine Federkraft in einer Ruheposition hält. Bei Auftreten eines Fehlerstroms wird das Magnetfeld derart geschwächt, dass der Stößel 31 nicht mehr in seiner Ruheposition gehalten werden kann, sondern in seine Ausgelöst-Position bewegt wird, wobei er über eine mechanische dritte Wirkverbindung 33 auf das Schaltschloss 7 einwirkt, um dergestalt ein Öffnen des Schaltkontakts 6 zu initiieren.
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Ferner weist das hier dargestellte Schutzschaltgerät 1 einen sogenannten mechanischen Mitnehmer 40 zur mechanischen Ankopplung eines externen Schaltgerätes - beispielsweise eines Fernauslösers oder eines Hilfsschalters - auf. Der Mitnehmer 40 ist im Isolierstoffgehäuse 2 drehbar gelagert, mit dem Schaltschloss 7 mechanisch gekoppelt und über eine Öffnung im Isolierstoffgehäuse 2 von außen betätigbar. Wird der Mitnehmer 40 entsprechend betätigt, so wirkt er über eine vierte Wirkverbindung 43 auf das Schaltschloss 7 ein, um derart ein Öffnen des Schaltkontakts 6 zu initiieren.
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Das Betätigungselement 3 ist ebenfalls mechanisch mit dem Schaltschloss 7 gekoppelt und wirkt über eine weitere, fünfte Wirkverbindung 53 auf das Schaltschloss 7 ein, um derart ein durch manuelle Betätigung des Schutzschaltgerätes 2 bedingtes Öffnen des Schaltkontakts 6 zu initiieren. Die mechanischen Wirkverbindungen 13, 23, 33, 43 und 53 können allesamt unabhängig voneinander bestehen; es ist jedoch ebenso möglich, eine oder mehrere der Wirkverbindungen derart zusammenzufassen, dass gebündelte Wirkverbindungen entstehen, welche gemeinsam - im Sinne einer logischen ODER-Verknüpfung - auf das Schaltschloss 7 einwirken.
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In 2 ist das aus 1 bekannte Niederspannungs-Schutzschaltgerät 1 mit prinzipiell möglichen Positionen für die Anordnung von Sensorelemente 14, 24, 34, 44 und 54 schematisch dargestellt. Die Sensorelemente 14, 24, 34, 44 und 54 sind dabei Teil einer Detektionseinrichtung 60 (siehe 3). Ein erstes Sensorelement 14, welches der ersten Auslösevorrichtung 10 zugeordnet ist, ist in unmittelbarer Nähe der ersten Auslösevorrichtung 10 angeordnet und dient der Überwachung des beweglichen Ankers 12. Tritt ein Kurzschluss, der als Auslöse-Ereignis der ersten Auslösevorrichtung 10 definiert ist, auf, so wird der Anker 12 aufgrund des hohen Kurzschlussstromes von seiner Ruheposition in seine Ausgelöst-Position bewegt. Dieser Bewegung wird durch das erste Sensorelement 14 erfasst.
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Ein zweites Sensorelement 24, welches der zweiten Auslösevorrichtung 20 zugeordnet ist, ist in unmittelbarer Nähe der zweiten Auslösevorrichtung 20 angeordnet und dient der Überwachung des Bimetallelements 21. Wird das Bimetallelement 21 aufgrund der Erwärmung durch einen zu hohen Überlaststrom in einer Art und Weise verformt, die ein Auslöse-Ereignis für die zweite Auslösevorrichtung 20 darstellt, so wird diese Bewegung des Bimetallelements 21 durch das zweite Sensorelement 24 erfasst.
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Ein in unmittelbarer Nähe der dritten Auslösevorrichtung 30 angeordnetes drittes Sensorelement 34 dient der Positionsüberwachung des der dritten Auslösevorrichtung zugeordneten Stößels 32: bei Auftreten eines Fehlerstromes, der als Auslöse-Ereignis der dritten Auslösevorrichtung 30 definiert ist, wird der Stößel 32 von seiner Ruheposition in seine Ausgelöst-Position bewegt. Diese Bewegung wird durch das dritte Sensorelement 34 erfasst.
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Ferner sind bei dem in 2 dargestellten Niederspannungs-Schutzschaltgerät 1 zwei weitere Sensorelemente, ein viertes Sensorelement 44 sowie ein fünftes Sensorelemente 54 im Isolierstoffgehäuse 2 angeordnet: das vierte Sensorelement 44 dient dabei der Überwachung der Position des mechanischen Mitnehmers 40: wird dieser betätigt - beispielsweise durch ein an das Schutzschaltgerät 1 angekoppelte weiteres Schaltgerät - so wird kann die Drehbewegung des Mitnehmers 40 durch das vierte Sensorelement 44 erfasst werden. Mit Hilfe des fünften Sensorelements 54 ist eine Überwachung der Schaltstellung des manuell betätigbaren Betätigungselements 3 realisierbar.
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Während die durch die beiden letztgenannten Sensorelemente 44 und 54 erfassten Informationen mit der Schaltstellung (auch „Trip-Stellung“ genannt) des Schutzschaltgerätes 1 korrelieren - d.h. das Schutzschaltgerät 1 ist entweder ein- oder ausgeschaltet - lassen die durch die drei erstgenannten Sensorelemente 14, 24, und 34 erfassten Informationen einen Rückschluss auf das Trip-Ereignis, d.h. dasjenige Ereignis, welches zur Auslösung (=Trip) des Schutzschalgerätes 1 geführt hat, zu. Um alle Zustände - d.h. die Schaltstellung des Schutzschaltgerätes 1 sowie die drei Auslöseursachen - eindeutig zu erfassen und zu beschreiben, müssen zumindest vier Positionen durch Sensorelemente überwacht werden.
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Zur technischen Realisierung der Sensorelemente 14, 24, 34, 44 und 54 können in Abhängigkeit der Umgebungsbedingungen und Anforderungen unterschiedliche Sensortechniken - beispielsweise optische Sensoren, Hall-Sensoren oder kapazitive oder induktive Näherungssensoren - eingesetzt werden. Die Wahl geeigneter Sensortechniken für die Sensorelemente 14, 24, 34, 44 und 54 ist dabei nicht erfindungswesentlich.
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Dem Ausführungsbeispiel gemäß der 1 und 2 liegt der strukturelle Aufbau eines kombinierten Fehlerstrom-/Leitungsschutzschalters (FI/LS) zu Grunde. Erfindungsgemäß könnte anstelle eines FI/LS jedoch auch ein anderes Niederspannungs-Schutzschaltgerät verwendet werden, sofern dieses Schaltgerät - ebenso wie ein FI/LS - eine oder mehrere netzspannungsunabhängig agierende Auslösevorrichtung(en) aufweist. An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass mit dem Begriff „netzspannungsunabhängig“ eine Auslösevorrichtung bezeichnet wird, welche zur Realisierung der ihr obliegenden Funktion keine eigene Versorgungsspannung benötigt. Beispielhaft für die Notwendigkeit einer eigenen Versorgungsspannung sei hier eine Auswertelogik eines Brandschutzschalters zur logischen Differenzierung der erfassten Strom- und Spannungsmesswerte erwähnt: eine derartige Auswertelogik weist zumeist einen Algorithmus auf, der mit Hilfe eines Prozessors, welcher eine dauerhafte Versorgungsspannung benötigt, ausgeführt wird. Eine derartige Auslösevorrichtung wird deshalb als netzspannungsabhängig bezeichnet - im Gegensatz zu der erfindungsgemäßen netzspannungsunabhängigen Auslösevorrichtung. Erfindungsgegenständlich ist ein Schutzschaltgerät jedoch dann, wenn es neben einer oder mehrerer netzspannungsabhängiger Auslösevorrichtung(en) zumindest auch eine netzspannungsunabhängig agierende Auslösevorrichtung aufweist.
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3 zeigt eine schematische Darstellung des aus den 1 und 2 bekannten Niederspannungs-Schutzschaltgerätes 1 mit der Detektions-Vorrichtung 60, zu der auch die Sensorelemente 14, 24, 34, 44 und 54 gehören. Die Detektions-Vorrichtung 60 weist zumeist eine Leiterplatte auf, auf der ein Mikroprozessor 62 angeordnet ist, mit dem die Sensorelemente 14, 24, 34, 44, 54 direkt oder indirekt - beispielsweise über auf der Leiterplatte ausgebildete Kontakte - verbunden sind. Der Mikroprozessor 62 dient dabei der Erfassung der Sensorsignale sowie deren Weiterverarbeitung.
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Weiterhin weist die Detektions-Vorrichtung 60 eine Energieversorgungseinrichtung 61 auf, um den Mikroprozessor 62 und gegebenenfalls die Sensorelemente 14, 24, 34, 44 und 54 mit der benötigten Betriebsspannung zu versorgen. Die Energieversorgungseinrichtung 61 ist vorliegend ebenfalls auf der Leiterplatte angeordnet und kann beispielsweise als Batterie, Akku, Kondensator oder als eigenes Netzteil realisiert sein. Die Stromversorgung des Netzteils kann dabei über die Primärleiter des Schutzschaltgerätes erfolgen.
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Ferner ist ein Anzeigeelement 63, welches an der Frontseite F des Isolierstoffgehäuses 2 angeordnet ist, direkt oder indirekt mit dem Mikroprozessor 62 verbunden. Das Anzeigeelement 63 dient der Anzeige des jeweiligen Auslöse-Ereignisses unmittelbar am Schaltgerät und ist im dargestellten Beispiel als LED, ggf. als Mehrfarben-LED, ausgebildet. Es ist jedoch ebenso möglich, anstelle einer einzelnen LED eine andere Anzeige, beispielsweise mehrere LEDs, ein oder mehrere Mehrfarben-LED, ein Display oder eine 7-Segment-Anzeige, zu verwenden.
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Darüber hinaus weist die Detektions-Vorrichtung 60 eine Kommunikations-Schnittstelle 64 auf, welche ebenfalls auf der Leiterplatte angeordnet und mit dem Mikroprozessor 62 verbunden ist. Die Kommunikations-Schnittstelle 64 dient der drahtlosen Kommunikation, d.h. der Übertragung bzw. Übermittlung von Daten an einen außerhalb des Schutzschaltgerätes 1 angeordneten Empfänger - beispielsweise ein in einem Schaltschrank angeordneten Datensammler oder ein mobiles Endgerät wie Smartphone oder Tablet. Mögliche Technologien zur Realisierung der Drahtlos-Kommunikation sind prinzipiell alle bekannten Verfahren - beispielsweise Bluetooth oder ZigBee, aber auch WLAN oder DECT.
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In 4 ist ein Niederspannungs-Schutzschaltgerät 1 mit einem modular aufgebauten Gehäuse schematisch dargestellt. Das Gehäuse besteht aus einem Hauptmodul 70 sowie einem an das Hauptmodul 70 ankoppelbares Kommunikationsmodul 80. In dem Hauptmodul 70 ist das eigentliche Schutzschaltgerät, d.h. Schaltkontakt(e), Schaltmechanik, Anschlussklemmen, Auslösevorrichtungen, usw., beherbergt, d.h. aufgenommen. Das Kommunikationsmodul 80 umfasst hingegen v.a. die zur Kommunikation mit einer externen Einheit, beispielsweise einem benachbarten Datenknoten oder einem mobilen Endgerät, benötigten Infrastrukturelemente. Aus dem modularen Aufbau ergibt sich der Vorteil, dass auch bereits bestehende Schutzschaltgeräte durch Ankoppeln eines Kommunikationsmoduls 80 kommunikationsfähig gemacht werden können, wodurch insbesondere die Nachrüstung bestehender Anlagen deutlich vereinfacht wird.
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Neben den eigentlichen Komponenten eines Schutzschaltgerätes ist in dem Hauptmodul 70 auch die Detektions-Vorrichtung 60 angeordnet. Die Detektions-Vorrichtung 60 weist wiederum einen Mikroprozessor 62 auf, mit dem die Sensorelemente 14, 24, 34, 44, 54 zur Erfassung der den Auslösevorrichtungen 10, 20, 30, 40, 50 zugeordneten Auslöse-Ereignissen direkt oder indirekt verbunden sind. Weiterhin weist das Hauptmodul 70 eine mit der Detektions-Vorrichtung 60 gekoppelte Schnittstelle 71 auf, welche mit einer am Kommunikationsmodul 80 ausgebildeten, hinsichtlich ihrer Art und Lage korrespondierenden Schnittstelle 81 im gekoppelten Zustand interagieren kann, um Informationen von der im Hauptmodul 70 angeordneten Detektions-Vorrichtung 60 an das Kommunikationsmodul 80 zu übertragen. Um diese Informationen an eine externe Einheit zu übertragen verfügt das Kommunikationsmodul 80 über eine Kommunikations-Schnittstelle 64. Vorteilhafter Weise ist die Kommunikations-Schnittstelle 64 drahtlos ausgebildet; dies ist jedoch nicht zwingend erforderlich und vom jeweiligen Anwendungsfall abhängig.
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Die beiden miteinander korrespondierenden Schnittstellen 71 und 81 bilden somit ein Interface, über das Daten zwischen dem Hauptmodul 70 und dem Kommunikationsmodul 80 übermittelt werden können. Dieses Interface kann dabei als Steckverbindung realisiert sein. Es ist jedoch ebenso möglich, eine andere, für dieses Einsatzgebiet geeignete Technologie - beispielsweise Infrarot-Technik, zur Realisierung der Datenübertragung Hauptmodul 70 und Kommunikationsmodul 80 zu verwenden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Niederspannungs-Schutzschaltgerät
- 2
- Isolierstoffgehäuse
- 3
- Betätigungselement
- 4
- Festkontakt
- 5
- Bewegkontakt
- 6
- Schaltkontakt
- 7
- Schaltschloss
- 8
- Anschlussklemme
- 9
- Anschlussklemme
- 10
- erste Auslösevorrichtung
- 11
- Spule
- 12
- Anker
- 13
- erste Wirkverbindung
- 14
- erstes Sensorelement
- 20
- zweite Auslösevorrichtung
- 21
- Bimetallelement
- 22
- Litze
- 23
- zweite Wirkverbindung
- 24
- zweites Sensorelement
- 30
- dritte Auslösevorrichtung
- 31
- Haltemagnet
- 32
- Stößel
- 33
- dritte Wirkverbindung
- 34
- drittes Sensorelement
- 40
- Mitnehmer
- 43
- vierte Wirkverbindung
- 44
- viertes Sensorelement
- 53
- fünfte Wirkverbindung
- 54
- fünftes Sensorelement
- 60
- Detektions-Vorrichtung
- 61
- Energieversorgungseinrichtung
- 62
- Mikroprozessor
- 63
- Anzeigeelement
- 64
- Kommunikations-Schnittstelle
- 70
- Hauptmodul
- 71
- Interface
- 80
- Kommunikationsmodul
- 81
- Interface
- B
- Befestigungsseite
- F
- Frontseite
- S
- Schmalseite