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Die Erfindung geht aus von einem zweikreisigen Druckerzeuger für ein mehrkreisiges hydraulisches Bremssystem nach der Gattung des unabhängigen Patentanspruchs 1. Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist auch ein mehrkreisiges hydraulisch offenes Bremssystem, insbesondere für ein hochautomatisiertes oder autonomes Fahrzeug, mit einem solchen zweikreisigen Druckerzeuger.
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Aus dem Stand der Technik sind Bremssysteme für Fahrzeuge, welchen zum Druckaufbau im Bremssystem einen vom Fahrer betätigbaren Hauptbremszylinder sowie ein ESP-System aufweisen, welches ohne Fahrereinfluss ebenfalls Druck im Bremssystem aufbauen kann. Zudem sind Fahrzeuge mit mindestens einer hochautomatisierten oder autonomen Fahrfunktion bekannt, welche zumindest teilweise eine tatsächliche Fahraufgabe übernehmen können. Dadurch können die Fahrzeuge hochautomatisiert oder autonom fahren, indem die Fahrzeuge beispielsweise den Straßenverlauf, andere Verkehrsteilnehmer oder Hindernisse selbständig erkennen und die entsprechenden Ansteuerbefehle im Fahrzeug berechnen sowie diese an die Aktuatoren im Fahrzeug weiterleitet, wodurch der Fahrverlauf des Fahrzeugs korrekt beeinflusst wird. Der Fahrer ist bei einem solchen hochautomatisierten oder autonomen Fahrzeug in der Regel nicht am Fahrgeschehen beteiligt. Bei hochautomatisierten Fahrzeugen sind trotzdem Maßnahmen und Mittel vorgesehen, die es dem Fahrer ermöglichen, jederzeit selbst in das Fahrgeschehen eingreifen zu können.
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Da bei Fahrzeugen mit mindestens einer hochautomatisierten oder autonomen Fahrfunktion Redundanz erforderlich ist, wird der Hauptbremszylinder, welcher als ausfallsicher betrachtet wird, durch ein weiteres hydraulisches System als Backup-System ergänzt. Das bedeutet, dass diese für eine Ansteuerung durch einen Fahrzeugführer mit einem hydraulischen Durchgriff ausgelegt sind. Dadurch ist bei Ausfall des Bremssystems gewährleistet, dass der Fahrer durch Betätigen des Bremspedals noch ausreichend Bremskraft auf die Räder des Fahrzeugs bringen kann. Diese Auslegung beeinflusst maßgeblich die Topologie heutiger Bremssysteme. So lässt sich beispielsweise die Größe eines Tandemhauptbremszylinders durch die Aufrechterhaltung einer guten Performance in der Rückfallebene begründen. Zudem können die Bremssysteme als sogenannte gekoppelte Bremssysteme oder Hilfskraftbremssysteme ausgeführt werden. Allerdings sind auch diese Systeme so realisiert, dass als Rückfallebene nach wie vor ein hydraulischer Durchgriff durch den Fahrer gegeben ist. Hilfskraftbremsanalagen sind für hochautomatisierte oder autonome Fahrzeuge ungeeignet, da dort während einer hochautomatisierten oder autonomen Fahrfunktion kein Fahrer mehr zum Verstärken da ist und das Bremssystem die Bremsenergie komplett selbstständig aufbauen muss.
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Wird in solchen Bremssystemen ein zweikreisiger Druckerzeuger mit einer Zylinder-Kolbeneinheit als Hauptdruckerzeuger eingesetzt, führt dies im ABS-Fall dazu, dass der zweikreisige Druckerzeuger einen Bremsflüssigkeitsverlust durch „Weiterschieben“ bzw. Nachschnüffeln kompensieren muss. Ist die ABS-Regelung zu lang, wird durch das zyklische Ablassen von Bremsfluid bzw. Hydraulikfluid über die Auslassventile das vorhandene Volumen der Zylinder-Kolbeneinheit erschöpft, so dass für einen nachfolgenden Druckaufbau kein Volumen mehr zur Verfügung steht. Um neues Volumen nachzusaugen und einen erneuten Druckaufbau zu ermöglichen, werden die Trennventile der zugehörigen Radbremsen geschlossen und der zweikreisige Druckerzeuger mit maximaler möglicher Geschwindigkeit in seine Nullstellung zurückgefahren. Nachdem der Nachladevorgang abgeschlossen ist, können die Trennventile zu den Radbremsen wieder geöffnet und ein erneuter Druckaufbau durch Verschieben des zweikreisigen Druckerzeugers und von Bremsfluid bzw. Hydraulikfluid eingeleitet werden. Dieser Vorgang des Nachladens kann sich mehrmals wiederholen.
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Aus der
DE 10 2013 227 065 A1 sind beispielsweise ein hydraulisches Bremssystem sowie ein Verfahren zum Betreiben eines solchen Bremssystems bekannt. Das hydraulische Bremssystem umfasst einen Hauptbremszylinder, wenigstens einen Radbremszylinder, einen ersten Bremsdruckerzeuger und einen zweiten Bremsdruckerzeuger. Hierbei ist der Hauptbremszylinder über den zweiten Bremsdruckerzeuger mit dem wenigstens einen Radbremszylinder hydraulisch verbindbar. Hierbei können der erste Bremsdruckerzeuger und der zweite Bremsdruckerzeuger zwischen dem Hauptbremszylinder und dem wenigstens einen Radbremszylinder hydraulisch parallel oder in Reihe geschaltet sein.
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Aus der
DE 10 2007 016 864 A1 ist ein Bremssystem für ein Fahrzeug, mit einer Aktuatoreinheit, die ein Bremspedal, einen Pedalsimulator und einen Bremskraftverstärker umfasst, und einem Hauptbremszylinder, über den mindestens eine Radbremse mit einem vorgebbaren Bremsdruck ansteuerbar ist, wobei das Bremspedal oder der Bremskraftverstärker zum Aufbau oder Abbau eines Bremsdrucks auf den Hauptbremszylinder wirken. Hierbei erzeugt während einer ersten Betriebsart, vorzugsweise einer Brake-by-Wire-Betriebsart, der Bremskraftverstärker, gesteuert von einer Auswerte- und Steuereinheit, eine Fremdkraft, die auf einen Kolben des Hauptbremszylinders wirkt, wobei die Aktuatoreinheit eine erste Übertragungsvorrichtung umfasst, die, gesteuert von der Auswerte- und Steuereinheit, das Bremspedal in Abhängigkeit von vorgegebenen Kriterien während der ersten Betriebsart vom Kolben des Hauptbremszylinders mechanisch entkoppelt oder das Bremspedal so mit dem Kolben des Hauptbremszylinders koppelt, dass die am Bremspedal erzeugte Pedalkraft wenigstens teilweise zusätzlich auf den Kolben des Hauptbremszylinders wirkt.
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Offenbarung der Erfindung
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Der zweikreisige Druckerzeuger für ein mehrkreisiges hydraulisches Bremssystem mit den Merkmalen des unabhängigen Patentanspruchs 1 und das mehrkreisige hydraulisch offene Bremssystem mit den Merkmalen des unabhängigen Patentanspruchs 9 haben den Vorteil, dass eine einfache, robuste und kostengünstige Bremssystemarchitektur ohne mechanischen und/oder hydraulischen Durchgriff über den Fahrer zur Verfügung gestellt werden kann, in welcher für einen zweikreisigen Druckerzeuger mit einer Zylinder-Kolbeneinheit ein Wiederbefüllen bzw. Nachladen bzw. Nachschnüffeln von Bremsfluid bzw. Hydraulikfluid ermöglicht wird.
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Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung stellen einen zweikreisigen Druckerzeuger für ein mehrkreisiges hydraulisches Bremssystem, mit einem Antrieb und einer Zylinder-Kolbeneinheit zur Verfügung, welche zwei Kolben und zwei Kammern umfasst. Hierbei ist ein erster Kolben fest mit einer Antriebstange des Antriebs gekoppelt, welcher den ersten Kolben zum Druckaufbau in der ersten Kammer gegen die Kraft einer korrespondierenden ersten Rückstellfeder bewegt. Der aufgebaute Druck in der ersten Kammer bewirkt über einen schwimmenden zweiten Kolben gegen die Kraft einer korrespondierenden zweiten Rückstellfeder einen Druckaufbau in einer zweiten Kammer, wobei eine Koppeleinheit den zweiten Kolben in Rückzugsrichtung beim Übergang in eine Nullstellung mit dem ersten Kolben zwangskoppelt, so dass die beiden Kolben in der Nullstellung eine definierte Lage einnehmen. Somit ist der zweite Kolben in Druckaufbaurichtung vom ersten Kolben entkoppelt, und in der der Druckaufbaurichtung entgegengesetzten Rückzugsrichtung mit dem ersten Kolben zwangsgekoppelt.
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Zudem wird ein mehrkreisiges hydraulisch offenes Bremssystem, insbesondere für ein hochautomatisiertes oder autonomes Fahrzeug, mit mindestens zwei Radbremsen, welche jeweils einem Bremskreis mit einem Druckablasspfad zugeordnet sind, und einem solchen zweikreisigen Druckerzeuger vorgeschlagen, welcher zwischen mindestens einem Fluidbehälter und den mindestens zwei Radbremsen angeordnet ist.
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Ausführungsformen des erfindungsgemäßen zweikreisigen Druckerzeugers ermöglichen ein schnelleres und sicheres Rückziehen und setzen eine definierte Position und Rückziehgeschwindigkeit der beiden Kolben um. Dadurch kann das Wiederbefüllen bzw. Nachladen bzw. Nachschnüffeln von Bremsfluid bzw. Hydraulikfluid in beiden Kammern sichergestellt werden. Zur weiteren Verbesserung des Rückzugsverhaltens der Kolben können die Rückstellfedern zusätzlich mit einer größeren Federkraft ausgelegt werden. Das Anfahren der Nullstellung beider Kolben kann bei langen ABS-Phasen, also nach mehrmaligem Wiederladen, erforderlich sein, um den zweiten Kolben bzw. den Schwimmkolben, dessen aktuelle Position nicht bekannt ist, in eine bekannte Position zu bringen. Die Nullstellung muss nicht bei jedem Nachladevorgang angefahren werden, sondern kann alternativ auch nur bei jedem zweiten oder dritten Nachladevorgang angefahren werden. Zudem kann ein Wegsensor eine aktuelle Position des zweiten Kolbens bzw. des Schwimmkolbens ermitteln.
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Ausführungsformen des erfindungsgemäßen zweikreisigen Druckerzeugers ermöglichen eine Auslegung der Zylinder-Kolbeneinheit auf kleinere Volumina, da das Wiederbefüllen bzw. Nachladen bzw. Nachschnüffeln von Bremsfluid bzw. Hydraulikfluid in die Zylinder-Kolbeneinheit möglich ist. Somit kann die Zylinder-Kolbeneinheit des zweikreisigen Druckerzeugers optimal für Hauptanwendungsfälle ausgelegt werden, und es ist durch die Nachlademöglichkeit keine Überdimensionierung erforderlich, um auch wenig angefahrene Sondersituationen abzudecken, in denen mehr Volumen gebraucht wird. Dadurch ergeben sich in vorteilhafter Weise geringere Integrationskosten und eine kleinere Bauform und ein geringeres Gewicht. Dies ermöglicht auch eine höhere Flexibilität bei der Bauraumwahl und mehr Platz für andere Komponenten des Bremssystems.
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Unter einem hochautomatisierten oder autonomen Fahrzeug, wird nachfolgend ein Fahrzeug verstanden, welches mindestens eine hochautomatisierte oder autonome Fahrfunktion aufweist, welche zumindest teilweise eine tatsächliche Fahraufgabe übernehmen kann. Über diese mindestens eine hochautomatisierte oder autonome Fahrfunktion erkennt das Fahrzeug beispielsweise den Straßenverlauf, andere Verkehrsteilnehmer oder Hindernisse selbständig und berechnet die entsprechenden Ansteuerbefehle, welche an die Aktuatoren im Fahrzeug weiterleitet werden, wodurch der Fahrverlauf des Fahrzeugs korrekt beeinflusst wird. Der Fahrer ist bei einem solchen hochautomatisierten oder autonomen Fahrzeug in der Regel nicht am Fahrgeschehen beteiligt. Trotzdem können Maßnahmen und Mittel, beispielsweise in Form von elektrischen oder elektronischen Betätigungselementen, vorgesehen werden, die es dem Fahrer ermöglichen, jederzeit selbst in das Fahrgeschehen eingreifen zu können. Der vom Fahrer mittels der Betätigungselemente erzeugte Bremswunsch wird dann über elektrische Signale an das Bremssystem weitergeleitet. Ein mechanischer und/oder hydraulischen Durchgriff durch den Fahrer ist jedoch nicht vorhanden.
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Die mindestens eine Fahrfunktion wertet zur Trajektorienplanung von internen Sensoreinheiten erfasste Fahrzeugdaten wie ABS-Eingriffe, Lenkwinkel, Position, Richtung, Geschwindigkeit, Beschleunigung usw. und/oder Fahrzeugumfelddaten aus, welche beispielsweise über Kamera-, Radar-, Lidar- und/oder Ultraschallsensoreinheiten erfasst werden, und steuert die Auswerte- und Steuereinheiten des Hauptsystems und des Sekundärsystems entsprechend an, um einen gewünschten Bremsdruck zu erzeugen und/oder Stabilisierungsvorgänge in Längs- und/oder Querrichtung durch individuelle Bremsdruckmodulation in den Radbremsen zu realisieren.
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Durch die in den abhängigen Ansprüchen aufgeführten Maßnahmen und Weiterbildungen sind vorteilhafte Verbesserungen des im unabhängigen Patentanspruch 1 angegebenen zweikreisigen Druckerzeugers für ein mehrkreisiges hydraulisches Bremssystem, und des im unabhängigen Patentanspruch 9 angegebenen mehrkreisigen hydraulisch offenen Bremssystems, insbesondere für ein hochautomatisiertes oder autonomes Fahrzeug, möglich.
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Besonders vorteilhaft ist, dass die Koppeleinheit ein Koppelelement umfassen kann, welches an einem ersten Ende fest mit dem zweiten Kolben verbunden ist. Hierbei kann das Koppelelement an einem zweiten Ende einen Kopf aufweisen, welcher im Inneren einer hutförmigen Hülse des ersten Kolbens axialbeweglich geführt ist. Alternativ kann die Koppeleinheit ein Koppelelement umfassen, welches am ersten Ende einen Kopf aufweist, welcher im Inneren einer hutförmigen Hülse des zweiten Kolbens axialbeweglich geführt ist, wobei das Koppelelement am zweiten Ende fest mit dem ersten Kolben verbunden ist. Zudem kann das Koppelelement eine Führungsöffnung in der hutförmigen Hülse durchgreifen, wobei der Kopf des Koppelelements beim Übergang in die Nullposition an einem Rand der Führungsöffnung anliegen und den zweiten Kolben in Rückzugsrichtung mit dem ersten Kolben zwangskoppeln kann.
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In vorteilhafter Ausgestaltung des zweikreisigen Druckerzeugers können die Kammern jeweils über eine erste Fluidöffnung mit mindestens einem Fluidbehälter und über eine zweite Fluidöffnung mit mindestens einer Radbremse verbunden werden. Zudem können die Kammern jeweils über einen Saugpfad mit Rückschlagventil zusätzlich mit dem mindesten einen Fluidbehälter hydraulisch verbunden werden. Dadurch kann ein Nachladevorgang des zweikreisigen Druckerzeugers prinzipiell schneller und insbesondere bei Tieftemperaturen schneller durchgeführt werden.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des zweikreisigen Druckerzeugers können die Saugpfade jeweils in ein der Antriebsstange gegenüberliegendes Ende der Kammern münden. Dies ermöglicht eine ungedämpfte Befüllung der Kammern der Zylinder-Kolbeneinheit unabhängig von der Position der Kolben.
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In vorteilhafter Ausgestaltung des Bremssystems kann eine Modulationseinheit den zweikreisigen Druckerzeuger mit den mindestens zwei Radbremsen hydraulisch verbinden und eine individuelle Bremsdruckmodulation in den mindestens zwei Radbremsen durchführen. Zudem kann während einer individuellen Bremsdruckmodulation in der mindestens einen Radbremse, aus der mindestens einen Radbremse abgelassenes Bremsfluid über den mindestens einen Druckablasspfad in den mindestens einen Fluidbehälter zurückgeführt werden. Hierbei kann die Modulationseinheit für jede Radbremse zur individuellen Bremsdruckmodulation jeweils ein Einlassventil und jeweils ein Auslassventil umfassen. Die Einlassventile können beispielsweise als regelbare stromlos offene Magnetventile ausgeführt werden. Die Auslassventile können beispielsweise als elektromagnetische stromlos geschlossene Schaltventile ausgeführt werden. Alternativ können die Auslassventile als regelbare stromlos geschlossene Magnetventile ausgeführt werden. Durch diese Ausführung der Modulationseinheit ist es in vorteilhafter Weise möglich, Einlassventile und/oder Auslassventile von bereits bekannten ESP-Systemen einzusetzen und über bereits existierenden Skaleneffekt (ESP wird millionenfach gebaut) sehr niedrige Gesamtsystemkosten zu erzielen. Des Weiteren kann eine erste Radbremse und eine zweite Radbremse dem ersten Bremskreis und eine dritte Radbremse und eine vierte Radbremse dem zweiten Bremskreis zugeordnet werden. Hierbei ist sowohl eine X-Aufteilung, d.h. die Radbremse des linken Vorderrads und die Radbremse des rechten Hinterrads sind dem ersten Bremskreis und die Radbremse des rechten Vorderrads und die Radbremse des linken Hinterrads sind dem zweiten Bremskreis zugeordnet, als auch eine II-Aufteilung der Bremskreise möglich, d.h. die Radbremse des linken Vorderrads und die Radbremse des rechten Vorderrads sind dem ersten Bremskreis und die Radbremse des linken Hinterrads und die Radbremse des rechten Hinterrads sind dem zweiten Bremskreis zugeordnet.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert. Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt und werden in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert. In der Zeichnung bezeichnen gleiche Bezugszeichen Komponenten bzw. Elemente, die gleiche bzw. analoge Funktionen ausführen.
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Figurenliste
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- 1 zeigt ein schematisches hydraulisches Schaltbild eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen mehrkreisigen hydraulisch offenen Bremssystems, insbesondere für ein hochautomatisiertes oder autonomes Fahrzeug.
- 2 zeigt eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen zweikreisigen Druckerzeugers des erfindungsgemäßen Bremssystems aus 1.
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Ausführungsformen der Erfindung
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Wie aus 1 ersichtlich ist, umfasst das dargestellte Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen mehrkreisigen hydraulisch offenen Bremssystems 1, insbesondere für ein hochautomatisiertes oder autonomes Fahrzeug, mindestens zwei Radbremsen RB1, RB2, RB3, RB4, welche jeweils einem Bremskreis BK1, BK2 mit einem Druckablasspfad 7.1, 7.2 zugeordnet sind, und einen zweikreisigen Druckerzeuger 10, welcher zwischen mindestens einem Fluidbehälter 5 und den mindestens zwei Radbremsen RB1, RB2, RB3, RB4 angeordnet ist.
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Wie aus 1 und 2 weiter ersichtlich ist, umfasst der zweikreisige Druckerzeuger 10 im dargestellten Ausführungsbeispiel einen Antrieb 11 und eine Zylinder-Kolbeneinheit 14, welche zwei Kolben 17A, 17B und zwei Kammern 18.1, 18.2 umfasst. Hierbei ist ein erster Kolben 17A über eine feste Anbindung 12.1 mit einer Antriebstange 12 des Antriebs 11 gekoppelt, welcher den ersten Kolben 17A zum Druckaufbau in der ersten Kammer 18.1 gegen die Kraft einer korrespondierenden ersten Rückstellfeder 19.1 bewegt. Der aufgebaute Druck in der ersten Kammer 18.1 bewirkt über einen schwimmenden zweiten Kolben 17B gegen die Kraft einer korrespondierenden zweiten Rückstellfeder 19.2 einen Druckaufbau in einer zweiten Kammer 18.2. Eine Koppeleinheit 20 zwangskoppelt den zweiten Kolben 17B in Rückzugsrichtung beim Übergang in eine Nullstellung mit dem ersten Kolben 17A, so dass die beiden Kolben 17A, 17B in der Nullstellung eine definierte Lage einnehmen.
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Das bedeutet, dass die Koppeleinheit 20 den zweiten Kolben 17B in Druckaufbaurichtung, welche in 2 von rechts nach links verläuft, vom ersten Kolben 17A entkoppelt bzw. freigibt, und den zweiten Kolben 17B ausschließlich in der der Druckaufbaurichtung entgegengesetzten Rückzugsrichtung mit dem ersten Kolben 17A koppelt.
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Wie aus 2 weiter ersichtlich ist, umfasst die Koppeleinheit 20 im dargestellten Ausführungsbeispiel ein als Bolzen bzw. Stift ausgeführtes Koppelelement 22, welches an einem ersten Ende über eine feste Anbindung 24 fest mit dem zweiten Kolben 17B verbunden ist. An einem zweiten Ende weist das Koppelelement 22 einen Kopf 26 auf, welcher im Inneren einer hutförmigen Hülse 17.1 des ersten Kolbens 17A axialbeweglich geführt ist. Hierbei durchgreift das Koppelelement 22 eine Führungsöffnung 17.2 in der hutförmigen Hülse 17.1, so dass der Kopf 26 des Koppelelements 22 beim Übergang in die Nullposition an einem Rand der Führungsöffnung 17.2 bzw. am Boden der hutförmigen Hülse 17.1 anliegt und den zweiten Kolben 17B in Rückzugsrichtung mit dem ersten Kolben 17A zwangskoppelt. 2 zeigt die beiden Kolben 17.1, 17.2 in ihrer Endstellung in Druckaufbaurichtung. Die Koppeleinheit 20 ermöglicht ein schnelles und sicheres Rückziehen der Kolben 17.1, 17.2 über die Antriebsstange 12.1 mit einer definierte Rückziehgeschwindigkeit in Rückzugsrichtung in die definierte Nullposition. In der Darstellung verläuft die Rückzugsrichtung von links nach rechts. Bei einem alternativen nicht dargestellten Ausführungsbeispiel kann ein zusätzlicher Wegsensor eine aktuelle Position des zweiten Kolbens 17B erfassen.
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In einem alternativen nicht dargestellten Ausführungsbeispiel kann die Koppeleinheit 20 alternativ ein Koppelelement 22 umfassen, welches am ersten Ende einen Kopf aufweist, welcher im Inneren einer hutförmigen Hülse des zweiten Kolbens 17B axialbeweglich geführt ist. Hierbei ist das Koppelelement 22 am zweiten Ende fest mit dem ersten Kolben 17A verbunden.
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Wie aus 2 weiter ersichtlich ist, sind die beiden Kolben 17.1, 17.2 jeweils über zwei umlaufende Dichtungen 15 gegen eine Wandung der Zylinder-Kolbeneinheit 14 abgedichtet. Hierbei sind die Dichtungen 15 in entsprechenden Aufnahmenuten in der Wandung der Zylinder-Kolbeneinheit 14 eingelegt. Zudem sind die Kammern 18.1, 18.2 jeweils über eine erste Fluidöffnung 14.1, 14.3 mit mindestens einem Fluidbehälter 5 und über eine zweite Fluidöffnung 14.2, 14.4 mit mindestens einer Radbremse RB1, RB2, RB3, RB4 verbindbar. Hierbei sind die ersten Fluidöffnungen 14.1, 14.3 der beiden Kammern 18.1, 18.2 jeweils zwischen zugehörigen Dichtungen 15 angeordnet. Des Weiteren sind die beiden Kammern 18.1, 18.2 jeweils über einen Saugpfad 16.1, 16.2 mit Rückschlagventil zusätzlich mit dem mindesten einen Fluidbehälter 5 hydraulisch verbunden. Hierbei münden die Saugpfade 16.1, 16.2 jeweils in einen unteren Bereich der Kammern 18.1, 18.2.
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Wie aus 1 weiter ersichtlich ist, umfasst das dargestellte Bremssystem 1 zwei Bremskreise BK1, BK2 mit jeweils einem Druckablasspfad 7.1, 7.2 und vier Radbremsen RB1, RB2, RB3, RB4, wobei eine erste Radbremse RB1 und eine zweite Radbremse RB2 und ein erster Druckablasspfad 7.1 einem ersten Bremskreis BK1 und eine dritte Radbremse RB3 und eine vierte Radbremse RB4 und ein zweiter Druckablasspfad 7.2 einem zweiten Bremskreis zugeordnet sind. Hierbei ist eine X-Aufteilung der Radbremsen RB1, RB2, RB3, RB4 auf die beiden Bremskreise BK1, BK2 möglich, d.h. die erste Radbremse RB1 ist am linken Vorderrad und die zweite Radbremse RB2 ist am rechten Hinterrad und die dritte Radbremse RB2 ist am rechten Vorderrad und die vierte Radbremse RB4 ist am linken Hinterrad angeordnet. Alternativ ist auch eine II-Aufteilung der Radbremsen RB1, RB2, RB3, RB4 auf die beiden Bremskreise BK1, BK2 möglich, d.h. die erste Radbremse RB1 ist am linken Vorderrad und die zweite Radbremse RB2 ist am rechten Vorderrad und die dritte Radbremse RB3 ist am linken Hinterrad und die vierte Radbremse RB4 ist am rechten Hinterrad angeordnet. Zudem ist der erste Bremskreis BK1 über ein erstes Absperrventil V1 mit einer ersten Kammer 18.1 des zweikreisigen Druckerzeugers 10 verbunden, welche wiederum mit einer ersten Fluidkammer 5.1 des Fluidbehälters 5 verbunden ist. Der zweite Bremskreis BK2 ist über ein zweites Absperrventil V2 mit einer zweiten Kammer 18.2 des zweikreisigen Druckerzeugers 10 verbunden, welche wiederum mit einer zweiten Fluidkammer 5.2 des Fluidbehälters 5 verbunden ist. Wie aus 1 weiter ersichtlich ist, sind die beiden Absperrventile V1, V2 jeweils als stromlos offene Magnetventile ausgeführt, so dass die Radbremsen RB1, RB2, RB3, RB4 im stromlosen Zustand mit dem Fluidbehälter 5 verbunden sind, um im stromlosen bzw. passiven Zustand eine temperaturbedingte Ausdehnung des Bremsfluids durch sogenanntes „Atmen“ kompensieren zu können.
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Wie aus 1 weiter ersichtlich ist, umfasst das Bremssystem 1 eine Modulationseinheit 3, welche im dargestellten Ausführungsbeispiel für jede Radbremse RB1, RB2, RB3, RB4 jeweils ein Einlassventil IV1, IV2, IV3, IV4, welche als regelbare stromlos offene Magnetventile ausgeführt sind, und jeweils ein Auslassventil OV1, OV2, OV3, OV4 umfasst, welche als elektromagnetische stromlos geschlossene Schaltventile ausgeführt sind. Hierbei sind ein erstes Einlassventil IV1 und ein erstes Auslassventil OV1 der ersten Radbremse RB1 zugeordnet. Ein zweites Einlassventil IV2 und ein zweites Auslassventil OV2 sind der zweiten Radbremse RB2 zugeordnet. Ein drittes Einlassventil IV3 und ein drittes Auslassventil OV3 sind der dritten Radbremse RB3 zugeordnet, und ein viertes Einlassventil IV4 und ein viertes Auslassventil OV4 sind der vierten Radbremse RB4 zugeordnet. Zudem wird während einer individuellen Bremsdruckmodulation in der mindestens einen Radbremse RB1, RB2, RB3, RB4 über ein zugeordnetes Auslassventil OV1, OV2, OV3, OV4 abgelassenes Bremsfluid aus der mindestens einen Radbremse RB1, RB2, RB3, RB4 über die Druckablasspfade 7.1, 7.2 in den Fluidbehälter 5 zurückgeführt. In den dargestellten Ausführungsbeispielen wird das Bremsfluid bzw. Hydraulikfluid aus den Radbremsen RB1, RB2 des ersten Bremskreises BK1 in die erste Fluidkammer 5.1 des Fluidbehälters 5 zurückgeführt, und das Bremsfluid bzw. Hydraulikfluid aus den Radbremsen RB3, RB4 des zweiten Bremskreises BK2 wir in zweite Fluidkammer 5.2 des Fluidbehälters 5 zurückgeführt.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102013227065 A1 [0005]
- DE 102007016864 A1 [0006]