-
Die Erfindung betrifft eine elektrohydraulische Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage für ein autonom auf öffentlichen Straßen fahrendes Landfahrzeug mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruchs 1.
-
Stand der Technik
-
Zu einem autonomen Fahren bis zum Level 4 (Fahrer kann zum Eingreifen aufgefordert werden) und Level 5 (höchstes Level; kein Fahrer erforderlich) ist eine Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage mit Redundanzen notwendig, die einen vollständigen Ausfall der Fahrzeugbremsanlage mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausschließt, ohne dass es eines Fahrereingriffs bedarf.
-
Die Offenlegungsschrift
DE 10 2014 220 440 A1 offenbart eine elektrohydraulische Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage mit zwei Fremdkraft-Bremsdruckerzeugern, die hydraulisch in Serie geschaltet sind. Jeder Bremsdruckerzeuger weist eine elektrisch ansteuerbare Druckquelle auf. Hydraulische Radbremsen sind an einen zweiten der beiden Bremsdruckerzeuger und mittelbar durch den zweiten Bremsdruckerzeuger an einen ersten der beiden Bremsdruckerzeuger angeschlossen. Ist der erste Bremsdruckerzeuger funktionsfähig, werden die Radbremsen durch den zweiten Bremsdruckerzeuger hindurch vom ersten Bremsdruckerzeuger hydraulisch mit Bremsdruck beaufschlagt und auf diese Weise betätigt. Die Höhe des Bremsdrucks wird vom ersten Bremsdruckerzeuger gesteuert oder geregelt. Derzweite Bremsdruckerzeuger ist passiv. Bei einem Ausfall des ersten Bremsdruckerzeugers übernimmt das zweite Bremsdruckerzeuger die Bremsung.
-
Offenbarung der Erfindung
-
Die erfindungsgemäße, elektrohydraulische Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage mit den Merkmalen des Anspruchs 1 ist für ein autonomes Fahren bis zu den Leveln 4 und 5 auf öffentlichen Straßen vorgesehen. Es weist zwei Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger auf, an die eine oder mehrere hydraulische Radbremsen angeschlossen sind. Es können hydraulische Radbremsen an beide Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger angeschlossen sein und/oder die Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger weisen eigene hydraulische Radbremsen auf. Möglich sind auch Ausführungen der Fahrzeugbremsanlage mit mehr als zwei Fremdkraft-Bremsdruckerzeugern. Mit den Fremdkraft-Bremsdruckerzeugern ist ein Bremsdruck zur Betätigung der angeschlossenen Radbremsen erzeugbar, wobei der Bremsdruck mit den Fremdkraft-Bremsdruckerzeugern und/oder mit Bremsdruckregelventilanordnungen regelbar ist. Unter einer Regelung ist hier auch eine Steuerung zu verstehen. Bei Ausfall eines Fremdkraft-Bremsdruckerzeugers ist eine Bremsung, das heißt eine Betätigung der Radbremsen, die an den anderen Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger angeschlossen sind, mit dem anderen Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger möglich.
-
Erfindungsgemäß weist jeder der Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger einen Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter auf. Außerdem weist die Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage einen weiteren Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter auf, an den die Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter der Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger angeschlossen sind. Das erhöht eine Verfügbarkeit der erfindungsgemäßen Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage bei einer Undichtigkeit an grundsätzlich beliebiger Stelle der Fremdkraft- Fahrzeugbremsanlage.
-
Die Unteransprüche haben vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der im Anspruch 1 angegebenen Erfindung zum Gegenstand.
-
Eine Ausgestaltung der Erfindung sieht eine Ausführung mindestens eines der Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger als Zweikreis-Bremsdruckerzeuger mit hydraulisch voneinander getrennten Bremskreisen oder zumindest den Anschluss von zwei hydraulisch voneinander getrennten Bremskreisen an den Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger vor. An jeden Bremskreis ist mindestens eine hydraulische Radbremse angeschlossen. Die Zweikreis-Ausführung erhöht die Redundanz und damit die Ausfallsicherheit der erfindungsgemäßen Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage und ist insbesondere von Vorteil, wenn eine Betriebsbremsung mit einem der beiden Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger erfolgt und der andere Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger für eine Hilfsbremsung bei Ausfall des einen Fremdkraft-Bremsdruckerzeugers vorgesehen ist. Bei einem Fehler in einem der beiden Bremskreise ist durch die Zweikreis-Ausführung der Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage eine Bremsung wahlweise mit einem der beiden Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger möglich.
-
Eine bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht einen mehrere Kammern aufweisenden Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter für mindestens einen der Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger vor. Der Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter kann wie ein herkömmlicher Mehrkammer-Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter eines muskelkraftbetätigten Zweikreis-Hauptbremszylinders durch eine Art Schottwände in mehrere Kammern unterteilt sein, wobei beispielsweise ein Bremskreis an eine der Kammern angeschlossen ist. Bei einer Undichtigkeit in einem Bremskreis entleert sich nur die zugeordnete Kammer des Bremsflüssigkeitsvorratsbehälters, wogegen die Kammer, an die ein dichter Bremskreis angeschlossen ist, sich nicht entleert. Auch diese Maßnahme erhöht die Verfügbarkeit der erfindungsgemäßen Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage.
-
Eine ebenfalls bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass der weitere Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter, an den die Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter der Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger angeschlossen sind, einen Bremsflüssigkeitssensor aufweist. Mit dem Bremsflüssigkeitssensor ist ein Bremsflüssigkeitsstand messbar oder jedenfalls ein Absinken des Bremsflüssigkeitsstands im weiteren Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter unter einen festgelegten minimalen Bremsflüssigkeitsstand. Mit dem Bremsflüssigkeitssensor in dem weiteren Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter ist eine Undichtigkeit der erfindungsgemäßen Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage feststellbar, egal wo sich die Undichtigkeit befindet. Feststellbar ist nur das Vorhandensein einer Undichtigkeit, nicht jedoch wo sie sich befindet. Dadurch dass jeder Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger einen eigenen Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter aufweist, verliert der Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter oder eine Kammer des Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter eines Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger, an den ein dichter Bremskreis angeschlossen ist, keine Bremsflüssigkeit. Es genügt der Bremsflüssigkeitssensor in dem weiteren Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter zur Erkennung einer Undichtigkeit an beliebiger Stelle der erfindungsgemäßen Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage, Bremsflüssigkeitssensoren in den Bremsflüssigkeitsvorratsbehältem der Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger sind nicht notwendig, wenngleich solche zusätzlichen Bremsflüssigkeitssensoren in den Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter der Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger nicht ausgeschlossen sind.
-
Eine Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass ein Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger eine Fremdkraft-Kolben-Zylinder-Einheit zur Bremsdruckerzeugung aufweist. Damit ist eine Kolben-Zylinder-Einheit gemeint, deren Kolben im Zylinder oder umgekehrt deren Zylinder auf dem Kolben zur Verdrängung von Bremsflüssigkeit und damit zur Bremsdruckerzeugung mit Fremdkraft bewegbar ist. Insbesondere wird der Kolben oder der Zylinder elektromechanisch mit einem Elektromotor über einen Gewindetrieb oder allgemein ein Rotations-/Translations-Wandelgetriebe bewegt, wobei dem Elektromotor und dem Wandelgetriebe ein mechanisches Untersetzungsgetriebe zwischengeschaltet sein kann. Andere Fremdkraft-Antriebe des Kolbens oder Zylinders der Kolben-Zylinder-Einheit sind möglich.
-
Eine Ausgestaltung der Erfindung sieht eine Hydropumpe, insbesondere eine Kolbenpumpe oder eine (Innen-)Zahnradpumpe, die insbesondere von einem Elektromotor angetrieben wird, als Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger vor.
-
Eine bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass die Fremdkraft-Kolben-Zylinder-Einheit und/oder die Hydropumpe unmittelbar, das heißt ohne Zwischenschaltung eines hydraulischen Bauelements wie beispielsweise eines Ventils, insbesondere eines Magnetventils, an den Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter angeschlossen ist. Dadurch wird ein niedriger Strömungswiderstand vom Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter zur Fremdkraft-Kolben-Zylinder-Einheit und/oder der Hydropumpe erreicht, was einen schnellen Bremsdruckaufbau auch bei niedriger Temperatur und infolgedessen zähflüssiger Bremsflüssigkeit und/oder bei niedrigem Umgebungsdruck ermöglicht. Der schnelle Bremsdruckaufbau ist auch bei einer Hilfsbremsung bei Ausfall eines der beiden Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger mit dem anderen Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger möglich.
-
Eine Ausgestaltung der Erfindung sieht einen Muskel- oder Hilfskraft-Hauptbremszylinder für eine redundante Bremsdruckerzeugung vor. Hilfskraft bedeutet eine Betätigung des Hauptbremszylinders mit einem Bremskraftverstärker, das heißt eine Betätigung durch Muskelkraft verstärkt durch eine Verstärkerkraft des Bremskraftverstärkers. Die Hilfskraftbremsung darf nicht mit der Hilfsbremsung verwechselt werden. Letztere ist eine Bremsung mit dem anderen Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger bei Ausfall des einen Fremdkraft-Bremsdruckerzeugers oder allgemein eine Bremsung mit redundanten Komponenten oder einem redundanten System bei einem Ausfall von einer oder mehreren Komponenten oder einem Teil der erfindungsgemäßen Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage. Der Hauptbremszylinder ermöglicht eine Betätigung der Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage bei einem nichtautonomen Fahren oder für einen Fahrereingriff während eines autonomen Fahrens. Der Hauptbremszylinder kann als Sollwertgeber für eine Fremdkraftbremsung dienen oder die Fahrzeugbremsanlage wird mit dem Bremsdruck betätigt, der mit dem Hauptbremszylinder erzeugt wird. Auch ist eine Hilfsbremsung mit dem Hauptbremszylinder beispielsweise bei Ausfall eines Fremdkraft-Bremsdruckerzeugers möglich.
-
Eine Weiterbildung der Erfindung sieht eine Bremsdruckregelventilanordnung zur Regelung des Bremsdrucks in den Radbremsen oder zu einer radindividuellen Bremsdruckregelung in den Radbremsen vor. Die Bremsdruckregelventilanordnung kann für Schlupfregelungen wie Blockierschutz-, Antriebsschlupf- und/oder Fahrdynamikregelungen, Schleuderschutzregelungen, elektronische Stabilitätsprogramme ausgebildet sein, für die die Abkürzungen ABS, ASR, FDR/ESP gebräuchlich sind.
-
Sämtliche in der Beschreibung und der Zeichnung offenbarten Merkmale können einzeln für sich oder in grundsätzlich beliebiger Kombination bei Ausführungsbeispielen der Erfindung verwirklicht sein. Ausführungen der Erfindung, die nicht alle, sondern nur ein oder mehrere Merkmale eines Anspruchs aufweisen, sind grundsätzlich möglich.
-
Kurze Beschreibung der Zeichnung
-
Die Erfindung wird nachfolgend anhand einer in der Zeichnung dargestellten Ausführungsform näher erläutert. Die Figur zeigt einen Hydraulikschaltplan einer elektrohydraulischen Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage gemäß der Erfindung.
-
Ausführungsform der Erfindung
-
Die in der Zeichnung dargestellte, erfindungsgemäße elektrohydraulische Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage 1 ist für ein autonom bis zum Level 4 oder 5 auf öffentlichen Straßen fahrendes Landfahrzeug, nämlich einen Personenkraftwagen vorgesehen. Level 4 bedeutet ein autonomes Fahren, wobei ein Fahrer zum Eingreifen aufgefordert werden kann, und Level 5, das höchste Level, ein autonomes Fahren, dass keines Fahrereingriffs bedarf.
-
Die Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage 1 weist zwei voneinander unabhängige Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger 2, 3 mit jeweils eigener Energieversorgung auf. Einer der beiden Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger 2 weist eine Fremdkraft-Kolben-Zylinder-Einheit 4 zu einer Bremsdruck Erzeugung auf, deren Kolben 5 mit einem Elektromotor 6 über einen Gewindetrieb 7, beispielsweise ein Kugelumlaufgetriebe, in einem Zylinder 8 verschiebbar ist, um zu einer Bremsbetätigung Bremsflüssigkeit aus dem Zylinder 8 zu verdrängen und den Bremsdruck zu erzeugen. Der Zylinder 8 der Fremdkraft-Kolben-Zylinder-Einheit 4 ist an eine Kammer 9 eines Bremsflüssigkeitsvorratsbehälters 10 angeschlossen, der durch Schottwände 11 in Kammern 9 unterteilt ist. Durch den unmittelbaren Anschluss der Fremdkraft-Kolben-Zylinder-Einheit 4 an den Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter 10 weist eine vom Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter 10 zum Zylinder 8 der Fremdkraft-Kolben-Zylinder-Einheit 4 führende Bremsleitung einen niedrigen Strömungswiderstand auf, wodurch auch bei kalter und infolgedessen zähflüssiger Bremsflüssigkeit Bremsflüssigkeit schnell aus dem Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter 10 in den Zylinder 8 fließt. In der gezeichneten und dargestellten Ausführungsform der Erfindung ist ein in Richtung des Zylinders 8 durchströmbares Rückschlagventil 34 als Einlassventil in der vom Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter 10 zu dem Zylinder 8 führenden Bremsleitung angeordnet, das den Strömungswiderstand etwas erhöht.
-
An die Fremdkraft-Kolben-Zylinder-Einheit 4 und damit an den einen Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger 2 sind über zwei hydraulisch parallel geschaltete Fremdkraftventile 12 und vier Einlassventile 13, von denen jeweils zwei hydraulisch parallel an die beiden Fremdkraftventile 12 angeschlossen sind, vier hydraulische Radbremsen 14 angeschlossen. Der Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger 2 ist dadurch ab der Fremdkraft-Kolben-Zylinder-Einheit 4 in zwei voneinander unabhängige Bremskreise mit je zwei Radbremsen 14 unterteilt. In der dargestellten und beschriebenen Ausführungsform der Erfindung sind die Fremdkraftventile 12 in ihrer stromlosen Grundstellung geschlossene und die Einlassventile 13 in ihrer stromlosen Grundstellung offene 2/2-Wege-Magnetventile, wobei die Einlassventile 13 zur besseren Bremsdruckregelung als Proportionalventile ausgeführt sind. Zu einer Fremdkraftbetätigung der Fahrzeugbremsanlage 1 bzw. ihrer Radbremsen 14 mit der Fremdkraft-Kolben-Zylinder-Einheit 4 werden die Fremdkraftventile 12 geöffnet und ein Bremsdruck durch Verschiebung des Kolbens 5 im Zylinder 8 mit dem Elektromotor 6 erzeugt.
-
Für jede Radbremse 14 weist der Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger 2 ein Auslassventil 15 auf, die in der dargestellten und beschriebenen Ausführungsform der Erfindung als in ihrer stromlosen Grundstellung geschlossene 2/2-Wege-Magnetventile ausgebildet sind, durch die die Radbremsen 14 an Kammern 9 des Bremsflüssigkeitsvorratsbehälters 10 angeschlossen sind. Der Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter 10 weist für jeden Bremskreis und für die Fremdkraft-Kolben-Zylinder-Einheit 4 eine eigene Kammer 9 auf.
-
Ein Bremsdruck in den Radbremsen 14 ist wahlweise mit dem Elektromotor 6 der Fremdkraft-Kolben-Zylinder-Einheit 4 und radindividuell mit den Einlassventilen 13 und den Auslassventilen 15 regelbar, wobei unter Regeln auch ein Steuern des Bremsdrucks zu verstehen ist. Die Einlassventile 13 und die Auslassventile 15 bilden Bremsdruckregelventilanordnungen, mit denen außer der Regelung der Bremsdrücke in den Radbremsen 14 auch Schlupfregelungen wie Blockierschutz-, Antriebsschlupf- und Fahrdynamik- bzw. Schleuderschutzregelungen und elektronische Stabilitätsprogramme durchführbar sind, wofür die Abkürzungen ABS, ASR, FDR und ESP gebräuchlich sind. Schlupfregelungen sind dem Fachmann bekannt und werden hier nicht näher erläutert.
-
Der eine Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger 2 weist einen muskelkraftbetätigbaren Zweikreis-Hauptbremszylinder 16 auf, an den über ein Kreistrennventil 17 in jedem Bremskreis und über die Einlassventile 13 die Radbremsen 14 angeschlossen sind, so dass eine Bremsbetätigung auch mit Muskelkraft mit dem Hauptbremszylinder 16 möglich ist. In der dargestellten und beschriebenen Ausführungsform der Erfindung sind die Kreistrennventile 17 als in ihrer Grundstellung offene 2/2-Wege-Magnetventile ausgeführt.
-
Für eine Fremdkraftbremsung, bei der der Bremsdruck mit der Fremdkraft-Kolben-Zylinder-Einheit 4 erzeugt wird, dient der Hauptbremszylinder 16 als Sollwertgeber für den zu erzeugenden oder zu regelnden Bremsdruck und wird durch Schließen der Kreistrennventile 17 von den Einlassventilen 13 getrennt. Als Sollwert für den Bremsdruck wird mit einem Wegsensor 18 ein Kolbenweg eines Hauptbremszylinderkolbens und/oder mit einem Drucksensor 19 ein im Hauptbremszylinder 16 erzeugter Druck gemessen.
-
Um den oder die Hauptbremszylinderkolben bei geschlossenen Kreistrennventilen 17 bewegen zu können ist ein Pedalwegsimulator 20 über ein Simulatorventil 21 an einen Bremskreis des Hauptbremszylinders 16 angeschlossen. Das Simulatorventile 21 wird bei einer Fremdkraftbremsung geschlossen. Der Pedalwegsimulator 20 ist eine Kolben-Zylinder-Einheit mit einem federbeaufschlagten Kolben.
-
Der andere Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger 3 der erfindungsgemäßen elektrohydraulischen Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage 1 ist ebenfalls als Zweikreis-Bremsdruckerzeuger ausgebildet und weist in jedem Bremskreis eine Hydropumpe 22 auf, die gemeinsam mit einem Elektromotor 23 antreibbar sind. Die Hydropumpen 22 sind beispielsweise Kolbenpumpen oder (Innen-) Zahnradpumpen. Saugseiten der Hydropumpen 22 des anderen Fremdkraft-Bremsdruckerzeugers 3 sind über Vorlauf-Bremsleitungen 24 an die beiden Bremskreise des Hauptbremszylinders 16 des einen Fremdkraft-Bremsdruckerzeugers 2 und Druckseiten der Hydropumpen 22 des anderen Fremdkraft-Bremsdruckerzeugers 3 über Rücklauf-Bremsleitungen 25 an den Einlassventilen 13 abgewandte Seiten der Kreistrennventile 17 des einen Fremdkraft-Bremsdruckerzeugers 2 angeschlossen.
-
Bei einem Ausfall des einen Fremdkraft-Bremsdruckerzeugers 2 lassen sich die Radbremsen 14 und damit die Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage 1 mit dem anderen Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger 3 betätigen. Eine Regelung der Radbremsdrücke ist mit den Einlassventilen 13 und den Auslassventilen 15 des einen Fremdkraft-Bremsdruckerzeugers 2 möglich. Die Bremsbetätigung mit dem anderen Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger 3 bei Ausfall des einen Fremdkraft-Bremsdruckerzeugers 2 ist eine sogenannte Hilfsbremsung.
-
Den Hydropumpen 22 des anderen Fremdkraft-Bremsdruckerzeugers 3 sind Bypassventile 26 hydraulisch parallel geschaltet, die in der dargestellten und beschriebenen Ausführungsform der Erfindung als in ihrer stromlosen Grundstellung offene 2/2-Wege-Magnetventile ausgebildet sind. Sie verbinden den Hauptbremszylinder 16 des einen Fremdkraft-Bremsdruckerzeugers 2 durch die Kreistrennventile 17 und die Einlassventile 13 mit den Radbremsen 14, so dass die Radbremsen 14 mit dem Hauptbremszylinder 16 betätigt werden können. Bei einer Fremdkraftbremsung mit dem anderen Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger 3 werden die Bypassventile 26 geschlossen.
-
Den Bypassventilen 26 des anderen Fremdkraft-Bremsdruckerzeugers 3 sind Rückschlagventile 27 hydraulisch parallel geschaltet, die von der Saugseiten zur Druckseite der Hydropumpen 22 durchströmbar sind, so dass auch bei geschlossenen Bypassventilen 26 eine Betätigung der Radbremsen 14 mit dem einen Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger 2 möglich ist.
-
Der andere Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger 3 weist einen eigenen Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter 28 auf, der durch eine Schottwand 29 in zwei Kammern 30 unterteilt ist, an die die beiden Hydropumpen 22 angeschlossen sind. Die Hydropumpen 22 des anderen Fremdkraft-Bremsdruckerzeugers 3 sind unmittelbar und dadurch mit niedrigem Strömungswiderstand an den Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter 28 angeschlossen, wodurch ein schneller Bremsdruckaufbau auch bei kalter und infolgedessen zähflüssiger Bremsflüssigkeit gewährleistet ist.
-
Die erfindungsgemäße, elektrohydraulische Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage 1 weist einen weiteren Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter 31 auf, an den die beiden Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter 10, 28 der beiden Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger 2, 3 über einen Anschluss mit einem T-Stück 32 bzw. einer Verzweigung angeschlossen sind. Möglich ist auch ein weiterer Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter 31, der für jeden Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter 10, 28 der Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger 2, 3 einen eigenen Anschluss aufweist (nicht dargestellt). Der weitere Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter 31 weist keine Schottwände auf und ist nicht in Kammern unterteilt.
-
Der weitere Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter 31 weist einen Bremsflüssigkeitssensor 33 auf, mit dem ein Bremsflüssigkeitsstand messbar oder ein Absinken des Bremsflüssigkeitsstands auf oder unter einen vorgegebenen minimalen Bremsflüssigkeitsstand feststellbar ist. Dadurch ist eine Undichtigkeit der Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage 1 feststellbar, egal an welcher Stelle der Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage 1 die Undichtigkeit auftritt.
-
Dadurch dass jeder Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger 2, 3 einen eigenen Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter 10, 28 aufweist, die zudem in Kammern 9, 30 unterteilt sind, ist die erfindungsgemäße Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage 1 bei einer Undichtigkeit, egal an welcher Stelle sie auftritt, funktionsfähig, sie lässt sich mit zumindest einem der beiden Fremdkraft-Bremsdruckerzeuger 2, 3 betätigen. Durch die zusätzliche Aufteilung in zwei Bremskreise in beiden Fremdkraft-Bremsdruckerzeugern 2, 3 ist die Verfügbarkeit der Fremdkraft-Fahrzeugbremsanlage 1 weiter erhöht.
-
Die beiden Fremdkraft-Bremskraftdruckerzeuger 2, 3 sind als Baugruppen ausgeführt, an denen die Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter 10, 28 angeordnet bzw. auf die die Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter 10, 28 wie bei einem herkömmlichen Hauptbremszylinder aufgesetzt sind. Eine von den Baugruppen separate Anordnung eines oder beider Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter 10, 28 ist ebenfalls möglich. Die Baugruppe des einen Fremdkraft-Bremsdruckerzeugers 2 weist außer der Fremdkraft-Kolben-Zylinder-Einheit 4 den Hauptbremszylinder 16, die Bremsdruckregelventilanordnung mit den Einlassventilen 13 und den Auslassventilen 15, die Fremdkraftventile 12, die Kreistrennventile 17 und den Pedalwegsimulator 20 mit dem Simulatorventil 21 auf. Die Baugruppe des anderen Fremdkraft-Bremsdruckerzeugers 3 weist die beiden Hydropumpen 22 mit dem Elektromotor 23, die Bypassventile 26 und die Rückschlagventile 27 auf.
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- DE 102014220440 A1 [0003]