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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Klimatisieren eines Innenraums eines Fahrzeugs derart, dass ein Beschlagen der Fensterscheiben des Fahrzeugs verhindert wird. Weiterhin betrifft die Erfindung ein Fahrzeug, welches zum Durchführen eines derartigen Verfahrens eingerichtet ist, sowie ein Computerprogrammprodukt zum Durchführen eines solchen Verfahrens.
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Beschlagene Fensterscheiben stellen bei Fahrzeugen, insbesondere bei Kraftfahrzeugen eine Gefahr dar, da hierdurch die Sicht aus dem Innenraum in die Umgebung des Fahrzeugs eingeschränkt wird und der Fahrer den Verkehr nicht beobachten kann. Der Fahrer ist in einer derartigen Situation gezwungen anzuhalten und mit einem Tuch das auf den Fensterscheiben kondensierte Wasser zu entfernen. Dies ist einerseits zeitintensiv und mühsam, andererseits kommt es nicht selten vor, dass die Fensterscheiben nach kurzer Zeit erneut beschlagen, so dass die Fensterscheiben erneut vom kondensierten Wasser befreit werden müssen.
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Einige Ansätze, dem Beschlagen der Fensterscheiben zu begegnen, setzen bei einer entsprechenden Ansteuerung der Klimaanlage des betreffenden Fahrzeugs an. Derartige Verfahren, die ein Beschlagen der Fensterscheiben verhindern sollen, sind in der
DE 10 2011 084 278 A1 und der
DE 10 2016 210 038 A1 offenbart. Diese Verfahren zielen hauptsächlich darauf ab, ein Beschlagen der Fensterscheiben während der Fahrt zu verhindern. In vielen Fällen beschlagen aber die Fensterscheiben dann, wenn zumindest ein Benutzer in das Fahrzeug einsteigt und losfahren möchte. In diesem Fall entfalten derartige Verfahren erst dann ihre Wirkung, wenn der Benutzer das entsprechende Programm der Klimaanlage gewählt hat und dieses für eine bestimmte Zeit läuft. Folglich muss der Benutzer solange warten, bis das die Fensterscheiben nicht mehr beschlagen sind, bevor er die Fahrt beginnen kann.
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Aus der
DE 10 2014 102 827 A1 ist ein Klimatisierungsverfahren bekannt, bei dem geprüft wird, ob sich ein identifizierbarer Benutzer dem Fahrzeug nähert. Es kann dann ein individuell an die aktuellen Wärmebedürfnisse dieses Benutzers angepasstes Raumklima vorgegeben werden. Dadurch kann der Benutzer in ein für seine aktuelle Situation geeignet vorkonditioniertes Kraftfahrzeug einsteigen. Allerdings kann dabei Scheibenbeschlag entstehen.
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Aufgabe einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zum Klimatisieren eines Innenraums eines Fahrzeugs anzugeben, welches entweder verhindert, dass die Fensterscheiben beschlagen, wenn zumindest ein identifizierbarer Benutzer in das Fahrzeug einsteigt, oder die Zeit, die zum Entfernen des Niederschlags auf den Fensterscheiben benötigt wird, gegenüber aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren spürbar verringert. Des Weiteren liegt einer Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Fahrzeug zu schaffen, welches zum Durchführen dieses Verfahrens eingerichtet ist. Darüber hinaus liegt eine Ausbildung der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Computerprogrammprodukt zum Durchführen dieses Verfahrens bereitzustellen.
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Diese Aufgabe wird mit den in den Ansprüchen 1, 8 und 9 angegebenen Merkmalen gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Eine Ausführungsform der Erfindung betrifft ein Verfahren zum Klimatisieren eines Innenraums eines Fahrzeugs derart, dass ein Beschlagen der Fensterscheiben des Fahrzeugs verhindert wird, wenn zumindest ein identifizierbarer Benutzer in das Fahrzeug einsteigt, wobei das Fahrzeug eine Fahrzeugkommunikationseinrichtung, welche mit zumindest einer Benutzerkommunikationseinheit kommuniziert, eine Klimaerfassungseinrichtung zum Erfassen des Klimas im Innenraum des Fahrzeugs oder zum Erfassen des Klimas im Innenraum und in der Umgebung des Fahrzeugs, sowie eine Klimaänderungseinrichtung zum Ändern des Klimas im Innenraum des Fahrzeugs aufweist. Das Verfahren umfasst folgende Schritte:
- - Prüfen mittels der Fahrzeugkommunikationseinrichtung, ob sich ein identifizierbarer Benutzer dem Fahrzeug nähert,
- - für den Fall, dass sich ein identifizierbarer Benutzer dem Fahrzeug näher, Prüfen mittels der Klimaerfassungseinrichtung, ob mit einem Beschlagen zumindest einer der Fensterscheiben des Fahrzeugs zu rechnen ist, wenn der Benutzer in das Fahrzeug einsteigt, und
- - für den Fall, dass mit einem Beschlagen zumindest einer der Fensterscheiben des Fahrzeugs zu rechnen ist, Klimatieren des Innenraums des Fahrzeugs mittels der Klimaänderungseinrichtung derart, dass ein Beschlagen der Fensterscheiben des Fahrzeugs verhindert wird.
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Ein wesentlicher Gedanke des vorliegenden Verfahrens ist, den Innenraum nicht erst dann so zu klimatisieren, dass die Scheiben nicht mehr beschlagen, wenn der oder die Benutzer bereits in das Fahrzeug eingestiegen sind, sondern den Innenraum bereits vor dem Einsteigen des oder der Benutzer entsprechend zu klimatisieren. Das vorschlagsgemäße Verfahren prüft, ob sich ein identifizierbarer Benutzer dem Fahrzeug nähert. Unter einem identifizierbaren Benutzer soll ein Benutzer verstanden werden, welcher berechtigt ist, in das Fahrzeug einzusteigen. Die Benutzerkommunikationseinheit signalisiert der Fahrzeugkommunikationseinrichtung, ob ein Benutzer berechtigt ist oder nicht.
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Sollte sich ein identifizierbarer Benutzer dem Fahrzeug nähern, so wird das momentan im Innenraum herrschende Klima mittels der Klimaerfassungseinrichtung erfasst und geprüft, ob ein Beschlagen zumindest einer der Fahrzeugscheiben des Fahrzeugs wahrscheinlich ist. Dabei kann berücksichtigt werden, dass der oder die Benutzer durch ihren Atem eine bestimmte Menge an Feuchtigkeit ausstoßen, die zu einem Beschlagen der Fensterscheiben führen kann. Es ist möglich, pro Benutzer eine eigene Benutzerkommunikationseinheit zu verwenden. Über die Fahrzeugkommunikationseinrichtung kann ermittelt werden, wie viele identifizierbare Benutzer sich dem Fahrzeug nähern. Mit zunehmender Anzahl an Benutzern, die in das Fahrzeug einsteigen, steigt auch die Menge an Feuchtigkeit, welche die Benutzer über ihren Atem in den Innenraum einbringen.
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Für den Fall, dass mit einem Beschlagen der Fensterscheiben zu rechnen ist, leitet die Klimaänderungseinrichtung vor dem Einsteigen der Benutzer entsprechende Schritte ein, um den Innenraum so zu klimatisieren, dass dann, wenn der oder die Benutzer in das Fahrzeug einsteigen, die Gefahr, dass die Fensterscheiben beschlagen, zumindest deutlich reduziert wird. Mit dem vorschlagsgemäßen Verfahren kann der Innenraum bereits entsprechend klimatisiert werden, wenn die Gefahr eines Beschlagens besteht. Ob eine Gefahr des Beschlagens besteht oder nicht, kann der Benutzer im Allgemeinen nicht feststellen und kann erst dann Gegenmaßnahmen eingreifen, wenn die Fensterscheiben beginnen zu beschlagen. Die Zeit bis dahin wird mit dem erfindungsgemäßen Verfahren gewonnen und so ein Beschlagen verhindert oder zumindest die Zeit, die zum Entfernen des Niederschlags auf den Fensterscheiben benötigt wird, deutlich reduziert.
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Nach Maßgabe einer weiteren Ausführungsform umfasst das Fahrzeug eine Klimaanlage. Der Schritt des Klimatisierens des Innenraums des Fahrzeugs umfasst eine Ansteuerung der Klimaanlage mittels der Klimaänderungseinrichtung derart, dass ein Beschlagen der Fensterscheiben des Fahrzeugs verhindert wird. Auch dieser Schritt wird ausgeführt, bevor der oder die Benutzer in das Fahrzeug einsteigen. Folglich muss der Benutzer nicht erst die Klimaanlage einschalten und das entsprechende Programm wählen, so dass auch hier die Zeit, die der Benutzer abwarten muss, um die Fahrt zu beginnen, deutlich reduziert wird. Es kann hierzu notwendig sein, den Motor des Fahrzeugs zu starten, was die Klimaänderungseinrichtung veranlasst.
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In einigen Fällen beschlagen die Fensterscheiben nicht unmittelbar dann, wenn der oder die Benutzer in das Fahrzeug einsteigen, sondern kurz danach, beispielsweise in einem Zeitraum zwischen einer und fünf Minuten. In dieser Zeit kann der Benutzer die Fahrt bereits begonnen haben. Der Benutzer kann die Klimaanlage erst dann entsprechend betreiben, wenn er feststellt, dass die Fensterscheiben beginnen zu beschlagen. Das erfindungsgemäße Verfahren hingegen schreitet bereits dann ein, wenn die Scheiben überhaupt noch nicht beschlagen sind, allerdings die Gefahr hierfür besteht. Folglich kann der Innenraum präventiv so klimatisiert werden, dass ein Beschlagen verhindert wird. Hierdurch wird nicht nur ein mühsames Befreien der Fensterscheiben vom Niederschlag überflüssig, sondern es wird auch ein Beitrag zur Betriebssicherheit des betreffenden Fahrzeugs geleistet, da verhindert wird, dass die Scheiben während der Fahrt beschlagen und die Sicht verschlechtert wird.
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In einer weitergebildeten Ausführungsform kann die Klimaanlage im Umluftbetrieb betrieben werden. Wie eingangs erwähnt, kann die Klimaerfassungseinrichtung nicht nur das aktuelle Klima im Innenraum erfassen, vielmehr kann sie auch so eingerichtet sein, dass sie auch das Klima in der unmittelbaren Umgebung des Fahrzeugs erfassen kann. Wenn die Klimaerfassungseinrichtung feststellt, dass die Luftfeuchtigkeit im Innenraum des Fahrzeugs geringer ist als in der Umgebung, was beispielsweise dann der Fall ist, wenn es in der Umgebung des Fahrzeugs regnet, so kann mit dem Umluftbetrieb verhindert werden, dass feuchte Luft aus der Umgebung in den Innenraum des Fahrzeugs gelangt. Auch hier wird verhindert, dass die Fensterscheiben beschlagen.
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Bei einer weitergebildeten Ausführungsform kann das Fahrzeug automatisch absenkbare Fensterscheiben und/oder ein automatisch betätigbares Schiebedach aufweisen und der Schritt des Klimatisierens des Innenraums des Fahrzeugs eine Ansteuerung der Fensterscheiben und/oder des Schiebedachs mittels der Klimaänderungseinrichtung umfassen derart, dass ein Beschlagen der Fensterscheiben des Fahrzeugs verhindert wird. Nicht alle Fahrzeuge verfügen über eine Klimaanlage. Dennoch lässt sich das vorschlagsgemäße Verfahren auch dann ausführen, wenn das Fahrzeug nicht über eine Klimaanlage verfügt. In diesem Fall kann geprüft werden, ob das Beschlagen der Fensterscheiben dadurch verhindert werden kann, dass zumindest eine der Fensterscheiben abgesenkt und/oder das Schiebedach geöffnet wird. Dies bietet sich insbesondere dann an, wenn die Luft in der Umgebung des Fahrzeugs deutlich trockener ist als im Innenraum. Selbst dann, wenn das betreffende Fahrzeug eine Klimaanlage aufweist, können sich das Absenken der Fensterscheiben und/oder das Öffnen des Schiebedachs anbieten, weil der hierbei entstehende Energieverbrauch im Vergleich zu einer entsprechenden Ansteuerung der Klimaanlage geringer ist. Insofern kann hierdurch ein Beitrag zum ressourcenschonenden Betrieb des Fahrzeugs geleistet werden.
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Bei einer weiteren Ausführungsform kann die Klimaerfassungseinrichtung einen Temperatursensor, einen Feuchtigkeitssensor und/oder einen Regensensor umfassen, deren Messdaten beim Erfassen des Klimas im Innenraum des Fahrzeugs oder beim Erfassen des Klimas im Innenraum und in der Umgebung des Fahrzeugs berücksichtigt werden. Moderne Fahrzeuge weisen ohnehin eine große Anzahl an Sensoren auf, so dass Temperatursensoren, Feuchtigkeitssensoren und/oder Regensensoren typischerweise vorhanden sind. Die von ihnen erzeugten Messdaten können von der Klimaerfassungseinrichtung berücksichtigt werden. Die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit spielen für das Beschlagen der Fensterscheiben eine große Rolle, so dass mit der Berücksichtigung der von den Temperatursensoren und den Feuchtigkeitssensoren erzeugten Messdaten eine ziemlich genaue Aussage darüber getroffen werden kann, ob die Fensterscheiben beim Einsteigen eines Benutzers in das Fahrzeug beschlagen oder nicht. Die Messdaten eines Regensensors können ebenfalls berücksichtigt werden, da Regen mit einer erhöhten Feuchtigkeit der Luft im Umfeld des betreffenden Fahrzeugs verbunden ist. Wie zuvor erläutert, sieht eine Ausführungsform des vorschlagsgemäßen Verfahrens vor, die Fensterscheiben abzusenken und/oder das Schiebedach zu öffnen, um ein Beschlagen der Fensterscheiben zu verhindern. Diese Maßnahmen tEH sind allerdings nur dann sinnvoll, wenn es nicht regnet. Das Berücksichtigen der Messdaten des Regensensors verhindert ein Absenken der Fensterscheiben und/oder ein Öffnen des Schiebedachs bei Regen. Wenn es sich bei dem betreffenden Fahrzeug um ein Cabriolet handelt, kann das Verdeck geöffnet werden, sofern es nicht regnet.
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Nach Maßgabe einer weiteren Ausführungsform umfasst die Benutzerkommunikationseinheit einen Autoschlüssel. Moderne Fahrzeuge besitzen Autoschlüssel, welche die Verriegelung des Fahrzeugs öffnen, wenn der Autoschlüssel in einen bestimmten Bereich um das Fahrzeug herum gebracht wird. Insofern kann eine Information darüber erlangt werden, ob sich der Benutzer im Umfeld des Fahrzeugs befindet oder nicht. Der Autoschlüssel sendet Identifizierungssignale an die Fahrzeugkommunikationseinrichtung, so dass die Verriegelung des Fahrzeugs nur mit einer geringen Anzahl von Autoschlüsseln geöffnet werden kann. Daher dient der Autoschlüssel auch gleichzeitig dazu, den Benutzer zu identifizieren. Für den Fall, dass sich der identifizierte Benutzer im Umfeld des Fahrzeugs aufhält, ist davon auszugehen, dass er in das Fahrzeug einsteigen und eine Fahrt beginnen möchte. Diese Information kann dazu verwendet werden, die oben genannten Schritte zum Verhindern des Beschlagens der Fensterscheiben einzuleiten. Hierdurch kann zusätzliche Zeit für die Klimatisierung des Innenraums gewonnen werden.
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Eine weitergebildete Ausführungsform zeichnet sich dadurch aus, dass die Benutzerkommunikationseinheit ein Smartphone, ein Tablet und/oder ein Wearable umfasst, deren Messdaten beim Prüfen, ob mit einem Beschlagen zumindest einer der Fensterscheiben des Fahrzeugs zu rechnen ist, wenn der Benutzer in das Fahrzeug einsteigt, von der Klimaänderungseinrichtung berücksichtigt werden.
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Unter Wearables sind tragbare Datenverarbeitungsvorrichtungen zu verstehen, welche während ihres Betriebs am Körper des Benutzers getragen werden. Auch mit Smartphones, Tablets und/oder Wearables ist es möglich, festzustellen, ob sich ein Benutzer im Umfeld des Fahrzeugs befindet oder nicht. Daher ist es möglich, die von den Smartphones, Tablets oder Wearables erzeugten Informationen bezüglich des Standorts des Benutzers zu nutzen, um die oben genannten Schritte zum Verhindern des Beschlagens der Fensterscheiben einzuleiten. Im Gegensatz zu Autoschlüsseln, welche die Anwesenheit des Benutzers innerhalb eines relativ eng begrenzten Umfelds des Fahrzeugs ermitteln können, weisen Smartphones, Tablets und Wearables üblicherweise GPS-Sender auf, so dass die oben erläuterten Maßnahmen zum Verhindern des Beschlagens der Fensterscheiben des Fahrzeugs bereits dann eingeleitet werden können, wenn der Benutzer noch sehr weit entfernt vom Fahrzeug ist. Auch hierdurch wird weitere Zeit gewonnen, um die notwendigen Maßnahmen zum Klimatisieren des Innenraums einzuleiten.
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Insbesondere die Wearables, aber auch die Smartphones und Tablets können darüber hinaus noch weitere Informationen liefern, die beim Klimatisieren des Innenraums des Fahrzeugs berücksichtigt werden können. Mithilfe des GPS-Senders kann ermittelt werden, mit welcher Geschwindigkeit sich der betreffende Benutzer bewegt. Insbesondere kann festgestellt werden, ob der betreffende Benutzer läuft und wie lange er bereits gelaufen ist. Hierüber kann ermittelt werden, ob der Benutzer schwitzt und damit ein erhöhtes Maß an Feuchtigkeit in den Innenraum einbringen wird. Die Wearables sind darüber hinaus in der Lage, über eine Messung des Hautwiderstands zu messen, wie stark der Benutzer schwitzt. Diese Informationen können bei der Klimatisierung des Innenraums berücksichtigt werden, so dass die Gefahr des Beschlagens der Fensterscheiben deutlich reduziert werden kann.
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Aus der
US 2015/0127215 A1 ist es bekannt, auf den Wearables benutzerspezifische Einstellungen, beispielsweise die Sitzstellung, zu hinterlegen. Wenn sich ein anderer Benutzer mit seinem Wearable dem Fahrzeug nähert, werden seine individuellen Einstellungen umgesetzt, bevor er in das Fahrzeug eingestiegen ist. Die
US 2015/0127215 A1 offenbart aber nicht, die vom Wearable generierten Daten beispielsweise bezüglich der körperlichen Aktivität dazu zu verwenden, den Innenraum vor dem Einsteigen des Benutzers so zu klimatisieren, dass ein Beschlagen verhindert wird.
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Die Smartphones, Tablets und Wearables können über entsprechende Übertragungsstandards wie Bluetooth oder WI-FI drahtlos mit der Fahrzeugkommunikationseinrichtung kommunizieren und ihre Messdaten übertragen. Darüber hinaus werden die Smartphones, Tablets und Wearables mit einem initialen Pairing so mit der Fahrzeugkommunikationseinrichtung gekoppelt, dass die Kommunikation ermöglicht wird. Die Möglichkeit der Kommunikation dient auch dazu, den Benutzer des betreffenden Smartphones, Tablets und Wearables zu identifizieren.
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Des Weiteren betrifft eine Ausbildung der Erfindung ein Computerprogrammprodukt zum Ausführen eines Verfahrens nach einem der vorherigen Ausführungsformen.
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Darüber hinaus betrifft eine Ausgestaltung der Erfindung ein Fahrzeug, insbesondere Kraftfahrzeug, welches zum Durchführen eines Verfahrens nach einem der vorherigen Ausführungsformen eingerichtet ist.
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Die technischen Effekte und Vorteile, die sich mit dem vorschlagsgemäßen Computerprogrammprodukt und dem vorliegenden Fahrzeug erreichen lassen, entsprechen denjenigen, die für das vorliegende Verfahren erörtert worden sind. Zusammenfassend sei darauf hingewiesen, dass es vorschlagsgemäß möglich ist, bereits vor dem Einsteigen des Benutzers in das Fahrzeug Maßnahmen zu ergreifen, welche das Beschlagen der Fensterscheiben verhindern. Folglich ist es nicht notwendig, die Fensterscheiben mit einem Tuch vom Niederschlag zu befreien oder so lange zu warten, bis die Klimaanlage den Innenraum so klimatisiert hat, dass die Fensterscheiben nicht mehr beschlagen sind. Somit wird einerseits die Zeit verringert, die benötigt wird, die Fensterscheiben vom Niederschlag zu befreien, andererseits wird ein Beitrag zur Betriebssicherheit des betreffenden Fahrzeugs geleistet, da verhindert werden kann, dass die Scheiben kurz nach dem Start beschlagen und somit die Sicht durch die Fensterscheiben beeinträchtigt wird.
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Beispielhafte Ausführungsformen der Erfindung werden im Folgenden unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen
- 1a eine prinzipielle Draufsicht auf ein Fahrzeug, welches mit dem erfindungsgemäßen Verfahren betrieben werden kann,
- 1b das in 1a) dargestellte Fahrzeug anhand einer prinzipiellen Schnittdarstellung, so dass im Fahrzeug verbaute Komponenten sichtbar sind,
- 2 eine schematische Darstellung des erfindungsgemäßen Verfahrens, und
- 3 ein Ablaufdiagramm des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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In 1a ist ein Fahrzeug 10 anhand einer prinzipiellen Draufsicht gezeigt, welches derart eingerichtet ist, dass das erfindungsgemäße Verfahren durchführbar ist. Das Fahrzeug 10 weist insgesamt sechs Fensterscheiben 12 auf, nämlich eine Windschutzscheibe 14, eine Heckscheibe 16 und vier Seitenscheiben 18. Die Seitenscheiben 18 sind automatisch versenkbar, wobei die hierzu notwendigen Fensterheber und die Antriebsmittel nicht dargestellt sind. Zudem umfasst das Fahrzeug 10 ein Fahrzeugdach 20, in welchem ein automatisch betätigbares Schiebedach 22 angeordnet ist, wobei auch hier die Antriebsmittel nicht dargestellt sind.
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Wie aus 1b erkennbar, weist das Fahrzeug 10 einen Innenraum 24 auf, der unter anderem von den Fensterscheiben 12 und dem Fahrzeugdach 20 begrenzt wird. Das Fahrzeug 10 ist mit einer Klimaerfassungseinrichtung 26 ausgestattet, mit welcher das Klima im Innenraum 24 des Fahrzeugs 10 erfasst werden kann. Die Klimaerfassungseinrichtung 26 umfasst hierzu einen Temperatursensor 28 und einen Feuchtigkeitssensor 30. Das Klima im Innenraum 24 kann folglich hinsichtlich der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit charakterisiert und quantifiziert werden. Eine weitere Möglichkeit, das Klima zu charakterisieren und zu quantifizieren, wäre der Einsatz eines Barometers, um den Luftdruck im Innenraum 24 zu bestimmen (nicht dargestellt).
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Der Temperatursensor 28 und der Feuchtigkeitssensor 30 sind so eingerichtet, dass sie nicht nur das Klima im Innenraum 24, sondern auch in der Umgebung des Fahrzeugs 10 charakterisieren und quantifizieren können. Zusätzlich umfasst die Klimaerfassungseinrichtung 26 einen Regensensor 32, mit dem ermittelbar ist, ob und wie stark es in der Umgebung des Fahrzeugs 10 regnet.
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Ferner umfasst das Fahrzeug 10 eine Klimaänderungseinrichtung 34, welche Teil der Steuereinheit des Fahrzeugs 10 sein kann. Zudem umfasst das Fahrzeug 10 eine Klimaanlage 39. Die Klimaänderungseinrichtung 34 erfasst die von der Klimaerfassungseinrichtung 26 erzeugten Messdaten und ergreift entsprechende Maßnahmen, um das Klima im Innenraum 24 gezielt zu verändern. Diese Maßnahmen werden später genauer erläutert.
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Weiterhin ist das Fahrzeug 10 mit einer Fahrzeugkommunikationseinrichtung 36 ausgerüstet, mit welcher das Fahrzeug 10 mit einer Benutzerkommunikationseinheit 38 kommunizieren und Daten austauschen kann.
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In 2 ist eine Ausführungsform dargestellt, wie die Kommunikation zwischen der Fahrzeugkommunikationseinrichtung 36 und der Benutzerkommunikationseinheit 38 realisiert werden kann. Das in 2 dargestellte Fahrzeug 10 weist die in den 1a und 1b beschriebenen Komponenten auf, unter anderem auch die Fahrzeugkommunikationseinrichtung 36. Der in 2 dargestellte Benutzer 37 trägt die Benutzerkommunikationseinheit 38, welche als eine Anzahl von Wearables 40 ausgeführt ist. Schematisch ist zudem dargestellt, dass die Benutzerkommunikationseinheit 38 auch als ein Tablet 42, ein Smartphone 44 oder ein Autoschlüssel 46 ausgeführt sein kann.
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Unabhängig davon, wie die Benutzerkommunikationseinheit 38 ausgeführt ist, tritt diese drahtlos mit der Fahrzeugkommunikationseinrichtung 36 in Kontakt, beispielsweise über Bluetooth oder WI-FI. Vor dem ersten Gebrauch wird ein Pairing zwischen der Benutzerkommunikationseinheit 38 und der Fahrzeugkommunikationseinrichtung 36 vorgenommen, um die Kommunikation zu ermöglichen. Hierdurch wird der Benutzer 37 der Benutzerkommunikationseinheit 38 auch als identifizierbarer Benutzer 37 eingestuft, der berechtigt ist, in das Fahrzeug 10 einzusteigen.
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Im Beispiel der vom Benutzer 37 getragenen Wearables 40 messen diese eine Vielzahl von benutzerbezogenen Daten, beispielsweise die Position, die Geschwindigkeit, den Puls, die Hauttemperatur, den Blutdruck und den Hautwiderstand. Hieraus lässt sich ermitteln, ob der Benutzer 37 gerade sportlich aktiv ist und wie stark er schwitzt. Diese Information ist insofern wichtig, als dass bei einem starken Schwitzen der Benutzer 37 über die Haut zusätzlich zu dem Atem eine Menge an Feuchtigkeit in den Innenraum 24 des Fahrzeugs 10 einträgt.
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Die von den Wearables 40 erzeugten Messdaten können fortlaufend an die Fahrzeugkommunikationseinrichtung 36 übermittelt werden oder nur dann, wenn sich der Benutzer 37 innerhalb eines wählbaren Abstands des Fahrzeugs 10 befindet. Aufgrund der Positionsmessung kann ermittelt werden, ob der Benutzer 37 beabsichtigt, innerhalb einer bestimmten Zeit in das Fahrzeug 10 einzusteigen. Wenn dieser Fall eintritt, übermittelt die Fahrzeugkommunikationseinrichtung 36 die von den Wearables 40 ermittelten Messdaten an die Klimaänderungseinrichtung 34. Es können auch Wearables 40 von mehr als einem Benutzer 37 verwendet werden, die mit der Fahrzeugkommunikationseinrichtung 36 kommunizieren. Dann erhält die Klimaänderungseinrichtung 34 zusätzlich einen Hinweis darauf, ob mehr als ein Benutzer 37 in das Fahrzeug 10 einsteigt und ob die Benutzer 37 schwitzen. Die Klimaänderungseinrichtung 34 kann ermitteln, ob bei dem momentan im Innenraum 24 herrschenden Klima ein Beschlagen der Fensterscheiben 12 zu erwarten ist, wenn der Benutzer 37 oder die Benutzer 37 in das Fahrzeug 10 einsteigen.
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Ist zu erwarten, dass die Fensterscheiben 12 beschlagen, wenn der oder die Benutzer 37 in das Fahrzeug 10 einsteigen, kann die Klimaänderungseinrichtung 34 folgende Maßnahmen ergreifen: sie kann die Klimaanlage 39 des Fahrzeugs 10 einschalten und so betreiben, dass ein Beschlagen der Fensterscheiben 12 verhindert wird, wenn die Benutzer 37 in das Fahrzeug 10 einsteigen. Dies kann beispielsweise dadurch geschehen, dass die Temperatur der Luft erhöht wird, wodurch ihre Aufnahmefähigkeit für Wasser erhöht wird. Weiterhin kann die Klimaanlage 39 im Umluftbetrieb gefahren werden, was dann Sinn macht, wenn die Luftfeuchtigkeit in der Umgebung des Fahrzeugs 10 größer ist als im Innenraum 24. Sollte es notwendig sein, den Motor des Fahrzeugs 10 anzulassen, um die Klimaanlage 39 entsprechend betreiben zu können, wird dies von der Klimaänderungseinrichtung 34 veranlasst.
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Darüber hinaus kann die Klimaänderungseinrichtung 34 die Seitenscheiben 18 absenken und/oder das Schiebedach 22 öffnen. Wenn es sich bei dem betreffenden Fahrzeug 10 um ein Cabriolet handelt, kann das Verdeck geöffnet werden. Der Regensensor 32 überprüft, ob es in der Umgebung des Fahrzeugs 10 regnet oder nicht. Insbesondere ein Öffnen des Schiebedachs und des Verdecks des Cabriolets wird nur dann durchgeführt, wenn es nicht regnet.
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Wie bereits erwähnt, kann die Benutzerkommunikationseinheit 38 auch als ein Tablet 42, ein Smartphone 44 oder ein Autoschlüssel 46 ausgeführt sein. Insbesondere Smartphones weisen Beschleunigungssensoren auf, mit denen ermittelt werden kann, ob der Benutzer 37 läuft oder geht. Mit den GPS-Sendern kann ermittelt werden, wie schnell sich der Benutzer 37 bewegt. Auch wenn im Gegensatz zu Wearables 40 nicht die Möglichkeit besteht, den Puls, den Blutdruck und den Hautwiderstand zu messen und damit zu ermitteln, ob und wenn ja, wie stark der Benutzer 37 schwitzt. Allerdings kann anhand von Erfahrungswerten geschätzt werden, dass ein Benutzer 37, der sich über längere Zeit im Lauftempo bewegt, schwitzen wird. Zudem kann die Klimaänderungseinrichtung 34 selbstlernend ausgeführt werden, so dass die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit beim Einsteigen in das Fahrzeug 10 mit der festgestellten körperlichen Aktivität des Benutzers in Beziehung gesetzt wird und somit eine Schätzung erfolgen kann, mit welchem Feuchtigkeitseintrag bei einer vergleichbaren Situation zu rechnen ist.
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Etwas anders verhält es sich in dem Fall, wenn die Benutzerkommunikationseinheit 38 als ein Autoschlüssel 46 ausgestaltet ist. Der Autoschlüssel 46 ist üblicherweise nicht mit einem GPS-Sensor ausgestattet und nicht in der Lage, die körperliche Aktivität des Benutzers zu ermitteln. Vielmehr kann nur festgestellt werden, ob sich der Benutzer 37 in einem bestimmten Radius um das Fahrzeug 10 befindet oder nicht. Wenn die Klimaerfassungseinrichtung 26 ein Klima im Innenraum 24 feststellen sollte, bei dem bei einer angenommenen normalen körperlichen Aktivität des Benutzers ein Beschlagen der Fensterscheiben 12 zu erwarten ist, kann die Klimaänderungseinrichtung 34 die beschriebenen Maßnahmen einleiten.
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Wie in 3 dargestellt, wird unabhängig von der konkreten Ausführungsform der Benutzerkommunikationseinheit 38 mithilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens ermittelt, ob sich ein identifizierbarer Benutzer 37 dem Fahrzeug 10 nähert oder nicht. Darüber hinaus wird ermittelt, ob mit einem Beschlagen zumindest einer der Fensterscheiben 12 zu rechnen ist, wenn der Benutzer 37 in das Fahrzeug 10 einsteigt. Hierbei werden alle zur Verfügung stehenden relevanten Informationen berücksichtigt, um eine möglichst genaue Aussage hierüber treffen zu können. Wenn mit einem Beschlagen der Fensterscheiben 12 zu rechnen ist, wird der Innenraum 24 so klimatisiert, dass ein Beschlagen verhindert wird, wenn der Benutzer 37 in das Fahrzeug 10 einsteigt.
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Auch wenn beispielsweise dann, wenn die Benutzerkommunikationseinheit 38 als ein Autoschlüssel 46 ausgestaltet ist, nur relativ wenig relevante Informationen vorliegen, bietet das erfindungsgemäße Verfahren dennoch einen deutlichen Vorteil. In den meisten Fällen ist sich der Benutzer 37 der Tatsache nicht bewusst, dass die Fensterscheiben 12 in Kürze beschlagen, da die Fensterscheiben 12 häufig nicht unmittelbar nach dem Einstieg des Benutzers in das Fahrzeug 10 beschlagen, sondern erst einige Zeit später. Erst dann wird der Benutzer 37 die Klimaanlage 39 so einstellen, dass die Fensterscheiben 12 vom Niederschlag befreit werden. Selbst wenn die Klimaanlage 39 nur kurze Zeit vor dem Einsteigen des Benutzers entsprechend betrieben wird oder die übrigen beschriebenen Maßnahmen ergriffen werden, kann ein Beschlagen der Fensterscheiben 12 verhindert werden.
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Es bietet sich an, das Fahrzeug 10 so zu gestalten, dass ein Hinweis an den Benutzer 37 ausgegeben wird, wonach die Gefahr des Beschlagens der Fensterscheiben 12 besteht und dass die beschriebenen Gegenmaßnahmen eingeleitet wurden. Dieser Hinweis kann über ein Display im Fahrzeug 10 oder über die Benutzerkommunikationseinheit 38 ausgegeben werden. Eine Ausgabe des Hinweises über die Benutzerkommunikationseinheit 38, beispielsweise über das Smartphone 44 hat den Vorteil, dass der Benutzer bereits vor dem Erreichen des Fahrzeugs 10 über die eingeleiteten Maßnahmen informiert wird und sich nicht wundert, warum beispielsweise der Motor läuft und die Seitenscheiben 18 abgesenkt sind.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Fahrzeug
- 12
- Fensterscheibe
- 14
- Windschutzscheibe
- 16
- Heckscheibe
- 18
- Seitenscheibe
- 20
- Fahrzeugdach
- 22
- Schiebedach
- 24
- Innenraum
- 26
- Klimaerfassungseinrichtung
- 28
- Temperatursensor
- 30
- Feuchtigkeitssensor
- 32
- Regensensor
- 34
- Klimaänderungseinrichtung
- 36
- Fahrzeugkommunikationseinrichtung
- 37
- Benutzer
- 38
- Benutzerkommunikationseinheit
- 39
- Klimaanlage
- 40
- Wearable
- 42
- Tablet
- 44
- Smartphone
- 46
- Autoschlüssel