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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung eines hydrostatischen Antriebs, insbesondere Fahrantriebs, sowie eine Recheneinheit und ein Computerprogramm zu dessen Durchführung.
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Stand der Technik
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Bei hydrostatischen Antrieben wird eine Hydraulikpumpe von einer Antriebsmaschine, üblicherweise einer Brennkraftmaschine, bspw. einem Dieselmotor, angetrieben. Über die Hydraulikpumpe werden ein oder mehrere damit (z.B. in einem offenen oder geschlossenen hydraulischen Kreislauf) verbundene Hydraulikmotoren (für rotatorische Bewegungen), Hydraulikzylinder (für lineare Bewegungen) und ggf. Ventile u.ä. zur Umsetzung von Funktionen wie Arbeits- und Fahrfunktionen angetrieben. Für eine Fahrfunktion beispielsweise treibt ein Hydraulikmotor ein oder mehrere Räder o.ä. an und wird dabei selbst von der Hydraulikpumpe angetrieben. Hydrostatische Fahrantriebe finden sich beispielsweise oft in mobilen Arbeitsmaschinen, d.h. Maschinen mit Fahrantrieb, wie z.B. Landmaschinen, Bagger, Mobilkräne, Umschlaggeräte, Kommunalfahrzeuge, Kompaktlader, Gabelstapler, Flugfeldschlepper usw. Zumindest die Hydraulikmotoren sind üblicherweise als Verstelleinheiten, d.h. ein verstellbares Arbeitsvolumen aufweisend, ausgebildet.
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Um den Wirkungsgrad des Antriebsstrangs zu erhöhen, kann eine Leistungsverzweigung nach der Antriebsmaschine verwendet werden, bei der parallel zum hydrostatischen Teil ein mechanischer Leistungspfad installiert wird.
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Eine Ansteuerung von hydrostatischen Antrieben erfolgte ursprünglich mechanisch oder hydraulisch. Dabei ist üblicherweise jeder Stellgröße ein Bedienelement zugeordnet. Viele der heute eingesetzten, elektronisch angesteuerten Systeme haben dieses Ansteuerkonzept übernommen und bilden meist direkt in einer eineindeutigen Zuordnung die Bedienteilvorgaben auf Stellgrößen ab.
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Aus der
DE 10 2010 020 004 A1 ist bspw. eine Ansteuerung bekannt, bei der eine Drehmomentregelung auf einer Pumpenwelle im Sinne eines Leistungs- oder Drehmomentreglers realisiert wird. Dazu wird über eine Stellvorrichtung ein Hubvolumen der Pumpe eingestellt.
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Aus der
DE 10 2014 224 337 A1 ist es bekannt, aus einem vorgegebenen Sollwert für einen Druck im hydraulischen Arbeitskreis, eine Drehzahl der hydraulischen Pumpe oder eine Ausgabegröße des hydrostatischen Antriebs im Zuge einer Vorsteuerung wenigstens eine von mehreren Stellgrößen des hydrostatischen Antriebs zu ermitteln und einzustellen und die übrigen Regelgrößen und/oder Stellgrößen automatisch nachzuführen.
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Offenbarung der Erfindung
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Erfindungsgemäß werden ein Verfahren zur Steuerung eines hydrostatischen Antriebs, insbesondere Fahrantriebs, sowie eine Recheneinheit und ein Computerprogramm zu dessen Durchführung mit den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche vorgeschlagen. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche sowie der nachfolgenden Beschreibung.
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Die Erfindung schafft eine Regelungsstrategie, die es erlaubt, ein Fahrerwunschmoment an einer von dem Hydraulikmotor bzw. hydraulischen Motor angetriebenen Abtriebswelle, die z.B. mit Antriebsrädern verbunden ist, einzuprägen. Dafür stehen bis zu drei Stellgrößen, nämlich das Antriebsmoment der Antriebsmaschine (z.B. Verbrennungsmotor), und die beiden Verstellvolumina der hydraulischen Verstelleinheiten (sprich Fördervolumen der Hydropumpe und Schluckvolumen des Hydromotors) bzw. grundsätzlich ein Übersetzungsverhältnis zwischen Hydraulikpumpe und Hydraulikmotor zur Verfügung. Ein wesentlicher Vorteil der Erfindung besteht darin, dass die im System auftretende Verlustleistung des Antriebs reduziert werden kann. Gleichzeitig können die Stellgrößenbegrenzungen des Systems insbesondere in Form des Maximalmoments der Antriebsmaschine und/oder der begrenzten Verstellvolumina berücksichtigt werden.
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Eine wesentliche Komponente der eingesetzten Mehrgrößenregelung bildet die Generierung von stationär optimalen Arbeitspunkten, bei denen die Verlustleistung im System minimiert wird. Ziel ist dabei, die Antriebsmaschine auf der Betriebspunktlinie (d.h. Drehmoment/Drehzahl-Paare) optimaler Wirkungsgrade (sog. „Operation Line“, meist nahe Vollastlinie bei Verbrennungsmotoren) zu betreiben und gleichzeitig die Verlustleistung zufolge von volumetrischen und mechanischen Verlusten in den hydraulischen Verstelleinheiten zu minimieren. Die optimalen Betriebspunkte bilden die Basis für eine Mehrgrößenregelung der gemessenen Systemgrößen Druck und Drehzahl. Die überaktuierte Systemstruktur erlaubt eine systematische Berücksichtigung der Stellgrößenbegrenzungen im Reglerentwurf.
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Ausgehend von einer quasistatischen Vorsteuerung wird vorzugsweise zur Verbesserung des Führungsverhaltens bei hochdynamischen Momentenanforderungen in bevorzugter Weiterbildung der Erfindung eine dynamische Vorsteuerung verwendet. In weiterer bevorzugter Weiterbildung der Erfindung wird ein stabilisierender Regler eingesetzt, um Parameterschwankungen zu kompensieren und nicht modellierte Störungen zu unterdrücken.
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Eine erfindungsgemäße Recheneinheit, z.B. ein Steuergerät eines hydrostatischen Antriebs, ist, insbesondere programmtechnisch, dazu eingerichtet, ein erfindungsgemäßes Verfahren durchzuführen.
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Auch die Implementierung des Verfahrens in Form eines Computerprogramms ist vorteilhaft, da dies besonders geringe Kosten verursacht, insbesondere wenn ein ausführendes Steuergerät noch für weitere Aufgaben genutzt wird und daher ohnehin vorhanden ist. Geeignete Datenträger zur Bereitstellung des Computerprogramms sind insbesondere magnetische, optische und elektrische Speicher, wie z.B. Festplatten, Flash-Speicher, EEPROMs, DVDs u.a.m. Auch ein Download eines Programms über Computernetze (Internet, Intranet usw.) ist möglich.
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Die Erfindung kann für einen hydraulischen Antrieb, insbesondere Fahrantrieb, aufweisend eine Antriebsmaschine (z.B. Verbrennungskraftmaschine), eine primäre Verstellpumpe und einen sekundären Verstellmotor verwendet werden. Die Topologie des Antriebs kann seriell oder leistungsverzweigt sein. Der hydraulische Kreis kann offen oder geschlossen sein. Insbesondere kann die Erfindung für einen hydraulischen Fahrantrieb in Personenkraftwagen (hydraulische Hybridfahrzeuge „Hydraulic-Powertrain“ oder „Hydraulic-Hybrid-Vehicle“) oder mobilen Arbeitsmaschinen eingesetzt werden.
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Weitere Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung und der beiliegenden Zeichnung.
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Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachfolgend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
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Die Erfindung ist anhand eines Ausführungsbeispiels in der Zeichnung schematisch dargestellt und wird im Folgenden unter Bezugnahme auf die Zeichnung ausführlich beschrieben.
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Figurenliste
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- 1 zeigt schematisch ein Modell eines leistungsverzweigten Antriebsstrangs mit Verbrennungskraftmaschine, Planetengetriebe und hydraulischen Verstelleinheiten.
- 2 zeigt die grundsätzliche Struktur eines Regelkreises gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung
- 3 zeigt ein typisches Momentenkennfeld einer Verbrennungskraftmaschine.
- 4 zeigt sich gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ergebende Stellgrößen in Abhängigkeit von der Fahrgeschwindigkeit.
- 5 zeigt Graphen zur Illustration eines Beschleunigungsvorgangs eines gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung angesteuerten Antriebsstrangs.
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Detaillierte Beschreibung der Zeichnung
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1 zeigt schematisch ein Modell eines leistungsverzweigten Antriebsstrangs 100, wie er der Erfindung zugrunde liegen kann. Der Antriebsstrang 100 ist beispielsweise ein Fahrantriebsstrang und weist eine beispielsweise als Verbrennungskraftmaschine 110 ausgebildete Antriebsmaschine auf, der hier ein als Planetengetriebe 120 ausgebildetes Leistungsverzweigungsgetriebe nachgeschaltet ist. Das Leistungsverzweigungsgetriebe weist eine Abtriebswelle 121 für einen hydrostatischen Leistungszweig und eine Abtriebswelle 122 für einen mechanischen Leistungszweig auf.
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Die Abtriebswelle 122 ist über ein Getriebe und eine Abtriebswelle 150 mit einem oder mehreren Rädern 151 verbunden.
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Die Abtriebswelle 121 ist über ein Getriebe mit einer als Verstelleinheit mit verstellbarem Hubvolumen V1 ausgebildeten hydraulischen Pumpe 130 verbunden. Die hydraulische Pumpe 130 ist über eine (mittels eines Überdruckventils 131 abgesicherte) Hochdruckleitung 132 und eine Niederdruckleitung (mit einem Niederdruckspeicher bzw. Tank 133) mit einem als Verstelleinheit mit verstellbarem Schluckvolumen V2 ausgebildeten hydraulischen Motor 140 verbunden. Der hydraulische Motor 140 ist über ein Getriebe ebenfalls mit der Abtriebswelle 150 verbunden.
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Insgesamt ergibt sich durch Vorgabe des Antriebsmoments Mm der Antriebsmaschine 110 und der Verstellvolumina V1 , V2 der Pumpe 130 bzw. des Motors 140 ein Antriebsmoment Mw an der Abtriebswelle 150.
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Zur Ansteuerung des hydrostatischen Antriebs durch Vorgabe der Stellgrößen kann ein, insbesondere computerimplementiertes, Regelkreisschema 200 gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung eingesetzt werden, wie es in 2 schematisch dargestellt ist. Das Regelkreisschema weist ein Kontrollglied 210 und die Regelstrecke 220 auf.
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Als Sollgröße dient ein Fahrerwunschmoment
das dem Kontrollglied
210 zugeführt wird. Das Kontrollglied ist dazu eingerichtet, aus dem Fahrerwunschmoment
und der aus der Regelstrecke220 rückgeführten Abtriebswellendrehzahl
ωw einen Stellgrößenvektor u
d umfassend Sollwerte für die Verstellgrade und das Antriebsmaschinenmoment
zu berechnen und auszugeben.
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Im Wesentlichen basiert dies auf einer quasistatischen Vorsteuerung durch ein Vorsteuerglied
201, welches dazu eingerichtet ist, aus dem Fahrerwunschmoment
und der Abtriebswellendrehzahl
ωw einen Stellgrößenvektor der quasistatischen Vorsteuerung
zu berechnen und auszugeben.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das Vorsteuerglied
201 weiterhin dazu eingerichtet, aus dem Fahrerwunschmoment
und der Abtriebswellendrehzahl
ωw einen Stellgrößenvektor
uΔ einer dynamischen Vorsteuerung zu berechnen und auszugeben, welcher zusammen mit dem Stellgrößenvektor u* der quasistatischen Vorsteuerung den Stellgrößenvektor
uff der Vorsteuerung bildet. Durch die zusätzliche Berücksichtigung einer dynamischen Vorsteuerung wird das Führungsverhalten, d.h. die Reaktion der Regelung auf Änderungen des Sollwerts verbessert, während der quasistatische Anteil die notwendige Stellgröße für den stationären Fall beisteuert.
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Gemäß einer weiter bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist das Kontrollglied 210 auch ein Regelglied 202 auf, welches dazu eingerichtet ist, aus einer Regelabweichung zwischen einem Soll-Zustand z* und einem Ist-Zustand z umfassend Hochdruck ph und Antriebsdrehzahl ωm einen Stellgrößenvektor ufb der Regelung zu berechnen und auszugeben. Der Stellgrößenvektor ufb der Regelung bildet zusammen mit dem Stellgrößenvektor uff der Vorsteuerung den Stellgrößenvektor ud = uff + ufb. Dies verbessert das Störungsverhalten, d.h. die Reaktion der Regelung auf Störungen.
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Eine bevorzugte Ausführungsform eines entsprechenden Verfahrens wird im Folgenden unter Bezugnahme auf die Figuren beschrieben.
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Modellierung
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Die Grundlage des Reglerentwurfs bildet ein Modell des Antriebsstrangs, das die wesentlichen dynamischen Vorgänge im System erfasst. Beispielhaft wird im Folgenden die Modellierung des leistungsverzweigten Antriebsstrangs gemäß
1 betrachtet. Die beiden hydraulischen Verstelleinheiten
130 und
140 sind als Axialkolbenmaschinen in Schrägscheibenbauweise ausgeführt und werden im Folgenden als ‚AKM1‘ bzw. ‚AKM2‘ bezeichnet. Ihre hochdruckseitige Kopplung wird als konstantes hydraulisches Volumen
Vh modelliert. Damit ergibt sich die Dynamik des Hochdrucks
mit dem Kompressionsmodul β der Hydraulikflüssigkeit und den Volumenströmen
q1 und
q2 von AKM1 und AKM2.
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Aufgrund des großen Volumens des Niederdruckspeichers 133 kann die Niederdruckdynamik vernachlässigt werden. Damit gilt ṗn ≈ 0 und es kann ohne Beschränkung der Allgemeinheit pn = 0 gesetzt werden.
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AKM1 und AKM2 werden vorteilhafterweise verlustbehaftet modelliert, womit die Volumenströme
qi in (1) und die Momente
Mi in der Form
gegeben sind, mit i = 1,2 und dem für Verstellgrad α
i = ±1 erreichten maximalen Verstellvolumen
Vi pro Radiant.
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Die volumetrischen Verluste qi,v und die hydromechanischen Verluste Mi,v der Verstelleinheiten werden auf Basis von stationären Messungen in Form von geeigneten polynomialen Ansatzfunktionen in den Betriebsgrößen Verstellgrad αi, Druck ph und Drehwinkelgeschwindigkeit ωi approximiert.
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Die Kinematik des Antriebsstrangs wird entsprechend dem mechanischen Ersatzschaltbild gemäß
1 modelliert. Das Planetengetriebe
120 besitzt drei Anschlusswellen, wobei die Eingangswelle (links, Drehwinkelgeschwindigkeit
ωm ) direkt mit der Antriebsmaschine
110 gekoppelt ist. Die Ausgangswellen
121,
122 (rechts) sind mit AKM1 (Drehwinkelgeschwindigkeit ω
1) bzw. der Abtriebswelle (Drehwinkelgeschwindigkeit
ωw ) über konstante Übersetzungsverhältnisse
i1 bzw.
iw gekoppelt. Mit der kinematischen Zwangsbedingung (Willis Gleichung)
wird die Kopplung zwischen den drei Anschlusswellen des Planetengetriebes beschrieben, wobei
i0 die Übersetzung zwischen den zwei Ausgangswellen
121,
122 bei stillstehender Eingangswelle (ω
m =0) bezeichnet.
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Verwendet man die beiden unabhängigen Drehwinkelgeschwindigkeiten ω
m und ω
w, so lassen sich mit (
3) die Drehwinkelgeschwindigkeiten von AKM1 und AKM2 angeben,
mit i
1w = i
0i
w/i
1, i
1m = (1-
i0 )/i
1 und dem Übersetzungsverhältnis
i2 zwischen AKM2 und Abtriebswelle
150.
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Zur Herleitung der Bewegungsgleichungen wird angenommen, dass sämtliche rotatorischen Trägheiten des Antriebsstrangs (Zahnräder, Wellen, Antriebsräder etc.) in die drei Trägheitsmomente J
m,
J1 und
Jw von
1 reduziert werden. Die kinetische Energie dieses System lautet
mit der Fahrzeugmasse m
v und der Fahrzeuggeschwindigkeit v
v=ω
wr
w (Radradius r
w).
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Berücksichtigt man (
4), so ergeben sich die Bewegungsgleichungen zu
wobei die positiv definite Massenmatrix auf der linken Seite von (
5) die konstanten Einträge
besitzt. Die generalisierten Kräfte auf der rechten Seite von (
5) beinhalten die Momente
M1 und
M2 von AKM1 und AKM2 gemäß (
2b) und das Moment M
m der Antriebsmaschine
110.
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Eine externe im Fahrzeugschwerpunkt angreifende Kraft Fe in Längsrichtung (z.B. Luft-und Rollwiderstand, Hangabtriebskraft) wird als externes Moment Me=rwFe modelliert.
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Die zu regelnde Systemgröße ist durch das Antriebsmoment
Mw gegeben, dessen Sollwert vom Fahrer über die Stellung des Fahrpedals vorgegeben wird (Fahrerwunschmoment
). Zur Berechnung von
Mw eliminiert man ω̇
m aus (
5) und erhält
mit dem äquivalenten Trägheitsmoment
und dem Antriebsmoment
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Die Differenzialgleichungen (1) und (5) werden unter Berücksichtigung von (
2) und (
4) in Zustandsraumdarstellung
angeschrieben, mit dem Zustand x = [p
h,ω
m,ω
w]
T, dem Eingang u = [α
1,α
2,M
m]
T und dem zu regelnden Ausgang y=M
w gemäß (7).
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Beim betrachteten System werden vorzugsweise unterlagerte Regler für den Verstellgrad und das Antriebsmoment des Motors verwendet, die den Eingang u von (
8) dem gewünschten Eingang
nachführen. Der gewünschte Eingang u
d bildet dabei die Stellgröße für die im Folgenden entwickelte Regelungsstrategie.
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Die Dynamiken der unterlagerten Regelkreise können beispielsweise durch lineare Modelle im Zeit- oder Frequenzbereich approximiert werden. Die Stellgrößenbegrenzungen
berücksichtigen die Begrenzung in den Verstellgraden |α
i|≤1, i = 1,2 sowie die Momentenbegrenzung
der Antriebsmaschine
110. Dabei ist das maximale Moment der Antriebsmaschine
110 durch deren Vollastkurve
gegeben, siehe
3.
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Generierung von optimalen Arbeitspunkten
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Für ein bei Drehwinkelgeschwindigkeit ω
w der Antriebswelle
150 vorgegebenes Fahrerwunschmoment
erhält man aus der Stationäritätsbedingung
0 = f(x,u) von (
8) und unter Berücksichtigung von
zufolge von (
6) die drei nichtlinearen Gleichungen
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Damit liegen für vorgegebene Paare (
, ω
w) zwei Freiheitsgrade zur Bestimmung der fünf unbekannten Größen α
1, α
2, M
m, ω
m und p
h vor.
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Der erste dieser beiden Freiheitsgrade wird durch die Forderung festgelegt, die Antriebsmaschine
110 stationär auf der vorgegebenen Betriebspunktkennlinie (Operation Line) zu betreiben. Die vorgegebene Betriebspunktkennlinie wird dabei in Form einer funktionalen Beziehung
im Drehzahl-Drehmomentenkennfeld approximiert, siehe
3.
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Der verbleibende Freiheitsgrad wird dadurch festgelegt, dass die stationäre Verlustleistung
in den hydraulischen Verstelleinheiten
130,
140 zufolge volumetrischer und mechanischer Verluste minimiert wird. Dazu wird der Vektor w=[p
h, ω
m, α
1, α
2]
T der Optimierungsvariablen definiert und das folgende Optimierungsproblem gelöst:
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Die optimale Lösung w* des statischen Optimierungsproblems (
11) definiert für vorgegebene Paare (
, ω
w) ein Kennfeld optimaler Arbeitspunkte, siehe
4.
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Die optimalen Arbeitspunkte sind dadurch gekennzeichnet, dass die stationäre Verlustleistung P
v der hydraulischen Verstelleinheiten minimiert wird und die Antriebsmaschine
110 auf der Operation Line
betrieben wird. Mit den Ungleichungsnebenbedingungen (
11c) werden die zulässigen Betriebsbereiche der Optimierungsvariablen berücksichtigt.
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Mehrgrößenregelung
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Zur Realisierung zeitveränderlicher Momentenvorgaben
wird vorzugsweise eine MIMO-Regelungsstrategie (Mehrgrößenregelung, engl. multiple input multiple output) gemäß
2 verwendet.
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Dabei bildet das aus der Lösung von (
11) bestimmte Kennfeld
die quasistatische Vorsteuerung
und die Solltrajektorie
für den Druck und die Drehzahl.
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Eine Verbesserung des Führungsverhaltens wird durch das Stellgesetz
erreicht, womit die quasistatische Vorsteuerung u* um den Anteil u
Δ einer dynamischen Vorsteuerung und den Anteil u
fb eines stabilisierenden Reglers erweitert wird.
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Für den Reglerentwurf werden die Dynamiken der unterlagerten Regler vernachlässigt, womit u=u
d gilt. Außerdem wird der Term I
mwω̇
w <<1 in der ersten Zeile von (
5) vernachlässigt und man erhält das reduzierte Modell
für den Reglerentwurf, mit dem Zustand z = [p
h,ω
m]
T, dem Eingang u = [α
1, α
2, M
m]
T, dem Vektor
und der Matrix
mit ω
i, i=1,2 gemäß (4).
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Die Ausgangsdrehzahl ωw wird als extern vorgegebene (messbare) Größe aufgefasst und ihre Dynamik wird im Reglerentwurf nicht berücksichtigt.
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Dynamische Vorsteuerung
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Setzt man u= u*+u
Δ in (
14) ein, so erhält man
für die dynamische Vorsteuerung u
Δ.
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Mit der Stationäritätsbedingung
und mit der Vereinfachung Φ(z*,u*+u
Δ)≈Φ(z*,u*) erhält man das unterbestimmte lineare Gleichungssystem
zur Berechnung von u
Δ.
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Der Freiheitsgrad in der Wahl von u
Δ wird anhand der Lösung des folgenden Optimierungsproblems festgelegt:
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Über die positiv definite Gewichtungsmatrix W in der Kostenfunktion (20a) kann gezielt beeinflusst werden, welche Stellgrößen bevorzugt für die dynamische Vorsteuerung verwendet werden sollen. Weiterhin bezeichnet c einen gewünschten Offset von uΔ.
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Die Bedingungen (
19) werden in Form der linearen Gleichungsnebenbedingungen (
20b) im Optimierungsproblem berücksichtigt. Das Optimierungsproblem (
20) besitzt die optimale Lösung
mit der gewichteten Pseudoinversen S
# = W
-1S
T(SW
-1S
T)
-1 von S = S(z*).
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Für hochdynamische Momentenanforderungen kann der Fall eintreten, dass die optimale Lösung gemäß (
21) die Beschränkungen
zufolge der Stellgrößenbegrenzungen (
9) verletzt, wobei Δ
- = u
- -u* und Δ
+ = u
+ -u*.
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Um (22) bei der Berechnung von uΔ zu berücksichtigen, kann beispielsweise ein Algorithmus verwendet werden, der in der Literatur unter dem englischen Begriff Redistributed Pseudoinverse zu finden ist, vgl. z.B. W.S. Levine. The Control Handbook, Second Edition: Control System Applications. CRC Press, Boca Raton, Florida, 2010.
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Dabei wird (
21) mit c = 0 verwendet, wenn keine der Beschränkungen (
22) verletzt ist. Andernfalls, d.h. wenn
für ein i ∈{1, 2, 3}, wird der Offset
für c eingeführt, womit die jeweilige Stellgröße auf ihre Begrenzung gesetzt wird. Die beschränkte dynamische Vorsteuerung erhält man schließlich aus
wobei S
i diejenige Matrix bezeichnet, die dadurch entsteht, dass in S die i-te Spalte durch einen Nullvektor ersetzt wird. Die Gewichtungsmatrix wird in Diagonalform vorgegeben, d.h. W=diag(W
1 D,W
2 D,W
3 D), mit W
1 Δ =W
2 Δ =1 und W
3 Δ<<1.
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Stabilisierender Regler
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Mit u = u* + u
Δ +u
fb gemäß (
13) erhält man das Fehlersystem
für den Fehler e = z-z*. Unter der Annahme Φ(z* +e,u) ≈ Φ(z*,u*) und unter Berücksichtigung von (
18) und (
19) vereinfacht sich das Fehlersystem (
24) zu
mit der Matrix
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Dabei wird die Beziehung
für S gemäß (
16) berücksichtigt.
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Aufgrund der verhältnismäßig langsamen Dynamik der unterlagerten Regler eignet sich ein Entkopplungsregler nicht zur Stabilisierung des Fehlersystems (
25). Stattdessen wird der stationäre Zusammenhang e =-1 /u
1A
-1S(z*)u
fb zwischen u
fb und e betrachtet, der aus (
25) für ė = 0 und unter Berücksichtigung von (
27) erhalten wird. Fordert man e=v, so erhält man die Beziehung
zur Bestimmung des Regleranteils u
fb.
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Eine stationäre Entkopplung des Fehlersystems wird durch die Vorgabe v = -K
i∫edt - K
pe erreicht, mit den Diagonalmatrizen
Ki und
Kp . Die Einträge dieser Matrizen werden anhand von Simulationsszenarien experimentell bestimmt. Um eine ausreichende Dämpfung des Fehlersystems über den gesamten Betriebsbereich (siehe
4) zu gewährleisten, wird die Gewichtung der Matrix
Kp für
erhöht. Um den Freiheitsgrad bei der Bestimmung von u
fb aus (
28) zu fixieren, wird der gleiche Algorithmus wie bei der Bestimmung des Vorsteueranteils verwendet. Die zu berücksichtigenden Ungleichungsbeschränkungen lauten in diesem Fall
zufolge von (
9) und (
13).
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Im Gegensatz zur Vorsteuerung eignet sich eine Gewichtungsmatrix in Diagonalform mit den Einträgen W1 fb =W2 fb = 1 und W3 fb >>1.
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3 zeigt ein typisches Momentenkennfeld einer Verbrennungskraftmaschine in Form eines Drehzahl-Drehmomentenkennfeld. Das Maximalmoment ist durch die gemessenen Datenpunkte (x in Figur) der Volllastkurve 301 gegeben. Eine analytische Darstellung des Maximalmoments M+(ωm) kann beispielsweise durch kubische Splines erfolgen. 3 zeigt außerdem den typischen Verlauf der Operation Line 302 einer Antriebsmaschine 110. Die Operation Line verbindet Arbeitspunkte (o in Figur) im Drehzahl-Drehmomentenkennfeld der Antriebsmaschine 110, bei denen der Wirkungsgrad für eine gewünschte mechanische Leistung Mmωm (Leistungshyperbeln) maximiert wird. Eine approximative Darstellung Mm*(ωm) der Operation Line in analytischer Form kann beispielsweise durch Mm*(ωm) = k0+k1 tanh(k2 ωm-k3 ) erfolgen, mit geeigneten Parametern ki, i=0,..., 3.
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4 zeigt Kennfelder der durch die optimale Lösung des Optimierungsproblems (
11) definierten Arbeitspunkte bei einer normierten Darstellung von Druck p
h und Moment (Legende) in Abhängigkeit von der Fahrzeuggeschwindigkeit v
v = ω
wr
w auf der Abszisse. Die Abhängigkeit von dem Fahrerwunschmoment
schlägt sich in unterschiedlichen Graphen nieder. Die strichliert dargestellten Begrenzungen der Optimierungsvariablen kennzeichnen die zulässigen Betriebsbereiche von Druck p
h, Drehzahl ω
m sowie der beiden Verstellgrade α
1, α
2. Dabei im gezeigten Beispiel wird durch die Begrenzung der Verstellgrade auf |α
i|≤ 0,9 eine Stellreserve für den Regler bereitgestellt.
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5 zeigt simulierte Graphen zur Illustration eines Beschleunigungsvorgangs eines gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung angesteuerten Antriebsstrangs bei einer normierten Darstellung von Druck ph, Antriebsmoment Mw und Moment Mm der Antriebsmaschine 110.
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Im Einzelnen zeigt 5a den Verlauf der Drehzahl ωm der Antriebsmaschine, 5b der Verstellgrade α1 (unten, kleiner Null) und α2 (oben, größer Null), 5b des normierten Hochdrucks ph , 5d des Moments Mm der Antriebsmaschine 110, 5e des Antriebsmoments Mw und 5f der Fahrgeschwindigkeit vv.
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Dabei sind in den 5a, 5c und 5e Sollwerte (dicke Linie) und simulierte (Ist-)Werte (dünne Linie) jeweils gegen die Zeit t aufgetragen. In 5f sind nur simulierte (Ist-) Werte gezeigt, da für die Fahrgeschwindigkeit keine Sollwerte existieren. In den 5b und 5d sind mit dicken Linien die sich aus der reinen quasistatischen Vorsteuerung u* ergebenden Sollwerte und mit dünnen Linien die sich insgesamt (ud ) aus der Vorsteuerung und Regelung ergebenden Sollwerte gezeichnet. Vorhandene Begrenzungen sind gestrichelt gezeichnet.
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Um ein realistisches Szenario zu untersuchen, werden die Sensoren für die Drehzahlen und den Druck in der Simulation mit Rauschen beaufschlagt. Um die Robustheit der Regelungsstrategie zu zeigen, werden die Verluste der Verstelleinheiten mit Abweichungen vom nominellen Wert um bis zu 30 % simuliert. Die Berücksichtigung der Stellgrößenbeschränkungen in der dynamischen Vorsteuerung garantiert selbst bei hohen Beschleunigungen der Antriebsmaschine 110, bei denen typischerweise das maximale Moment gefordert wird, eine sehr gute Stabilisierung des Drucks am Sollwert.
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Es ist in 5a erkennbar, dass in der Simulation die Drehzahl ωm der Antriebsmaschine dem Sollwert unmittelbar folgt.
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Der beobachtete Regelfehler im Abtriebsmoment Mw in 5e ist hauptsächlich systembedingt und kann durch die Regelung grundsätzlich nicht kompensiert werden. Einerseits erfordert eine abrupte Erhöhung des Abtriebsmoments eine so starke Beschleunigung der Antriebsmaschine 110, dass kurzzeitig ein beträchtlicher Teil der eingespeisten Leistung zur Beschleunigung der Antriebsmaschine 110 aufgebracht wird und somit ein Einbruch des Abtriebsmoments die Folge ist. Andererseits ist die Leistung der Antriebsmaschine 110 durch die maximal zulässige Drehzahl (in 5a z.B. 6.000 min-1) begrenzt. Überschreitet die geforderte Leistung die maximale Leistung, so weicht das Abtriebsmoment auch bei einem konstanten Verlauf des Fahrerwunschmoments vom Sollwert ab.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102010020004 A1 [0005]
- DE 102014224337 A1 [0006]