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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Anzeigeeinrichtung, welche wenigstens ein Display, einen Rahmen und ein Deckglas aufweist. Die Erfindung betrifft ferner eine verfahrensgemäß hergestellte Anzeigeeinrichtung. Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Herstellung eines Echtglas-Kunststoff-Hybridbauteils.
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Eine Anzeigeeinrichtung betreffender Art ist eine Baueinheit, die wenigstens ein Display, einen das Display aufnehmenden Rahmen und ein das Display schützendes Deckglas aufweist. Ein Display ist insbesondere ein Bildschirm zur visuellen Ausgabe veränderlicher Informationen. Ein Display ist bspw. eine LCD- oder OLED-Anzeige. Eine derartige Anzeigeeinrichtung wird vorzugsweise in Kraftfahrzeugen verwendet, z. B. als Infotainment-Modul bzw. MMI-Monitor oder dergleichen. Eine Anzeigeeinrichtung betreffender Art ist also insbesondere eine Kraftfahrzeuganzeigeeinrichtung.
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Die
WO 2015/091296 A1 beschreibt ein viele Einzelschritte umfassendes Verfahren zur Herstellung einer solchen Anzeigeeinrichtung. Zuerst wird das Deckglas mit einem ersten Kleber mit einem Rahmen verbunden. Anschließend wird das Deckglas auf seiner Rückseite mit einer Schicht einer transparenten Bondingmasse (s. u.) bedeckt und das Display wird in den Rahmen eingesetzt. Abschließend wird noch das Display mittels eines zweiten Klebers mit dem Rahmen verbunden. Zum Stand der Technik wird ferner auf die
WO 2014/096199 A1 und die
WO 2015/197664 A1 hingewiesen.
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Die
US 8,557,158 B2 beschreibt die Herstellung eines für ein elektronisches Gerät verwendbaren Gegenstands, wobei mittels Doppel-Schuss-Kunststoffspritzen an einen Metall- oder Glaseinleger ein Rahmen angespritzt wird. Zwischen Rahmen und Einleger wird eine formschlüssige Verbindung erzeugt, derart, dass der Rahmen den Glaseinleger umgreift („formed at least partially arround the insert“). Ebenfalls für die Verwendung an einem elektronischen Gerät ist auch in der
US 8,322,560 B2 das Anspritzen eines Kunststoffrahmens an eine Glasplatte beschrieben, wobei auch hier eine formschlüssige Verbindung erzeugt wird.
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Die Aufgabe der Erfindung ist es, ein neues Verfahren zur Herstellung einer Anzeigeeinrichtung betreffender Art bereitzustellen, das wenigstens einen mit dem Stand der Technik einhergehenden Nachteil nicht oder nur vermindert aufweist.
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Die Aufgabe wird gelöst durch das erfindungsgemäße Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1. Mit einem nebengeordneten Patentanspruch erstreckt sich die Erfindung auch auf eine mit dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Anzeigeeinrichtung bzw. Anzeigeeinheit, die insbesondere eine Kraftfahrzeuganzeigeeinrichtung ist. Mit einem weiteren nebengeordneten Patentanspruch erstreckt sich die Erfindung auch auf ein Verfahren zur Herstellung eines Echtglas-Kunststoff-Hybridbauteils. Bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich sinngemäß für alle Erfindungsgegenstände aus den abhängigen Patentansprüchen, der nachfolgenden Erfindungsbeschreibung und der Zeichnung.
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Das erfindungsgemäße Verfahren weist die Schritte auf:
- - Bereitstellen des vorgefertigten Deckglases;
- - direktes Anformen des Rahmens an der Rückseite des Deckglases durch Kunststoffspritzgießen, wobei der Rahmen quasi durch Hinterspritzung des Deckglases urgeformt und gleichzeitig mit dem Deckglas verbunden wird, derart, dass nur zwischen dem Rahmen und der Deckglasrückseite (d. h. ohne Umrandung bzw. Umspritzung des Deckglasrandes) eine auf Haftkräften, Stoffschluss und/oder Mikroformschluss basierende Verbindung erzeugt wird;
- - Einsetzen des Displays (typischerweise eines vorgefertigten Displaymoduls) in einen durch das Deckglas und den Rahmen gebildeten Aufnahmebereich, wobei auch mehrere Displays eingesetzt werden können, die dann z. B. nebeneinander angeordnet sind.
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Das Anformen des Rahmens an die Rückseite des Deckglases umfasst bevorzugt die folgenden Schritte:
- - Einlegen des Deckglases in die Kavität einer geöffneten Spritzgussform (Spritzgießwerkzeug);
- - Schließen der Spritzgussform und Einspritzen einer Kunststoffschmelze in die Kavität, wodurch an der Rückseite des Deckglases der Rahmen angespritzt bzw. angeformt wird;
- - Öffnen der Spritzgussform und Entformen (des erzeugten Glas-Kunststoff-Hybridbauteils), nachdem die Kunststoffschmelze erstarrt ist, wobei typischerweise keine Nachbearbeitung mehr vorgesehen ist.
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Optional kann auch ein sogenanntes Spritzprägen vorgesehen sein, wobei die Kunststoffschmelze in eine nicht ganz geschlossene Spritzgussform eingespritzt und erst danach die Spritzgussform vollends geschlossen wird. Beim Spritzprägen kann eine gleichmäßige Druckverteilung sichergestellt werden. Ferner wird ein geringerer gleichförmig verteilter Druck auf das eingelegte Glas aufgebracht. Außerdem kann die Schwindung des Kunststoffes homogenisiert werden.
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Der Rahmen kann mit Clipselementen, Rastelementen oder dergleichen ausgebildet werden, um das Display, Stecker, Kabel und/oder die Anzeigeeinrichtung als Ganzes befestigen zu können (z. B. im Armaturenbrett bzw. der Instrumententafel eines Kraftfahrzeugs). Die die Anzeigeeinrichtung als Ganzes befestigenden Clips- bzw. Rastelemente müssen gegebenenfalls das Gesamtgewicht des Deckglases, des Rahmens und des Displays halten und sollten daher stabiler ausgebildet sein als die Clips- bzw. Rastelemente zur Befestigung des Displays am Rahmen. Der Rahmen kann ferner mit Abstandselementen bzw. Abstandshaltern, insbesondere zur Einstellung eines Spalts (Beabstandungsspalts) zwischen der Deckglasrückseite und der Displayoberfläche, ausgebildet werden. Solche Elemente können auch als separate Elemente direkt an der Deckglasrückseite angeformt werden. Ferner können am Rahmen oder direkt auf der Glasrückseite weitere Elemente, wie z. B. Zier- und Abdeckelemente, ausgebildet werden.
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Das erfindungsgemäße Verfahren hat weniger Schritte als die aus dem eingangs genannten Stand der Technik bekannten Verfahren und führt somit zu einer Zeit- und Kostenersparnis. Insbesondere entfällt das Verkleben des Rahmens mit dem Deckglas bzw. eine Verklebung zwischen Glas und Kunststoff und das Aushärten des Klebers. Auch das Aufbringen eines sogenannten Schwarzdrucks, mit dem u. a. Kleberänder kaschiert werden sollen, kann entfallen. (Optional kann ein Schwarzdruck oder sonstiger Farbdruck dennoch vorgesehen sein.) Auch eine zusätzliche Blende kann entfallen, wodurch sich auch eine damit häufig einhergehende Fugenproblematik erübrigt. Außerdem ist die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Anzeigeeinrichtung ästhetisch ansprechend, da der angespritzte Kunststoffrahmen durch das Deckglas hindurch sehr hochwertig erscheint und somit quasi auch als Designelement fungieren kann. Der verwendete Kunststoff kann auch eingefärbt sein. Mit einem schwarzen Kunststoff lässt sich bspw. ein sogenannter Piano-Black-Effekt erzielen. Mit der Erfindung ergibt sich außerdem eine größere Designfreiheit.
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Das Deckglas hat im Verbund mit dem auf seiner Rückseite aufgespritzten Rahmen eine tragende Funktion und sollte daher ausreichend stabil sein. Ferner sollte der Verbund von Glas und angespritztem Kunststoff (Glas-Rahmen-Verbund) mechanisch belastbar sein und hohe Temperaturschwankungen (bspw. von -40 °C bis +100 °C), auch Temperaturschocks, überstehen. Wie diesen Anforderungen entsprochen werden kann ist u. a. Gegenstand bevorzugter Weiterbildungen.
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Der angeformte bzw. angespritzte Rahmen kann als durchgehender bzw. zusammenhängender Rahmen ausgebildet sein. Bevorzugt ist allerdings vorgesehen, dass der angeformte Rahmen segmentiert ist, d. h. mehrere Segmente mit dazwischen befindlichen Lücken aufweist. Dies führt einerseits zu einer Gewichtsersparnis. Andererseits werden Spannungen, insbesondere im Glas, aufgrund der Schwindung beim Erstarren der Kunststoffschmelze und unterschiedlicher Wärmeausdehnungen (von Glas und Kunststoff) verringert. Insbesondere kann so auch vermieden werden, dass sich das Glas umgewollt krümmt. Die Lücken können mit einem Farbdruck (s. o.) versehen werden, so dass der Rahmen auf der Sichtseite (d. h. durch das Deckglas hindurch) als durchgehender bzw. geschlossener Rahmen erscheint.
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Zwischen dem Deckglas und dem Display kann ein Bondingmaterial bzw. eine Bondingmasse eingebracht werden. Das transparente Bondingmaterial (z. B. 2K-Silikon) füllt einen Spalt bzw. Beabstandungsspalt zwischen der Deckglasrückseite und der Displayoberfläche aus und bewirkt, dass die visuelle Ausgabe durch das Deckglas hindurch unverzerrt erscheint (Optical Bonding). Bevorzugt ist vorgesehen, dass das Bondingmaterial auch eine Fügeverbindung (Klebverbindung) zwischen dem Deckglas und dem Display und/oder zwischen dem Display und dem Rahmen (insbesondere zusätzlich zu den oben beschriebenen Clips- bzw. Rastelementen) bewirkt. Ein zusätzliches Verkleben mittels Kleber kann entfallen, d. h. das Bondingmaterial kann also einen Kleber ersetzen. Das Bondingmaterial kann auf die Deckglasrückseite und/oder die Displayoberfläche appliziert werden und verteilt sich dann beim Einsetzen des Displays. Das Einsetzen des Displays kann unter Atmosphärendruck oder im Vakuum erfolgen. Das Bondingmaterial kann bei Raumtemperatur aushärten. Bevorzugt ist jedoch vorgesehen, dass das Bondingmaterial durch Erwärmen, d. h. durch Wärmezufuhr, ausgehärtet wird. Hierzu kann die hergestellte Anzeigeeinrichtung bspw. in einem Ofen (z. B. bei ca. 60 bis 80 °C) wärmebehandelt werden. Durch vorausgehende Maßnahmen, wie z. B. Aufrauen oder Plasmabehandeln, können die Haftungseigenschaften des angespritzten Kunststoffrahmens verbessert werden. Um eine bessere Haftung zu erreichen, kann auch der Kunststoff haftungsmodifiziert sein (bspw. durch Reduzierung von Trennmittel).
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Außerdem kann zumindest die Rückseite des Deckglases vor dem Anspritzen bzw. Hinterspritzen vorbehandelt werden, um die Haftungseigenschaften zu verbessern (Haftungsverbesserung). Das Deckglas, insbesondere dessen Rückseite, kann z. B. plasmabehandelt, nasschemisch behandelt oder nasschemisch beschichtet werden. Bevorzugt wird das Deckglas silikatisiert und/oder silanisiert. Beim Silikatisieren wird durch Flammbeschichten (Beflämmen) eine Silikatbeschichtung, z. B. eine (dünne) Siliciumoxid-Schicht, aufgebracht, die als Haftgrund bzw. Haftvermittler fungiert. Beim Silanisieren (Silanisierung) wird an der Glasoberfläche eine (dünne) Silanbeschichtung erzeugt, die dann als Haftgrund bzw. Haftvermittler fungiert. Dem Silanisieren kann ein Silikatisieren vorausgehen (zweistufiger Prozess).
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Für das Spritzgießen des Rahmens wird insbesondere ein thermoplastischer Kunststoff verwendet, wie z. B. PA6, PBT, PC, PPS, ABS, SAN, PET und deren Blends. Ebenso können Duroplaste und Elastomere (z. B. TPU) verwendet werden. Ein Elastomer, insbesondere ein thermoplastisches Elastomer, hat den Vorteil, dass aufgrund der inhärenten Flexibilität Schwindungen und unterschiedliche Wärmeausdehnungen sehr gut ausgeglichen werden können. Optional kann der Kunststoff beim Spritzgießen chemisch oder physikalisch geschäumt werden, wodurch Gewichtseinsparungen erzielbar sind und wodurch gegebenenfalls dessen Flexibilität bzw. Elastizität verbessert wird. Bevorzugt wird für das Kunststoffspritzgießen des Rahmens ein gefüllter Kunststoff, insbesondere thermoplastischer Kunststoff, verwendet. Für die Füllung werden bspw. Fasern, insbesondere Glasfasern, verwendet, die auch einen Verstärkungseffekt haben. Für die Füllung können aber auch Kügelchen (auch Hohlkugeln), z. B. Glaskügelchen, verwendet werden (oder beides, d. h. Fasern und Kügelchen). Durch die Füllung mit derartigen Füllstoffen verringern sich die Wärmeausdehnung und die Schwindung, weswegen diese Füllstoffe auch als Nicht-Schwinder bzw. Schwindverminderer bezeichnet werden können. Je mehr Füllstoff bzw. Nicht-Schwinder im Kunststoff vorhanden ist, desto weniger schwindet er. Über den Füllgrad können außerdem die Wärmeausdehnungen des Deckglases und des daran angespritzten Kunststoffrahmens angeglichen oder zumindest angenähert werden. Insbesondere wird ein hoher Füllgrad von z. B. bis zu 30 Vol.-% und mehr angestrebt. Besonders bevorzugt wird ein hochgefüllter TPU-Kunststoff (thermoplastisches Polyurethan) verwendet. Der Kunststoff kann außerdem in einer gewünschten Farbe eingefärbt sein (s. o.).
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Die Erfindung ermöglicht auch die Verwendung eines relativ großflächigen Deckglases. Das Deckglas kann bspw. eine Fläche von wenigstens 150 cm^2 (z. B. DIN A6-Format) und bevorzugt von wenigstens 300 cm^2 (z. B. DIN A5-Format) aufweisen. Bevorzugt erstreckt sich der angespritzte Kunststoffrahmen im Wesentlichen auch über die gesamte Glasfläche.
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Das (transparente) Deckglas ist bevorzugt aus einem Echtglas gebildet. Ein Echtglas ist insbesondere ein Silikat- oder Mineralglas (z. B. Aluminosilikatglas oder Kalk-Natron-Silikatglas). Damit das Deckglas über eine ausreichende Stabilität verfügt, kann dieses eine Dicke von mindestens 1,0 mm, bevorzugt mindestens 1,5 mm und besonders bevorzugt mindestens 2,0 mm aufweisen. Insbesondere liegt die Glasdicke in einem Bereich zwischen 1,0 mm und 2,5 mm, kann aber auch dünner oder dicker sein. Das Deckglas kann auch eine unterschiedliche (inhomogene) Dicke aufweisen und kann bspw. in besonders belasteten Bereichen dicker als in weniger belasteten Bereichen ausgebildet sein. Das Deckglas kann chemisch vorgespannt sein, wodurch die mechanische Belastbarkeit erhöht ist. (Das Deckglas kann dadurch Kunststoffschwindungen und unterschiedliche Wärmeausdehnungen zwischen Glas- und Kunststoffmaterial besser aushalten.) Bevorzugt wird ein chemisch vorgespanntes Aluminosilikatglas mit einer Glasdicke von mindestens 1 mm verwendet. Für besondere Anwendungen kann außerdem auch ein Verbundglas verwendet werden. Das Deckglas kann prinzipiell auch aus einem Kunststoff (organisches Glas, wie z. B. Acrylglas) gebildet sein.
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Das Deckglas kann eben bzw. planar ausgebildet sein oder eine Wölbung, bevorzugt mit einem Radius > 200 mm, aufweisen. Das Deckglas kann auch eine 3D-Freiform aufweisen und/oder mit Fingerführhilfen ausgebildet sein. Ein inhomogener Spalt zwischen dem Display und dem Deckglas kann mit dem Bondingmaterial ausgefüllt werden.
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Eine mit dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Anzeigeeinrichtung bzw. Anzeigeeinheit weist wenigstens ein Display, einen Rahmen (Bondingrahmen) und ein Deckglas auf, wobei der Rahmen direkt an die Rückseite, d. h. nur an die Rückseite, des Deckglases angeformt bzw. angespritzt ist. Weiterbildungen und Ausgestaltungen ergeben sich analog zum erfindungsgemäßen Verfahren. Außerdem kann eine Touchscreenfolie eingefügt sein, wie in der
WO 2014/096199 A1 beschrieben, so dass die Anzeigeeinrichtung auch eine Anzeigebedieneinrichtung sein kann. Ferner kann auch ein Display mit haptischem Feedback verwendet werden.
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Die Erfindung kann nicht nur zur Herstellung einer Anzeigeeinrichtung, sondern auch zur Herstellung eines Echtglas-Kunststoff-Hybridbauteils, das ein Deckglas und (wenigstens) ein auf dessen Rückseite angeordnetes Kunststoffelement aufweist, verwendet werden. Ein solches Glas-Kunststoff-Hybridbauteil ist insbesondere ein Kraftfahrzeugzierbauteil, wie z. B. eine Zierblende (Zierleiste, Zierknopf etc.). Die Herstellung kann dann folgende Schritte aufweisen:
- - Bereitstellen des Deckglases, wobei das (transparente) Deckglas aus Echtglas gebildet ist;
- - direktes Anformen des Kunststoffelements (nur bzw. ausschließlich) an der Rückseite des Deckglases durch Kunststoffspritzgießen (ohne Umrandung bzw. Umspritzung des Deckglasrandes; s. o.).
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Weiterbildungen wie z. B. ein rückseitiges Vorbehandeln des Deckglases und/oder besonders geeignete Kunststoffe ergeben sich analog zu den vorausgehenden Erläuterungen zur Anzeigeeinrichtung.
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Die Erfindung wird nachfolgend mit Bezug auf die Zeichnung näher erläutert. Unabhängig von bestimmten Merkmalskombinationen können die in den Figuren der Zeichnung gezeigten und/oder nachfolgend erläuterten Merkmale allgemeine Merkmale der Erfindung sein und die Erfindung entsprechend weiterbilden.
- 1 veranschaulicht in zwei schematischen Schnittdarstellungen die erfindungsgemäße Herstellung einer Anzeigeeinrichtung.
- 2 zeigt schematisch ein erfindungsgemäß hergestelltes Echtglas-Kunststoff-Hybridbauteil.
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1b zeigt eine Anzeigeeinrichtung 100, die eine Kraftfahrzeuganzeigeeinrichtung ist. Die Anzeigeeinrichtung 100 umfasst ein Display bzw. Displaymodul 10, einen Rahmen 20 und ein Deckglas 30. In einem Beabstandungsspalt zwischen der Deckglasrückseite und der Displayoberfläche befindet sich ein optical Bondingmaterial 40. Das Spaltmaß ist mittels am Rahmen 20 angeformter Abstandselemente 21 vorgegeben. Das Deckglas 30 weist eine dem Betrachter zugewandte Vorderseite bzw. Außenseite 31, eine dem Display 10 zugewandte bzw. vom Betrachter abgewandte Rückseite bzw. Innenseite 32 (siehe 1a) und einen Rand 33 auf. Das Deckglas 30 ist aus einem Echtglas G gebildet und kann auch gewölbt sein.
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Bei der Herstellung der Anzeigeeinrichtung 100 wird zunächst der Rahmen 20 durch Kunststoffspritzgießen oder Spritzprägen direkt an die Rückseite 32, genau genommen nur bzw. ausschließlich an die Rückseite 32, des Deckglases 30 angeformt, wobei die Abstandselemente 21 sowie Clips- bzw. Rastelemente 22 mit ausgebildet werden. Ferner können nicht gezeigte Clips- bzw. Rastelemente oder dergleichen zur späteren Befestigung der Anzeigeeinrichtung 100 mit ausgebildet werden. Der Rahmen 20 kann segmentiert ausgebildet sein, wie oben beschrieben. Als Kunststoffmaterial K wird z. B. ein faserhaltiger TPU (thermoplastisches Polyurethan) verwendet. Der Rahmen 20 wird also in einem Arbeitsschritt urgeformt und direkt bzw. unmittelbar (d. h. ohne Klebstoff) mit dem Deckglas 30 verbunden (Direkthaftung). Vor dem Aufspritzen des Kunststoffrahmens 20 kann zumindest die Rückseite 32 des Deckglases 30 durch Silikatisieren und/oder Silanisieren vorbehandelt werden. Der Kunststoff K ist in der gewünschten Farbe (z. B. schwarz) eingefärbt und haftet ohne Blaseneinschlüsse am Deckglas 30. An der Grenzschicht Glas-Kunststoff G/K entsteht eine durch das Deckglas 30 hindurch hochglänzend erscheinende Verbindungsfläche. Der an die Glasrückseite 32 angespritzte Kunststoffrahmen 20 ist somit auch ein Designmerkmal und kann daher auch anstelle des bislang üblichen Schwarzdrucks (s. o.) verwendet werden. Etwaige Einfallstellen fallen durch das Deckglas 30 hindurch kaum auf. Man erhält eine Class-A Oberfläche. (Bei schwarzer Einfärbung des Kunststoffs K entsteht eine besonders attraktive Piano-Black-Optik.)
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Das durch Anspritzen bzw. Hinterspritzen erzeugte Glas-Kunststoff-Hybridbauteil ist in 1a gezeigt. Auf die Rückseite 32 des Deckglases 30 und auf die Oberfläche des Displays 10 wird nun das geleeartige Bondingmaterial 40 aufgebracht. Anschließend wird das Display 10 eingesetzt, was in 1a durch die Pfeile veranschaulicht ist, bis die Rastelemente 22 das Display 10 hintergreifen können, wie in 1b gezeigt. Beim Einsetzen wird das Bondingmaterial 40 blasenfrei verdrückt und wird dabei auch in Fügespalte zwischen Rahmen 20 und Display 10 hineingedrückt. Das Bondingmaterial 40 wird durch Erwärmung ausgehärtet und kann auch als Kleber bzw. Klebstoff fungieren, indem dieses eine Klebeverbindung zwischen dem Deckglas 30 und dem Display 10 und/oder zwischen dem Display 10 und dem Rahmen 20 (zusätzlich zur Clipsverbindung) herbeiführt. Die gezeigte Clipsverbindung zwischen Display 10 und Rahmen 20 kann somit auch entfallen. Der Rahmen 20 dient dann vorrangig zur indirekten Befestigung des tragenden Deckglases 30 an z. B. der Instrumententafel.
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Bei der in 1b gezeigten erfindungsgemäßen Anzeigeeinrichtung 100 wird der gesamte Aufbau vom Deckglas 30 getragen. Das Deckglas 30 muss daher eine ausreichende Stabilität aufweisen und sollte deshalb eine Dicke von wenigstens 1,0 mm haben. Ferner sollten der Rahmen 20 und das Deckglas 30 solide verbunden sein, was eine gute Haftung erfordert, wobei auch die Schwindung des Kunststoffs K sowie unterschiedliche Wärmeausdehnungen von Glas G und Kunststoff K berücksichtigt werden sollten. Um dies zu bewerkstelligen werden verschiedene optionale Maßnahmen vorgeschlagen, wie z. B. eine Vorbehandlung des Deckglases 30, die Verwendung eines elastomeren Kunststoffs K (der einerseits ausreichend stabil und andererseits so flexibel ist, dass Schwindungen und Wärmedehnungen gut ausgeglichen werden können), die Verwendung von Füllstoffen für das Kunststoffmaterial K (wodurch sich eine verringerte Wärmedehnung und damit eine verbesserte Haftung sowie geringere Spannungseinbringung in das Deckglas 30 ergeben), die Ausbildung eines segmentierten Rahmens 20 und/oder eine chemische Vorspannung des Glases G. Diese Maßnahmen und weitere Maßnahmen sind im Einzelnen oben beschrieben.
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2 zeigt ein Echtglas-Kunststoff-Hybridbauteil 200, das analog zu den vorausgehenden Erläuterungen ein Deckglas 30 und ein an dessen Rückseite 32 direkt angespritztes Kunststoffelement 20a aufweist, welches durch das transparente Deckglas 30 hindurch sichtbar ist. Das Echtglas-Kunststoff-Hybridbauteil 200 ist bevorzugt ein Zierbauteil für ein Kraftfahrzeug, wie z. B. ein Start-Stop-Knopf. Ferner können Lichtleitelemente oder Sensoren in das Kunststoffelement 20a integriert werden (dies gilt prinzipiell auch für den Kunststoffrahmen 20 aus 1).
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Display(modul)
- 20
- Kunststoffrahmen
- 20a
- Kunststoffelement
- 21
- Abstandselement
- 22
- Rast-, Clipselement
- 30
- Deckglas
- 31
- Vorderseite
- 32
- Rückseite
- 33
- Rand
- 40
- Bondingmaterial
- 100
- Anzeigeeinrichtung
- 200
- Echtglas-Kunststoff-Hybridbauteil
- G
- Echtglas
- K
- Kunststoff
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- WO 2015/091296 A1 [0003]
- WO 2014/096199 A1 [0003, 0020]
- WO 2015/197664 A1 [0003]
- US 8557158 B2 [0004]
- US 8322560 B2 [0004]