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Technisches Gebiet:
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Die Erfindung betrifft eine Beschlaganordnung zur Verstellung und Notentriegelung eines Fahrzeugsitzes für ein Fahrzeug mit den Merkmalen des Anspruchs 1, einen Fahrzeugsitz mit der Beschlaganordnung mit den Merkmalen des Anspruchs 11, ein Fahrzeug mit dem Fahrzeugsitz mit den Merkmalen des Anspruchs 14 und ein Verfahren zur Verstellung und Notentriegelung des Fahrzeugsitzes mit der Beschlaganordnung mit den Merkmalen des Anspruchs 15.
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Hintergrund:
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Ein Fahrzeugsitz in einem Fahrzeug ist üblicherweise in und entgegen einer Fahrtrichtung des Fahrzeugs verfahrbar und umfasst ein Sitzkissen und eine in der Neigung relativ zu dem Sitzkissen verstellbare Sitzlehne. Zur Neigungsverstellung der Sitzlehne weist der Fahrzeugsitz oftmals eine Verstellmechanik auf, die über ein Bedienelement bedienbar und auslösbar ist. Bei dreitürigen Fahrzeugen ist der Fahrzeugsitz oftmals in eine Easy-Entry-Position überführbar, in der der Fahrzeugsitz in Fahrtrichtung verfahren ist und in der die Sitzlehne in Fahrtrichtung nach vorn geschwenkt ist, sodass eine Person einfach in das Fahrzeug einsteigen und auf einer hinteren Sitzbank des Fahrzeugs Platz nehmen kann. Nach dem Einsteigen wird der Fahrzeugsitz normalerweise aus der Easy-Entry-Position gelöst, in eine übliche Sitzposition zurückgestellt und in dieser verriegelt. Um eine Notentriegelung der Sitzposition, insbesondere bei elektromechanischen Easy-Entry-Systemen, vorzunehmen, weist der Fahrzeugsitz oftmals eine zu der Bedieneinrichtung separate mechanische Notentriegelungseinrichtung auf.
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Die Druckschrift
EP 2 585 337 A1 , die wohl den nächstliegenden Stand der Technik bildet, beschreibt einen elektromechanischen Betätiger für einen Fahrzeugsitz zur Verstellung des Fahrzeugsitzes in eine Easy-Entry-Position. Zur Notentriegelung des Fahrzeugsitzes aus der Easy-Entry-Position, umfasst der Fahrzeugsitz mechanische Bedienelemente.
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Beschreibung:
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine optisch ansprechende, funktional erweiterte und bauraumsparende Beschlaganordnung zur Verstellung und Notentriegelung eines Fahrzeugsitzes für ein Fahrzeug bereitzustellen. Diese Aufgabe wird durch eine Beschlaganordnung mit den Merkmalen des Anspruchs 1, durch einen Fahrzeugsitz mit der Beschlaganordnung mit den Merkmalen des Anspruchs 10, durch ein Fahrzeug mit dem Fahrzeugsitz mit den Merkmalen des Anspruchs 14 und durch ein Verfahren zur Verstellung und Notentriegelung des Fahrzeugsitzes mit der Beschlaganordnung mit den Merkmalen des Anspruchs 15 gelöst. Bevorzugte oder vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen, der nachfolgenden Beschreibung und/oder den beigefügten Figuren.
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Es wird eine Beschlaganordnung vorgeschlagen, die zur Verstellung eines Fahrzeugsitzes für ein Fahrzeug und zur Notentriegelung einer Verriegelungseinrichtung des Fahrzeugsitzes ausgebildet ist. Das Fahrzeug ist bevorzugt als ein Pkw, insbesondere als ein Dreitürer-Pkw, ausgebildet. Im Speziellen steigt ein Insasse einer hinteren Sitzreihe des Fahrzeugs durch eine Vordertür, insbesondere durch eine Fahrer- oder Beifahrertür, in das Fahrzeug ein, um zu der hinteren Sitzreihe zu gelangen und darauf Platz nehmen zu können.
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Der Fahrzeugsitz ist bevorzugt als ein Vordersitz, insbesondere als ein Fahrersitz oder Beifahrersitz, des Fahrzeugs ausgebildet. Er weist eine Sitzlehne und optional ergänzend ein Sitzkissen auf. Bevorzugt ist die Sitzlehne des Fahrzeugsitzes relativ zu dem Sitzkissen nach vorne und nach hinten schwenkbar und/oder in einer Neigung verstellbar. Dadurch wird ermöglicht, dass der Insasse auf dem Fahrzeugsitz die Neigung der Sitzlehne individuell einstellen kann.
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Vorzugsweise weist der Fahrzeugsitz eine Easy-Entry-Vorrichtung auf, mit der der Fahrzeugsitz elektromechanisch in eine Easy-Entry-Position überführbar ist. Insbesondere ist der Fahrzeugsitz in der Easy-Entry-Position nach vorne, insbesondere in eine Fahrtrichtung des Fahrzeugs, verfahren und die Sitzlehne nach vorne zu dem Sitzkissen geneigt, um den Insassen ausreichend Platz zum Einsteigen in den hinteren Bereich des Fahrzeugs zu bieten.
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Optional ist der Fahrzeugsitz elektromechanisch oder manuell in eine Sitzposition, insbesondere in eine übliche Sitzposition, zurück überführbar, wenn der Insasse bereits in das Fahrzeug eingestiegen ist und auf der hintern Sitzreihe Platz genommen hat. In der Sitzposition ist die Sitzlehne bevorzugt aufrecht gestellt und der Fahrzeugsitz so in dem Fahrzeug positioniert, dass ein darauf sitzender Insasse ausreichend Beinfreiheit hat.
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Der Fahrzeugsitz weist eine Verriegelungseinrichtung auf, die zur Verriegelung des Fahrzeugsitzes in der Sitzposition ausgebildet ist. Die Verriegelungseinrichtung kann ein Bestandteil der Easy-Entry-Vorrichtung sein oder separat zu dieser ausgebildet sein. Die Verriegelungseinrichtung gewährleistet, dass sich der Fahrzeugsitz nicht ungewollt aus der Sitzposition lösen kann. Vorzugsweise ist die Verriegelungseinrichtung durch eine Aktivierung der Easy-Entry-Vorrichtung entriegelbar. Für den Fall, dass die Easy-Entry-Vorrichtung ausfällt, z.B. bei und/oder nach einem Ausfall eines Bordsystems des Fahrzeugs und/oder bei und/oder nach einem Unfall des Fahrzeugs, muss die Möglichkeit einer Notentriegelung des Fahrzeugsitzes aus der Sitzposition gewährleistet sein, um den Insassen auf der hinteren Sitzreihe das Aussteigen aus dem Fahrzeug zu ermöglichen.
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Zur Einstellung einer Neigungsstellung der Sitzlehne umfasst die Beschlaganordnung eine erste Funktionsmechanik. Die erste Funktionsmechanik ist zur Neigungsverstellung der Sitzlehne ausgebildet. Beispielsweise kann der Insasse, der auf dem Fahrzeugsitz sitzt, die Sitzlehne durch Verwendung der ersten Funktionsmechanik in mehreren unterschiedlichen Neigungsstellungen einstellen.
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Zur Notentriegelung der Verriegelungseinrichtung weist die Beschlaganordnung eine zweite Funktionsmechanik auf. Die zweite Funktionsmechanik ist zur Notentriegelung der Verriegelungseinrichtung des Fahrzeugsitzes ausgebildet. Insbesondere kann ein Nutzer der Beschlaganordnung die Verriegelungseinrichtung durch Verwendung der zweiten Funktionsmechanik notentriegeln und den Fahrzeugsitz aus der Sitzposition lösen. Dadurch kann der Fahrzeugsitz insbesondere manuell nach vorne verfahren werden und die Sitzlehne nach vorne geschwenkt werden, um einen Ausstieg des auf der hinteren Sitzreihe sitzenden Insassen zu ermöglichen.
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Die Beschlaganordnung weist eine Griffeinrichtung auf. Beispielsweise ist die Griffeinrichtung als eine Griffschale mit einem Aufnahmeraum ausgebildet. Die Griffeinrichtung ist der ersten Funktionsmechanik und der zweiten Funktionsmechanik zu deren Betätigung und/oder Aktivierung zugeordnet. Insbesondere sind die erste Funktionsmechanik und die zweite Funktionsmechanik durch die Griffeinrichtung betätigbar und/oder aktivierbar. Im Speziellen betätigt der Insasse die Griffeinrichtung, um die Sitzlehen in der Neigung zu verstellen. Optional ergänzend betätigt der Insasse oder ein Nutzer die gleiche Griffeinrichtung, um die Verriegelungseinrichtung notzuentriegeln und den Fahrzeugsitz aus der Sitzposition zu lösen.
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Vorteilhaft ist, dass die Griffeinrichtung die Betätigung und/oder Aktivierung der ersten und der zweiten Funktionsmechanik ermöglicht und somit zwei Funktionen miteinander vereint. Es kann dadurch auf eine weitere separate Bedieneinrichtung verzichtet werden und dadurch eine Bauteilezahl reduziert und Kosten eingespart werden. Weiterhin hat die Funktionsvereinigung auch optische Vorteile, da nur die eine Griffeinrichtung gut sichtbar und erreichbar an dem Fahrzeugsitz angebracht werden muss und auf die weitere Bedieneinrichtung verzichtet werden kann. Insbesondere kann dadurch auch Bauraum und Gewicht in dem Fahrzeug eingespart werden.
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In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die Griffeinrichtung um eine Schwenkachse schwenkbar gelagert. Insbesondere schwenkt der Insasse oder der Nutzer die Griffeinrichtung um die Schwenkachse, um die Neigungsstellung der Sitzlehne einzustellen und/oder um die Verriegelungseinrichtung notzuentriegeln.
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Vorzugsweise weist die Griffeinrichtung ein betätigbares Betätigungselement auf. Beispielsweise ist das Betätigungselement als ein Druckknopf ausgebildet, der durch manuelles Drücken betätigbar ist. Insbesondere weist die Griffeinrichtung eine Aussparung auf, in der das Betätigungselement angeordnet ist. Im Speziellen ist das Betätigungselement so in der Aussparung angeordnet, dass der Insasse oder der Nutzer das Betätigungselement einfach erreichen kann und gleichzeitig mit dem Schwenken der Griffeinrichtung betätigen kann.
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Besonders bevorzugt ist, dass die geschwenkte Griffeinrichtung bei unbetätigtem Betätigungselement zur Betätigung und/oder Aktivierung der ersten Funktionsmechanik, insbesondere zur Neigungsverstellung der Sitzlehne, ausgebildet ist. Optional schwenkt der Insasse die Griffeinrichtung um die Schwenkachse und lässt das Betätigungselement unbetätigt, um die Sitzlehne z.B. durch eine Gewichtsverlagerung seines Oberkörpers in der Neigung zu verstellen. Insbesondere ist die geschwenkte Griffeinrichtung bei betätigtem Betätigungselement zur Betätigung und/oder Aktivierung der zweiten Funktionsmechanik, insbesondere zur Notentriegelung der Verriegelungseinrichtung, ausgebildet. Vorzugsweise betätigt ein Nutzer, der sich zum Beispiel außerhalb des Fahrzeugs befindet, das Betätigungselement und schwenkt zugleich die Griffeinrichtung, wodurch die Verriegelungseinrichtung notentriegelt wird und sich der Fahrzeugsitz aus der Sitzposition löst.
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Optional umfasst die erste Funktionsmechanik eine Schwenkscheibe, insbesondere einen sogenannten Recliner. Bevorzugt ist die Schwenkscheibe um die Schwenkachse schwenkbar gelagert. Vorzugsweise steht die Griffeinrichtung mit der Schwenkscheibe in einer mechanischen Wirkverbindung, sodass die Schwenkscheibe gemeinsam mit der Griffeinrichtung um die Schwenkachse schwenkbar ist. Die Schwenkscheibe ist insbesondere dazu ausgebildet, eine durch die Schwenkung der Griffeinrichtung eingeleitete Verstellkraft auf die Sitzlehne zu übertragen. Alternativ ist die Schwenkscheibe dazu ausgebildet, die Sitzlehne zur Neigungsverstellung freizugeben. Dadurch kann die Sitzlehne bei Schwenkung der Griffeinrichtung durch den Insassen in der Neigung verstellt werden.
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Eine bevorzugte Umsetzung der Erfindung sieht vor, dass die zweite Funktionsmechanik eine Kopplungseinrichtung und eine Kraftübertragungseinrichtung aufweist. Vorzugsweise ist die Kraftübertragungseinrichtung dazu ausgebildet, eine Entriegelungskraft, z.B. Zugkraft, von der Kopplungseinrichtung auf die Verriegelungseinrichtung des Fahrzeugsitzes zu übertragen. Hierfür verbindet die Kraftübertragungseinrichtung die Kopplungseinrichtung mit der Verriegelungseinrichtung. Beispielsweise ist die Kraftübertragungseinrichtung als ein Bowdenzug ausgebildet. Vorzugsweise ist die Verriegelungseinrichtung bei und/oder nach der Übertragung und/oder Einleitung der Entriegelungskraft notentriegelt.
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Beispielsweise ist die Kopplungseinrichtung als eine Kopplungsscheibe oder als ein Kopplungsring ausgebildet. Vorzugsweise ist die Kopplungsscheibe oder der Kopplungsring koaxial zu der Griffeinrichtung angeordnet und/oder gemeinsam mit der Griffeinrichtung um die gleiche Schwenkachse schwenkbar. Insbesondere ist die Kopplungseinrichtung durch eine Schwenkung um die Schwenkachse in eine Entriegelungsstellung überführbar. Besonders bevorzugt ist, dass die Kraftübertragungseinrichtung die Entriegelungskraft von der Kopplungseinrichtung und der Verriegelungseinrichtung überträgt, wenn die Kopplungseinrichtung die Entriegelungsstellung einnimmt. Im Speziellen ist die Verriegelungseinrichtung in der Entriegelungsstellung der Kopplungseinrichtung notentriegelt.
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In einer bevorzugten konstruktiven Umsetzung der Erfindung umfasst die zweite Funktionsmechanik ein Mitnahmeelement. Vorzugsweise ist das Mitnahmeelement zur Mitnahme der Kopplungseinrichtung, insbesondere bei dem Schwenkvorgang der Griffeinrichtung, ausgebildet. Um einen Eingriff des Mitnahmeelements zu ermöglichen, weist die Kopplungseinrichtung hierfür z.B. mindestens ein Eingriffelement auf. Beispielsweise ist das mindestens eine Eingriffelement hakenförmig ausgebildet und steht radial von der Kopplungsscheibe oder dem Kopplungsring ab.
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Eine bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass das Mitnahmeelement bei betätigtem Betätigungselement mit dem Eingriffelement in Eingriff steht. Insbesondere wird das Mitnahmeelement durch die Betätigung des Betätigungselements zu der Kopplungseinrichtung hin bewegt, sodass das es mit dem Eingriffelement in Eingriff kommt. Im Speziellen wird die Kopplungseinrichtung bei einem Schwenkvorgang der Griffeinrichtung von dem Mitnahmeelement mitgeführt und dadurch um die Schwenkachse in die Entriegelungsstellung geschwenkt.
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In einer bevorzugten Ausführungsform steht das Mitnahmeelement mit dem Betätigungselement in einer Wirkverbindung. Vorzugsweise wird das Mitnahmeelement bei betätigtem Betätigungselement zu der Kopplungseinrichtung hin bewegt. Insbesondere kann das Mitnahmeelement dadurch mit dem mindestens einen Eingriffelement in Eingriff kommen. Beispielsweise betätigt der Nutzer das Betätigungselement, indem er darauf drückt. Der Druck wird insbesondere auf das Mitnahmeelement übertragen, sodass dieses in Richtung der Kopplungseinrichtung bewegt wird und mit dem Eingriffelement in Eingriff kommen kann.
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Besonders bevorzugt ist es, dass das Mitnahmeelement und die Kopplungseinrichtung in der Griffeinrichtung, insbesondere in dem Aufnahmeraum der Griffschale, aufgenommen sind. Dadurch ist ein Großteil der zweiten Funktionsmechanik bauraumsparend in der Griffeinrichtung integriert ist, sodass die optischen Vorteile umgesetzt werden können.
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Einen weiteren Gegenstand der Erfindung bildet ein Fahrzeugsitz mit der Beschlaganordnung nach der bisherigen Beschreibung und/oder nach einem der Ansprüche 1 bis 10.
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Vorzugsweise ist die Beschlaganordnung an einer Sitzflanke des Fahrzeugsitzes, die insbesondere zu einer Fahrzeugtüre und/oder zu einer Fahrzeugsäule des Fahrzeugs gerichtet ist, angeordnet. Im Speziellen ist die Beschlaganordnung an der Flanke in einem Kreuzungspunkt der Sitzlehne und des Sitzkissens angeordnet. Es ist besonders bevorzugt, dass die Griffeinrichtung, die Kopplungseinrichtung, die Schwenkscheibe und/oder die Sitzlehne koaxial zueinander angeordnet sind. Vorzugsweise sind die Griffeinrichtung, die Kopplungseinrichtung, die Schwenkscheibe und/oder die Sitzlehne um die gleiche Schwenkachse schwenkbar.
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Einen weiteren Gegenstand der Erfindung bildet ein Fahrzeug mit dem Fahrzeugsitz nach der bisherigen Beschreibung und/oder nach den Ansprüchen 11 bis 13.
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Ein Verfahren zur Verstellung und zur Notentriegelung eines Fahrzeugsitzes mit einer Beschlaganordnung, vorzugsweise des Fahrzeugsitzes und/oder der Beschlaganordnung nach der bisherigen Beschreibung und/oder den Ansprüchen 1 bis 10 beziehungsweise 11 bis 12 bildet einen weiteren Gegenstand der Erfindung.
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Im Rahmen des Verfahrens wird die Neigungstellung der Sitzlehne eingestellt, indem die Griffeinrichtung geschwenkt und die Betätigungseinrichtung unbetätigt bleibt. Um die Verriegelungseinrichtung des Fahrzeugsitzes notzuentriegeln und insbesondere den Fahrzeugsitz aus der Sitzposition zu lösen, wird die Betätigungseinrichtung betätigt und die Griffeinrichtung, bevorzugt zeitgleich, geschwenkt.
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Weitere Merkmale, Vorteile und Wirkungen der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele der Erfindung. Dabei zeigen:
- 1 eine perspektivische Draufsicht von vorne auf einen Sitzrahmen eines Fahrzeugsitzes für ein Fahrzeug mit einer Beschlaganordnung zur Verstellung und Notentriegelung des Fahrzeugsitzes;
- 2 eine Detailansicht der Beschlaganordnung aus 1;
- 3 eine Explosionsdarstellung der Beschlaganordnung aus 2.
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Einander entsprechende oder gleiche Teile sind in den Figuren jeweils mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
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1 zeigt eine perspektivische Draufsicht von vorne auf einen Sitzrahmen eines Fahrzeugsitzes 1 für ein Fahrzeug, zum Beispiel für einen Pkw. Der Pkw ist zum Beispiel als ein Dreitürer-Fahrzeug ausgebildet, sodass Insassen durch eine Vordertür einsteigen müssen, um auf einer hinteren Sitzbank des Fahrzeugs Platz zu nehmen. Der Fahrzeugsitz 1 ist als ein Sitz der ersten Sitzreihe oder einer vorderen Sitzreihe, insbesondere als ein Fahrersitz oder als ein Beifahrersitz des Fahrzeugs ausgebildet.
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Der Fahrzeugsitz 1 weist den Sitzrahmen auf, der eine Sitzlehne 2 und ein Sitzkissen 3 definiert. Die Sitzlehne 2 und das Sitzkissen 3 sind in einem Kreuzungspunkt K miteinander verbunden und um eine Schwenkachse A relativ zueinander schwenkbar. Dadurch kann zumindest die Sitzlehne 2 in eine Neigung verstellt werden und mehrere Neigungsstellungen einnehmen. Insbesondere kann die Sitzlehne 2 von einer aufrechten oder im Wesentlichen aufrechten Neigungsstellung in eine Liegeposition oder in einer nach vorne zu dem Sitzkissen 3 geklappte Richtung geschwenkt werden. Der Fahrzeugsitz 1 weist in der Darstellung der 1 eine Sitzposition S auf, in der die Sitzlehne 2 die aufrechte Stellung S1 aufweist und in der der Fahrzeugsitz 1 so in einer Fahrtrichtung des Fahrzeugs positioniert ist, dass ein Insasse auf dem Fahrzeugsitz 1 ausreichend Beinfreiheit in einem vor dem Fahrzeugsitz 1 angeordneten Fußraum des Fahrzeugs hat.
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Der Fahrzeugsitz 1 weist eine Easy-Entry-Vorrichtung 17 auf, die den Fahrzeugsitz 1 elektromechanisch in eine nicht gezeigte Easy-Entry-Position überführen kann. In der Easy-Entry-Position ist der Fahrzeugsitz elektromechanisch in Fahrtrichtung des Fahrzeugs nach vorne verfahren und die Sitzlehne 2 ist nach vorne geklappt. Dadurch wird es einem Insassen der hinteren Sitzreihe ermöglicht, bequem durch die Vordertür des Fahrzeugs in das Fahrzeug einzusteigen und hinter dem Fahrzeugsitz 1 auf der hinteren Sitzreihe des Fahrzeugs Platz zu nehmen. Die Überführung des Fahrzeugsitzes 1 in die Easy-Entry-Position kann ein Nutzer z.B. durch Betätigung eines Auslöseknopfes auslösen.
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Nach dem Platznehmen des Insassen auf der hinteren Sitzreihe wird der Fahrzeugsitz 1 aus der Easy-Entry-Position gelöst und in die Sitzposition S zurück überführt, um die Möglichkeit zu schaffen, dass ein weiterer Insasse auf dem Fahrzeugsitz 1 Platz nehmen kann. Die Überführung von der Easy-Entry-Position in die Sitzposition S kann manuell oder elektromechanisch erfolgen. Eine Verriegelungseinrichtung 4 des Fahrzeugsitzes 1 verriegelt den Fahrzeugsitz 1 in der Sitzposition S.
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Der Fahrzeugsitz 1 umfasst eine Beschlaganordnung 5, die zur Verstellung und Notentriegelung des Fahrzeugsitzes 1 ausgebildet ist. Die Beschlaganordnung 5 ist auf einer Flanke des Fahrzeugsitzes 1, insbesondere in dem Kreuzungspunkt K zwischen dem Sitzkissen 3 und der Sitzlehne 2 angeordnet. Dadurch ist die Beschlaganordnung 5 von innerhalb des Fahrzeugs und von außerhalb des Fahrzeugs, insbesondere bei geöffneter Fahrzeugtür, gut erreichbar und bedienbar.
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Die Beschlaganordnung 5 weist eine erste Funktionsmechanik 6 auf, die dazu ausgebildet ist, die Sitzlehne 2 in der Neigung zu verstellen. Die Beschlaganordnung 5 umfasst eine zweite Funktionsmechanik 7, die zur Notentriegelung der Verriegelungseinrichtung 4 des Fahrzeugsitzes 1 ausgebildet ist.
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2 zeigt eine Detailansicht der Beschlaganordnung 5 aus 1. Die Beschlaganordnung 5 umfasst eine Griffeinrichtung 8, die um die Schwenkachse A schwenkbar in dem Kreuzungspunkt K gelagert ist. Die Griffeinrichtung 8 ist der ersten und zweiten Funktionsmechanik 6, 7 zugeordnet. Insbesondere sind die erste und die zweite Funktionsmechanik 6, 7 durch Handhabung der Griffeinrichtung 8 auslösbar und/oder verwendbar.
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Die erste Funktionsmechanik 6 ist zur Neigungsverstellung der Sitzlehne 2 ausgebildet. Sie umfasst eine Schwenkscheibe 9, die als ein sogenannter Recliner ausgebildet ist. Die Schwenkscheibe 9 steht mit der Griffeinrichtung 8 und mit der Sitzlehne 2 in einer mechanischen Wirkverbindung und ermöglicht die Neigungsverstellung der Sitzlehne 2 bei der Schwenkbewegung der Griffeinrichtung 8. Insbesondere ist die Sitzlehne 2 in einer Schwenkstellung der Griffeinrichtung 8 in der Neigung verstellbar, indem ein auf dem Fahrzeugsitz 1 sitzender Insasse eine Gewichtsverlagerung des Oberkörpers vornimmt und so die Sitzlehne 2 nach hinten in Richtung der hinteren Sitzreihe oder nach vorne schwenkt.
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Die zweite Funktionsmechanik 7 ist zur Notentriegelung der Verriegelungsvorrichtung 4 und damit zum Lösen des Fahrzeugsitzes 1 aus der Sitzposition S ausgebildet. Dadurch wird es dem auf der hinteren Sitzreihe sitzenden Insassen ermöglicht, bei einem Ausfall der elektromechanischen Easy-Entry-Vorrichtung z.B. durch einen Defekt eines Bordnetzes des Fahrzeugs und/oder bei einem Notfall oder Unfall aus dem Fahrzeug auszusteigen.
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In 3 ist die Beschlaganordnung 5 aus 2 in einer Explosionsdarstellung dargestellt, in der insbesondere die Bestandteile der zweiten Funktionsmechanik 7 gezeigt sind.
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Die Beschlaganordnung 5 weist die Griffeinrichtung 8, die erste Funktionsmechanik 6 und die zweite Funktionsmechanik 7 auf. Die Griffeinrichtung 8 umfasst ein Betätigungselement 10. Das Betätigungselement 10 ist als ein Druckknopf ausgebildet und in einer Aussparung 15 der Griffeinrichtung 8 angeordnet und/oder anordbar. Dadurch ist das Betätigungselement 10 bei der Handhabung der Griffeinrichtung 8 durch den Insassen oder durch den Nutzer einfach und leicht zu erreichen und gleichzeitig zu betätigen.
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Die zweite Funktionsmechanik 7 umfasst ein Gehäuse 11, ein Mitnahmeelement 12, eine Kopplungseinrichtung 13 und eine Kraftübertragungseinrichtung 14 (siehe 1). In dem Gehäuse 11 sind das Betätigungselement 10 und das Mitnahmeelement 12 aufgenommen.
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Das Mitnahmeelement 12 ist als ein Bolzen ausgebildet. Es steht mit dem Betätigungselement 10 in einer Wirkverbindung. Bei Betätigung des Betätigungselements 10, insbesondere durch eine Druckausübung des Insassen oder Nutzers auf das Betätigungselement 10, wird das Mitnahmeelement 12 in Richtung der Kopplungseinrichtung 12 verschoben.
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Die Kopplungseinrichtung 12 ist als ein Kopplungsring ausgebildet, der koaxial mit der Griffeinrichtung 8 angeordnet ist. Die Kopplungseinrichtung 13 weist mindestens ein, zum Beispiel zwei hakenförmig von dem Kopplungsring abragende Eingriffelemente 16 auf, in die das Mitnahmeelement 12 eingreift, wenn das Betätigungselement 10 betätigt ist und das Mitnahmeelement 12 in Richtung der Kopplungseinrichtung 13 verschoben ist. Bei Eingriff des Mitnahmeelements 12 in eines der Eingriffelemente 16 ist die Kopplungseinrichtung 13 gemeinsam mit der Griffeinrichtung 8 um die Schwenkachse A schwenkbar.
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Wenn die Griffeinrichtung 8 um die Schwenkachse A geschwenkt wird, schwenkt sich die Kopplungseinrichtung 13 gemeinsam mit der Griffeinrichtung 8 um die Schwenkachse A, sodass eine Entriegelungskraft über die Kraftübertragungseinrichtung 14 auf die Verriegelungseinrichtung 4 des Fahrzeugsitzes 1 (siehe 1) übertragen wird und die Verriegelungseinrichtung 4 dadurch notentriegelt wird.
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Wenn die Verriegelungseinrichtung 4 des Fahrzeugsitzes 1 entriegelt ist, kann der Fahrzeugsitz 1 manuell aus der Sitzposition gelöst werden. Dadurch kann der auf der hinteren Sitzbank sitzende Insasse aus dem Fahrzeug aussteigen, auch wenn die Easy-Entry-Vorrichtung 17 ausgefallen ist.
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Zusammenfassend kann die Sitzlehne 2 in der Neigung verstellt werden, wenn die Griffeinrichtung 8 geschwenkt wird und das Betätigungselement 10 unbetätigt bleibt. Wenn das Betätigungselement 10 betätigt wird und die Griffeinrichtung 8 zugleich geschwenkt wird, wird die Verriegelungseinrichtung 4 des Fahrzeugsitzes 1 notentriegelt und der Fahrzeugsitz 1 dadurch aus der Sitzposition S gelöst.
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Während vorstehend mindestens ein Ausführungsbeispiel detailliert offenbart wurde, ist es anzuerkennen, dass eine Vielzahl von erfindungsgemäßen Variationen existieren. Es ist ebenfalls anzuerkennen, dass das mindestens eine Ausführungsbeispiel nur beispielhaften Charakter hat und keine Begrenzung des Schutzumfangs, der Anwendungsgebiete oder der Konfiguration darstellt. Vielmehr soll die vorliegende Offenbarung einen angenehmen Fahrplan zur Umsetzung mindestens eines Ausführungsbeispiels sein. Somit sollte es anzuerkennen sein, dass verschiedene Variationen der Funktion oder der Anordnung der Elemente des mindestens einen Ausführungsbeispiels umgesetzt werden können, ohne den Umfang zu verlassen, der durch die Ansprüche und deren rechtmäßigen Äquivalente vorgegeben ist.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Fahrzeugsitz
- 2
- Sitzlehne
- 3
- Sitzkissen
- 4
- Verriegelungseinrichtung
- 5
- Beschlaganordnung
- 6
- erste Funktionsmechanik
- 7
- zweite Funktionsmechanik
- 8
- Griffeinrichtung
- 9
- Schwenkscheibe
- 10
- Betätigungselement
- 11
- Gehäuse
- 12
- Mitnahmeelement
- 13
- Kopplungseinrichtung
- 14
- Kraftübertragungseinrichtung
- 15
- Aussparung
- 16
- Eingriffelemente
- 17
- Easy-Entry-Vorrichtung
- A
- Schwenkachse
- K
- Kreuzungspunkt
- S
- Sitzposition des Fahrzeugsitzes
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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