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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Vergleichen von Fahrleistungen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten erbracht werden. Die unterschiedlichen Fahrleistungen können von demselben Fahrer oder von unterschiedlichen Fahrern erbracht werden. Zu der Erfindung gehört auch eine Servervorrichtung zum Betreiben im Internet, die das erfindungsgemäße Verfahren durchführen kann. Des weiteren gehört zu der Erfindung ein Fahrsimulator, der als Komponente zum Durchführen des Verfahrens genutzt werden kann.
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Unter einer Fahrleistung wird im Zusammenhang mit der Erfindung das Vermögen oder die Fähigkeit eines Fahrers verstanden, ein Kraftfahrzeug gemäß einem vorbestimmten Optimierungskriterium entlang einer Fahrstrecke zu führen. So kann beispielsweise auf einer Rennstrecke eine möglichst kurze Rundenzeit als Optimierungskriterium zugrundegelegt sein und die Fahrleistung dann in der erreichten Rundenzeit bestehen. Eine Führung des Kraftfahrzeugs durch eine bestimmte Kurve der Fahrstrecke bei gegebener Geschwindigkeit kann auch eine Fahrleistung darstellen, da das Übersteuern und Untersteuern durch den Fahrer vermieden werden muss.
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Um Fahrleistungen zweier Fahrer vergleichen zu können, kann ein Fahrrennen oder Wettrennen mit zwei Kraftfahrzeugen durchgeführt werden. Dies ist aber unfallträchtig und somit gefährlich. Wenn die Fahrer z.B. ähnliche Fahrleistungen erbringen und daher zum selben Zeitpunkt beispielsweise in eine Kurve einfahren wollen, so besteht Kollisionsgefahr. Daher ist man an einem sicheren Vergleich von Fahrleistungen interessiert.
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Eine Möglichkeit hierzu bieten Videospiele in Form von Rennspielen, die auf Grundlage von Rechenmodellen für eine gegebene Fahrstrecke die Möglichkeit bieten, eine simulierte Fahrt durchzuführen, wobei dann das Führungsverhalten eines Fahrers in Bezug auf die simulierte Fahrt entlang einer simulierten Fahrstrecke erfasst und aufgezeichnet werden kann. Das Führungsverhalten bezeichnet die Längsführung (Beschleunigen und Bremsen) und die Querführung (Lenken) des Fahrers sowie z.B. zusätzlich das Schaltverhalten (Gangwahl) und/oder die Einstellung anderer fahrrelevanter Fahrzeugkomponenten (z.B. einstellbares Fahrwerk). Ein Vergleich der Fahrleistung eines Spielers eines solchen Videospiels mit der Fahrleistung eines echten Rennfahrers ist hierbei nicht möglich, es sei denn der Rennfahrer spielt selbst irgendwann einmal das Videospiel, sodass dessen Führungsverhalten im Videospiel selbst aufgezeichnet werden kann.
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Eine weitere Anwendung zum Vergleichen einer Fahrleistung ist, wenn ein Fahrer seines Fahrleistung durch Training verbessern möchte. Hierbei möchte er aber kein Unfallrisiko eingehen. Wenn er also einmal mit seinem Kraftfahrzeug entlang einer Fahrstrecke eine bestimmte Fahrleistung erbracht hat, möchte der Fahrer in der Regel ohne Risiko neue Fahrmanöver ausprobieren können, um zu überprüfen, ob sich hierdurch seine Fahrleistung verbessert. Eine solche Übungsmöglichkeit ist mit einem Kraftfahrzeug auf einer Fahrstrecke ist nur begrenzt möglich, da das versuchsweise Überschreiten der eigenen Leistungsgrenze zu einem Unfall führen kann.
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Aus der
DE 20 2012 009 352 U1 ist bekannt, in einem Fahrsimulator eine virtuelle Fahrbahn darzustellen, auf welcher ein virtueller Fahrzeugavatar durch einen Fahrer geführt werden kann, woraus sich das besagte Führungsverhalten des Fahrers in der Simulation ergibt. Der Fahrzeugsimulator ist hierbei in einem Kraftfahrzeug angeordnet und der Schwierigkeitsgrad wird in Abhängigkeit von einem aus dem Kraftfahrzeug empfangenen Fahrzeugparameter eingestellt. So kann der Fahrsimulator beispielsweise für einen Fahranfänger einen anderen Schwierigkeitsgrad bereitstellen als für einen erfahrenen Fahrzeugführer.
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Aus der
US 2011/0124389 A1 ist bekannt, in einem Kraftfahrzeug zur Unterhaltung eines Fahrers ein Videospiel anzubieten.
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Aus der
US 2008/0311983 A1 ist ein Unterhaltungssystem für ein Kraftfahrzeug bekannt, mittels welchem ein Videospiel für Fahrpassagiere bereitgestellt werden kann, das zur Erzeugung realistischer Effekte ein Rütteln in einer Rücksitzbank erzeugt.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Fahrleistungen unfallsicher vergleichen zu können.
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Die Aufgabe wird durch die Gegenstände der unabhängigen Patentansprüche gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind durch die abhängigen Patentansprüche, die folgende Beschreibung sowie die Figur beschrieben.
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Durch die Erfindung ist ein Verfahren zum Vergleichen von Fahrleistungen bereitgestellt, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten erbracht werden. Die Fahrleistungen können von ein und demselben Fahrer oder von unterschiedlichen Fahrern erbracht werden. Mit unterschiedlichen Zeitpunkten ist hierbei gemeint, dass es bei dem Verfahren nicht nötig ist, dass zwei Kraftfahrzeuge im selben Zeitraum auf einer Fahrstrecke um die Wette fahren.
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Bei dem Verfahren werden Fahrdaten eines Kraftfahrzeugs erfasst, während das Kraftfahrzeug bei einer ersten Fahrt entlang der Fahrstrecke von einem Fahrer geführt wird. Die Fahrdaten beschreiben eine Fahrlinie des Kraftfahrzeugs entlang der Fahrstrecke und können noch weitere Parameter der Fahrt enthalten. Es geht also bei dem Vergleichen der Fahrleistung nicht einfach um Rundenzeiten, die ja einfach getrennt gemessen werden könnten. Stattdessen wird eine Fahrlinie des Kraftfahrzeugs berücksichtigt oder erfasst, d.h. der Verlauf der Trajektorie, entlang welcher das Kraftfahrzeug von dem Fahrer auf der Fahrstrecke geführt wird. Durch eine stationäre Servervorrichtung werden diese Fahrdaten empfangen und daraus ein digitales Fahrzeugmodell gebildet. Dieses Fahrzeugmodell beschreibt die Fahrlinie der ersten Fahrt des Kraftfahrzeugs. Mittels des Fahrzeugmodells lässt sich also die Bewegung oder Fahrt des Kraftfahrzeugs auf der Fahrstrecke nachstellen oder nachvollziehen.
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Zu einem späteren Zeitpunkt werden über einen Fahrsimulator Daten empfangen, die hier als Vergleichsdaten bezeichnet sind, weil durch sie eine Fahrleistung beschrieben ist, die mit der Fahrleistung des Fahrers, der die ersten Fahrt durchgeführt hat, verglichen werden sollen. Die Vergleichsdaten beschreiben hierbei eine Fahrlinie, die sich bei einer simulierten zweiten Fahrt entlang einer Simulation der Fahrstrecke ergibt. Die Fahrlinie ergibt sich aufgrund des Führungsverhaltens des Benutzers des Fahrsimulators. Bei dem Benutzer kann es sich um denselben Fahrer handeln, der auch die ersten Fahrt durchgeführt hat, oder einen anderen Fahrer. Das Führungsverhalten ergibt sich, indem der Fahrer in der Simulation ein simuliertes Kraftfahrzeug auf der simulierten Fahrstrecke führt. Da es sich um dieselbe Fahrstrecke handelt, die auch das (reale) Kraftfahrzeug bei der ersten Fahrt entlang gefahren ist, sind also die Fahrlinien vergleichbar.
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Durch die Servervorrichtung wird entsprechend anhand von zumindest einem vorbestimmten Rankingkriterium die durch das Fahrzeugmodell beschriebene (reale) erste Fahrlinie mit der durch die Vergleichsdaten beschriebene (auf der Simulation basierende) zweite Fahrlinie verglichen. In Abhängigkeit von einem Ergebnis des Vergleichs werden die Fahrlinien geordnet, d.h. ein Ranking festgelegt, also entschieden, welche Fahrlinie gemäß dem Rankingkriterium die bessere oder optimalere ist. Das Rankingkriterium kann hierbei in an sich bekannter Weise definiert sein, also zumindest von mehreren bekannten Aspekten umfassen, die im Fahrzeug-Rennsport zum Beurteilen einer Fahrleistung oder eines Führungsverhaltens zugrundegelegt werden.
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Durch die Erfindung ergibt sich somit der Vorteil, dass die Fahrleistung eines Fahrers, die dieser auf der ersten Fahrt mit einem Kraftfahrzeug auf einer Fahrstrecke erbracht hat, also beispielsweise ein Rennfahrer mit seinem Rennwagen auf einer Rennstrecke, durch denselben Fahrer oder einen anderen Fahrer mittels des Fahrsimulators nachvollzogen oder in einem Wettrennen herausgefordert werden kann. So kann derselbe Fahrer mittels des Fahrsimulators trainieren und seine Fahrleistung mit derjenigen der ersten Fahrt vergleichen. Ein anderer Fahrer, beispielsweise eine Person, die nicht beruflich im Rennsport tätig ist, kann ihre Fahrleistung mit der Fahrleistung des Rennfahrers vergleichen. Dies erfolgt unfallsicher an dem Fahrsimulator.
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Zu der Erfindung gehören optionale Weiterbildungen, durch deren Merkmale sich zusätzliche Vorteile ergeben.
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Bevorzugt wird für die simulierte Fahrt ermöglicht, dem Benutzer des Fahrsimulators, d.h. dem Fahrer oder dem zweiten Fahrer, einen direkten Vergleich mit derjenigen Fahrleistung darzustellen, die auf der ersten Fahrt erbracht wurde. Hierzu ist vorgesehen, dass durch die besagte stationäre Servervorrichtung das Fahrzeugmodell als ein Beschreibungsdatensatz an den Fahrsimulator exportiert wird. Dieser Beschreibungsdatensatz beschreibt ein Simulationsfahrzeug, wie es durch den Fahrsimulator als simuliertes Kraftfahrzeug in der Simulation dargestellt werden kann. Das Simulationsfahrzeug kann als dreidimensionales Objekt in der simulierten Fahrt dargestellt werden, also als Konkurrent in einem Wettrennen. Zumindest ist der Beschreibungsdatensatz aber dazu eingerichtet, die Fahrlinie der ersten Fahrt in der simulierten zweiten Fahrt als Orientierungslinie anzuzeigen. Der Benutzer des Fahrsimulators sieht also in der Simulation auf der Fahrstrecke eine Fahrlinie, die ihm anzeigt, wo auf der (realen) Fahrstrecke das Kraftfahrzeug entlang gefahren ist. Somit wird eine reale Fahrt durch das Verfahren automatisiert in einer simulierten Umgebung rekonstruiert.
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Eine Fahrleistung hängt auch von den technischen Möglichkeiten ab, die ein Kraftfahrzeug bietet. Fährt also einen Rennsportwagen auf der Fahrstrecke und wird die hierdurch erreichte Fahrlinie als Fahrzeugmodell genutzt, so kann in einem Fahrsimulator ein Vergleich nur dann fair oder möglich sein, wenn in dem Fahrsimulator ein Simulationsfahrzeug mit denselben technischen Möglichkeiten und Einstellungen bereitgestellt wird. Um auch den Vergleich zwischen unterschiedlichen Fahrzeugmodellen zu ermöglichen, ist bevorzugt vorgesehen, dass in dem Kraftfahrzeug jeweils zusätzlich zu der Fahrlinie auch Ausstattungsdaten, welche eine technische Ausstattung, die das Kraftfahrzeug während der ersten Fahrt aufweist, und/oder Einstellungsdaten, welche zumindest eine vom Fahrer vorgenommene Einstellung beschreiben, durch die Fahrdaten bereitgestellt oder beschrieben sind. Durch Erzeugen des Fahrzeugmodells aus solchen Fahrdaten stellt dann auch das Fahrzeugmodell die Ausstattungsdaten und/oder Einstellungsdaten bereit. Durch die besagte Servervorrichtung werden dann bei dem Vergleich der ersten Fahrlinie mit der zweiten Fahrlinie die Ausstattungsdaten und/oder Einstellungsdaten von dem Rankingkriterium berücksichtigt. Es kann also zum Beispiel bei einer zahlenbasierten Bewertung ein Bonus und/oder Malus für jeweils ein vorbestimmtes Ausstattungsmerkmal und/oder eine Einstellung vorgesehen werden. Fährt beispielsweise das Kraftfahrzeug mit abgenutzten oder verschlissenen Reifen und wird in der Fahrsimulation ein simuliertes Kraftfahrzeug mit neuwertigen Reifen bereitgestellt, so kann der Unterschied in der Bereifung durch das Rankingkriterium zum Beispiel zahlenmäßig berücksichtigt werden. Hierbei kann eine Zuordnungstabelle vorgesehen sein, durch welche zumindest einem Ausstattungsmerkmal ein Veränderungswert, also ein Bonus oder Malus, zugeordnet wird. Die Einstellungsdaten des Kraftfahrzeugs können auch als Einstellungsdaten für das simulierte Kraftfahrzeug verwendet werden.
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Die Ausstattungsdaten signalisieren insbesondere ein alter und/oder einen Verschleißzustand zumindest einer Fahrzeugkomponente des Kraftfahrzeugs. Hierdurch ist es dann nicht nötig, dass Kraftfahrzeugkosten aufwendig und/oder Material aufwendig in einen Neuzustand zu versetzen, wie er in dem Fahrsimulator verwendet oder bereitgestellt werden kann. Durch die Ausstattungsdaten kann auch ein Komponentenmodell zumindest einer Fahrzeugkomponente, insbesondere eines Reifens und/oder eines Fahrwerks, signalisiert werden. So kann zum Beispiel ein unterschied in der Bereifung und/oder der Qualität und/oder der technischen Ausstattung des Fahrwerks berücksichtigt werden.
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Einen weiteren Einfluss auf die Fahrleistung können Umgebungseinflüsse oder Umwelteinflüsse haben. Fährt das Kraftfahrzeug die Fahrstrecke bei Regen, so lässt sich bei einer Schnellfahrt nicht dieselbe Fahrlinie erreichen, wie bei trockener Fahrstrecke. Im Fahrsimulators ist dagegen in der Regel eine trockene Fahrstrecke gegeben. Um dennoch Fahrleistungen vergleichbar zu machen, ist insbesondere vorgesehen, dass durch die Servervorrichtung aus zumindest einer vorrichtungsexternen Datenquelle, beispielsweise aus einem Datendienst des Internets und/oder aus dem Kraftfahrzeug, Umweltdaten empfangen werden, welche insbesondere während der ersten Fahrt vorherrschendes Wetter und/oder eine Streckenbeschaffenheit der Fahrstrecke, beschreiben. Somit sind die (realen) Umweltbedingungen bekannt, zu welchen die erste Fahrt stattfand. Durch die Servervorrichtung werden beim Vergleichen der ersten Fahrlinie mit der zweiten Fahrlinie diese Umweltdaten von dem Rankingkriterium berücksichtigt. Auf Grundlage der Umweltdaten kann auch der Fahrsimulator gesteuert werden, um anders herum die Umweltbedingungen, die während der ersten Fahrt herrschten, in der Simulation bei der simulierten zweiten Fahrt nachzustellen.
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Um ausreichend Fahrdaten zum Nachbilden der ersten Fahrt zu erhalten, kann die Verwendung umfangreicher und/oder teurer Sensorik nötig sein. Um eine solche aufwendige Sensorik zu vermeiden, ist bevorzugt vorgesehen, dass die Servervorrichtung das Fahrzeugmodell, welches die erste Fahrt nachbildet oder beschreibt, auf der Grundlage eines Standard-Modells des Kraftfahrzeugs bildet. Dieses Standard-Modell beschreibt Fahrzeugeigenschaften des Kraftfahrzeugs. Hierbei werden aber mehr Fahrzeugeigenschaften beschrieben als die Fahrzeugsensorik des Kraftfahrzeugs selbst erfasst. Es wird also durch das Standard-Modell zumindest eine Eigenschaft beschrieben, die sich in dem Kraftfahrzeug nicht messen lässt, beispielsweise die Chassis-Steifigkeit oder eine Eigenschaft von Felgen des Kraftfahrzeugs. Solche Fahrzeugeigenschaften sind aber zum Beispiel dem Hersteller bekannt, weil dieser bei der Entwicklung des Kraftfahrzeugs Tests oder Messungen durchführen kann. Das Standard-Modell umfasst nun Werte zu zumindest einer solchen Fahrzeugeigenschaft, sodass sie nicht im Kraftfahrzeug gemessen werden muss. Allerdings weist das Kraftfahrzeug auch Fahrzeugeigenschaften auf, die von den denjenigen des Standard-Modells verschieden sind, weil das Kraftfahrzeug beispielsweise verschlissen ist und/oder in der Ausstattung verändert wurde. Durch die Servervorrichtung wird deshalb anhand der Fahrdaten des Kraftfahrzeugs das Standard-Modell an das Kraftfahrzeug angepasst. Es kann also ein Unterschied einer gemessenen Fahrzeugeigenschaften (zum Beispiel ein Reibwert der Reifen) zu den Werten derselben Fahrzeugeigenschaft, die im Standard-Modells angegeben ist, ermittelt werden und der Wert des Standard-Modells zu dieser Fahrzeugeigenschaft angepasst oder verändert oder überschrieben werden. So wird mit wenig Fahrzeugdaten, als für die vollständige Beschreibung des Kraftfahrzeugs nötig ist, dennoch ein vollständiges Fahrzeugmodell des Kraftfahrzeugs bereitgestellt.
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Ein weiteres Problem kann die Handhabbarkeit oder Flexibilität des Fahrzeugmodells darstellen, da bei einer Fahrt entlang einer Fahrstrecke eine derart große Datenmenge anfallen kann, dass das Fahrzeugmodell nicht mehr beispielsweise von einem Fahrsimulator verarbeitet werden kann, ohne dass hierbei der Datenspeicher des Fahrsimulators eine Kapazitätsgrenze erreicht. Die Servervorrichtung empfängt die Fahrdaten aus dem Kraftfahrzeug nacheinander während der ersten Fahrt und komprimiert die empfangenen Fahrzeugdaten währenddessen bevorzugt. Das Komprimieren erfolgt, indem anhand bisher empfangener Fahrdaten ein aktueller Fahrzeugzustand des Kraftfahrzeugs ermittelt wird und neu empfangene Fahrdaten nur gespeichert werden, falls durch sie eine Änderung des Fahrzeugzustands signalisiert wird. Es werden also nur solche eine Zustandsänderung signalisierende Fahrzeugdaten, beispielsweise die aktuelle Position, gespeichert, während andere, langsam veränderliche oder unveränderliche Fahrzeugdaten, beispielsweise der Reifendruck oder die Motortemperatur, nur dann abgespeichert werden, falls sie eine Änderung zum jeweiligen, aktuell durch den Fahrzeugstand angegebenen Wert darstellen, also beispielsweise sich der Reifendruck und/oder die Motortemperatur verändert.
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Der besagte Fahrsimulator kann beispielsweise auf der Grundlage eines Videospiels bereitgestellt sein. Durch Exportieren des Fahrzeugmodells als Beschreibungsdatensatz eines Simulationsfahrzeug kann das Kraftfahrzeug als Simulationsfahrzeug, d.h. als simuliertes Kraftfahrzeug, in ein solches Videospiel importiert oder geladen werden. Eine weitere Möglichkeit, einen Fahrsimulator bereitzustellen, stellt das Kraftfahrzeug selbst dar, indem bei stillstehendem Kraftfahrzeug in Abhängigkeit von zumindest einer an Bedienelementen des Kraftfahrzeugs ausgeführten Bedienhandlung die besagten Vergleichsdaten erzeugt werden, die das Führungsverhalten des Fahrers der simulierten zweiten Fahrt beschreiben. Die Bedienelemente sind beispielsweise ein Lenkrad und/oder eine Pedalerie (Gaspedal und/oder Bremspedal) des Kraftfahrzeugs. Diese können bei Drive-by-Wire-Fahrzeugen von den Rädern entkoppelt werden. Mit entkoppelten Bedienelementen ist hierbei gemeint, dass diese Bedienelemente im entkoppelten Zustand keine Auswirkung auf ein Fahrwerk und/oder einen Antriebsmotor des Kraftfahrzeugs haben. Ein Benutzer des Kraftfahrzeugs kann somit beispielsweise auf einem Bildschirm des Kraftfahrzeugs die simulierte Fahrstrecke betrachten und durch Bedienen des Kraftfahrzeugs über die Bedienelemente die simulierte zweite Fahrt auf der simulierten Fahrstrecke im Kraftfahrzeug durchführen.
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Zum Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens ist durch die Erfindung eines Servervorrichtung zum Betreiben im Internet bereitgestellt. Die Servervorrichtung kann einen Computer oder einen Computerverbund aus mehreren Computern umfassen. Die Servervorrichtung weist eine Prozessoreinrichtung auf, die dazu eingerichtet ist, eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens durchzuführen. Die Prozessoreinrichtung kann hierzu zumindest einen Mikroprozessor und/oder zumindest einen Mikrocontroller aufweisen. Die Prozessoreinrichtung kann einen Programmcode aufweisen, der dazu eingerichtet ist, bei Ausführen durch die Prozessoreinrichtung eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens durchzuführen.
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Um die beschriebenen Vergleichsdaten, d.h. eine Beschreibung des Führungsverhaltens eines Fahrers bei einer simulierten Fahrt, zu ermitteln und hierbei einen direkten Vergleich mit der Fahrlinie der realen ersten Fahrt zu erhalten, ist durch die Erfindung auch ein Fahrsimulator zum Erzeugen von Vergleichsdaten bereitgestellt. Der erfindungsgemäße Fahrsimulator ist dazu eingerichtet, ein Fahrzeugmodell zu empfangen, wie es in der beschriebenen Weise als Beschreibungsdatensatz durch die Servervorrichtung exportiert werden kann. Das Fahrzeugmodell beschreibt also eine Fahrlinie einer realen Fahrt eines Kraftfahrzeugs entlang einer realen Fahrstrecke. Der Fahrsimulator ist des Weiteren dazu eingerichtet, die Fahrstrecke zu simulieren, beispielsweise auf Grundlage von Daten aus dem Fahrzeugmodell und/oder auf der Grundlage von Beschreibungsdaten der Fahrstrecke, die von einem Datendienst des Internets bereitgestellt werden können. Der Fahrsimulator ist des Weiteren dazu eingerichtet, die Fahrlinie des realen Kraftfahrzeugs einem Benutzer des Fahrsimulators anzuzeigen. Hierdurch kann der Benutzer sich während der simulierten Fahrt an der Fahrlinie orientieren. Des Weiteren ist der Fahrsimulator dazu eingerichtet, die Vergleichsdaten des Benutzers in Abhängigkeit von dessen Führungsverhalten, mit welchem der Benutzer ein simuliertes Kraftfahrzeug entlang der Simulation der Fahrstrecke führt, zu erzeugen. Der beschriebene Benutzer kann in der beschriebenen Weise der erste Fahrer oder ein anderer Fahrer sein. Zusätzlich zu der Fahrstrecke können auch andere Zustandsdaten des Kraftfahrzeugs in der simulierten Fahrt eingeblendet werden, beispielsweise ein aktuell von dem Kraftfahrzeug an einer bestimmten Stelle der Fahrstrecke eingelegter Gang und/oder eine Drehzahl und/oder ein Lenkwinkel und/oder eine Stellung eines Pedals, z.B. des Bremspedals und/oder Gaspedals.
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Im Folgenden ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung beschrieben. Hierzu zeigt die einzige Figur (Fig.) eine schematische Darstellung einer Ausführungsform der erfindungsgemäßen Servervorrichtung und eines Fahrsimulators und eines Kraftfahrzeugs.
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Bei dem im Folgenden erläuterten Ausführungsbeispiel handelt es sich um eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung. Bei dem Ausführungsbeispiel stellen die beschriebenen Komponenten der Ausführungsform jeweils einzelne, unabhängig voneinander zu betrachtende Merkmale der Erfindung dar, welche die Erfindung jeweils auch unabhängig voneinander weiterbilden und damit auch einzeln oder in einer anderen als der gezeigten Kombination als Bestandteil der Erfindung anzusehen sind. Des Weiteren ist die beschriebene Ausführungsform auch durch weitere der bereits beschriebenen Merkmale der Erfindung ergänzbar.
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In der Figur ist ein Kraftfahrzeug 10 dargestellt, bei dem es sich zum Beispiel um einen Kraftwagen oder einen Rennwagen handeln kann. Ein (nicht dargestellter) Fahrer des Kraftfahrzeugs 10 kann in dem Beispiel mit dem Kraftfahrzeug 10 eine Rennstrecke RT (race track) entlang fahren. Der Fahrer möchte seine hierbei erbrachte Fahrleistung, z.B. seine gefahrene Fahrlinie T (Trajektorie), mit einer Fahrleistung einer anderen Person oder mit einer später von ihm selbst erbrachten Fahrleistung vergleichen können. Dies ist bei dem Kraftfahrzeug 10 ungefährlich möglich.
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In dem Kraftfahrzeug 10 werden hierzu Sensordaten 11 einzelner Sensoren 12 (die z.B. im Motor, Fahrwerk, Navigationsgerät und/oder einem Assistenzsystem angeordnet sein können) zentral über einen digitalen Dienst (d.h. ein Dienstprogramm) einer Kommunikationseinrichtung 13 gesammelt und aggregiert. Die aggregierten Daten könne als Fahrdaten 14 mittels eines Kommunikationsprotokolls (z. B. MQTT – MQ Telemetry Transport, MQ – Message Queuing) über eine Funkverbindung 15 an einen Internetserver oder ein Backend 16 gesendet werden. Ein Wettbewerbs-Dienst oder Competition-Dienst 17 nimmt die Fahrdaten 14 entgegen und gleicht sie mit bereit empfangenen Fahrdaten 18 aus einem Datenspeicher 19 ab. Veränderte Fahrdaten 14 werden in dem Datenspeicher 19 abgelegt und gespeichert. Zusätzlich können verschiedene Content Provider oder Datenquellen 20, 21, 22, z.B. andere Internetserver, an den Competition-Dienst 17 angebunden sein. So können zusätzlich Wetterdaten 23, Beschreibungsdaten 24 über die Rennstrecke und bauteilspezifische Eigenschaftsdaten 25 des Kraftfahrzeugs 10 erfasst werden.
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Über ein Benutzerprofil 26 und/oder eine Fahrzeugschlüssel-ID als Benutzerdaten 27 können die so gesammelten Fahrdaten 18 in der Kombination mit einem persönlichen Internetportal 29 oder einem mobilen Endgerät 30 des Fahrers zugeordnet werden. Der Fahrer kann auch an einem Infotainmentsystem 28 weitere persönliche Einstellungen für die Fahrt entlang der Rennstrecke RT vorgenommen haben, z.B. eine Einstellung einer Dämpferhärte eines Fahrwerks des Kraftfahrzeugs 10, und diese Daten können als weitere Fahrdaten
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Aus den gesammelten Fahrdaten 18 kann auch ein Fahrzeugmodell 30 durch den Competition-Dienst 17 des Backends 16 erzeugt werden und an einen Fahrsimulator 31 ausgegeben werden, der anhand des Fahrzeugmodells 30 ein Simulationsfahrzeug 10‘ in einer Simulation RT‘ der Fahrstrecke RT darstellen kann.
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Der Competition-Dienst 17 kann aus den Fahrzeugdaten 18 und den Benutzerdaten 27 vom Fahrer die Rundenzeiten, das Fahrprofil auf der Strecke, sowie die Fahrzeugkonfiguration mit Zustands- und Abnutzungswerten ermitteln. Zusätzlich kann ein Ranking gegenüber anderer Nutzer 32 stattfinden, wobei ein Rankingkriterium 33 die Bewertungsmaßstäbe für einen Vergleich von Fahrlinie T festlegt.
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Diese Rankingdaten 34 kann an Internetportale und in mobilen Endgeräten in der beschriebenen Weise ebenfalls angezeigt werden. Zusätzlich kann es eine 3rd-Party-Schnittstelle, die ein Import der Fahrzeugdaten und/oder Rankingdaten in eine andere Anwendung ermöglicht (z.B. ein Videospiel).
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Somit ermöglicht der Competition-Dienst 17 des Backends 16 den Import von realen Fahrdaten 18 in virtuelle Rennsportspiele eines Fahrsimulators 30 für einen Vergleich von Fahrleistungen.
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Ein ausgewählter Datendatensatz aus aggregierten Daten 14, die real von einem Kraftfahrzeug 10 auf einer Rennstrecke RT aufgezeichnet wurden, wird als Fahrzeugmodell 30 in den Fahrsimulator 31 importiert. Somit kann z.B. die Fahrlinie T aus der Realfahrt in die Fahrsimulation eingeblendet und innerhalb des Sichtfeldes des Benutzers des Fahrsimulators 31 auf die virtuelle Strecke projiziert werden. Ein den Fahrsimulator 31 nutzender Benutzer U (user) kann dann selbst eine Fahrt in der Simulation RT‘ durchführen. Seine hierbei an dem Fahrsimulator 31 ausgeführten Bedienschritte ergeben insgesamt ein Führungsverhalten 36, durch das sich eine Fahrlinie T‘ der simulierten Fahrt ergibt. Diese Fahrlinie T‘ repräsentiert die Fahrleistung des Benutzers U des Fahrsimulators 31, die mit der Fahrlinie T des Fahrers des Kraftfahrzeugs 10 vergleichen werden kann, um z.B. den besseren Fahrer herauszufinden.
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Das Fahrzeugmodell 30 kann zusätzlich zur aufgezeichneten Fahrlinie T auch die tatsächlich gefahrenen Rundenzeiten und weitere gewünschte Fahrzeugparameter enthalten. So erhält der Benutzer des Fahrsimulators 31 eine real erfasste Rundenzeit in Verbindung mit einer real gefahrenen Ideallinie um sich daran zu messen. Im Idealfall kann er als Fahrer des Kraftfahrzeugs 10 seine eigenen Fahrdaten 18 aus einer Rennrunde in ein Videospiel, das den Fahrsimulator 31 bereitstellt, importieren. Eine vom Backend 16 zur Verfügung gestellte digitale Schnittstelle macht diesen Datensatz im Rahmen der Spielparameter des Fahrsimulators 31 nutzbar.
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Damit wird eine neuartige Verschmelzung von realer und virtueller Welt ermöglicht.
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Für das Backend bietet sich damit beispielsweise auch die Möglichkeit, sportliche Fahrzeugmodelle in Onlinegames zu integrieren und damit bereits verschiedene physikalische Standard-Modelle 35 innerhalb des Games zur Verfügung zu stellen. In diesem Fall werden nur die spezifischen Parameter aus dem Kraftfahrzeug 10 angepasst (z.B. Federraten, Bremsmaterial, Reifen).
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In einer weiteren Ausprägung kann ein neuartiger Wettbewerb im Netz initiiert werden, der es ermöglicht, Fahrdaten von real gefahrene Runden einer ausgewählten Nutzergruppe zur Verfügung zu stellen. Diese Fahrdaten könnten zum Beispiel auch von professionellen Fahrern stammen, die zu einem virtuellen Vergleichsrennen einladen.
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In einer alternativen Ausprägung können die technischen Einstellungen des realen Kraftfahrzeuges 10 als vollständiges physikalisches Fahrmodell 30 insgesamt als Beschreibungsdatensatz für den Fahrsimulator 31 exportiert werden.
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So können Datensätze persönlich gefahrener Rennstreckenrunden und/oder Datenpakete von anderen Fahrern in Videospielen importiert werden. Als Beispiel für Referenz-Fahrleistungen kann im Internet ein virtuelles Kraftfahrzeug 10‘ zum Download zur Verfügung gestellt werden, in dem die jeweils zur Fahrstrecke RT passenden Realdaten eines Fahrers hinterlegt sind. Linienwahl der Fahrlinie T und eingestellte Fahrparameter können im Videospiel angezeigt werden. Gleiches gilt für persönlich gefahrene und aufgezeichnete Rundenprofile.
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Insgesamt zeigt das Beispiel, wie durch die Erfindung ein virtuelles Rennen zum Vergleich von Fahrleistungen bereitgestellt werden kann.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 202012009352 U1 [0006]
- US 2011/0124389 A1 [0007]
- US 2008/0311983 A1 [0008]