-
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum autonomen bzw. automatisierten Fahren in einer Engstelle und zum Auflösen von Konfliktsituationen in einer solchen Engstelle.
-
Das hoch automatisierte Fahren von Fahrzeugen muss vielerlei Herausforderungen auf Landstraßen und im Stadtverkehr meistern. Derartige Herausforderungen sind insbesondere Kreisverkehre, Engstellen in Ortsdurchfahrten mit entgegenkommenden Fahrzeugen, Radfahrer auf der Straße, Abbiegemanöver, halb auf einer Fahrbahn oder in zweiter Reihe parkende Fahrzeuge, rote Ampeln, „rechts vor links“-Vorfahrten, kreuzende Fußgänger oder Straßenbahnen.
-
Die vorliegende Erfindung befasst sich insbesondere mit dauerhaft engen Straßen mit Gegenverkehr. Unter „dauerhaft“ kann in diesem Zusammenhang insbesondere verstanden werden, dass sich die Breite der Straße mit der Engstelle während des Passierens der Stelle durch das Fahrzeug beziehungsweise durch ein dem Fahrzeug entgegenkommendes Fahrzeug nicht ändert.
-
Wenn sich zwei Fahrzeuge innerhalb der Engstelle entgegenkommen oder sich entgegenkommen, bevor die beiden Fahrzeuge an zwei einander entgegengesetzten Enden der Engstelle in diese einfahren, wobei wenigstens eines der Fahrzeuge autonom fahrbar beziehungsweise verfahrbar ist, stellt sich das Problem, welches der Fahrzeuge die Engstelle als erstes passieren soll, ohne dass eine Stausituation entsteht. Dieses Problem lässt sich nicht allein mit Sensoren (Sehen und Beobachten) lösen, sondern erfordert gleichfalls künstliche Intelligenz. Weiterhin sind Verkehrsvorschriften zu beachten, welche insbesondere das Verhalten bzw. die Vorfahrt bei einer Engstelle regeln können.
-
Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht daher darin, ein Verfahren der eingangs genannten Art bereitzustellen, mit welchem ein hoch automatisiert bzw. autonom fahrendes Fahrzeug Engstellen unter der Einhaltung von Verkehrsregeln und unter der Auflösung einer Stausituation passieren kann.
-
Die Aufgabe wird gelöst durch die Gegenstände der unabhängigen Patentansprüche. Vorteilhafte Ausführungsformen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche, der folgenden Beschreibung sowie der Figuren.
-
Das erfindungsgemäße Verfahren zum autonomen Fahren eines Fahrzeugs durch eine Engstelle, umfasst die Verfahrensschritte:
- – Hinterlegen einer Vorfahrtsregelung für die Engstelle in einer Datenbank, auf welche das Fahrzeug zugreifen kann,
- – Erfassen der Engstelle und eines im Bereich der Engstelle entgegenkommenden Gegenfahrzeugs mit Sensoren des Fahrzeugs,
- – Ermitteln der Geschwindigkeit und optional der Beschleunigung des Gegenfahrzeugs mittels von den Sensoren erfasster Geschwindigkeits-Daten und – sofern ermittelt – Beschleunigungs-Daten,
- – Voraussagen einer Reaktion des Gegenfahrzeugs in Abhängigkeit von der ermittelten Geschwindigkeit und – sofern ermittelt – der Beschleunigung des Gegenfahrzeugs, und
- – Verfahren des Fahrzeugs durch die Engstelle, sofern
– das Voraussagen der Reaktion des Gegenfahrzeugs ergibt, dass das Gegenfahrzeug die Engstelle nicht passieren wird oder die Engstelle zum Passieren freigibt oder
- – die in der Datenbank hinterlegte Vorfahrtsregelung vorsieht, dass das Fahrzeug in der Engstelle Vorfahrt hat.
-
Das autonome Fahren des Fahrzeugs kann dabei insbesondere durch ein Fahrerassistenzsystem des Fahrzeugs gesteuert werden. Weiterhin kann unter einer „Engstelle“ ein begrenztes Stück einer ansonsten für Begegnungen zweier sich entgegenkommender Fahrzeuge ausreichend breiten Straße verstanden werden, wobei an einem Hindernis, z.B. mehrere hintereinander parkende Fahrzeuge, nur links (bzw. rechts in Ländern mit Linksverkehr) vorbeigefahren werden kann und für unbehinderten Gegenverkehr kein Raum bleibt. Das Verfahren eignet sich insbesondere für Engstellen, welche relativ lang sind, z.B. Straßen in Wohngebieten, welche mehrere hundert Meter durch parkende Autos auf eine Spurweite von nur einem Pkw begrenzt sind.
-
Unter dem Begriff „autonom“ kann ferner im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung insbesondere verstanden werden, dass Fahrmanöver des Fahrzeugs selbstständig durch das Fahrzeug ausgeführt werden können, ohne dass es eines Eingreifens eines Fahrers des Fahrzeugs bedarf. Bei dem Fahrzeug und dem Gegenfahrzeug handelt es sich beispielsweise um ein Kraftfahrzeug, wie Automobil, Personenkraftwagen, Bus oder Lastkraftwagen. Zumindest das Fahrzeug ist dazu eingerichtet, die Engstelle autonom zu passieren, wobei das entgegenkommende Fahrzeug ebenfalls dazu eingerichtet sein kann. Bei dem entgegenkommenden Fahrzeug kann es sich somit auch um ein Fahrzeug handeln, welches nicht autonom fährt oder fahrbar ist. Das Fahrzeug und das Gegenfahrzeug können auch identisch sein.
-
Die in der Datenbank hinterlegte Vorfahrtsregel kann beispielsweise einer entsprechenden gesetzlichen Vorschrift des jeweiligen Landes entnommen sein, in welchem sich die Engstelle bzw. das Fahrzeug momentan befindet. Die Datenbank kann beispielsweise Bestandteil eines Navigationssystems des Fahrzeugs sein, welches mit einem Fahrerassistenzsystem des Fahrzeugs verbunden ist. Das Fahrerassistenzsystem kann dazu eingerichtet sein, das erfindungsgemäße Verfahren durchzuführen. Die Vorfahrtsregel kann z.B. beinhalten, dass das Fahrzeug gegenüber dem Gegenfahrzeug wartepflichtig ist, sofern sich ein die Engstelle verursachendes Hindernis, z.B. ein auf dem Fahrstreifen parkendes Fahrzeug, auf einer Fahrspur bzw. auf einer Seite des Fahrzeugs befindet, und dass das Fahrzeug gegenüber dem Gegenfahrzeug ein Vorfahrtsrecht genießt, sofern sich das die Engstelle verursachende Hindernis auf der Fahrspur bzw. der Seite des Gegenfahrzeugs befindet. Neben der eigentlichen Vorfahrtsregel kann Letztere auch weitere Verhaltensregeln beteiligter Fahrzeuge innerhalb einer Engstelle beinhalten, z.B. dass im Bereich einer Engstelle bei erkanntem Gegenverkehr nicht mehr zu beschleunigen ist und auf Vorsicht, Achtsamkeit sowie gegenseitige Rücksicht zu achten ist.
-
Nachdem eine Engstelle auf dem eigenen Fahrstreifen und ein entgegenkommendes Fahrzeug erkannt worden sind, kann das Fahrzeug vor der Engstelle (mit Sichtkontakt auf die Engstelle) anhalten, dort warten und insbesondere die Engstelle und das entgegenkommende Fahrzeug beobachten. Mit anderen Worten kann in Abhängigkeit von der ermittelten Geschwindigkeit des entgegenkommenden Fahrzeugs und der in der Datenbank hinterlegten Vorfahrtsregelung festgelegt werden, ob das Fahrzeug die Engstelle vor dem entgegenkommenden Fahrzeug passiert, oder ob das Fahrzeug die Engstelle nicht passiert und wartet, bis das entgegenkommende Fahrzeug die Engstelle passiert hat. Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird ohne weitere Kommunikation ein Fahrrecht mit dem entgegenkommenden Gegenfahrzeug ausgehandelt, wobei Straßenverkehrsrecht beachtet wird und die Sicherheit der Insassen erhöht wird. Insbesondere ermöglicht das erfindungsgemäße Verfahren eine „Chauffeur“-Funktion, gemäß welcher das Fahrzeug ohne Insassen z.B. einen Mitfahrer aus einem Wohngebiet mit einer Engstelle abholen kann. Weiterhin kann das Fahrzeug einen Fahrer, welcher nicht auf den Verkehr achten will, durch ein Wohngebiet mit einer Engstelle chauffieren.
-
Sofern ein Gegenfahrzeug erkannt worden ist, umfasst eine Ausführungsform des Verfahrens ferner die folgenden Verfahrensschritte:
- – Ermitteln und Speichern einer Position eines Beginns der Engstelle,
- – Bestimmen einer aktuellen Position des Fahrzeugs innerhalb der Engstelle,
- – Bestimmen des Abstands der aktuellen Position von der Position des Beginns der Engstelle,
- – Erfassen mittels der Sensoren, ob sich zumindest ein nachfolgendes Fahrzeug hinter dem Fahrzeug befindet, wobei das nachfolgende Fahrzeug eine Rückwärtsfahrt des Fahrzeugs aus der Engstelle heraus verhindert, und
- – Verfahren des Fahrzeugs aus der Engstelle heraus in Rückwärtsrichtung des Fahrzeugs, falls
– das Voraussagen der Reaktion des Gegenfahrzeugs ergibt, dass das Gegenfahrzeug die Engstelle passieren wird oder die Engstelle zum Passieren nicht freigibt oder die in der Datenbank hinterlegte Vorfahrtsregelung vorsieht, dass das Fahrzeug in der Engstelle keine Vorfahrt hat, und
– kein nachfolgendes Fahrzeug hinter dem Fahrzeug erfasst wurde.
-
Sofern das Fahrzeug feststellt, dass das Gegenfahrzeug Vorfahrt hat oder die Engstelle nicht freigibt, fährt das Fahrzeug rückwärts aus der Engstelle heraus, um die Engstelle zur Durchfahrt für das Gegenfahrzeug freizugeben. Der Beginn der Engstelle bzw. der Bereich davor dient somit als Ausweich-/Halteposition für das Fahrzeug bei erkanntem Gegenverkehr mit Vorfahrt bzw. bei Gegenverkehr, der sich so verhält, als hätte er Vorfahrt und eine Durchfahrt für das Fahrzeug blockiert. Die Rückwärtsfahrt zu dieser Ausweich-/Halteposition führt das Fahrzeug allerdings nur dann aus, wenn es ermittelt hat, dass der rückwärtige Bereich hinter dem Fahrzeug frei ist, d.h. dass sich kein nachfolgendes Fahrzeug in diesem Bereich befindet oder während des Rückwärtsfahrens befinden wird. Das nachfolgende Fahrzeug muss sich demnach noch nicht unbedingt innerhalb der Engstelle befinden. Das Fahrzeug kann auch mittels seiner Sensoren bestimmen, ob sich ein erkanntes nachfolgendes Fahrzeug, welches sich noch nicht innerhalb der Engstelle befindet, voraussichtlich in diese einfahren und eine Ausfahrt des Fahrzeugs in Rückwärtsrichtung aus der Engstelle heraus blockieren wird.
-
Gemäß einer weiteren Ausführungsform sind bei einem erkannten Gegenfahrzeug folgende zusätzliche Verfahrensschritte vorgesehen:
- – Erfassen einer Haltestelle bzw. Ausweichstelle, z.B. eine Parklücke, innerhalb der Engstelle mittels der Sensoren während des Verfahrens des Fahrzeugs durch die Engstelle, wobei die Haltestelle eine zum Parken des Fahrzeugs ausreichende Größe aufweist,
- – Ermitteln und Speichern einer Position der erfassten Haltestelle,
- – Erfassen mittels der Sensoren, ob sich zumindest ein nachfolgendes Fahrzeug hinter dem Fahrzeug befindet, wobei das nachfolgende Fahrzeug eine Rückwärtsfahrt des Fahrzeugs aus der Engstelle heraus verhindert, und
- – Einparken des Fahrzeugs in der Haltestelle, falls das Voraussagen der Reaktion des Gegenfahrzeugs ergibt, dass das Gegenfahrzeug die Engstelle passieren wird oder die Engstelle zum Passieren nicht freigibt oder die in der Datenbank hinterlegte Vorfahrtsregelung vorsieht, dass das Fahrzeug in der Engstelle keine Vorfahrt hat.
-
Sofern das Fahrzeug feststellt, dass das Gegenfahrzeug Vorfahrt hat oder die Engstelle nicht freigibt und eine Rückwärtsfahrt aus der Engstelle heraus durch nachfolgende Fahrzeuge versperrt ist, kann das Fahrzeug gemäß dieser Ausführungsform alternative Ausweich-/Haltepositionen ermitteln, z.B. in Form von Parklücken, innerhalb der Engstelle. Im Folgenden wird die Erfindung bzw. Ausführungsformen dieser – ohne darauf beschränkt zu sein – überwiegend bezugnehmend auf das Beispiel einer Parklücke als Ausweich-/Haltestelle erläutert. Sofern eine ausreichend große Parklücke ermittelt worden ist, kann das Fahrzeug in die Parklücke einparken und somit die Engstelle für das Gegenfahrzeug zur Durchfahrt freigeben. Sofern das Fahrzeug wie vorstehend beschrieben eine ausreichend große Parklücke ermittelt hat, an dieser jedoch bereits vorbeigefahren ist, kann sie auch – sofern kein nachfolgendes Fahrzeug hinter dem Fahrzeug erfasst wurde, welches ein Einparken in die Parklücke blockiert – rückwärts in die Parklücke einparken. Weiterhin kann das Fahrzeug auch unabhängig davon, ob eine Rückwärtsfahrt aus der Engstelle heraus möglich ist oder nicht, kontinuierlich nach Parklücken suchen.
-
Gemäß einer weiteren Ausführungsform erfolgt ein Bestimmen eines Parameters einer Komplexität einer Verkehrssituation im Bereich der Engstelle, sofern die Ermittlung der Geschwindigkeit des Gegenfahrzeugs ergibt, dass das Gegenfahrzeug steht. Es wird in Abhängigkeit von dem bestimmten Parameter ein Wertebereich festgelegt, welcher eine maximale Ablaufzeit eines Timers in Sekunden definiert und es erfolgt ein zufälliges Auswählen einer Anzahl von Sekunden aus dem Wertebereich, wobei der Timer entsprechend der ausgewählten Anzahl von Sekunden abläuft. Das Fahrzeug wird innerhalb der Engstelle in Vorwärtsrichtung des Fahrzeugs nach Ablauf des Timers autonom verfahren und es erfolgt ein Prüfen mittels der Sensoren, ob die Engstelle durch das Fahrzeug passiert werden kann. Diese Ausführungsform leistet einen Beitrag, unter Beachtung relevanter Parameter eine Stausituation aufzulösen. Das Fahrzeug soll dabei menschliches Verhalten nachbilden, das situationsabhängig entscheidet (z.B. ist noch ein Lkw hinter mir, liegt eine schwierige Passage hinter mir, wodurch eine Rückwärtsfahrt nur schwer möglich ist etc.), um so auch mit nicht-autonom fahrenden Fahrzeugen den Straßenverkehr besonders sicher teilen zu können.
-
Die Komplexität der Verkehrssituation im Bereich der Engstelle kann besonders vorteilhaft z.B. anhand der im Folgenden beschriebenen Kriterien ermittelt werden. Zum einen kann Einfluss nehmen, ob sich ein nachfolgendes Fahrzeug hinter dem Fahrzeug befindet. Falls ja, kann dies zu einer relativ niedrigen oberen Grenze des Wertebereichs führen. Falls nein, kann die obere Grenze des Wertebereichs entsprechend höher gewählt werden. Zum anderen kann ermittelt werden, wie viele nachfolgende Fahrzeuge sich hinter dem Fahrzeug befinden. Je höher die Anzahl der nachfolgenden Fahrzeuge ist, umso niedriger kann die obere Grenze des Wertebereichs gewählt werden. Weiterhin kann ein Vorhandensein einer Parkmöglichkeit für das Fahrzeug innerhalb der Engstelle zu einer höheren oberen Grenze des Wertebereichs führen, wohingegen ein Nicht-Vorhandensein einer Halte-/Ausweichstelle, z.B. einer Parklücke, für das Fahrzeug innerhalb der Engstelle zu einer entsprechend niedrigeren oberen Grenze des Wertebereichs führen kann. Ferner kann die Art von dem Fahrzeug nachfolgenden Fahrzeugen Einfluss auf die Ermittlung der Komplexität der Verkehrssituation nehmen, indem z.B. bei einem Bus, Lkw, einem Fahrzeug mit einem Fahranfänger und einem Polizeifahrzeug je nach Kategorie der obere Grenzwert des Wertebereichs relativ niedrig gewählt wird. Außerdem kann ermittelt werden, wie komplex die Engstelle bisher war, z.B. ob die Verkehrsführung Kurven oder eine Bergkuppe aufweist. Bei einer entsprechend schwierigen bzw. komplexen Strecke kann die obere Grenze des Wertebereichs entsprechend niedrig gewählt werden.
-
Weiterhin kann das Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung sowohl mit dem Fahrzeug als auch mit dem Gegenfahrzeug angewendet werden. In diesem Fall kann der Wertebereich um wenigstens eine Sekunde erhöht werden, sofern das Ermitteln der Geschwindigkeit des Gegenfahrzeugs und des Fahrzeugs mittels von den Sensoren erfasster Geschwindigkeits-Daten ergibt, dass das Fahrzeug und das Gegenfahrzeug stehen oder das Fahrzeug und das Gegenfahrzeug in ihrer jeweiligen Vorwärtsrichtung fahren. Durch die Erhöhung der Timer-Ablaufzeit wird die Wahrscheinlichkeit verringert, dass das Fahrzeug und das Gegenfahrzeug zur gleichen Zeit wieder anfahren.
-
Gemäß einer weiteren Ausführungsform erfolgt ein Bewerten des bestimmten Parameters der Komplexität der Verkehrssituation im Bereich der Engstelle und es wird ermittelt, ob die Verkehrssituation eine Weiterfahrt des Fahrzeugs in seiner Vorwärtsrichtung oder in seiner Rückwärtsrichtung erschwert. Sofern dies der Fall ist, erfolgt ein Erhöhen der oberen Grenze des Wertebereichs. Falls dies nicht der Fall ist, erfolgt ein Herabsetzen der oberen Grenze des Wertebereichs. Diese Ausführungsform wird näher im Zusammenhang mit 9 der Zeichnung erläutert und erlaubt durch die Änderung des Wertebereichs (Erhöhen bzw. Herabsetzen der oberen Grenze des Wertebereichs) ein Verhindern dauerhafter Stausituationen.
-
Weiterhin kann ein Fahrerassistenzsystem für das Fahrzeug und das Gegenfahrzeug zur Ausführung des Verfahrens gemäß der vorliegenden Erfindung eingerichtet sein. Außerdem können das Fahrzeug und das Gegenfahrzeug das Fahrerassistenzsystem umfassen.
-
Im Folgenden werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der schematischen Zeichnung näher erläutert. Hierbei zeigt
-
1 eine Draufsicht auf ein Fahrzeug auf einer Straße ohne Gegenverkehr und ohne Engstelle, wobei eine fortlaufende Messung der Fahrbahnbreite durch das Fahrzeug erfolgt,
-
2 eine Draufsicht auf das Fahrzeug nach 1 auf einem weiteren Abschnitt der Straße mit einer Engstelle ohne Gegenverkehr, wobei eine Speicherung eines Parameters der Verengung durch das Fahrzeug erfolgt,
-
3 eine Draufsicht auf einen vergrößerten Ausschnitt des Abschnitts der Straße nach 2, wobei das Fahrzeug bereits in die Engstelle eingefahren ist,
-
4 eine Draufsicht auf das Fahrzeug nach 1 innerhalb einer Engstelle auf der Suche nach einer Parklücke,
-
5 eine Draufsicht auf den Straßenabschnitt mit dem Fahrzeug nach 4 während des Messens einer Entfernung zu einer erkannten Parklücke,
-
6 eine Draufsicht auf das Fahrzeug nach 1 auf einem weiteren Abschnitt der Straße mit einer Engstelle mit Gegenverkehr,
-
7 einen Ablaufplan eines Verfahrens zum autonomen Fahren des Fahrzeugs z.B. auf dem Straßenabschnitt nach 6,
-
8 ein Komplexitäts-Wertebereich-Diagramm im Zusammenhang mit dem Verfahren nach 7 und
-
9 einen Ablaufplan zur Variation eines Wertebereichs im Zusammenhang mit dem Verfahren nach 7.
-
1 zeigt ein Fahrzeug 1, z.B. ein Pkw, wobei das Fahrzeug 1 autonom auf einer rechten Fahrspur 2 bzw. einem rechten Fahrstreifen einer Straße 3 mit einer weiteren linken Fahrspur 4 bzw. einem weiteren linken Fahrstreifen fährt. Das Fahrzeug 1 weist Sensoren auf, z.B. eine Kamera, ein Radar oder eine hochgenaue Karte und ein GPS-System, womit es fortlaufend die Breite der Straße 3 beobachtet. Sofern die Straße 3 breit genug ist, dass das Fahrzeug 1 und ein eventuell entgegenkommendes Gegenfahrzeug (siehe 6) die Straße 3 nebeneinander in entgegengesetzten Richtungen passieren können, ist keine Aktion zur Vermeidung einer Stausituation notwendig.
-
2 zeigt das Fahrzeug 1 aus 1 auf einem weiteren Abschnitt der Straße 3 nach 1, auf welcher es bei der fortlaufenden Beobachtung der Breite der Straße 3 eine Engstelle 5 erkennt, welche durch mehrere hintereinander auf dem rechten Fahrstreifen 2 parkende Fahrzeuge 6 verursacht wird, von denen der besseren Übersicht halber lediglich eines mit einem Bezugszeichen („6“) versehen ist. Gemäß einer dem Fahrzeug 1 vorgegebenen Trajektorie 7 muss das Fahrzeug 1 die Engstelle 5 auf dem linken Fahrstreifen 4 passieren. Das Fahrzeug 1 prüft mittels seiner Sensoren, ob auf es in einem Vorausbereich 8 ein entgegenkommendes Gegenfahrzeug auf der linken Fahrspur 4 zukommt. Falls ja, wird das Fahrzeug 1 vor der Engstelle 5 warten und beobachten. Falls nein wird es eine genaue Position des Beginns 9 der Engstelle 5 speichern und kann durch Vergleich mit seiner aktuellen Position stets den momentanen Abstand zum Beginn 9 der Engstelle 5 ermitteln. Der Beginn 9 der Engstelle 5 kann dem Fahrzeug 1 als Ausweichposition bzw. Halteposition dienen, um potentiellem Gegenverkehr ein Passieren der Engstelle 5 zu ermöglichen. Beispielsweise kann das Fahrzeug 1 hinter dem hintersten der Fahrzeuge 6 halten oder parken. Zusätzlich beobachtet das Fahrzeug 1 den rückwärtigen Verkehr und prüft, ob die Verkehrsrichtung auf seiner Seite ein Rückwärtsfahren erlaubt.
-
3 zeigt das Fahrzeug 1, während es dabei ist, die Engstelle 5 zu passieren, wobei es mittels seiner Sensoren den Vorausbereich 8 und den Achterausbereich 10 des Fahrzeugs 1 beobachtet. Insbesondere erfasst das Fahrzeug 1 mittels seiner Sensoren, ob sich zumindest ein nachfolgendes Fahrzeug hinter dem Fahrzeug 1 befindet, wobei das nachfolgende Fahrzeug eine Rückwärtsfahrt des Fahrzeugs 1 aus der Engstelle 5 heraus verhindert bzw. blockiert. Das Fahrzeug 1 ermittelt weiterhin durch Vergleichen seiner aktuellen Position (z.B. mittels eines Navigationssystems ermittelt) mit der gespeicherten Position des Beginns 9 der Engstelle 5 seinen momentanen Abstand a zum Beginn 9 der Engstelle 5. Sofern – wie durch 3 gezeigt – kein Gegenverkehr und keine nachfolgenden Fahrzeuge mittels der Sensoren erkannt werden, fährt das Fahrzeug 1 in seiner Rückwärtsrichtung autonom aus der Engstelle 5 heraus. Sofern ein Passieren der Engstelle 5 blockierender Gegenverkehr (angedeutet durch ein gestrichelt gezeichnetes Rechteck 13 im Vorausbereich 8 des Fahrzeugs 1) erkannt wird, aber keine nachfolgenden Fahrzeuge vorhanden sind bzw. erkannt werden, fährt das Fahrzeug 1 in seiner Vorwärtsrichtung autonom aus der Engstelle 5 heraus. Außerdem speichert das Fahrzeug 1 weitere Umgebungsparameter wie etwaige scharfen Kurven, Steigungen oder andere etwaige Hindernisse. Mit anderen Worten führt das Fahrzeug 1 zum autonomen Fahren innerhalb der Engstelle 5 Entfernungsmessungen durch, beobachtet sowohl den gefahrenen Weg 10 als auch den vor ihm liegenden Weg 8 und speichert markante Verkehrsschwierigkeiten (Kurven, Engstellen in der Engstelle, schwer einsehbare Abschnitte etc.).
-
4 zeigt das Fahrzeug innerhalb einer Engstelle 5, welche ähnlich zu der Engstelle 5 nach 2 ist, jedoch eine Parklücke 12 innerhalb der Engstelle 5 zwischen den die Engstelle 5 verursachenden Fahrzeugen 6 aufweist, wobei die Parklücke 12 ausreichend groß ist, dass das Fahrzeug 1 in ihr autonom einparken kann. Wie aus 4 ersichtlich, beobachtet das Fahrzeug 1 z.B. durch Ultraschall, Radar und/oder eine Kamera seinen „originalen“ Fahrstreifen, das heißt den rechten Fahrstreifen (auf welchem es eigentlich fahren will, jedoch aufgrund der Fahrzeuge 6 nicht kann) und sucht dabei in der rechten Umgebung 11 im Vorausbereich 8 und auch im Achterausbereich 10 des Fahrzeugs 1 nach Parklücken 12. Dabei wählt das Fahrzeug 1 nur solche Parklücken aus, in welche es auch hineinfahren könnte, die also groß genug zum Einparken sind. Falls das Fahrzeug 1 eine solche Parklücke 12 erkannt hat, „setzt es einen neuen Anker“, d.h. es ermittelt die genaue Position der Parklücke 12 und speichert sie als eine neue Ausweichposition bzw. Halteposition (für den weiter zurück im Achterausbereich 10 liegenden Beginn 9 der Engstelle 5). Mit anderen Worten merkt sich das Fahrzeug 1 die Parklücke 12 als Halte- bzw. Parkmöglichkeit alternativ zu dem Beginn 9 der Engstelle 5. Dies ist insbesondere dann von Vorteil, wenn das Fahrzeug 1 mittels seiner Sensoren ein nachfolgendes Fahrzeug 14 (angedeutet durch ein gestrichelt gezeichnetes Rechteck im Achterausbereich 10 des Fahrzeugs 1) erkannt hat.
-
5 zeigt das Fahrzeug 1 beim Messen bzw. Ermitteln einer Entfernung b zwischen seiner aktuellen Position und der Position der Parklücke. Auf die Berechnung des im Vergleich dazu größeren Abstands a zwischen der aktuellen Position des Fahrzeugs 1 und der Position des Beginns der Engstelle kann verzichtet werden bzw. diese Entfernung kann gelöscht werden.
-
6 zeigt das Fahrzeug 1 beim Passieren einer weiteren Engstelle 5 auf der Straße 3, wobei ein dem Fahrzeug 1 entgegenkommendes Gegenfahrzeug 13 mittels der Sensoren des Fahrzeugs 1 erkannt wird. Das Fahrzeug 1 ermittelt die Geschwindigkeit und optional auch die Beschleunigung (negativ/positiv) des Gegenfahrzeugs 13. Es besteht das Problem, dass das Fahrzeug 1 und das Gegenfahrzeug 13 nicht gleichzeitig nebeneinander auf dem linken Fahrstreifen 4 die Engstelle 5 in ihrer jeweiligen Vorwärtsfahrt passieren können.
-
Das Fahrzeug 1 kann auf eine Datenbank zurückgreifen, in welcher eine Vorfahrtsregelung hinterlegt ist, welche das Fahrerassistenzsystem des Fahrzeugs 1 auf die vorliegende Situation anwendet und zu dem Ergebnis kommt, dass das Gegenfahrzeug 13 Vorfahrt hat, da sich das die Engstelle 5 verursachende Hindernis (in diesem Fall die hintereinander auf dem rechten Fahrstreifen parkenden Fahrzeuge 6) auf dem Fahrstreifen 2 des Fahrzeugs 1 befindet. Auf Basis zumindest der ermittelten Geschwindigkeit (und optional auch der Beschleunigung) des Gegenfahrzeugs 13 sagt das Fahrerassistenzsystem des Fahrzeugs 1 weiterhin eine Reaktion des Gegenfahrzeugs 13 voraus, in der beispielshaft gezeigten Situation beispielsweise, dass das Gegenfahrzeug 13 seine Vorwärtsfahrt zum Passieren der Engstelle 5 fortsetzt. Unter diesen Voraussetzungen wird das Fahrerassistenzsystem das Fahrzeug 1 anweisen sein Verfahren durch die Engstelle 5 einzustellen und zu stoppen.
-
Zur Lösung der durch 6 gezeigten Verkehrssituation sucht das Fahrzeug 1 auf dem rechten Fahrstreifen 2 nach Parklücken 12, welche sich vor dem Gegenfahrzeug 13 befinden. Sofern eine zum Parken des Fahrzeugs 1 ausreichend große Parklücke 12 gefunden wurde, kann das Fahrzeug 1 autonom in diese Parklücke 12 einparken, dort die Engstelle 5 sowie die Bewegung des Gegenfahrzeugs 13 mittels der Sensoren des Fahrzeugs 1 beobachten, aus der Parklücke 12 wieder ausparken, sobald das Gegenfahrzeug 13 die Engstelle 5 nicht länger für das Passieren des Fahrzeugs 1 blockiert und die Engstelle 5 passieren. Falls keine Parklücke oder keine ausreichend große Parklücke erkannt wird, kann das Fahrzeug 1 auch rückwärts aus der Engstelle 5 wieder herausfahren und hinter dem hintersten der Fahrzeuge 6 warten, bis das Gegenfahrzeug 13 die Engstelle 5 passiert hat und danach selbst die Engstelle 5 passieren.
-
7 zeigt eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Verfahrens zum autonomen Fahren des Fahrzeugs nach 1 durch eine Engstelle, z.B. die Engstelle nach 6. Wie im Zusammenhang mit 6 beschrieben, wird eine Vorfahrtsregelung für die Engstelle in einer Datenbank hinterlegt, auf welche das Fahrzeug zugreifen kann, und die Engstelle wird mittels Sensoren des Fahrzeugs erfasst. In Schritt 100 wird mittels der Sensoren des fahrenden Fahrzeugs geprüft, ob sich ein dem Fahrzeug entgegenkommendes Gegenfahrzeug im Bereich der Engstelle befindet und – sofern ein Gegenfahrzeug erkannt worden ist – in Schritt 200 mittels der Sensoren ermittelt, ob sich das Gegenfahrzeug bereits innerhalb der Engstelle befindet, wobei insbesondere eine weitere Beschleunigung des Fahrzeugs zur Steigerung der Verkehrssicherheit und zur Einhaltung von Verkehrsvorschriften unterbunden werden kann. Ein Fahrerassistenzsystem des Fahrzeugs wendet die Vorfahrtsregelung auf die vorliegende Situation an und gelangt zu dem Ergebnis, dass das Gegenfahrzeug Vorfahrt hat, da sich das die Engstelle verursachende Hindernis wie durch 6 gezeigt auf dem Fahrstreifen des Fahrzeugs befindet.
-
Falls die Prüfung in Schritt 200 ergibt, dass sich das Gegenfahrzeug nicht innerhalb der Engstelle befindet, wird das Fahrzeug in Schritt 300 vor der Engstelle zum Stehen gebracht, wo es wartet und sowohl die Engstelle als auch das Gegenfahrzeug beobachtet. Dabei prüft das Fahrzeug, ob das Gegenfahrzeug die Engstelle blockieren wird oder nicht, z.B. weil es die Engstelle durch eine Vorausfahrt bereits passiert hat, durch eine Rückwärtsfahrt wieder verlassen hat, in eine Parklücke innerhalb der Engstelle eingeparkt hat oder die Engstelle über eine Abzweigung innerhalb der Engstelle verlassen hat. Sofern diese Prüfung ergibt, dass das Gegenfahrzeug die Engstelle nicht blockieren wird, setzt das Fahrzeug seine Fahrt in Schritt 400 fort und beginnt erneut in Schritt 100 mit der Prüfung, ob sich ein dem Fahrzeug entgegenkommendes Gegenfahrzeug im Bereich der Engstelle befindet und ermittelt – sofern ein Gegenfahrzeug erkannt worden ist – in Schritt 200 mittels der Sensoren, ob sich das Gegenfahrzeug bereits innerhalb der Engstelle befindet.
-
Bei dem jeweiligen Gegenfahrzeug kann es sich ebenfalls um ein Fahrzeug handeln, welches mittels dem erfindungsgemäßen Verfahren autonom fahren kann, so dass die beschriebenen Verfahrensschritte auch analog mit dem Gegenfahrzeug durchgeführt werden können. Allerdings ist das Verfahren auch anwendbar, wenn lediglich das Fahrzeug erfindungsgemäß autonom fahren kann und das Gegenfahrzeug nicht.
-
Falls die Prüfung in Schritt 200 ergibt, dass sich das Gegenfahrzeug bereits innerhalb der Engstelle befindet, wird geschlussfolgert, dass die Engstelle durch das Gegenfahrzeug für ein Passieren des Fahrzeugs blockiert ist. In diesem Fall wird in Schritt 500 das Fahrzeug gestoppt und die Geschwindigkeit des Gegenfahrzeugs gemessen. Sofern sich dabei ergibt, dass das Gegenfahrzeug steht, d.h. es wird eine Geschwindigkeit „null“ ermittelt, erfolgt in Schritt 600 eine Bestimmung bzw. ein Abruf eines Parameters einer Verkehrssituation bzw. deren Komplexität. In Abhängigkeit von dem bestimmten Parameter wird in Schritt 700 ein Wertebereich festgelegt, welcher eine maximale Timer-Ablaufzeit definiert. Insbesondere kann eine höhere Komplexität zu einem kleineren Wertebereich bzw. einer niedrigeren maximalen Timer-Laufzeit führen, wohingegen eine niedrigere Komplexität zu einem größeren Wertebereich bzw. einer höheren maximalen Timer-Laufzeit führen kann.
-
8 veranschaulicht den Zusammenhang zwischen dem Parameter der Komplexität der Verkehrssituation (dimensionslos; x-Achse) und dem Wertebereich des Timers bzw. der maximalen Timer-Ablaufzeit in Sekunden (y-Achse). Der Parameter kann beispielsweise relativ hoch festgelegt werden, sofern sich hinter dem Fahrzeug nachfolgende Fahrzeuge befinden, welche nur schwerlich rückwärtsfahren oder wenden können, was einer relativ hohen Komplexität der Verkehrssituation entspricht (Wert „3“ auf der x-Achse). Dem Parameter 3 auf der x-Achse ist ein Wertebereich von 0s bis 4s zugeordnet, das heißt eine maximale Timer-Ablaufzeit von 4s. Der Parameter kann auch relativ niedrig festgelegt werden (Wert „1“ auf der x-Achse), wenn z.B. eine freie Parkmöglichkeit innerhalb der Engstelle in der Nähe des Fahrzeugs besteht, was einer relativ niedrigen Komplexität der Verkehrssituation entspricht. Dem Parameter 1 auf der x-Achse ist ein Wertebereich von 0s bis 10s zugeordnet, das heißt eine maximale Timer-Ablaufzeit von 10s. Ein auf der x-Achse mittlerer Parameter-Wert „2“ kann z.B. dann festgelegt werden, sofern sich schwer einsehbare Strecken rückwärts des Fahrzeugs befinden, was einer mittleren Komplexität der Verkehrssituation entspricht. Dem Parameter 2 auf der x-Achse ist ein Wertebereich von 0s bis 7s zugeordnet, das heißt eine maximale Timer-Ablaufzeit von 7s.
-
Gemäß 7 wird aus dem festgelegten Wertebereich, z.B. 0s bis 4s, in einem nächsten Schritt 800 per Zufallsentscheidung eine Anzahl von Sekunden ausgewählt, z.B. 3s, und ein Timer gestartet, welcher je nach gewählter Anzahl von Sekunden, z.B. 3s, abläuft. Vereinfacht ausgedrückt erfolgt somit eine Erkennung eines Problems, eine Bestimmung einer Situation, eine Definition eines situationsspezifischen Wertebereichs und eine Wahl einer Zufallszahl.
-
Nach Ablauf des Timers nimmt das Fahrzeug in Schritt 900a seine Fahrt zum Passieren der Engstelle wieder auf und prüft in Schritt 910a mittels der Sensoren, ob die Situation gelöst ist, insbesondere ob sich das Gegenfahrzeug auch vorwärtsbewegt und dadurch die Engstelle durch das Gegenfahrzeug weiterhin blockiert wird oder nicht. Falls die Prüfung ergibt, dass die Situation gelöst ist, wird das Verfahren ab Schritt 100 unter Fortsetzung bzw. Wiederaufnahme der Fahrt des Fahrzeugs erneut durchlaufen.
-
Falls die Prüfung in Schritt 910a jedoch ergibt, dass die Situation nicht gelöst ist, z.B. weil das Fahrzeug mittels seiner Sensoren feststellt, das sich das Gegenfahrzeug vorwärts bewegt, so wird in Schritt 920a mittels der Sensoren geprüft, ob das Fahrzeug innerhalb der Engstelle in eine zur Verfügung stehende Parklücke einparken kann. Falls ja, parkt das Fahrzeug in Schritt 930a in der Parklücke ein. Aus der Parklücke heraus beobachtet das Fahrzeug in Schritt 940a mittels seiner Sensoren die Engstelle und das Gegenfahrzeug. Sobald das Fahrzeug dabei feststellt, dass das Gegenfahrzeug die Engstelle zum Passieren des ersten Fahrzeugs nicht länger blockiert, parkt das Fahrzeug in Schritt 950a aus der Parklücke aus und das Verfahren wird ab Schritt 100 unter Fortsetzung der Fahrt des Fahrzeugs erneut durchlaufen.
-
Insbesondere wenn das Verfahren gemäß 7 sowohl auf das Fahrzeug als auch auf das Gegenfahrzeug angewendet wird und die Prüfung unter 920a ergibt, dass weder für das Fahrzeug noch das Gegenfahrzeug eine Parklücke zur Verfügung steht, so stoppen das Fahrzeug und das Gegenfahrzeug in Schritt 960a, ihre Wertebereiche bzw. Timer-Ablaufzeiten werden in Schritt 970a um eine festlegbare Anzahl an Sekunden erhöht, z.B. um eine Sekunde, und das Verfahren wird ab Schritt 800 erneut durchlaufen, wobei das Fahrzeug und das Gegenfahrzeug gegenseitig die Geschwindigkeit des jeweils anderen Fahrzeugs messen können. Eine Erhöhung des Wertebereichs um eine Sekunde kann auch dann erfolgen, wenn beide Fahrzeuge erkennen, dass das jeweils andere Fahrzeug (wieder) losfährt. In einem solchen Fall stoppen die Fahrzeuge und danach erfolgt die Erhöhung des Wertebereichs. Durch die Erhöhung der Timer-Ablaufzeit wird die Wahrscheinlichkeit verringert, dass das Fahrzeug und das Gegenfahrzeug zur gleichen Zeit wieder anfahren. Sofern das Gegenfahrzeug dann z.B. in Schritt 900a früher als das Fahrzeug wieder losfährt, kann das Fahrzeug eine Rückwärtsfahrt einleiten und versuchen, in eine zuletzt erkannte Parklücke (sofern erkannt) einzuparken oder die Engstelle durch Rückwärtsfahren wieder zu verlassen, wobei es das Gegenfahrzeug beobachtet. Sollte es hingegen beobachten, dass sich das Gegenfahrzeug in eine Parklücke bewegt oder seinerseits durch Rückwärtsfahrt die Engstelle verlässt, so kann das Fahrzeug seine Vorwärtsfahrt fortsetzen.
-
Falls in Schritt 500 eine negative Geschwindigkeit des Gegenfahrzeugs ermittelt wird, so wird daraus geschlussfolgert, dass das Gegenfahrzeug rückwärtsfährt, und die Engstelle zum Passieren des Fahrzeugs freigeben wird. In diesem Fall setzt das Fahrzeug seine Fahrt in Schritt 900b fort und prüft in Schritt 910b mittels der Sensoren, ob die Situation gelöst ist, insbesondere ob die Engstelle durch das Gegenfahrzeug blockiert wird oder nicht. Falls diese Prüfung ergibt, dass die Situation nicht gelöst ist, wird das Verfahren ab Schritt 500 erneut durchlaufen. Falls die Prüfung ergibt, dass die Situation gelöst ist, wird das Verfahren ab Schritt 100 unter Fortsetzung der Fahrt des Fahrzeugs erneut durchlaufen.
-
9 zeigt wie in einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ein Wertebereich geändert werden kann, um eine dauerhafte Stausituation vermeiden zu können. Dabei wird in einem Schritt 101 ein Wertebereich definiert, z.B. wie im Zusammenhang mit 7 und 8 beschrieben. In einem folgenden Schritt 102 wird geprüft, ob eine erneute Stausituation mit einem selben Gegenfahrzeug vorliegt. Falls diese Prüfung negativ ausfällt, wird in Schritt 103 ein Default-Wert gewählt und in Schritt 104 geprüft, ob Parameter einer Komplexität einer Verkehrssituation (vgl. 7 und 8) vorhanden sind. Falls nein, wird das Verfahren mit Schritt 112 fortgesetzt, wobei ein Zufallswert aus dem Wertebereich ausgewählt wird. Falls ja, wird in Schritt 105 ein Parameter einer Komplexität einer Verkehrssituation bewertet, z.B. wie durch 7 und 8 gezeigt. Anschließend wird in Schritt 106 geprüft, ob die gegenwärtige Situation ein Weiterfahren des Fahrzeugs in Vorwärtsrichtung oder in Rückwärtsrichtung erschwert oder nicht. Falls nein, wird in Schritt 107 der Wertebereich erhöht und das Verfahren ab Schritt 104 erneut durchlaufen. Falls ja, wird in Schritt 108 geprüft, ob der momentane Wertebereich größer als 1s ist. Falls ja, wird der Wertebereich in Schritt 109 verkleinert und das Verfahren ab Schritt 105 erneut durchlaufen.
-
Sofern die Prüfung in Schritt 102 positiv ausfällt, wird in Schritt 110 geprüft, ob seit einer letzten Bewertung veränderte Parameter vorliegen. Sofern dies der Fall ist, wird das Verfahren mit Schritt 103 fortgesetzt. Sofern dies nicht der Fall ist, wird in Schritt 111 der Wertebereich erhöht und in Schritt 112 ein Zufallswert aus dem Wertebereich ausgewählt.
-
Bezugszeichenliste
-
- 1
- Fahrzeug
- 2
- rechter Fahrstreifen
- 3
- Straße
- 4
- linker Fahrstreifen
- 5
- Engstelle
- 6
- parkende Fahrzeuge
- 7
- Trajektorie
- 8
- Vorausbereich des Fahrzeugs
- 9
- Beginn der Engstelle
- 10
- Achterausbereich des Fahrzeugs
- 11
- rechte Umgebung des Fahrzeugs
- 12
- Parklücke
- 13
- Gegenfahrzeug
- 14
- nachfolgendes Fahrzeug 14