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Die Erfindung befasst sich mit einer Rückenlehne, insbesondere für einen Fahrzeugsitz, mit einer rahmenförmigen, tragenden Rückenlehnenstruktur und einer flexibel verformbaren Rückenlehnenschale.
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Rückenlehnen für Fahrzeugsitze nach dem Stand der Technik sind vielfach für Insassen mit durchschnittlichen Körpermaßen und durchschnittlicher Wirbelsäulenform ausgelegt. In der Konsequenz ist der Sitzkomfort dieser Rückenlehnen insbesondere für Insassen verbesserungswürdig, deren körperliche Voraussetzungen vom Durchschnitt abweichen.
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Um den Sitzkomfort zu verbessern gibt es Fahrzeugsitze, deren Rückenlehnen individuell verformbare Bereiche aufweisen. Dazu gehören Sitze mit einstellbaren Lordosestützen. Neben der Einstellung der Lordose-Wölbung ist auch die Höheneinstellung des Wölbungsscheitelpunktes bekannt.
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So ist aus der
DE 10 2004 045 573 B4 ein Sitz mit Rückenlehne und Sitzteil bekannt, insbesondere für Fahrzeuge, wobei die Rückenlehne einen Rückenlehnenrahmen und dazwischen angeordnete Elemente zur Bildung einer S-förmigen Rückenlehne mit einem in Vorwärts- oder Rückwärtsrichtung verformbaren Schulterbereich und einem in Vorwärts- oder Rückwärtsrichtung verformbaren Lendenwirbelbereich umfasst, die Elemente um eine zwischen dem Schulter- und dem Lendenwirbelbereich sich horizontal erstreckende durch den Rahmen oder parallel dazu verlaufende, imaginäre oder reale Achse derart schwenkbar gelagert sind, dass ohne Veränderung einer gegenüber dem Sitzteil bestehenden Neigungsstellung der Rückenlehne durch eine Verformung des Schulterbereichs beziehungsweise Lendenwirbelbereichs in Rückwärtsrichtung selbsttätig eine Verformung des Lendenwirbelbereichs bzw. Schulterbereichs in Vorwärtsrichtung einstellbar ist. Diese Einstellung wird aufgrund eines auf die Rückenlehne ausgeübten Drucks einer den Sitz benutzenden Person im Schulter- und/oder Lendenwirbelbereich, die zu einer selbsttätigen Verformung des Lendenwirbelbereichs beziehungsweise Schulterbereichs in Vorwärtsrichtung durch eine Veränderung der Stärken von Wölbungen von S-Form einstellbar ist, erreicht. Demzufolge kann der Fahrer eines Fahrzeuges durch Druckausübung mittels seiner Schultern beispielsweise eine nach innen gerichtete stärkere Wölbung des Schulterbereichs der Rückenlehne und gleichzeitig eine nach außen beziehungsweise in Fahrtrichtung vorwärts gerichtete stärkere Wölbung des Lendenwirbelbereichs der Rückenlehne erhalten. Eine entgegengesetzte Bewegung beziehungsweise Verformung der S-förmigen Rückenlehne lässt sich durch eine nach hinten gerichtete Druckausübung der Lendenwirbel der Person im Lendenwirbelbereich der Rückenlehne erreichen, wodurch der Lendenwirbelbereich eine geringer nach vorne gerichtete Wölbung einnimmt, während sich gleichzeitig im Schulterbereich der Rückenlehne eine geringere nach hinten gerichtete Wölbung ausbildet.
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Aus der
US 2015/0183353 A1 sind Ausnehmungen in der Polsterung und der Rückenlehnenschale im Bereich der Wirbelsäulen-Kontaktfläche bekannt.
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Aufgabe der Erfindung ist es, eine Rückenlehne für Fahrzeugsitze beziehungsweise einen Fahrzeugsitz mit einer solchen Rückenlehne zur Verfügung zu stellen, deren Formgebung sich im Hauptkontaktbereich mit dem Insassen selbsttätig an dessen Körperform anpasst.
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Diese Aufgabe wird durch eine Rückenlehne mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst. Mittels der erfindungsgemäßen Höhenausdehnung vom Schulterbereich bis unterhalb des Lendenwirbelbereichs wird gewährleistet, dass sich die S-förmige Profilkontur der Rückenlehnenschale über den gesamten an der Rückenlehne anliegenden Oberkörper des Insassen erstreckt. Die elastische Aufhängung dient einerseits zur mechanischen Verbindung von Rückenlehnenschale und Rückenlehnenstruktur, andererseits beeinflusst die Aufhängung durch ihre Auslegung hinsichtlich Kinematik und Materialauswahl gezielt das Konturprofil, das sich bei der flexiblen Verformung der aus einem biegeelastischen, flexiblen Material bestehenden Rückenlehnenschale einstellt. Außerdem steuert und stützt die Aufhängung eine stetig-abschnittsweise Verformung der Rückenlehnenschale. Durch die erfindungsgemäße Rückenlehne wird die Bewegungsfreiheit verbessert, indem die Rückenlehnenschale bei Krafteinwirkung im Schulterbereich (durch die Schulterblätter) in diesem Bereich ausweicht, während ihre Kontur im unteren Bereich nahezu unverändert bleibt. Dagegen findet bei Krafteinwirkung auf die Rückenlehnenschale im Darmbeinstachelbereich eine signifikante, vorwärtsgerichtete Bewegung des oberen Bereichs der Rückenlehnenschale statt; sie schmiegt sich dadurch an den Insassen an und stützt ihn somit wirkungsvoll.
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Eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass die Aufhängung der Rückenlehnenschale mittels einer Höheneinstellvorrichtung mit der Rückenlehnenstruktur höheneinstellbar verbunden ist und zwischen Aufhängung und Höheneinstellvorrichtung elastische Elemente angeordnet sind, die federnde und dämpfende Eigenschaften aufweisen. Mittels der Höheneinstellvorrichtung kann eine individuelle Positionierung ihrer vertikalen Lage erzielt werden, die einem großen Bereich von Körpergrößen gerecht wird (5% Frau bis 95% Mann).
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Eine weitere vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass die Aufhängung im mittleren Bereich der Rückenlehne angebracht ist. Dadurch erhält man eine kinematisch-geführte Abstützung der Rückenlehnenschale in X-Richtung. Durch die mittlere Aufhängung wird die Integration der Höheneinstellung möglich. Die Rückenlehenschale verändert ihre Höhenposition, während der äußere Rahmen der Rückenlehenstruktur ortsfest bleibt. Teile des ortsfesten Rahmens – die Führungsdrähte – bilden die Basis für die geführte Höhenbewegung der Rückenlehnenschale. Durch die Aufhängung im mittleren Bereich ist die Rückenlehnenschale an ihren seitlichen Begrenzungen flexibel beweglich, ohne mit der Rückenlehenstruktur in Berührung zu kommen.
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Eine weitere vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass die Rückenlehnenschale Schlitze und/oder zurückversetzte Bereiche aufweist, die sich insbesondere entlang ihrer Mittelhochachse, dort bevorzugt über die gesamte Höhe, oder symmetrisch zu dieser erstrecken. Durch die Schlitze ist es möglich, die Biegeeigenschaften der Rückenlehnenschale zu steuern und gleichzeitig Gewicht einzusparen. Die zurückversetzten Bereiche dienen einerseits dazu, zusätzliche Polstermaterialien anzuordnen. Teilbereiche des Körpers des Insassen, wie beispielsweise die Schulterblätter, können somit tiefer in die Polsterung eindringen als die Hauptkontaktflächen des Insassen mit der Rückenlehne. Zum anderen können in den zurückversetzten Bereichen Montageelemente, wie Schraubenköpfe, „versenkt“ werden. Durch den im mittleren Bereich der Rückenlehnenschale, also entlang ihrer Hochachse, ausgebildeten, lokal zurückversetzten Bereich, der sich bevorzugt über die gesamte Höhe erstreckt, wird der Wirbelsäulenbereich des Insassen effektiv von Druckbelastungen entlastet, die durch den Kontakt mit zu unnachgiebigen Kontaktstellen der Rückenlehne entstehen können.
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Eine weitere vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass sich die zurückversetzten Bereiche im Bereich der Schulterblätter und/oder der Darmbeinstacheln befinden. Bevorzugt ist in mindestens einem der zurückversetzten Bereiche ein Polstermaterial, insbesondere in der Form eines Gel-Einlegers, angeordnet. Als bevorzugte Polstermaterialien zum Abbau von Druckspitzen eignen sich neben Gel-Einlegern, diese beispielsweise in der Form von Gelkissen, auch viskoelastischer Schaum, Polsterwatte und weitere dem Fachmann bekannte Polstermaterialien. Das Polstermaterial kann dabei auch direkt in die Polsterauflage integriert sein. Durch eine solche Polsterung werden Druckspitzen abgebaut und der Druck wird gleichmäßiger in ihrem Wirkbereich verteilt. Dies ist insbesondere im Bereich der Darmbeinstacheln vorteilhaft,, da dort der größte Druck des Oberkörpers des Insassen auf die Rückenlehne herrscht.
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Eine weitere vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass die Rückenlehnenschale an ihrem Rand zumindest in Teilbereichen, bevorzugt entlang des gesamten Randes, eine Rippe über deren Oberfläche heraussteht. Die Rippe dient zum einen zur Aussteifung der Rückenlehnenschale, so dass diese sehr dünn ausgeführt werden kann, und zum anderen, um einen Sitzbezug mittels bekannter Profilleisten an der Rückenlehnenschale befestigen zu können.
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Eine weitere vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass die Höheneinstellvorrichtung entlang von an der Rückenlehnenstruktur in vertikaler Richtung angebrachten Führungsdrähten geführt ist und die Höheneinstellvorrichtung mittels eines doppeltwirkenden Seilzugs bedient wird. Die Führungsdrähte sind eine besonders einfache Art, eine gute mechanische Verbindung und Beweglichkeit zwischen der Rückenlehnenstruktur und der Höheneinstellvorrichtung zu ermöglichen. Der doppeltwirkende Seilzug ermöglicht in einfacher Art und Weise die stufenlose und sichere Einstellung der vom Insassen gewünschten Höhe der Rückenlehnenschale in Bezug auf die Rückenlehnenstruktur und somit an der für ihn idealen Position.
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Eine weitere vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass die Höheneinstellvorrichtung ein Handrad mit nachgeschaltetem Getriebe mit stufenloser Einstellmöglichkeit als Antrieb oder einen elektromechanischen Antrieb oder einen pneumatischen Antrieb aufweist. Diese Ausführungen sind mit dem Fachmann bekannten Mitteln möglich und insbesondere bei der Verwendung des Handrads ist der Insasse ohne weitere Hilfsenergien heranziehen zu müssen, die aus einem zusätzlichen Energiereservoir kommen müssen, in der Lage, die von ihm gewünschte Höhe der Rückenlehnenschale sehr exakt, aufgrund der stufenlosen Einstellmöglichkeit, einzustellen.
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Eine weitere vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass die Aufhängung sechs O-Lager und zwei Dreibein-Lager, jeweils aus gummiartigem Material, umfasst, die mit der Rückfläche der Rückenlehnenschale verbunden sind und an jeweils zwei der in vertikaler Richtung übereinander angeordneten O-Lager jeweils ein Gelenkarm angeordnet ist, der jeweils über eine horizontale Achse mit einer Verbindungsgabel verbunden ist, die mit der Rückfläche der Rückenlehnenschale über jeweils eines der weiteren O-Lager, das sich ebenfalls in vertikaler Richtung zu den beiden O-Lagern des Gelenkarms befindet, verbunden ist und über eine horizontal verlaufende durchgängige Achse mit der Höheneinstellvorrichtung verbunden ist. Diese Ausgestaltung bringt eine sehr gute Federung und Dämpfung hochfrequenter Krafteinwirkungen auf die Rückenlehnenschale und entkoppelt die Rückenlehnenschale dadurch schwingungsmäßig von der Rückenlehnenstruktur. Es handelt sich auch um eine einfache und leichtgewichtige Lösung.
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Die Aufgabe wird auch durch einen Fahrzeugsitz mit den Merkmalen des Patentanspruchs 11 gelöst. Dabei ergeben sich die oben zur Rückenlehne aufgeführten Vorteile ebenso für den gesamten Fahrzeugsitz.
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Weitere vorteilhafte Weiterbildungen der einzelnen Bestandteile einer erfindungsgemäßen Rückenlehne sind in Bezug auf die Polsterung: sie ist dünner als die regelmäßig bekannten Polsterungen, optisch und/oder funktional in Wirkbereiche unterteilt, in einer Druckstellen-vermeidenden Ausführung, als Ein- oder Mehrmaterialsystem ausgeführt (nur Schaum; Schaum in Kombination mit Watte, Gel, etc.); in Bezug auf die Rückenlehnenschale: sie ist symmetrisch und asymmetrisch in Bezug auf die Hochachse verformbar; in Bezug auf die Aufhängung und der Höheneinstellvorrichtung: der Höheneinstellbereich beträgt über 20 mm, bevorzugt 40 mm, die Einstellung der Höhe ist in Raststufen möglich, der doppeltwirkende Seilzug wird auf- beziehungsweise abgewickelt, je nach Drehrichtung des Handrads; in Bezug auf die Rückenlehnenstruktur: es handelt sich um eine rahmenförmige Struktur, beispielsweise als Schweißbaugruppe aus Stanzbiegeteilen gefertigt, oder um eine Rohrrahmen-Struktur, es gibt eine integrierte oder separate Kopfstütze, es gibt einen integrierten Dreipunktgurt, insbesondere mit einer Gurthöheneinstellung.
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Alle oben genannten Merkmale sind sowohl jedes für sich allein als auch in beliebiger Kombination miteinander zur Erfindung gehörig.
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Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung werden anhand des in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispiels erläutert. Hierbei zeigen
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1 die erfindungsgemäße Rückenlehne in einer Ansicht schräg von vorn,
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2 die erfindungsgemäße Rückenlehnenschale in einer Ansicht schräg von hinten,
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3 eine Explosionsdarstellung mit allen relevanten Komponenten der Rückenlehnenschale, der Aufhängung und der Vertikalführung sowie der Höheneinstellvorrichtung,
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4 die erfindungsgemäße Rückenlehne in einer Ansicht von hinten,
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5 die Rückenlehnenschale in einer Seitenansicht in ihrer Ausgangstellung,
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6a den Verlauf der Rückenlehnenschale, wenn eine Kraft im Bereich der Darmbeinstachel auf sie einwirkt, und
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6b den Verlauf der Rückenlehnenschale, wenn eine Kraft im Bereich der Schulterblätter auf sie einwirkt.
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Das in den Figuren dargestellte Ausführungsbeispiel der Erfindung umfasst eine Rückenlehne für einen Fahrzeugsitz mit den folgenden Komponenten beziehungsweise Baugruppen: Polsterung inklusive Bezug (die allerdings zur besseren Erkennbarkeit der erfindungswesentlichen Elemente nicht dargestellt sind), eine Rückenlehnenschale 2 aus einem biegeelastischen Werkstoff, eine Aufhängung 4 und eine Vertikalführung 5, eine Höheneinstellvorrichtung 3? mit Bedienelement beziehungsweise Antriebsvorrichtung sowie eine tragende Rückenlehnenstruktur 1.
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Einleitend wird zu jeder Figur kurz erläutert, was dort zu sehen ist. Die tiefergehenden Erläuterungen folgen dann anhand von separaten Beschreibungen der einzelnen Baugruppen, ohne dass jeweils spezifisch auf die Figuren verwiesen wird, aus denen dies am besten zu erkennen ist.
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In 1 ist ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Rückenlehne schräg von vorne dargestellt, wobei zur besseren Erkennbarkeit der erfindungsgemäßen Rückenlehnenschale 2 sowohl Bezug als auch Polster weggelassen wurden. Hier wird die Position der Rückenlehnenschale 2 innerhalb der sie umgebenden Rückenlehnenstruktur 1 deutlich. Außerdem ist die Struktur der Rückenlehnenschale 2 mit zurückversetzten Bereichen 21 und Schlitzen 20 gut zu erkennen. Die Rückenlehenstruktur 1 weist eine integrierte Kopfstütze 11 und einen integrierten Dreipunktgurt 7 auf. Am unteren Ende der Rückenlehnenstruktur 1 ist ein Beschlag 6 zu erkennen, über den eine Verbindung zu einem Sitzteil (nicht dargestellt) eines erfindungsgemäßen Fahrzeugsitzes hergestellt wird. Im Seitenbereich der Rückenlehnenstruktur 1 ist an deren Seitenteil 14 noch ein Handrad 30 zur Bedienung der Höheneinstellvorrichtung 3, deren weitere Bestandteile hinter der Rückenlehnenschale 2 liegen, zu erkennen.
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2 zeigt die erfindungsgemäße Rückenlehnenschale 2 schräg von hinten mit einer erfindungsgemäßen Ausführungsform einer Aufhängung 4, über die die Rückenlehnenschale 2 mit der Höheneinstellvorrichtung 3 verbunden ist. Wie in 1 sind sehr gut die zurückversetzten Bereiche 21 und Schlitze 20 in der Rückenlehnenschale 2 sowie auch eine an deren Rand umlaufende Rippe 22 zu erkennen.
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In 3 sind die einzelnen Bestandteile der Baugruppen Rückenlehnenschale 2, Aufhängung 4, Vertikalführung 5 und Höheneinstellvorrichtung 3 in einer Explosionszeichnung dargestellt. Dadurch ist die Verbindungen der einzelnen Bestandteile miteinander gut zu erkennen. In dieser Figur fehlen hingegen die Rückenlehnenstruktur 1 sowie die Polsterung samt dem Bezug.
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4 ist eine Darstellung des Gegenstandes der 1 von hinten.
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5 ist eine seitliche Darstellung des Gegenstandes der 2.
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In 6a ist schematisch die Rückenlehnenschale 2, wie sie in 5 gezeigt ist, in ihrer Grundstellung (durchgezogen) und in einer zweiten Stellung (strichpunktiert) dargestellt. Die zweite Stellung wird dadurch erreicht, dass ein Insasse (nicht dargestellt) im Bereich der Darmbeinstachel eine Kraft auf die Rückenlehnenschale 2 ausübt (unterer Pfeil). Dies bewirkt die dargestellte Verformung der Rückenlehnenschale 2 zur zweiten Position mit der großen Veränderung im Schulterbereich (oberer Pfeil) – der obere Bereich wird weit nach vorne gedrückt.
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In 6b ist ebenfalls schematisch die Rückenlehnenschale 2, wie sie in 5 gezeigt ist, in ihrer Grundstellung (durchgezogen) und dieses mal in einer dritten Stellung (gestrichelt) dargestellt. Die dritte Stellung wird dadurch erreicht, dass ein Insasse (nicht dargestellt) im Schulterbereich eine Kraft auf die Rückenlehnenschale 2 ausübt (Pfeil im oberen Bereich). Dies bewirkt keine, beziehungsweise ein kaum wahrnehmbare Änderung der Kontur der Rückenlehnenschale 2 im Bereich der Darmbeinstachel.
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Zur Polsterung inklusive Bezug:
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Die Polsterung und der Bezug bilden die Schnittstelle der Fahrzeugsitz-Rückenlehne mit dem Insassen.
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Die Polsterung kann sehr verschiedenartig ausgeführt sein. Regelmäßig im Stand der Technik verwendetes Polstermaterial – wie zum Beispiel Polyurethanschaum – kann durch alternative Materialen – wie beispielsweise Abstandsgewirke, Monofilgelege oder Faserpolster – ganz oder teilweise substituiert werden. Materialkombinationen sind ebenso möglich.
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Der lokal begrenzte Einsatz von Gelkissen und/oder viskoelastischem Schaum ist zur Erzielung spezieller Druckverteilungsprofile vorgesehen.
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Der Bezug deckt die Polsterung nach vorn hin ab. Er kann aus Textil, Leder, Kunstleder oder Kombinationen der genannten Materialien bestehen. Aber auch alle dem Fachmann aus dem Stand der Technik bekannten, alternativen Bezugsmaterialien können Anwendung finden.
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In 4 (und in 1) ist im oberen Bereich des Rückens, direkt oberhalb der Rückenlehnenschale 2, ein Polsterdraht 8 zu erkennen, der sich beidseitig bis zum unteren Querrohr 13 erstreckt. Dieser Polsterdraht 8 dient als Bezugsbefestigung. Die rahmenförmige Rückenlehnenstruktur 1 ist in Fahrtrichtung aus Komfortgründen mit einer schmalen, umlaufenden Polsterauflage (in den Figuren nicht dargestellt) aus PU-Schaum versehen. Diese muss aus optischen und funktionalen Gründen mit einem Bezug (in den Figuren nicht dargestellt) versehen werden. Ein am Bezug befestigtes Kunststoffprofil (in den Figuren nicht dargestellt) wird in den Polsterdraht 8 eingehängt beziehungsweise umschließt diesen ganz oder abschnittsweise.
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Zur Rückenlehnenschale 2:
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Die Rückenlehnenschale 2 besteht erfindungsgemäß aus einem biegeelastischen Material – zum Beispiel aus einem Thermoplast, wie Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymerisat (ABS), Polyamid (PA), Polypropylen (PP) oder Polyoxymethylen (POM). Das thermoplastische Grundmaterial kann – je nach Auslegung – mit oder ohne Faseranteil ausgeführt sein, um die mechanischen Eigenschaften an die jeweiligen Anforderungen anpassen zu können. Auch Duroplaste können das Grundmaterial der Rückenlehnenschale 2 bilden.
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Bevorzugt ist die Rückenlehnenschale 2 einteilig ausgeführt. Aber auch eine mehrteilige Bauweise ist denkbar. Im zweitgenannten Fall müssten die Einzelteile beispielsweise stoffschlüssig per Kleben oder mittels Montagebauteilen (Schrauben, Nieten etc.) gefügt werden.
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Die Rückenlehnenschale 2 ist erfindungsgemäß dünnwandig ausgeführt. Bevorzugt wird dabei eine Wanddicke zwischen 1 und 5 mm, besonders bevorzugt eine Wanddicke zwischen 2 und 4 mm. Die Wanddicke der Rückenlehnenschale 2 kann konstant oder auch über das Bauteil hinweg variabel sein. Eine variable Wanddickengestaltung bietet die Möglichkeit, die Biegesteifigkeit einsatzgerecht auszulegen.
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Ein alternatives und vielfach einfacheres Mittel zur Beeinflussung der Biegesteifigkeit bietet die gezielte Anordnung von Schlitzen 20.
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Die Rückenlehnenschale 2 ist symmetrisch und asymmetrisch in Bezug auf ihre Mittelhochachse flexibel verformbar. Sie vollführt bei bestimmungsgemäßem Gebrauch ausschließlich elastische und keine plastischen Verformungen.
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Teilbereiche der Rückenlehnenschale 2 sind erfindungsgemäß in ihrer Lage von der Hauptfläche in Fahrtrichtung gesehen zurückversetzt. Diese zurückversetzten Bereiche 21 sind bevorzugt paarweise und symmetrisch in Bezug auf die Mittelhochachse der Rückenlehnenschale 2 angeordnet. Die zurückversetzten Bereiche 21 sind an ihren Rändern mittels einer umlaufenden Wand einstückig mit der Hauptfläche verbunden. Die Wand ist im Wesentlichen senkrecht sowohl zur Hauptfläche als auch zu den zurückversetzten Bereichen 21 ausgerichtet. Auch von der senkrechten Ausrichtung abweichende Ausrichtungen der Wand sind möglich, beispielsweise wenn dies zur Entformung bei der Herstellung der Rückenlehnenschale 2 notwendig ist. Die zurückversetzten Bereiche 21 dienen einerseits dazu, zusätzliche Polstermaterialien anzuordnen. Teilbereiche des Körpers des Insassen – wie zum Beispiel die Schulterblätter – können somit tiefer in die Polsterung eindringen als die Hauptkontaktflächen des Insassen mit der Rückenlehne. Zum anderen können zurückversetzte Bereiche 21 dazu dienen, Montageelemente – wie Schraubenköpfe – zu „versenken“. Im Bereich der Mittelhochachse der Rückenlehnenschale 2 befindet sich ein lokal zurückgesetzter Bereich 21, der sich über die gesamte Höhe erstreckt. Dieser zurückgesetzte Bereich 21 ist vorhanden, um den Wirbelsäulenbereich des Insassen effektiv von Druckbelastungen zu entlasten, die durch den Kontakt mit unnachgiebigen Kontaktstellen der Rückenlehne entstehen könnten.
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An ihrem äußeren Rand ist die Rückenlehnenschale 2 mit einer umlaufenden Rippe 22 ausgestattet. Diese Rippe 22 kann in Teilbereichen entfallen. Sie kann genutzt werden, um den Bezug mittels dem Fachmann aus dem Stand der Technik bekannter Profilleisten an der Rückenlehnenschale 2 zu befestigen.
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Die Rückenlehnenschale 2 ist S-förmig vorgeformt. Unmittelbar nach dem Platznehmen stellt sich ein Insasse den Sitz entsprechend den herrschenden körperlichen Gegebenheiten individuell ein. Für die erfindungsgemäße Rückenlehne bedeutet dies, der Insasse betätigt die Höheneinstellvorrichtung 3 über das Handrad 30. Hat er die passende Höhen eingestellt, so kommt er mit seinen Darmbeinstacheln beim Anlehnen an dem zugeordneten Bereich der Rückenlehnenschale 2 – der mittels einer Geleinlage besonders gepolstert ist – in Berührung und übt entsprechend eine Kraft aus. Damit verformt sich die Rückenlehnenschale 2 im unteren Bereich in Fahrtrichtung nach hinten und schmiegt sich im oberen Bereich an den Rücken des Insassen an. Dadurch wird eine Stützwirkung erreicht.
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Zur Aufhängung 4 und Vertikalführung 5:
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Hierzu zählt eine Reihe von Bauteilen.
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In dem dargestellten Ausführungsbespiel gehören hierzu sechs O-Lager 40 – in Höhenrichtung jeweils paarweise angeordnet –, die direkt mit der Rückenlehnenschale 2 über daran ausgebildeten Befestigungspunkten 23 verbunden sind. Die O-Lager 40 sind aus einem gummiartigen Material gefertigt. Die gezeigte Formgebung der O-Lager 40 entspricht der bevorzugten Ausführungsform. Alternative Ausführungsformen hinsichtlich Formgebung und Materialauswahl sind ebenfalls möglich.
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Es gehören auch zwei Dreibein-Lager 45 dazu, die im unteren Höhenbereich der Rückenlehnenschale 2 ebenfalls direkt an dieser über Befestigungspunkte 23 befestigt sind. Die Dreibein-Lager 45 sind ebenfalls aus einem gummiartigen Material gefertigt. Die gezeigte Formgebung der Dreibein-Lager 45 entspricht der bevorzugten Ausführungsform. Alternative Ausführungsformen hinsichtlich Formgebung und Materialauswahl sind ebenfalls möglich.
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Zwei Gelenkarme 41 sind jeweils mit den oberen und den mittleren O-Lagern 40 verbunden.
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Zwei Verbindungsgabeln 43 sind mit den unteren O-Lagern 40 verbunden.
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Jeweils ein Gelenkarm 41 ist mittels einer horizontal verlaufenden Achse 42 mit einer Verbindungsgabel 43 drehbeweglich verbunden.
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Ein Führungsblock 51 ist an seinem oberen Ende über eine horizontal verlaufende, durchgängige Achse 44 mit den beiden Verbindungsgabeln 43 drehbeweglich verbunden. An seinem unteren Ende ist der Führungsblock 51 mit den beiden Dreibein-Lagern 45 verbunden.
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Zwei im Wesentlichen vertikal ausgerichtete Führungsdrähte 50 sind links und rechts in zugeordnete Gleitkulissen eingelegt, die ihrerseits einstückig mit dem Führungsblock 51 verbunden sind und Clip-Elemente aufweisen, die die Führungsdrähte 50 teilweise umgreifen und so ein Lösen der Führungsdrähte 50 verhindern.
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Ein Gegenlager 52 ist von hinten auf die Führungsdrähte 50 aufgeclipst. Es steht in Wirkverbindung mit Ausformungen 53 der Führungsdrähte 50. Eine vertikale Relativbewegung zwischen Gegenlager 52 und Führungsdrähten 50 wird durch die Ausformungen 53 verhindert.
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Die Gelenkarme 41, die Verbindungsgabeln 43, der Führungsblock 51 und das Gegenlager 52 sind bevorzugt aus Kunststoff gefertigt – beispielsweise aus Polyamid oder Polypropylen. Die Verwendung von faserverstärktem Kunststoff oder anderen Materialien (beispielsweise druckgegossene NE-Metalle) ist alternativ möglich.
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Zur Höheneinstellvorrichtung 3:
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Ein unterer Seilzug 33 und ein oberer Seilzug 32 stehen über jeweilige erste Nippel 34 und die zugeordneten Nippelaufnahmen mit dem Führungsblock 51 in Wirkverbindung. Die Außenhüllen der Seilzüge 32, 33 stehen zudem mit dem Gegenlager 52 über zugeordnete Aufnahmen in Wirkverbindung.
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Die zweiten Nippel 35 der Seilzüge 32, 33 stehen über ein Getriebe 31 über die Getriebewelle mit dem Handrad 30 in Wirkverbindung. Das Handrad 30 und das Getriebe 31 sind ortsfest mit der Rückenlehnenstruktur 1 verbunden.
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Die Führungsdrähte 50 sind mit der Rückenlehnenstruktur 1 verbunden und gegenüber dieser ortsfest. Sie führen die translatorische, geradlinige Bewegung der Höheneinstellung 3, indem sie mit den Gleitkulissen des Führungsblocks 51 Gleitlageranordnungen bilden.
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Wird das Handrad 30 gedreht, so wird die Drehbewegung über die Getriebewelle in das Getriebe 31 eingeleitet. Je nach Drehrichtung des Handrades 30 wird das Seil des oberen Seilzug 32 oder des unteren Seilzugs 33 durch Aufwickeln verkürzt. Das Seil des jeweils anderen Seilzugs wird demgegenüber durch Abwickeln verlängert. Wird das Seil des unteren Seilzugs 33 verkürzt, so bewegt sich der Führungsblock 51 abwärts. Wird das Seil des oberen Seilzugs 32 verkürzt, so bewegt sich der Führungsblock 51 aufwärts. Die Bewegung wird durch die Führungsdrähte 50 geführt. Mitsamt dem Führungsblock 51 bewegt sich letztendlich auch die Rückenlehnenschale 2.
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Zur Rückenlehnenstruktur 1:
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Die Rückenlehnenstruktur 1 umschließt die Rückenlehnenschale 2 rahmenförmig. In der dargestellten Ausführungsform ist sie als Schweißbaugruppe aus Stanzbiegeteilen ausgeführt. Es sind aber auch alle dem Fachmann aus dem Stand der Technik bekannten alternativen Ausführungen einsetzbar, sofern sie genügend Freiraum zur Aufnahme und Funktion der Rückenlehnenschale 2 aufweisen.
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Im dargestellten Ausführungsbeispiel weist die Rückenlehnenstruktur 1 ein oberes Querrohr 12 und ein unteres Querrohr 13 auf. Die Führungsdrähte 50 sind in zugeordnete Löcher des oberen Querrohres 12 eingehängt und mittels zweier Schellen 54 am unteren Querrohr 13 befestigt.
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Das Gehäuse des Getriebes 31 ist an der Innenseite des linken Seitenteils 14 der Rückenlehnenstruktur 1 montiert. Die Getriebewelle stößt dabei durch ein entsprechendes Loch im Seitenteil 14 nach außen. Von außen wird das Handrad 30 auf die Getriebewelle aufgesteckt und gegen Verlieren gesichert. Die Getriebewelle und das Handrad 30 verfügen jeweils über eine Profilierung, die im Zusammenspiel eine Verdrehsicherung bilden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Rückenlehnenstruktur
- 2
- Rückenlehnenschale
- 3
- Höheneinstellvorrichtung
- 4
- Aufhängung
- 5
- Vertikalführung
- 6
- Beschlag
- 7
- integrierter Dreipunktgurt
- 8
- Polsterdraht
- 10
- Rohrrahmen
- 11
- integrierte Kopfstütze
- 12
- oberes Querrohr
- 13
- unteres Querrohr
- 14
- Seitenteil
- 20
- Schlitz
- 21
- zurückversetzter Bereich
- 22
- Rippe
- 23
- Befestigungspunkt
- 30
- Handrad
- 31
- Getriebe (mit Welle)
- 32
- oberer Seilzug (mit Seil und Außenhülle)
- 33
- unterer Seilzug (mit Seil und Außenhülle)
- 34
- erster Nippel
- 35
- zweiter Nippel
- 40
- O-Lager
- 41
- Gelenkarm
- 42
- Achse
- 43
- Verbindungsgabel
- 44
- durchgängige Achse
- 45
- Dreibein-Lager
- 46
- Gewindebuchse
- 50
- Führungsdraht
- 51
- Führungsblock
- 52
- Gegenlager
- 53
- Ausformung
- 54
- Schelle
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102004045573 B4 [0004]
- US 2015/0183353 A1 [0005]