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Die Erfindung betrifft einen Spezialanhänger mit einem höhenverschwenkbaren Förderband zur Schlauchliner-Sanierung undichter Rohre wie insbesondere Kanalrohre unterschiedlichster Durchmesser.
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Es ist bekannt, undichte Rohre, wie insbesondere Kanalrohre mit Schlauchlinern zu sanieren, die im Rohr eine zweite Haut bilden und damit Ex- und Infiltrationen verhüten. Die mit einem entsprechenden Harz getränkten Liner aus Synthesefaser- und/ oder Glasfaserlagen werden nach einer gründlichen Säuberung des schadhaften Rohrs entweder in das Rohr mit einem Seil eingezogen, endseitig geeignet abgedichtet, bis zum Anliegen an der Rohrwand aufgeblasen und durch (UV-)Licht ausgehärtet oder mittels Druckluft oder hydrostatischen Wasserdruck in das Rohr im Inversionsverfahren eingestülpt, wonach sie, meist unter Wärmeunterstützung, aushärten. Bei ersterem Verfahren können die mit einem geeigneten Kunstharz und einem Fotokatalysator getränkten Liner über einen geraumen Zeitraum bevorratet werden, beim zweiten Verfahren ist eine umgehende Verarbeitung der mit einem Mehrkomponenten-Epoxidharzgemisch beschichteten Liner notwendig.
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Aus
DE 20 2005 010 166 U1 ist ein Sanierungssystem für nicht begehbare Kanalnetze mit einem selbstfahrenden Arbeitsfahrzeug bekannt , zu dessen Heck ein Anhänger positioniert ist, wobei zwischen beiden Fahrzeugen ein verlängerter Bereich, wie eine Ladebühne, während der Sanierarbeiten benutzt wird. Im Arbeitsfahrzeug sind sämtliche Aggregate und Vorrichtungen für eine Vorort-Behandlung eines Gewebeschlauchs einschließlich einer Epoxidharz-Mischanlage für eine Rohrsanierung im Inversionsverfahren vorhanden. Der Gewebeschlauch wird von einem Vorrat, der vom Anhänger mitgeführt wird, über die Ladebühne und die gesamte Länge des Arbeitsfahrzeugs und sodann über eine spezielle Klappe oberhalb des Fahrerhauses und eine am Arbeitsfahrzeug angebrachte Führungsstrecke bis zu einem Revisionsschacht geführt, an welchem eine Inversionstrommel aufgestellt ist, mit deren Hilfe der Liner unter Druck sich fortschreitend umstülpend in das Rohr getrieben wird.
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Mit dem vorbeschriebenen Sanierungssystem lassen sich trotz Einschränkungen in der Inversionslänge gute Arbeitsergebnisse erzielen, jedoch sind die Anschaffungskosten für das Arbeitsfahrzeug recht hoch. Außerdem bleibt die Einsatzgebiete aufgrund der Größe des Fahrzeugs auf Abwassersammler entlang von Straßen beschränkt. Ferner sind mobile Förderbänder bekannt, die auf Tandem-Achsanhängern montiert sind und für eine Rohrsanierung mit lichtaushärtenden UV-Linern vorgesehen sind.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Weiterentwicklung im Sinne einer Geräte- und Arbeitsoptimierung für Rohrsanierarbeiten zu schaffen, welche eine kleine, kompakte und vielseitige verfahrbare Anlage zur Einführung eines Liners in ein Leitungsrohr zum Ziel hat und welche erfindungsgemäß mehrere unterschiedliche Arbeitsverfahren in sich vereint. Hierzu sollen vor Ort sowohl spezielle Falt- und Einzugsverfahren von vorgetränkten UV-Linern von DN 40 bis DN 2000 als auch Liner-Tränkungen selbst mit geeigneten Kunstharzen bis DN 1400 sowie deren Kalibrierung direkt auf der Baustelle sowie eine „Endlos“-Inversion unter Einbeziehung des entsprechenden Anhänger-Equipments ermöglicht werden.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst, indem auf dem Spezialanhänger ein höhenverschwenkbares Förderband montiert ist, auf dessen Bandgestell eine mit dem Förderband verschwenkende Kalibriereinheit installiert ist, deren im Kalibrierspalt verstellbare, angetriebene oder freilaufende Kalibrierwalze synchron mit dem Förderband läuft. Mit Hilfe des Förderbandes und der Kalibriereinheit kann ein kalt- oder wärmehärtender Liner direkt auf einer Baustelle, von einem Transportmittel abgezogen, geharzt und kalibriert werden und anschließend durch eine rückwandseitig vom Anhänger mitgeführte Inversionseinheit geschleust werden, die entsprechend „aufgestellt“ oder an dem Förderband aufgehängt wird. Der Liner kann somit im Umstülpverfahren in ein Rohr „endlos“ inversiert werden. Nach einer Ausgestaltung ist die Kalibrierwalze der Kalibriereinheit in der Höhe elektrisch verstellbar ist, wobei der eingestellte Kalibrierspalt auf einer Skala ablesbar ist. Die Kalibriereinheit weist nach einer weiteren Ausgestaltung eine verstellbare Liner-Seitenführung auf, mit der die Kalibriereinheit an verschiedene Liner-Nennweiten in einfacher Art und Weise angepasst werden kann.
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In einer weiteren Ausgestaltung ist die Kalibriereinheit leicht montierbar und abmontierbar auf dem Förderband installiert. In bevorzugten Weiterbildungen der Erfindung sind das Förderband elektro-hydraulisch in seiner Höhe stufenlos verstellbar und die Bandgeschwindigkeit des Förderbandes und damit der Kalibriereinheit ist ebenfalls stufenlos einstellbar.
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Für eine Sanierung mit üblicherweise vorgetränkten wärme- oder lichthärtenden Linern ist nach einer weiteren Ausgestaltung Deichsel-seitig aus dem Anhänger unterhalb des Förderbandes eine Rollenbahn herausziehbar, deren Rollen für das Falten verschiedener Liner-Formate verstellbar sind. Der Liner kann dann, vom Förderband mitgenommen, direkt in ein Rohr mit Hilfe einer Einzugsvorrichtung eingezogen oder mit Hilfe einer Inversionsvorrichtung installiert werden. In Erweiterung hierzu kann der Liner noch zusätzlich durch die geöffnete Kalibriereinheit geführt und mit Hilfe deren Seitenführungen in eine verbesserte finale Form umgeschlagen werden, bevor er im Rohr installiert wird. Ebenso kann ein unbehandelter Liner bei Bedarf erst auf der Baustelle mit einem lichtaushärtenden Harzgemisch imprägniert werden.
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Mit der Erfindung ist ein leichter, kompakter und effizienter Fahrzeuganhänger als universelles Arbeitsfahrzeug für eine effiziente Rohrsanierung geschaffen worden, mit der Arbeitszeit, Arbeitsmaschinen, Personal und körperlicher Einsatz reduziert werden können. Bei kürzeren Baustellen-Aufenthalten wird eine verbesserte Qualität des Arbeitsergebnisses erreicht, was sich in einer Kostenersparnis, einer höheren Produktqualität und einer geringerer Umweltbelastung niederschlägt. Das Arbeitsfahrzeug ist aufgrund seiner kleinen Abmessungen auch bestens geeignet, Sanierarbeiten auf Baustellen unter komplizierten örtlichen Gegebenheiten, wie beispielsweise in schmalen Gassen und auf Hausgrundstücken, vorzunehmen. Die Anwender haben den großen Vorteil, mit z. B. nur einem einzigen PKW-Spezialanhänger als Arbeitsfahrzeug sämtliche Inliner-Sanieraufgaben mit modernster Anlagentechnik erfüllen zu können.
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Die Erfindung soll anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert werden. In den zugehörigen Zeichnungen zeigen:
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1 einen prinzipiellen Aufbau eine Spezialanhängers in der Seitenansicht und
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2 in einer perspektivischen Ansicht.
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Die 1 und 2 zeigen beispielsweise eine Auslegung für einen Kfz-Anhänger 1 mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 t und mehr, einem verzinkten Fahrgestell und einer Tandemachse. In einer abschließbare Einheit 2 direkt über den Achsen sind alle relevanten Aggregate, Geräte und Werkzeuge sicher untergebracht. Der Aufbau hat die Maße: 4 m × 2 m oder größer. Ein auf dem Fahrzeugkasten montiertes mit Noppen besetztes 4 m langes Förderband 3 lässt sich in der Höhe von 1,6 m bis ca. 3,0 m über dem Boden aufstellen. Über dem Förderband 3 ist eine abnehmbare Plane auf einem Gestell angebracht (nicht dargestellt). Die Plane kann bei der Arbeit an allen Seiten hoch aufgestellt oder komplett abgenommen werden und reicht bis über die Deichsel. Die Geschwindigkeit des Förderbandes 3 ist mittels eines Getriebemotors und eines Frequenzumrichters stufenlos von 0 m/s bis 6,5 m/s einstellbar, die Drehrichtung ist von vorwärts nach rückwärts umkehrbar. Der vorzugsweise 4 kW-Leistungsstarke oder auch starker ausgelegte Getriebemotor kann eine sehr hohe Zugkraft aufbringen.
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Die Voreinstellung des Förderbandes 3 in der Höhe erfolgt elektro-hydraulisch über eine Kabelfernbedienung. Zusätzlich sorgt eine halbautomatische Arbeitsarretierung auf beiden Seiten des Förderbandes für eine erhöhte Arbeitssicherheit.
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Unterhalb des Förderbandes 3 ist auf der Seite der Deichsel 4 eine herausziehbare Rollenbahn 5 mit verstellbaren Rollen 6 untergebracht. Die Arbeitslast für die Rollenbahn 5 und das Förderband 3 beträgt ca. 1000 kg/m2 . Mit Hilfe der verstellbaren Rollen 6 kann ein Liner auf kleinere Formate gefaltet werden. Auf der entgegen gesetzten Seite ist eine Inversionseinheit 7 für das bedarfsweise Einbringen eines kalt- oder warmaushärtenden Harzliners im Umstülpverfahren montiert. Die Inversionseinheit 7 ist ebenfalls herausziehbar und kann je nach Bedarf unter dem Förderbandende aufgehängt oder auf dem Boden aufgestellt werden. Ferner ist unter dem Förderband 3 ein besonderer Stauraum 8 für einen Packersatz und anderen Gerätschaften vorhanden, mit denen Liner vor dem Aufblasen verschlossen werden kann.
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Auf dem Förderband 3 ist eine abnehmbare Liner-Kalbriereinheit 9 installiert, die fest auf dem mitschwenkenden Rahmen des Förderbandes steht, folglich mit dem Förderband 3 verschwenkt. Das Förderband 3 läuft synchron mit der Kalibrierwalze 10 der Kalibriereinheit 9, so dass ein Liner glatt durchlaufen kann. Der maximale Spalt zwischen der Kalibrierwalze 10 und dem Förderband 3 kann millimetergenau bis zu 0,5 m Spalthöhe elektrisch oder von Hand verstellt werden. Hierdurch ist eine professionelle, skalierte Liner-Kalibrierung für die eingeharzten Liner möglich. Mit der Kalibriereinheit wird eine homogene Verteilung des Harzsystems im Linermaterial erreicht. Ein Liner kann vor Ort auf der Rollenbahn 5 des Spezialanhängers 1 oder eines Zusatzfahrzeugs vollautomatisch SPS-gesteuert unter Vakuum mit einer exakt dosierten Kunstharzmischung getränkt werden, bevor er die Kalibriereinheit 9 durchläuft und weiter über das Förderband 3 zum Rohr läuft. Wärme- oder kaltaushärtende Liner werden hierzu mit dem Umstülpende an der Anhänger-eigenen Inversionseinheit 7 befestigt, durch diese hindurch direkt in eine Rohrleitung mit Druckluft und/oder hydrostatischem Wasserdruck „endlos“, d. h. bis zu 500 m invertiert, ohne einen zusätzlichen Inversionskopf zu benötigen. Die Inversionsvorrichtung kann hierzu entweder über dem Schacht aufgestellt werden oder mit einem Aufhängeschirr 11 am Förderbandgestell befestigt werden. Die Aushärtung des Liners kann dann wahlweise mit Dampf, Kaltwasser, Warmwasser oder Strahlern erfolgen.
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Mit Hilfe der Kalibriereinheit 9, speziell mit Hilfe einer zusätzlichen verstellbaren Liner-Seitenführung an der Kalibriereinheit 9, kann aber auch ein bereits werkseitig getränkter Liner nach dem Falten mit Hilfe der verstellbaren Rollenbahn 5, 6 in seine finale Form zwecks Einziehens in ein Rohr geformt und umgeschlagen gehalten werden. Das Einziehen selbst erfolgt mit einer entsprechenden Seilzugvorrichtung vom nächsten Revisionsschacht aus in bekannter Weise, wie auch das Aufrichten des Liners und Lichtaushärten im Rohr. Das Anhänger-Equipment erlaubt das Inversieren in einer Nennweitenspanne von DN 40 bis über DN 2000. Indem ein Liner über die Kalibriereinheit 9 hinweg geführt wird oder die Kalibriereinheit 9 vom Förderband 3 abgenommen wird, lassen sich gegebenenfalls auch Liner für noch größere Nennweiten verarbeiten.
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Zusammenfassend ist zu konstatieren, dass der Spezialanhänger 1 mehrere Haupt-Funktionen einzeln oder in Kombination erfüllt und folgende erhebliche Vorteile am Einsatztort erbringt:
- 1. Mobiles Förderband in Kombination mit einer Liner-Faltvorrichtung. Ein mitgeführter, werkseitig vorgetränkter, Liner wird auf einer Rollenbahn des Spezialanhängers, die sich auf eine Nennweite mittels einer verstellbaren Rollenführung einstellen lässt, zwecks Einführens in ein Rohr gefaltet und ggf. innerhalb einer hierzu seitenverstellbaren Kalibriereinheit feingefaltet und weiter über das Förderband durch einen Kanalschacht in ein Rohr transportiert.
- 2. Mobiles Förderband in Kombination mit einer Kalibriereinheit. Ein kalt- oder wärmehärtender Liner wird unmittelbar vor Ort unter definierter Qualitätssicherung auf der Rollenbahn des Spezialanhängers oder separat mit einem Kunstharzgemisch getränkt und mit Hilfe der Kalibriereinheit des mobilen Förderbandes auskalibriert.
- 3. Mobiles Förderband in Kombination mit einer Inversionsschleuse Ein Liner wird über das Förderband durch eine auf dem Spezialanhänger mitgeführte Inversionsschleuse im Inversionsverfahren unter Luft- oder Wasserdruck „endlos“ in ein Rohr eingebracht und anschließend ausgehärtet.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Spezialanhänger
- 2
- abschließbare Einheit
- 3
- Förderband
- 4
- Deichsel
- 5
- Rollenbahn
- 6
- verstellbare Rollen
- 7
- Inversionsschleuse
- 8
- Stauraum
- 9
- Kalibriereinheit
- 10
- Kalibrierwalze
- 11
- Aufhängegeschirr
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 202005010166 U1 [0003]