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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb einer Insassenschutzvorrichtung für ein Fahrzeug gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Aus der
DE 10 2013 007 425 A1 ist ein Verfahren zum Betrieb eines Außenairbagsystems für ein Fahrzeug mit einem an einer Längsseite des Fahrzeugs angeordneten entfaltbaren Außenairbag, welcher im nichtentfalteten Zustand in einem Karosseriebauteil oder Karosserieanbauteil des Fahrzeugs angeordnet ist, bekannt. Der Außenairbag wird bei einem Seitenaufprall des Fahrzeugs ausgelöst, um mittels einer Energieabsorption eine Verringerung einer Deformation einer Fahrzeugtür und einer Außenhaut des Fahrzeugs zu realisieren.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein gegenüber dem Stand der Technik verbessertes Verfahren zum Betrieb einer Insassenschutzvorrichtung für ein Fahrzeug anzugeben.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einem Verfahren gelöst, welches die im Anspruch 1 angegebenen Merkmale aufweist.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Bei dem Verfahren zum Betrieb einer Insassenschutzvorrichtung für ein Fahrzeug mit zumindest einem an einer Fahrzeugaußenseite entfaltbaren Airbag wird erfindungsgemäß der Airbag ausgelöst und entfaltet sich zwischen einer in einer Fahrzeugumgebung befindlichen Person und dem Fahrzeug, wenn die Person als potenzieller Angreifer für zumindest einen Fahrzeuginsassen automatisch erkannt wird oder der Airbag manuell mittels zumindest eines innerhalb eines Fahrzeuginnenraums angeordneten Auslöseelements ausgelöst wird.
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Das Verfahren ermöglicht einen erhöhten Schutz von Fahrzeuginsassen vor äußeren Angriffen. Hieraus ergibt sich eine erhöhte Verkehrssicherheit. Weiterhin ist aufgrund eines verringerten Risikos eine Verringerung von Versicherungsbeiträgen möglich.
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Gegenüber bereits aus dem Stand der Technik bekannten Lösungen zur Abwehr von Angreifern, bei welchen diese beispielsweise mit rotierenden Metallstangen oder Flammenwerfern abgewehrt werden, ist ein Verletzungsrisiko für den potenziellen Angreifer signifikant verringert.
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Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im Folgenden anhand von Zeichnungen näher erläutert.
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Dabei zeigen:
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1 schematisch ein erstes Ausführungsbeispiel eines Fahrzeugs und einen bewaffneten Angreifer,
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2 schematisch das Fahrzeug und den bewaffneten Angreifer gemäß 1 bei einem ausgelösten Airbag,
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3 schematisch ein zweites Ausführungsbeispiel eines Fahrzeugs und einen bewaffneten Angreifer und
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4 schematisch das Fahrzeug und den bewaffneten Angreifer gemäß 3 bei einem ausgelösten Airbag.
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Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
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In 1 sind ein erstes Ausführungsbeispiel eines Fahrzeugs 1 und eine Person P, welche ein bewaffneter Angreifer ist, dargestellt. 2 zeigt das Fahrzeug 1 und die Person P gemäß 1 bei einem ausgelösten Airbag 2.
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In einigen Regionen kommt es häufig zu bewaffneten Angriffen auf Fahrzeuge 1 und/oder Fahrzeuginsassen I1, I2 mit dem Ziel einer Entführung, eines Fahrzeugdiebstahls oder Raubs.
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Um die angreifende Person P an einer solchen Handlung zu hindern und/oder den Fahrzeuginsassen I1, I2 mehr Zeit zu einer Flucht vor der angreifenden Person P zu verschaffen, ist in einem Verfahren zum Betrieb einer Insassenschutzvorrichtung für das Fahrzeug 1 mit zumindest einem an einer Fahrzeugaußenseite entfaltbaren Airbag 2 vorgesehen, dass der Airbag 2 automatisch ausgelöst wird und sich zwischen der in der Fahrzeugumgebung befindlichen Person P und dem Fahrzeug 1 entfaltet, wenn die Person P als potenzieller Angreifer für zumindest einen Fahrzeuginsassen I1, I2 automatisch erkannt wird. Diese automatische Erkennung erfolgt beispielsweise anhand mittels einer optischen Erfassungseinheit erfassten Umgebungsdaten des Fahrzeugs 1, anhand derer der potenzielle Angreifer identifiziert wird. Die Identifizierung erfolgt beispielsweise dann, wenn die Person P eine Waffe 6 trägt und diese anhand der Daten erkannt wird.
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Alternativ ist eine manuelle Auslösung des Airbags 2 mittels eines innerhalb eines Fahrzeuginnenraums angeordneten Auslöseelements 3 möglich. Das Auslöseelement 3 ist beispielsweise in einem Fußraum, einer Fahrzeugtür oder an einem Fahrzeugsitz angeordnet, so dass ein unauffälliges und insbesondere von außerhalb des Fahrzeugs 1 nicht sichtbares Auslösen sichergestellt ist.
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In möglichen Ausgestaltungen des Verfahrens erfolgt die Auslösung des Airbags 2 nicht unmittelbar nach der Identifikation des potenziellen Angreifers bzw. der Betätigung des Auslöseelements 3. Vielmehr erfolgt nach der Identifikation des potenziellen Angreifers bzw. der Betätigung des Auslöseelements 3 zunächst die Aktivierung einer Schutzfunktion. Erfolgt bei aktivierter Schutzfunktion ein Versuch eines Öffnens einer Fahrzeugtür, beispielsweise durch Betätigung eines Türöffners, erfolgt die Auslösung des Airbags 2.
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Im dargestellten Ausführungsbeispiel ist der Airbag 2 in einem nicht ausgelösten und nicht entfalteten Zustand innerhalb eines Stauraumes 4 angeordnet, welcher an einem Fahrzeugboden unterhalb einer nicht gezeigten Fahrzeugtür an einer Längsseite des Fahrzeugs 1 angeordnet und mit einer Klappe 5 verschlossen ist. Eine solche Anordnung ermöglicht in einfacher Weise nach einer Auslösung des Airbags 2 einen Austausch desselben ohne das Erfordernis eines kostenintensiven Austauschs weiterer Fahrzeugteile.
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In möglichen Ausgestaltungen ist jeder Fahrzeugtür ein Airbag 2 oder mehreren Fahrzeugtüren ein Airbag 2 zugeordnet.
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Wird der Airbag 2 ausgelöst, wird dieser mit einem Gas derart gefüllt, dass sich dieser entfaltet und dadurch die Klappe 5 geöffnet wird. Nach der Öffnung der Klappe 5 entfaltet sich der Airbag 2 weiter zwischen der Fahrzeugtür, d. h. der Längsseite des Fahrzeugs 1, und der angreifenden Person P.
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Aufgrund einer Entfaltung des Airbags 2 innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums und der dargestellten Ausformung desselben wird die angreifende Person P vom Fahrzeug 1 zurückgedrängt und ein Arm der Person P, in dessen Hand sich eine Waffe 6 befindet, wird nach oben verlagert, so dass die Waffe 6 nicht mehr auf die Person P gerichtet ist. Handelt es sich bei der Waffe 6 beispielsweise um eine Handfeuerwaffe, wird somit ein sich lösender Schuss nicht in Richtung des Fahrzeugs 1 abgegeben. Somit wird die angreifende Person an der Ausführung der beabsichtigten Tat gehindert.
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Da der Airbag 2 für die angreifende Person P im nicht ausgelösten Zustand nicht sichtbar ist, ist dieser auf dessen Entfaltung nicht vorbereitet. Somit und aufgrund der Zurückdrängung der Person P wird weiterhin ein Überraschungseffekt erzeugt, so dass die Fahrzeuginsassen I1, I2 flüchten können oder andere Sicherheitsmaßnahmen ergreifen können.
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In einer möglichen Ausgestaltung des Verfahrens ist weiterhin vorgesehen, dass die Entfaltung des Airbags 2 derart erfolgt, dass die angreifende Person zu Fall gebracht wird.
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In einer weiteren möglichen Ausgestaltung ist der Airbag 2 derart ausgebildet, dass sich dieser entlang einer Fahrzeuggeometrie entfaltet und eine Außenfläche der Fahrzeugtür inklusive zugehöriger Fenster abdeckt.
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Eine mögliche Weiterbildung sieht vor, dass der Airbag 2 aus einem Material gefertigt ist, welches eine stich- und/oder schusshemmende Wirkung aufweist. Somit kann verhindert werden, dass eine Stichwaffe und/oder Geschosse einer Feuerwaffe von außen in den Fahrzeuginnenraum eindringen können.
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Gemäß einer möglichen Weiterbildung sind mehrere Airbags 2 derart im Bereich von Längsseiten des Fahrzeugs 1 sowie im Bereich einer Fahrzeugfront und eines Fahrzeughecks angeordnet und entfaltbar, dass diese nach ihrer Entfaltung die Längsseiten sowie die Fahrzeugfront und das Fahrzeugheck insbesondere vollständig überdecken. Hierdurch ist ein umfassender Schutz sichergestellt, der auch gegen angreifende Personen P, welche sich dem Fahrzeug 1 von vorne oder von hinten nähern, wirksam ist.
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Eine mögliche Ausgestaltung sieht vor, dass bei der Auslösung des zumindest einen Airbags 2 zusätzlich ein akustisches Signal und/oder ein optisches Alarmsignal ausgegeben wird, so dass eine Aufmerksamkeit von Personen in der Fahrzeugumgebung auf das Fahrzeug 1 gerichtet wird.
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In einer weiteren möglichen Ausgestaltung ist vorgesehen, dass bei der Auslösung des zumindest einen Airbags 2 zusätzlich ausgehend vom Fahrzeug 1 ein Ausströmen von Reizgas in die Fahrzeugumgebung aktiviert wird, um die angreifende Person P abzuwehren und diesen an einem erneuten Versuch einer Durchführung seines Vorhabens zu hindern.
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Zusätzlich kann in einer Weiterbildung des Verfahrens bei der Auslösung des zumindest einen Airbags 2 ausgehend vom Fahrzeug 1 eine Markierung auf den potenziellen Angreifer aufgebracht werden. Diese Markierung ist beispielsweise aus einer künstlichen DNA oder Farbe gebildet und ermöglicht somit eine eindeutige Zuordnung der angreifenden Person P und eine Vereinfachung einer Strafverfolgung.
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In 3 sind ein zweites Ausführungsbeispiel eines Fahrzeugs 1 und eine Person P, welche ein bewaffneter Angreifer ist, dargestellt. 4 zeigt das Fahrzeug 1 und die Person P gemäß 3 bei einem ausgelösten Airbag 2.
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Im Unterschied zu dem in 1 und 2 dargestellten ersten Ausführungsbeispiel ist der nicht ausgelöste zumindest eine Airbag 2 in einem Stauraum 4 angeordnet, welcher sich hinter einer Klappe 5 innerhalb einer Fahrzeugtür befindet.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Fahrzeug
- 2
- Airbag
- 3
- Auslöseelement
- 4
- Stauraum
- 5
- Klappe
- 6
- Waffe
- I1
- Fahrzeuginsasse
- I2
- Fahrzeuginsasse
- P
- Person
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102013007425 A1 [0002]