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Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Einrichtung zur Verarbeitung von Informationselementen, insbesondere auf ein Verfahren zum Auslösen mindestens eines auf ein Informationselement anzuwendenden Bearbeitungsschrittes in einem System mit mehreren an unterschiedlichen räumlichen Positionen angeordneten Displays, beispielsweise in einem Kraftfahrzeugcockpit.
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Im Kontext dieser Beschreibung bezeichnet ein Informationselement ein ausführbares Computerprogramm oder mit einem ausführbaren Computerprogramm verknüpften Inhalt. Mit einem ausführbaren Computerprogramm verknüpfter Inhalt umfasst beispielsweise ein oder mehrere Text-, Bild-, Audio- oder Videoelemente, einzeln oder in Kombination. Textelemente sind beispielsweise Nachrichten oder Statusinformationen, die von einem Benutzer oder einem Computer erfasst und verarbeitet werden können.
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Im Kontext dieser Beschreibung bezeichnet ein auf ein Informationselement anzuwendender Bearbeitungsschritt unter anderem die Extraktion von Informationen und/oder von einem Computer ausführbaren Programmbefehlen aus dem Informationselement, die Weiterleitung von aus dem Informationselement extrahierten Informationen und/oder Programmbefehlen an einen weiteren Prozessschritt oder an ein weiteres, die Information verarbeitendes Gerät, oder die Darstellung von Informationen im Zusammenhang mit dem Informationselement nach zuvor erfolgter Ausführung von Bearbeitungsschritten.
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Im Kontext dieser Beschreibung wird der Begriff Display synonym für einen Bildschirm zur Darstellung von Informationen oder ein informationsverarbeitendes Gerät mit einem Bildschirm verwendet. Im Falle eines informationsverarbeitenden Geräts mit einem Bildschirm können auf Teile eines Informationselements anzuwendende Bearbeitungsschritte durch dieses Gerät abgearbeitet werden. Ein reines Display kann eine auf Teile eines Informationselements anzuwendende Bearbeitungsschritte verarbeitende Funktion repräsentieren, wobei die tatsächliche Bearbeitung in einem mit dem Display verbundenen Computer stattfindet.
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Im Zuge der zunehmenden informationstechnischen Vernetzung von Automobilen wird einem Fahrer eine immer größere Zahl von Informationen zugeführt, und es wird eine immer größere Zahl von Komfort- und Sicherheitsfunktionen bereitgestellt, um den Fahrer zu entlasten oder zu unterstützen. Die Bedienung dieser Funktionen und die Verarbeitung dieser Informationen erfordert häufig eine Reihe von komplexen aufeinander folgenden Bedienschritten. Durch diese komplexe Bedienung kann der Fahrer stark vom Straßenverkehr abgelenkt werden, so dass er möglicherweise auf gefährliche Situationen nur spät oder unzureichend reagieren kann.
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Insbesondere werden Informationen und Bedienelemente zunehmend auf Displays dargestellt. Diese Displays sind häufig nicht so im Blickfeld eines Fahrers angeordnet, dass sie weder das Blickfeld des Fahrers einschränken noch das Abwenden des Blicks vom Fahrgeschehen erfordern. Die Anordnung der Darstellung von Informationen zu unterschiedlichen Funktionen eines Kraftfahrzeugs ist oft vom Benutzer individuell einstellbar.
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1 zeigt beispielhafte Darstellung eines aus dem Stand der Technik bekannten, durch einen Benutzer konfigurierbaren Bedieninterfaces auf einem Bildschirm 100. Auf dem Bildschirm 100 sind mehrere Fenster 102, 104, 106 angeordnet, die Statusinformationen unterschiedlicher, parallel ausgeführter Programme bzw. Funktionen darstellen.
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Fenster 102 ist mit einer Radiofunktion verknüpft und zeigt Informationen zu einem eingestellten Radiosender. Die in Fenster 102 dargestellten Informationen umfassen den Namen des Radiosenders, 1021, die Frequenz auf der der Radiosender sendet, 1022, ein Senderlogo, 1023 sowie einen QR-Code, mittels dessen weitere Informationen unter Zuhilfenahme eines Smartphones oder anderen geeigneten Netzgeräts zugänglich gemacht werden.
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Fenster 104 ist mit einem Navigationssystem eines Kraftfahrzeuges verknüpft und zeigt in einem elektronischen Kompass 1041 die aktuelle Ausrichtung des Fahrzeugs an, sowie eine Zieladresse 1042.
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Fenster 106 ist mit einer Wetter-Applikation verknüpft und zeigt Wetterdaten 1061 und Temperaturdaten 1062 zu einem ausgewählten Ort 1063. Außerdem werden das aktuelle Datum 1064 und die aktuelle Uhrzeit 1065 in dem Fenster 106 dargestellt.
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In 1 möchte ein Benutzer das Fenster 106 an eine andere Stelle des Bildschirms 100 verschieben. Pfeil 108 in 1 deutet eine Verschiebungsrichtung für Fenster 106 an. In der 1 verschiebt ein Benutzer das Fenster 106 aus dem rechten oberen Quadranten in den linken unteren Quadranten. Die ursprüngliche Position des Fensters 106 ist durch die schwach-hell-grau wiedergegebene Abbildung des Fensters 106 angezeigt. Die Verschiebung erfolgt beispielsweise durch Berühren des Fensters 106 auf einem berührungsempfindlichen Bildschirm, z. B. mit einem Finger, und Bewegen des Berührungspunktes über den Bildschirm zu der neuen gewünschten Position, ohne dabei den Finger vom Bildschirm abzuheben. Wenn die gewünschte neue Position erreicht ist kann der Benutzer seinen Finger vom Bildschirm abheben und die Verschiebung des Fensters ist beendet. In manchen Fällen genügt eine ungefähre Positionierung eines zu verschiebenden Fensters, wobei eine endgültige Positionierung in Bezug zu anderen Fenstern automatisch erfolgt.
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2 zeigt den Bildschirm 100 nach erfolgter Verschiebung. Die Positionen der Fenster 102 und 104 sind unverändert. Fenster 106 befindet sich nun an der neuen Position im linken unteren Quadranten, die ursprüngliche Position des Fensters 106 ist nunmehr leer. Die in den Fenstern dargestellten Informationen sind im Wesentlichen unverändert.
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Eine ähnliche Verschiebefunktion für Informationsfenster von Computerprogrammen von einem an einem ersten Ort angeordneten Display auf ein an einem zweiten Ort angeordneten Display ist aus der
EP 2 018 992 bekannt. Bei der Verschiebung von Informationsfenstern von einem auf ein anderes Display erfolgt lediglich die fortgesetzte Darstellung oder Wiedergabe auf einem anderen Display.
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Die Verschiebung von Informationsfenstern auf einem Display bewirkt jedoch noch keine weitergehende Bedienung der zugrundeliegenden Funktion oder Bearbeitung von in einem Informationsfenster dargestellten Informationen.
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Die in den Patentansprüchen angegebene Erfindung vereinfacht die Bedienung von in einem Kraftfahrzeug mit mehreren Displays bereitgestellten Funktionen und reduziert die Komplexität der zu ihrer Bedienung erforderlichen Bedienschritte. Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht es einem Benutzer Informationselemente Geräten und/oder Funktionen auf einfache und intuitive Weise zur Bearbeitung zuzuweisen, wobei eine Ablenkung vom Fahrgeschehen vermieden oder zumindest reduziert wird.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zum Auslösen mindestens eines auf ein Informationselement anzuwendenden, über die reine Darstellung von mit dem Informationselement verbundenen Information auf einem Display hinausgehenden Bearbeitungsschrittes wird in einem System ausgeführt, welches mehrere Displays sowie mindestens einen mit den Displays verbundenen Computer zur Ausführung des mindestens einen Bearbeitungsschritts aufweist. Das Verfahren umfasst das Präsentieren eines ersten Informationselements oder eines das Vorhandensein eines ersten Informationselements repräsentierenden Hinweises. Ein solcher Hinweis kann optisch, akustisch oder haptisch erfolgen. Ein optischer Hinweis ist beispielsweise ein im Sichtfeld eines Benutzers erscheinendes Leuchtsignal oder Symbol auf einem Bildschirm. Die Art des Leuchtsignals, z. B. Farbe, Dauerlicht oder Blinken, oder eine Kombination davon kann Aufschluss über das Informationselement geben. Ein Hinweis durch ein Symbol auf einem Bildschirm kann durch die Gestaltung des Symbols Aufschluss über das Informationselement geben. Ein akustischer Hinweis kann durch einen oder mehrere vom Benutzer wahrnehmbare Signaltöne erfolgen, oder durch eine Sprachinformation, beispielsweise durch synthetisierte Sprachausgabe. Ein haptischer Hinweis kann beispielsweise durch Vibration eines vom Benutzer berührten Bedienelements erfolgen. Dabei muss das Bedienelement nicht mit der Bearbeitung des Informationselements in Verbindung stehen. In einem Kraftfahrzeug kann beispielsweise ein von der Hand eines Fahrers umfasster Teil des Lenkrads vibrieren, oder die Sitzfläche oder Sitzlehne.
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Das Verfahren umfasst ferner das Detektieren einer von dem Benutzer in Bezug auf das präsentierte erste Informationselement oder den präsentierten Hinweis ausgeführten Geste. Die Geste kann auf einer berührungsempfindlichen Oberfläche, beispielsweise auf einem Touchpad oder einem berührungsempfindlichen Bildschirm ausgeführt werden. Alternativ kann die Geste frei im Raum ausgeführt werden, beispielsweise durch Hand-, Arm-, Kopfbewegungen oder dergleichen. Die Erfassung von frei im Raum ausgeführten Gesten kann beispielsweise mittels einer oder mehrerer Kameras mit anschließender Bildverarbeitung erfolgen. Zur Verbesserung der Erkennung von frei im Raum ausgeführten Gesten kann ein vom Benutzer im Raum zu bewegendes Objekt vorgesehen sein, beispielsweise ein Ring oder ein Armband. Das Objekt kann so ausgestaltet sein, dass es Veränderungen seiner Lage im Raum selbst erkennt und daraus Gesten detektiert. Eine vom Objekt detektierte Geste kann dann mittels drahtloser Übertragung, beispielsweise per Funk oder Lichtsignal, an ein Steuergerät übertragen werden und im Sinne des erfindungsgemäßen Verfahrens verwendet werden. In diesem Fall ist eine Erfassung von Gesten mittels einer Kamera nicht zwingend nötig. Eine optionale Kombination beider Erkennungsverfahren kann jedoch zur Verbesserung der Genauigkeit der Erkennung führen.
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Gesten können beispielsweise Zeige-, Greif- oder Wischgesten sein.
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Das Verfahren umfasst ferner das Ausführen eines oder mehrerer das erste Informationselement betreffende Bearbeitungsschritte, wobei der eine oder die mehreren auszuführenden Bearbeitungsschritte von der detektierten Geste und der Art oder dem Typ des Informationselements abhängig sind.
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Die Ausführung des einen oder der mehreren Bearbeitungsschritte kann die Zuweisung des Informationselements oder eine Ausgabe eines Ergebnisses der Bearbeitungsschritte zu einem Display beinhalten, wobei ein mit dem Display verbundener Computer die Bearbeitungsschritte ausführt. Das Display steht dabei stellvertretend für eine Funktion oder ein Softwareprogramm, welches das Informationselement betreffende Bearbeitungsschritte ausführt. In jedem Fall sind die auf das Informationselement anzuwendenden Bearbeitungsschritte mehr als die reine Darstellung des Informationselements selbst auf einem anderen Display. Zweckmäßigerweise beschreibt die Geste ein Aufnehmen des Informationselements an einem ersten Ort und ein Bewegen des Informationselements an einen zweiten Ort, oder allgemeiner einer Verschiebung des Informationselements von einem ersten an einen zweiten Ort. Ein Ort stimmt dabei vorzugsweise zumindest annähernd mit der Position eines Displays überein. Ein Ort kann jedoch auch ein virtueller Ort sein, der beispielsweise durch die Richtung einer Geste eindeutig beschrieben ist. Ein solcher virtueller Ort ist beispielsweise ein virtueller Papierkorb. Eine Verschiebung zu diesem virtuellen Papierkorb bewirkt dann das Löschen eines Informationselements oder das Abbrechen eines auf das Informationselement bezogenen laufenden Vorgangs.
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Die Geste kann auch eine Verschiebung eines das Informationselement repräsentierenden Objekts auf einem Display in eine von mehreren räumlichen Richtungen sein. Dabei ist es nicht zwingend nötig, das Display zu berühren.
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Die Geste kann auch eine von einem auf einem Display dargestellten Objekt unabhängige Hand-, Augen- oder Kopfbewegung sein. Zweckmäßigerweise erfolgt eine solche Hand-, Augen- oder Kopfbewegung in engem zeitlichen Zusammenhang mit einer Signalisierung an einen Benutzer, dass ein neues Informationselement bereitsteht. Der enge zeitliche Zusammenhang wird beispielsweise durch einen ersten Zeitraum bestimmt, der auf die Signalisierung folgt. Der erste Zeitraum kann für bestimmte Typen von Informationselementen voreingestellt und/oder durch einen Benutzer individuell einstell- oder veränderbar sein.
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Die auf ein Informationselement bezogenen auszuführenden Bearbeitungsschritte sind je nach Art oder Typ des Informationselements unterschiedlich, auch wenn unterschiedliche Arten oder Typen von Informationselementen demselben Display zugewiesen werden oder gleiche Gesten verwendet werden.
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Der mindestens eine auf das Informationselement auszuführende Bearbeitungsschritt ist mit dem Informationselement verknüpft. Die Verknüpfung kann auf unterschiedliche Art und Weise implementiert sein. Beispielsweise können ein oder mehrere von einem Computer lesbare Programmanweisungen mit dem Informationselement verbunden sein, beispielsweise in einem Dateiheader. Es ist jedoch auch denkbar, bestimmten Typen von Informationselementen ein oder mehrere Bearbeitungsschritte fest zuzuweisen und die Zuweisung in dem mindestens einen in dem System angeordneten Computer zu speichern, so dass lediglich die Art oder der Typ des Informationselements bestimmt werden muss, um den oder die auf eine spezifische Geste hin auszuführenden Bearbeitungsschritte zu bestimmen.
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Mehrere unterschiedliche Gesten können für ein Informationselement mit alternativen Bearbeitungsschritten verbunden sein.
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Im Folgenden wird die Erfindung anhand von Figuren einer Zeichnung beispielhaft erläutert.
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In der Zeichnung zeigt:
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1 zeigt eine erste beispielhafte Darstellung eines aus dem Stand der Technik bekannten, durch einen Benutzer konfigurierbaren Bedieninterfaces auf einem Bildschirm;
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2 zeigt eine zweite beispielhafte Darstellung des aus dem Stand der Technik bekannten, durch einen Benutzer konfigurierbaren Bedieninterfaces auf einem Bildschirm;
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3 zeigt eine beispielhafte schematische Darstellung einer Anordnung mehrerer erfindungsgemäß miteinander funktional verknüpfter Geräte; und
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4 zeigt eine zur Verdeutlichung des Verfahrens abstrahierte schematische Anordnung der erfindungsgemäß miteinander verknüpften Geräte aus 3.
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1 und 2 wurden bereits weiter oben beschrieben und werden nachfolgend nicht weiter erläutert.
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3 zeigt eine beispielhafte schematische Darstellung einer Anordnung mehrerer erfindungsgemäß miteinander funktional verknüpfter Geräte, beispielsweise in einem Kraftfahrzeugcockpit. Das Kraftfahrzeugcockpit 300 weist eine Armaturentafel 302 auf, vor der ein Lenkrad 304 angeordnet ist. Im Bereich des Lenkrades 304 ist an der Armaturentafel 302 ein Kombinationsinstrument 306 angeordnet, das ein erstes Display aufweist. Rechts neben der durch das Lenkrad 304 angedeuteten Position des Fahrers befindet sich eine Mittelkonsole 308, an der ein zweites Display 310 angeordnet ist. Über der Armaturentafel befindet sich eine Windschutzscheibe 312, auf der eine Projektionsfläche für ein Head-up Display 314 angedeutet ist. Im unteren Bereich der Mittelkonsole ist ein virtueller Papierkorb 316 angedeutet. Das Kombiinstrument 306 mit dem ersten Display, das zweite Display 310, das Head-up Display 314 und der virtuelle Papierkorb 316 repräsentieren Geräte, die neben der Möglichkeit Informationen darzustellen bestimmte Funktionen ausführen oder steuern können.
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In 4 sind die in 3 beschriebenen Geräte zur Verdeutlichung des Funktionsprinzips des erfindungsgemäßen Verfahrens entlang einer horizontalen bzw. vertikalen Achse angeordnet. Die Achsen liegen parallel zu entsprechenden Gesten, die auf Informationselemente anzuwendende Bearbeitungsschritte auslösen. Die beispielhafte Anordnung der Geräte in der 4 kann als einer typischen Anordnung entsprechender Geräte in einem Kraftfahrzeug räumlich angenähert angesehen werden.
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Das erste Gerät, Kombiinstrument 306, ist in der linken Hälfte der Figur auf der (nicht dargestellten) x-Achse angeordnet. Das zweite Gerät, zweites Display 310, ist in der rechten Hälfte der Figur auf der x-Achse angeordnet. Das dritte Gerät, Head-up Display 314, ist in der oberen Hälfte der Figur auf der (nicht dargestellten) y-Achse angeordnet, und das vierte Gerät, der virtuelle Papierkorb 316 ist in der unteren Hälfte der Figur auf der y-Achse angeordnet.
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In 4 sind mögliche Richtungen für einfache Gesten durch Pfeile 320–323 angedeutet, die vom Ursprung des durch die x-Achse und die y-Achse aufgespannten Koordinatensystems nach oben, nach unten, nach links, oder nach rechts zeigen. Der Ursprung des Koordinatensystems ist durch einen Kreis 324 im Zentrum repräsentiert.
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In einem ersten Beispiel zur Erläuterung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist das Informationselement, auf das ein oder mehrere Bearbeitungsschritte angewendet werden, eine eingehende Textnachricht (SMS). Eine Meldung, z. B. ein Symbol oder ein Texthinweis, dass eine SMS eingegangen ist wird beispielsweise auf dem Display des Kombiinstruments 306 angezeigt. Alternativ oder ergänzend dazu ist es auch möglich, eine eingegangene neue SMS mittels eines spezifischen Audiosignals zu melden.
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Das Lesen von Textnachrichten ist Fahrern von Kraftfahrzeugen üblicherweise während der Fahrt nicht möglich, ohne den Blick von der Straße zu nehmen und dadurch möglicherweise sich oder andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden. Daher ist das Lesen von Textnachrichten während der Fahrt in vielen Ländern gesetzlich untersagt.
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In Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann ein Fahrer mittels einer einfachen Geste, hier mittels einer gerichteten Wischgeste nach rechts, eine Vorlesefunktion aktivieren, die die SMS vorliest. Entsprechende Vorrichtungen, die Text in Sprache umwandeln sind aus dem Stand der Technik bekannt und werden an dieser Stelle nicht näher erläutert. Die Wischgeste von links nach rechts, vom Kombiinstrument 306 zum zweiten Display 310 in der Mittelkonsole 308, bewirkt die Zuweisung der Textnachricht, deren Eintreffen auf dem Display des Kombiinstruments 306 signalisiert wurde, zu einem anderen Gerät und gleichzeitig das Starten der Text-zu-Sprache Funktion und deren Anwendung auf die Textnachricht.
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In einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird nach dem Vorlesen der Nachricht ein Sprachdialogprogramm gestartet, das dem Fahrer eine Auswahl von Reaktionen auf die Textnachricht hin bietet, beispielsweise das Diktieren einer Antwort, oder den Aufbau einer Telefonverbindung zu dem Absender der SMS.
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Alternativ kann der Fahrer eine Wischgeste von oben nach unten ausführen, also vom Kombiinstrument 306 in Richtung virtueller Papierkorb 316, um die Benachrichtigung im Display des Kombiinstruments 306 zu löschen. Zusätzlich dazu kann die SMS gelöscht werden, z. B. wenn der Fahrer Nachrichten eines bestimmten Absenders nicht empfangen möchte, oder wenn der Inhalt für den Fahrer erkennbar unwichtig ist. Dies setzt voraus, dass der Absender einer Nachricht und/oder ein Inhaltsüberblick in der Benachrichtigung erkennbar gemacht werden.
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Textnachrichten sind nicht auf SMS begrenzt. Es können beliebige Textnachrichten nach dem vorstehend erläuterten Verfahren bearbeitet werden, beispielsweise aus sozialen Netzwerken, Nachrichtendiensten, Emails, etc.
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Die in Reaktion auf eine Geste auszuführenden Bearbeitungsschritte und die verfügbaren Gesten können vom Typ des Informationselements abhängig sein und in einem Steuergerät gespeichert sein, welches die Gestenerkennung durchführt oder welches das Informationselement zunächst empfängt oder bereitstellt. Die Geräte tauschen zur korrekten Steuerung der Funktion entsprechende Attribute kommunikativ miteinander aus.
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Es ist jedoch auch möglich, auszuführende Bearbeitungsschritte mit dem Informationselement zusammenzufassen, beispielsweise in einem Kopf oder Header einer das Informationselement beinhaltenden Datei oder Nachricht. Die Bearbeitungsschritte können dabei in Form von durch einen Computer ausführbaren Programmbefehlen übermittelt werden, beispielsweise in einer Skriptsprache.
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In einem zweiten Beispiel zur Erläuterung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist das Informationselement, auf das ein oder mehrere Bearbeitungsschritte angewendet werden, eine Verkehrsdurchsage oder Verkehrsinformation, z. B. betreffend eine gerade befahrene oder geplante Route. Eine entsprechende Information wird auf dem Display des Kombiinstruments 306 angezeigt, oder die Verkehrsdurchsage wird von einem Radioempfänger einer Medien- und Kommunikationseinheit empfangen und wiedergegeben. Die Medien- und Kommunikationseinheit ist in Kraftfahrzeugen in der Regel dem in der Mittelkonsole angeordneten zweiten Display 310 zugeordnet, und die Steuerung der betreffenden Funktionen wird in dem zweiten Display 310 zumindest angezeigt. Auch wird eine Eingabe eines Navigationsziels üblicherweise über das in der Mittelkonsole angeordnete zweite Display 310 erfolgen.
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Eine Wischgeste von links nach rechts, also vom Display im Kombiinstrument 306 hin zum zweiten Display 310 bewirkt die Übernahme der Verkehrsinformation in ein Navigationssystem und eine Neuberechnung der Route bzw. die Berechnung einer alternativen Route anhand der durch das Informationselement übertragenen Daten. Wenn keine Route geplant ist kann auch eine wahrscheinliche Route geschätzt werden und eine Information über eine zu erwartende Zeitverzögerung auf der wahrscheinlichen Route ausgegeben werden. Entsprechend bewirkt eine Wischgeste von oben nach unten, also hin zu dem virtuellen Papierkorb 316 ein Verwerfen der Verkehrsinformation ohne Neuberechnung der Route oder andere Aktionen.
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Die Wischgesten in den vorstehenden Beispielen können durch eine entsprechende Animation eines das Informationselement darstellenden Bildes oder Piktogramms ergänzt werden, beispielsweise durch eine Verschiebung des Bildes oder Piktogramms auf das Display des sich in Wischrichtung befindlichen Geräts oder, im Falle der Wischgeste von oben nach unten nur das Hinausschieben des Bildes oder Piktogramms aus dem Display in Wischrichtung.
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In einem dritten Beispiel zur Erläuterung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist das Informationselement, auf das ein oder mehrere Bearbeitungsschritte angewendet werden, eine Adresse oder ein Ziel, zu dem hin eine Routenführung mittels Navigationsgerät erfolgen soll. Wie weiter oben erwähnt wird üblicherweise die Eingabe einer Adresse oder eines Ziels, zu dem hin eine Routenführung erfolgen soll über das in der Mittelkonsole angeordnete zweite Display 310 erfolgen. Auf dem zweiten Display 310 wird in der Regel auch eine Auswahl an verfügbaren Funktionen zur Auswahl bereitgestellt. Wenn, nach dem Aufrufen der Navigationsfunktion, die Zielinformation eingegeben ist und in einem der Navigationsfunktion zugeordneten Fenster auf dem zweiten Display 310 dargestellt ist, bewirkt eine Wischgeste von unten nach oben, also vom zweiten Display 310 zum Head-up Display 314, die Übernahme der Zielinformation in ein entsprechendes Navigationsprogramm und die Berechnung der Route. Die Routenführungsinformationen werden dann jeweils zu gegebener Zeit im Head-up Display 314 dargestellt, gegebenenfalls ergänzt durch entsprechende Sprachanweisungen.
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In einer Weiterentwicklung des erfindungsgemäßen Verfahrens sind für ein Informationselement verfügbare Gesten zusätzlich von Betriebsparametern eines Kraftfahrzeugs abhängig. In dem Beispiel der Textnachricht ist eine Darstellung des Nachrichtentexts nicht vorgesehen, weil das Lesen von Texten während der Fahrt zu gefährlichen Situationen führen kann. Wenn das Kraftfahrzeug jedoch still steht, beispielsweise bei abgestelltem Motor, ist es denkbar die für ein eine Textnachricht repräsentierendes Informationselement verfügbaren Gesten zu erweitern. Eine Wischgeste von unten nach oben, also vom Display im Kombiinstrument 306 oder vom zweiten Display 310 hin zum Head-up Display 314, könnte dann die Darstellung des Texts im Head-up Display bewirken.
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Aus den vorstehend beschriebenen Beispielen ist erkennbar, dass identische Gesten je nach Informationselement die Ausführung unterschiedlicher Bearbeitungsschritte bewirken. Dadurch kann die Anzahl der Gesten klein gehalten werden, wodurch ein Benutzer die Bedienung schnell erlernen kann.
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Es ist anzumerken, dass die Ausgangsposition für die Gestenerkennung im Wesentlichen ohne Belang ist, solange eine Geste eindeutig erkannt werden kann. Es ist also nicht nötig, eine Geste in räumlicher Nähe zu einem ersten Gerät oder dessen Display zu beginnen und in räumlicher Nähe zu einem zweiten Gerät oder dessen Display zu beenden, um eine Zuweisung des Informationselements zu dem zweiten Gerät zur Bearbeitung zu bewirken.
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Anstelle von mit einer Hand oder einem Arm auf einer berührungsempfindlichen Oberfläche oder in der Luft ausgeführter Gesten können auch Kopfbewegungen oder Bewegungen der Augen erfasst werden und zur Steuerung im Sinne des erfindungsgemäßen Verfahrens eingesetzt werden.
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Vorstehend wurde die Erfindung mit Bezug auf ein Kraftfahrzeug beschrieben. Es ist jedoch auch möglich, das erfindungsgemäße Verfahren auf andere Systeme anzuwenden, die unterschiedliche Informationselemente auf unterschiedliche Arten bearbeiten können und in denen Gesten eine eindeutige Zuweisung von Informationselementen zu Geräten oder Subsystemen erlauben.
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Ein solches System ist beispielsweise ein vernetztes Computersystem mit einem oder mehreren Computern oder Subsystemen und entsprechenden Displays. Die Computer müssen dabei nicht identisch sein. Vielmehr kann beispielsweise ein Tablet-Computer eine zentrale Einheit darstellen, die Informationselemente oder Hinweise darauf empfängt, jedoch in ihrer Möglichkeit bestimmte Informationselemente zu bearbeiten beschränkt ist. Auf einem berührungsempfindlichen Display des Tablet-Computers ausgeführte oder über eine im Tablet-Computer eingebaute Kamera erfasste Gesten bewirken die Zuweisung der Informationselemente zu einem anderen, geeigneten Computer zur weiteren Bearbeitung. Dabei ist es auch denkbar, dass eine eine an sich identische Geste durch eine sich ändernde Orientierung des Tablet-Computers in einem Raum eine Zuweisung an andere Geräte, Computer oder Sub-Systeme bewirkt.
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In einem anderen für das erfindungsgemäße Verfahren geeigneten System ist ein Computer für die Ausführung von Bearbeitungsschritten vorgesehen und mit mehreren Displays verbunden. Der Computer ist ferner mit mindestens einer Einrichtung zur Erkennung von durch einen Benutzer ausgeführten Gesten verbunden. Der Computer stellt dabei die Funktion einer Steuereinheit bereit, welche eine erkannte Geste auf ein Informationselement bezieht und in Abhängigkeit von der Geste und dem Informationselement die Ausführung eines oder mehrerer das Informationselement betreffender Bearbeitungsschritte durch ein entsprechendes auf dem Computer laufenden Programm auslöst.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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