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Die Erfindung betrifft ein Elektrochirurgiesystem zur Resektion von Körpergewebe eines Körpers sowie einen Elektrochirurgiegenerator für ein derartiges Elektrochirurgiesystem und ein Verfahren zum Betreiben eines solchen Elektrochirurgiesystems.
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Elektrochirurgiesysteme zur Resektion von Körpergewebe sind grundsätzlich bekannt. Beispielsweise ist die vollständige endoskopische Resektion von Tumoren im Frühstadium aus der Gastroenterologie bekannt. Mit solchen Verfahren, wie der endoskopischen Mukosaresektion (EMR) oder der endoskopischen Submukosadissektion (ESD), kann eine tumorartige Schädigung der Schleimhaut des Gastrointestinaltrakts endoskopisch resektiert werden, ohne die äußere Muskelschicht des Organs zu schädigen. Dies wird dadurch ermöglicht, dass die geschädigte Schleimhaut von der Muskelschicht durch Injizieren einer Pufferflüssigkeit abgelöst wird. Diese Flüssigkeit ist typischerweise eine isotonische Salzlösung mit einem färbenden Zusatz, beispielsweise 0,004% Indigokarmin oder Methylenblau, kann jedoch auch komplexer sein, beispielsweise eine 20, 30 oder 50%ige Glycerol- oder Dextroselösung sein.
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Die endoskopische Submukosadissektion (ESD) erlaubt die vollständige Resektion früher Tumore mit Sicherheitsmargen, die eine vollständige pathologische Untersuchung des Tumors erlaubt. Eine Untersuchung der Resektionsränder erlaubt es, das Eindringen in umgebende Gewebestrukturen zu ermitteln. Endoskopische Resektionsverfahren haben einen großen Vorteil für Patienten mit Tumoren im Frühstadion: Anstelle einer Teilresektion oder einer vollständigen Resektion des betroffenen Organs muss nur eine betroffene dünne Schleimhaut entfernt werden. Derartige Verfahren werden nach und nach auch auf andere Organe angewandt. Die endoskopische Submukosadissektion wurde beispielsweise bereits zur vollständigen Resektion von frühen Tumoren in der Blase verwandt.
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Die Verfahren sind jedoch technisch schwierig und erfordern einen sehr geschickten Arzt. Selbst für geschickte Ärzte ist die Komplikationsrate hoch, und die Behandlungszeiten können zwei bis drei Stunden betragen.
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Eine der schwerwiegendsten Komplikationen ist die Perforation des jeweiligen Organs. Weil Schneidinstrumente und Hochspannungsströme benutzt werden, kann eine fehlerhafte Handhabung des Instruments leicht zu einer Perforation der Organwand, beispielsweise der Muskelschicht des Gastrointestinaltrakts, führen. Die endoskopische Behandlung solcher Perforationen erfordert ihrerseits ebenfalls einen hohen Grad an Geschicklichkeit. Wenn die Perforation nicht endoskopisch behandelt werden kann, muss sich der Patient einem chirurgischen Eingriff unterziehen.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Möglichkeit zu schaffen, eine Resektion von Gewebe sicherer durchführen zu können.
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Erfindungsgemäß wird zur Lösung dieser Aufgabe ein Elektrochirurgiesystem zur Resektion von Körpergewebe eines Körpers vorgeschlagen, das ein Elektrochirurgieinstrument mit einer ersten Elektrode sowie einer zweiten Elektrode aufweist, welche einerseits an eine Hochfrequenz-Hochspannungsversorgungseinheit und andererseits an eine Verarbeitungseinheit angeschlossen sind. Außerdem weist das Elektrochirurgiesystem eine Steuereinheit auf, um einen Betriebszustand des Elektrochirurgiesystems einzustellen.
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Das Elektrochirurgieinstrument weist eine erste Elektrode auf, die zum elektrochirurgischen Schneiden von Körpergewebe ausgebildet ist. Die Hochfrequenz-Hochspannungsversorgungseinheit ist sowohl mit der ersten Elektrode als auch mit der zweiten Elektrode elektrisch verbunden und ausgebildet, diese Elektroden mit einer vorbestimmten Wechselspannung zu versorgen. Die Verarbeitungseinheit ist ebenfalls mit der ersten Elektrode und der zweiten Elektrode elektrisch verbunden und ausgebildet, über die erste Elektrode und die zweite Elektrode ein elektrisches Antwortsignal aufzunehmen und aus dem Antwortsignal wenigstens eine dielektrische Eigenschaft eines zwischen der ersten Elektrode und der zweiten Elektrode befindlichen Mediums bei wenigstens einer Frequenz der vorbestimmten Wechselspannung zu bestimmen. Außerdem ist die Verarbeitungseinheit ausgebildet, die wenigstens eine dielektrische Eigenschaft mit einem vorbestimmten Referenzwert zu vergleichen und abhängig von dem Vergleich zwischen der wenigstens einen dielektrischen Eigenschaft und dem Referenzwert ein Steuersignal zu generieren und abzugeben. Der Referenzwert spiegelt dabei eine dielektrische Eigenschaft einer ausgewählten körperverträglichen Flüssigkeit wider. Die Verarbeitungseinheit ist mit der Steuereinheit verbunden, so dass letztere das von der Verarbeitungseinheit generierte Steuersignal entgegennehmen und in Abhängigkeit von dem Steuersignal einen Betriebszustand des Elektrochirurgiesystems einstellen kann.
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Die Erfindung schließt die Erkenntnis ein, dass eine als Pufferflüssigkeit verwendete körperverträgliche Flüssigkeit sich bei einer Frequenz oder bei mehreren Frequenzen hinsichtlich der dielektrischen Eigenschaften von Körpergewebe unterscheidet, so dass durch Bestimmen der dielektrischen Eigenschaft mittels der ersten Elektrode festzustellen ist, ob die erste Elektrode von körperverträglicher Flüssigkeit oder von Körpergewebe umgeben ist. Dabei ist es vorteilhaft, dass die als Pufferflüssigkeit verwendete körperverträgliche Flüssigkeit dielektrische Eigenschaften hat, die bekannt sind, so dass anhand der dielektrischen Eigenschaften der körperverträglichen Flüssigkeit festgestellt werden kann, ob die erste Elektrode von der körperverträglichen Flüssigkeit umgeben ist.
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Vorzugsweise ist die erste Elektrode eine aktive Elektrode und die zweite Elektrode eine im Vergleich zur ersten Elektrode großflächige Neutralelektrode, welche ausgebildet ist, temporär leitend mit dem Körper verbunden zu werden.
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Weiter bevorzugt können die erste Elektrode und die zweite Elektrode Elektroden einer bipolaren oder multipolaren Elektrodenanordnung sein.
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Vorzugsweise ist die Verarbeitungseinheit ausgebildet, dielektrische Eigenschaften eines zwischen erster Elektrode und der zweiten Elektrode befindlichen Mediums als Funktion verschiedener Frequenzen der vorbestimmten Wechselspannung zu bestimmen und die dielektrischen Eigenschaften mit vorbestimmten, hinsichtlich der Frequenzen korrespondierenden Referenzwerten zu vergleichen, die dielektrische Eigenschaften der ausgewählten körperverträglichen Flüssigkeit widerspiegeln. Auf diese Weise kann das die jeweilige erste Elektrode umgebende Medium nach Art einer Impedanzspektroskopie bestimmt werden.
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Das Steuersignal ist vorzugsweise ein vorbestimmtes erstes Signal, wenn die dielektrische Eigenschaft oder die dielektrischen Eigenschaften unterhalb des vorbestimmten Referenzwertes liegt bzw. unterhalb der vorbestimmten Referenzwerte liegen. Andernfalls ist das Steuersignal ein vorbestimmtes zweites Signal, wenn die dielektrische Eigenschaft oder die dielektrischen Eigenschaften oberhalb des vorbestimmten Referenzwerts liegen bzw. oberhalb der vorbestimmten Referenzwerte liegen. Der Referenzwert oder die Referenzwerte definieren in diesem Falle eine Schwelle, die so gewählt ist, dass sich die im Betriebsfall zwischen den Elektroden zu erwartenden Medien, beispielsweise die körperverträgliche Flüssigkeit oder Körpergewebe, anhand ihrer dielektrischen Eigenschaften durch Vergleich mit dem jeweiligen Referenzwert unterscheiden lassen. Beispielsweise kann der Referenzwert eine Impedanz sein, die bei einer bestimmten Frequenz zwischen von körperverträglicher Flüssigkeit bei dieser Frequenz und der Impedanz von Körpergewebe bei dieser Frequenz liegt.
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In einer bevorzugten Ausführungsvariante ist die Steuereinheit ausgebildet, einen Betrieb des Elektrochirurgiesystems, ausgelöst durch das Steuersignal oder eines von den von der Verarbeitungseinheit generierten Steuersignalen, zu stoppen. Falls das Steuersignal beispielsweise ein solches Steuersignal ist, das auf einem Vergleich der erfassten dielektrischen Eigenschaft mit einem entsprechenden Referenzwert beruht, der anzeigt, dass die erste Elektrode nicht mehr von einer körperverträglichen Flüssigkeit umgeben ist, ist das Steuersignal vorzugsweise ein Steuersignal, das den Betrieb des Elektrochirurgiesystems stoppt und/oder ein für einen Operateur wahrnehmbares Warnsignal auslöst, so dass der Operateur die Abgabe hochfrequenten Wechselstroms manuell unterbrechen kann.
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Außerdem kann das Elektrochirurgiesystem eine Ausgabeeinheit aufweisen, die ausgebildet ist, das Steuersignal oder ein jeweiliges Steuersignal zu empfangen und eine grafische Ausgabe basierend auf dem Steuersignal zu generieren.
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Vorzugsweise ist die Verarbeitungseinheit dazu ausgebildet, ein Betriebssignal zu empfangen, welches einen Betriebszustand des Elektrochirurgiesystems, beispielsweise die Frequenz der vorbestimmten Wechselspannung, anzeigt. Dabei ist die Verarbeitungseinheit weiterhin dazu ausgebildet, abhängig von dem Betriebssystem die wenigstens eine dielektrische Eigenschaft zu bestimmen. Wenn beispielsweise die dielektrische Eigenschaft die frequenzabhängige, zwischen den Elektroden gemessene Impedanz ist, kann die dielektrische Eigenschaft durch ein von zwei Werten, nämlich der Frequenz und der Impedanz, gebildetes Wertepaar gegeben sein. Alternativ oder zusätzlich kann die dielektrische Eigenschaft durch die Steigung und/oder Krümmung des Impedanzverlaufes über mehrere vorgegebene Frequenzen gegeben sein. Falls die Frequenz der vorbestimmten Wechselspannung für das Messen der zwischen den Elektroden anliegenden Impedanz immer dieselbe ist (also die Impedanz immer bei einer bestimmten, festen Frequenz gemessen wird), kann die dielektrische Eigenschaft auch durch einen einzigen Wert, nämlich die Impedanz, beschrieben sein. In diesem Fall kann das Betriebssignal der Verarbeitungseinheit schlicht anzeigen, dass sich das Elektrochirurgiesystem in einem Messmodus (und nicht in einem Schneidmodus) befindet.
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Die Hochfrequenz-Hochspannungsversorgungseinheit ist vorzugsweise ausgebildet, abwechselnd mit der vorbestimmten Wechselspannung eine zum elektrochirurgischen Schneiden von Köpergewebe geeignete hochfrequente Schneidspannung zu generieren und an die Elektroden abzugeben. In diesem Fall kann das Elektrochirurgiesystem also zwischen wenigstens zwei Betriebsmodi wechseln, einem Schneidmodus und einem Messmodus. Im Schneidmodus wird eine zum elektrochirurgischen Schneiden von Körpergewebe geeignete hochfrequente Schneidspannung generiert und im Messmodus die vorbestimmte Wechselspannung zum Messen der zwischen den beiden Elektroden anliegenden Impedanz.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsvariante besitzt das Elektrochirurgiesystem eine Nutzerschnittstelle, die ausgebildet ist, eine Eingabe zu erfassen und daraus ein Eingabesignal zu bestimmen und abzugeben, welches eine Auswahl wenigstens eine körperverträgliche Flüssigkeit repräsentierenden Referenzwertes aus einer Gruppe von verschiedene körperverträgliche Flüssigkeiten repräsentierenden Referenzwerten bewirkt. Dies erlaubt den einfachen Einsatz unterschiedlicher körperverträglicher Flüssigkeiten als Pufferflüssigkeiten mit jeweils eigenen dielektrischen Eigenschaften. Ein Operateur kann somit eine geeignete körperverträgliche Flüssigkeit wählen und das Elektrochirurgiesystem auf die gewählte körperverträgliche Flüssigkeit einstellen, indem der Operateur über die Nutzerschnittstelle die körperverträgliche Flüssigkeit bzw. die zu dieser körperverträglichen Flüssigkeit hinterlegten Referenzwerte aufruft, auswählt und damit für die Verarbeitung durch die Verarbeitungseinheit zugrundelegt.
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Erfindungsgemäß wird zur Lösung der vorgenannten Aufgabe auch ein Elektrochirurgiegenerator vorgeschlagen, der eine Hochfrequenz-Hochspannungsversorgungseinheit, eine Verarbeitungseinheit und eine Steuereinheit aufweist. Die Hochfrequenz-Hochspannungsversorgungseinheit ist dazu ausgebildet, eine erste Elektrode eines Elektrochirurgieinstruments und eine zweite Elektrode mit einer vorbestimmten Wechselspannung zu versorgen. Die Verarbeitungseinheit ist dazu ausgebildet, über eine erste Elektrode eines im Betrieb an den Elektrochirurgiegenerator angeschlossenen Elektrochirurgieinstruments und eine im Betrieb ebenfalls an den Elektrochirurgiegenerator angeschlossene zweite Elektrode ein elektrisches Antwortsignal zu erfassen und daraus wenigstens eine dielektrische Eigenschaft eines im Betrieb zwischen der ersten Elektrode und der zweiten Elektrode befindlichen Mediums bei wenigstens einer Frequenz der von der Hochfrequenz-Hochspannungsversorgungseinheit bereitgestellten vorbestimmten Wechselspannung zu bestimmen. Außerdem ist die Verarbeitungseinheit dazu ausgebildet, die wenigstens eine elektrische Eigenschaft mit einem vorbestimmten Referenzwert zu vergleichen und abhängig von dem Vergleich zwischen der wenigstens einen dielektrischen Eigenschaft und dem Referenzwert ein Steuersignal zu bestimmen und abzugeben. Der Referenzwert spiegelt dabei eine dielektrische Eigenschaft einer ausgewählten körperverträglichen Flüssigkeit wider. Die Steuereinheit ist dazu ausgebildet, das Steuersignal zu empfangen und abhängig von dem Steuersignal einen Betriebszustand des Elektrochirurgiesystems einzustellen.
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Zur Lösung der vorgenannten Aufgabe wird außerdem ein Verfahren zum Betreiben eines Elektrochirurgiesystems vorgeschlagen, das die folgenden Verfahrensschritte aufweist:
- – Anlegen einer vorbestimmten Wechselspannung an eine ersten Elektrode eines Elektrochirurgieinstrumentes und eine zweite Elektrode,
- – Aufnehmen eines elektrischen Antwortsignals über die erste Elektrode und die zweite Elektrode,
- – Bestimmen wenigstens einer dielektrischen Eigenschaft eines zwischen der ersten Elektrode und der zweiten Elektrode befindlichen Mediums bei wenigstens einer Frequenz der vorbestimmten Wechselspannung,
- – Vergleichen der wenigstens einen dielektrischen Eigenschaft mit einem vorbestimmten Referenzwert, wobei der Referenzwert eine dielektrische Eigenschaft einer ausgewählten körperverträglichen Flüssigkeit widerspiegelt,
- – Bilden eines Steuersignals in Abhängigkeit des Vergleichs zwischen der wenigstens einen dielektrischen Eigenschaft und dem Referenzwert; und
- – Einstellen eines Betriebszustands des Elektrochirurgiesystems in Abhängigkeit des Steuersignals.
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Vorzugsweise umfasst das Einstellen des Betriebszustands des Elektrochirurgiesystems ein Stoppen der Abgabe einer zum elektrochirurgischen Schneiden von Körpergewebe geeigneten hochfrequenten Schneidspannung.
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Ein weiterer Erfindungsaspekt betrifft das Verwenden eines Elektrochirurgiesystems und/oder eines Elektrochirurgiegenerators der vorbeschriebenen Art für eine Ektomie von Tumorgewebe.
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Ein weiterer Aspekt betrifft das Anwenden des vorbeschriebenen Verfahrens im Rahmen einer Ektomie von Tumorgewebe.
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Die Erfindung soll nun anhand von Ausführungsbeispielen mit Bezug auf die Figuren näher erläutert werden. Von den Figuren zeigt:
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1: eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Elektrochirurgiesystems; und
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2–4: Illustrationen von Anwendungsschritten des Elektrochirurgiesystems aus 1.
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1 zeigt ein Elektrochirurgiesystem 10 in monopolarer Ausführung mit einem Elektrochirurgiegenerator 12 und einem daran angeschlossenen Elektrochirurgieinstrument 14 sowie einer ebenfalls an den Elektrochirurgiegenerator 12 angeschlossenen zweiten Elektrode 16.
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Der Elektrochirurgiegenerator 12 besitzt eine Hochfrequenz-Hochspannungsversorgungseinheit 18, die sowohl mit einer ersten Elektrode 20 des Elektrochirurgieinstruments 14 elektrisch verbunden ist als auch mit der zweiten Elektrode 16. Die Hochfrequenz-Hochspannungsversorgungseinheit 18 ist dazu ausgebildet, im Betrieb abwechselnd eine vorbestimmte Wechselspannung und eine zum Schneiden von Körpergewebe geeignete hochfrequente Schneidspannung abzugeben. Die hochfrequente Wechselspannung ist dabei so bemessen, dass sie das Messen einer zwischen der ersten Elektrode 20 und der zweiten Elektrode 16 herrschenden Impedanz erlaubt.
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Außerdem umfasst der Elektrochirurgiegenerator 12 eine Verarbeitungseinheit 22, die ebenfalls mit der ersten Elektrode 20 des Elektrochirurgieinstruments 14 und der zweiten Elektrode 16 elektrisch verbunden ist und auf diese Weise über die erste Elektrode 20 und die zweite Elektrode 16 ein elektrisches Antwortsignal aufnehmen kann. Weiterhin ist die Verarbeitungseinheit 22 so ausgebildet, dass sie aus einem jeweils aufgenommenen elektrischen Antwortsignal eine dielektrische Eigenschaft eines zwischen der ersten Elektrode 20 und der zweiten Elektrode 16 befindlichen Mediums bei wenigstens einer Frequenz der vorbestimmten Wechselspannung bestimmt und einen Vergleich zwischen einer solchen dielektrischen Eigenschaft und dem Referenzwert generiert. Der Referenzwert spiegelt dabei eine dielektrische Eigenschaft einer ausgewählten körperverträglichen Flüssigkeit wider. Dabei muss der Referenzwert nicht genau eine bei einer bestimmten Frequenz zu erwartende Impedanz der körperverträglichen Flüssigkeit widerspiegeln. Vielmehr kann der Referenzwert auch so bemessen sein, dass er eine Impedanz widerspiegelt, die zwischen der Impedanz der körperverträglichen Flüssigkeit bei der jeweiligen Frequenz und der Impedanz von Körpergewebe bei dieser Frequenz liegt.
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Sowohl die Hochfrequenz-Hochspannungsversorgungseinheit 18 als auch die Verarbeitungseinheit 22 sind mit einer Steuereinheit 24 des Elektrochirurgiegenerators 12 verbunden. Die Steuereinheit 24 ist ausgebildet, das von der Verarbeitungseinheit 22 generierte Steuersignal zu empfangen und in Abhängigkeit davon einen Betriebszustand des Elektrochirurgiesystems und insbesondere der Hochfrequenz-Hochspannungsversorgungseinheit einzustellen.
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Im dargestellten Ausführungsbeispiel kann das Elektrochirurgiesystem 10 zwischen wenigstens zwei unterschiedlichen Betriebsmodi hin und her schalten, nämlich einem Schneidmodus zum elektrochirurgischen Schneiden von Körpergewebe und einem Messmodus zum Bestimmen der zwischen der ersten Elektrode 20 und der zweiten Elektrode 16 anliegenden Impedanz. Gesteuert durch die Steuereinheit 24 schaltet das Elektrochirurgiesystem 10 zeitlich abwechselnd zwischen diesen beiden Betriebsmodi hin und her. Im Schneidmodus wird die Hochfrequenz-Hochspannungsversorgungseinheit 18 so angesteuert, dass sie eine zum Schneiden von Körpergewebe geeignete hochfrequente Wechselspannung an die erste Elektrode 20 und die zweite Elektrode 16 abgibt.
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Im Messmodus generiert die Hochfrequenz-Hochspannungsversorgungseinheit 18 eine vorbestimmte Wechselspannung, die zum Bestimmen einer zwischen der ersten Elektrode 20 und der zweiten Elektrode 16 anliegenden Impedanz geeignet ist. Vorzugsweise ist die Hochfrequenz-Hochspannungsversorgungseinheit 18 dazu ausgebildet, mehrere unterschiedliche vorbestimmte Wechselspannungen zum Messen von Impedanzen bei unterschiedlichen Frequenzen abzugeben. Dies wird im Beispielsfall durch die Steuereinheit 24 gesteuert. Die Steuereinheit 24 gibt dabei ein Betriebssignal sowohl an die Hochfrequenz-Hochspannungsversorgungseinheit 18 als auch an die Verarbeitungseinheit 22 ab. Das Betriebssignal kennzeichnet dabei die jeweils von der Hochfrequenz-Hochspannungsversorgungseinheit 18 bereitzustellende und von der Verarbeitungseinheit 22 für das Bestimmen einer dielektrischen Eigenschaft eines zwischen der ersten Elektrode 20 und der zweiten Elektrode 16 befindlichen Mediums zugrundezulegende vorbestimmte Wechselspannung.
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Weiterhin ist die Verarbeitungseinheit 22 so ausgebildet, dass sie immer dann ein Steuersignal generiert und an die Steuereinheit 24 abgibt, wenn das Bestimmen der dielektrischen Eigenschaft des zwischen den Elektroden 16 und 20 befindlichen Mediums und der Vergleich mit dem entsprechenden Referenzwert zu einem Ergebnis führt, das anzeigt, dass die erste Elektrode nicht mehr von körperverträglicher Flüssigkeit umgeben ist. Ein derartiges Steuersignal veranlasst die Steuereinheit 24 vorzugsweise dazu, eine Abgabe von zum Schneiden von Körpergewebe geeigneter Schneidspannung zu unterbinden. Auf diese Weise kann verhindert werden, dass durch elektrochirurgisches Schneiden mit der ersten Elektrode 20 Muskelgewebe eines Hohlorgans perforiert wird.
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Außerdem besitzt das Elektrochirurgiesystem 10 eine Nutzerschnittstelle 26, die es einem Nutzer erlaubt, eine Auswahl einer körperverträglichen Flüssigkeit aus einer Mehrzahl vorgesehener körperverträglicher Flüssigkeiten zu treffen und auf diese Weise die ausgewählte körperverträgliche Flüssigkeit repräsentierenden Referenzwerte für den Betrieb der Verarbeitungseinheit 22 zu bestimmen. Dazu kann die Nutzerschnittstelle 26 Eingaben eines Nutzers erfassen und daraus ein Eingabesignal bestimmen, welches eine Auswahl wenigstens eine körperverträgliche Flüssigkeit repräsentierenden Referenzwertes aus einer Gruppe von verschiedene körperverträgliche Flüssigkeiten repräsentierenden Referenzwerten bewirkt. Dies erlaubt den einfachen Einsatz unterschiedlicher körperverträglicher Flüssigkeiten als Pufferflüssigkeiten mit jeweils eigenen dielektrischen Eigenschaften. Ein Operateur kann somit eine geeignete körperverträgliche Flüssigkeit wählen und das Elektrochirurgiesystem auf die gewählte körperverträgliche Flüssigkeit einstellen, indem der Operateur über die Nutzerschnittstelle die körperverträgliche Flüssigkeit bzw. die zu dieser körperverträglichen Flüssigkeit hinterlegten Referenzwerte aufruft, auswählt und damit für die Verarbeitung durch die Verarbeitungseinheit 22 zugrundelegt.
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Außerdem kann die Nutzschnittstelle 26 auch ausgebildet sein, ein Warnsignal für den Operateur zu generieren, falls die Verarbeitungseinheit 22 ein Steuersignal generiert, dass anzeigt, dass die erste Elektrode 20 nicht mehr von der körperverträglichen Flüssigkeit umgeben ist.
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In einer nicht dargestellten bipolaren Ausführung des Elektrochirurgiesystems ist anstelle der Neutralelektrode eine zweite Elektrode in dem Elektrochirurgieinstrument 14 vorgesehen, welche analog zu der dargestellten Neutralelektrode mit der Hochspannungsversorgungseinheit 18 und der Verarbeitungseinheit 22 verbunden ist.
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2 illustriert beispielhaft, wie ein erfindungsgemäßes Elektrochirurgiesystem für die endoskopische Mukosaresektion (EMR) oder die endoskopische Submukosadissektion (ESD) verwendet werden kann. Hierfür wird ein Endoskop 28 genutzt, in dem das Elektrochirurgieinstrument 14 mit der ersten Elektrode 20 in einem Lumen geführt ist.
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2 zeigt Muskelgewebe 30 eines Hohlorgans, welches von einer Schleimhaut (Mukosa) 32 bedeckt ist. Die Schleimhaut weist einen Tumor 34 auf. Im Bereich des Tumors 34 ist unter die Schleimhaut eine körperverträgliche Flüssigkeit 36 als Pufferflüssigkeit injiziert, um dort die durch den Tumor 34 geschädigte Schleimhaut 32 von dem darunterliegenden Muskelgewebe 30 zu lösen. Zu erkennen ist, dass die erste Elektrode 20 vollständig von der körperverträglichen Flüssigkeit 36 umgeben ist. Dies ist die gewünschte Position der ersten Elektrode 20. Insbesondere muss der Operateur verhindern, dass die erste Elektrode 20 in das Muskelgewebe 30 eindringt.
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Erfindungsgemäß erfolgt dies dadurch, dass das Elektrochirurgiesystem auf die vorbeschriebene Weise ständig prüft, ob die erste Elektrode 20 noch von der körperverträglichen Flüssigkeit 36 umgeben ist oder von Körpergewebe, beispielsweise dem Muskelgewebe 30. Falls die von dem erfindungsgemäßen Elektrochirurgiesystem durchgeführte Impedanzspektroskopie ergibt, dass die erste Elektrode 20 in Körpergewebe, wie das Muskelgewebe 30, eindringt, erzeugt das Elektrochirurgiesystem ein Steuersignal, das die Abgabe einer zum Schneiden von Körpergewebe geeigneten Schneidspannung unterbindet.
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Die 3 und 4 illustrieren das elektrochirurgische Schneiden von Körpergewebe (3) bzw. einen Zustand vor der Dissektion (4).
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Elektrochirurgiesystem
- 12
- Elektrochirurgiegenerator
- 14
- Elektrochirurgieinstrument
- 16
- zweite Elektrode
- 18
- Hochfrequenz-Hochspannungsversorgungseinheit
- 20
- erste Elektrode
- 22
- Verarbeitungseinheit
- 24
- Steuereinheit
- 26
- Nutzerschnittstelle
- 28
- Endoskop
- 30
- Muskelgewebe
- 32
- Schleimhaut (Mukosa)
- 34
- Tumor
- 36
- körperverträgliche Flüssigkeit