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Anwendungsgebiet und Stand der Technik
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Die Erfindung betrifft eine Einrichtung mit einem Dentalinstrument zur endodontischen Behandlung, insbesondere zur Wurzelkanalaufbereitung, mit einem Werkzeug in Form einer Zahnfeile und einem Antrieb zum Erzeugen einer Arbeitsbewegung des Werkzeugs mit einem zur rotierenden Arbeitsbewegung ausgebildeten Rotationsantrieb des in einem Werkzeughalter aufgenommenen Werkzeugs und mit einem in Längsrichtung des Werkzeugs wirkenden in Achsrichtung des Werkzeugs angeordneten Schwingungserzeuger, wobei der Rotationsantrieb und der Schwingungserzeuger gesondert voneinander steuer- und betätigbar sind.
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Bei einer Wurzelkanalaufbereitung von Zähnen zum Säubern und Erweitern des Wurzelkanals folgt das konisch zur Spitze zulaufende flexible Werkzeug, das üblicherweise als Zahnfeile bezeichnet wird, jedoch meist mit definierten, wendelförmigen Schneiden und dazwischenliegenden Spanräumen ähnlich einer Reibahle ausgebildet ist (siehe
EP 1 752 109 A1 und
EP 256 810 A1 ), der natürlichen Krümmung des Wurzelkanals.
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Die Arbeitsbewegung, die zum Abtrag von Material im Wurzelkanal führt, wurde früher manuell durch Auf-und-Ab-Bewegung des Dentalinstruments durch den Behandelnden ausgeführt, daher auch der Begriff Zahnfeile.
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Die
EP 0 139 960 A1 und die
DE 3105 424 A1 zeigen Dentalinstrumente zur Wurzelkanalaufbereitung, bei denen das Werkzeug zur Arbeitsbewegung durch einen Ultraschall-Erzeuger in hochfrequente Schwingungen versetzt wird. Das Werkzeug ist dabei gegenüber dem Ultraschall-Erzeuger abgewinkelt. Die Schwingung wirkt daher ungerichtet und überwiegend quer zur Werkzeug-Längserstreckung. Dies erzeugt Schwingungen mit ausgeprägten Schwingungsbäuchen, was zu einem ungleichmäßigen Abtrag über die Länge des Wurzelkanals führen und Stufen bilden kann. Es kann im Wurzelkanal zur Entstehung von irregulären Rillen und Abweichungen vom natürlichen Kanalverlauf führen, die vom Behandler kaum zu beeinflussen sind. Insbesondere die Stufenbildung in der Umgebung des tieferen Kanalverlaufs kann zur Folge haben, dass die Behandlung über diese Stelle hinaus nicht mehr möglich ist.
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Die
EP 0 161 196 A1 , die
DE 39 13 614 A1 und die
DE 28 52 040 A1 zeigen Dentalinstrumente zur Wurzelkanalaufbereitung, die einen Rotationsantrieb haben. Bei den beiden Ersteren dient der Rotationsantrieb in erster Linie dazu, über einen Exzenter das Werkzeug in hämmernde niederfrequente Längs-Bewegungen zu versetzen, wenn der Behandelnde in Richtung des Zahns Druck ausübt. Bei der
EP 0 161 196 A1 kann sich dabei das Werkzeug auch um einen begrenzten Winkelbereich hin und her drehen, während bei der
DE 39 13 614 A1 der Exzenter durch Anlaufen an einer Nutwandung Anstöße in Drehrichtung geben kann. Die
DE 28 52 040 A1 befasst sich hauptsächlich mit der Durchleitung einer Spülflüssigkeit durch einen von einem Drehantrieb über eine Taumelscheibe in niederfrequentierte, nämlich von der Rotation abhängige Schwingungen versetztes flexibles Teil. In einer Version für die Wurzelkanalaufbereitung wird in einen flexiblen, in Schwingungen versetzten, nicht rotierenden Block ein Werkzeug ähnlich einer Rundfeile eingesetzt.
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Die
EP 1 661 528 A1 zeigt ein Werkzeug zur Wurzelkanalaufbereitung, das eine definierte, schlank konische wendelförmige Schneide hat und aus einer Nickel-Titan Legierung (Form-Gedächtnislegierung (FGL)) besteht. Es kann durch entsprechende Wärmebehandlung in den austenitischen oder martensitischen Zustand versetzt werden, was bei dem hochbelasteten schlanken Werkzeug, das auch in gekrümmte Kanäle eindringen muss, besonders wichtig ist.
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WO 2014 / 089 675 A1 offenbart ein handgehaltenes Werkzeug zum Bewegen eines endodontischen Instruments zum Vorbereiten eines Wurzelkanals zum Füllen bei einem Wurzelkanalverfahren, wobei das Werkzeug einen axialen Antriebsmechanismus für axiales Hin- und Herbewegen eines Spannfutters und eine Steuerung zum Steuern einer Drehbewegung des Spannfutters in Vorwärts- und Rückwärtsrichtung und zum Steuern einer axialen Hin- und Herbewegung des Spannfutters aufweist.
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CA 2 799 718 A1 beschreibt ein endodontisches Instrument zur Präparation eines Wurzelkanals, bei dem eine axiale Schwingungsbewegung von einer Rotationsbewegung über einen Exzenter abgeleitet wird. Rotation und Schwingung sind dabei abhängig voneinander steuer- und betätigbar.
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In der
US 35 147 E wird eine zahnärztliche Werkzeughaltervorrichtung zum Halten eines endodontischen Feilwerkzeugs offenbart, wobei das Werkzeug eine Drehbewegung und Schwingungen in Querrichtung des Werkzeugs ausführen kann.
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US 6 171 108 B1 offenbart ein Mittel zum Reinigen und Erweitern eines Wurzelkanals eines Zahns mit einem Drehantrieb mit einer Spannfutteranordnung zum Drehen einer endodontischen Feile, die in der Spannvorrichtung angeordnet ist. Es wird außer einer rotierenden Arbeitsbewegung keine Schwingung induziert, sondern es wird ein Vorschieben und Zurückziehen der endodontischen Feile mit kontrollierten Geschwindigkeiten beschrieben, so dass die Feile nicht übermäßig belastet wird, während der Wurzelkanal gereinigt und erweitert wird.
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Aufgabe und Lösung
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Aufgabe der Erfindung ist es, eine Einrichtung mit einem Dentalinstrument zu schaffen, das bei geringer Druck- und Wärmebelastung eine hohe Wirksamkeit bei der Säuberung und Erweiterung des Wurzelkanals hat.
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Gelöst wird diese Aufgabe durch eine Einrichtung mit einem Dentalinstrument zur endodontischen Behandlung, insbesondere zur Wurzelkanalaufbereitung, mit einem Werkzeug in Form einer Zahnfeile und einem Antrieb zum Erzeugen einer Arbeitsbewegung des Werkzeugs, mit einem zur rotierenden Arbeitsbewegung ausgebildeten Rotationsantrieb des in einem Werkzeughalter aufgenommenen Werkzeugs und mit einem in Längsrichtung des Werkzeugs wirkenden in Achsrichtung des Werkzeugs angeordneten Schwingungserzeuger, wobei der Rotationsantrieb und der Schwingungserzeuger gesondert voneinander steuer- und betätigbar sind, und wobei der Schwingungserzeuger ein als Piezostapelaktor ausgebildeter Ultraschallerzeuger ist, der in dem vom Rotationsantrieb rotierend angetriebenen Werkzeughalter mitdrehend angeordnet ist.
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Bei der Erfindung ist also die eigentliche Arbeitsbewegung die Rotation des Werkzeugs, das bevorzugt mit definierter Schneide Material von der Wurzelkanalwand abträgt. Insbesondere, wenn durch Zurückziehen des Werkzeugs oder durch gezielte Unterbrechung der Rotation das Werkzeug von der Kanalwand frei kommt, bewirkt die hochfrequente Schwingung, dass einerseits Spülflüssigkeit in den Wurzelkanal transportiert und andererseits Späne, die sich in den Spannuten sammeln und dort auch leicht verklebt sein könnten, lösen und weggespült werden können. Das verhindert eine unzulässige Erwärmung des Werkzeugs und verringert die Gefahr des Werkzeugbruchs, der praktisch zum Verlust des Zahns führen würde. Diese Kombination der Arbeitsbewegungen, die von der jeweils gesonderten Antreibbarkeit von Rotation und Schwingung ermöglicht werden, schafft diese Vorteile.
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Da der Schwingungserzeuger in einem vom Rotationsantrieb rotierend angetriebenen Werkzeughalter mitdrehend angeordnet ist, wird eine bevorzugte Ausführung ermöglicht, bei der der Werkzeughalter mit dem Schwingungserzeuger und Werkzeug zusammen in das Dentalinstrument einsetzbar und austauschbar ist.
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Bei der Behandlung mit rotierendem Werkzeug folgt im Wurzelkanal das um die eigene Längsachse rotierende, konisch zur Spitze zulaufende Instrument, dessen vorgegebener natürlicher Krümmung und garantiert die Erweiterung des ursprünglichen Kanalverlaufs ohne nennenswerte Abweichungen. Es wird in dem gekrümmten Bereich aber unterschiedlichen Torsions-Belastungen ausgesetzt, die trotz einer möglichen Drehmomentbegrenzung im Antrieb zu verstärkter Wärmeentwicklung führen könnten.
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Durch den Abtrag von Dentin von der Wand des Wurzelkanals kommt es zur Anpassung seiner Kontur an die Form des Werkzeugs über dessen gesamte in den Kanal inserierte Länge. Die Spanräume füllen sich mit abgetragenem Material, das auch bei ausreichender Spülung nur unzureichend abtransportiert wird. Die Schneidleistung würde sich reduzieren, der Behandler würde mit verstärktem Druck reagieren, was die Wärmebelastung weiter erhöht.
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Das wäre besonders schädlich bei der bevorzugten Verwendung einer FGL-Legierung für das Werkzeug, da die mit der Erwärmung des Materials einhergehenden Gefügeveränderungen des Kristallgitters zu einer deutlichen Erhöhung des Elastizitätsmoduls mit der Folge eines Instrumentenbruchs führen können.
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Mit einem rotierenden Werkzeug kann die Gängigkeit und die Erweiterung des Wurzelkanals ohne wesentliche Abweichungen von seinem ursprünglichen Verlauf sichergestellt werden. Zusätzliche hochfrequente Schwingungen werden dann wirksam, wenn sich bei kurzen Hubbewegungen das Werkzeug beim Herausziehen von der Kanalwand gelöst hat. Der entstehende geringe irreguläre Materialabtrag reduziert die Formkongruenz zwischen Kanalwand und Instrument und verringert damit zunächst die Reibung bei einem erneuten Vorschub. Außerdem wird bei wirksamer Schwingung des Werkzeugs die Spülflüssigkeit aktiviert und in den engen Wurzelkanal transportiert, z.B. durch akustische Strömung („accoustic streaming“). Ferner werden die Spanräume des Werkzeugs gereinigt. Die Anwendung von hochfrequenten Schwingungen bei einem durch Rotation arbeitenden Werkzeug führt somit zur Reduktion der Wärmeentwicklung und damit zur Verringerung der Gefahr von Torsions-Brüchen des Werkzeugs.
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Die Erfindung schafft ferner eine Steuerungseinrichtung für den Rotationsantrieb und den Schwingungserzeuger, wobei der Rotationsantrieb und der Schwingungserzeuger jeweils in vorgegebener Abhängigkeit von wenigstens einem der folgenden Merkmale ansteuerbar sind:
- vom Drehmoment und/oder der Drehzahl des Rotationsantriebs, von einer Erfassung der Vorschubposition der Zahnfeile und/oder von einem Zeitsteuerglied. Es kann somit vorprogrammiert zum Beispiel die Folge: „Abtrag durch Rotation des Werkzeugs - Einsetzen der Schwingung - Arbeits- und Schwingungsdauer etc“ zur Optimierung der Behandlung gesteuert werden.
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Dazu kann die Steuerungseinrichtung wenigstens eines der folgenden Merkmale aufweisen: Sie kann wenigstens eine Drehmoment- und/oder Drehzahl-Messeinrichtung zur Messung des jeweiligen Arbeitszustand des Rotationsantriebs; wenigstens eine vom Drehmoment-Zustand angesteuerte Entscheidungs-Logik mit Ausgangssignalen für verschiedene vorgegebene Drehmomentzustands-Bereiche, wie Drehmoment-Sollzustand, Drehmoment-über-Sollzustand und/oder Drehmoment-unter-Sollzustand; eine Schalteinrichtung zur Aktivierung des Schwingungserzeugers, die vorzugsweise vom Drehmomentzustand des Rotationsantriebs ansteuerbar ist; eine Schalteinrichtung zur Aktivierung des Rotationsantriebs, die auf Ausgangssignale der Entscheidungs-Logik anspricht und insbesondere bei einem dem Drehmoment-Sollzustand zugehörigen Ausgangssignal den Rotationsantrieb aktiviert, und/oder ein Zeitglied enthalten, das insbesondere zur zeitbegrenzten Aktivierung des Rotationsantriebs unabhängig von einem der Ausgangssignale der Entscheidungslogik ausgebildet ist. Zur Aktivierung des Schwingungserzeugers kann sie von einem Ausgangssignal der Entscheidungslogik „Drehmoment-unter-Sollzustand“ und vorzugsweise auch „Drehmoment-über-Sollzustand“ ansteuerbar sein. Ferner kann sie zur Aktivierung des Rotationsantriebs zur Steuerung wenigstens eines von folgenden Zuständen des Rotationsantriebs ausgebildet sein: Rotation in Arbeitsrichtung, kurzzeitige Rotation, Gegenrotation, Kombination dieser Rotationszustände und Rüttelbewegung.
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Die Erfindung schafft also eine Einrichtung mit einem Dentalinstrument zur endodontischen Behandlung, insbesondere zur Wurzelkanalaufbereitung Sie weist ein Werkzeug in Form einer Zahnfeile und einen Rotationsantrieb zum Erzeugen einer Arbeitsbewegung des Werkzeugs auf. Ein in Längsrichtung des Werkzeugs wirkender Schwingungserzeuger ist ein Ultraschallerzeuger, der i.w. in Achsrichtung des Werkzeugs angeordnet und wirksam ist. Eine Steuereinrichtung bewirkt, dass in Abhängigkeit vom Drehmoment und/oder der Drehzahl des Rotationsantriebs der Schwingungserzeuger eingeschaltet und gegebenenfalls auch das Rotationsverhalten des Rotationsantriebs beeinflusst wird. Damit kann z.B. die Schwingungsphase immer dann eingeschaltet und wirksam werden, wenn das Werkzeug im Wurzelkanal etwas entlastet wird, so dass Späne aus den Spannuten des Werkzeugs freigegeben werden.
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Die vorstehenden und weitere Merkmale gehen außer aus den Ansprüchen auch aus der Beschreibung und den Zeichnungen hervor, wobei die einzelnen Merkmale jeweils für sich allein oder zu mehreren in Form von Unterkombinationen bei einer Ausführungsform der Erfindung und auf anderen Gebieten verwirklicht sein und vorteilhafte sowie für sich schutzfähige Ausführungen darstellen können. Die Unterteilung der Anmeldung in einzelne Abschnitte sowie Zwischenüberschriften beschränken die unter diesen gemachten Aussagen nicht in ihrer Allgemeingültigkeit.
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Figurenliste
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung schematisch dargestellt und wird im Folgenden näher erläutert. Es zeigen:
- 1 einen Teil-Längsschnitt durch den Kopf eines Dentalinstrumentes mit einem Schwingungserzeuger in Form eines Piezostapelaktors (unaktiviert) und einen zu behandelnden Zahn,
- 2 den Kopf des Dentalinstrumentes mit aktiviertem Piezostapelaktor,
- 3 ein schematisches Blockschaltbild für den Betrieb des Dentalinstrumentes und
- 4 ein Blockschaltbild eines Details aus 3.
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Detaillierte Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels
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In 1 ist schematisch der Kopf eines Hand- oder Winkelstücks eines Dentalinstrumentes 11 für die Wurzelkanalaufbereitung gezeigt. In einem Gehäuse 12 ist über ein Kegelrollenlager 13 eine Werkzeugaufnahme 14 in Form einer Hülse gelagert. Sie wird über ein Kegelzahnrad 15 von einem Kegelritzel 16 auf einer rotierenden Antriebswelle 17 rotierend angetrieben. Zusammen mit nur einem nur schematisch dargestellten Motor 18 wird dadurch ein Rotationsantrieb 19 geschaffen. Der Motor kann wegen seines höheren Drehmomentes bevorzugt ein Elektromotor, ggf. mit einem Getriebe, oder eine pneumatisch angetriebene Turbine sein.
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In die Werkzeugaufnahme 14 ist ein Werkzeughalter 20 eingesetzt, der zusammen mit einem Werkzeug 21 eine im Handstück auswechselbare Einheit bildet, wobei jedoch das Werkzeug ebenfalls im Werkzeughalter 20 auswechselbar ist.
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Das Werkzeug ist langgestreckt konisch zur Spitze zulaufend und flexibel. Es wird üblicherweise als Zahnfeile bezeichnet, hat jedoch meist definierte, wendelförmige Schneiden und dazwischenliegende, ebenfalls rinnenförmige Spanräume ähnlich einem Spiralbohrer, jedoch in der Funktion eher einer Reibahle vergleichbar. Da ein Wurzelkanal, wie der in 1 dargestellte Wurzelkanal 22 im Zahn 23, in den das Werkzeug bohrungsfüllend eindringen und rotativ arbeiten soll, häufig gekrümmt ist, muss das Werkzeug sehr flexibel sein.
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Dazu ist es bevorzugt aus einer Legierung mit pseudoelastischem Verhalten, auch als Superelastizität bezeichnet, hergestellt, beispielsweise aus einer Nickel-Titan Legierung, die einer besonderen Temperaturbehandlung unterzogen wurde. Der Werkstoff liegt dabei in der Hochtemperaturphase mit austenitischem Gefüge vor oder wird mit martensitischer Struktur verwendet. Im richtigen Temperaturbereich kann somit die Elastizität um ein Vielfaches ohne Gefahr eines Werkzeugbruchs gesteigert werden.
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In dem Werkzeughalter 20 ist, in direktem Kontakt mit dem Werkzeug 21, ein Schwingungserzeuger 25 in Form eines Piezostapelaktors 24 angeordnet. Es handelt sich um einen Stapel von zahlreichen Piezo-Elementen 26, die ihre unter Spannung erzeugte Ausdehnung in Längsrichtung des Werkzeugshalters 20 und damit des Werkzeugs 21 haben. Unter der Kraft einer Feder 27 wird das Werkzeug in Kontakt mit dem Schwingungserzeuger 25 gehalten. Der Werkzeughalter 20 hat an seinem werkzeugfernen Ende einen exzentrisch liegenden Vorsprung 28, der einerseits für eine rotative Kopplung des Werkzeughalters 20 in der Werkzeugaufnahme 14 sorgt, andererseits dort mit einem Schnappverschluss 29 festgelegt ist und an seiner oberen, stirnseitigen, gewölbten Fläche im Zusammenwirken mit einem im Gehäuse vorgesehenen Gegenkontakt-Element 31 einen elektrischen Kollektor 30 bzw. Schleifkontakt für die Zuleitung der Steuerspannung zum Schwingungserzeuger bildet. Die Steuerspannung kommt von einem Elektronikbaustein „Steuerung Stapelaktor“ 32, der anhand der 3 und 4 noch erläutert wird. Durch diese Steuerung wird eine hochfrequente Schwingung im Ultraschallbereich angeregt.
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2 zeigt denselben Kopf des Dentalinstrumentes 11 wie 1, jedoch mit aktiviertem und damit in seiner Längserstreckung vergrößertem Piezo-Schwingungserzeuger 25, der sich gegen die Feder 27 ausgedehnt hat. Diese sorgt bei Spannungsabfall für die Rückholung. Durch die Stapelung der Piezo-Elemente 26 kann eine erhebliche Amplitude erzeugt werden, wenn Sie auch in 2 zur Veranschaulichung überhöht dargestellt ist.
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Es ist also zu erkennen, dass das Werkzeug 21 zwar über den Rotationsantrieb 19 zu seiner Haupt-Arbeitsbewegung rotativ, jedoch über den Schwingungserzeuger 25 auch schwingend, und zwar in Längsrichtung des Werkzeugs, angetrieben werden kann. Dabei sind beide Bewegungsvorgänge unabhängig voneinander ansteuerbar, so dass sie gezielt nacheinander oder auch gemeinsam betrieben werden können, und zwar über die in 3 und 4 dargestellte Steuerungseinrichtung 32. Ferner ist der unmittelbare Kontakt des Schwingungserzeugers 25 mit dem Werkzeug 21 dadurch gewährleistet, dass beide in dem Werkzeughalter 20 zusammen angeordnet bzw. gehaltert sind.
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3 zeigt ein schematisches Schaltbild der Steuerungseinrichtung 32, die eine intelligente Motorelektronik 33 enthält, die in 4 näher spezifiziert ist. Die Steuereinrichtung ist als integriertes elektronisches Bauelement oder aus mehreren elektronischen Bauelementen aufgebaut und kann einen noch zu beschreibenden Funktionsablauf ausführen. Eine Drehmoment-Messeinrichtung 34 misst das jeweilige Drehmoment des Motors, also damit den Widerstand des Werkzeugs 21 im Wurzelkanal 22, und leitet diesen Messwert einer Entscheidungslogik 35 zu. Befindet sich das Drehmoment in einem Soll-Bereich, so wird über das Element 36 der Motor weiter betrieben, d.h. das Werkzeug 21 arbeitet im Wurzelkanal 22. Wird das Drehmoment von der Drehmoment-Messeinrichtung 34 als über dem Sollbereich liegend detektiert, was auch durch einen Drehzahlabfall festgestellt werden kann, wird über das Element 37 eine Unterbrechung der Motorrotation eingeleitet. Damit wird verhindert, dass das Werkzeug, z.B. durch Verstopfung der Spannuten oder zu starken Druck durch den Behandelnden, überlastet wird und sich zu stark erhitzt. Dies könnte außer zu einer Schädigung des Wurzelkanals auch zu einem Bruch des Werkzeugs führen, insbesondere, wenn das Werkzeug im superelastischen Bereich eingesetzt wurde. Durch die Erwärmung könnte der superelastische Bereich verlassen werden und das Werkzeug brechen. Eine Unterbrechung der Rotation kann auch eingeleitet werden, wenn das Drehmoment unter dem Sollbereich liegt, zum Beispiel, wenn der behandelnde das Werkzeug aus dem Eingriff im Wurzelkanal bringt. Ein Zeitglied kann allerdings dafür sorgen, dass die Drehung nach einer einstellbaren Zeit von einigen Sekunden, z.B. 2 bis 5 Sekunden, wieder anläuft.
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Bevorzugt wird zugleich mit der Unterbrechung der Rotation über ein Schwingungssteuerglied 38 in der Motorelektronik 33 die Steuerungseinrichtung 32 für den Schwingungserzeuger 25 angesteuert, so dass das Werkzeug in eine hochfrequente Längsschwingung versetzt wird. Das bedeutet also, dass, wenn der Behandelnde das Werkzeug freigibt oder etwas zurückzieht, die Längsschwingung einsetzt und den Abrieb aus dem Wurzelkanal, der meist etwas klebrig ist, in den Spannuten löst. Gleichzeitig kann Spülflüssigkeit, die gesondert zugegeben wird, eindringen. Sie wird durch den Effekt der akustischen Strömung („accoustic streaming“) in den so gebildeten Spalt 40 zwischen Werkzeug 21 und Wurzelkanal 22 hineingezogen.
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Es ist auch möglich, die Steuerungseinrichtung zu weiteren Abläufen zu programmieren, z.B. zu einer Gegenrotation (siehe Element 41), und zwar entweder während der reinen Schwingungsphase oder vor oder nach dieser. Auch eine Kombination aus verschiedenen Reziprozitätsbewegungen (vgl. Element 42) oder eine Rüttelbewegung (kurzfristige Vor- und RückDrehung des Rotationsantriebs vgl. Element 43 in 3), ggf. mit gleichzeitiger Schwingungsanregung, kann eingestellt werden und der Befreiung des Werkzeugs von Bearbeitungsrückständen und damit der Wirksamkeit des Werkzeugs dienen.
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Die Steuereinrichtung erlaubt es auch, über ein Zeitsteuerglied einen vorgegebenen Funktionsablauf vorzuprogrammieren, indem nach einer eingestellten Bearbeitungszeit (Rotation) diese unterbrochen oder umgekehrt wird und die Schwingung eingeleitet wird. Damit wird verhindert, dass das Werkzeug zu lange im Wurzelkanal arbeitet, auch wenn der Soll-Drehmomentbereich noch nicht verlassen ist. Auch kann zusätzlich oder anstelle der Drehmoment-Überwachung ein an sich bekanntes System zur Messung und Überwachung der Position des Werkzeugs in Bezug auf den zu behandelnden Zahn als Steuersignal zur Zu- bzw. Umschaltung zwischen Rotation und Schwingung eingesetzt werden. In jedem Falle kann sichergestellt werden, dass das Werkzeug etwas außerhalb des Bearbeitungsbereichs wirksam gereinigt und dem Wurzelkanal im Bearbeitungsbereich Spüllösung zugeführt wird.
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Bezugszeichenliste
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- 11
- Dentalinstrument
- 12
- Gehäuse
- 13
- Kegelrollenlager
- 14
- Werkzeugaufnahme
- 15
- Kegelzahnrad
- 16
- Kegelritzel
- 17
- Antriebswelle
- 18
- Motor
- 19
- Rotationsantrieb
- 20
- Werkzeughalter
- 21
- Werkzeug
- 22
- Wurzelkanal
- 23
- Zahn
- 24
- Piezostapelaktor
- 25
- Schwingungserzeuger
- 26
- Piezo-Element
- 27
- Feder
- 28
- Vorsprung
- 29
- Schnappverschluss
- 30
- Kollektor
- 31
- Gegenkontakt-Element
- 32
- Steuerungseinrichtung
- 33
- Motorelektronik
- 34
- Drehmoment-Messeinrichtung
- 35
- Entscheidungslogik
- 36
- Element
- 37
- lement
- 38
- Schwingungssteuerglied
- 40
- Spalt
- 41
- Element
- 42
- Element
- 43
- Element