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Hintergrund der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung betrifft allgemein die Medizintechnik und insbesondere die Ophthalmologie, nämlich intraokulare Implantate für Katarakt-Operationen bei schwierigen Fällen mit schwerer zonularer Dehiszenz.
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Nach einer Kataraktentfernung mit Komplikationen durch einen schweren Kapseltaschenriss oder eine schwere zonulare Dehiszenz gibt es in der Regel ein Problem bei der Befestigung der Intraokularlinse (IOL). Von Augenchirurgen werden heute viele verschiedene Befestigungstechniken verwendet. Abhängig von der Position der implantierten IOL gibt es drei Arten der Befestigung: 1. Die Befestigung in der vorderen Kammer(ac)-speziell designte IOL-Modelle ermöglichen das Positionieren zwischen der Kornea und der Iris mit drei oder vier Stützpunkten am Vorderkammerwinkel; 2. Die Befestigung an der Iris (a) mit Iris-Klauen-Modellen, (b) eine Hinterkammer-(pc)-IOL-Mechanik wird mit der Iris vernäht, (c) durch eine Technik zum Abstützen der pc IOL-Mechanik an der Iriswurzel (entwickelt und verwendet durch den Autor seit 2007 [3, 4]); 3. Die sklerale Befestigung a) durch Vernähen unter den episkleralen Klappen (gerade oder invertierte Klappen, Hoffman-Taschen), b) durch eine geklebte IOL-Technik (Agarwal). Die erste Gruppe der Befestigungsarten bietet die beste Zentrierung und eine gute Stabilität der IOL-Position, kann aber zu einer Keratopathie und/oder einem sekundären Glaukom führen, da die Pupille blockiert wird. Die dritte Gruppe positioniert die IOL weit von der Pupille entfernt, aber nahe an der Retina, wodurch die Wahrscheinlichkeit einer Retinaablösung steigt; darüber hinaus bieten diese Techniken eine relativ schlechte Zentrierung der IOL und eine geringe Stabilität (geklebte IOL). Die Untermengen a) und b) der zweiten Gruppe bieten ebenfalls eine relativ schlechte Zentrierung und eine geringe Stabilität; die Untergruppe c) der Iris-Befestigungstechniken wurde vom Autor vorgeschlagen und seit 2007 verwendet – die beste Zentrierung der IOL ergibt sich dank zweier federnder Stützen auf dem Vorderkammerwinkel, mit einer für acht Jahre nachgewiesenen Stabilität. Diese Technik verursacht jedoch eine Pupillennarbe und einige Einschränkung bei der Pupillenreaktion.
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Folglich träumt jeder Augenchirurg von einer IOL, die weit hinter der Pupille positioniert ist, bei der er aber die Vorderkammerwinkelpunkte für eine bestmögliche Zentrierung nutzen kann.
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Zusammenfassung
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Die vorliegende Erfindung hat zur Aufgabe, einen universellen Halter für pc IOLs mit einer optischen Positionierung hinter der Pupille zu schaffen, der sich jedoch am Iriswurzelgewebe abstützt und wenigstens vier Stützen zum Abstützen auf dem Vorderkammerwinkel aufweist, um eine bestmögliche Zentrierung zu erreichen.
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Der Name „künstliche Kapseltasche“ ist am gängigsten und wurde dem erfindungsgemäßen Implantat vom Autor verliehen, da es den Kapselsack der menschlichen Linse durch eine Hinterkammer-IOL funktional ersetzt. Ein ähnliches Patent mit der Bezeichnung (“Capsular bag for artificial vitreous body and method for manufacturing the same” [1]) wird als der nächstliegende Stand der Technik betrachtet.
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In Realität handelt es sich bei dem erfindungsgemäßen Implantat um einen Rahmen, der aus einem endlosen Kunststoffdraht mit einem guten mechanischen Gedächtnis (z. B. Polypropylen) hergestellt ist, der strukturell einem Malyuginring [2] ähnelt, der für andere Anwendungen eingesetzt wird – nämlich zur Pupillenerweiterung. Der erfundene Rahmen hat drei Abschnitte – nämlich einen zentralen Halter für eine IOL-Optik und zwei Flügel zum Abstützen auf dem Iriswurzelgewebe.
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Ein besseres Verständnis der Erfindung kann durch die nachfolgende detaillierte Beschreibung in Verbindung mit den zugehörigen Zeichnungen erlangt werden, die nachstehend kurz beschrieben werden.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen:
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Es zeigen:
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1: eine Frontansicht einer künstlichen Kapsel-„Rahmen“-Tasche;
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2: eine Seitenansicht derselben;
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3: eine Aufsicht auf dieselbe;
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4: eine schematische Darstellung einer künstlichen Kapseltasche mit einer pcIOL innerhalb eines Augapfels;
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5: eine Ansicht der Kapseltasche von unten;
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6: eine Ansicht einer gefalteten künstlichen Kapseltasche innerhalb einer Kartusche, fertig für die Implantation;
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7: eine Ansicht eines ersten Schrittes einer Implantation einer künstlichen Kapseltasche (Einführen der Spitzen der zusammengeklappten Flügel in zuvor hergestellte Iridektomieöffnungen);
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8: eine Ansicht eines zweiten Schrittes der Implantation (die Flügel werden freigegeben und spreizen sich auf die vordere Fläche der Iris, während der zentrale Halter in der hinteren Kammer verbleibt);
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9: eine finale Ansicht einer entfalteten künstlichen Kapseltasche, die in den Augapfel implantiert wurde;
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10: eine Darstellung des Einsetzens einer pcIOL in den zentralen Halter der künstlichen Kapseltasche;
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11: eine schematische Ansicht von Kraftvektoren, die beim künstlichen Kapseltaschen-pcIOL-Komplex auftreten (mehrere Gegenkräfte „N“ wirken gegen die Schwerkraft „P“); und
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12: eine zweite beanspruchte Ausführungsform einer Kapseltasche mit länglichen, geflochtenen Abschnitten, die so geformt sind, dass sie am Irisgewebe vorbeilaufen und durch die Pupillenöffnung zurück in die hintere Kammer gelangen.
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Detaillierte Beschreibung der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung mit der Bezeichnung „Künstliche Kapseltasche“ ist aus einem endlosen Kunststoffdraht hergestellt. Die Kapseltasche wird durch zwei geflochtene Zöpfe in drei Abschnitte unterteilt wird – nämlich einen zentralen Halter 1 und zwei Flügel 5 (1–3). Der zentrale Halter 1 hat eine Aufnahme mit zwei oder mehr Schlaufen 2 für die Befestigung der IOL-Optik. Die geflochtenen Zöpfe 3, 4 haben jeweils zwei Abschnitte – ein erster Abschnitt 3, der am zentralen Rahmen 1 befestigt ist, steht senkrecht auf dessen Fläche und ist nach vorne gerichtet, und ein zweiter Abschnitt 4, der mit einem Flügel verbunden ist, steht senkrecht zum vorherigen Abschnitt 3 und bildet eine Ebene mit dem entsprechenden Flügel 5, wobei diese Ebene parallel zur Ebene des zentralen Rahmens 1 liegt.
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Nach der Implantation der erfindungsgemäßen Kapseltasche in den Augapfel wird die pcIOL-Optik 6 im zentralen Halter 1 positioniert und mittels der Schlaufen 2 gesichert (4 & 5). Die beiden implantierten Flügel 5 werden aufgrund ihrer Elastizität auf dem Iriswurzelgewebe gehalten und dank der vierfachen Stützen auf dem Vorderkammerwinkel 7 zentriert.
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Die erfindungsgemäße Kapseltasche ist elastisch ausgeführt und besitzt einen mechanischen Memoryeffekt, d.h. nach ihrer Herstellung wird sie gefaltet und in spezielle Kartuschen (6) eingesetzt. Zusätzlich ist anzumerken, dass jeder Flügel separat gefaltet werden und durch einen kleinen elastischen Ring 8 gesichert werden muss. Die letzte Maßnahme ist wichtig, um die Flügel durch kleine Öffnungen im Irisgewebe (Iridektomien) hindurchführen zu können. Die Operationstechnik bei der Implantation der erfindungsgemäßen künstlichen Tasche ist in den 7–9 dargestellt. Diese Technik ist eine verbesserte Version der pcIOL-Optik-Iriswurzel-Abstütztechnik (die vom Autor seit dem Jahr 2007 [3, 4] verwendet wird), dank derer es nicht mehr erforderlich ist, den Pupillen-Schließmuskel durchzuschneiden und bei der die Reaktion der Pupille ferner nicht mehr so stark eingeschränkt wird. Der Chirurg drückt den Kartuschen-Injektor langsam nach vorne, um die einzelnen Schritte der erfindungsgemäßen Technik auszuführen. Der erste Schritt (7) besteht im Wesentlichen darin, dass die Spitzen der Flügel durch die Irisöffnungen von der hinteren Kammer in die vordere Kammer hindurchgeführt werden. Während des zweiten Schritts entfernt der Chirurg die Ringe 8 mittels einer Pinzette von den Spitzen der gefalteten Flügel 5, wodurch die Flügel 5 freigegeben werden und sich auf der vorderen Fläche der Iris ausbreiten (8). Gleichzeitig wird die distale Schlaufe 2 freigegeben, wogegen die proximale Schlaufe noch am zweiten Zahn des Kartuschen-Kolbens verbleibt. Schließlich, falls alles gut abgelaufen ist, drückt der Chirurg den Injektionskolben bis zum Endpunkt, wodurch die proximale Schlaufe freigegeben wird. Dadurch entfaltet sich die künstliche Kapseltasche vollständig und nimmt ihre finale Position ein (9). Dann wechselt der Chirurg den Injektor und setzt die pcIOL zunächst in die vordere Kammer ein, beginnt dann mit dem Einsetzen des optischen Teils 6 der IOL in die distale Schlaufe, wodurch die distale Mechanik in den Ziliarsulkus verlagert wird, legt dann mit Hilfe einer Spatel die proximale Schlaufe über den oberen Rand des optischen Teils der IOL (10 zeigt diesen Moment), wodurch schließlich auch die proximale Mechanik der IOL in den Ziliarsulkus verlagert wird.
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11 zeigt ein Vektordiagramm von Kräften, die auf einen „künstlichen Kapseltaschen-pcIOL“-Komplex wirken, wenn der Patient vertikal nach oben blickt (maximale Belastung für das Aufhängungssystem): die Schwerkraft „P“ wird durch mehrere Stützkräfte „Nn“ kompensiert und vier Stützkräfte „Nc“ im vorderen Kammerwinkel halten die IOL zentriert.
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Die erfundene künstliche Kapseltasche ist universell verwendbar, d.h. sie erlaubt das Einsetzen eines beliebigen Modells einer pc IOL (ausgenommen plattenförmiger IOLs), ermöglicht eine bestmögliche Zentrierung und hält die IOL-Optik sicher in der bevorzugten Position – zwischen den Knotenpunkten einer natürlichen Augenlinse. Und schließlich wird diese Neuentwicklung ihren berechtigen Platz im Vorratsregal eines Operationssaales einnehmen und insbesondere jungen Katarakt-Chirurgen bei komplizierten Fällen mit ringförmiger Dehiszenz mehr Sicherheit geben. In klinischer Hinsicht wird sie dazu führen, dass Komplikationen, wie z. B. das Absinken der IOL, Dezentrierung und das Einfangen durch die Pupille mit einer nachfolgenden Retinaablösung, ein sekundäres Glaukom und Keratitis verhindert werden können.
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Die erfundene künstliche Kapseltasche ist eine Fortsetzung des vom Autor früher erfundenen Verfahrens, das er momentan anwendet [3].
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Die ersten klinischen Ergebnisse wurden 2013 im „New Armenian Medical Lournal" veröffentlicht [4]. Darüber hinaus bietet diese Weiterentwicklung mehrere Vorteile: a) es ist nicht notwendig, den Pupillen-Schließmuskel durchzuschneiden, daher ist b) das aufwendige Vernähen der Iris nicht länger erforderlich, und c) die Pupillenreaktion wird nur minimal eingeschränkt dank des radialen Abschnitts der geflochtenen Zöpfe 4.
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Einige Gegner kritisieren eine Beschädigung oder Friktion des Irisgewebes, weshalb eine zweite Ausführungsform einer künstlichen Kapseltasche separat beansprucht wird. Diese Ausführungsform ist in 12 dargestellt. Sie hat längere geflochtene Zöpfe, um das Irisgewebe nicht zu berühren und um eine Verbindung zwischen dem zentralen Rahmen und den Flügeln über die Pupillenöffnung herzustellen. Auch wenn eine solche geänderte Ausführungsform der erfindungsgemäßen künstlichen Kapseltasche beansprucht wird, ist der Autor davon nicht vollständig überzeugt, wegen möglicher optischer Aberrationen, die durch die geflochtenen Zöpfe in der Nähe der optischen Achse der IOL erzeugt werden können. Darüber hinaus führt ein gewisser Spielraum des „Taschen-IOL“-Komplexes entlang der optischen Achse zu Oszillationen und zur Erzeugung von Schockwellen im Kammerwasser – gefährlich für Retina und Kornea. Daneben kann eine maximal erweiterte Pupille zu einer Dislokation in den Augenhintergrund oder die vordere Kammer führen.
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Referenzen
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- 1. "Capsular bag for artificial vitreous body and method for manufacturing the same". Qianying Gao, Shansang Mou Patent: 07879088; Anmeldedatum: 24. Jan 2007; Erteilungsdatum: 1. Feb 2011;
- 2. RING USED IN A SMALL PUPIL PHACOEMULSIFICATION PROCEDURE, Boris Malyugin, US Patentanmeldung Nr.: 2013/0053,860;
- 3. "Method of pcIOL fixation", Patent RA N: 2621, Priorität 31.03.2011; Official Bulletin #4, 2012, S. 6–7. Zugehörige Videos auf YouTube – https://www.youtube.com/watch?v=wZ2uEY5MFJw&list=UUroq9eCY9V7tOAtKFHZdTA, https://www.youtube.com/watch?v=ePQ9UbvLJ34&list=UUroq9eCY9V7tOAtKFHZdTA&index=1
- 4. "First clinical results of iris-root supporting method of posterior chamber intraocular lens fixation in aphakic eyes with zonular support loss", Hovsepyan A.N., Malayan A.S., "New Armenian Medical Journal" Band 7 (2013), Nr. 4, S. 52–56, (URL: http://www.ysmu.am/images/stories/downloads/NAMJ/Int%20v7n4/Eng/5.pdf)
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- 2013 im „New Armenian Medical Lournal“ [0027]