DE102015103511B4 - Verfahren zur Herstellung eines Holzspanwerkstoffs und darin verwendete Härter für Aminoplaste - Google Patents

Verfahren zur Herstellung eines Holzspanwerkstoffs und darin verwendete Härter für Aminoplaste Download PDF

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Abstract

Verfahren zur Herstellung eines Holzspanwerkstoffs, umfassend die Schritte:a) Bereitstellen eines ersten lignocellulosehaltigen Materials in Form von Holzpartikeln;b) Beleimen des ersten lignocellulosehaltigen Materials mit einer Zusammensetzung, die mindestens ein Aminoplastharz und mindestens einen ersten Härter umfasst, wobei das Aminoplastharz ein Melamin- oder Harnstoffharz ist und wobei der erste Härter durch hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschluss eines zweiten lignocellulosehaltigen Materials erhalten wurde, und wobei das zweite lignocellulosehaltige Material aus einem anderen Rohstoff als das erste lignocellulosehaltige Material stammt;c) Verpressen zu einem Holzspanwerkstoff.

Description

  • Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Holzspanwerkstoffen, daraus erhältliche Holzspanwerkstoffe sowie die Verwendung von Härtern, welche aus hydrothermisch und/oder mechanisch aufgeschlossenem lignocellulosehaltigem Material erhältlich sind, für Aminoplastharze.
  • Werkstoffe auf Spanbasis, sogenannte Holzspanwerkstoffe, bestehen aus zerkleinertem Holzmaterial, das sowohl zu Ein- als auch zu Mehrschichtplatten verpresst werden kann. Die Klassifizierung von Holzspanwerkstoffen erfolgt üblicherweise nach EN 309. Wichtige Klassifizierungsmerkmale sind das Herstellungsverfahren (stranggepresst oder flachgepresst), die Oberflächenbeschaffenheit (roh, geschliffen, pressbeschichtet), die Form und Größe der eingesetzten Holzmaterialien (Holzspäne, Holzflakes, Holzwafer, Holzstrands), der Plattenaufbau (einschichtig oder mehrschichtig) und der Verwendungszweck.
  • Da in Holzspanwerkstoffen der massive Holzverbund größtenteils aufgehoben ist, haben diese Platten in Richtung der Plattenebene, also in Richtung der Länge und Breite der Platte, nahezu die gleichen Quell- und Schwindeigenschaften. Holzspanwerkstoffe finden beispielsweise im Baugewerbe als isolierendes, konstruktives oder verkleidendes Element, in der Möbelindustrie sowie als Bodenbelag Verwendung.
  • Bei der Herstellung von Holzspanwerkstoffen kann eine hohe stoffliche Verwertung des Holzes sichergestellt werden. So findet neben Waldholz auch Restholz aus der Industrie und Gebrauchtholz seinen Einsatz.
  • Spanwerkstoffe werden aus feinteiligem Holzmaterial verschiedenster Holzarten unter Hinzufügung natürlicher und/oder synthetischer Bindemittel sowie weiterer Stoffe hergestellt Zur Aufbereitung des Holzmaterials werden schneidende Verfahren eingesetzt, um Holzpartikel zu gewinnen. Beispiele für Holzpartikel sind, Holzflakes, Holzstrands, Holzwafer, Holzspäne und Hackschnitzel. Anschließend werden die Holzpartikel üblicherweise getrocknet, mit einer Zusammensetzung (Leimflotte), die ein Bindemittel enthält, beleimt und in einer oder unterschiedlichen Schichten angeordnet (Streuung). Schließlich wird das gestreute Holzmaterial unter Druck und Temperatureinwirkung zu dem jeweils gewünschten Holzspanwerkstoff verpresst.
  • Bindemittel für die Herstellung von Holzspanwerkstoffen können einen oder mehrere Bestandteile aufweisen. Üblicherweise bestehen oder enthalten Bindemittel zur Herstellung von Holzspanwerkstoffen Kunstharze.
  • Kunstharze sind dem Fachmann grundsätzlich bekannt. Kunstharze sind beispielsweise in Römpps Chemie-Lexikon, 7. Auflage, Frankh'sche Verlagshandlung Stuttgart, 1973, Seite 1893 beschrieben. Eine wichtige Gruppe der Kunstharze stellen Kondensatharze dar. Diese erhärten durch Kondensationsreaktionen, bei denen oft Wasser abgespalten wird. Zu den Kondensatharzen zählen zum Beispiel Phenolformaldehydharze und Aminoplastharze.
  • Aminoplastharze haben sich als besonders praxisgerecht im Zusammenhang mit der Herstellung von Holzspanwerkstoffen erwiesen. Üblicherweise enthält ein Holzspanwerkstoff mindestens ein Aminoplastharz als Bindemittel. Aminoplastharze werden in Holzspanwerkstoffen normalerweise dazu verwendet, die lignocellulosehaltigen Teile oder Holzpartikel miteinander zu verbinden. Dabei kann ein einzelnes Aminoplastharz oder Mischung verschiedener Aminoplastharzen verwendet werden.
  • Aminoplastharze sind dem Fachmann bekannt und z.B. in „Ullmanns Enzyklopädie der technischen Chemie", 4. Auflage, Band 7, S. 403ff. beschrieben. Aminoplastharze können durch Kondensation einer Amino-, Imino oder Amidgruppen enthaltenden Komponente mit einer Carbonylverbindung erhalten werden. Häufige Ausgangsmaterialien für Aminoplastharze sind beispielsweise Harnstoff und/oder Melamin (als Aminogruppen enthaltende Komponente) und Formaldehyd (als Carbonylverbindung). In letzterem Fall wird die Aminogruppen enthaltende Komponente zumeist in einem ersten Schritt mit der Carbonylverbindung bis zu einem bestimmten Grad vorkondensiert. Je nachdem ob im ersten Schritt z.B. nur Melamin oder nur Harnstoff als Aminogruppen enthaltende Komponente eingesetzt wird, erhält man ein sogenanntes Melaminharz oder ein Harnstoffharz. Derartige Melamin- und/oder Harnstoffharze können insbesondere die Hauptbestandteile von Aminoplastharzen bilden. In einem zweiten Schritt, oft auch als Aushärtung bezeichnet, kann das Aminoplastharz dann durchgehend vernetzt werden. Harze, die aus Harnstoff und Formaldehyd gebildet werden, bezeichnet man auch als Harnstoffformaldehydharze. Harze, die aus Melamin und Formaldehyd gebildet werden, bezeichnet man als Melaminformaldehydharz.
  • Wenn hier oder an anderer Stelle von Aminoplastzharzen die Rede ist, dann sind damit auch Aminoplastharzzusammensetzungen gemeint. Aminoplastharze und/oder Aminoplastharzzusammensetzungen können auch Wasser enthalten.
  • Die Aushärtung von Kunstharzen, insbesondere von Aminoplastharzen, kann zum Beispiel durch Zusatz saurer Katalysatoren erfolgen. Dabei kommen üblicherweise konventionelle Härter in Betracht. Beispiele für konventionelle Härter sind starke organische Säuren, anorganische Säuren, wie Schwefelsäure und Phosphorsäure, Salze, die in Wasser sauer reagieren, wie Aluminiumchlorid und Aluminiumnitrat (auch als saure Salze bezeichnet), Salze, die durch Reaktion mit Komponenten des Kunstharzes, vorzugsweise mit Formaldehyd, eine Säure generieren (auch als Säure generierende Salze bezeichnet) wie Ammoniumphosphat, Ammoniumnitrat, Ammoniumsulfat und Ammoniumchlorid, und Mischungen der vorgenannten Substanzen zum Einsatz.
  • Formaldehyd kann bei menschlicher oder tierischer Exposition gesundheitsschädlich sein und zu Allergien, Haut-, Atemwegs- oder Augenreizungen führen. Bei chronischer Exposition kann es sogar karzinogen sein. Daher ist es erstrebenswert Holzspanwerkstoffe mit einem reduzierten Formaldehydgehalt herzustellen. Dies ist insbesondere im Hinblick auf die Verwendung von Holzspanwerkstoffen zur Herstellung von Möbelstücken oder als Bodenbelag wichtig.
  • Zur Aushärtung speziell von Aminoplastharzen sind dem Fachmann verschiedene Härter bekannt:
  • Die WO 02/068178 A2 beschreibt ein Verfahren zum Verkleben laminierter Produkte mit einem Aminoplastharz, wobei ein Härter, der Säure, ein saures Salz und/oder ein Säure generierendes Salz sowie eine Polmyerdispersion enthält, verwendet wird.
  • Die WO 2005/030895 A1 beschreibt Bindemittelsysteme, die neben Aminoplastharzen und N-funktionalisierten Copolymeren auch mindestens eine Säure, ein saures Salz und/oder ein Säure generierendes Salz enthalten.
  • Die WO 2007/012615 A1 beschreibt eine Härterzusammensetzung für Aminoplastharze, die eine Säure, ein saures Salz und/oder ein Säure generierendes Salz und eine Aminoplastharz-Dispersion mit einer Restaktivität von kleiner gleich 100 J/g aufweist.
  • Nachteilig an den im Stand der Technik aufgeführten Härterzusammensetzungen ist, dass die Aushärtung des Kunstharzes bei Verwendung von starken Säuren als Härter schwer zu kontrollieren ist, da die Aushärtung schon bei Zugabe der Säure beginnen kann.
  • Die DE 31 50 626 A1 beschreibt eine Klebstoffmasse zur Herstellung lignocellulosehaltiger Verbundgegenstände. Als lignocellulosehaltiges Material können beispielsweise Holzschnipsel, Holzfasern, Späne, Sägemehl, Holzwolle, Stroh, Flachsreste, getrocknete Unkräuter oder Gräser verwendet werden. Die Klebstoffmasse besteht aus einem organischen Di- oder Polyisocyanat und einem cyclischen Alkylenester einer Carbonsäure sowie optional Lignin. Das Dokument beschreibt jedoch nicht den Einsatz von Melamin- oder Harnstoffharzen.
  • Die DE 10 2005 019 627 B3 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung von Faserplatten. Dazu wird lignocellulosehaltiges Material unter Zugabe von kondensierten Tanninen chemo-thermohydrolytisch aufgeschlossen und zerfasert. Anschließend wird das behandelte Material mit einem Bindemittel versehen, zu einer Fasermatte gestreut und zu Faserplatten verpresst. Das Dokument beschreibt jedoch lediglich die Herstellung von Holzfaserwerkstoffen, aber nicht von Holzspanwerkstoffen.
  • Um diese unerwünschte Voraushärtung zu vermeiden, ist im Stand der Technik das sogenannten Härtervorstrichverfahren vorgeschlagen worden, bei dem zuerst die Säure auf das Vor- oder Zwischenprodukt des Holzspanwerstoffs aufgetragen und danach erst die Beleimung mit einem Kunstharz vorgenommen wird. Nachteilig hieran ist jedoch der ökonomische Aufwand durch die zusätzlichen Verfahrensschritte.
  • Überdies tragen starke Säuren verstärkt zur unerwünschten Hydrolyse der Leimfuge bei. Oftmals müssen zusätzliche Puffersysteme zur Verringerung dieser Nachteile eingesetzt werden, was aber wiederrum zu einer ungenügenden Härtung des Harzes führen kann. Gleiches gilt für den Einsatz von sauren Salzen, bei denen die Aushärtung ebenfalls mit der Zugabe der sauren Salze beginnen kann. Ein weiterer Nachteil der Säure generierenden Salze besteht darin, dass diese Salze üblicherweise freies Formaldehyd benötigen, um die entsprechende starke Säure zu bilden, die dann zur Aushärtung des Harzes beiträgt. Insofern benötigen Bindemittelzusammensetzungen (Leimflotten), die Härtersysteme auf Basis von Säure generierenden Salzen enthalten, einen erhöhten Formaldehydanteil. Dieses Formaldehyd ist normalerweise nicht dauerhaft gebunden und kann nach Beendigung des Herstellungsverfahrens langsam wieder freigesetzt werden. Somit sind diese Härterzusammensetzungen für die Herstellung von Holzspanwerkstoffen mit einem reduzierten Formaldehydgehalt nicht optimal.
  • Ferner kann der Einsatz von Ammoniumsalzen auch aus ökologischen, ökonomischen und sicherheitstechnischen Aspekten problematisch sein. Zum einen stellen Ammoniumverbindungen vor, während und nach der Herstellung eine potentielle Emissionsquelle für Ammoniak dar, zum anderen ist auch der Einsatz von Ammoniumchlorid hinsichtlich des Recyclings und der thermischen Endverwertung kritisch zu beurteilen. Weiterhin stellt Ammoniumnitrat bei der Lagerung ein Risiko dar, da es brandfördernd und explosiv ist.
  • Ein anderer bedenklicher Aspekt ist, dass beim Einsatz von Ammoniumverbindungen oder bei direkter Säurezugabe nach der Herstellung des Holzspanwerkstoffs weiterhin Säure gebildet werden kann oder freie starke Säure im Holzspanwerkstoff verbleibt. Diese Säure kann zur Hydrolyse der Leimfuge führen, was sich negativ auf die Festigkeit und Quellungseigenschaften des Holzspanwerkstoffs auswirken kann.
  • Ausgehend von dem vorstehend erläuterten Stand der Technik und dessen Nachteilen bestand eine Aufgabe der Erfindung darin, ein Verfahren bereitzustellen, das ein verbessertes, alternatives Härtersystem einsetzt. Insbesondere bestand eine Aufgabe der Erfindung darin, ein Verfahren bereitzustellen, welches erlaubt, Holzspanwerkstoffe mit einem reduzierten Formaldehydgehalt herzustellen.
  • Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren nach Anspruch 1, einen Holzspanwerkstoff gemäß Anspruch 21 sowie einer Verwendung gemäß Anspruch 22 oder 23 gelöst.
  • Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen beschrieben und werden nachfolgend wie der allgemeine Erfindungsgedanke im Einzelnen erläutert.
  • Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung eines Holzspanwerkstoffs umfasst die folgenden Schritte:
    1. a) Bereitstellen eines ersten lignocellulosehaltigen Materials in Form von Holzpartikeln;
    2. b) Beleimen des ersten lignocellulosehaltigen Materials mit einer Zusammensetzung, die mindestens ein Aminoplastharz und mindestens einen ersten Härter umfasst, wobei das Aminoplastharz ein Melamin- oder Harnstoffharz ist und wobei der erste Härter durch hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschluss eines zweiten lignocellulosehaltigen Materials erhalten wurde, und wobei das zweite lignocellulosehaltige Material aus einem anderen Rohstoff als das erste lignocellulosehaltige Material stammt;
    3. c) Verpressen zu einem Holzspanwerkstoff.
  • Optional können weitere Verfahrensschritte vor, nach und/oder zwischen den Schritten a) bis c) durchgeführt werden. Optionale Schritte können beispielsweise das Anwärmen in einem Vorwärmbehälter, Zerkleinern, Lagern, Mischen, der Zusatz weiterer Stoffe, Streuen oder Trocknen des in den Schritten a) bis c) verwendeten oder erhaltenen Materials sein.
  • Überraschenderweise wurde festgestellt, dass durch den Einsatz eines Härters aus hydrothermisch und/oder mechanisch aufgeschlossenem lignocellulosehaltigem Material, die oben aufgeführten, aus dem Stand der Technik bekannten Probleme weitestgehend vermieden oder reduziert werden können.
  • Da das im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzte Aminoplastharz auch weitere Härter enthalten kann, wird der erfindungsgemäße, durch hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschluss von lignocellulosehaltigem Material erhaltene Härter hier als „erster Härter“ bezeichnet.
  • Vorteilhaft ist, dass sich der Einsatz des ersten Härters auf einfache Weise in übliche Verfahren der Holzindustrie zur Herstellung von Holzspanwerkstoffen integrieren lässt. Es sind keine aufwändigen Zwischenschritte oder Verfahrensunterbrechungen erforderlich.
  • Vorteilhaft ist ferner, dass der erfindungsgemäß eingesetzte erste Härter kostengünstig erhältlich und leicht verfügbar ist. Er ist durch hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschluss von lignocellulosehaltigem Material erhältlich. In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird der erste Härter aus Biomasse, die Lignocellulose enthält, gewonnen. Wenn hier von Biomasse die Rede ist, dann sind damit unterschiedlichste Pflanzen, Pflanzenteile, Früchte und Mischungen hiervon, insbesondere auch Pflanzenabfälle aus der Landwirtschaft oder der Holzindustrie gemeint. Die Verwertung dieser Biomasse zur Herstellung des ersten Härters ist somit ein ökologisch sehr relevanter Vorteil, da Biomasse einen nachwachsenden Rohstoff darstellt Eine besondere Ausführungsform der Erfindung ermöglicht es, Pflanzenabfälle, die nur noch oder schon gar nicht mehr zur Endverwertung geeignet sind, zur Herstellung des ersten Härters zu verwenden. Insgesamt kann durch das erfindungsgemäße Verfahren eine verbesserte Kaskadennutzung pflanzlicher Rohstoffe erreicht werden.
  • Ein weiterer praxisrelevanter und ökonomischer Vorteil des ersten Härters ist, dass er besonders einfach und kostengünstig hergestellt werden kann. Verfahren zum hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschluss von lignocellulosehaltigem Material sind dem Fachmann beispielsweise aus der Faserplattenherstellung bekannt. Auch von praktischer Bedeutung ist, dass der erste Härter besonders einfach der Bindemittelzusammensetzung (Leimflotte) zugesetzt werden kann und mit dieser kompatibel ist. Dies ist beispielsweise bei dem im Stand der Technik mitunter praktizierten Einsatz starker Säuren, wie sie beispielsweise beim Härtervorstrichverfahren eingesetzt werden, nicht möglich.
  • Ferner erlaubt das erfindungsgemäße Verfahren einen reduzierten Einsatz der oben angesprochenen Chemikalien. Durch den Einsatz des erfindungsgemäßen ersten Härters kann der Bedarf an freiem Formaldehyd und/oder die Menge konventioneller Härter, wie z. B. Säure generierende Salze, deutlich reduziert werden. Somit stellt der erste Härter eine umweltfreundliche Alternative und/oder Ergänzung zu den eingangs erläuterten konventionellen Härtern dar.
  • Ohne auf eine bestimmte wissenschaftliche Theorie beschränkt sein zu wollen, erscheint sich diese überraschende Wirkung des ersten Härters dadurch erklären zu lassen, dass während des hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschlusses eine oder mehrere Säuren freigesetzt werden. Diese mindestens eine Säure scheint zur Aushärtung des Harzes beizutragen.
  • Bei der während des hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschlusses freigesetzten, mindestens eine Säure scheint es sich zudem um eine leicht flüchtige Säure zu handeln. Dadurch verbleibt diese Säure nicht oder nur kurze Zeit in der Leimfuge des fertigen Holzspanwerkstoffs. Durch diese kurze Verbleibzeit der Säure kann eine Hydrolyse der Leimfuge durch diese Säure weitgehend vermieden werden. Wenn hier von Säure die Rede ist, kann eine einzelne Säure oder Mischungen verschiedener Säuren gemeint sein.
  • Wichtige Kenngrößen für Holzspanwerkstoffe sind Quellung, Querzugfestigkeit und Wasseraufnahme. Überraschenderweise wurde in praktischen Versuchen herausgefunden, dass diese Kenngrößen in Holzspanwerkstoffen, die durch das erfindungsgemäße Verfahren hergestellt wurden, verbessert sind. Insbesondere kann bei Verwendung des erfindungsgemäßen ersten Härters, der durch hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschluss erhältlich ist, die Menge an konventionellem Härter reduziert und teilweise sogar darauf verzichtet werden, ohne dass es zu einer Verschlechterung dieser Kenngrößen kommt. So kann beispielsweise die Querzugfestigkeit der hergestellten Holzspanwerkstoffe verbessert werden. Ferner kann die Quellung und/oder die Wasseraufnahme der hergestellten Holzspanwerkstoffe deutlich reduziert werden.
  • Wenn hier von „lignocellulosehaltigem Material“ die Rede ist, ist damit pflanzliches Material gemeint, das Lignocellulose enthält. Lignocellulose im Sinne der Erfindung enthält Cellulose und/oder Hemicellulose sowie Lignin.
  • „Cellulose“ ist ein unverzweigtes Polysaccharid, das aus mehreren hundert bis zehntausend Cellobiose-Einheiten besteht. Diese Cellobiose-Einheiten bestehen wiederum aus zwei Molekülen Glucose, die über eine β-1,4-glykosidische Bindung verknüpft sind.
  • „Hemicellulose“ ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene Bestandteile pflanzlicher Zellwände. Bei den Hemicellulosen handelt sich um verzweigte Polysaccharide mit einer geringeren Kettenlänge - üblicherweise weniger als 500 Zuckereinheiten - welche aus verschiedenen Zucker-Monomeren aufgebaut sind. Hemicellulose ist im Wesentlichen aus verschiedenen Zucker-Monomeren, wie beispielsweise Glucose, Xylose, Arabinose, Galactose und Mannose, aufgebaut, wobei die Zucker Acetyl- sowie Methylsubstituierte Gruppen aufweisen können. Sie besitzen eine zufällige, amorphe Struktur und sind gut hydrolysierbar. Xylose bzw. Arabinose bestehen zum überwiegenden Teil aus Zucker-Monomeren mit fünf Kohlenstoffatomen (Pentosen). Mannose bzw. Galactose bestehen hauptsächlich aus Zucker-Monomeren mit sechs Kohlenstoffatomen (Hexosen).
  • „Lignine“ sind amorphe, unregelmäßig verzweigte aromatische Makromoleküle, welche in der Natur als Bestandteil von Zellwänden vorkommen und dort die Verholzung (Lignifizierung) der Zelle bewirken. Sie sind aus substituierten Phenylpropanol-Einheiten aufgebaut, zeigen einen lipophilen Charakter und sind bei Zimmertemperatur in neutralen Lösemitteln, wie beispielsweise Wasser, unlöslich. Vorläufersubstanzen von Lignin sind beispielsweise p-Coumaryl-Alkohol, Coniferyl-Alkohol und Sinapyl-Alkohol. Die Molmassen von Lignin liegen üblicherweise zwischen 10000 und 20000 g/mol.
  • „Hydrolyse“ im Sinne der Erfindung kann insbesondere die Spaltung einer (bio)chemischen Verbindung durch Reaktion mit Wasser bedeuten. Insbesondere kann dabei formal ein Wasserstoffatom an das eine Spaltstück und der verbleibende Hydroxylrest an das andere Spaltstück abgegeben werden.
  • Wenn hier von "Holzspanwerkstoff” die Rede ist, dann werden darunter erfindungsgemäß verschiedenste Werkstoffe auf Spanbasis verstanden, die aus Holz bestehen oder Holz enthalten. Holzspanwerkstoffe (Spanplatten im weiteren Sinne) bezeichnet eine Produktgruppe im Bereich der Holzwerkstoffe, die aus Holzpartikeln und mindestens einem Bindemittel mittels Wärme und Druck hergestellt werden. Eine andere Produktgruppe im Bereich der Holzwerkstoffe, die nicht von dem Begriff "Holzspanwerkstoff” wie hier verwendet umfasst ist, stellen die Holzfaserwerkstoffe dar. Zu letzteren gehören Faserplatten, wie beispielsweise die mitteldichten (MDF) und hochdichten (HDF) Faserplatten. Im Gegensatz zu den Holzspanwerkstoffen, wird zur Herstellung der Faserplatten das verwendete Holz bis hin zur Holzfaser, Faserbündeln oder Faserbruchstücken aufgeschlossen. Für den Fachmann sind Holzspanwerkstoffe und Holzfaserstoffe zwei grundsätzlich verschiedene Werkstoffkategorien, die zu unterscheiden sind.
  • Grundsätzlich kennt der Fachmann unterschiedliche Holzspanwerkstoffe. Beispiele hierfür sind Spanplatten, Flachpressplatten, Einschichtplatten, Mehrschichtplatten, leichte Flachpressplatten, Strangpressplatten, Strangpressröhrenplatten (ET - Extruded Tubular), Strangpressvollplatten (ES -Extruded Solid), kunststoffbeschichtete dekorative Flachpressplatten (MFB - Melanin Faced Board), Spanholzformteile oder Grobspanplatten (OSB - Oriented Strand Board). Die Einteilung der Spanplatten kann nach DIN EN 312 erfolgen, wobei sich die Spanplatten in Festigkeit und Feuchtebeständigkeit unterscheiden können. OSB-Platten können gemäß ihrer Verwendung nach EN 300 eingeteilt werden. Solche Holzspanwerkstoffe können beispielsweise zu Laminaten, Bodenbelägen, Arbeitsplatten, Tischplatten, Paletten und/oder Holzformteilen weiterverarbeitet werden.
  • Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung ist der Holzspanwerkstoff eine Holzspanwerkstoffplatte. Vorzugsweise ist der Holzspanwerkstoff eine Span- oder OSB-Platte. Praktische Versuche haben gezeigt, dass sich das erfindungsgemäße Verfahren sowie die beschriebenen Ausführungsformen besonders gut zur Herstellung von gepressten Holzspanwerkstoffen, insbesondere zur Herstellung von Span- und OSB-Platten eignen.
  • Vorzugsweise besteht der Holzspanwerkstoff, beziehungsweise dessen Vor- oder Zwischenprodukt, im Wesentlichen aus lignocellulosehaltigem Material und Bindemitteln. „Im Wesentlichen“ bedeutet hierbei zu 90 Gew.-%, 95 Gew.-%, 99 Gew.-% oder 99,9 Gew.-%, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht des Holzspanwerkstoffs.
  • Es ist jedoch auch möglich, dass der Holzspanwerkstoff, beziehungsweise dessen Vor- oder Zwischenprodukt, weitere Stoffe enthält. Beispielsweise können Netz- und/oder Trennmittel für einen verbesserten Pressvorgang zugesetzt werden. Weiterhin können Pilzschutzmittel oder Feuerschutzmittel zugesetzt werden. Dadurch können die fertigen lignocellulosehaltigen Holzspanwerkstoffe speziellen Anforderungen genügen. Derartige Anforderungen wurden oben bereits erwähnt und sind dem Fachmann bekannt. Insbesondere können derartige weitere Stoffe im erfindungsgemäßen Verfahren vor, während und/oder nach einem der Schritte a) bis c) hinzugefügt werden.
  • Schritt a) des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht die Bereitstellung von Holzpartikeln vor. Wenn hier von Holzpartikeln die Rede ist, so sind damit jegliche Holzpartikel, die für die Herstellung von Holzspanwerkstoffen eingesetzt werden können, gemeint. Holzpartikel können jegliche Zerkleinerungsprodukte von Lignocellulose enthaltenden Materialien sein.
  • Da der erfindungsgemäß eingesetzte Härter ebenfalls Lignocellulose enthält, werden die in Schritt a) eingesetzten Holzpartikel hier als „erstes lignocellulosehaltiges Material“ bezeichnet. Das zur Herstellung des Härters eingesetzte Material wird zur Unterscheidung als „zweites lignocellulosehaltiges Material“ bezeichnet.
  • Zur Herstellung von Holzspanwerkstoffen gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren sowie seinen Ausführungsformen wird in Schritt a) ein erstes lignocellulosehaltiges Material verwendet, welches in Form von Holzpartikeln vorliegt. Je nach Art des Holzspanwerkstoffs kann das erste lignocellulosehaltige Material durch Zerkleinern von Lignocellulose enthaltenden Materialien erzeugt werden. Erfindungsgemäß wird das erste lignocellulosehaltige Material in Form von Holzpartikeln bereitgestellt, d. h. es kann Holzpartikel enthalten oder daraus bestehen. Holzpartikel, wie hier verwendet, können Holz enthalten oder aus Holz bestehen. Beispiele für Holzpartikel sind feinteiliges Holzmaterial, Holzspäne, Holzstrands, Holzwafer, Holzflakes und Hackschnitzel. Üblicherweise werden die Holzpartikel für Holzspanwerkstoffe durch schneidende Verfahren gewonnen. In einem optionalen Schritt können die Holzpartikel vor der Weiterverarbeitung getrocknet oder zwischengelagert werden.
  • Auch können dem ersten und/oder zweiten lignocellulosehaltigen Material weitere Stoffe zugemischt werden.
  • Grundsätzlich sind dem Fachmann verschiedene Methoden bekannt, um Holzspanwerkstoffe durch Verpressen herzustellen. Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung werden die in Schritt b) beleimten Holzpartikel in Schritt c) zu einem Holzspanwerkstoff verpresst. Vorzugsweise handelt es sich bei Schritt c) um eine Heißverpressung. Optimale Ergebnisse können erzielt werden, wenn der Pressfaktor beim Heißpressen von 2 bis 10 s/mm, bevorzugt von 3 bis 6 s/mm, beträgt. Unter Pressfaktor wird hier insbesondere die Verweilzeit des lignocellulosehaltigen Holzspanwerkstoffs in Sekunden je Millimeter Dicke oder Stärke des fertigen gepressten lignocellulosehaltigen Holzspanwerkstoffs in der Presse verstanden.
  • Geeignete Temperaturen für das Verpressen in Schritt c) des erfindungsgemäßen Verfahrens oder einer seiner Ausführungsformen sind Temperaturen von 150 °C bis 250 °C, bevorzugt von 160 °C bis 240 °C, insbesondere bevorzugt von 180 °C bis 230 °C. Bei Temperaturen in diesen Bereichen kann das Verfahren besonders wirtschaftlich durchgeführt werden.
  • Aus ökonomischen und verfahrenstechnischen Gründen hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn beim Verpressen ein spezifischer Pressdruck (aktiver Druck auf der Plattenoberfläche) von 50 bis 300 N/cm2, verwendet wird. Derartige Drücke stellen eine besonders gute Verklebung der lignocellulosehaltigen Partikel miteinander sicher. Zudem kann mit einem solchen Pressdruck eine hohe Festigkeit der lignocellulosehaltigen Holzspanwerkstoffe erreicht werden.
  • Wenn hier von „Beleimen“ die Rede ist, dann kann darunter das ganz oder teilweise Benetzen mit einer Zusammensetzung, die ein Bindemittel enthält („Bindemittelhaltige Zusammensetzung“), verstanden werden. Derartige Zusammensetzungen werden vom Fachmann insbesondere auch als „Leimflotte“ bezeichnet. Erfindungsgemäß handelt es sich bei dem Bindemittel um ein Aminoplastharz.
  • Beleimen kann insbesondere auch das gleichmäßige Verteilen der Bindemittel-haltigen Zusammensetzung auf den Holzpartikeln bedeuten. Das Auftragen der Bindemittel-haltigen Zusammensetzung kann beispielsweise durch Tränken oder Aufsprühen erfolgen.
  • Das erfindungsgemäße Verfahren umfasst das Beleimen von Holzpartikeln mit einer Zusammensetzung, die mindestens ein Aminoplastharz und mindestens einen ersten Härter umfasst. Dies kann auf vielfältige Weise verwirklich werden. Insbesondere kann zur Herstellung der Zusammensetzung dem Aminoplastharz der Härter vor und/oder beim Beleimen zugesetzt werden. Gemäß einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird als Zusammensetzung zum Beleimen der Holzpartikel eine vorher hergestellte Mischung aus Aminoplastharz und erstem Härter verwendet und auf die Holzpartikel aufgebracht. Gemäß dieser Ausführungsform des Verfahrens werden die Holzpartikel also mit einer Zusammensetzung, die ein Aminoplastharz und einen ersten Härter enthält, beleimt, indem eine vorher hergestellte Mischung aus Aminoplastharz und erstem Härter auf die Holzpartikel aufgebracht wird.
  • Vom erfindungsgemäßen Verfahren sind jedoch ebenfalls solche Ausführungsformen umfasst, bei denen der Härter dem Aminoplastharz erst während des Beleimens zugesetzt wird und die erfindungsgemäße Zusammensetzung also erst in situ beim Beleimen entsteht. Dies kann insbesondere dadurch erfolgen, dass beim Beleimen der Holzpartikel das Aminoplastharz und der erste Härter getrennt voneinander, ggf. mit weiteren Additiven oder Bindemitteln, auf die Holzpartikel aufgebracht werden. Dabei vermischen sich das Aminoplastharz und der Härter, sodass eine Zusammensetzung im Sinne der Erfindung gebildet wird, die ein Aminoplastharz und einen ersten Härter „enthält“. Beispielweise kann in einem ersten Schritt das Aminoplastharz und in einem zweiten Schritt der erste Härter auf die Holzpartikel aufgebracht werden. Umgekehrt ist es auch möglich, in einem ersten Schritt zunächst den ersten Härter und dann in einem zweiten Schritt das Aminoplastharz auf die Holzpartikel aufzubringen. Auch ein gleichzeitiges Aufbringen von Aminoplastharz und erstem Härter durch zwei getrennte Aufbringvorrichtungen, wie zum Beispiel Düsen, auf die Holzpartikel ist möglich. Demgemäß sieht eine weitere Ausführungsform des Verfahrens vor, dass die Holzpartikel mit einer Zusammensetzung, die ein Aminoplastharz und einen ersten Härter enthält, beleimt werden, indem das Aminoplastharz und der erste Härter getrennt voneinander auf die Holzpartikel aufgebracht werden.
  • Die Menge des beim Beleimen eingesetzten Bindemittels beträgt vorzugsweise 0,1 bis 20 Gew.-%, insbesondere 1 bis 16 Gew.-%, noch bevorzugter 4 bis 14 Gew.-%, bezogen auf das Holztrockengewicht (Festharz/atro). Für viele Anwendungen ist es besonders praxisgerecht, wenn das Bindemittel in einer Menge von 0,1 bis 15 Gew.-% bezogen auf das Holztrockengewicht (Festharz/atro) eingesetzt wird.
  • Grundsätzlich ist das erfindungsgemäße Verfahren oder eine seiner Ausführungsformen für eine Vielzahl von Bindemittel-Holzpartikel-Kombinationen geeignet. Erfindungsgemäß wird mindestens ein Aminoplastharz als Bindemittel eingesetzt. Alternativ oder zusätzlich sind auch andere Kunstharze, insbesondere Phenoplaste, Vinylacetate, Isocyanate, Epoxidharze und/oder Acrylharze im erfindungsgemäßen Verfahren einsetzbar. In einer Ausführungsform der Erfindung besteht das Bindemittel aus einem Aminoplastharz und einem oder mehreren Härtern. Beispiele für Aminoplastharze sind Harnstoff-Formaldehyd-Harze (UF), Melamin verstärkte Harnstoff-Formaldehyd-Harze (MUF), Melamin-Harnstoff-Phenol-Formaldehyd-Harze(MUPF) oder Mischungen hiervon. In der Praxis lassen sich besonders gute Ergebnisse mit Harnstoff-Formaldehyd-Harzen (UF), Melamin verstärkten Harnstoff-Formaldehyd-Harzen (MUF) oder Mischungen davon erzielen.
  • Die in dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzte Zusammensetzung (Leimflotte) enthält ferner mindestens einen ersten Härter. Vorteilhafterweise enthält das Bindemittel 0,1 bis 15 Gew.-% des ersten Härters, insbesondere 0,5 bis 10 Gew.-%, bezogen auf den Festharzanteil des Aminoplastharzes.
  • Der erfindungsgemäß vorgesehene erste Härter basiert auf lignocellulosehaltigem Material. Er wird durch hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschluss eines solchen lignocellulosehaltigen Materials erhalten.
  • Erfindungsgemäß wird der Härter aus einem zweiten lignocellulosehaltigen Material erhalten, welches sich von dem oben beschriebenen, in Schritt a) verwendeten ersten lignocellulosehaltigen Material unterscheidet. Dieser Unterschied besteht insbesondere in der Herkunft und/oder der zugrundeliegenden Rohstoffe. Erfindungsgemäß ist insbesondere vorgesehen, dass das zweite lignocellulosehaltige Material aus einem anderen Rohstoff als das erste lignocellulosehaltige Material stammt. Das erste und zweite lignocellulosehaltige Material können dabei unterschiedliche Rohstoffe darstellen oder aus unterschiedlichen Rohstoffen hergestellt oder gewonnen worden sein. Gemäß einer Ausführungsform besteht der Unterschied bei den Rohstoffen in der Pflanzenart oder der Zusammenstellung an Pflanzenarten aus denen die beiden lignocellulosehaltigen Materialien gewonnen werden. Gemäß einer anderen Ausführungsform besteht der Unterschied bei den Rohstoffen in der Pflanzengattung oder der Zusammenstellung an Pflanzengattungen aus denen die beiden lignocellulosehaltigen Materialien gewonnen werden. Die Begriffe Pflanzenart und Pflanzengattung sind gemäß der üblichen botanischen Definition (Taxon und Genus) zu verstehen.
  • Das erste lignocellulosehaltige Material wird erfindungsgemäß in Form von Holzpartikeln bereitgestellt, das heißt, dass zumindest ein Rohstoff aus dem das erste lignocellulosehaltige Material stammt, Holz ist. Das zweite lignocellulosehaltige Material kann aus einer anderen Holzart gewonnen sein, als die, welche als Rohstoff für das erste lignocellulosehaltige Material verwendet wurde. Vorzugsweise unterscheiden sich die Rohstoffe für das erste und zweite lignocellulosehaltige Material jedoch derart, dass das zweite lignozellulosehaltige Material aus einem Rohstoff stammt, der von Holz, insbesondere von Baumholz, verschieden ist.
  • In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das zweite lignocellulosehaltige Material ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus einjährigen Pflanzen, Nutzpflanzen, Gräsern, Laub, Getreide, deren Bestandteilen und Abfällen oder Mischungen hiervon. Unter Nutzpflanze wird insbesondere Stroh, Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Hirse, Mais, Miscanthus, Reis, deren Bestandteile, deren Abfälle und/oder Mischungen davon verstanden.
  • Wenn hier von „einjährigen Pflanzen“ die Rede ist, dann sind damit Pflanzen und/oder ihre Bestandteile gemeint, die Lignocellulose enthalten und von der Keimung ihres Samens bis zur Befruchtung ihrer Blüte und zur Reife des neuen Samens eine Vegetationsperiode benötigen und nach der Reife des neuen Samens absterben.
  • Der Einsatz der oben beschriebenen lignocellulosehaltigen Materialien zur Herstellung des ersten Härters hat sich als wirtschaftlich vorteilhaft erwiesen. Die genannten Pflanzen sind leicht sowie schnell zu kultivieren und lassen sich einfach und in wenigen Verfahrensschritten verarbeiten. Beispielsweise wird durch die Verarbeitung von Pflanzenabfällen nicht nur ein kostengünstiger Rohstoff, sondern auch eine verbesserte Kaskadennutzung der pflanzlichen Rohstoffe sichergestellt. Im Gegensatz dazu wären beim Einsatz von Holz, insbesondere Baumholz, als Rohstoff zur Herstellung des ersten Härters die viel längeren Kultivierungszeiten, der deutlich erhöhte Arbeitsaufwand sowie die Kosten der Verarbeitung des Holzes nachteilig. Es hat sich erfindungsgemäß daher als vorteilhaft erwiesen, wenn sich das zur Herstellung des erfindungsgemäßen Härters eingesetzte, sogenannte „zweite“ lignocellulosehaltige Material von dem in Schritt a) des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung des Holzspanwerkstoffs eingesetzten, sogenannten „ersten“ lignocellulosehaltigen Material unterscheidet.
  • Aus diesen Gründen ist es gemäß einer besonderen Ausführungsform der Erfindung vorgesehen, dass das zweite lignocellulosehaltige Material kein Holz, insbesondere kein Baumholz, enthält und auch nicht aus derartigen Rohstoffen stammt. Erfindungsgemäß fallen die oben für das zweite lignocellulosehaltige Material aufgezählten Rohstoffe (siehe oben und Anspruch 14 und 15) nicht unter den Oberbegriff Holz.
  • In einer Ausführungsform der Erfindung kann das zweite lignocellulosehaltige Material für den hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschluss unzerkleinert eingesetzt werden. In einer anderen Ausführungsform der Erfindung kann das zweite lignocellulosehaltige Material für den hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschluss auch vorzerkleinert werden. Vorzugsweise wird dieses trocken vorzerkleinert. Das zerkleinerte zweite lignocellulosehaltige Material kann eine mittlere Partikelgröße - bestimmt nach der Maschenweite des Siebes - von 20 µm bis 20 mm, 0,05 µm bis 1 mm oder 0,4 µm bis 0,4 mm aufweisen.
  • Bei den hier angegebenen „mittleren Partikelgrößen“ handelt es sich um mittlere Siebdurchmesser, welche darüber bestimmt werden, dass die Partikel eine definierte Maschenweite eines Siebes passieren. Dem Fachmann sind grundsätzlich Methoden zur Bestimmung von Partikelgrößen bekannt, beispielsweise die Siebanalyse gemäß DIN 66165. Zur Analyse des mittleren Siebdurchmessers kann z.B. ein Siebsystem mit von oben nach unten kleiner werdenden Maschenweiten gewählt werden. Beim Siebvorgang bleibt dann in jedem Sieb jener Anteil liegen, der durch das obere Sieb durchgegangen ist, jedoch durch das betrachtete Sieb nicht mehr durchgekommen ist. Die einzelnen Anteile können gewogen und in Form einer Partikelverteilung prozentual dargestellt werden. Hieraus lässt sich auch der mittlere Siebdurchmesser nach DIN 66165 berechnen. Für kleine Partikelgrößen bzw. Partikelfraktionen können zur Bestimmung der Partikelgröße mikroskopische Verfahren herangezogen werden.
  • Vorzugsweise hat das zerkleinerte zweite lignocellulosehaltige Material eine Partikelgrößenverteilung bei der mindestens 70, 80, 90 oder 95 Gew.-% des Materials einen Siebdurchmesser von 20 µm bis 20 mm, von 0,05 µm bis 1 mm oder von 0,1 µm bis 0,4 mm, bestimmt durch die Maschenweite des Siebes, aufweist. Diese Partikelgrößenverteilung kann vor oder nach dem mechanischen Aufschluss vorliegen. Vorzugsweise bezieht sich diese Partikelgrößenverteilung auf das Material, das bereits mechanisch zerkleinert wurde und nur noch einem hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschluss unterzogen wird.
  • In einer Ausführungsform kann die Partikelgröße bzw. mittlere Partikelgröße derart bestimmt werden, dass die Partikel des zweiten lignocellulosehaltigen Materials ein Sieb mit einer Maschenweite von 20 mm, vorzugsweise von 1 mm, besonders bevorzugt von 0,4 mm und insbesondere bevorzugt von 0,2 mm passieren. Für die Praxis bedeutet dies, dass gemäß einer Ausführungsform der Erfindung Partikelfraktionen eingesetzt werden können, die sich aus Partikeln ergeben, die diese Maschenweiten passieren. Die mittlere Partikelgröße wird in dieser Ausführungsform durch eine „Höchstgröße“ der Partikel durch die oben definierten Maschenweiten bestimmt. Diese Partikelgrößen können vor oder nach dem hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschluss vorliegen. Vorzugsweise beziehen sich diese Partikelgrößen auf das Material, das bereits mechanisch zerkleinert wurde und nur noch einem hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschluss unterzogen wird.
  • Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung hat das zerkleinerte zweite lignocellulosehaltige Material eine Partikelgrößenverteilung bei der mindestens 70, 80, 90 oder 95 Gew.-% des Materials einen Siebdurchmesser kleiner 20 mm, vorzugsweise kleiner 1 mm, kleiner 0,4 mm oder kleiner 0,2 mm aufweist, jeweils bestimmt durch das Passieren eines Siebes mit entsprechender Maschenweite.
  • Wenn hier von „Trockengewicht“ die Rede ist, dann ist damit der Trockenmassegehalt gemeint Der Trockenmassegehalt ist jener Bestandteil einer Substanz, der nach Abzug der Masse des enthaltenen Wassers übrig bleibt. Dies bedeutet, dass sich der Trockenmassegehalt und der Wassergehalt einer Substanz zu 100 Prozent ergänzen. In einer Ausführungsform der Erfindung kann der erste Härter ein Trockengewicht von 5 bis 25 Gew.-%, insbesondere von 10 bis 20 Gew.-% bezogen auf das Gesamtgewicht des Materials aufweisen.
  • Während des hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschlusses des zweiten lignocellulosehaltigen Materials kann Säure freigesetzt werden. In einer Ausführungsform der Erfindung setzt das zweite lignocellulosehaltige Material während des hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschlusses in Gegenwart von Wasser und/oder Wärmeeinwirkung mindestens eine Säure frei. Überraschenderweise wurde festgestellt, dass während des hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschlusses bevorzugt schwache und/oder flüchtige Säuren freigesetzt werden. In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird während des hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschlusses Ameisensäure und/oder Essigsäure freigesetzt.
  • „Hydrothermisch“, wie hier verwendet, bedeutet, dass der Aufschluss unter Einwirkung von Wasser und erhöhter Temperatur erfolgt. Das Wasser kann dabei aus den verwendeten Materialien selbst stammen oder zugesetzt werden. Vorzugsweise wird Wasser zugesetzt, insbesondere in Form von Wasserdampf. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung handelt es sich bei dem in Schritt b) genannten Aufschluss um einen gleichzeitigen hydrothermischen und mechanischen Aufschluss.
  • Ohne an eine wissenschaftliche Theorie gebunden sein zu wollen, scheint die Freisetzung der Säure auf die gute Hydrolysierbarkeit der Hemicellulose zurückzuführen zu sein. So führten Vergleichsversuche mit mikrokristalliner Cellulose, die den Bedingungen des hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschlusses unterworfen wurde, nicht zur Freisetzung der Säure. Grundsätzlich sind die β-1,4-glykosidischen Bindungen der Glucosemoleküle sehr stabil. Somit bedarf es zur Hydrolyse der Cellulose drastischer Bedingungen, wie beispielsweise stark sauren oder stark alkalischen Bedingungen oder spezieller Enzyme. Ein Grund dafür, dass die mikrokristalline Cellulose während des hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschlusses keine Säure freisetzt, könnte somit sein, dass dieser Aufschluss nicht ausreichend sauer oder alkalisch ist.
  • Damit scheint sich auch erklären zu lassen, warum zur Herstellung des ersten Härters das oben bereits beschriebene zweite lignocelluosehaltige Material viel besser geeignet ist als beispielsweise Baumholz. Ein Grund hierfür könnte sein, dass das erfindungsgemäß eingesetzte zweite lignocellulosehaltige Material, insbesondere die oben genannten Pflanzen einen höheren durchschnittlichen Hemicelluloseanteil aufweisen als beispielsweise Baumholz, insbesondere Nadelholz.
  • Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung trägt die Freisetzung der Säure zur Härtung des Harzes bei. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn das Harz durch Säurekatalyse ausgehärtet werden kann. Zu den durch Säurekatalyse aushärtbaren Harzen gehören insbesondere Aminoplastharze. Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung trägt die während des hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschlusses freigesetzte Säure zur Härtung des in der Bindemittel-haltigen Zusammensetzung enthaltenen Aminoplastharzes bei.
  • In einer Ausführungsform der Erfindung weist die während des hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschlusses freigesetzte Säure ein Molekulargewicht von 40 g/mol bis 500 g/mol, insbesondere 40 g/mol bis 250 g/mol auf. Gemäß einer weiteren Ausführungsform ist die Säure eine Brönsted-Säure mit einem pKa von 2 bis 8, insbesondere von 3 bis 6. Bevorzugt ist die Säure eine Carbonsäure mit einer Kettenlänge von 1 bis 5 Kohlenstoffatomen. Beispiele für Carbonsäuren sind Ameisensäure, Essigsäure, Propansäure, Butansäure, Pentansäure und Derivate davon.
  • In einer Ausführungsform der Erfindung ist die Carbonsäure eine schwache Säure. Wenn hier oder anderer Stelle von schwachen Säuren die Rede ist, dann ist damit gemeint, dass der pKa gleich oder größer 3 ist. Bei einem pKa der Brönsted-Säure von kleiner als 3 kann das Bindemittel durch die Säure angegriffen und zumindest teilweise hydrolysiert werden.
  • Praktische Versuche mit dem erfindungsgemäß einzusetzenden ersten Härter haben eine deutlich verminderte Hydrolyse der Leimfuge ergeben, wenn die Säure, die während des hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschlusses freigesetzt wird und zur Härtung des Aminoplastharzes beitragen kann, eine schwache Säure ist. Ein Grund hierfür könnte sein, dass durch die geringe Acidität der schwachen Säuren die Hydrolyse nicht so stark ausgeprägt ist, wie dies bei Säuren aus konventionellen Härtern und/oder starken Säuren der Fall ist. Konventionelle Härter, wie beispielsweise Ammoniumsalze, sind auch noch nach Fertigstellung des Holzspanwerkstoffs in der Lage weitere Säuren freizusetzen, die in die Leimfuge diffundieren und diese hydrolysieren können.
  • In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist die Carbonsäure eine flüchtige Säure. Beispiele für flüchtige Säuren sind Ameisensäure oder Essigsäure. Die Flüchtigkeit der Säure kann weiter zur besseren Stabilität der Leimfuge beitragen. Ein Grund hierfür könnte sein, dass eine flüchtige Säure eine kürzere Zeit in der Leimfuge verbleibt als Säuren aus konventionellen Härtern. Durch diese kürzere Verbleibzeit kann eine unerwünschte Hydrolyse der Leimfuge reduziert oder sogar verhindert werden.
  • Der erste Härter ist durch hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschluss erhältlich. Geeignete Temperaturen für den hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschluss des zweiten lignocellulosehaltigen Materials sind Temperaturen von 120 bis 180 °C, bevorzugt 130 bis 170 °C und insbesondere bevorzugt 140 bis 160 °C.
  • Aus verfahrenstechnischen Gründen ist es besonders praxisgerecht, wenn der hydrothermische und/oder mechanische Aufschluss des zweiten lignocellulosehaltigen Materials bei einem Druck von 3 bis 10 bar, insbesondere bei 4 bis 8 bar, erfolgt.
  • In einer Ausführung der Erfindung beträgt die Dauer des hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschlusses 2 Sekunden bis 40 Minuten, insbesondere 5 Sekunden bis 30 Minuten.
  • In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung kann der hydrothermische und/oder mechanische Aufschluss in einem Vorwärmbehälter, Kocher und/oder Refiner durchgeführt werden. Vorzugsweise wird der hydrothermische und/oder mechanische Aufschluss in einem Kocher und/oder Druckreaktor durchgeführt. Alternativ oder zusätzlich wird der hydrothermische und/oder mechanische Aufschluss vorzugsweise in einem Refiner durchgeführt. Weiterhin kann der hydrothermische und/oder mechanische Aufschluss die folgenden Schritte umfassen:
    1. (i) hydrothermischer Aufschluss des zweiten lignocellulosehaltigen Materials in einem Kocher und/oder Druckreaktor;
    2. (ii) mechanischer Aufschluss durch Zerkleinern des zweiten lignocellulosehaltigen Materials aus Schritt (i) in einem Refiner.
  • Die Begriffe Kocher, Druckreaktor und Refiner sind dem in der Holzindustrie tätigen Fachmann bekannt. Unter „Kocher“ wird insbesondere eine Vorrichtung verstanden, die zum hydrothermischen Aufschluss des zweiten lignocellulosehaltigen Materials geeignet ist. „Druckreaktor“ ist jeder Reaktionsbehälter, der einen abgedichteten, abgegrenzten Raum darstellt, in dem ein Druck aufgebaut werden kann und der für die Durchführung des hydrothermischen Aufschluss des zweiten lignocellulosehaltigen Materials geeignet ist Unter „Refiner“ versteht der Fachmann eine Vorrichtung zur Zerkleinerung bzw. Zerfaserung von Holz, insbesondere unter Druckeinwirkung. Beispiele für in der Praxis gebräuchliche Refiner sind Southerland-Refiner mit Hohlachse und einer beweglichen Mahlscheibe, Fritz-Refiner mit 10 Mahlscheiben, Calfin-Refiner oder Hydrorefiner.
  • Der hydrothermische Aufschluss in Schritt (i) kann bei einer Temperatur von 120 bis 180 °C, insbesondere bei 140 bis 160 °C erfolgen. Geeignete Drücke für den hydrothermischen Aufschlusses liegen zwischen 3 bis 8 bar, insbesondere bei 4 bis 6 bar. Die Dauer des Aufschlusses kann zwischen 5 und 40 Minuten betragen. Als vorteilhaft hat sich eine Aufschlussdauer von 30 min erwiesen. Gute Ergebnisse lassen sich erzielen, wenn Schritt (i) in Anwesenheit von Wasser durchgeführt wird. Als besonders praxisgerecht hat sich der Einsatz von Wasserdampf erwiesen.
  • Der mechanische Aufschluss im Schritt (ii) erfolgt in einem Refiner. Besonders geeignete Prozesstemperatur liegen in einem Bereich von 140 bis 180 °C, insbesondere von 150 bis 160 °C und bei einem Druck von 1 bis 8 bar, insbesondere bei 4 bis 6 bar. Die Dauer des mechanischen Aufschlusses kann 2 Sekunden bis 5 Minuten, insbesondere 5 Sekunden bis 3 Minuten betragen. In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung kann Schritt (ii) unter Anwesenheit von Wasser, insbesondere Wasserdampf durchgeführt werden.
  • In einer weiteren Aufführungsform der Erfindung können optional weitere Verfahrensschritte vor, nach oder zwischen den Schritten (i) und (ii) durchgeführt werden. Optionale Schritte können das Anwärmen in einem Vorwärmbehälter, Zerkleinern, Lagern, Mischen, Streuen, Zusatz weiterer Stoffe oder Trocknen des lignocellulosehaltigen Materials oder einer Mischung enthaltend das lignocellulosehaltige Material aus Schritt (i) und/oder (ii) sein.
  • In der Praxis hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn die Bindemittel-haltige Zusammensetzung neben dem erfindungsgemäßen ersten Härter auch noch einen zweiten Härter enthält. Der zweite Härter kann dabei ein oben beschriebener konventioneller Härter, insbesondere ein Ammoniumsalz sein. Beispiele für geeignete Ammoniumsalze sind Ammoniumnitrat, Ammoniumphosphat, Ammoniumchlorid und Ammoniumsulfat Unter Reaktion mit Formaldehyd bilden diese Ammoniumsalze ihre korrespondierende Säure die als saurer Katalysator zur Aushärtung des Harzes beiträgt. Beispiele hierfür sind Salpetersäure, Phosphorsäure, Salzsäure, Schwefelsäure.
  • Es hat sich gezeigt, dass der erfindungsgemäße erste Härter besonders kompatibel mit Aminoplastharzen und den dort üblicherweise eingesetzten konventionellen Härtern ist. Weiterhin haben sich Bindemittelzusammensetzungen enthaltend ein Aminoplastharz, einen erfindungsgemäßen ersten Härter und einen zweiten Härter als stabil erwiesen.
  • In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens enthält die Bindemittel-haltige Zusammensetzung 0,1 bis 4 Gew.-% Ammoniumsalz, insbesondere 0,5 bis 3,0 Gew.-%, bezogen auf Festharzanteil des Harzes. In einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens ist das Ammoniumsalz Ammoniumnitrat und das Harz ein Aminoplastharz. Besonders vorteilhaft ist, dass sich durch den Einsatz des ersten Härters der Anteil des konventionellen zweiten Härters verringern lässt In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung kann der zweite Härter bis zur Hälfte oder mehr eingespart werden, wenn der zweite Härter in Kombination mit dem erfindungsgemäßen ersten Härter eingesetzt wird.
  • Grundsätzlich bedeutet dies auch, dass beispielsweise im Vergleich zum alleinigen Einsatz von Ammoniumsalzen als Härter für Aminoplastharze deutlich weniger Ammoniumsalz dem Verfahren zugeführt werden muss. Durch den verringerten Ammoniumsalzgehalt muss dem Verfahren damit auch weniger Formaldehyd zugeführt werden. Dadurch können Holzspanwerkstoffe mit verringertem Formaldehydgehalt erhalten werden. Das gleiche gilt für andere, eingangs erläuterte konventionelle Härter.
  • Die Erfindung betrifft ferner lignocellulosehaltige Holzspanwerkstoffe, die nach dem oben beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahren oder dessen Ausführungsformen hergestellt worden oder erhältlich sind. Ein derartiger Holzspanwerkstoff kann besonders gut zur Herstellung eines Laminats, Bodenbelags, einer Arbeitsplatte, Tischplatte, eines Möbels oder einer Palette verwendet werden.
  • Zudem betrifft die Erfindung auch die Verwendung des erfindungsgemäßen ersten Härters, der durch hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschluss eines zweiten lignocellulosehaltigen Materials erhalten wurde, in einem oben beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung von Holzspanwerkstoffen. Dabei gilt für die Merkmale der Verwendung das oben zu den Merkmalen des erfindungsgemäßen Verfahrens oder seinen Ausführungsformen Ausgeführte entsprechend. Insbesondere setzt gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Verwendung der erste Härter eine Säure frei. In einer weiteren Ausführungsform der erfindungsgemäßen Verwendung setzt der erste Härter Essigsäure und/oder Ameisensäure frei.
  • Die oben bereits genannten Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens gelten auch für die erfindungsgemäße Verwendung des ersten Härters. Insbesondere kann durch die Verwendung des ersten Härters die Festigkeit von konventionellen Holzspanwerkstoffen selbst bei gleichzeitiger Reduzierung der Menge von konventionellen Härtern gehalten oder sogar verbessert werden. Auch kann durch die Verwendung des ersten Härters selbst bei gleichzeitiger Reduzierung der Menge von konventionellen Härtern eine Verbesserung des Quellverhaltens und/oder der Wasseraufnahme erreicht werden. Ein Grund hierfür könnte sein, dass die während des hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschlusses freigesetzte Säure frei vorhanden ist und sich rascher verflüchtigt als konventionelle Härter. Dadurch entsteht eine neutrale Leimfuge, welche die oben beschriebenen Kenngrößen des Holzspanwerkstoffs positiv beeinflusst.
  • Nachfolgend wird die Erfindung beispielhaft anhand von Ausführungsbeispielen näher beschrieben.
  • Beispiel 1
  • Zunächst wird die Herstellung des ersten Härters beschrieben. Als lignocellulosehaltiges Material wurde Stroh verwendet.
  • Variante 1:
  • In der ersten Variante wurde der Aufschluss des lignocellulosehaltigen Materials in einen diskontinuierlichen Einscheibenrefiner (Sprout Waldron) durchgeführt. Der Refiner wurde dazu mit dem Material befüllt und Dampf (160 °C) in den Zyklon eingelassen. Das Material verblieb bei 160 °C und 6 bar für etwa 2 Minuten im Refiner, danach wurde der Zyklon geöffnet und das Material über die Schnecke und ein 2,5 mm Ventil innerhalb von ca. 5 Minuten heraustransportiert.
  • Variante 2:
  • In der zweiten Variante wurde das lignocellulosehaltige Material trocken in einem Ecopulser (Krause Maschinenbau GmbH) vorzerkleinert und gesiebt (Retsch AS 200). Die Partikelfraktion kleiner als 0,6 mm wurde anschließend in einem Druckreaktor (Büchiglasuster Cyclon 300) bei 160 °C und 5 bis 6 bar unter einer etwa 1:5 Verdünnung mit Wasser für ca. 30 min aufgekocht.
  • Die so erhältlichen Materialien wurden nachfolgend als erster Härter eingesetzt.
  • Beispiel 2
  • Es wurden Plattenversuche unter folgenden Bedingungen durchgeführt:
    • Plattendicke: 14 mm
    • Zieldichte: 600 kg/m3
    • Pressfaktor: 9,3 s/mm
    • Pressentemperatur: 200°C
    • Beleimgrad: 8,0 Gew.-% bezogen auf die Gesamtmasse der Spanplatte
    • Erstes lignocellulosehaltiges Material: Holzspäne
    • Erster Härter: Das in Beispiel 1 gewonnene Material (Variante 1 oder 2)
    • Zweiter Härter: Ammoniumnitrat
    • Presse: Laborpresse von Siempelkamp
  • Es wurden mehrere Pressungen mit unterschiedlichen Dosierungen des ersten Härters und/oder des zweiten Härters durchgeführt. Als erster Härter wurde das gemäß Beispiel 1 aufbereitete lignocellulosehaltige Material in den Dosierungen von 1, 3, 6 und 10 Gew.-% des Feststoffs bezogen auf den Festharzanteil (im Folgenden % fest/FH verwendet. Als zweiter Härter wurde Ammoniumnitrat verwendet und zwar in Mengen von 1, 1.5, 2 und 3 % fest/FH.
  • Das aufbereitete lignocellulosehaltige Material wurde der Leimflotte, die ein Aminoplastharz enthielt, zugefügt. Im Anschluss an die Plattenpressung wurden die Querzugfestigkeit, Quellung und Wasseraufnahme ermittelt. Hierzu wurden zuerst Prüfkörper der Geometrie 50 x 50 x 14 mm zugeschnitten. Jeder Prüfkörper wurde vor der Prüfung mittels eines digitalen Dickentasters vermessen, sowie die Masse bestimmt und daraus die Dichte errechnet.
  • Querzugfestigkeit
  • Die Bestimmung der Querzugfestigkeit erfolgte nach EN 319. Hierzu wurde jeder Prüfkörper mittels eines Schmelzklebers mit zwei Aluminiumjochen an der Ober- und Unterseite verklebt und dann nach Abkühlen an der Prüfmaschine (Zwick Zmart.Pro) bei konstanter Prüfgeschwindigkeit von 1 mm/min auseinander gezogen.
  • Die zum Bruch in der Mitte des Prüfkörpers führende Kraft wurde aufgezeichnet und die daraus resultierende Querzugfestigkeit über die Probenfläche berechnet [N/mm2].
  • Dickenquellung
  • Die Bestimmung der Dickenquellung nach 24-stündiger Wasserlagerung erfolgte nach DIN EN 317. Die Prüfkörper wurden hierfür bei einer Wassertemperatur von 20 °C für 24 h unter Wasser gelagert. Anschließend wurde die Dickenzunahme relativ zur Ausgangsdicke bestimmt und die prozentuelle Dickenquellung berechnet.
  • Wasseraufnahme
  • Die Wasseraufnahme wurde an den Proben der Dickenquellung bestimmt, also ebenfalls nach 24 h Wasserlagerung. Zur Berechnung wurde das Gewicht nach diesen 24 h gemessen und die Wasseraufnahme anschließend nach folgender Formel berechnet: Wasseraufnahme [ % ] = Masse nachher Masse vorher Masse vorher 100
    Figure DE102015103511B4_0001
  • Die ermittelten Ergebnisse wurden mittels Excel, Minitab bzw. DesignExpert ausgewertet.
  • Im Folgenden werden die Versuchsergebnisse von Referenzplatten, die nur Ammoniumnitrat enthielten und Platten, die den ersten Härter (aufgeschlossenes Material aus Beispiel 1) und Ammoniumnitrat als zweiten Härter enthielten, dargestellt. Die Platten wurden mit folgenden Härterzusammensetzungen hergestellt:
    Versuchsplatte Herstellvariante Erster Härte (aus Beispiel 1) Erster Härter (Material aus Beispiel 1) Gew.-% [fest/FH] Zweiter Härter (Ammoniumnitrat) Gew.-% [fest/FH]
    Referenz 1 - - 1,5%
    Referenz 2 - - 3%
    1 1 3% 1,5%
    2 1 6% 1,5%
    3 1 10% 1,5%
    4 2 1% 2%
    5 2 1% 1%
  • Die Referenzplatten 1 und 2 wurden ohne Zusatz des ersten Härters hergestellt. Die Versuchsplatten 1 bis 3 wurden mit dem ersten Härter der Variante 1 aus Beispiel 1 und die Versuchsplatten 4 und 5 wurden mit dem ersten Härter der Variante 2 aus Beispiel 1 hergestellt.
  • Die Versuchsplatten wurden jeweils mindestens zweifach hergestellt und die Querzugfestigkeit, die Quellung und die Wasseraufnahme bestimmt. Bei den unten angegebenen Messwerten handelt es sich um Mittelwerte von mindestens zwei Platten.
  • Ergebnis der Querzugfestigkeit:
  • Die Querzugfestigkeit wurde für die Referenzplatten 1 und 2 und die Versuchsplatten 1 bis 3 bestimmt. Die Ergebnisse sind in Diagramm 1 dargestellt.
    Figure DE102015103511B4_0002
  • Aus Diagramm 1 ist ersichtlich, dass die Querzugfestigkeit der Versuchsplatten 1 bis 3 ungefähr der Querzugfestigkeit der Referenzplatte 2 entsprach. Durch die Zugabe des in Beispiel 1 aufgeschlossenen Materials als erster Härter konnte die Menge des Ammoniumnitrats um die Hälfte reduziert und trotzdem die gute Querzugfestigkeit beibehalten werden.
  • Ergebnis der Quellung:
  • Die Quellung wurde bei Referenzplatte 2 und Versuchsplatten 4 und 5 bestimmt. Die Ergebnisse sind in Diagramm 2 dargestellt.
    Figure DE102015103511B4_0003
  • Die Messung ergab für die Versuchsplatten 4 und 5 eine verminderte Quellung trotz verringertem Gehalt an Ammoniumnitrat.
  • Ergebnis der Wasseraufnahme:
  • Die Wasseraufnahme wurde für Referenzplatte 2 und Versuchsplatte 4 bestimmt. Die Ergebnisse sind in Diagramm 3 dargestellt.
    Figure DE102015103511B4_0004
  • Es zeigt sich, dass bei Verwendung des erfindungsgemäßen ersten Härters die Wasseraufnahme gesenkt werden konnte, und das trotz reduzierten Ammoniumnitratgehalt.

Claims (22)

  1. Verfahren zur Herstellung eines Holzspanwerkstoffs, umfassend die Schritte: a) Bereitstellen eines ersten lignocellulosehaltigen Materials in Form von Holzpartikeln; b) Beleimen des ersten lignocellulosehaltigen Materials mit einer Zusammensetzung, die mindestens ein Aminoplastharz und mindestens einen ersten Härter umfasst, wobei das Aminoplastharz ein Melamin- oder Harnstoffharz ist und wobei der erste Härter durch hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschluss eines zweiten lignocellulosehaltigen Materials erhalten wurde, und wobei das zweite lignocellulosehaltige Material aus einem anderen Rohstoff als das erste lignocellulosehaltige Material stammt; c) Verpressen zu einem Holzspanwerkstoff.
  2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass während des hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschlusses mindestens eine Säure aus dem zweiten lignocellulosehaltigen Material freigesetzt wird.
  3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Säure zur Härtung des Aminoplastharzes beiträgt.
  4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Säure ein Molekulargewicht von 40 g/mol bis 500 g/mol, insbesondere 40 g/mol bis 250 g/mol aufweist.
  5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Säure eine Brönstedsäure mit einem pKa von 2 bis 8, insbesondere von 3 bis 6 ist.
  6. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Säure eine Carbonsäure ist, insbesondere ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Ameisensäure, Essigsäure, Propansäure, Butansäure, Pentansäure und Derivaten davon.
  7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der hydrothermische und/oder mechanische Aufschluss des zweiten lignocellulosehaltigen Materials bei einer Temperatur von 120 bis 180 °C, insbesondere bei 140 bis 160 °C erfolgt.
  8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der hydrothermische und/oder mechanische Aufschluss des zweiten lignocellulosehaltigen Materials bei einem Druck von 3 bis 10 bar, insbesondere bei 4 bis 8 bar, erfolgt.
  9. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Dauer des hydrothermischen und/oder mechanischen Aufschlusses 2 Sekunden bis 40 Minuten, insbesondere 5 Sekunden bis 30 Minuten, beträgt.
  10. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der hydrothermische und/oder mechanische Aufschluss in einem Vorwärmbehälter, Kocher und/oder Refiner erfolgt.
  11. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Zusammensetzung 0,1 bis 15 Gew.-% des ersten Härters, insbesondere 0,5 bis 10 Gew.-%, jeweils bezogen auf den Festharzanteil des Aminoplastharzes, enthält.
  12. Verfahren zur Herstellung eines Holzspanwerkstoffs nach einem der voranstehenden Ansprüche, wobei der in Schritt b) angegebene hydrothermische und/oder mechanische Aufschluss die folgenden Schritte umfasst: (i) hydrothermischer Aufschluss des zweiten lignocellulosehaltigen Materials in einem Kocher und/oder Druckreaktor; (ii) mechanischer Aufschluss durch Zerkleinern des zweiten lignocellulosehaltigen Materials aus Schritt (i) in einem Refiner.
  13. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Holzpartikel in Schritt a) ausgewählt sind aus der Gruppe bestehend aus feinteiligem Holzmaterial, Holzflakes, Holzwafer, Holzstrands, Holzspänen und Hackschnitzel.
  14. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite lignocellulosehaltige Material ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus einjährigen Pflanzen, Nutzpflanzen, Gräsern, Laub, Getreide, deren Bestandteilen, Abfällen und Mischungen daraus.
  15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Nutzpflanze ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Stroh, Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Hirse, Mais, Miscanthus, Reis, deren Bestandteilen, Abfällen und Mischungen davon.
  16. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Zusammensetzung einen zweiten Härter umfasst.
  17. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Härter ein Ammoniumsalz ist, insbesondere ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Ammoniumnitrat, Ammoniumchlorid und Ammoniumsulfat.
  18. Verfahren nach Anspruch 16 oder 17, dadurch gekennzeichnet, dass die Zusammensetzung 0,1 bis 4 Gew.-% des zweiten Härters, insbesondere 0,5 bis 3,0 Gew.-%, jeweils bezogen auf Festharzanteil des Aminoplastharzes, umfasst.
  19. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Holzspanwerkstoff eine Spanplatte oder eine OSB-Platte ist.
  20. Holzspanwerkstoff, erhältlich nach einem Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 19.
  21. Verwendung eines Holzspanwerkstoffs gemäß Anspruch 20 zur Herstellung eines Laminats, Bodenbelags, Möbels, Arbeitsplatte, Tischplatte oder Palette.
  22. Verwendung eines hydrothermisch und/oder mechanisch aufgeschlossenen lignocellulosehaltigen Materials als Härter für ein Aminoplastharz in einem Verfahren zur Herstellung eines Holzspanwerkstoffs gemäß einem der Ansprüche 1 bis 19.
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