DE102014214528A1 - Salzkerne und generative Fertigungsverfahren zur Herstellung von Salzkernen - Google Patents
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Abstract
Die Erfindung betrifft Salzkerne zur Herstellung von Gussteilen, die einen schichtweisen Aufbau aufweisen und mittels eines generativen Herstellverfahrens, insbesondere mittels selektiven Lasersinterns herstellbar sind.
Description
- Die Erfindung betrifft Salzkerne als Hohlraumplatzhalter in Gussteilen und/oder Kunststoffformteilen sowie generative Fertigungsverfahren zur Herstellung solcher Salzkerne. Insbesondere betrifft die Erfindung Salzkerne, die mittels selektiven Lasersinterns hergestellt werden können.
- Das bevorzugte Einsatzgebiet für solche Salzkerne sind sämtliche Gießverfahren für Leichtmetalle und Buntmetalle, Herstellverfahren für Kunststoffe und/oder kohlefaser- und glasfaserverstärkte Bauteile.
- Bei vielen, durch Gießen, hergestellten Produkten, ist es erforderlich Hohlräume im Inneren, oder Hinterschneidungen im Außenbereich zu erzeugen. Bei drucklosen Verfahren, wie beispielsweise dem Schwerkraftgießen, wird ein Kern aus verfestigtem Sand oder Salz innerhalb der Form positioniert und mit Metallschmelze umgossen, wobei die Gießform gefüllt und der Kern mit Schmelze umschlossen wird.
- Der Begriff Gussteil soll im Rahmen dieser Erfindung nicht nur metallische Bauteile, sondern generell alle Bauteile umfassen, die mithilfe von Kernen gegossen, spritzgegossen oder sonstig hergestellt werden. Insbesondere sollen auch Kunststoffformteile, die beispielsweise mittels Spritzgießens hergestellt werden, umfasst sein.
- Trockengepresste Salzkerne sind im Gießereiweisen seit Jahrzehnten im Einsatz. Dieses bekannte Fertigungsverfahren kommt für Produkte mit einfachen Geometrien zum Einsatz.
- Ein weiteres Herstellungsverfahren für Salzkerne ist das Kernschießen. Durch Kernschießen können Salzkerne mit wesentlich komplexeren Geometrien prozesssicher hergestellt werden. Beide Verfahren, also das Trockenpressen und das Kernschießen, weisen den Nachteil auf, dass immer ein Urformwerkzeug benötigt wird. Die Herstellung von Urformwerkzeugen ist aufwendig, zeitintensiv und kostspielig. Weiterhin unterliegen Urformwerkzeuge einem Fertigungsverschleiß.
- Außerdem ist eine Produktion von einteiligen Formen und Kernen mit hinterschnittigen Konturen formtechnisch nicht möglich. Die Herstellung gepresster Kerne mit komplexen Geometrien ist nur durch nachgelagerte Prozessschritte möglich.
- Aufgabe der Erfindung ist die Vermeidung der genannten Nachteile, insbesondere die Bereitstellung von Salzkernen mit komplexen Geometrien sowie die Bereitstellung eines Verfahrens zur Herstellung solcher Kerne.
- Diese Aufgabe wird mit Salzkernen gemäß Anspruch 1 und einem Verfahren nach Anspruch 8 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen des Gegenstands der Erfindung sind den Unteransprüchen zu entnehmen.
- Demgemäß ist ein erfindungsgemäßer Salzkern zur Herstellung von Gussteilen, dadurch gekennzeichnet, dass der Salzkern einen schichtweisen Aufbau aufweist, wobei der schichtweise Aufbau aus einzeln aufgebrachten und verfestigten Schichten von Formstoff besteht.
- Nach einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sind die Salzkerne löslich, insbesondere wasserlöslich, so dass sie rückstandsfrei aus einem Gussteil entfernt werden können.
- Ein erfindungsgemäßes Verfahren zur Herstellung eines Salzkerns ist dadurch gekennzeichnet, dass der Salzkern mit einem generativen Fertigungsverfahren hergestellt wird. Bevorzugt wird ein Formstoff durch selektives Lasersintern verfestigt.
- Ein erfindungsgemäßes Verfahren zur Herstellung von Salzkernen unterscheidet sich von aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren dadurch, dass die Salzkerne ohne die Verwendung von Urformwerkzeugen hergestellt werden können und ein mit Binder umhülltes Salz durch elektromagnetische Strahlung selektiv ausgehärtet wird.
- Die erfindungsgemäßen Kerne werden aus einem Formstoff, umfassend zumindest ein mit Binder umhülltes Salz, sowie ggf. Hilfsstoffe, wie Füllstoffe, Additive, Benetzungsmittel und Katalysatoren, hergestellt.
- Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung kann der Salzkern hohl gestaltet sein, wobei das Innere des Salzkerns leer sein oder mit unverfestigtem Formstoff gefüllt sein kann.
- Besonders bevorzugt besteht der Salzkern aus einer selektiv lasergesinterten Randschale, währenddessen der von der verfestigten Randschale umschlossene, innere Formstoffanteil nicht lasergesintert ist.
- Der durch Lasersintern hergestellte, Salzkern kann, zum Schließen oberflächennaher, offener Poren, mit einer wasserlöslichen Schlichte überzogen oder mit einer Salzschmelze infiltriert werden.
- Es wurde gefunden, dass es möglich ist, eine Vielzahl von Funktionsteilen, die zur Herstellung von beispielsweise Getrieben, Antriebselementen, Pumpen, Kanälen und Rohrsystemen dienen, nicht erst nach Herstellung eines Hohlformkörpers in diesen einzubringen und zu montieren, sondern sie in einen wasserlöslichen Salzkern einzubringen, der sodann in einem Gießverfahren mit Metall oder Kunststoff umgossen wird. Nachfolgend wird der wasserlösliche Salzkern ausgespült und die Funktionsteile liegen bereits in der gewünschten Position und Funktion im Hohlformkörper vor.
- Demnach umfasst ein solcher Salzkern mindestens ein Bauteil, insbesondere ausgewählt aus Zahnrädern, Getriebeteilen, Achselementen oder Antriebselementen in formschlüssiger Verbindung. Das mindestens eine Bauteil ist vom Salzkern weitgehend umschlossen, d. h. ganz oder teilweise, so dass beim Umguss kein Hintergießen mit Schmelze und keine Flitterbildung auftritt. In der Regel ragen aus dem Salzkern nur die Achsen oder Achslager hervor oder liegen an dessen Oberfläche an.
- Besonders bevorzugt wird das Verfahren des selektiven Sinterns von mit Bindemitteln umhülltem Salz mittels Laser. In diesem Verfahren sind die Vorteile des Kernschießens und Trockenpressens miteinander verknüpft:
- • Eine hohe Komplexität der Form/des Kerns ist durch den schichtenweisen Aufbau realisierbar; ebenso ist es möglich hohle Strukturen zu generieren.
- • Für das selektive Lasersintern der Salze können kostengünstige und biologisch/ökologisch im Wesentlichen unbedenkliche Salze verwendet werden.
- • Das Sintern der Partikel erfolgt durch eine computergesteuerte, selektive Erhitzung einer dünnen Salzschicht mittels Laser. Dabei wird das Bindemittel ausgehärtet und „versintert” die einzelnen Salzpartikel miteinander.
- • Für jede neu aufgetragene Formstoffschicht muss der selektive Sintervorgang wiederholt werden.
- • Durch den schichtenweisen Aufbau und das lokale Sintern entsteht kein Verzug am Bauteil. Dadurch, dass nur kleine Bereiche aufgeheizt und gesintert werden, kommt es nicht zu einer Volumenkontraktion beim Erstarren.
- • Die Porosität/Gasdurchlässigkeit der erzeugten Kerne/Formen kann gezielt eingestellt werden.
- • Leichte und rückstandsfreie Entfernung der Kerne, da die Kerne ausschließlich aus wasserlöslichen Komponenten bestehen können.
- • Hohe Flexibilität und Geschwindigkeit bei Kleinserien und Prototypen
- • Keine Werkzeugkosten
- Als Formstoff wird kristallines Salz verwendet, welches mit einem warm- oder heißhärtenden Binder umhüllt oder vermischt ist. Beim selektiven Sintern wird der Binder durch elektromagnetische Strahlung ausgehärtet, so dass die Salzpartikel miteinander „versintern”. Der Sinterprozess ist dabei aber nicht mit einem keramischen oder metallischen Sinterprozess zu verwechseln, bei dem die Körner des Matrix-Materials versintern. Hier wird lediglich ein Bindemittel ausgehärtet, wofür jedoch ebenfalls der Begriff „Sintern” verwendet wird.
- Das kristalline Salz kann eine unimodale, aber auch bi- oder multimodale Korngrößenverteilung aufweisen. Eine bi- oder multimodale Korngrößenverteilung kann vorteilhaft in Hinblick auf eine besonders dichte Packung der Kristalle sein. Die in den erfindungsgemäßen Salzkernen vorhandene Porosität kann damit variiert werden. Die erfindungsgemäßen Salzkerne weisen nach dem selektiven Lasersintern eine Restporosität von weniger als 30%, bevorzugt von weniger als 5% und insbesondere bevorzugt von weniger als 2% bezogen auf des Gesamtvolumen des Salzkerns auf.
- Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung können die Korngrößen des kristallinen Salzes in einem Bereich von 0,01 mm bis 2 mm liegen, wobei die Korngrößen des kristallinen Salzes insbesondere bevorzugt in einem Bereich von 0,01 bis 0,29 mm, 0,3 bis 1,3 mm und/oder von 1,31 bis 2,0 mm liegen. Die ersten beiden Fraktionen können als eher feinkörniges Salz und die letzte Fraktion kann als eher grobkörniges Salz in multimodal zusammengesetzten Mischungen Verwendung finden.
- Wesentliche Auswahlkriterien für die zu verwendenden Salze sind deren Giftigkeit und die Löslichkeit, insbesondere in Wasser.
- Als Salze können bevorzugt Chloride, Sulfate, Phosphate oder Nitrate der Alkali-, Erdalkali- oder der Nebengruppenelemente oder Mischungen dieser Salze, insbesondere Natriumchlorid, Kaliumchlorid, Magnesiumchlorid und/oder Kaliumsulfat, Magnesiumsulfat, Ammoniumsulfat, Natriumsulfat umfasst oder enthalten sein.
- Ein erfindungsgemäßes Verfahren zur Herstellung solcher Salzkerne zeichnet sich dadurch aus, dass die Salzformen und Salzkerne schichtweise aufgebaut werden.
- Weiterhin zeichnet sich das erfindungsgemäße Verfahren dadurch aus, dass der Formstoff ein pulverförmiges, körniges oder granuliertes Salz oder eine Mischung von Salzen mit runden, unregelmäßig geformten oder eckigen, splittrigen Kristallen ist. Das Salz ist mit einem Binder versetzt und besonders bevorzugt mit diesem Binder umhüllt.
- Bevorzugt ist der Binder ein Harz aus der Gruppe der Phenol-, der Phenol-Harnstoff-Formaldehyd-, der stickstofffreien oder stickstoffarmen Phenol-Formaldehyd-, der furfurylalkoholhaltigen Phenol-, Furfurylalkohol-Harnstoff-Formaldehyd-, der Furan-, der phenol-modifizierten Furan- oder der Amino-Harze, der Novolake oder der Resole, welches entweder flüssig oder fest eingesetzt werden kann.
- Der mittels des generativen Fertigungsverfahrens erzeugte Salzkern kann in einem Ofen nachgehärtet werden. Je nachdem, welches Bindemittel mit welchem Laser behandelt wird, kann es zweckmäßig sein, einen weiteren Härtungsschritt in einem Ofen nachzuschalten. Hierbei können gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung auch leichter flüchtige Bestandteile des Binders ausgetrieben werden. Dies hat den Vorteil, dass diese Bestandteile nicht erst bei der Verwendung des Kerns z. B. beim Leichtmetall-Guss austreten und dann zu unerwünschter Blasenbildung im Gussteil führen.
- Ein erfindungsgemäßes Verfahren zum Herstellen von Salzkernen durch selektives Lasersintern kann beispielsweise die folgenden Schritte umfassen:
- • Erzeugen eines Datenmodells eines herzustellenden Salzkerns
- • Aufbereiten einer Formstoffmischung aus Salz und Binder
- • Aufbringen einer dünnen Formstoffschicht auf eine absenkbare Trägerplatte
- • Computergesteuertes, selektives Aushärten der Formstoffschicht in dem Datenmodell entsprechenden Bereichen durch elektromagnetische Strahlung, insbesondere durch Laser-Bestrahlung
- • Absenken der Trägerplatte
- • Erneutes Auftragen einer Formstoffschicht
- • Wiederholung der vorangegangenen Prozessschritte, bis das erzeugte Bauteil dem Datenmodell entspricht
- • Optional: Nachhärten des Kerns/der Form in einem Ofen.
Claims (15)
- Salzkern zur Herstellung von Gussteilen, dadurch gekennzeichnet, dass der Salzkern einen schichtweisen Aufbau aufweist, wobei der schichtweise Aufbau aus einzeln aufgebrachten und verfestigten Schichten von Formstoff besteht.
- Salzkern nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Salzkern wasserlöslich ist.
- Salzkern- nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Salzkerne eine Restporosität von weniger als 30%, bevorzugt von weniger als 5% und insbesondere bevorzugt von weniger als 2% bezogen auf das Gesamtvolumen des Salzkerns aufweisen.
- Salzkern nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der fertige, generativ hergestellte Salzkern mit einer wasserlöslichen Schlichte überzogen ist.
- Salzkern nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der fertige, generativ hergestellte Salzkern mit einer wasserlöslichen Salzschmelze infiltriert worden ist.
- Salzkern nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Salzkern hohl ist, wobei das Innere des Salzkerns leer sein kann oder mit unverfestigtem Formstoff gefüllt sein kann.
- Salzkern nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Salzkern mindestens ein Bauteil, insbesondere ausgewählt aus Zahnrädern, Getriebeteilen, Achselementen oder Antriebselementen in formschlüssiger Verbindung enthält, wobei das mindestens eine Bauteil vom Salzkern ganz oder teilweise umschlossen ist.
- Verfahren zur Herstellung eines Salzkerns, dadurch gekennzeichnet, dass der Salzkern mit einem generativen Fertigungsverfahren, insbesondere mittels selektiven Lasersinters, hergestellt wird.
- Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass als Formstoff kristallines Salz verwendet wird, welches mit einem warm- oder heißhärtenden Binder umhüllt oder vermischt ist.
- Verfahren nach einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass das kristalline Salz in einer unimodalen, bimodalen oder einer multimodalen Korngrößenverteilung enthalten ist.
- Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Korngrößen des kristallinen Salzes in einem Bereich von 0,01 mm bis 2 mm liegen, wobei die Korngrößen des kristallinen Salzes insbesondere in einem Bereich von 0,01 bis 0,29 mm, 0,3 bis 1,3 mm und/oder von 1,31 bis 2,0 mm liegen.
- Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Binder ein Harz aus der Gruppe der Phenol-, der Phenol-Harnstoff-Formaldehyd-, der stickstofffreien oder stickstoffarmen Phenol-Formaldehyd-, der furfurylalkoholhaltigen Phenol-, Furfurylalkohol-Harnstoff-Formaldehyd-, der Furan-, der phenol-modifizierten Furan- oder der Amino-Harze, der Novolake oder der Resole enthält, welches entweder flüssig oder fest eingesetzt werden kann.
- Salzkern nach einem der Ansprüche 8 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass eine Randschale des Salzkerns selektiv lasergesintert wird, wobei der innere Formstoffanteil nicht gesintert wird.
- Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass der mittels des generativen Fertigungsverfahrens erzeugte Salzkern in einem Ofen nachgehärtet wird.
- Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren zum Herstellen von Salzkernen durch selektives Lasersintern die folgenden Schritte umfasst: – Erzeugen eines Datenmodells eines herzustellenden Salzkerns – Aufbereiten einer Formstoffmischung aus Salz und Binder – Aufbringen einer dünnen Formstoffschicht auf eine absenkbare Trägerplatte – Computergesteuertes, selektives Aushärten der Formstoffschicht in dem Datenmodell entsprechenden Bereichen durch elektromagnetische Strahlung, insbesondere durch Laser-Bestrahlung – Absenken der Trägerplatte – Erneutes Auftragen einer Formstoffschicht – Wiederholung der vorangegangenen Prozessschritte, bis das erzeugte Bauteil dem Datenmodell entspricht – optional: Nachhärten des Kerns/der Form in einem Ofen.
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