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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur automatisierten Inbetriebnahme eines Getriebes eines Kraftfahrzeuges, bei welchem die Geometrie des Getriebes hinsichtlich mindestens eines, in einer Steuereinheit hinterlegten Parameters überprüft wird.
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Nach der Fertigstellung eines Getriebes in einem Getriebewerk oder nach dem Einbau eines Getriebes in ein Kraftfahrzeug erfolgt eine automatisierte Inbetriebnahme des Getriebes. Aus der
DE 10 2008 028 899 A1 ist ein Verfahren zum Betrieb eines automatisierten Schaltgetriebes bekannt, bei welchem bei einer vermuteten Fehladaption der Schaltgeometrie mittels einer entsprechenden Routine das automatisierte Getriebe auf Abweichung gegenüber den in der Steuerung hinterlegten Sollgrößen überprüft wird.
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Für automatisierte Getriebesysteme werden zum Produktionszeitpunkt üblicherweise fabrikneue Getriebe verwendet. Diese müssen, damit sämtliche Toleranzen der Getriebe-Hardware berücksichtigt werden können, vor der eigentlichen Verwendung von dem Getriebesteuergerät angelernt werden. Das Anlernen erfolgt üblicherweise mittels einer externen Steuereinheit, welche entsprechende Befehle an das Getriebesteuergerät sendet, wodurch das Anlernen der Getriebegeometrie angestoßen wird.
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Die verwendeten Inbetriebnahmebefehle, welche durch das externe Steuergerät ausgesendet werden, sind für die Verwendung bei der Erstinbetriebnahme in einem Getriebewerk sowie im Feld beim Fahrzeughersteller oder in einer Werkstatt vorgesehen. Dabei wird unter anderem geprüft, ob die ermittelten Gangpositionen innerhalb definierter Grenzen liegen. Die Grenzwerte sind dabei so justiert, dass diese auch verschlissene, aber noch funktionsfähige Getriebesysteme akzeptieren. Damit Getriebe mit grenzwertigen Bauteilen nicht an den Endkunden ausgeliefert werden, überprüft der Tester üblicherweise die ermittelten Getriebeparameter. Liegen die Parameter zu nah an den für das System zulässigen Grenzen, so wird das Getriebe aussortiert, obwohl die Inbetriebnahme erfolgreich durchlaufen wurde. Eine solche Prüfung ist insbesondere infolge von Taktzeitbeschränkungen oder aufgrund eines verwendeten Befehlsgebers, wenn beispielsweise ein im Fahrzeug verbautes Steuergerät die Inbetriebnahme z.B. mittels eines automatischen Ablaufes steuert, nur mit enormem Aufwand vorzunehmen.
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Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur automatisierten Inbetriebnahme eines Getriebes eines Kraftfahrzeuges anzugeben, bei welchem die erlernten Gangparameter ohne Beeinträchtigung des automatischen Ablaufes bewertet werden können.
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Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass ein Diagnosebefehl zur Ansteuerung des Getriebes gesendet wird, wobei der Diagnosebefehl eine Toleranzangabe für den mindestens einen Parameter enthält. Durch die Berücksichtigung der Toleranzangaben bei der Inbetriebnahme des Getriebes werden die Grenzwerte für die verschleißbehafteten Gangendlagen reduziert. Dadurch wird vermieden, dass ein Getriebe mit grenzwertigen Bauteilen das Produktionswerk verlässt. Darüber hinaus wird ein vorzeitiger Ausfall des Getriebes beim Endkunden unterbunden. Da keine zusätzlichen Daten bei der Bewertung des mindestens einen Parameters ausgewertet werden müssen, sondern ein an sich vorhandener Diagnosebefehl lediglich um eine Angabe ergänzt wird, wird die Bewertung mittels eines automatischen Ablaufes der Inbetriebnahme vereinfacht und der Aufwand der Bewertung reduziert.
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In einer Ausgestaltung enthält der Diagnosebefehl einen Inbetriebnahmebefehl zur Aktivierung eines Inbetriebnahmeprogramms des Getriebes. Dies hat den Vorteil, dass mit einem einzigen Befehl dem Getriebesteuergerät nicht nur der Inbetriebnahmebefehl sondern gleichzeitig auch die Toleranzangaben für mindestens einen Parameter übermittelt werden. Dies verkürzt das Steuerprogramm.
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Alternativ wird der, die Toleranzangabe des mindestens einen Parameter enthaltende Diagnosebefehl separat zu dem, den Inbetriebnahmebefehl zur Aktivierung des Inbetriebnahmeprogramms des Getriebes enthaltenden Diagnosebefehl gesendet. Eine solche Ausgestaltung realisiert die Toleranzangabe in einer eigenständigen Anweisung, womit garantiert wird, dass diese Toleranzangabe bei der weiteren Verarbeitung der Befehle auch tatsächlich berücksichtigt wird.
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In einer Ausgestaltung wird der, die Toleranzangabe des mindestens einen Parameters enthaltende Diagnosebefehl vor dem, den Inbetriebnahmebefehl zur Aktivierung des Inbetriebnahmeprogramms des Getriebes enthaltenden Diagnosebefehl gesendet. Damit wird sichergestellt, dass die Toleranzangabe bereits vor Eintreffen des Inbetriebnahmebefehls in dem Getriebesteuergerät abgespeichert und verarbeitet ist und diese dann bei der Inbetriebnahme auf alle Fälle berücksichtigt wird.
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In einer Variante wird die Toleranzangabe als Absolutwert für den mindestens einen Parameter vorgegeben. Eine solche Toleranzangabe verkürzt den Programmablauf bei der Inbetriebnahme des Getriebes.
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In einer Alternative wird die Toleranzangabe prozentual zu dem in dem Getriebesteuergerät hinterlegten Parameter vorgegeben. Diese prozentuale Angabe ermöglicht den Einsatz eines solchen Diagnosebefehls in Getriebesteuergeräten mit unterschiedlichen Steuerprogrammen, welche von der Funktionalität des zu überprüfenden Getriebes abhängen. Somit können mittels des nur einen Diagnosebefehls die Toleranzangaben flexibel an den für das zu überprüfende Getriebe vorgesehenen Parameter angepasst werden.
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In einer Weiterbildung werden die Toleranzangaben für den mindestens einen Parameter für eine Erstinbetriebnahme des Getriebes unterschiedlich zu den Toleranzangaben für den mindestens einen Parameter für eine Folge-Inbetriebnahme gewählt. Dabei wird berücksichtigt, dass beim Betrieb des Getriebes beim Endkunden das Getriebe verschleißt und somit sich die aktuellen Werte der Parameter ändern, wobei aber weiterhin gewährleistet wird, dass die Werte immer noch in den Grenzen liegen, die bei einer Neu-Inbetriebnahme vorgegeben sind.
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Vorteilhafterweise sind die Toleranzangaben für den mindestens einen Parameter für eine Erstinbetriebnahme des Getriebes enger als die Toleranzangaben für den mindestens einen Parameter für eine Folge-Inbetriebnahme. Dadurch wird bei der Erstinbetriebnahme sichergestellt, dass ein Ausfall des Getriebes kurz nach Auslieferung desselben beim Endkunden nicht stattfindet. Bei der Folge-Inbetriebnahme wird die Änderung des Parameters aufgrund des Verschleißes infolge der Abnutzung während des Gebrauchs des Getriebes berücksichtigt.
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In einer Ausgestaltung enthält der Diagnosebefehl eine Information darüber, ob es sich bei der Inbetriebnahme des Getriebes um eine Erstinbetriebnahme oder eine Folge-Inbetriebnahme handelt. Somit erhält das Getriebesteuergerät die Information darüber, welche Toleranzangabe bei der Prüfung des Getriebes berücksichtigt werden sollen.
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Die Erfindung lässt zahlreiche Ausführungsformen zu. Eine davon soll anhand der in der Zeichnung dargestellten Figuren näher erläutert werden.
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Es zeigen:
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1: schematische Darstellung eines Prüfstandes mit angeschlossenem Getriebe,
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2: eine Prinzipdarstellung des in einem Kraftfahrzeug verbauten Getriebes.
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Gleiche Merkmale sind mit gleichen Bezugszeichen gekennzeichnet.
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Wie aus 1 hervorgeht, ist das in einer Produktionsstätte hergestellte Getriebe 1 ein Doppelkupplungsgetriebe, welches zwei Kupplungsaktoren 2, 3 aufweist. Darüber hinaus umfasst das Getriebe 1 einen Getriebeaktor 4. Das so ausgebildete Getriebe 1 ist mit einem Prüfstand 5 verbunden, welcher ein prüfstandsinternes Getriebesteuergerät 6 umfasst, das mit einem Prüfstand-PC 7 verbunden ist. Das prüfstandsinterne Getriebesteuergerät 6 ist dabei über einen separaten CAN-Bus 8 mit den beiden Kupplungsaktoren 2, 3 verbunden. Darüber hinaus besteht eine Verbindung des prüfstandsinternen Getriebesteuergerätes 6 zu dem Getriebeaktor 4 über eine separate Kommunikationsleitung 9.
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Vor Inbetriebnahme des Getriebes 1 müssen aufgrund von vorhandenen Toleranzen diese Systeme vor ihrer Verwendung im Kraftfahrzeug einen Prozess durchlaufen, bei welchem systemspezifische Parameter angelernt werden. Der Inbetriebnahmeprozess wird dabei in den Produktionsstätten durch den Prüfstand 5 oder ein nicht weiter dargestelltes mobiles Testgerät angestoßen und kontrolliert.
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Im Weiteren soll ein Verfahren zur Bewertung der Parameter des Getriebes 1 bei einer Inbetriebnahme des Getriebes 1 betrachtet werden. Dabei wird ein Diagnosebefehl von dem Prüfstand-PC 7 an das prüfstandsinterne Getriebesteuergerät 6 gesendet. Der Diagnosebefehl umfasst eine Toleranzangabe des zu prüfenden Parameters, welcher gleichzeitig mit dem Befehl zur Inbetriebnahme des Getriebes 1 über die Kommunikationsleitung 9 an das Getriebe 1 gesandt wird. Mittels dieses Befehls stellt das Getriebe 1 beispielsweise einen geforderten Gang ein. Mittels am Getriebe 1 angeordneter und nicht weiter dargestellter Sensoren wird der geometrische Parameter, der bei dieser Gangeinstellung von dem Getriebe 1 durchfahren wird, gemessen und an das Getriebesteuergerät 6 zurückgesendet. Das Getriebesteuergerät 6 vergleicht diesen Parameter mit dem gespeicherten Parameter, der mit den übertragenen Toleranzangaben beaufschlagt ist und stellt somit fest, ob das Getriebe funktionstüchtig ist.
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Werden die Toleranzangaben durch den ermittelten Parameter überschritten, so wird das Getriebe 1 als nicht funktionsfähig eingeschätzt, was durch eine Fehleranzeige signalisiert wird.
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Bei der Toleranzangabe kann es sich um einen Absolutwert für den jeweiligen Parameter handeln. Die Toleranzangabe kann aber auch prozentual von dem jeweiligen, im Getriebesteuergerät 6 hinterlegten Parameter bestimmt werden. Für jeden Parameter werden mittels der Toleranzangaben ein Minimalwert und ein Maximalwert festgelegt.
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Da das Getriebe 1 zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht mit einem eigenen Getriebesteuergerät ausgestattet ist, werden die den Inbetriebnahmeroutinen zugrunde liegenden Parameter aus dem prüfstandsinternen Steuergerät 6 in einen der Kupplungsaktoren 2 oder 3 übertragen und dort in einer nicht-flüchtigen Speichereinheit 10 zwischengespeichert. Da der Kupplungsaktor 2, 3 fest mit dem Getriebe 1 verbaut ist, wird dieser gemeinsam mit dem Getriebe 1 beim Fahrzeughersteller in das Kraftfahrzeug eingesetzt. Nach dem Verbau des Getriebes 1 im Kraftfahrzeug wird das Getriebe 1, wie in 2 dargestellt, mit einem neuen Getriebesteuergerät 15 verbunden, welches im Kraftfahrzeug verbaut ist. Dabei werden die Parameter aus der nicht-flüchtigen Speichereinheit 10 eines der beiden Kupplungsaktoren 2, 3 in eine nichtflüchtige Speichereinheit 14 des Getriebesteuergerätes 15 übertragen. Unter einer nichtflüchtigen Speichereinheit wird eine Speichereinheit verstanden, die ihren Speicherinhalt auch bei Abschaltung oder Ausfall der Spannungsversorgung der Speichereinheit nicht verliert. Der Speicherinhalt steht also nach erneuter Spannungsversorgung der Speichereinheit wieder zur Verfügung. Beispiele für derartige nicht-flüchtige Speichereinheiten sind EEPROMs.
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Die in 2 dargestellte Prinzipdarstellung verdeutlicht die Anordnung des Getriebes 1 in einem Kraftfahrzeug. Zu diesem Zweck sind die Kupplungsaktoren 2, 3 über eine separate, als CAN-Bus ausgebildete Kommunikationsleitung 8 mit dem Getriebesteuergerät 15 verbunden. Der die Toleranzangaben enthaltene Inbetriebnahmebefehl wird von einem weiteren, im Kraftfahrzeug verbauten Steuergerät, vorzugsweise einem Motorsteuergerät 16, an das Getriebesteuergerät 15 ausgegeben, welches die Inbetriebnahme des Getriebes 1 auslöst. Der Diagnosebefehl zur Übermittlung der Toleranzangaben enthält dabei gleichzeitig eine Information, ob es sich bei dem Getriebe um eine Erstinbetriebnahme oder eine Folge-Inbetriebnahme handelt, damit die entsprechend richtigen Toleranzangaben bei der Überprüfung des Getriebes 1 zugrunde gelegt werden. Der weitere Ablauf der Inbetriebnahme entspricht dabei dem im Zusammenhang mit 1 beschriebenen Vorgehen.
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Die Verwendung der Toleranzangaben erfolgt sowohl bei der Inbetriebnahme des Getriebes 1 bei einer Erstinbetriebnahme im Werk oder bei einer Folge-Inbetriebnahme des innerhalb des Kraftfahrzeuges verbauten Getriebes 1 in einer Werkstatt. Um sicherzustellen, dass insbesondere bei einer Erstinbetriebnahme des Getriebes 1 defekte Getriebe nicht ausgeliefert werden, werden bei der Erstinbetriebnahme engere Toleranzangaben in dem Getriebesteuergerät 6 abgelegt, als sie zur Prüfung der Parameter in einem schon benutzten Getriebe 1 genutzt werden.
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Das beschriebene Verfahren ist insbesondere bei einer Erstinbetriebnahme im Getriebe- oder Fahrzeugwerk von Vorteil, da die Grenzen für die verschleißbehafteten Gangendlagen reduziert werden. Dadurch wird vermieden, dass ein Getriebe mit grenzwertigen Bauteilen das Produktionswerk verlässt.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Getriebe
- 2
- Kupplungsaktor
- 3
- Kupplungsaktor
- 4
- Getriebeaktor
- 5
- Prüfstand
- 6
- Prüfstandsinternes Getriebesteuergerät
- 7
- Prüfstands-PC
- 8
- CAN-Bus
- 9
- Kommunikationsleitung
- 10
- Nichtflüchtige Speichereinheit
- 11
- Kupplungssteuergerät
- 12
- Kupplungssteuergerät
- 13
- Nichtflüchtige Speichereinheit
- 14
- Nichtflüchtige Speichereinheit
- 15
- Getriebesteuergerät
- 16
- Motorsteuergerät
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102008028899 A1 [0002]