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Die Erfindung beschreibt einen Gingivaformer zum Aufsetzen auf ein enossal gesetztes Dentalimplantat, wobei der Gingivaformer ein Hauptkörperteil und ein Kopplungsteil zum lösbaren Verbinden des Hauptköperteils an das Implantat umfasst.
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Beim Einsetzen eines Dentalimplantats in die Maxilla oder die Mandibula endet der chirurgische Ablauf der enossalen Implantation im Prinzip mit dem Aufsetzen einer speziellen Einheilkappe, bevor die Papillen und die Gingiva möglichst präzise repuniert und mit Nähten adaptiert werden.
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Zahnimplantate beschreiben künstliche Zahnwurzeln, die für die Fälle eingesetzt werden, bei denen der Zahn oder die Wurzel beschädigt oder erkrankt ist. In der Regel weisen die Implantate ein schraubenförmiges oder zylindrisches Design auf und werden in den Kieferknochen eingeschraubt. Das fertige und im Knochen verankerte Implantat übernimmt prinzipiell die gleiche Funktion wie die eigenen Zahnwurzeln, da es direkt mit dem Knochen verwächst. Auf das Implantat können, nachdem es eingewachsen ist, Kronen oder Brücken aufgesetzt werden, die dann einen Zahnersatz darstellen. Beim Zahnimplantataufbau unterscheidet man den Implantatkörper, der in den Knochen eingebracht wird und die weiteren Aufbauteile, mit deren Hilfe die Kronen oder Haltestrukturen für Prothesen am Implantatkörper befestigt werden. Es sind ein- oder mehrteilige Implantate bekannt, bei denen der Implantatkörper und der Aufbauteil getrennt vorliegen. Es gibt jedoch auch Implantatsysteme, bei denen das Verbindungselement zum Zahnersatz (Stumpf für Kronen, Kugelkopfanker für die Fixierung von Prothesen) in einem Stück mit dem Implantatkörper gearbeitet sind.
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Die zahnärztlichen Implantate werden in der Regel aus Keramik oder Metall gefertigt. Der ins Gewebe eingebrachte Teil des Implantates besteht in der Regel aus hochreinem Titan, da dessen Oberflächen besonders gewebeverträglich bzw. biokompatibel ist. Die Implantate aus Keramik bestehen in der Regel aus Zirkonoxidkeramik, das extrem bruchstabil ist und nach bisheriger Erfahrung biologisch bestens verträglich ist. Nachdem das Implantat in den Kieferknochen eingebracht wurde und bevor der Aufbau (das Abutement) mit dem Implantat verschraubt wird, wird das Implantat mit einer Verschlusskappe, Einheilkappe oder einem Gingivaformer verschlossen. Zur Anwendung kommen entweder die offene oder die gedeckte Einheilung des Implantats.
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Die Einheilkappen sind in der Regel aus einem biokompatiblen Material hergestellt, verlängern im Prinzip das Implantat währen der mehrmonatigen Einheilphase bis zur Oberfläche des Weichgewebes. Hierdurch kann eine transgingivale Einheilung erreicht werden, obwohl die Implantatschulter subgingival lokalisiert ist. Eine derartige Einsatztiefe des Implantats ist insbesondere bei ästhetischer Restauration wünschenswert, um später keinerlei Implantatoberfläche sichtbar werden zu lassen.
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Die Einheilkappen müssen möglichst perfekt mit dem Implantat verbunden sein, so dass eine optimale Ausformung der Schleimhaut und eine praktische Handhabbarkeit sichergestellt ist.
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Im Stand der Technik sind einteilige Einheilkappen bekannt. Solche Einheilkappen besitzen eine im Prinzip zylindrische, flache Kopfpartie, welche an der dem Implantat zugewandten Seite eine Aushöhlung aufweist, die zur Implantatschulter komplementär ist. Auf der Oberseite der Einheilkappe ist in der Regel eine Eingriffskontur für ein Schraubwerkzeug vorliegend, während sich unterhalb der Kopfpartie ein Gewindezapfen erstreckt, der in die axiale Innenbohrung im Implantat einschraubbar ist.
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Weiterhin sind zweiteilige Einheilkappen bekannt, die aus der eigentlichen Einheilkappe sowie einer im Kappenkopf von oben einführbaren und darin versenkten, okklusal applizierten Schrauben bestehen. Diese Schraube durchdringt die Einheilkappe zentrisch und axial, stützt sich darin ab und greift gegebenenfalls in die im Implantat vorgesehene Innenbohrung ein. Hierdurch wird die Einheilkappe auf die Implantatschulter gedrückt.
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Nach Ablauf der Einheilungszeit wird ein Gingivaformer, ein kleiner Titanpfosten, nach einem kleinen Schnitt in die darüberliegende Schleimhaut auf das Implantat aufgeschraubt. Die Schleimhaut legt sich innerhalb der nächsten Woche an den Gingivaformer an und heilt aus. In der Regel nach 1 Woche bis 6 Monaten wird der Gingivaformer gegen einen Titanaufbau ("Abutement") ausgetauscht, der die Krone oder Brücke aufnimmt, bzw. die Prothese befestigt.
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Nachteilig bei den bekannten Kappen oder Gingivaformern ist, dass bei dem Aufsetzen der Einheilkappe oder der Gingivaformer auf das bestehende Implantat keine Berücksichtigung auf vorhandene Zähne und deren Größe und Zahnbeinquerschnitt stattfindet. Bei den bekannten Gingivahöhen werden standardisierte Höhen angeboten, die aber wie schon beim Austrittsprofil, bei der späteren Versorgung meist unbefriedigende ästhetische Ergebnisse erzielen. Besonders bei Implantaten, die nicht in Idealposition zur ursprünglichen natürlichen Position gesetzt werden, sind die heute vorhandenen Gingivaformer in ihrer Ausführung für die Versorgung mit Zahnersatz unbefriedigend. Die bekannten Möglichkeiten sorgen dafür, dass der Zahntechniker bei der Versorgung des Implantats nur eingeschränkt (mit individuellen Abutementes) Einfluss auf die ursprüngliche Stellung und Zahnform nehmen kann. Hier spielt jedoch die Position des Implantats, das kreisrunde Austrittsprofil und die dann verheilte kompakte Gingiva eine große Rolle.
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Aufgabe der Erfindung war es demgemäß, einen Gingivaformer bereitzustellen, der bereits in der Einheilphase auf das Implantat gesetzt werden kann, individualisierbar ist und nicht die Nachteile oder Mängel der bekannten Gingivaformer aufweist.
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Gelöst wird die Aufgabe dadurch, dass der Hauptkörperteil derart ausgestaltet ist, dass ein Gingivakontaktbereich des Gingivaformers mit einer Gingiva in Kontakt gelangt, wenn das Kopplungsteil mit einem Implantat verbunden ist, wobei bevorzugt der Gingivakontaktbereich einer Zahnform nachgebildet ist. Die im Stand der Technik bekannten Gingivaformer werden nach der Einheilphase aufgesetzt und bestehen in der Regel aus einer nicht individualisierbaren und standardisierten Form. Der erfindungsgemäße Gingivaformer ist im Prinzip eine Kombination einer Einheilkappe und eines Gingivaformers, der – ähnlich wie eine Einheilkappe – nach dem Setzen des Implantats mit diesem verbunden wird, das heißt, der erfindungsgemäße Gingivaformer wird in der Einheilphase eingebracht. Hierdurch wird ermöglicht, dass durch das Aufsetzen eines solchen Gingivaformers auf ein gesetztes Implantat das Zahnfleisch im Bereich des Implantats auf eine individualisierte finale Implantatversorgung vorbereitet wird. Der Gingivaformer ist insbesondere einer Form eines finalen Abutements nachempfunden, so dass das Zahnfleisch um den Gingivaformer schon während der Einheilphase die Form des finalen Abutements annehmen kann. Somit wird die Bildung eines Emergenzprofils gefördert, das heißt der Verlauf des Zahnfleisches von der Implantatschulter bis hin zur Durchbruchslinie des Gingivaformers durch das Zahnfleisch.
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Gerade im Frontzahngebiet sowie im Seitenzahngebiet ist es notwendig, mehr auf die Formen des natürlichen Austrittsquerschnitts aus der Gingiva Rücksicht zu nehmen. Dadurch, dass der erfindungsgemäße Gingivaformer ein Hauptkörperteil und ein Verbindungsteil aufweist, wobei mit dem Verbindungsteil der Gingivaformer lösbar mit dem Implantat verbindbar ist, kann der Gingivaformer bereits während der Einheilphase mit dem Implantat verbunden werden, so dass im Vorfeld der Versorgung mit Zahnersatz ein optimales Austrittsprofil durch den erfindungsgemäßen individualisierbaren Gingivaformer geschaffen wird. Die Gingiva passt sich idealerweise dem natürlichen Zahnquerschnitt an und kann so konditioniert werden.
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Vorzugsweise wird der Gingivaformer direkt nach dem Setzen des Implantats mit demselben verbunden. Der Gingivaformer ist derart gestaltet, dass ein Gingivakontaktbereich des Gingivaformers, insbesondere ein oberer Bereich des Hauptkörperteils mit der Gingiva in Kontakt gelangt, wenn das Verbindungsteil mit dem Implantat verbunden ist. Es erfolgt insbesondere eine offene Einheilung des Implantats, wobei durch das Einbringen des erfindungsgemäßen Gingivaformers während der Einheilphase und dessen Ausgestaltung bereits in dieser früher postoperativen Phase auf die subjektive Gestaltung der Gingiva und deren Heilung Rücksicht genommen wird.
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Es ist bevorzugt, dass der obere Bereich des Hauptkörperteils, der im Sinne der Erfindung insbesondere als Gingivakontaktbereich bezeichnet wird, 1 mm bis 5 mm über die durchschnittliche Gingivahöhe hinaus in den Mundraum ragt. Durch diese Ausgestaltung des Gingivaformers wird das Zahnfleisch bereits in der Einheilphase an die spätere Ausgestaltung des Zahnersatzes konditioniert. Im Stand der Technik wurde es bisher derart gehandhabt, dass nach der Einheilphase das Abutement mit dem Implantat verbunden wurde und das Abutement das Zahnfleisch verdrängte, was unweigerlich eine Verlängerung der Heilphase nach sich zog. Im Gegensatz hierzu hat sich herausgestellt, dass mit dem vorliegenden Gingivaformer und dessen Ausgestaltung eine Verkürzung der Heilphase erreicht werden kann.
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Bevorzugt ist, dass das Hauptkörperteil und das Verbindungsteil einteilig hergestellt sind. Der Gingivaformer bestehend aus dem Hauptkörperteil und dem Verbindungsteil kann in einem Herstellungsverfahren hergestellt werden. Hierfür eignen sich insbesondere 3D-Modelliersysteme, die über ein hochauflösendes Rapid-Prototyping-Verfahren, HSC-Frästechnologie und Lasergravur-Maschinen feinste Oberflächenkonturen generieren können. Auch eignen sich hierfür CAD/CAM-Systeme (CAD = “computer aided design“) und (CAM „computer aided manufacturing“), die eine optimale Verknüpfung von einem Modellierprogramm und einem Fertigungsprogramm bieten. CAD bezeichnet im Sinne der Erfindung insbesondere die Verwendung eines Computers als Hilfsmittel beim technischen Zeichnen. Die Zeichnung wird bevorzugt als dreidimensionales Objekt (3D) mit Hilfe des Computers angefertigt. Das CAM-System umfasst bevorzugt einen 3D-Drucker, beispielweise einen Objekt-3D-Drucker oder einen Drucker der Connexfamilie. Mit diesem kann einfach und schnell ein Gingivaformer gemäß realer vom Patient erfassten Daten aus einem Material gefertigt werden.
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Nach einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist der Gingivaformer aus einem Kunststoffmaterial hergestellt. Hierdurch ist es möglich, dass der Zahnarzt nach dem Setzen des Implantats und Aufbringen des Gingivaformers kleinere Form- und Höhenkorrekturen an dem Gingivaformer vornimmt, so dass eine passgenaue Integration des Gingivaformers erreicht wird. Das heißt, der erfindungsgemäße Gingivaformer ist individualisierbar und kann auf eine subjektive (und insbesondere postoperative) Form der Gingiva angepasst werden.
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Kunststoffe bezeichnen insbesondere Materialien, deren wesentliche Bestandteile aus solchen makromolekularen organischen Verb. bestehen, die synthetisch oder durch Abwandeln von Naturprodukten entstehen. Sie sind in vielen Fällen unter bestimmten Bedingungen (Wärme u. Druck) schmelz- und formbar. Zu den Kunststoffen gehören auch die Kautschuke und die Chemiefasern. Für die vorteilhafte Ausführungsform können Kunststoffe aus der Gruppe abgewandelte Naturstoffe, synthetische Kunststoffe (Polykondensate, Polymerisate, Polyaddukte), Duroplaste, und/oder ungesättigte Polyesterharze, umfassend Cellulosenitrat, Celluloseacetat, Cellulosemischester, Celluloseether, Polyamid, Polycarbonat, Polyester, Polyphenylenoxid, Polysulfon, Polyvinylacetal, Polyethylen, Polypropylen, Poly-1-buten, Poly-4-methyl-1-penten, Ionomere, Polyvinylchlorid, Polyvinylidenchlorid, Polymethyl-methacrylat, Polyacrylnitril, Polystyrol, Polyacetal, Fluor-Kunststoffe, Polyvinylalkohol, Polyvinylacetat, Poly-p-xylylen, lineare Polyurethane, chlorierte Polyether, Casein-Kunststoffe, Phenol-Harz, Harnstoff-Harz, Thioharnstoff-Harz, Melamin-Harz, Epoxidharz, vernetzte Polyurethane, Alkydharz, Allylharz, Silicon, Polyimid, und/oder Polybenzimidazol verwendet werden. Es ist bevorzugt, dass der Gingivaformer aus einem Polymer besteht. Polymere bezeichnen im Sinne der Erfindung insbesondere eine Substanz, die sich aus einem Kollektiv chemisch einheitlich aufgebauter, sich in der Regel aber hinsichtlich Polymerisationsgrad, Molmasse und Kettenlänge unterscheidender Makromoleküle (Polymermoleküle) zusammensetzt. Bei solchen sogenannten polymereinheitlichen Stoffen sind also alle Makromoleküle gleich aufgebaut und unterscheiden sich lediglich durch ihre Kettenlänge (Polymerisationsgrad). Man kann derartige Polymere als Polymerhomologe bezeichnen. Polymere können aus der Gruppe umfassend anorganische Polymere, metallorganische Polymere voll- oder teilaromatischen Polymeren, Homopolymere, Copolymere, Biopolymere, chemisch modifizierte Polymere und/oder synthetische Polymere ausgewählt werden.
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Es können auch FullCure-Materialien verwendet werden, die eine hohe Biegefestigkeit und eine Formbeständigkeit aufweisen und für einen breiten Anwendungsbereich mit Anforderungen an Optik, Elastizität, Festigkeit und Belastbarkeit geeignet sind. Die Materialien sind vorteilhafterweise biokompatibel und können für extrem belastbare und formbeständige Modelle mit hervorragender Detailwiedergabe verwendet werden. Somit können Modelle erstellt werden, die den umfangreichen Anforderungen an Passgenauigkeit, Form, Funktion und optischen Eigenschaften genügen.
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Um den Gingivaformer sicher mit einem Implantat zu verbinden, befindet sich vorzugsweise innerhalb des Gingivaformers eine mittig axiale Durchgangsbohrung. Zur Fixierung bzw. Verbindung des Gingivaformers an dem Implantat kann eine Okklusalschraube verwendet werden. Anstelle der Okklusalschraube können jedoch auch sonstige praktikable form- oder kraftschlüssige Mittel verwendet werden, womit sich die Durchgangsbohrung eventuell erübrigt. Innerhalb der Durchgangsbohrung befindet sich insbesondere eine Schraubenkopfaufnahme für die okklusal applizierbare Schraube und ein davon unterhalb gelegener Innengewindeabschnitt. Die Schraubenkopfaufnahme in der Durchgangsbohrung weist insbesondere einen Konussitz für eine komplementäre Konusbasis der Okklusalschraube auf. Hierdurch kann sich die komplementäre Konusbasis des Schraubenkopfes der Okklusalschraube auf dem unteren Konussitz abstützen.
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Vorteilhafterweise erstreckt sich vom Konussitz, das heißt von der Schraubenkopfaufnahme abwärts ein gegenüber der Schraubenkopfaufnahme durchmesserreduzierter Innengewindeabschnitt, der vorzugsweise an der unteren Öffnung des Verbindungsteils mündet. Der Schraubenkopf einer eingebrachten Okklusalschraube kann somit vollständig im Hauptkörperteil des Gingivaformers versenkt werden.
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Diesbezüglich kann es vorteilhaft sein, wenn eine Schutzkappe auf den oberen Bereich des Hauptkörperteils, insbesondere in der Öffnung der Durchgangsbohrung oberhalb der eingebrachten Okklusalschraube fixiert wird. Eine solche Schutzkappe kann zylindrisch ausgestaltet sein und beliebig beschliffen werden, oder sie ist so abgeschrägt und anatomisch vorgeformt, dass sich zumindest annähernd die grobe Kontur eines Zahnes ergibt. Die Schutzkappe dient als Schutz des Austrittsprofils der Gingiva.
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An der Unterseite weist das Verbindungsteil eine sich radial erstreckende Ausnehmung auf, so dass eine zur Implantatschulter komplementäre Gegenschulter entsteht. Hierdurch sind eine passgenaue Verbindung und folglich auch ein stabiler Sitz des Gingivaformers an dem Implantat möglich.
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Die Okklusalschraube besitzt einen in der Deckfläche des Gingivaformers versenkbaren Schraubenkopf mit einer Innenkontur zum Ansatz eines Eindrehwerkzeuges.
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Die Gegenschulter des Gingivaformers sitzt auf der Implantatschulter auf, der Schraubenkopf stützt sich in der Durchgangsbohrung auf dem Konussitz ab und die Gewindepartie der Okklusalschraube greift in das im Implantat befindliche Innengewinde ein, so dass eine stabile Verbindung zwischen dem Implantat und dem Gingivvaformer erreicht wird.
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Um eine optimale Konditionierung der Gingiva zu erreichen, ist der Gingivaformer derart ausgestaltet, dass sich der Gingivaformer von dem Hauptkörperteil zu dem Verbindungsteil hin verjüngt. Das heißt, der Verbindungsteil ist vorzugsweise gegenüber dem Hauptkörperteil durchmesserreduziert. Hierdurch wird insbesondere die Form eines Zahnersatzes nachempfunden, so dass eine Konditionierung des Zahnfleisches während der Einheilphase erfolgen kann.
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Der Hauptkörperteil des Gingivaformers weist in einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung eine im Wesentlichen quaderförmige Gestalt auf. Die bevorzugte Ausgestaltung des Hauptkörperteils ist Zähnen nachempfunden. Der Gingivaformer wird anhand von aktuellen Patientendaten hergestellt. Das heißt, die Form und Kontur der Gingiva sowie der Zähne wird erfasst, um hieraus einen Gingivaformer zu fertigen, der passgenau auf das Implantat gesetzt werden kann. Zudem weist das Hauptkörperteil eine Form auf, die einem Zahn in der Position, in der das Implantat integriert wurde, nachgebildet ist. Auf Grund der bevorzugten Materialien des Gingivaformers kann eine nach der Fertigstellung erfolgte Bearbeitung des Gingivaformers von dem Zahnarzt durchgeführt werden, um den Gingivaformer individuell an die subjektiven Ausmaße des Austrittsprofiles anzupassen. Außerdem wird hierdurch erreicht, dass die Größe und Form vorhandener Zähne und Zahnbeinquerschnitte berücksichtigt wird.
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Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur Herstellung eines Gingivaformers, wobei in einem ersten Erfassungsschritt mittels einer Röntgenschablone einer Gingivahöhe und deren Verlauf in einem Mundraum durch ein bildgebendes Verfahren erfasst wird, wobei in einem zweiten Erfassungsschritt ein Situationsmodell erfasst wird, und in einem nachfolgenden Datenbearbeitungsschritt die ermittelten Daten übereinander gelagert werden, so dass der Abstand zwischen Gingivahöhe bis Oberkante eines eingebrachten Implantats erfasst wird, wobei in einem Fertigungsschritt Daten an einen 3D-Drucker zur Erstellung eines Gingivaformers übermittelt werden. Es gibt bei navigierten, mittels Bohrschablone gesetzten Implantaten die Möglichkeit, den passenden Gingivaformer bei Auslieferung der Bohrschablone gleich individualisiert gefertigt zu bekommen. Dies erfolgt insbesondere dann über eine gängige bildgebende DVT-Aufnahme mittels einer Röntgenschablone aus speziellem röntgensichtbarem Kunststoff zur späteren Darstellung der Gingivahöhe und deren Verlauf. Das DVT liefert dafür dann den DICOM-Datensatz. Außerdem wird ein Situationsmodell mittels einem Scan in einen STL-Datensatz übertragen. Beide Erfassungsmethoden bzw. die ermittelten Daten werden nun im Bild übereinander gelegt. Wie bei der zuvor erfolgten Implantatplanung wird anschließend im DICOM-Datensatz in der Position des zu verwendenden Implantats eine Übertragungshülse platziert, die dem Differenzverlauf (insbesondere Gingivahöhe bis Oberkante Implantatteller) entspricht, wobei eine Klebebasis zur Aufnahme des individuellen Gingivaformers berücksichtigt werden kann. Diese Daten, insbesondere dann STL-Daten werden an einen 3D-Drucker zur Herstellung eines Arbeitsmodells übermittelt. Hier ist dann mittels der genau vorgegebenen Position der Implantate und der aufgesetzten Klebebasis sowie der Höhe der Gingiva eine individuelle Ausformung und Gestaltung zur Bearbeitung der Idealposition und der dann folgenden Herstellung der Gingivaformer möglich. Idealerweise ist anschließend ein Einbringen des Implantats, das Aufschreiben des individuellen Gingivaformers mittels Klebebasis und eine dann erfolgende offene trans-gingivale Einheilung möglich. Überraschenderweise sorgt der erfindungsgemäße und durch das Verfahren bereitgestellte Gingivaformer für eine bessere Konditionierung des Zahnbettes und einer Aufnahme der permanenten Implantatversorgung.
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Durch das erfindungsgemäße Verfahren kann ein Gingivaformer in wenigen Arbeitsschritten hergestellt werden, wobei die Modellierung digital mit einem CAD-System und die Fertigung mittels einem CAM-System erfolgt, wodurch Arbeitszeit und Arbeitskraft eingespart werden können. Insbesondere durch die digitale Modellierung kann der Gingivaformer optimal an eine Gingiva angepasst werden.
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Durch das bevorzugte Verfahren kann ein Gingivaformer bereitgestellt werden, der eine optimale Passung aufweist und schnell und kostengünstig herstellbar ist. Hierfür wird von einer Mundhöhle ein Abdruck gemacht, was im Sinne der Erfindung auch als Situationsmodell bezeichnet wird. Der Abdruck oder die Abformung kann mittels analoger und/oder digitaler Verfahren erfolgen. Die analoge Abformung umfasst bevorzugt Abdruckverfahren, die im Sinne der Erfindung insbesondere als herkömmliche Abdruckverfahren bezeichnet werden. Es wird beiden herkömmlichen Abdruckverfahren ein Abdruck mittels einem verformbaren und aushärtbaren Material gemacht, wobei dieser mit beispielsweise Gips ausgegossen wird. Als Material kann bevorzugt Alginat (Salze der Alginsäure), Silikon, Hydrokolloide oder Polyäther eingesetzt werden. Das so erstellte Modell kann in nachfolgenden Verfahrensschritten bearbeitet werden.
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Die Abformung kann weiterhin mittels einem digitalen Abformungsverfahren erfolgen. Bevorzugt wird die digitale Abformung optisch, insbesondere mittels Lava Chairside CO/S, Hint-Eis Direkt Scan oder Cerec Connect Bleucam oder ähnlichem durchgeführt. Hierbei kann mit einem Handstück berührungslos über die Zähne und die operierte Position geglitten werden und so eine präzise Abbildung der Mundsituation erzielt werden. In einer bevorzugten Ausführungsform kann das Handstück, welches in den Mundraum des Patienten eingeführt wird, zahlreiche Kameralinsen und CCD-Sensoren beinhalten. So kann in kürzester Zeit eine hohe Datendichte erfasst werden. Die Daten werden in Echtzeit verarbeitet, so dass das Bild des Mundraums während des Scannens zeitgleich auf einem Bildschirm dargestellt wird. Es können alle Oberflächen trotz extremer Geschwindigkeit gleichmäßig eingescannt werden. Durch die digitale Abformung können hohe Tiefenschärfe, erhöhte Abbildungstreue am Präparationsrand und eine automatische Bildauslösung erreicht werden.
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Im Falle der analogen Abformung, erfolgt nach der Fertigstellung des Modells eine Datenaufbereitung, bei der das Modell (die abgeformten Kiefer und/oder Zähne) eingescannt, digitalisiert, gespeichert und/oder die Datensätze umgewandelt werden.
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Ein berührungsloser, optischer 3D-Scanner scannt ein erstelltes Modell, z. B. einen Gipsabdruck, wobei das Arbeitsprinzip des Scanners beispielsweise auf Streifenprojektion in Verbindung mit Triangulationsmethoden basieren kann. Es ist bevorzugt, dass der Scanner ein Bestandteil eines CAD/CAM-Systems ist, das insbesondere aus einem Scanner, einer Fräseinheit, einem Sinterofen und entsprechenden Materialien Zirkonoxid und Verblendkeramik bestehen kann. Der Abdruck wird vorteilhafterweise eingescannt und digitalisiert. Die bereits digital vorliegenden Abformungen und/oder die digitalisierten Abdrücke werden bevorzugt in ein Dateiformat umgewandelt, welches von einem Datenverarbeitungsprogramm, insbesondere einem Modulationsprogramm gelesen und bearbeitet werden kann. Ein bevorzugtes Datenformat ist STL, IGES, STEP, SLC, OBJ, DF oder Parasolid. Die digitale Modulation und/oder Herstellung des Gingivaformers kann mittels einem Datenverarbeitungsprogramm, bevorzugt CAD/CAM-System erfolgen. Die Daten können vorteilhafterweise zur weiteren Verarbeitung an bestehende CAD/CAM-Systeme exportiert werden. Durch das System können feinste Oberflächenstrukturen generiert werden, die bevorzugt über hochauflösende Rapid-Prototyping Verfahren, HSC-Frästechnologien und Lasergravurmaschinen umgesetzt werden können.
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Nachfolgend soll die Erfindung beispielhaft anhand von Zeichnungen erläutert werden. Es zeigt:
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1 Seitenansicht einer Ausgestaltung eines Gingivaformers mit einer Okklusalschraube,
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2 eine perspektivische Darstellung eines Gingivaformers auf einem Dentalimplantat,
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3 eine perspektivische Darstellung eines Gingivaformers auf einem Dentalimplantat mit einer Okklusalschraube und
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4 ein gesetzter Gingivaformer in einer Zahnreihe.
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Die 1 zeigt eine Seitenansicht einer Ausgestaltung eines Gingivaformers mit einer Okklusalschraube, die 2 eine perspektivische Darstellung eines Gingivaformers auf einem Dentalimplantat, die 3 eine perspektivische Darstellung eines Gingivaformers auf einem Dentalimplantat mit einer Okklusalschraube und die 4 einen gesetzten Gingivaformer in einer Zahnreihe. Der Gingivaformer 1 kann auf ein enossal gesetztes Dentalimplantat 2 aufgesetzt werden, wobei der Gingivaformer 1 ein Hauptkörperteil 3 und ein Kopplungsteil 4 zum lösbaren Verbinden des Hauptköperteils 3 an das Implantat 2 umfasst. Das Hauptkörperteil 3 ist derart ausgestaltet ist, dass ein Gingivakontaktbereich 5 des Gingivaformers 1 mit einer nicht dargestellten Gingiva in Kontakt gelangt, wenn das Kopplungsteil 4 mit einem Implantat 2 verbunden ist. Der Gingivakontaktbereich 5 ist einer Zahnform nachgebildet, wobei der Gingivaformer 1 bereits nach dem Setzen des Implantats 2 mit diesem verbunden wird. Das heißt, der Gingivaformer 1 wird während der Einheilphase mit dem Implantat 2 verbunden. Hierdurch passt sich die Gingiva idealerweise dem natürlichen Zahnquerschnitt an und kann so konditioniert werden. Dadurch, dass der Gingivaformer 1 einer Zahnform nachgebildet ist, ist er auch aus ästhetischer Sicht den bekannten Einheilkappen oder Gingivaformer überlegen, da er sich in eine bestehende Zahnreihe 12 einreiht und unter Umständen nicht von benachbarten Zähnen zu unterscheiden ist.
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Es hat sich gezeigt, dass auch die zu einem Implantat benachbarten Zähne von dem Gingivaformer 1 nicht gestört, insbesondere verschoben werden. Ganz im Gegenteil, durch die Verwendung des Gingivaformers 1 und die Nachbildung einer Zahnform wird nicht nur die Gingiva konditioniert, sondern auch die benachbarten Zähne nicht verschoben, beziehungsweise in ihrer Position verändert.
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Der Gingivaformer 1 besteht aus einem Hauptkörperteil 3 und einem Kopplungsteil 4, die einteilig hergestellt sind. Als Herstellungsverfahren ist die Herstellung mit einem 3D-Drucker bevorzugt. Innerhalb des Gingivaformers 1 ist eine mittig axiale Durchgangsbohrung 6 angeordnet, in die eine Okklusalschraube 8 einbringbar ist und so das Implantat 2 mit dem Gingivaformer 1 verbindet. Um einen stabilen Halt der Schraube 8 herzustellen, kann innerhalb der Durchgangsbohrung 6 eine Schraubenkopfaufnahme 7 und ein davon unterhalb gelegener Innengewindeabschnitt 9 eingebracht sein. Das Hauptkörperteil 3 weist relativ zu dem Kopplungsteil 4 einen größeren Durchmesser aus, so dass sich der Gingivaformer 1 ausgehend von dem Hauptkörperteil 3 zu dem Kopplungsteil 4 hin verjüngt.
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Um zwischen dem Gingivaformer 1 und dem Implantat 2 einen bündigen Abschluss herzustellen und somit auch die Möglichkeit für die Ablagerung von Bakterien und folglich das Entstehen einer Entzündung zu vermeiden, weist der Kopplungsteil 4 eine zur Implantatschulter 10 passfähige Gegenschulter 11 auf.