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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Feuerwaffe, insbesondere eine Handfeuerwaffe, gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1, sowie ein Verfahren zur Herstellung einer Feuerwaffe gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 11.
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Eine Feuerwaffe der vorgenannten Art ist hinreichend bekannt. Zu den Feuerwaffen zählen insbesondere halbautomatische Handfeuerwaffen, wie beispielsweise Pistolen. Neben anderen Komponenten umfasst die Feuerwaffe eine Verschlusseinrichtung mit einem Verschluss, der dazu eingerichtet ist, das Patronenlager wahlweise zu verschließen oder zu öffnen, sowie einer Zylinder-Kolben-Einrichtung zur gasdruckbetriebenen Verschlussverzögerung, wobei die Zylinder-Kolben-Einrichtung einen Hohlzylinder mit einer Hohlzylinderwand umfasst, wobei ein Kanal zwischen der Laufeinrichtung und der Zylinder-Kolben-Einrichtung angeordnet ist.
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Das hier verwendete Prinzip zur Verzögerung des Verschlusses wird auch als „Gasdruckverzögerung” oder „gasdruckbetriebene Verschlussverzögerung” bezeichnet.
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Nachteilig ist jedoch, dass der Hohlzylinder, insbesondere der dem Kanal gegenüberliegende Bereich des Hohlzylinders, den heißen Explosionsgasen und dem mitgeführten Schmauch der abgefeuerten Patrone ausgesetzt ist. Mit der Zeit können sich in diesem Bereich nachteilige Materialveränderungen ergeben, bis hin zu einem Durchbrennen der Hohlzylinderwand.
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Hier setzt die vorliegende Erfindung an und macht es sich zur Aufgabe, eine verbesserte Feuerwaffe bereitzustellen, insbesondere eine Feuerwaffe bereitzustellen, bei der die Gefahr des Durchbrennens der Hohlzylinderwand vermindert ist. Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch eine Feuerwaffe mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Dadurch, dass die Hohlzylinderwand des Hohlzylinder mit einem Verstärkungselement ausgestattet ist, kann eine verbesserte Feuerwaffe bereitgestellt werden, insbesondere eine Feuerwaffe bereitgestellt werden, bei der die Gefahr des Durchbrennens der Hohlzylinderwand vermindert ist. Das Verstärkungselement zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass es gegenüber dem Material der Hohlzylinderwand bessere Materialeigenschaften im Hinblick auf Hitze- und Schmaucheinwirkung aufweist. Insbesondere handelt es sich bei dem Verstärkungselement um eine quaderförmige Platte, beispielsweise aus Hartmetall.
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Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich insbesondere aus den Unteransprüche. Die Merkmale der Unteransprüche können grundsätzlich beliebig miteinander kombiniert werden.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass das Verstärkungselement in einer Aussparung in der Hohlzylinderwand aufgenommen ist. Eine Aussparung kann im Rahmen des Produktionsprozesses einfach eingebracht werden und das Verstärkungselement, welches aus einem anderen Material als die Hohlzylinderwand besteht, kann in einem nachfolgenden Produktionsschritt eingebracht werden.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass das Verstärkungselement unterhalb der Oberfläche der Hohlzylinderwand aufgenommen ist, insbesondere 0,5–1 mm unterhalb der Oberfläche der Hohlzylinderwand. Grundsätzlich kann das Verstärkungselement auch als Teil der Oberfläche der Hohlzylinderwand ausgestaltet sein. Es hat sich jedoch produktionstechnisch als vorteilhaft erwiesen, das Verstärkungselement in der Hohlzylinderwand unterhalb der Oberfläche anzuordnen.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass das Verstärkungselement aus Hartmetall ausgebildet ist. Hartmetalle zeichnen sich durch eine sehr hohe Härte, Verschleißfestigkeit sowie besonders durch eine hohe Warmhärte aus und eignen sich entsprechend vorteilhaft für den hier angedachten Verwendungszweck.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass das Verstärkungselement als quaderförmige Platte ausgestaltet ist. Eine entsprechende Platte kann preiswert als Zukaufteil beschafft und einfach verbaut werden.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass das Verstärkungselement auf der gegenüberliegenden Seite der Kanalöffnung des Hohlzylinders angeordnet ist. In diesem Bereich erzielt die Anbringung des Verstärkungselementes die größte Wirkung, da dies der Bereich sein wird, den das heiße Explosionsgas zuerst erreichen wird, bevor es sich in dem restlichen Hohlzylinder ausbreitet.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass auf der gegenüberliegenden Seite der Kanalöffnung des Hohlzylinders eine Bohrung in der Hohlzylinderwand angeordnet ist, wobei die Bohrung einen ersten Abschnitt und einen zweiten Abschnitt aufweist, wobei die Aussparung zwischen dem ersten Abschnitt und dem zweiten Abschnitt angeordnet ist, wobei das Verstärkungselement in der Aussparung aufgenommen ist. Eine derartige Ausgestaltung des Aufnahmebereiches für das Verstärkungselement birgt produktionstechnische Vorteile. Die Bohrung kann dazu genutzt werden den Kanal zwischen Laufeinrichtung und Hohlzylinder in die bereits verbundene Einheit aus Grundkörper und Laufeinrichtung zu bohren, indem ein Bohrer durch die Bohrung eingebracht wird, der den Kanal, insbesondere durch Grundkörper bzw. Hohlzylinderwand und Laufeinrichtung, bohren kann. Anschließend kann die Bohrung durch das Verstärkungselement verschlossen werden, indem das Verstärkungselement in die Aussparung eingebracht wird.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass der Hohlzylinder in Längsrichtung mindestens einen ersten Abschnitt und einen zweiten Abschnitt umfasst, wobei der erste Abschnitt einen geringeren Durchmesser als der zweite Abschnitt aufweist, wobei der Kolben mit mindestens einer umlaufenden Rille ausgestattet ist. Hierdurch kann die Zylinder-Kolben-Einrichtung für eine automatische Reinigung des Hohlzylinders von Schmauch und Schmutz während des Repetierens der Feuerwaffe eingerichtet werden.
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Eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung liegt darin, ein vorteilhaftes Verfahren für die Herstellung einer Feuerwaffe gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 10 vorzuschlagen.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch mindestens folgende Verfahrensschritte gelöst:
- – Einbringen eines ersten Abschnitts der Bohrung in den Grundkörper bis zu der Aussparung;
- – Einbringen eines zweiten Abschnitts der Bohrung bis in den Hohlzylinder;
- – Bohren des Kanals zwischen Hohlzylinder und Laufeinrichtung, wobei der Bohrer durch die Bohrung hindurchgeführt wird;
- – Einbringen des Verstärkungselements in die Aussparung, wobei die Bohrung gasdicht verschlossen wird.
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Durch das hier vorgeschlagene Verfahren kann der Kanal auf produktionstechnisch vorteilhafte Weise in die Feuerwaffe eingebracht werden, insbesondere da der Kanal in die Einheit aus bereits verbundenem Grundkörper und Laufeinrichtung eingebracht werden kann.
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Weitere Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden deutlich anhand der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele unter Bezugnahme auf die beiliegenden Abbildungen. Darin zeigen:
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1 eine erfindungsgemäße Feuerwaffe in einer perspektivischen Darstellung;
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2 eine erfindungsgemäße Feuerwaffe in einer seitlichen, geschnittenen Darstellung;
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2a eine alternative Ausgestaltung einer erfindungsgemäßen Feuerwaffe in einer seitlichen, geschnittenen Darstellung;
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3 eine erfindungsgemäße Feuerwaffe in einer Ansicht von Oben;
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4 eine vergrößerte Darstellung des Bereiches – Patronenlager, Kanal, Hohlzylinder – einer erfindungsgemäßen Feuerwaffe;
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5 eine vergrößerte Darstellung des Bereiches – Patronenlager, Kanal, Hohlzylinder – einer erfindungsgemäßen Feuerwaffe in einer alternativen Ausführungsform mit Bohrung;
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6 eine schematische Ablaufdarstellung einer Schussabgabe – hier: Patrone im Patronenlager;
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7 eine schematische Ablaufdarstellung einer Schussabgabe – hier: kurz nach Zündung der Treibladung, Geschoss im Lauf, ein Teil des Explosionsgases strömt durch den Kanal in den Zylinder und drückt den Kolben in Richtung Laufmündung, wodurch der Verschluss, insbesondere der Stoßboden, in Richtung des Patronenlagers gedrückt wird;
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8 eine schematische Ablaufdarstellung einer Schussabgabe – hier: das Geschoss hat den Lauf fast verlassen, das Explosionsgas aus dem Zylinder strömt zurück in den Lauf, das Explosionsgas in dem Lauf drückt die Patronenhülse in Richtung Stoßboden;
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9 eine schematische Ablaufdarstellung einer Schussabgabe – hier: der Verschluss öffnet und die Patronenhülse wird aus dem Patronenauswurf ausgeworfen;
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10 eine schematische Ablaufdarstellung einer Schussabgabe – hier: der Verschluss wird durch die Verschlussfeder in Richtung Laufmündung zurückbewegt und schiebt eine Patrone aus dem Magazin in das Patronenlager;
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11 eine schematische Ablaufdarstellung einer Schussabgabe – hier: die Feuerwaffe ist wieder schussbereit;
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12 eine erfindungsgemäße Feuerwaffe in einer seitlichen, geschnittenen Darstellung mit separatem Verstärkungselement bzw. leerer Aussparung.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Grundkörper
- 2
- Magazinschacht/Magazin
- 3
- Lauf
- 4
- Patronenlager
- 5
- Längsachse Lauf/Patronenlager
- 6
- Patrone
- 7
- Laufmündung
- 8
- Stoßboden
- 9
- Auszieher
- 10
- Auswurföffnung
- 11
- Verschluss
- 12
- Abzug
- 13
- – frei –
- 14
- Walze
- 15
- Abzugstollen
- 16
- Druckfeder
- 17
- Schlagbolzen
- 18
- Schlagbolzenfangkante
- 19
- Schlagbolzenfeder
- 20
- Hohlzylinder
- 21
- Kolben
- 22
- Kanal
- 23
- Verstärkungselement/Hartmetalleinsatz
- 31
- Laufwand
- 61
- Patronenhülse
- 62
- Geschoss
- 111
- Verschlussfeder
- 201
- Hohlzylinderwand
- 202
- Boden
- 203
- Öffnung
- 204
- Längsachse
- 205
- Bohrung
- 206
- Aussparung
- 207
- erster Abschnitt des Hohlzylinders
- 208
- zweiter Abschnitt des Hohlzylinders
- 211
- Rille
- 221
- erste Kanalöffnung
- 222
- zweite Kanalöffnung
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Der grundsätzliche Aufbau einer Feuerwaffe, insbesondere Handfeuerwaffe, vorzugsweise nach Art einer Pistole, ist dem Fachmann hinreichend bekannt. Im Wesentlichen umfasst eine derartige Feuerwaffe einen Grundkörper 1, eine Verschlusseinrichtung, eine Laufeinrichtung, eine Abzugseinrichtung und einen Magazinschacht 2 mit Magazin.
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Die Laufeinrichtung umfasst im Wesentlichen einen Lauf 3 mit einer Laufmündung 7 und das Patronenlager 4. Die Längsachse des Laufes und des Patronenlagers ist mit dem Bezugszeichen 5 gekennzeichnet. Das Patronenlager 4 ist vorzugsweise zur Aufnahme der Patronenhülse 61 einer Patrone 6 eingerichtet und auf der entgegengesetzten Seite der Laufmündung 7 angeordnet.
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Die Verschlusseinrichtung umfasst insbesondere einen Verschluss 11 mit einem Stoßboden 8. Der Verschluss 11, auch Verschlussschlitten oder Schlitten genannt, ist grundsätzlich verschiebbar auf dem Grundkörper 1 gelagert. Der Verschluss 11 kann ferner einen Auszieher 9 und eine Auswurföffnung 10 umfassen.
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Die Abzugseinrichtung umfasst im Wesentlichen einen Abzug 12, eine Abzugstange (nicht bzw. nur verdeckt dargestellt), eine Walze 14, einen Abzugstollen 15, eine Druckfeder 16, einen Schlagbolzen 17 mit Schlagbolzenfangkante 18 und eine Schlagbolzenfeder 19. Hier sind beispielsweise auch alternative Abzugseinrichtungen denkbar, insbesondere in Form einer Abzugseinrichtung mit Hahn.
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Der prinzipielle Aufbau und das funktionale Zusammenspiel der vorgenannten Komponenten der Feuerwaffe ist dem Fachmann hinreichend bekannt und soll nachfolgend nur kursorisch und beispielhaft beschrieben werden.
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Es befindet sich eine Patrone 6 im Patronenlager 4, das Patronenlager 4 ist mit dem Verschluss 11, insbesondere dem Stoßboden 8 des Verschlusses 11, verschlossen. Die Schlagbolzenfeder 19 ist gespannt. Der Schlagbolzen 17 bzw. die Schlagbolzenfangkante 18 wird durch den Abzugstollen 15 gehalten. Durch Betätigen des Abzugs 12 wird der Schlagbolzen 17 gelöst, bewegt sich in Richtung des Patronenlagers 4 und schlägt auf das Zündplättchen der Patrone 6. Die Patrone 6 weist im Wesentlichen eine Patronenhülse 61, ein Geschoss 62 und eine Treibladung auf. Die Treibladung der Patrone 6 zündet und erzeugt eine große Menge Explosionsgas. Der hieraus resultierende Druck treibt das Geschoss 62 der Patrone 6 durch den Lauf 3, während der Verschluss 11 insbesondere der Stoßboden 8, das Patronenlager 4 weiterhin verschlossen hält bzw. die Patronenhülse im Patronenlager 4 hält.
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Die Verzögerung des Verschlusses 11 während der Schussabgabe erfolgt durch eine gasdruckbetriebene Verschlussverzögerung, auf die weiter unten noch eingegangen werden wird.
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Nach Schussabgabe bewegt sich der Verschluss 11, insbesondere der Stoßboden 8, vom Patronenlager 4 weg und öffnet so das Patronenlager 4, während der Auszieher 9 die Patronenhülse 61 aus dem Patronenlager 4 zieht und aus der Auswurfsöffnung 10 auswirft.
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Auf seinem Rückweg schiebt der Verschluss 11 bzw. der Stoßboden 8 eine neue Patrone aus dem Magazin 2 in das Patronenlager 4 und verschließt das Patronenlager 4 anschließend erneut. Gleichermaßen wird der Schlagbolzen 17 wieder zurückgeschoben und die Schlagbolzenfeder 19 erneut gespannt. Der Abzugstollen 15 hält den Schlagbolzen 17 an seiner Schlagbolzenfangkante 18. Die Waffe ist wieder schussbereit.
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Für die hier vorgeschlagene Erfindung ist die Verschlusseinrichtung von besonderem Interesse, insbesondere handelt es sich hier um eine Verschlusseinrichtung, die über eine „gasdruckbetriebene Verschlussverzögerung” verfügt. Die Verschlusseinrichtung umfasst, neben den oben bereits genannten Komponenten, eine Zylinder-Kolben-Einrichtung, wobei ein Kanal 22 zwischen der Laufeinrichtung und der Zylinder-Kolben-Einrichtung vorgesehen ist.
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Die Zylinder-Kolben-Einrichtung umfasst im Wesentlichen einen Hohlzylinder 20 und einen in dem Hohlzylinder verschiebbar aufgenommenen Kolben 21.
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Der Hohlzylinder 20 ist vorzugsweise als länglicher und im Querschnitt kreisförmiger Hohlzylinder ausgestaltet. Die Längsachse des Hohlzylinders 20 ist mit dem Bezugszeichen 204 bezeichnet. Der Hohlzylinder weist eine Hohlzylinderwand 201, einen Boden 202 und eine dem Boden gegenüberliegende Öffnung 203 auf. Die Längsachse 204 des Hohlzylinders 20 ist vorzugsweise parallel zu der Längsachse 5 des Laufes 3 ausgerichtet. Die Hohlzylinderwand 201 umgibt den Hohlzylinder 20. Der Hohlzylinder 20 ist vorzugsweise Teil des Grundkörpers 1, insbesondere ist der Hohlzylinder 20 aus dem Grundkörper 1 ausgefräßt worden. Als Material des Grundkörpers 1 bzw. der Hohlzylinderwand 201 kommt grundsätzlich Stahl in Frage.
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Der Lauf 3 weist eine Laufwand 31 auf.
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Der Kanal 22 weist eine erste Kanalöffnung 221 und eine zweite Kanalöffnung 222 auf. Die erste Kanalöffnung 221 ist als Öffnung in der Hohlzylinderwand 201 und die zweite Kanalöffnung 222 als Öffnung in der Laufwand 31 ausgestaltet, vorzugsweise direkt neben dem Patronenlager 4. Insofern ist vorzugsweise der Kanal 22 zwischen dem Lauf 3 und dem Hohlzylinder 20 vorgesehen.
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Die Zylinder-Kolben-Einrichtung dient im Wesentlichen der Verzögerung des Verschlusses 11 durch den Gasdruck des Explosionsgases der abgefeuerten Patrone. Im Zusammenspiel mit dem Kanal 22 ergibt sich folgender, schematisch dargestellter, beispielhafter funktionaler Zusammenhang:
Solange das Geschoss 62 nach der Explosion der Treibladung im Lauf 3 ist, gelangt ein Teil des Explosionsgases der gezündeten Treibladung über die zweite Kanalöffnung 222 in den Kanal 22 und von dort aus durch die erste Kanalöffnung 221 in den Hohlzylinder 20 der Zylinder-Kolben-Einrichtung. Durch den Überdruck des Explosionsgases wird der Kolben 21 mit einer entsprechenden Kraft beaufschlagt. Der Kolben 21 wird nach vorne, sprich in Richtung der Laufmündung 7, gedrückt. Der Kolben 21 ist mit dem Verschluss 11 verbunden, dergestalt dass der auf den Kolben 21 ausgeübte Druck dem Rückstoß der abgefeuerten Patrone 6 entgegenwirkt. Dieses Prinzip wird auch als „Gasdruckverzögerung” oder „gasdruckbetriebenen Verschlussverzögerung” bezeichnet.
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Unterstützt werden kann die Zylinder-Kolben-Einrichtung dabei noch durch eine Verschlussfeder 111, die ebenfalls dem auf den Verschluss 11 ausgeübten Rückstoß der abgefeuerten Patrone entgegenwirkt.
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In der Regel kurz bevor das Geschoss 62 den Lauf 3 verlassen hat, kann das Explosionsgas aus dem Hohlzylinder 20 über den Kanal 22 und anschließend über den Lauf 3 entweichen. Der Rest des im Lauf 3 verbliebenen Explosionsgases übt einen Druck auf die noch im Patronenlager befindliche Patronenhülse und den Verschluss 11 bzw. den Stoßboden 8 aus. Dieser Restdruck ist stark genug, den Verschluss 11 gegen die Kraft der Verschlussfeder 111 zu bewegen. Der Verschluss 11 gleitet nach hinten und spannt dabei die Schlagbolzenfeder 19 erneut, das Patronenlager 4 wird geöffnet und der Auszieher 9 zieht die Patronenhülse 61 aus dem Patronenlager 4 heraus, so dass sie aus der Auswurföffnung 10 ausgeworfen werden kann. Nach Erreichen einer hinteren Endlage schiebt die Verschlussfeder 111 den Verschluss 11 wieder nach vorne. Auf dem Weg nach vorne nimmt der Verschluss 11 die nächste Patrone 6 aus dem Magazin 2 mit und schiebt sie in das Patronenlager 4. Die Feuerwaffe ist wieder schussbereit.
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Wie bereits oben angedeutet, werden die unmittelbar aus der Patronenhülse 61 austretenden, heißen und mit Schmauch vermischten Explosionsgase über den Kanal 22 in den Hohlzylinder 20 eingeleitet.
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Die erste Kanalöffnung 221 ist als Öffnung in der Hohlzylinderwand 201 des Hohlzylinders ausgestaltet. Entsprechend liegt der Kanalöffnung 221 ebenfalls ein Abschnitt der Hohlzylinderwand 201 gegenüber. Auf diesen Abschnitt der Hohlzylinderwand 201 treffen die sehr heißen Explosionsgase, wenn sie durch den Kanal 22 geleitet werden. Hier ist erfindungsgemäß vorgesehen, dass die Hohlzylinderwand 201 in diesem Bereich verstärkt ist, insbesondere dass dort ein Verstärkungselement 23, vorzugsweise ein Hartmetalleinsatz, eingebaut ist.
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Als Material für das Verstärkungselement 23 kommen grundsätzlich Hartmetalle in Frage. Unter Hartmetallen werden grundsätzlich gesinterte Carbidhartmetalle verstanden. Hartmetalle zeichnen sich durch eine sehr hohe Härte, Verschleißfestigkeit und besonders durch eine hohe Warmhärte aus. Ein bevorzugtes Hartmetall besteht zumeist aus 90–94% Wolframcarbid (Verstärkungsphase) und 6–10% Cobalt (Matrix, Bindemittel, Zähigkeitskomponente). Die Wolframcarbidkörner sind durchschnittlich etwa 0,5–1 Mikrometer groß. Das Cobalt füllt die Zwischenräume. Denkbar ist auch ein Verstärkungselement 23 aus einem Keramikwerkstoff.
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Bevorzugt weist das Verstärkungselement 23 eine Härte von etwa 1300 HV 30 (Härteprüfung nach Vickers), vorzugsweise 1300 HV 30 auf. Die Druckfestigkeit liegt bei etwa 4820 MPa (Megapascal), insbesondere 4820 MPa.
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In der hier vorgeschlagenen bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das Verstärkungselement 23 knapp unterhalb der Oberfläche der Hohlzylinderwand 201 gegenüber der ersten Kanalöffnung 221 in einer Aussparung 206 eingesetzt. In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel kann es sich bei dem Verstärkungselement 23 um eine Platte, insbesondere um eine in etwa rechteckförmige Platte mit den Abmessungen von etwa 8·10·2 mm, handeln.
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Vorzugsweise weist die Aussparung 206 ein geringes Untermaß in Bezug auf das einzusetzende Verstärkungselement 23 auf, so dass dieses nach dem Eintreiben, beispielsweise mittels eines Hammers, selbstständig stecken bleibt. Es ergibt sich im Wesentlichen eine Presspassung des Verstärkungselementes 23. Die Halterung des Verstärkungselementes 23 kann auch auf andere Art und Weise, beispielsweise durch eine konische Form des Verstärkungselements 23 sichergestellt werden.
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In einer alternativen, hier nicht dargestellten, Ausgestaltung kann auch vorgesehen sein, dass das Verstärkungselement 23 Teil der Oberfläche des Hohlzylinders ist.
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Es können ferner Maßnahmen vorgesehen sein, welche eine gewissermaßen automatische Reinigung des Hohlzylinders 20 ermöglichen. Hierzu weist der Hohlzylinder 20 in Längsrichtung einen ersten Abschnitt 207 und einen zweiten Abschnitt 208 auf. Ferner weist der Kolben 20 mindestens eine, vorzugsweise eine Anzahl, von umlaufenden Rillen 211 auf.
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Der erste Abschnitt 207 des Hohlzylinders 20 ist vorzugsweise der Laufmündung 7 bzw. der Öffnung 203 des Hohlzylinders 20 zugewandt, während der zweite Abschnitt 208 auf der dem Magazin 2 bzw. dem Boden 202 zugewandten Seite des Hohlzylinders 20 angeordnet ist. Die Kanalöffnung 222 des Hohlzylinders ist vorzugsweise in dem ersten Abschnitt 207 des Hohlzylinders angeordnet. Der erste Abschnitt 207 weist vorzugsweise einen geringeren Durchmesser als der zweite Abschnitt 208 auf.
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Funktional gestaltet sich die Reinigung des Hohlzylinders 20 insbesondere wie folgt. In einem Ausgangszustand ist der Kolben 21 abschnittsweise in dem ersten Abschnitt 207 aufgenommen. Die Rillen 211 befinden sich vorzugsweise noch außerhalb des Hohlzylinders 20. Wie bereits oben dargestellt verfährt der Kolben 21 während des Repetierens in dem Hohlzylinder 20, insbesondere von dem ersten Abschnitt 207 in den zweiten Abschnitt 208 und wieder zurück in den ersten Abschnitt 207. Dabei schiebt der Kolben 20 den Schmauch aus dem ersten Abschnitt 207 in den zweiten Abschnitt 208. Auf dem Rückweg, sprich wenn sich der Kolben zurück aus dem zweiten Abschnitt 208 in den ersten Abschnitt bewegt, sammelt sich ein großer Teil des Schmauchs in den Rillen des Kolbens 21. Der Schmauch wird also gewissermaßen aus dem zweiten Abschnitt 208 herausgezogen, durch den ersten Abschnitt 207 transportiert und kann dann aus den Rillen 211 herausfallen, wenn der Bereich der Rillen 211 des Kolbens 20 den ersten Abschnitt 207 verlassen hat. Entsprechend vollzieht der Kolben 20 mit jedem Schuss eine automatische Reinigung des Hohlzylinders 20.
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In einer produktionstechnisch vorteilhaften alternativen Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Feuerwaffe kann vorgesehen sein, dass auf der gegenüberliegenden Seite der ersten Kanalöffnung 221 eine Bohrung 205 in der Hohlzylinderwand 201 angeordnet ist, wobei die Bohrung einen ersten Abschnitt 205a und einen zweiten Abschnitt 205b aufweist, der durch die Aussparung 206 getrennt ist. Eine derartige Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Feuerwaffe ist in den 2a und 5 dargestellt.
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Die Bohrung 205 ist dafür vorgesehen, den Kanal 22 mittels eines Bohrers in die Hohlzylinderwand 201 bzw. den Grundkörper 1 und den Lauf 3 bzw. dessen Laufwand 31 einzubringen. Es ist produktionstechnisch vorteilhaft, dass die Laufeinrichtung und der Grundkörper 1 bereits vor dem Einbringen des Kanals 22 verbunden sind. Der Kanal 22 kann dann derart eingebracht werden, dass zunächst von der gegenüberliegenden Seite des einzubringenden Kanals 22 in den Grundkörper 1 bzw. die Hohlzylinderwand 201 gebohrt wird. An der Position, wo die Bohrung 205 eingebracht werden soll, ist bereits die Aussparung 206 in dem Grundkörper 1 vorzugsweise in der Hohlzylinderwand 201 knapp unterhalb der Wandoberfläche eingebracht. Nunmehr kann ein erster Abschnitt 205a der Bohrung eingebracht werden, bis die Aussparung 206 erreicht wird. Anschließend wird weitergebohrt und der zweite Abschnitt 205b der Bohrung eingebracht, bis der Bohrer in den Hohlzylinder 20 vordringt. Mithilfe desselben Bohrers oder auch eines weiteren beispielsweise dünneren Bohrers, kann anschließend der Kanal 22 durch den Grundkörper 1 bzw. die Hohlzylinderwand 201 und die bereits mit dem Grundkörper 1 verbundene Laufeinrichtung gebohrt werden. Anschließend wird das Verstärkungselement 23, insbesondere der Hartmetalleinsatz, in die Aussparung 206 eingetrieben. Im eingesteckten Zustand steckt das Verstärkungselement 23 zwischen dem ersten Bohrungsabschnitt 205a und dem zweiten Bohrungsabschnitt 205b und verschließt damit gewissermaßen die Bohrung 205 gasdicht, so dass durch die Bohrung 205 kein Explosionsgas entweichen kann. Der Bereich auf den die Explosionsgase treffen, die aus der ersten Kanalöffnung 221 austreten, ist jedoch gleichermaßen verstärkt.
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Alternativ kann die Feuerwaffe auch ohne die Bohrung 205 ausgestaltet sein, wie sie beispielsweise in den übrigen Figuren dargestellt ist.