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Unter einem ersten Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung eine Signalisierungseinrichtung zum Beeinflussen eines Verkehrs in Abhängigkeit einer Baustellenaktivität, wobei die Signalisierungseinrichtung eine Verkehrsbeschränkungs-Erzeugungseinheit zum Erzeugen einer Verkehrsbeschränkungsvorgabe in Abhängigkeit einer Baustellenaktivität aufweist. Die Verkehrsbeschränkung kann beispielsweise eine Sperrung einer oder mehrerer Fahrspuren, eine Aktivierung einer Baustellenampel, eine Vorgabe einer maximal zulässigen Geschwindigkeit (Höchstgeschwindigkeit), einer Richtgeschwindigkeit, eines Überholverbots und/oder eines Überholverbots für bestimmte Fahrzeugarten (beispielsweise Busse, LKW, Gefahrguttransporter, Fahrzeuge mit Überbreite, Fahrzeuge mit Anhänger, PKW mit Anhänger) umfassen.
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Unter dem ersten Aspekt betrifft die Erfindung auch ein Fahrzeug mit einer Auswertevorrichtung, die dazu vorbereitet ist, einer Verkehrsbeschränkungsvorgabe Folge zu leisten. Das Fahrzeug kann ein Landfahrzeug, ein Luftfahrzeug, ein Raumfahrzeug und/oder ein Wasserfahrzeug sein. Insbesondere kann das Fahrzeug ein Personenkraftwagen, ein Bus oder ein Lastkraftwagen sein.
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Unter einem zweiten Aspekt betrifft die Erfindung eine Signalisierungseinrichtung zum Beeinflussen einer Baustellenaktivität in Abhängigkeit einer Verkehrsaktivität, wobei die Signalisierungseinrichtung eine Verkehrsaktivitäts-Erfassungsvorrichtung zum Erfassen der Verkehrsaktivität aufweist. Unter jedem der beiden Aspekte kann die Baustellenaktivität beispielsweise Tiefbauarbeiten (Neubau, Erneuerung oder Instandhaltung eines Fahr- oder Standstreifens oder von in der Straße verlegten Versorgungsleitungen), Fahrbahnmarkierungsarbeiten, Beschilderungsarbeiten und/oder Hochbauarbeiten (Neubau, Erneuerung oder Instandhaltung eines anliegenden Wohn- oder Geschäftsgebäudes, eines Tunnels, einer Brücke, eines Geländers, einer Galerie, eines Lawinen- oder eines Steinschlagschutzes) und/oder Grünstreifen- oder Baumpflegearbeiten umfassen.
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Unter dem zweiten Aspekt betrifft die Erfindung auch eine Baustelleneinrichtung. Die Baustelleneinrichtung kann beispielsweise eine oder mehrere Baumaschinen einer Baustelle umfassen.
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Aus
DE 10 2012 003 632 A1 ist ein Verfahren zur Bereitstellung von baustellenbezogenen Informationen bekannt. Hierbei werden in der Baustelle fahrbare oder tatsächlich gefahrene Geschwindigkeiten erfasst. Unter anderem wird vorgeschlagen, die baustellenbezogenen Informationen zur Erstellung von Fahrspurempfehlungen und/oder Baustellen-Umfahrungsempfehlungen heranzuziehen, wobei eine Wochentagsabhängigkeit des Verkaufsaufkommens berücksichtigt werden kann.
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Das bekannte Verfahren hilft zwar, den Verkehr auf dem jeweiligen Baustellenabschnitt optimal auf noch verfügbare Fahrspuren zu verteilen oder über Umleitungen an der Baustelle vorbeizuleiten. Abgesehen von einem Optimierungsgewinn aus einer besseren Verteilung des Verkehrs ändert das bekannte Verfahren nichts daran, dass eine Baustelle ein erhebliches Verkehrshindernis darstellen kann. Insbesondere lange Baustellen können Fahrzeiten von Verkehrsteilnehmern erheblich erhöhen. Dies ist insbesondere dann ärgerlich, wenn auf einer eingerichteten Baustelle aktuell überhaupt keine Bauarbeiten durchgeführt werden. Dies kommt beispielsweise dann vor, wenn aus irgendwelchen Gründen mit den eigentlichen Bauarbeiten noch nicht begonnen werden konnte oder die Bauarbeiten aufgrund von Ruhezeiten, einer Feiertagsregelung oder aufgrund einer Urlaubsregelung vorübergehend unterbrochen wurden.
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Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, Vorrichtungen und Verfahren bereitzustellen, die dazu beitragen, durch Baustellen verursachte Verkehrsbehinderungen gegenüber Konzepten zu verringern, die bekannt sind.
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Unter einem ersten Aspekt wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch eine Signalisierungseinrichtung nach Anspruch 1, ein Fahrzeug nach Anspruch 5 und ein Verfahren nach Anspruch 9 gelöst. Unter einem zweiten Aspekt wird die Aufgabe erfindungsgemäß durch eine Signalisierungseinrichtung nach Anspruch 6, eine Baustelleneinrichtung nach Anspruch 8 und ein Verfahren nach Anspruch 10 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der vorliegenden Erfindungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Entsprechend der vorliegenden Erfindung unter dem ersten Aspekt wird eine Signalisierungseinrichtung zum Beeinflussen eines Verkehrs in Abhängigkeit einer Baustellenaktivität bereitgestellt. Die Signalisierungseinrichtung weist eine Verkehrsbeschränkungs-Erzeugungseinheit zum Erzeugen einer Verkehrsbeschränkungsvorgabe in Abhängigkeit einer Baustellenaktivität auf. Außerdem weist die Signalisierungseinrichtung eine Baustellenaktivitäts-Erfassungsvorrichtung zum selbsttätigen Erfassen der Baustellenaktivität auf. Die Verkehrsbeschränkungs-Erzeugungseinheit kann Teil eines Verkehrsleitrechners sein.
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Ein dazu passendes Fahrzeug weist eine Auswertevorrichtung auf, die dazu vorbereitet ist, das Fahrzeug oder dessen Fahrer dazu zu veranlassen, einer baustellenaktivitätsabhängigen Verkehrsbeschränkungsvorgabe Folge zu leisten.
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Ein entsprechendes Verfahren zum Beeinflussen eines Verkehrs in Abhängigkeit einer Baustellenaktivität umfasst folgende Schritte: Erfassen einer Baustellenaktivität, Erzeugen einer Verkehrsbeschränkungsvorgabe in Abhängigkeit der erfassten Baustellenaktivität und Ausgeben der Verkehrsbeschränkungsvorgabe. Das Erfassen der Baustellenaktivität kann durch eine Verkehrsleitstelle erfolgen.
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Ein Konzept der vorliegenden Erfindung unter dem ersten Aspekt kann darin gesehen werden, dass Verkehrsbeschränkungen an aktuelle Baustellenerfordernisse dynamisch angepasst werden. Hierdurch werden unnötige Verkehrsbeschränkungen vermieden, eine Verkehrsleistung im Bereich der Baustelle und eine Akzeptanz von Verkehrsbeschränkungen im Baustellenbereich verbessert, ein Ermüdungsbeitrag der Baustelle für Fahrer verringert und dadurch mittelbar auch eine Verkehrssicherheit verbessert. Denn hierdurch lassen sich zeitraubende und umweltbelastende Staus vermeiden, sowie Feinstaubbelastung und Unfallwahrscheinlichkeit verringern.
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Entsprechend der vorliegenden Erfindung unter dem zweiten Aspekt wird eine Signalisierungseinrichtung zum Beeinflussen einer Baustellenaktivität in Abhängigkeit einer Verkehrsaktivität bereitgestellt. Die Signalisierungseinrichtung weist eine Verkehrsaktivitäts-Erfassungsvorrichtung zum Erfassen der Verkehrsaktivität auf. Die Signalisierungseinrichtung weist auch folgende Vorrichtungen auf: eine Baustellenaktivitäts-Vorgabeeinheit zum Erzeugen einer Baustellenaktivitätsvorgabe für eine Baustellenaktivität in Abhängigkeit der Verkehrsaktivität und eine Baustellenaktivitäts-Beeinflussungseinheit zum Beeinflussen der Baustellenaktivität entsprechend der Baustellenaktivitätsvorgabe. Die Baustellenaktivitätsvorgabe kann beispielsweise eine Anweisung umfassen, alle oder bestimmte Arbeiten auf der Baustelle ruhen zu lassen oder wieder aufzunehmen. Alternativ oder zusätzlich kann die Baustellenaktivitätsvorgabe Grenzen eines zulässigen Aufenthaltsbereichs von Bauarbeitern an der Baustelle definieren. Unabhängig davon ist es auch möglich, dass die Baustellenaktivitätsvorgabe bestimmte Betriebsmodi (beispielsweise bestimmte Schwenkbereiche und/oder Schwenkgeschwindigkeiten) von bestimmten Baumaschinen sperrt oder freigibt. Die Baustellenaktivitäts-Vorgabeeinheit kann Teil eines Verkehrsleitrechners sein.
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Eine dazu passende Baustelleneinrichtung ist dazu vorbereitet, eine Baustellenaktivität in Abhängigkeit einer verkehrsaktivitätsabhängigen Baustellenaktivitätsvorgabe zu beeinflussen. Sofern die Beeinflussung der Baustellenaktivität Baumaschinen betrifft, kann dies vorzugsweise mittels Ausführung einer dazu vorbereiteten Steuerungssoftware der Baustelleneinrichtung erfolgen.
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Ein entsprechendes Verfahren zum Beeinflussen einer Baustellenaktivität in Abhängigkeit einer Verkehrsaktivität umfasst folgende Schritte: Erfassen der Verkehrsaktivität, Erzeugen einer Baustellenaktivitätsvorgabe in Abhängigkeit der erfassten Verkehrsaktivität und Ausgeben der Baustellenaktivitätsvorgabe. Jede beliebige Teilmenge der vorgenannten drei Schritte kann selbsttätig ausgeführt werden, während dann alle diejenigen Schritte, die nicht zu der ausgewählten Teilmenge gehören, manuell ausgeführt werden. Das Erfassen der Verkehrsaktivität kann durch eine Verkehrsleitstelle erfolgen. Die erfassten Verkehrsaktivitäten umfassen typischerweise (zumindest auch) nicht planbare Ereignisse (beispielsweise nicht vorhersagbare Wetterereignisse und/oder Verkehrsunfälle). Alternativ oder zusätzlich können die erfassten Verkehrsaktivitäten auch planbare Ereignisse (beispielsweise Großveranstaltungen wie Feste, Sportereignisse und Messen und/oder von einem Wetterdienst vorhergesagte Wettereignisse) umfassen.
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Ein Konzept der vorliegenden Erfindung unter dem zweiten Aspekt kann darin gesehen werden, dass Baustellenaktivitäten an die jeweils aktuelle Verkehrslage dynamisch angepasst werden. Hierdurch werden unnötige Verkehrsbeschränkungen vermieden, eine Verkehrsleistung im Bereich der Baustelle und eine Akzeptanz von Verkehrsbeschränkungen im Baustellenbereich verbessert, ein Ermüdungsbeitrag der Baustelle für Fahrer verringert und dadurch mittelbar auch eine Verkehrssicherheit verbessert.
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In einer ersten Ausführungsform ist die Baustellenaktivitäts-Erfassungsvorrichtung dazu vorbereitet, selbsttätig eine Anwesenheit von Bauarbeitern zu erfassen. Durch ein selbsttätiges Erfassen von Bauarbeitern kann ein Risiko verringert werden, das darin besteht, dass eine Berücksichtigung eines Wechsels des Aktivitätsstatus der Baustelle versehentlich oder vorsätzlich unterbleibt, der nach bekannten Verfahren nur manuell erfasst wird. Ein Erfassen von Bauarbeitern, die sich auf der Baustelle befinden, kann beispielsweise mittels eines Infrarotsensorsystems, eines Mikrowellen-Radarsystems, eines Ultraschall-Radarsystems, eines Kamerasystems, eines Transpondersystems, eines Induktionsschleifensystems, eines Zutrittkontrollsystems und/oder mittels eines Systems mit einer oder mehreren Beobachtungsdrohnen erfolgen. Die Information über erfasste Baustellenaktivität kann über Funk (beispielsweise mittels eines Car2Car- oder eines Car2X-Protokolls nach einem Standard IEEE 802.11p) zur Verkehrsbeschränkungs-Erzeugungseinheit übertragen werden.
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Davon unabhängig kann die Baustellenaktivitäts-Erfassungsvorrichtung dazu vorbereitet sein, selbsttätig einen Betriebszustand einer Baumaschine zu erfassen. Durch ein selbsttätiges Erfassen eines Betriebszustands einer oder mehrerer Baumaschinen kann ein Risiko verringert werden, das darin besteht, dass eine Berücksichtigung eines Wechsels des Aktivitätsstatus der Baustelle versehentlich oder vorsätzlich unterbleibt, der nach bekannten Verfahren nur manuell erfasst wird. Ein Erfassen eines Betriebszustands einer Baumaschine kann beispielsweise mittels eines Erfassens und Auswertens einer Stromaufnahme der Baumaschine und/oder eines Erfassens und Auswertens von Steuerdaten der Baumaschine erfolgen. Alternativ oder zusätzlich kann eine Aktivität einer Baumaschine mittels eines Infrarotsensorsystems, eines Mikrowellen-Radarsystems, eines Ultraschall-Radarsystems, eines Kamerasystems, eines Transpondersystems und/oder mittels eines Systems mit einer oder mehreren Beobachtungsdrohnen erfolgen. Alternativ oder zusätzlich ist es auch vorstellbar, dass eine Baumaschine ihren Aktivitätsstatus (im Push- und/oder Pull-Verfahren) selbst an die Verkehrsbeschränkungs-Erzeugungseinheit meldet. In jeder der genannten Varianten kann die Information über erfasste Baustellenaktivität über Funk (beispielsweise mittels eines Car2Car- oder eines Car2X-Protokolls nach einem Standard IEEE 802.11p) zur Verkehrsbeschränkungs-Erzeugungseinheit übertragen werden.
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Außerdem kann es von Vorteil sein, wenn die Baustellenaktivitäts-Erfassungsvorrichtung dazu vorbereitet ist, einen Projektstatus einer Baustelle auszuwerten. Hierdurch können Verkehrsbeschränkungen besser an Baustellenerfordernisse angepasst werden, als wenn der aktuellen Baustellenaktivität nur die binäre Werte 'aktiv' und 'inaktiv' zuteilbar sind. Wenn beispielsweise Erdarbeiten durchgeführt werden und deshalb noch nutzbare Fahrspuren verschmutzt sind, ist eine defensive Verkehrsbeschränkung sinnvoll. Der Projektstatus kann beispielsweise aus einer Datenbank bezogen werden, die von einem Baustellenleiter zur Projektsteuerung der Baustelle verwendet wird.
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Besondere Vorteile ergeben sich, wenn die Baustellenaktivitäts-Beeinflussungseinheit dazu vorbereitet ist, zu Verkehrsstoßzeiten (beispielsweise aufgrund von Großereignissen wie Sportveranstaltungen und Messen), bei unerwarteten Verkehrsereignissen, bei Umleitungen und/oder bei verkehrswidriger Wetterlage (beispielsweise bei Smog) eine Einstellung oder Verringerung der Baustellenaktivität zu veranlassen. Baustellenaktivität soll Verkehrsinfrastruktur erhalten oder verbessern. Bei hohem Verkehrsaufkommen, bei unerwarteten Verkehrsereignissen (wie Einsatz von Rettungsfahrzeugen), bei Umleitungen und/oder bei verkehrswidriger Wetterlage kann es vorkommen, dass der pro Zeiteinheit durch Bautätigkeit geschaffene Mehrwert Nachteile nicht rechtfertigt, die durch den Baustellenengpass verursacht werden (wie erhöhte, Fahrzeiten für eine Vielzahl von Verkehrsteilnehmer oder Folgen missglückter Rettungseinsätze). In solchen Situationen ist es zweckmäßig, wenn die Baustellenaktivitäts-Erfassungsvorrichtung dazu vorbereitet ist, eine Einstellung oder Verringerung der Baustellenaktivität zu veranlassen. Informationen über eine Stärke eines aktuellen oder vorhergesagten Verkehrsaufkommens, über Umleitungen und verkehrsrelevante Wetterinformationen können beispielsweise von einer Verkehrsleitzentrale und/oder einem Verkehrsrechner (mittels eines Push- und/oder Pull-Verfahrens) bereitgestellt werden. Eine Einstellung oder Verringerung einer Baustellenaktivität kann auch dann zweckmäßig sein, wenn sie aufgrund der Wetterlage und der Art der eingesetzten Baumaschinen zur Einhaltung von Feinstaubgrenzwerten beiträgt. Eine Information über einen anstehenden Einsatz von Rettungs- oder Sonderfahrzeugen kann beispielsweise von einem Rettungsleitsystem oder Verkehrsrechner bezogen werden. Diese Information kann beispielsweise aus einem ohnehin vorhandenen Signal zur Aktivierung einer grünen Welle für Rettungsfahrzeuge abgeleitet werden.
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Die vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert, die jeweils ein Beispiel darstellen. Dabei zeigt:
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1 schematisch eine Baustelleneinrichtung und eine Signalisierungseinrichtung, die dazu vorbereitet ist, für Verkehrsteilnehmer eine baustellenaktivitätsabhängige Verkehrsbeschränkung auszugeben sowie eine Baustellenaktivität verkehrsabhängig zu beeinflussen;
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2 schematisch einen Ablauf eines Verfahrens zum Beeinflussen eines Verkehrs in Abhängigkeit einer Baustellenaktivität; und
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3 schematisch einen Ablauf eines Verfahrens zum Beeinflussen einer Baustellenaktivität in Abhängigkeit einer Verkehrsaktivität.
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Die nachfolgend näher beschriebenen Ausführungsbeispiele stellen bevorzugte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung dar.
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Die 1 zeigt einen in Betrieb befindlichen Fahrbahnabschnitt FB, neben dem sich ein Fahrbahnabschnitt FB' befindet, der im Bau ist oder gewartet wird. Während der Bauarbeiten befinden sich auf dem im Bau befindlichen Fahrbahnabschnitt FB' Bauarbeiter BA und Baumaschinen BM.
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Zur Baustelleneinrichtung BER gehört eine Baustellenaktivitäts-Erfassungsvorrichtung BAE zur Erfassung einer Anwesenheit und/oder eines Aktivitätsgrads der Bauarbeiter BA und/oder zur Erfassung einer Anwesenheit und/oder eines Betriebszustandes oder eines Aktivitätsgrads der Baumaschinen BM. Zur Durchführung der Erfassung dieser Informationen IBA kann die Baustellenaktivitäts-Erfassungsvorrichtung BAE beispielsweise ein Infrarotsensorsystem, ein Mikrowellen-Radarsystem, ein Ultraschall-Radarsystem, ein Kamerasystem, ein Transpondersystem, ein Induktionsschleifensystem, ein Zutrittkontrollsystem und/oder ein System mit einer oder mehreren Beobachtungsdrohnen aufweisen. Die Baustellenaktivitäts-Erfassungsvorrichtung BAE ist dazu vorbereitet, die ermittelten Anwesenheits- und/oder Aktivitätsdaten IBA von Baumaschinen BM und Bauarbeitern BA an eine Verkehrsbeschränkungs-Erzeugungseinheit VBE zu übermitteln. Dies kann beispielsweise über ein Kabel und/oder über eine (in den Figuren nicht dargestellte) Funkverbindung erfolgen. Das Bezugszeichen A bezeichnet Antennen.
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Die Verkehrsbeschränkungs-Erzeugungseinheit VBE ist dazu vorbereitet, abhängig von den übermittelten Anwesenheits- und/oder Aktivitätsdaten IBA von Baumaschinen BM und Bauarbeitern BA eine dazu passende, angemessene Verkehrsbeschränkungsvorgabe VBV zu ermitteln. Dies kann beispielsweise mittels Nachschlagen in einer ersten Zuordnungstabelle und/oder mittels eines vorgegebenen ersten Zuordnungsalgorithmus erfolgen. Die Verkehrsbeschränkungsvorgabe VBV kann beispielsweise eine Sperrung einer oder mehrerer Fahrspuren, eine Aktivierung einer Baustellenampel, eine Vorgabe einer maximal zulässigen Geschwindigkeit (Höchstgeschwindigkeit), einer Richtgeschwindigkeit, eines Überholverbots und/oder eines Überholverbots für bestimmte Fahrzeugarten (beispielsweise LKW, Gefahrguttransporter, Fahrzeuge mit Überbreite, Fahrzeuge mit Anhänger, PKW mit Anhänger) umfassen.
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Außerdem ist die Verkehrsbeschränkungs-Erzeugungseinheit VBE dazu vorbereitet, die Verkehrsbeschränkungsvorgabe VBV an Fahrzeuge FZ weiterzugeben. Dies kann visuell mittels eines oder mehrerer Wechselverkehrszeichen WV und/oder über eine Funkverbindung erfolgen (vorzugsweise mittels eines Infrastruktur-zu-Fahrzeug- oder eines Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Protokolls). Auch kann es von Vorteil sein, wenn das Wechselverkehrszeichen WV die Verkehrsbeschränkungsvorgabe VBV mittels einer Funkverbindung empfangen kann.
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Eine Auswertevorrichtung AV im Fahrzeug FZ kann dazu vorbereitet sein, die visuell und/oder über die Funkverbindung übermittelte Verkehrsbeschränkungsvorgabe VBV selbsttätig zu übernehmen. Beispielsweise kann die Verkehrsbeschränkungsvorgabe VBV im Fahrzeug FZ einer Navigationsvorrichtung zugeführt werden, um eine Zielführung und/oder eine Information für einen Nutzer des Fahrzeugs FZ zu optimieren. Alternativ oder zusätzlich kann die Verkehrsbeschränkung VBV einem (in den Figuren nicht dargestellten) Geschwindigkeitswarner und/oder einem (in den Figuren nicht dargestellten) Geschwindigkeitsregler (bekannt unter dem Markennamen Tempomat®) im Fahrzeug FZ zugeführt und dort genutzt werden.
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Alternativ oder zusätzlich zur Baustellenaktivitäts-Erfassungsvorrichtung BAE kann eine Verkehrsaktivitäts-Erfassungsvorrichtung VEV zum Ermitteln einer Information IVA über eine Verkehrsaktivität vorgesehen sein. Dazu kann die Verkehrsaktivitäts-Erfassungsvorrichtung VEV beispielsweise ein Infrarotsensorsystem, ein Mikrowellen-Radarsystem, ein Ultraschall-Radarsystem, ein Kamerasystem, ein Transpondersystem, ein Induktionsschleifensystem IS, ein Moutsystem und/oder ein System mit einer oder mehreren Beobachtungsdrohnen genutzt werden. Die Verkehrsaktivitäts-Erfassungsvorrichtung VEV ist dazu vorbereitet, die ermittelte Information IVA über die Verkehrsaktivität an eine Baustellenaktivitäts-Vorgabeeinheit BAVE zu übermitteln.
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Die Baustellenaktivitäts-Vorgabeeinheit BAVE ist dazu vorbereitet, abhängig von den übermittelten Verkehrsaktivitätsdaten IVA eine dazu passende, angemessene Baustellenaktivitätsvorgabe BAV zu ermitteln. Dies kann beispielsweise mittels Nachschlagen in einer zweiten Zuordnungstabelle und/oder mittels eines vorgegebenen zweiten Zuordnungsalgorithmus erfolgen. Die Baustellenaktivitätsvorgabe BAV kann beispielsweise eine Anweisung umfassen, alle oder bestimmte Arbeiten auf der Baustelle BS ruhen zu lassen oder wieder aufzunehmen. Alternativ oder zusätzlich kann die Baustellenaktivitätsvorgabe BAV Grenzen eines zulässigen Aufenthaltsbereichs von Bauarbeitern BA an der Baustelle BS definieren. Unabhängig davon ist es auch möglich, dass die Baustellenaktivitätsvorgabe BAV bestimmte Betriebsmodi von bestimmten Baumaschinen BM sperrt oder freigibt.
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Außerdem ist die Baustellenaktivitäts-Vorgabeeinheit BAVE dazu vorbereitet, die Baustellenaktivitätsvorgabe BAV an Baumaschinen BM und/oder Bauarbeiter BA weiterzugeben. Dies kann visuell mittels eines oder mehrerer (in den Figuren nicht dargestellter) Wechselzeichen und/oder über eine Funkverbindung erfolgen (vorzugsweise mittels eines Infrastruktur-zu-Fahrzeug-Protokolls oder eines Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Protokolls). Auch kann es von Vorteil sein, wenn das (in den Figuren nicht dargestellte) Wechselzeichen die Baustellenaktivitäts-Vorgabe BAV mittels einer Funkverbindung empfangen kann.
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Eine (in den Figuren nicht dargestellte) Auswertevorrichtung in der Baumaschine BM kann dazu vorbereitet sein, die visuell und/oder über eine Funkverbindung übermittelte Baustellenaktivitätsvorgabe BAV selbsttätig zu übernehmen. Beispielsweise kann die Baustellenaktivitätsvorgabe BAV in der Baumaschine BM einer Anzeige oder Navigationsvorrichtung zugeführt werden, um einem Nutzer BA der Baumaschine BM die Baustellenaktivitätsvorgabe BAV anzuzeigen.
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Das in 2 gezeigte Verfahren 100 zum Beeinflussen eines Verkehrs in Abhängigkeit einer Baustellenaktivität umfasst folgende Schritte: Erfassen 110 der Baustellenaktivität, Erzeugen 120 einer Verkehrsbeschränkungsvorgabe VBV in Abhängigkeit der erfassten Baustellenaktivität, und Ausgeben 130 der Verkehrsbeschränkungsvorgabe VBV.
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Das in 3 gezeigte Verfahren 200 zum Beeinflussen einer Baustellenaktivität in Abhängigkeit einer Verkehrsaktivität umfasst folgende Schritte: Erfassen 210 der Verkehrsaktivität, Erzeugen 220 einer Baustellenaktivitätsvorgabe BAV in Abhängigkeit der erfassten Verkehrsaktivität, und Ausgeben 230 der Baustellenaktivitätsvorgabe BAV.
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Baustellen BS stellen heute einen starren Engpass im Straßenverkehrsnetz dar. Die Ankündigung von Baustellen BS erfolgt meist kurzfristig, und deren Dauer bleibt meist unbekannt oder ist zu optimistisch veranschlagt. Navigationsgeräte tragen Verkehrsbehinderungen durch Baustellen BS noch nicht in befriedigender Weise Rechnung. Schon beim Aufbau einer Baustelle BS wird der Verkehrsfluss gedrosselt. Erst nach Abbau der Baustelle BS werden baustellenbedingte Verkehrsbeschränkungen aufgehoben, gleichermaßen zum Schutz von Verkehrsteilnehmern und Bauarbeitern BA.
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Bei Anwesenheit von Bauarbeitern BA und Durchführung von Arbeiten auf einer Baustelle BS erscheinen starke Verkehrsbeschränkungen jedermann sinnvoll. Dies lässt sich am umsichtigen Verhalten von Verkehrsteilnehmern beobachten. Wenn jedoch eine Baustelle BS offenkundig nicht aktiv ist, dort also gerade keine Bauarbeiter BA anwesend sind und keine Bauarbeiten durchgeführt werden, erschließt sich dem Verkehrsteilnehmer der tiefere Sinn einer Beschränkung im Baustellenbereich nicht. Eine ausgeschilderte Höchstgeschwindigkeit von beispielsweise 60 km/h erscheint dann oftmals als unangemessen niedrig. Oftmals ist dann tatsächlich eine höhere Geschwindigkeit als die ausgeschilderte Geschwindigkeit angemessen. Eine Folge solcher verkehrstechnisch nicht gerechtfertigter Verkehrsbeschränkung ist, dass es Verkehrsteilnehmern schwer fällt, solchen Verkehrsbeschränkungen Folge zu leisten. Dies lässt sich häufig nur mit Mühe mittels Verkehrskontrollen und Bußgeldern durchsetzen.
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Erfindungsgemäß wird daher eine Infrastruktur für Baustellen BS vorgeschlagen, die eine Dynamisierung von Verkehrsbeschränkungen an Baustellen BS fördert. Damit wird erreicht, dass die Verkehrsbeschränkung an einer Baustelle BS stärker als bisher den tatsächlichen zeitlich wechselnden Erfordernissen der Baustelle BS und den tatsächlichen zeitlich wechselnden Erfordernissen des Verkehrs angepasst wird. Sind Bauarbeiter BA anwesend und ist die Baustelle BS aktiv, kann ein defensiver, niedriger Wert für die Verkehrsbeschränkung verwendet werden. Ist die Baustelle BS inaktiv, kann eine Verkehrsbeschränkung verwendet werden, die in vielen Fällen selbst dann noch für den Baustellenzustand angemessen ist, wenn sie lockerer ist als eine defensive Verkehrsbeschränkungsvorgabe, welche bei aktiver Baustelle BS verwendet wird.
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Neben den Stati 'aktiv' und 'inaktiv' kann auch ein Projektstatus PS einer Baustelle BS Einfluss auf die Verkehrsbeschränkungsvorgabe VBV nehmen. So können beispielsweise nach Beendigung einer Baustelle BS einschränkende Verkehrsbeschränkungsvorgaben VBV bestehen bleiben, bis wirklich alle Bestandteile der Baustelleneinrichtung BER entfernt wurden. Teilweise erscheinen zu diesem Zeitpunkt den Verkehrsteilnehmern solche Verkehrsbeschränkungsvorgaben VBV besonders unnötig.
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Die situationsbedingte Verkehrsbeschränkungsvorgabe VBV für Baustellen BS schafft Transparenz für Verkehrsteilnehmer und damit mittelbar auch zusätzliche Sicherheit für Bauarbeiter BA. Außerdem ist es für Verkehrsteilnehmer und Umwelt von Vorteil, wenn eine Baustelle BS einen geringeren Engpass im Verkehrsnetz darstellt als bei Verwendung von bisher bekannten Baustelleninformationssystemen. Denn hierdurch lassen sich zeitraubende und umweltbelastende Staus vermeiden, sowie Feinstaubbelastung und Unfallwahrscheinlichkeit verringern.
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Eine zentrale Einheit PD (beispielsweise eine Projektdatenbank) kann die Baustelle BS datentechnisch abbilden und manuell oder automatisch parametrisierbar sein. Die Parametrisierung kann direkt oder indirekt über eine Kopplung von externen Geräten erfolgen (beispielsweise mittels der Baustellenaktivitäts-Erfassungsvorrichtung BAE und/oder mittels der Verkehrsaktivitäts-Erfassungsvorrichtung VEV und/oder mittels einer Baumaschine BM).
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Eine parametrisierte Einheit (beispielsweise eine Projektdatenbank PD), die die Baustelle BS repräsentiert, kann aktuelle Parameter und erfasste Werte an umliegende Infrastrukturpartner übermitteln. Neben Infrastrukturkomponenten können auch Verkehrsteilnehmer FZ die Parameter und erfassten Werte direkt nutzen. Für eine solche Kommunikation zwischen Infrastruktur PD und Verkehrsteilnehmern FZ kann ein System für eine Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation genutzt werden (beispielsweise ein Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Übertragungsprotokoll, vorzugsweise nach IEEE 802.11p).
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Dem Verkehrsteilnehmer FZ können Verkehrsbeschränkungen angezeigt und somit auferlegt werden, die an eine aktuelle Baustellensituation und/oder an eine aktuelle Verkehrssituation und/oder einen aktuellen Projektstatus PS einer Baustelle BS angepasst sind und notwendig sind.
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Bisher wird eine kommunizierende Infrastruktur in Verbindung mit Baustellen BS (die im Verkehrsnetz ein andauerndes Verkehrshindernis darstellen) als technische Spielerei angesehen. Durch Erweiterung um eine situationsgesteuerte Signalisierungseinrichtung SE (die insbesondere eine Verkehrsaktivitäts-Erfassungsvorrichtung VEV und/oder insbesondere eine Baustellenaktivitäts-Beeinflussungseinheit BARE aufweist), werden folgende Verbesserungen erreicht.
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Es findet eine Entlastung des Verkehrsnetzes statt, da Verkehrsbeschränkungsvorgaben VBV an der Engstelle einer Baustelle BS dynamisch an Werte angepasst werden, die der jeweils aktuellen Verkehrs- und/oder Baustellensituation Rechnung tragen. So wird eine Einhaltung der Verkehrsbeschränkungsvorgaben VBV nicht nur durch Abschreckung bewirkt, sondern vor allem durch Einsicht der Verkehrsteilnehmer in die Notwendigkeit der auferlegten Verkehrsbeschränkungen. Die Einsicht der Verkehrsteilnehmer in die Notwendigkeit auferlegter Verkehrsbeschränkungen wird dadurch gefördert, dass für den Verkehrsteilnehmer offenkundig und wahrnehmbar Verkehrsbeschränkungsmaßnahmen an aktuelle Baustellensituationen angepasst werden. So werden Verkehrsteilnehmer einen Nutzen des vorgeschlagenen Verkehrsbeeinflussungskonzepts bemerken. Denn sie können ihr Fahrziel im Mittel schneller erreichen oder erlangen zumindest Vertrauen, dass eine Einhaltung der situationsbedingten Verkehrsbeschränkungen tatsächlich der Arbeitssicherheit von Bauarbeitern BA dient, die tatsächlich auf der Baustelle BS anwesend sind. So können die vorgeschlagenen Vorrichtungen SE, FZ, BER und die vorgeschlagenen Verfahren 100, 200 dazu beitragen, eine Akzeptanz von Verkehrsbeschränkungen an Baustellen BS zu erhöhen und mittelbar die Sicherheit an Baustellen BS zu verbessern.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102012003632 A1 [0005]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- Standard IEEE 802.11p [0017]
- Standard IEEE 802.11p [0018]
- IEEE 802.11p [0043]