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Die Erfindung betrifft ein Mittel zur Markierung von Karies, insbesondere ein Mittel zur Markierung von unter Restaurationen belassener, arretierter Karies zwecks Unterscheidung zu fortschreitender Karies.
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Die übliche Behandlung tiefer Karies beinhaltet die vollständige Exkavation (Entfernung) kariösen, also infizierten oder demineralisierten Dentins. Hierbei wird oftmals auch gesundes Dentin mit entfernt. Dieses Vorgehen führt zu einem weitreichenden Entfernen von Zahnhartsubstanz und kann insbesondere in pulpanahen Bereichen zu Komplikationen, bspw. durch Pulpaeröffnung und/oder Vorschädigung der Pulpa führen. Kariöses Dentin im Rahmen einer Restauration nicht vollständig zu entfernen ist vorteilhaft, da möglichst viel Zahnhartsubstanz erhalten bleibt und die Zahnpulpa weniger oft eröffnet oder geschädigt wird.
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Es ist bekannt, dass verbliebene kariöse Bereiche (Residualkaries) unter einer dichten Restauration, wie bspw. einer adhäsiv befestigten Kompositfüllung, kein weiteres Fortschreiten zeigen. Es wurde daher vorgeschlagen, im zahnärztlichen Vorgehen die Karies nicht vollständig zu exkavieren, sondern kariesaffektiertes Dentin in der Kavität zu belassen und diese mit einer dichten Füllung zu versehen. Auf diese Art und Weise könnte Zahnsubstanz erhalten und Komplikationen, insbesondere eine Eröffnung der Pulpa, vermieden werden, wodurch Zähne möglicherweise länger erhalten werden können. Problematisch hieran ist, dass später für einen Zahnarzt, der mit der Vorgeschichte eines derart behandelten Zahnes nicht vertraut ist, nicht erkennbar ist, ob oder in welchem Ausmaß das unter einer Restauration röntgenologisch erkennbare kariöse Dentin dort absichtlich (intentional) belassen wurde oder ob es durch aktive kariöse Prozesse dort entstanden ist bzw. übersehen wurde. Im Zweifel wird der Zahnarzt vom schlechtesten Fall – einer aktiven, kariösen Läsion – ausgehen die bestehende Restauration erneuern, das kariöse Dentin unter der Füllung entfernen und dabei die beschriebenen und weiteren Nachteile in Kauf nehmen.
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Die
DE 2948575 beansprucht verschiedene Farbstoffe zum Aufspüren von Karies nicht aber zur dauerhaften Markierung, da dieses auch schon aus ästhetischen Gründen für den Patienten nicht akzeptabel ist.
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Die
DE 10162997 schlägt den organischen Farbstoff Fluorescein als Nachweis für Karies im Anfangsstadium vor, eine dauerhafte Markierung ist auch hier nicht vorgesehen.
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Die
DE20 2010 003 032U1 offenbart die Zugabe einer röntgenopaken Metallverbindung zu einer therapeutischen Infiltrationslösung, welche in den Zahnschmelz eindringen und später dann dort durch Polyreaktion der Monomere härten soll, um den Kontrast zu nicht infiltrierter Zahnsubstanz zu erhöhen und somit die Infiltrierung im Rahmen der Röntgendiagnostik dauerhaft sichtbar zu machen.
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Aus der
DE20 2010 003 032U1 ist eine große Anzahl röntgenopaker Metallverbindungen bekannt, bevorzugt sind hier Metalle mit einer Atomnummer von 30 oder höher. Eine Markierung von Karies ist nicht vorgesehen.
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Daher ist es Aufgabe der Erfindung ein Mittel bereitzustellen, das zur dauerhaften Markierung kariöser Bereiche geeignet ist. Besonderes ist es Aufgabe der Erfindung ein Mittel bereitzustellen, das zur dauerhaften Markierung intentional belassener kariöser Bereiche geeignet ist. Insbesondere ist es Aufgabe der Erfindung ein Mittel bereitzustellen, das die Unterscheidung von arretierter intentional belassener Karies und von fortschreitender, aktiver Karies ermöglicht.
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Überraschenderweise hat sich gezeigt, dass die Aufgabe der Erfindung gelöst werden kann, wenn die als Röntgenopaker bekannte Zinn(II)-Verbindung verwendet wird.
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Die Erfinder haben erkannt, dass die Markierung bzw. Maskierung die durch Demineralisierungsprozesse reduzierte Röntgenopazität kariöser Dentinbereiche mindestens ausgleichen, bevorzugt überkompensieren muss. Die Maskierung bzw. Markierung muss permanent sein, damit residuale kariöse Bereiche des Dentins einer nicht vollständig exkavierten Karies dauerhaft (noch nach Jahren) in der Röntgendiagnostik erkannt werden können. Die erfindungsgemäße Verwendung der Maskierungslösung hat eine dauerhafte Erhöhung der Röntgenopazität der kariös betroffenen Bereiche zur Folge, die groß genug ist, eine Fehlinterpretation intentional belassener Residualkaries zu verhindern.
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Es wurde gefunden, dass das erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäßen Mittel zu einer hinreichenden und irreversiblen röntgenopaken Markierung einer absichtlich belassenen Residualkaries führen. Dies ist besonders wünschenswert, da eine Fehlinterpretation der arretierter Residualkaries im Sinne von übersehener oder voranschreitender Karies aufgrund später angefertigter Röntgenaufnahmen dauerhaft ausgeschlossen wird.
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung von Karies, umfassend die Schritte
- i) Freilegen der kariösen Dentinschicht einer kavitierten Läsion,
- ii) Behandeln der kariösen Dentinschicht mit einer röntgenopaken Markierungslösung
- iii) Füllen und Versiegeln der kavitierten Läsion unter Erhalt der behandelten kariösen Dentinschicht.
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Bevorzugt wird die Markierungslösung nach Exkavation von leicht entfernbaren (weichen) Anteilen des kariösen Dentins auf die verbleibende kariöse Dentinschicht appliziert. Dies erfolgt vorzugsweise mit üblichen Applikatoren, bevorzugt Pinseln. Die Markierungslösung wird 5 bis 120, bevorzugt 15 bis 60 Sekunden einwirken gelassen, bevorzugt einmassiert. Nach Ablauf der Einwirkzeit wird eventuell noch vorhandene überschüssige Markierungslösung entfernt.
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Bevorzugt wird die nach Exkavation verbleibende kariöse Dentinschicht vor dem Auftragen der Markierungslösung teilweise getrocknet. Eine Trocknung erfolgt üblicherweise durch sogenanntes Verblasen (Überleiten eins trockenen Luftstroms). Eine Übertrockung des Dentins bis zu einer vollständig trockenen Oberfläche wird allerdings vermieden.
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Nach der Behandlung der kariösen Dentinschicht mit der Markierungslösung wird die kavitierte Läsion in üblicher Weise restauriert. Hierzu können Dentalmaterialien des Standes der Technik verwendet werden. Übliche Dentalmaterialien sind beispielsweise Konditioniermittel, Adhäsive, bevorzugt selbstätzende Adhäsive, weiter bevorzugt härtbare Adhäsive, Befestigungszemente, bevorzugt wasserbasierte Zemente und Kompositzemente und Füllungskomposite. Geeignete Restaurativtechniken beinhalten das Legen von Füllungen oder die Zementierung von Inlays, Onlays, Kronen und Brücken.
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Die Erfindung betrifft weiterhin eine Markierungslösung zur Behandlung einer kariösen Dentinschicht enthaltend
- a) 10 bis 60 Gewichts-% eines Lösemittels, ausgewählt aus Wasser und/oder bei Raumtemperatur (23 ± 1°C) in jedem Verhältnis mit Wasser mischbaren organischen Lösemittel,
- b) mehr als 40 Gewichts-% einer Zinn(II)-Verbindung mit einer Löslichkeit in der Markierungslösung von mehr als 400 g/l bei Raumtemperatur (23 ± 1°C) und c) bis zu 10 Gewichts-% Additive.
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Geeignete organische Lösemittel sind Alkohole, Ketone, Sulfoxide, Sulfone, Amide und Ester. Geeignete organische Lösemittel sind bspw. Methanol, Ethanol, n-Propanol, i-Propanol, n-Butanol, i-Butanol, t-Butanol, Aceton, Dimethylsulfoxid, Dimethylsulfon, Methoxyisopropanol, Glycol, Glycerol, Diethylenglycol, Triethylenglycol, Tetraethylenglycol sowie deren Methyl- und Ethylether oder ionische Flüssigkeiten sowie Mischungen davon. Bevorzugte organische Lösemittel sind, Ethanol, n-Propanol, i-Propanol, n-Butanol, i-Butanol, t-Butanol, Methoxyisopropanol und Aceton.
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Geeignete organische Lösemittel können gleichzeitig polymerisierbar (Monomere) sein. Bevorzugte polymerisierbare Lösemittel sind (Meth)acrylate und (Meth)acrylamide, die bei Raumtemperatur niedrigviskose Flüssigkeiten sind. Bevorzugt sind solche mit einer dynamischen Viskosität kleiner 50 mPas (23°C).
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Die Monomere liegen bevorzugt in Mischung mit nicht polymerisierbarem Lösemittel vor. Ein besonders bevorzugtes Monomer (polymerisierbares Lösungsmittel) ist 2-Hydroxyethylmethacrylat.
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Geeignete Zinn(II)-Verbindungen sind anorganische oder organische Verbindungen. Geeignet sind bspw. Zinn(II)-chlorid, Zinn(II)-bromid und lösliche organische Zinn(II)-Verbindungen. Die bei Raumtemperatur stabilen Hydrate sind bevorzugt.
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Hier genannte Gewichtsanteile, bspw. in Bezug auf die Löslichkeit einer Zinn(II)-Verbindung, beziehen sich immer auf die wasserfreie Verbindung. Im Falle von SnCl2 × 2H2O wird also beispielsweise nur der SnCl2-Anteil als Zinn(II)-Verbindung angesehen.
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Besonders geeignete Konzentrationen von Zinn(II)-Verbindungen, ohne Kristallwasser, liegen über 40 Gewichts-% bis hin zur Löslichkeitsgrenze (gesättigte Lösung bei Raumtemperatur (23°C)). Bevorzugt sind Gewichtsanteile größer 50%, besonders bevorzugt größer 55%, insbesondere größer 60%.
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Geeignete Additive sind dentalübliche Additive. Bevorzugte dentalübliche Additive sind Stabilisatoren, weitere polymerisierbare Verbindungen, Rheologieverbesserer und Füllstoffe.
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Die Allgemeinheit der Lehre nicht einschränkend soll die Erfindung an einigen Beispielen verdeutlicht werden.
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Es wurden natürliche Karies aufweisende Dentin-Prüfkörper hergestellt. Kariöse humane Zähne (insgesamt 20) mit Karies, die kariöse Läsionen mit einer Ausdehnung in die innere Dentinhälfte, jedoch ohne Pulpenbeteiligung, aufwiesen, wurden hierzu mit Acrylatharz (Technovit 4071, Heraeus Kulzer, Deutschland) auf Fixierungshilfen (Lego, Deutschland) befestigt. Bestehende Kavitäten im Bereich der Karies wurden unter Entfernung des kariösen Schmelzes mit Hilfe eines Bohrers unter Wasserkühlung präpariert (Komet, Deutschland). Kariöses Dentin an der Schmelz-Dentingrenze wurde mit einem Rosenbohrer (ISO 16, Komet) bei niedriger Umdrehungsgeschwindigkeit entfernt. Von dem verbleibenden kariösen Dentin wurde ein weiterer Teil mit einem Handexkavator (CD89/92, HuFriedy, Niederlande) entfernt. Ledriges, adhärentes, mäßig bis fein spanendes kariöses Dentin in der Nähe der Pulpa wurde dort belassen. Die so entstandenen, eine verbliebene kariöse Schicht aufweisenden Kavitäten wurden anschließend der Röntgenuntersuchung und der Behandlung mit den jeweiligen Behandlungslösungen unterzogen.
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Röntgenaufnahmen der Zähne mit präparierter natürlicher Karies wurden von verschiedenen Behandlungszuständen mit Hilfe von ScanExam und Bildplatten (C2, KAVO, Deutschland) und einer Gendex Expert DC Bestrahlungseinheit (KAVO, Deutschland) aufgenommen. Strahlungsstreuung durch die Wangen wurde durch eine 15 mm Schicht Acrylatglas simuliert. Die Einstellungen des Röntgengeräts waren 65 kV, 7mA, 40 ms. Als Referenz wurde ein Al-Treppe einer Legierung aus 94% Al/6% Zn bei 200 μm Stufenhöhe verwendet. Die Röntgenaufnahmen wurden in ein jpeg-100-Format konvertiert (VixWin 3.1, KAVO, 8 bit, 96 × 96 dpi).
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Die Quantifizierung der röntgenographischen Untersuchung erfolgte auf der Grundlage der Grauwerte im digitalisierten Bild (ImageJ 1.45s, NIH, USA). Eine mögliche Differenz der Grauwerte des Standards wurde mittels der Referenz-Al-Treppe kontrolliert, es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen Bildern verschiedener experimenteller Schritte gefunden. Die Auswertung der Grauwerte erfolgte nach Formel 1. ΔGV = GV(Dentin) – GV(Karies) / GV(Dentin)·100 Formel 1
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Hierbei ist ΔGV die relative Grauwertabweichung zwischen nicht kariösem Dentin (GV(Dentin)) und belassenem kariösem Dentin (GV(Karies)) in Prozent. GV(Karies) repräsentiert den Grauwert des kariösen Bereichs vor und nach Behandlung mit der Behandlungslösung; der Bezug ist in den Daten jeweils angegeben. Es wurde jeweils der am wenigsten röntgenopake Bereich des kariösen Dentins im Röntgenbild ausgewertet.
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Weiterhin wurden künstliche Karies aufweisende Dentin-Prüfkörper hergestellt (demineralisiertes Dentin). Kariesfreie humane permanente Molaren wurden hierzu wie folgt präpariert. Wurzeln und koronaler Zahnschmelz wurden mit Hilfe einer Bandsäge (Bandsäge 300 cl; Exakt Apparatebau, Deutschland) abgetrennt und verworfen. Aus dem Rest der Zähne wurden Dentin Prüfkörper (3 × 2 × 1 mm3) hergestellt und flach geschliffen (Phoenix Alpha, Buehler, Deutschland). Koronale Dentinoberflächen wurden mit Schleifpapier in aufsteigender Körnungsfeinheit poliert (Mikroschleifsystem 400 CS, Schleifpapier Körnungen 1200, 2400, 4000) und die Oberfläche zur Hälfte mit Nagellack (Riva De Loop, Rossmann, Deutschland) abgedeckt. Das Dentin der unlackierten Bereiche wurde demineralisiert (Einlegen der Prüfkörper in 51 einer Demineralisierungslösung (pH 4,95) über einen Zeitraum von 14 Tagen bei 37°C. Anschließend wurden die demineralisierten Bereiche wie beschrieben behandelt.
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Die Bestimmung der Röntgensichtbarkeit der demineralisierten und der behandelten Dentinbereiche wurde durch T-WIM (nicht holographische Filme, 35 mm B/W positiv, Fujifilm, Japan) vorgenommen. Die Methode ist beschrieben in Paris, Meyer-Lückel, Caries Research 44(1), 47 (2010). Die optische Auswertung erfolgte mikroskopisch (Axioplan 60318, Zeiss, Deutschland) über ein digitales Auswertesystem (CFW 1312M, Scion, USA) mittels einer Software (TMR für Windows 5.25, UMCG, Niederlande). Die Auswertung der Röntgenopazitätsänderung erfolgte nach Formel 2. ΔΔz = Δz(behandelt) – Δz(demineralisiert) Formel 2
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Hierbei ist Δz der gemessene integrierte Mineralverlust des demineralisierten Dentins (Δz(demineralisiert)) bzw. der gemessene Mineralverlust des behandelten Dentins (Δz(behandelt)). ΔΔz gibt somit den Unterschied einer erfindungsgemäß behandelten und einer in Folge der Karies demineralisierten, nicht behandelten Läsion an.
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Die Kompensation des demineralisierungsbedingten Röntgenopazitätsverlustes durch die Behandlung mit der Behandlungslösung wurde ermittelt gemäß Formel 3. RK = Δz(behandelt) – Δz(demineralisiert) / Δz(demineralisiert)·100 Formel 3
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Hierbei ist RK die relative Kompensation (in Prozent) des durch die Demineralisation verursachten Röntgenopazitätsverlustes des Dentins.
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Für die Herstellung von Behandlungs- bzw. Markierungslösungen wurden die in Tabelle 1 angegeben Substanzen verwendet. Tab. 1: Ausgangsstoffe der Herstellungsbeispiele
SnCl2·2H2O | Aldrich |
AgNO3 | Aldrich |
CsF | Aldrich |
Cs(OOCCH3) | Aldrich |
Ethanol | Merck |
Destilliertes Wasser | Ampuwa Plastipur |
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Die Substanzen wurden eingewogen (Kern und Sohn 822 Laborwaage) bzw. volumetrisch bestimmt, die Mischung erfolgt auf einem Laborrührgerät (IKA Ikamag). Die Zusammensetzungen der Behandlungs- bzw. Markierungslösungen sind in Tabelle 2 angegeben. Tab. 2: Zusammensetzungen der Behandlungslösungen; x-Masseanteil
Beispiel | Metallverbindung | Lösemittel | c[g·L–1] | x [Gew.-%] |
1 | SnCl2·2H2O | Wasser | 2564 | 80 |
2 | SnCl2·2H2O | Ethanol | 1236 | 72 |
Ref. 1 | SnCl2·2H2O | Wasser | | 30 |
Ref. 2 | AgNO3 | Ethanol/Wasser
1:1 (Volumen) | 22,2 | |
Ref. 3 | AgNO3 | Ethanol | 456 | |
Ref. 4 | CsF | Wasser | 4126 | |
Ref. 5 | CsF | Ethanol | 495 | |
Ref. 6 | Cs(OOCCH3) | Wasser | 3846 | |
Ref. 7 | Cs(OOCCH3) | Ethanol | 1090 | |
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Bestimmung der Röntgenopazität bei erfindungsgemäßer Behandlung Behandlung der künstlichen Läsionen mit Bsp. 1, 2 und Ref. 1; Röntgenuntersuchung nach 512 h Thermocycling.
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Die demineralisierten Bereiche der Dentinoberflächen wurden 5 s im Luftstrom getrocknet und die Lösungen wurden anschließend 15 s in die Oberfläche wie beschrieben eingearbeitet. Dieser Prozess wurde einmal wiederholt. Zur Simulation von Auswaschprozessen wurden die Prüfkörper einem Thermocycling ausgesetzt, bei dem sie abwechselnd in Wasserbäder unterschiedlicher Temperatur getaucht wurden (5°C/55°C; 512 h; 5120 Cyclen von je 5 Minuten, 1 min Abtropfzeit/Cyclus; Haake EZ Cool, Thermo Scientific, Deutschland).
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Röntgenaufnahmen dieser Prüfkörper wurden vor und nach Behandlung mit den jeweiligen Behandlungslösungen (inkl. Thermocycling) aus Tab. 1 gemacht. Die Auswertung erfolgte gemäß Formel 1 und Formel 2. Es wurden jeweils Mittelwerte von mehreren Prüfkörpern ermittelt (Größe der Stichprobe n = 15/Gruppe). Die Ergebnisse sind in Tab. 3 gezeigt.
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Bestimmung des zeitlichen Verlaufs der Röntgenopazität bei erfindungsgemäßer und nicht erfindungsgemäßer Behandlung:
Behandlung der künstlichen Läsionen; Röntgenuntersuchung nach unterschiedlichen Zeiten.
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Thermocycling
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Die Behandlung des demineralisierten Bereichs erfolgte nach dem in Anwendungsbeispiel 1 dargelegten Muster mit dem Unterschied, dass die Prüfkörper nach unterschiedlichen Zeiten entnommen und durch Röntgen untersucht wurden.
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Die zeitaufgelösten Ergebnisse sind 1 zu entnehmen. Man erkennt sehr deutlich, dass von den untersuchten Behandlungslösungen nur die Lösungen 1 und 2 eine dauerhafte Markierung ermöglichen.
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Verschiedene röntgenopake Substanzen (1, 2, Ref. 1–7) wurden auf ihre Röntgenopazitätserhöhung von kariösem Dentin und die Stabilität dieser Erhöhung hin überprüft. (a) Für alle Referenzsubstanzen nimmt der Gewinn an Opazität („Mineralgewinn” ΔΔZ) mit steigender Zeitdauer (in min oder Stunden) des Thermocyclings signifikant ab (p < 0,05, Tukey's-Test: Gruppen mit gemeinsamem Buchstaben sind nicht signifikant voneinander verschieden hinsichtlich ihrer über die Untersuchungsdauer gemittelten Grauwerte. Nur Substanzen 1 und 2 markieren dauerhaft Karies (negative Werte bedeuten Grauwerterhöhung im Vergleich mit dem Grauwert der ursprünglichen Läsion).
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2 zeigt die Röntgenaufnahmen der unbehandelten Läsion a) und der erfindungsgemäß markierten Läsion b). Tab. 3
| Ref. 1 | 1 | 2 |
Lösemittel | Wasser | Wasser | Ethanol |
C(SnCl2·2H2O) [g·L–1] | | 2564 | 1236 |
X(SnCl2·2H2O)
[Gew.-%] | 30 | 80 | 72 |
X(SnCl2) [Gew.-%] | 25,2 | 67,2 | 60,9 |
N | 15 | 11 | 12 |
Δz(demineralisiert) | 3043 | 5258 | |
Δz(behandelt) | 2650 | –2674 | |
ΔΔz | –393 | –7932 | |
RK [%] | –11 | –140 | –127 |
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Röntgenopake Marker auf Zinn-II-Chlorbasis wurden auf künstliche kariöse Läsionen (N Gruppengröße) aufgetragen. Der Mineralverlust (ΔZ) wurde vor (ΔZ demineralisiert) und nach Behandlung (ΔZ behandelt) mittels T-WIM bestimmt. Die Mineralverlustdifferent ΔΔZ wurde wie beschrieben kalkuliert und die Kompensation des Röntgenopazitätsverlust RK berechnet.
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Positive Werte von ΔZ bedeuten Mineralverlust, negative Werte Mineralgewinn. Lösungen 1 und 2 erhöhen den Grauwert über den durch die Demineralisation verursachten Grauwertverlust hinaus (die Grauwerterhöhung sich ergebende relative Grauwerterhöhung ist größer als 100%).
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Ref. 1 erreicht nur eine schwache Grauwerterhöhung, die nicht geeignet ist, um den durch die Demineralisierung verursachten Röntgenopazitätsverlust (im Röntgenbild als kariöses Dentin erkennbar) zu kompensieren. Die Lösungen der Beispiele 1 und 2 führen hingegen zu einer Überkompensation, sodass das kariöse Dentin im Röntgenbild erfindungsgemäß als Teil einer Restauration oder zumindest als gesundes Dentin erscheint.
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Eine Abhängigkeit der Stärke der erfindungsgemäßen Markierung von der Konzentration des erfindungsgemäßen Markers ist der Tabelle 4 zu entnehmen. Eine graphische Darstellung der Ergebnisse findet sich in
3. Tab. 4: Konzentration des erfindungsgemäßen Markers
| | Gesamtmenge Lösung 10,00 g | | | |
X(SnCl2 × 2H2O)/Gew.-% | X(SnCl2)/Gew.-% | Einwaage
(SnCl2 × 2H2O)/g | Einwaage Lösemittel/g | Lösemittel | %DD
Z |
0,00 | 0,00 | 0,00 | 10,00 | n. a. | 0 |
30,00 | 25,21 | 3,00 | 7,00 | H2O | 10,9 |
41,65 | 35,00 | 4,17 | 5,84 | H2O | 31 |
71,40 | 60,00 | 7,14 | 2,86 | H2O | 64 |
72,50 | 60,93 | 7,25 | 2,75 | EtOH | 126,9 |
80,00 | 67,23 | 8,00 | 2,00 | H2O | 140,9 |
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Es zeigt sich ab einem Gewichtsanteil X(SnCl2)von 40 Gewichtsprozent eine deutliche Erhöhung der Opazität. Bei einer Konzentration von 60 Gewichtsprozent werden Helligkeitswerte erreicht, welche oberhalb des nicht demineralisiertem, normalem Dentins liegen.
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Das Verfahren ist zudem in der Lage, eine spätere Abgrenzung von arretierter zu progredienter versiegelter Karies zu ermöglichen. Wie beschrieben zeigen nicht voranschreitende Läsionen (s. o.: Lagerung in neutralem pH) keine Abnahme der Röntgenopazität. Zum Nachweis, dass voranschreitende Läsionen wieder röntgenologisch detektierbar werden, wurden demineralisierte Läsionen entweder erfindungsgemäß radiopak behandelt oder, als Kontrolle, nicht behandelt. Beide Gruppen wurden anschließend einer weiteren Deminersalisationsphase (14 Tage wie beschrieben) zugeführt. Vor und nach der 2. Demineralisierung erfolgte eine mikroradiografische Analyse (4).
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Die so simulierten progredienten Läsionen zeigten eine Abnahme der Röntgenopazität sowohl im ursprünglichen, radioopak markierten als auch im neu demineralisierten Bereich 4 (a, b). 4c demonstriert diesen zusätzlichen und kombinierten Opazitätsverlust durch Demineralisierung zusätzlicher Dentinbereiche und dem Verlust der Röntgenopazität im markierten Bereich: Der detektierbare zusätzliche Mineralverlust (ΔΔZ) ist in behandelten Läsionen (ΔΔZ1) signifikant (*** p < 0.001) größer als für unbehandelte Läsionen (ΔΔZohne). Es wird deutlich, dass eine stabile Markierung progredienter Läsionen nicht gelingt, d. h. diese würden im Laufe der Zeit wieder sichtbar und somit von arretierten Läsionen abgrenzbar.
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BESCHREIBUNGEN DER ABBILDUNGEN:
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1 zeigt den zeitlichen Verlauf der Röntgenopazität bei Markierung mit a) erfindungsgemäßem (1 und 2) und b) und c) nicht erfindungsgemäßem Marker.
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2 Röntgenaufnahmen unbehandelter a) und erfindungsgemäß markierter b) Läsionen
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3 Verlauf der Opazität (RK) in Abhängigkeit der Konzentration des erfindungsgemäßen Markers
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4 Nachweis der Detektierbarkeit von progredienter Karies, bei erfindungsgemäßer Markierung. 4a zeigt die behandelte Läsion vor der 2. Demineralisation, nach der 2. Demineralisation. 4c zeigt die Linienplots der Grauwerte entlang der Läsion von unbehandelten und behandelten Läsionen vor und nach der 2. Demineralisation.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 2948575 [0004]
- DE 10162997 [0005]
- DE 202010003032 U1 [0006, 0007]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- ISO 16, Komet [0025]
- Paris, Meyer-Lückel, Caries Research 44(1), 47 (2010) [0030]