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Die Erfindung betrifft eine Seitenaufprallschutzvorrichtung für einen Insassen eines Fahrzeuges, welche ein Rückhalteelement umfasst, das dem Insassen auf einem Fahrzeugsitz im unmittelbaren Bereich eines Fahrzeugstrukturbauteiles zugeordnet ist, wobei sich das Rückhalteelement im ausgelösten Zustand zumindest abschnittsweise zwischen einem Becken des Insassen und dem Fahrzeugstrukturbauteil erstreckt.
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Aus der
DE 10 2005 048 842 B4 ist eine Seitenaufprallschutzeinrichtung mit einem Beckenairbagmodul bekannt. Das Beckenairbagmodul umfasst einen Beckenairbag, der im Ruhezustand in einem Seitenteil eines Fahrzeugsitzes untergebracht ist und bei einem Fahrzeugaufprall aufblasbar und durch eine in dem Seitenteil des Fahrzeugsitzes vorgesehene Austrittsöffnung entfaltbar ist. Die Austrittsöffnung für den Beckenairbag in dem Seitenteil des Fahrzeugsitzes ist, bezogen auf die Fahrtrichtung des Fahrzeuges, nach oben und nach vorn gerichtet. Die Austrittsöffnung erstreckt sich in einer Ebene, die schräg von der zugehörigen Fahrzeugsitzfläche weg geneigt ist.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine gegenüber dem Stand der Technik verbesserte Seitenaufprallschutzvorrichtung für einen Insassen eines Fahrzeuges und ein Fahrzeug mit einer solchen Seitenaufprallschutzvorrichtung anzugeben.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß hinsichtlich der Seitenaufprallschutzvorrichtung durch die in Anspruch 1 und hinsichtlich des Fahrzeuges durch die in Anspruch 4 angegebenen Merkmale gelöst.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Eine Seitenaufprallschutzvorrichtung für einen Insassen eines Fahrzeuges umfasst ein Rückhalteelement, das dem Insassen auf einem Fahrzeugsitz im unmittelbaren Bereich eines Fahrzeugstrukturbauteiles zugeordnet ist, wobei sich das Rückhalteelement im ausgelösten Zustand zumindest abschnittsweise zwischen einem Becken des Insassen und dem Fahrzeugstrukturbauteil erstreckt. Erfindungsgemäß ist das Rückhalteelement derart konturiert ausgebildet und im ausgelösten Zustand positionierbar, dass eine kollisionsbedingte Belastung im Wesentlichen auf einen vorgegebenen Bereich des Beckens des Insassen wirkt.
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Dadurch, dass das Rückhalteelement derart konturiert ausgebildet und positionierbar ist, ist eine Rückhaltung des Beckens verbessert, wobei die kollisionsbedingte Belastung des Beckens bei einer seitlichen Kollision des Fahrzeuges im Wesentlichen auf einen Bereich eines Oberschenkelknochens (Femur) und eines unteren Beckens und nicht oder nur teilweise auf einen Bereich des Darmbeines (Ilium), insbesondere der Kollision zugewandten Seite, wirkt. Mit unterem Becken ist insbesondere das Acetabulum, also die Hüftgelenk- oder Beckenpfanne, bezeichnet. Somit erfolgt eine Verteilung einer kollisionsbedingten Belastung des Beckens in biomechanisch günstigeren Bereichen, wodurch eine Insassenbelastung reduziert werden kann.
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Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im Folgenden anhand von Zeichnungen näher erläutert.
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Dabei zeigen:
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1 schematisch eine Draufsicht eines auf einem Fahrzeugsitz sitzenden Insassen mit ausgelöster Seitenaufprallschutzvorrichtung,
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2 schematisch eine Vorderansicht des auf dem Fahrzeugsitz sitzenden Insassen mit ausgelöster Seitenaufprallschutzvorrichtung,
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3 schematisch eine Schnittdarstellung eines Beckenbereich eines Dummys während eines Seitenaufpralles ohne ausgelöste Seitenaufprallschutzvorrichtung und
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4 schematisch eine Schnittdarstellung des Beckenbereich des Dummys während eines Seitenaufpralles mit ausgelöster Seitenaufprallschutzvorrichtung.
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Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
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Die 1 und 2 zeigen einen auf einem Fahrzeugsitz 1 sitzenden Insassen 2 mit einer ausgelösten Seitenaufprallschutzvorrichtung.
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Der Fahrzeugsitz 1 umfasst eine Sitzlehne 1.1 mit einer in 2 näher dargestellten Kopfstütze 1.2 und ein als Sitzfläche ausgebildetes Sitzpolster 1.3.
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Die Seitenaufprallschutzvorrichtung weist einen Airbag als Rückhalteelement 3 und einen nicht näher dargestellten Gasgenerator auf, der strömungstechnisch mit dem Airbag gekoppelt ist.
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Die Seitenaufprallschutzvorrichtung ist zumindest zur Verringerung eines Verletzungsrisikos des Insassen 2 aufgrund von intrudierenden Fahrzeugstrukturbauteilen bei einer Seitenkollision des Fahrzeuges vorgesehen. Im unausgelösten Zustand der Seitenaufprallschutzvorrichtung ist das Rückhalteelement 2 in einer Seitenwange des Sitzpolsters 1.3 des Fahrzeuges im Wesentlichen nicht sichtbar angeordnet.
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Alternativ dazu kann das Rückhalteelement 3 in einem unteren Bereich einer Seitenwange der Sitzlehne 1.1 angeordnet sein.
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Die Seitenaufprallschutzvorrichtung ist mit einer Kollisionssensorik des Fahrzeuges verbunden, die eine Anzahl von im und/oder am Fahrzeug angeordneter Erfassungseinheiten umfasst.
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Mittels der Erfassungseinheiten sind fortlaufend Signale erfassbar, die einer Steuereinheit als Bestandteil der Kollisionssensorik und/oder der Seitenaufprallschutzvorrichtung zur Auswertung und Verarbeitung zuführbar sind.
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Anhand der erfassten Signale ist in der Steuereinheit ermittelbar, ob dem Fahrzeug eine Kollision bevorsteht, und/oder ob die Kollision bereits eingetreten ist. Insbesondere ist anhand der erfassten Signale eine Kollisionsschwere ermittelbar.
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Überschreitet die prognostizierte Kollisionsschwere einen in der Steuereinheit hinterlegten Schwellwert, erzeugt die Steuereinheit ein Steuersignal, welches der Seitenaufprallschutzvorrichtung zuführbar ist, wodurch diese auslösbar ist.
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Bei der Auslösung der Seitenaufprallschutzvorrichtung ist ein pyrotechnischer Treibsatz des Gasgenerators als Aktor des Rückhalteelementes 3 in Form der Airbags auslösbar, so dass ein Gas freisetzbar ist, mit dem der Airbag als Rückhalteelement 3 befüllbar ist, so dass sich der Airbag entfaltet und in eine Wirkstellung positioniert.
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Alternativ oder zusätzlich zu dem Gasgenerator mit pyrotechnischem Treibsatz kann auch eine andere auf einer Gasversorgung beruhende Vorrichtung, wie beispielsweise eine Druckluftvorrichtung mit oder ohne Zwischenspeicher und ein Kaltgas-Gasgenerator eingesetzt werden.
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Das Rückhalteelement 3 ist derart konturiert ausgebildet und in seine Wirkstellung positionierbar, dass sich das Rückhalteelement 3 in seiner Wirkstellung im Bereich eines unteren Beckens 2.1 und im oberen Bereich eines Oberschenkels 2.2 des Insassen 2 befindet. Dabei ist das Rückhalteelement 3 zwischen Ilium, d. h. dem Darmbein des Insassen 2, und einem in den 3 und 4 gezeigten Fahrzeugstrukturbauteil 4 angeordnet.
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Bevorzugt ist das Rückhalteelement 3 derart in den Fahrzeugsitz 1 integriert, dass das Rückhalteelement 3 unabhängig von einer Sitzverstellung die gleiche Position relativ zu dem Insassen 2 aufweist.
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Da das Rückhalteelement 3 zur gezielten Rückhaltung des unteren Beckens 2.1 und des oberen Bereiches des Oberschenkels 2.2 ausgebildet und positionierbar ist, kann eine kollisionsbedingte Belastung des Beckens 2.1, insbesondere durch das intrudierende Fahrzeugstrukturbauteil 4, verringert werden. Die Belastung durch das Rückhalteelement 3 ist auf den Femur, den Oberschenkelknochen, als biomechanisch günstigen Bereich gerichtet, wodurch das Acetabulum, d. h. die Hüftgelenkspfanne oder auch Beckenpfanne genannt, ebenfalls als biomechanisch günstiger Bereich des Beckens 2.1 des Insassen 2 belastet wird.
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Alternativ zur Ausbildung des Rückhalteelementes 3 als Airbag mit einer vorgesehen Konturierung kann dieses auch als Klappe und/oder als ein anderes geeignetes entsprechend konturiertes Element ausgebildet sein.
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Die 3 und 4 zeigen jeweils eine Schnittdarstellung eines Bereiches des Beckens 2.1 eines Dummys als Insassen 2, wobei in 3 eine Position des Insassen 2 nach Auslösung der nicht näher dargestellten Seitenaufprallschutzvorrichtung nach dem Stand der Technik dargestellt ist. 4 zeigt eine Schnittdarstellung des Beckens 2.1 mit einem nicht näher gezeigten ausgelösten Airbag als konturiertes Rückhalteelement 3, mittels dessen eine Verteilung der kollisionsbedingten Belastung auf biomechanische günstigere Bereiche erfolgt.
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3 zeigt die stoßzugewandte Sitzlehnenwange 1.1.1, in welche das in der Wirkstellung positionierte Rückhalteelement 3 nicht integriert ist, wobei das Becken 2.1 des Insassen 2 mit einer Türverkleidung als intrudierendes Fahrzeugstrukturbauteil 4 kontaktiert. Dabei verbleibt der Insasse 2 zu Beginn der Kollision aufgrund seiner Masseträgheit in seiner Position, wobei sich das Fahrzeug relativ zu dem Insassen 2 in Stoßrichtung bewegt. Zudem verringert sich der Abstand zwischen dem Insassen 2 und dem Fahrzeugstrukturbauteil 4 aufgrund der Intrusion eines Kollisionsobjektes. Die Relativbewegung des Insassen 2 im Vergleich zu dem Fahrzeug erfolgt, bis das Fahrzeugstrukturbauteil 4 mit dem Insassen 2 kontaktiert, insbesondere kollidiert. Durch diesen Kontakt entstehen hohe auf den Insassen 2 wirkende Belastungen.
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In 4 ist die Schnittdarstellung des Beckens 2.1 des Insassen 2 dargestellt. Dabei ist die nicht näher dargestellte Seitenaufprallvorrichtung derart konturiert, d. h. ausgebildet, dass das Becken 2.1, insbesondere das Darmbein, bei einer Seitenkollision des Fahrzeuges aufgrund des in den Fahrzeuginnenraum in Richtung des Insassen 2 intrudierenden Fahrzeugstrukturbauteiles 4 weniger bis gar nicht kollisionsbedingt belastet wird.
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Mittels des derart ausgebildeten Rückhalteelementes 3 findet ein Kontakt zwischen dem Insassen 2, insbesondere im Unterkörperbereich, und dem Fahrzeugstrukturbauteil 4 verhältnismäßig spät und mit einer geringeren Relativgeschwindigkeit statt. Dadurch verringert sich eine kollisionsbedingte Belastung des Beckens 2.1 des Insassen 2, wobei die Belastung mittels des derart ausgebildeten Rückhalteelementes 3 auf biomechanisch günstigere Bereiche des Beckens 2.1, insbesondere den Bereich des unteren Beckens 2.1 und somit eines oberen Bereiches des Oberschenkels 2.2, des Insassen 2 verteilbar ist.
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Mittels der Seitenaufprallschutzvorrichtung für den Insassen 2 im Fall einer Seitenkollision des Fahrzeuges ist eine Verringerung der Belastung des Beckens 2.1 des Insassen 2 bei gleichzeitig verbesserter Rückhaltung des Beckens 2.1 erzielbar.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102005048842 B4 [0002]