-
Die vorliegende Erfindung betrifft eine pharmazeutische Formulierung, die eine Suspension von wirkstoffhaltigen Lipidmikropartikeln ist, insbesondere in einer wässrigen flüssigen Phase, sowie ein Verfahren zur Herstellung der Formulierung. Die Formulierung zeichnet sich durch eine Größe der Lipidmikropartikel von 1 bis 10µm aus und ist zur Verwendung für die Behandlung von Störungen oder Krankheiten der menschlichen oder tierischen Haut hergerichtet, insbesondere zur Behandlung von Störungen oder Erkrankungen der Talgdrüsen und/oder Haarfollikel der Haut. Lipidpartikel mit Größen kleiner als 1µm sind im Wesentlichen nicht in der Formulierung enthalten. Diese Größe der Lipidmikropartikel macht die Formulierung zur Verwendung bei der topischen Behandlung von Hauterkrankungen oder Hautstörungen besonders geeignet, da Partikel dieser Größe gut in Haarfollikel eindringen und/oder Talgdrüsen erreichen und dorthin ihren Wirkstoff transportieren und freisetzen, wobei der bei deutlich kleineren Partikeln im Stand der Technik diskutierte transdermale und transfollikuläre Transport nicht oder nur in signifikant verringertem Maße stattfindet.
-
Es hat sich gezeigt, dass die Formulierung geeignet ist, den in den Lipidmikropartikeln enthaltenen Wirkstoff auch bei topischer Anwendung in Haarfollikel und/oder zu Talgdrüsen zu transportieren. Die Formulierung zeichnet sich auch dadurch aus, dass Wirkstoffe, die in die Lipidmikropartikel eingearbeitet wurden, im Wesentlichen nicht in die wässrige Phase übergehen und wesentlich effektiver in Kontakt mit Sebum freigesetzt werden als in Kontaktmit Stratum-corneum-Lipiden. Die Formulierung eignet sich insbesondere zur Verwendung in der Behandlung von Hauterkrankungen zur Freisetzung des Wirkstoffs in Kontakt mit Sebum bzw. zur Freisetzung des Wirkstoffs im Haarfollikel und/oder in Talgdrüsen, insbesondere von Seborrhoe, Akne und Akne-artigen Erkrankungen, Akne keloidalis nuchae, Chlorakne, Gram-negative Follikulitis, Rosazea, Hidradenitis suppurativa, Rhinophym, Skalp-Follikulitis, Akne necrotica, Talgdrüsenhyperplasie, Hyperkeratinisierung und Entzündungen im Haarfollikel, z.B. mit Retinoid-Verbindungen, insbesondere zumindest eine Retinoid-Verbindung, z.B. Adapalen, Isotretinoin, Tretinoin, Alitretinoin, Acitretin, Etretinat, Motretinid, Retinol, Retinal, Retinylalkohol, Retinylaldehyd, Retinylacetat, Retinylpropionat, Retinylpalmitat, Retinyloleat, Retinollinoleat, Retinylester, Bexaroten, Tazaroten, 4-Oxo-Tretinoin, 4-Oxo-Isotretinoin, 4-Hydroxy-Tretinoin, 4-Hydroxy-Isotretinoin, Didehydroretinsäure, sowie Benzoylperoxid, Azelainsäure, Salicylsäure, Erythromycin, Clindamycin, Tetracyclin, Meclocyclin, Nadifloxacin, Natriumbituminosulfonat, Miconazolnitrat und Mischungen dieser als Wirkstoff. Der Wirkstoff ist bevorzugt lipophil. Der Wirkstoff kann mit den weiteren Bestandteilen der Lipidmikropartikel eine feste Lösung bilden und/oder kristallin darin vorliegen.
-
Die Formulierung zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie ein Herstellungsverfahren erlaubt, bei dem Lipidmikropartikel aus einer Mischung des Wirkstoffs mit Lipid und lipophilem Emulgator durch Mischen mit einer wässrigen Phase, insbesondere mit nur einem Rühr- bzw. Dispergierschritt, z.B. mittels eines Rotor-Stator-Rührers, erzeugt werden können. Das Herstellungsverfahren kann daher ohne Vermahlung der Mischung des Wirkstoffs mit Lipid vor Mischen dieser Mischung mit der wässrigen Phase durchgeführt werden. Die Formulierung ist insbesondere durch das Herstellungsverfahren erhältlich.
-
Die Lipidmikropartikel der Formulierung sind bei Raum- und bei Körpertemperatur fest, dabei weisen die Lipidmikropartikel und/oder ihre Bestandteile, einschließlich oder ausschließlich des Wirkstoffs, bevorzugt eine Onset-Schmelztemperatur von zumindest 38°C oder zumindest 40°C, bevorzugt zumindest 50°C, z.B. bis 90°C oder bis 70°C auf. Daher sind die Lipidmikropartikel nach Auftragen, insbesondere beim und nach Einmassieren in die Haut fest und formstabil bzw. intakt. Aufgrund der Größe und Zusammensetzung der Lipidmikropartikel können diese in Haarfollikel eindringen und/oder Talgdrüsen erreichen und dort den Wirkstoff abgeben. Bevorzugt enthalten die in der wässrigen Phase suspendierten Lipidmikropartikel kein freies oder emulgiertes Wasser.
-
Stand der Technik
-
Die
US 2007/0053988 A1 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung einer Formulierung mit einer monodispersen Lipidphase durch Einbringen des Wirkstoffs in ein bei Raumtemperatur kristallisierendes Lipid und Dispergieren dieser Lipidmischung in der wässrigen Phase zur Herstellung einer Emulsion in Gegenwart eines Stabilisators mit anschließender Scherung zur Erzeugung einer monodispersen Emulsion, wobei der Stabilisator zwei Fettsäureketten und eine Polyethylenglycolkette aufweist.
-
Die
WO 91/07171 A1 beschreibt Liposphären, die einen Wirkstoff enthalten können und einen Mantel aus Phospholipiden haben, durch Herstellen einer Emulsion mit geschmolzenem Lipid, Wirkstoff und Phospholipid in Wasser mit anschließendem schnellen Kühlen zur Verfestigung von Lipid und Wirkstoff. Für die Anwendung auf der Haut werden Liposphären bevorzugt, deren Lipide einen Schmelzpunkt von etwa 30°C haben. Die Liposphären können im wässrigen Puffer, gefriergetrocknet oder in Salbengrundlage formuliert sein.
-
Die
WO 00/67728 beschreibt die Herstellung von Lipidpartikel-Dispersionen mittels eines Rotor-Stator-Rührers (Ultra-Turrax) aus 40–50% Cetylpalmitat in Wasser, das als Tensid Saccharoseester enthielt, während das Lipid geschmolzen war, mit anschließender Hochdruckhomogenisierung bei 500bar.
-
Die
WO 02051386 beschreibt die Herstellung protein- und/oder peptidhaltiger Lipidpartikel durch Vermahlen unter Tiefkühlung der Lipidmatrix.
-
Die
US 2004/0052836 A1 beschreibt die Herstellung von Liposphären aus einer Mischung aus Fettsäureglyceriden, Phospholipiden, Wirkstoff und einem Dispersionsmedium durch Homogenisieren oberhalb der Schmelztemperatur aller Bestandteile mit anschließendem Kühlen unter Rühren.
-
Aufgabe der Erfindung
-
Der Erfindung stellt sich die Aufgabe, ein alternatives Herstellungsverfahren für eine wirkstoffhaltige wässrige Suspension von Lipidmikropartikeln bereitzustellen, das bevorzugt ohne Vermahlen einer Mischung für die Lipidmikropartikel oder Hochdruckhomogenisierung durchführbar ist, insbesondere mittels thermischer Schritte und ausschließlich Rühren der Mischung für die Lipidmikropartikel mit den Bestandteilen der wässrigen Phase der Suspension. Eine weitere Aufgabe liegt in der Bereitstellung einer alternativen Formulierung, die aus der Suspension besteht, die über zumindest 4 Wochen, bevorzugt zumindest 12 Wochen bei Raumtemperatur im Wesentlichen stabil ist und deren Lipidmikropartikel eine Größe aufweisen, die zur Verwendung für die Behandlung von Störungen und Erkrankungen der Haut hergerichtet ist.
-
Allgemeine Beschreibung der Erfindung
-
Die Erfindung löst die Aufgabe mit den Merkmalen der Ansprüche, insbesondere mit einem Verfahren zur Herstellung einer pharmazeutischen Formulierung, die einen Gehalt von zumindest 10 Gew.-%, bevorzugt zumindest 20 Gew.-%, bevorzugter zumindest 25 oder zumindest 30 Gew.-% oder bis zumindest 40 Gew.-% Lipidmikropartikel einer Größe von 1 bis 10µm, insbesondere mit monomodaler Größenverteilung und einer mittleren Größe von 3,5 bis 5µm, insbesondere keine Lipidpartikel kleiner als 1µm aufweist, die in einer wässrigen Phase suspendiert sind. Die Formulierung ist bevorzugt für zumindest 4 Wochen, bevorzugt zumindest 12 Wochen bei Raumtemperatur stabil, d.h. dass sich z.B. in dieser Zeit keine Agglomerate der Lipidmikropartikel bilden, die größer als 10µm sind.
-
Im Verfahren wird der Wirkstoff, der bevorzugt lipophil ist, mit einem ersten Lipid und einem lipophilen Emulgator bei einer ersten Mischtemperatur zu einer ersten Mischung vermischt, die oberhalb der Schmelztemperatur jeweils von erstem Lipid und lipophilem Emulgator liegt, wobei das erste Lipid und der lipophile Emulgator jeweils einen Schmelzpunkt von mindestens 38°C oder zumindest 40°C, bevorzugt zumindest 50°C, z.B. bis 90°C oder bis 70°C aufweisen. Der Wirkstoff kann in der ersten Mischung solubilisiert oder dispergiert werden. Der Wirkstoff kann eine Schmelztemperatur unterhalb der ersten Mischtemperatur aufweisen oder feinverteilt sein, z.B. bei einer Partikelgröße von <5µm. Die erste Mischtemperatur kann z.B. im Bereich von 40 bis 95°C, insbesondere 60 bis 80°C liegen. Das Mischen kann mittels eines einfachen Rührers, z.B. eines Turbinen-, Anker- oder Propellerrührers oder mittels eines Rotor-Stator-Mischers erfolgen, insbesondere bis zur Homogenität.
-
Die erste Mischung weist
- – Wirkstoff, z.B. zu 0,001 bis 5 Gew.-%, bevorzugt 0,1 bis 2 Gew.-%, bevorzugter 0,3 bis 1 Gew.-%,
- – erstes Lipid, das optional eine Mischung aus zumindest zwei Lipiden sein kann, z.B. zu 20 bis 90 Gew.-%, bevorzugt 50 bis 80 Gew.-%, bevorzugter 60 bis 75 Gew.-%, insbesondere ausgewählt unter Glyceriden, z.B. hydriertes Palmöl, Hartfett, hydriertes Rizinusöl, Glycerolmonocaprylcaprat, Glycerolmonocaprylat, Glyceroltrilaurat, Glyceroltrimyristat, Glyceroltripalmitat, Glycerolpalmitostearat, Glyceroldipalmitostearat, Glycerolmonostearat, Glyceroldistearat, Glyceroltristearat, Glycerolmonooleat, Glycerolmonolinoleat, Glycerolbehenat, Glycerolmonobehenat, Glyceroldibehenat und Mischungen davon, Fettalkoholen, vorzugsweise Laurylalkohol, Myristylalkohol, Cetylalkohol, Stearylalkohol, Cetylstearylalkohol und Mischungen davon, Fettsäuren, vorzugsweise Laurinsäure, Myristinsäure, Palmitinsäure, Stearinsäure, Ölsäure, Linolsäure, Arachinsäure, Behensäure und Mischungen davon, Wachsen, vorzugsweise Myristylmyristat, Myristylpalmitat, Myristylstearat, Cetylmyristat, Cetylpalmitat, Cetylstearat, Stearylmyristat, Stearylpalmitat, Stearylstearat, Oleyloleat, Isopropylmyristat, Isopropylpalmitat, Jojobaöl, Hexyllaurat, Decyloleat, Octylpalmitat und Mischungen davon, Terpenen, vorzugsweise Squalen, Squalan und Mischungen davon, und Mischungen von Glyceriden, Fettalkoholen, Fettsäuren, Wachsen und/oder Terpenen, und
- – lipophilen Emulgator, z.B. zu 10 bis 80 Gew.-%, bevorzugt 20 bis 50 Gew.-%, bevorzugter 25 bis 40 Gew.-%, insbesondere ausgewählt unter Phospholipiden, vorzugsweise Soja-Phosphatidylcholin, Ei-Phosphatidylcholin, Phosphatidylethanolamin, Phosphatidylinositol, Phosphatidylserin und Mischungen davon, Partialfettsäureestern von Sorbitan, vorzugsweise Sorbitanmonolaurat, Sorbitanmonopalmitat, Sorbitanmonostearat, Sorbitanmonooleat, Sorbitantrioleat, Sorbitantristearat, Sorbitansesquioleat und Mischungen davon, Sterinen, vorzugsweise Cholesterol, Cholesterolpalmitat, Cholesterolstearat, Cholesterololeat, Cholesterollinoleat, Wollwachsalkohole und Mischungen davon, und Mischungen von Phospholipiden, Partialfettsäureestern von Sorbitan und/oder Sterinen, bevorzugt zu insgesamt 100%,
auf oder besteht daraus.
-
Bevorzugt weist die erste Mischung zumindest einen Wirkstoff, zumindest ein erstes Lipid, das eine Onset-Schmelztemperatur von zumindest 38°C aufweist und zumindest ein Glycerid und/oder Wachs enthält, wobei die erste Mischung eine Onset-Schmelztemperatur von zumindest 38°C aufweist, zumindest einen lipophilem Emulgator, der zumindest ein Phospholipid, Sterol und/oder einen Partialfettsäureester von Sorbitan enthält, zu insgesamt 100% auf oder besteht daraus. Das Lipid bzw. der lipophile Emulgator können alternativ oder zusätzlich aus den anderen genannten Verbindungen ausgewählt werden.
-
Bevorzugt weist die erste Mischung kein freies oder emulgiertes Wasser oder Lösungsmittel auf.
-
Die Lipidmikropartikel bestehen aus der ersten Mischung und werden durch Dispergieren, vorliegend auch als Mischen bezeichnet, mit einer wässrigen Phase erzeugt. Die erste Mischung und die wässrige Phase weisen beim Dispergieren bzw. Mischen bevorzugt eine Temperatur oberhalb der Schmelztemperatur der ersten Mischung, des ersten Lipids und/oder des lipophilen Emulgators auf, z.B. eine Temperatur oberhalb oder bei der ersten Mischtemperatur. Dabei bedeutet vorzugsweise die Schmelztemperatur der ersten Mischung die Temperatur, bei der die erste Mischung flüssig wird, insbesondere deren erstes Lipid, selbst wenn der Wirkstoff in der ersten Mischung partikulär bzw. kristallin bleibt. Generell bevorzugt weisen die erste Mischung und die wässrige Phase bei ihrer Vereinigung und während des Mischens dieselbe Temperatur auf.
-
Die wässrige Phase weist
- – zumindest einen wasserlöslichen Emulgator, z.B. bis zu 20 Gew.-%, bevorzugt 0,1 bis 17,5 Gew.-%, bevorzugter 3 bis 15 Gew.-%, insbesondere ausgewählt unter Polyethylenglycol-Polypropylenglycol-Blockcopolymeren, vorzugsweise Poloxamer 124, Poloxamer 182, Poloxamer 188, Poloxamer 237, Poloxamer 338, Poloxamer 407 und Mischungen davon, Partialfettsäureestern von Polyethylenglycol-Sorbitan, vorzugsweise Polysorbat 20, Polysorbat 60, Polysorbat 80 und Mischungen davon, Fettalkoholethern von Polyethylenglycol, vorzugsweise Polyethylenglycol-Laurylether, Polyethylenglycol-Cetylether, Polyethylenglycol-Stearylether, Polyethylenglycol-Oleylether, Polyethylenglycol-Cetylstearylether und Mischungen davon, Fettsäureestern von Polyethylenglycol, vorzugsweise Polyethylenglycol-Stearat, Polyethylenglycol-15-Hydroxystearat, Polyethylenglycol-Oleat und Mischungen davon, Fettsäureestern von Polyethylenglycol-Glycerol, vorzugsweise Polyethylenglycol-Glycerol-Caprylcaprat, Polyethylenglycol-Glycerol-Monostearat, Polyethylenglycol-Glycerol-Hydroxystearat, Polyethylenglycol-Glycerol-Triricinoleat und Mischungen davon, Zuckerestern, vorzugsweise Decylglucosid, Laurylglucosid, Cetylstearylglucosid, Saccharosemonolaurat, Saccharosemonomyristat, Saccharosemonopalmitat, Saccharosedipalmitat, Saccharosemonostearat, Saccharosedistearat, Saccharosemonooleat, Saccharosedioleat, 12-Hydroxystearin-Saccharoseester und Mischungen davon, und Mischungen von Polyethylenglycol-Polypropylenglycol-Blockcopolymeren, Partialfettsäureestern von Polyethylenglycol-Sorbitan, Fettalkoholethern von Polyethylenglycol, Fettsäureestern von Polyethylenglycol, Fettsäureestern von Polyethylenglycol-Glycerol und/oder Zuckerestern,
- – optional zumindest ein wasserlösliches Polymer, z.B. bis 15 Gew.-%, bevorzugt 0,001 oder 0,01 bis 7,5 Gew.-%, bevorzugter 0,05 bis 5 Gew.-%, insbesondere ausgewählt unter Polyvinylalkohol, Polyvinylpyrrolidon, Polyethylenglycol, Polyacrylat, Carbomer, vorzugsweise Carbomer 35000 und/oder Carbomer 50000, Cellulosederivat, vorzugsweise Celluloseester und/oder Celluloseether, Alginat, Chitosan und Mischungen dieser,
- – optional zumindest einen Konservierungsstoff, z.B. bis 2,5 Gew.-%, bevorzugt 0,001 oder 0,01 bis 2 Gew.-%, insbesondere ausgewählt unter Carbonsäuren, vorzugsweise Sorbinsäure, Kaliumsorbat, Benzoesäure, Natriumbenzoat und Mischungen davon, Alkoholen, vorzugsweise 2-Phenylethanol, Benzylalkohol, Phenoxyethanol und Mischungen davon, organischen Quecksilberverbindungen, vorzugsweise Phenylquecksilbernitrat, Phenolderivate, vorzugsweise Kresol, Methyl-4-hydroxybenzoat, Propyl-4-hydroxybenzoat, Natrium-methyl-4-hydroxybenzoat, Natrium-propyl-4-hydroxybenzoat, Butylhydroxybenzoat und Mischungen davon, quartären Ammoniumverbindungen, vorzugsweise Benzalkoniumchlorid, Cetrimoniumbromid, Cetylpyridiniumchlorid und Mischungen davon, z.B. Mischungen aus Carbonsäure, Alkohol, organischer Quecksilberverbindung, Phenolderivat und quartärer Ammoniumverbindung,
- – optional Farbstoff, z.B. Titandioxid, Zinkoxid, Eisenoxid, Kaolin, Talkum, Calciumcarbonat und Mischungen davon, Duftstoff und/oder Parfüm, z.B. insgesamt bis 1 Gew.-%,
- – optional ein Antioxidans, z.B. bis 0,5 Gew.-%, bevorzugt 0,001 bis 0,25 Gew.-%, insbesondere ausgewählt unter Sulfiten, Hydrogensulfiten, Pyrosulfiten, Ascorbinsäure, Ascorbinsäureestern, Cysteamin, Cystein, Glutathion, Thiomilchsäure und Mischungen davon, Radikalfängern, vorzugsweise Butylhydroxyanisol, Butylhydroxytoluol, Gallussäureester, Tocopherole und Mischungen davon, Komplexbildnern wie Natriumedetat und UV-absorbierenden Stoffen, vorzugsweise para-Aminobenzoesäure, para-Aminobenzoesäurederivate, Zimtsäureester, Dibenzoylmethan, Benzophenon und Mischungen dieser,
- – optional zumindest einen wasserlöslichen Zusatzstoff, z.B. bis 10 Gew.-%, bevorzugt 0,001 bis 7,5 Gew.-%, bevorzugter 0,1 bis 1 oder bis 0,5 Gew.-%, insbesondere ausgewählt unter organischen Säuren, vorzugsweise Citronensäure, Weinsäure, Milchsäure, anorganischen Säuren, z.B. Salzsäure, Phosphorsäure, Kohlensäure und Mischungen davon, Basen, vorzugsweise Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid, Calciumhydroxid und Mischungen davon, Salzen, vorzugsweise Natriumchlorid, Natriumsulfat, Natriumcarbonat, Natriumhydrogencarbonat, Natriumdihydrogencarbonat, Natriumphosphat, Natriumhydrogenphosphat, Natriumdihydrogenphosphat, Calciumchlorid, Magnesiumsulfat, Aluminiumsulfat und Mischungen davon, Zuckern, vorzugsweise Glucose, Mannose, Trehalose, Fructose, Xylose, Lactose, Saccharose, Lactulose und Mischungen davon und deren Zuckeralkoholen, vorzugsweise Mannitol, Sorbitol, Xylitol und deren Mischungen,
- – Rest Wasser, optional mit einem Anteil von 0,5 bis 20 Gew.-% Ethanol, Isopropanol Glycerol, Propylenglycol, niedermolekularen Polyethylenglycol (PEG), z.B., PEG 200, PEG 300, PEG 400 bis PEG 600 und Mischungen dieser, bevorzugt zu insgesamt 100%
auf oder besteht daraus.
-
Bevorzugt weist die wässrige Phase zumindest einen wasserlöslichen Emulgator auf, der zumindest ein Polyethylenglycol-Polypropylenglycol-Blockcopolymer enthält, Rest Wasser, auf. Wasserlöslicher Emulgator kann alternativ oder zusätzlich aus den anderen genannten Verbindungen ausgewählt werden und der Rest Wasser kann optional einen Anteil Ethanol, Isopropanol, Glycerol, Propylenglycol und/oder niedermolekulares PEG enthalten.
-
Die Formulierung kann aus der ersten Mischung zu 1 bis 50 Gew.-%, bevorzugt zu 5 bis 40 Gew.-%, bevorzugter 10 bis 30 Gew.-%, noch bevorzugter zu 15 bis 25 Gew.-% mit wässriger Phase zu insgesamt 100% durch Dispergieren mit einer Scherwirkung erhalten werden, die der eines Rotor-Stator-Rührers von 5.000 bis 25.000 Upm entspricht, insbesondere durch Mischen mittels eines Rotor-Stator-Rührers wie eines Ultra-Turrax®, z.B. bei 5.000 bis 25.000 Upm, bevorzugt 8.000 bis 22.000 Upm, mit anschließendem Abkühlen auf Raumtemperatur. Optional kann die Mischung anschließend an das Rühren, vor oder nach Abkühlen, filtriert werden, z.B. durch eine hydrophile Membran, insbesondere mit einer Porengröße von 5 bis 25µm, bevorzugt 8 bis 12µm.
-
Das erfindungsgemäße Verfahren erfolgt ohne eine zusätzliche Zerkleinerung der Lipidmikropartikel, z.B. durch Vermahlen oder Hochdruckhomogenisation.
-
Nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur hat die Formulierung eine für das Auftragen auf die Haut geeignete Konsistenz, insbesondere eine halbfeste Konsistenz.
-
Es hat sich gezeigt, dass die Größenverteilung der durch das Verfahren in der wässrigen Phase erzeugten Lipidmikropartikel im Bereich von 1 bis 15µm, bevorzugt bis 10µm liegt, insbesondere mit einer mittleren Partikelgröße von 2 bis 8µm, insbesondere 3 bis 6µm. Dabei zeichnet sich die Formulierung dadurch aus, dass auch bei einer Lagerung bei Raumtemperatur diese Partikelgrößenverteilung beibehalten wird und Agglomeration bzw. Sedimentation der Lipidmikropartikel im Wesentlichen nicht auftreten, was die Stabilität der Formulierung zeigt.
-
Das Verfahren hat daher den Vorteil, mit nur einfachen thermischen Schritten, dem Schmelzen und Mischen des ersten Lipids mit lipophilem Emulgator und Wirkstoff zur Erzeugung der ersten Mischung und deren anschließendem Mischen mit der wässrigen Phase mittels eines einfachen Rührers, insbesondere eines Rotor-Stator-Rührers, eine Formulierung herzustellen, die eine stabile Suspension der Lipidmikropartikel mit definierter Größenverteilung ist. Die Formulierung erlaubt insbesondere den Transport des Wirkstoffs in Haarfollikel, wobei der Wirkstoff in Sebum abgegeben werden kann. Es wird angenommen, dass der Wirkstoff eine feste Lösung innerhalb der Lipidmikropartikel bildet bzw. kristallin in den Lipidmikropartikeln vorliegt und dass die Lipidmikropartikel wegen des Schmelzpunkts ihrer Bestandteile oberhalb der Körpertemperatur in fester Form in die Haarfollikel eintreten und Wirkstoff im Wesentlichen erst in Kontakt mit Sebum abgeben. Die Formulierung, die insbesondere durch das Herstellungsverfahren erhältlich ist, ist daher für die Behandlung von Störungen und Erkrankungen der Haut hergerichtet.
-
Der lipophile Emulgator ermöglicht bevorzugt eine homogene Verteilung bzw. Ausbildung einer festen Lösung des Wirkstoffs mit dem Lipid, die dazu führt dass der Wirkstoff stabil in Lipidmikropartikeln enthalten ist und nicht in die wässrige Phase übertritt. In der mikroskopischen Analyse der Lipidmikropartikel hat sich gezeigt, dass zum Teil der Wirkstoff, beispielhaft Adapalen, im Inneren der Lipidmikropartikel kristallin vorliegt. Dies wird darauf zurückgeführt, dass während des Mischens bzw. Dispergierens der ersten Mischung mit der wässrigen Phase der lipophile Emulgator an die Grenzfläche der Lipidmikropartikel wandert und die so im Innern der Lipidmikropartikel verringerte Konzentration des lipophilen Emulgators zur Ausfällung bzw. Kristallisation des Wirkstoffs im Innern führen kann. Ein signifikanter Übertritt des Wirkstoffs aus Lipidmikropartikeln in die wässrige Phase wurde nicht beobachtet. Daher steht der Wirkstoff in den Lipidmikropartikeln zur Verfügung, z.B. beim Auflösen der Lipidmikropartikel bei Kontakt der Formulierung mit Sebum.
-
Des Weiteren erlaubt der lipophile Emulgator, das Herstellungsverfahren ohne zusätzliches Lösungsmittel für das Lipid mit anschließender Entfernung des Lösungsmittels bei der Erzeugung der ersten Mischung durchzuführen.
-
Genaue Beschreibung der Erfindung
-
Die Erfindung wird nun genauer an Hand von Beispielen mit Bezug auf die Figuren beschrieben, die in
-
1 lichtmikroskopische Aufnahmen a) erstarrter erster erfindungsgemäßer Mischung aus Lipid, lipophilem Emulgator und Wirkstoff und b) erstarrter Mischung aus Lipid und Wirkstoff ohne lipophilen Emulgator,
-
2 Weitwinkelröntgendiffraktogramme von a) reinem Wirkstoff Adapalen und b) erstarrter erster erfindungsgemäßer Mischung aus Lipid, lipophilem Emulgator und Wirkstoff als unterer Linie und erstarrter Mischung aus Lipid und Wirkstoff ohne lipophilen Emulgator als oberer Linie,
-
3 die Größenverteilung erfindungsgemäßer Lipidmikropartikel in einer erfindungsgemäßen Formulierung nach a) einem Tag nach der Herstellung und b) nach 12 Wochen Lagerung bei 20°C,
-
4 das dynamische differenzkalorimetrische Thermogramm erfindungsgemäßer Lipidmikropartikel nach a) einem Tag nach der Herstellung und b) nach 12 Wochen Lagerung bei 20°C,
-
5 den Wirkstoffgehalt erfindungsgemäßer Lipidmikropartikel während der Lagerung,
-
6 lichtmikroskopische Aufnahmen erfindungsgemäßer Formulierung nach a) einem Tag nach der Herstellung und b) nach 12 Wochen Lagerung bei 20°C,
-
7 eine fluoreszenzmikroskopische Aufnahme eines Haarfollikels nach Auftragen erfindungsgemäßer Formulierung,
-
8 Kristallinitätsindices von Mischungen erfindungsgemäßer Formulierung mit künstlichem Sebum oder Stratum-corneum-Lipidmischung und
-
9 bis 19 die Größenverteilung von Lipidmikropartikeln in Formulierungen zeigen.
-
Beispiel 1: Herstellung einer erfindungsgemäßen Formulierung mit 0,1 Gew.-% Adapalen
-
Eine erste Mischung aus 69,65 Gew.-% hydriertem Palmöl als erstem Lipid (erhältlich als Softisan® 154 von Sasol, Hamburg) und 29,85 Gew.-% Phosphatidylcholin als lipophilem Emulgator® (erhältlich als Phospholipon 90G von Lipoid, Ludwigshafen) und 0,5 Gew.-% Adapalen als Wirkstoff wurde durch Aufschmelzen von 70 Gew.-% hydriertem Palmöl und 30 Gew.-% Phosphatidylcholin bei 70°C und Rühren bis zur Isotropie, optional zwischenzeitliches Kühlen und neuerliches Aufschmelzen und Einmischen von 0,5 Gew.-% Adapalen in die Schmelze bis zur isotropen Mischung gerührt (Rührer bei 300 Upm, 1h). Nach Abkühlen ist die erste Mischung fest. Eine Probe der ersten Mischung wird unter Aufheizen auf 70°C unter dem Lichtmikroskop beobachtet, ein Photo ist in 1a gezeigt. Dabei werden keine Wirkstoffkristalle festgestellt. Eine Vergleichsmischung aus 99,5 Gew.-% des hydrierten Palmöls und 0,5 Gew.-% Adapalen, identisch aufgeschmolzen und gemischt, zeigte anschließend unter dem Lichtmikroskop Agglomerate aus dem Wirkstoff.
-
Die erste Mischung (2b, untere Linie) zeigte in der Weitwinkelröntgenbeugung nicht die für reines Adapalen (2a) charakteristischen Leitreflexe bei 14,9, 15,3 und 16,3°2θ. Die Vergleichsmischung aus hydriertem Palmöl und Adapalen zeigte einen Leitreflex von reinem Adapalen (2b, obere Linie). Der Pfeil in 2b zeigt den Reflex von kristallinem Adapalen in der Vergleichsmischung. Diese Daten zeigen, dass der Wirkstoff in der ersten Mischung solubilisiert ist bzw. die erste Mischung eine feste Lösung des Wirkstoffs bildet.
-
Eine wässrige Phase, die durch Mischen von 12 Gew.-% Poloxamer 407 als wasserlöslicher Emulgator, 3 Gew.-% PEG 12000 als wasserlösliches Polymer und bidestilliertem Wasser bei Raumtemperatur, anschließendes Zusetzen von 0,2 Gew.-% Kaliumsorbat als Konservierungsmittel und Rühren und Einstellen des pH-Werts auf 4,5 bis 6 durch Zusetzen von 0,1 Gew.-% Citronensäure (wasserfrei) mit Zugabe des Wassers auf insgesamt 80 Gew.-% erzeugt und auf 70°C temperiert war, wurde in 20 Gew.-% der ersten Mischung (auf 70°C temperiert) gegeben und anschließend mittels eines Ultra-Turrax® (Modell T25 digital) bei 16000 Upm für 3min dispergiert. Die erhaltene heiße Dispersion wurde durch eine Polycarbonatmembran (Nuclepore®, geätzte Poren) mit 12µm Porengröße filtriert und auf Raumtemperatur ohne Rühren abkühlen gelassen. Die so erhaltene erfindungsgemäße Formulierung hatte eine halbfeste Konsistenz und homogene Erscheinung.
-
Mittels Laserdiffraktometrie und Polarisationsintensitätsdifferentialstreuungsmessung mit Wasser als Dispersionsmedium wurden die Größen der Lipidmikropartikel in der Formulierung gemessen. Die Lichtbeugungsintensitäten wurden mittels Fraunhofer-Annäherung in Partikelgrößen umgerechnet. Die Ergebnisse für die Formulierung nach statischer Lagerung bei Raumtemperatur für 1d sind in 3a gezeigt, nach Lagerung für 12 Wochen in 3b. Die Ergebnisse zeigen eine monomodale Volumenverteilung der Partikelgrößen innerhalb 1 bis 10µm mit einer mittleren Partikelgröße von 3,650 ± 0,071µm und D10 von 1,926 ± 0,086µm, D50 von 3,328 ± 0,069µm und D90 von 5,933 ± 0,195µm. Nach der Lagerung für 12 Wochen wird eine mittlere Partikelgröße von 4,217 ± 0,037µm und D10 von 2,082 ± 0,047µm, D50 von 3,864 ± 0,023µm und D90 von 7,009 ± 0,081µm bestimmt. Diese Daten zeigen, dass das erfindungsgemäße Verfahren ohne Vermahlen, insbesondere nur mittels Dispergieren der ersten Mischung mit der wässrigen Phase durch einen Rotor-Stator-Rührer, eine Formulierung mit im Wesentlichen monomodaler Partikelgrößenverteilung von 1 bis 10µm mit einem mittleren Partikeldurchmesser von ca. 3 bis 5µm erzeugen kann, die für eine Lagerdauer von zumindest für 12 Wochen bei 20°C stabil ist.
-
Die Formulierung wurde mittels eines dynamischen Differenz-Kalorimeters (DSC1, Mettler Toledo, Gießen) untersucht. Die Messungen erfolgten gegen einen leeren Referenztiegel unter Stickstofffluss mit einer Heiz- und Kühlrate von 5°C/min. Der Onset-Schmelzpunkt für die Formulierung nach einer Lagerung von 1d bei 20°C wurde zu 55,273 ± 0,543°C bestimmt, der Onset-Kristallisationspunkt zu 28,058 ± 0,064°C. Nach einer Lagerung für 12 Wochen bei 20°C wurde ein geringfügig höherer Onset-Schmelzpunkt von 56,302 ± 0, 180°C bestimmt und ein geringfügig niedrigerer Onset-Kristallisationspunkt von 27,637 ± 0,020°C. Diese Werte bestätigen die Festigkeit der Partikel der Formulierung bei Raumtemperatur und bei Körpertemperatur. Die nur geringfügige Änderung des Onset-Schmelzpunkts bzw. Onset-Kristallisationspunkts über die Lagerdauer zeigt die Stabilität der Formulierung, bzw. zeigt, dass keine Modifikationsänderung der dispergierten ersten Mischung innerhalb der wässrigen Phase auftritt.
-
Adapalen aus den Lipidmikropartikeln der Formulierung wurde mittels Lösungmittelgemisch aus 45 Vol.-% Acetonitril, 35 Vol.-% Tetrahydrofuran und 20 Vol.-% Wasser extrahiert und durch einen hydrophoben Filter (Polytetrafluorethylen, Minisart®, Sartorius, Göttingen) mit einer Porengröße von 0,2µm filtriert und mittels HPLC (Purospher®-Säule, 18C endcapped (5µm) LiChroCART® 250-4, Fließmittel 45 Vol.-% Acetonitril, 35 Vol.-% Tetrahydrofuran, 20 Vol.-% Wasser, 0,1 Vol.-% Essigsäure bei 1,2µl/min Flussrate) analysiert und bei 270nm detektiert. Die Messwerte von 3 Parallelansätzen (SLMA1, SLMA2, SLMA3) sind in 5 gezeigt und machen deutlich, dass der Wirkstoffgehalt der Lipidmikropartikel über die Lagerdauer von 1d (1D), 1 Woche (1W) bis 12 Wochen (12W) bei 20°C stabil war.
-
Eine mikroskopische Analyse (6) zeigte, dass die Lipidmikropartikel im Wesentlichen sphärisch erscheinen, mit einzelnen länglichen festen Lipidmikropartikeln. Innerhalb der Lipidmikropartikel, vorzugsweise im Kern der Lipidmikropartikel, sind Kristalle enthalten, die für Wirkstoff gehalten werden. Die wässrige Phase enthielt keine Wirkstoffkristalle. Die Formulierung, insbesondere die Gestalt der Lipidmikropartikel und deren Wirkstofflokalisation, war auch in der mikroskopischen Analyse für die Lagerdauer von 12 Wochen stabil.
-
Beispiel 2: Wirkung einer erfindungsgemäßen Formulierung mit 0,1 Gew.-% Adapalen auf Haut
-
Als Beispiel für Haut und stellvertretend für menschliche Haut wurde Schweineohrenhaut von der dorsalen Seite des Ohrs von einem frisch geschlachteten Schwein verwendet. Eine Fläche von ca. 2 × 3cm wurde mit Barrieresubstanz auf Silikonbasis umrahmt, um eine Spreitung aufgetragener Formulierung zu vermeiden. Auf die umrahmte Fläche wurde 30mg der Formulierung von Beispiel 1 für 3min mit einem behandschuhten Finger verteilt. Nach Inkubation für 30min bei 32°C entsprechend der menschlichen Hauttemperatur wurde ein Hautstück von 4mm Durchmesser mittels einer Biopsiestanze entnommen und in flüssigem Stickstoff schockgefroren. Mittels eine Kryotoms wurden bei –20°C vertikale Schnitte von der dermalen zur epidermalen Seite mit einer Dicke von 14µm geschnitten und mittels Klebers (NEG-50®, Thermo Scientific, Walldorf) auf einem Objektträger (Polysine®, Thermo Scientific, Walldorf) fixiert. Die Schnitte wurden fluoreszenzmikroskopisch mit einer Anregungswellenlänge von 330–385nm und einer beobachteten Emissionswellenlänge von 420nm analysiert. Die fluoreszenzmikroskopischen Aufnahmen, in 7 gezeigt, zeigen starke Fluoreszenzsignale im Eingangsbereich von Haarfollikeln, die auf die erfindungsgemäße Formulierung zurückgeführt werden. Dies zeigt, dass die erfindungsgemäße Formulierung einschließlich der darin enthaltenen wirkstoffhaltigen Lipidmikropartikel geeignet ist, in Haarfollikel einzudringen.
-
Die Freisetzung des Wirkstoffs der Formulierung wurde in vitro durch Mischen der Formulierung mit künstlicher Sebummischung und künstlicher Stratum-corneum-Lipidmischung geprüft. Künstliche Sebummischung aus 35% Gew.-% Olivenöl, 12% Gew.-% Kokosöl, 20% Gew.-% Cetylpalmitat, 5% Gew.-% Oleyloleat, 15% Gew.-% Squalen, 5% Gew.-% Ölsäure, 5% Gew.-% Palmitinsäure, 2% Gew.-% Cholesterololeat und 1% Gew.-% Cholesterol wird durch Rühren aller Komponenten in einem Gefäß bei 60°C auf einem Heizplattenmagnetrührer und anschließendes Abkühlen bei Raumtemperatur bis auf Raumtemperatur hergestellt. Es wird eine homogene halbfeste Masse erhalten.
-
Künstliche Stratum-corneum-Lipidmischung aus 15% Gew.-% Ölsäure, 16% Gew.-% Palmitinsäure, 25% Gew.-% Cholesterol, 22% Gew.-% Ceramid IIIB und 22% Gew.-% Ceramid VI wird in einem Gefäß bei 140°C auf einem Heizplattenmagnetrührer zusammengemischt und bei Raumtemperatur bis auf Raumtemperatur abgekühlt. Es wird eine homogene halbfeste Masse erzeugt.
-
500mg der Formulierung nach Beispiel 1 wurden mit entweder 500mg künstlicher Sebummischung oder 500mg künstlicher Stratum-corneum-Lipidmischung (SC) entsprechend der menschlichen Hauttemperatur bei 32°C bei 50 Upm mittels eines Heizplattenmagnetrührers gerührt. Eine kleine Probe wurde jeweils nach 15, 30, 60, 120 bzw. 180min entnommen und mittels dynamischer Differenzkalorimetrie (DSC1, Mettler Toledo) analysiert. Die Proben wurden jeweils sofort in einem Aluminiumtiegel eingewogen und von 32°C auf 85°C mit einer Heizrate von 5°C/min aufgeheizt. Da bei dieser Analyse die Mischung aus Formulierung und künstlicher Sebum- bzw. Stratum-corneum-Lipidmischung direkt in den Tiegel eingewogen wurden und sofort aufgeheizt wurden, kann sowohl der Schmelzvorgang der Lipidmikropartikel bei ca. 56°C beobachtet werden, als auch getrennt davon der Phasenübergang der künstlichen Sebum- bzw. Stratum-corneum-Lipidmischung bei ca. 32°C bis 45°C.
-
Die Ergebnisse sind in 8 dargestellt und zeigen, dass bereits nach 15min Kontakt der Formulierung mit künstlicher Sebummischung der Kristallinitätsindex stark auf 2,348 ± 1,215% abgenommen hat (SLMA in Sebum, untere Messwerte). In Kontakt mit der künstlichen Stratum-corneum-Lipidmischung ist der Kristallinitätsindex sogar auch nach 180min zu 107,990 ± 19,320% im Wesentlichen vollständig nachweisbar (SLMA in SC, Messwert rechts oben). In der Analyse kann das Wärmestromsignal der Lipidmikropartikel der Formulierung in der Mischung mit künstlicher Stratum-corneum-Lipidmischung gefunden werden, was auch anzeigt, dass darin die Lipidmikropartikel der Formulierung stabil sind. Diese Ergebnisse machen deutlich, dass erfindungsgemäße Formulierungen bzw. deren Lipidmikropartikel bevorzugter in Sebum erodieren als in Stratum-corneum-Lipiden und entsprechend zu einer Freisetzung des Wirkstoffs bevorzugter in Sebum als in Stratumcorneum-Lipiden.
-
Beispiel 3: Weitere erfindungsgemäße Formulierungen
-
Für die folgenden Formulierungen wurden die Partikelgrößen der Lipidmikropartikel auf Basis von Laserdiffraktometrie und Polarisationsintensitätsdifferentialstreuungsmessungen und mittels Fraunhofer-Annäherung berechnet. Die Formulierungen wurden entsprechend Beispiel 1 durch Dispergieren der ersten Mischung in wässriger Phase hergestellt, sofern nicht anders angegeben. Anteile sind in Gew.-%. Formulierung 2:
Erste Mischung (17,92% Softisan® 154 + 4.48% | 22,5% |
Phospholipon® 90H (hydriertes Phosphatidylcholin), 0,1% Adapalen) | |
wässrige Phase aus Poloxamer 407 und | 10% |
bidestilliertem Wasser | q. s. für 100% |
-
Dispergieren bei 70°C, 16000 Upm für 3min, Abkühlen bei 4°C unter Rühren. Die Partikelgrößenverteilung, in
9 dargestellt, zeigt eine im Wesentlichen monomodale Größenverteilung von 0,2 bis 8 µm. Formulierung 3:
Erste Mischung (15,92% Cetylpalmitat 15 + 3,98% Phospholipon® 90G, 0,1% Adapalen) | 20% |
wässrige Phase aus Poloxamer 188 und | 15% |
bidestilliertem Wasser | q. s. für 100% |
-
Dispergieren bei 60°C, 6000 Upm für 5min, Abkühlen bei 4°C unter Rühren. Die Partikelgrößenverteilung, in
10 dargestellt, zeigt eine im Wesentlichen monomodale Größenverteilung von 0,2 bis 10 µm. Formulierung 4:
Erste Mischung (11,94% Cetylpalmitat 15 + 7,96% Phospholipon® 90G, 0,1% Adapalen) | 20% |
wässrige Phase aus Poloxamer 188 | 4% |
und Poloxamer 407 sowie | 8% |
bidestilliertem Wasser | q. s. für 100% |
-
Dispergieren bei 60°C, 16000 Upm für 3min, Abkühlen bei 4°C unter Rühren. Die Partikelgrößenverteilung, in
11 dargestellt, zeigt eine im Wesentlichen monomodale Größenverteilung von 0,3 bis 9 µm. Formulierung 5:
Erste Mischung (15,92% Cetylpalmitat 15 + 3,98% Phospholipon® 90G, 0,1% Adapalen) | 20% |
wässrige Phase aus Polysorbat 80 und | 12,5% |
bidestilliertem Wasser | q. s. für 100% |
-
Dispergieren bei 60°C, 20000 Upm für 3min, Abkühlen bei 4°C unter Rühren. Die Partikelgrößenverteilung, in
12 dargestellt, zeigt eine im Wesentlichen bimodale Größenverteilung von 0,1 bis 20 µm. Formulierung 6:
Erste Mischung (17,92% Softisan® 154 + 4,48% Phospholipon® 90H, 0,1% Adapalen) | 22,5% |
wässrige Phase aus Solutol HS15 (Macrogol-15-hydroxystearat) und | 2,25% |
bidestilliertem Wasser | q. s. für 100% |
-
Dispergieren bei 70°C, 16000 Upm für 3min, Abkühlen bei 4°C unter Rühren. Die Partikelgrößenverteilung, in
13 dargestellt, zeigt eine im Wesentlichen bimodale Größenverteilung von 0,1 bis 50 µm. Formulierung 7:
Erste Mischung (15,92% Cetylpalmitat 15 + 3.98% Phospholipon® 90G, 0,1% Adapalen) | 20% |
wässrige Phase aus Poloxamer 188 | 15% |
und Mowiol® 3-83 (Polyvinylalkohol) und | 2,5% |
bidestilliertem Wasser | q. s. für 100% |
-
Dispergieren bei 60°C, 16000 Upm für 3min, Abkühlen bei 4°C unter Rühren. Die Partikelgrößenverteilung, in
14 dargestellt, zeigt eine im Wesentlichen monomodale Größenverteilung von 0,3 bis 10 µm Formulierung 8:
Erste Mischung (15,92% Cetylpalmitat 15 + 3,98% Phospholipon® 90G, 0,1% Adapalen) | 20% |
wässrige Phase aus Poloxamer 188 | 15% |
und Kollidon® 25 (Polyvinylpyrrolidon) sowie | 5% |
bidestilliertem Wasser | q. s. für 100% |
-
Dispergieren bei 60°C, 20000 Upm für 3min, Abkühlen bei 4°C unter Rühren. Die Partikelgrößenverteilung, in
15 dargestellt, zeigt eine im Wesentlichen monomodale Größenverteilung von 0,2 bis 9 µm. Formulierung 9:
Erste Mischung (17,92% Softisan® 154 + 4,48% Phospholipon® 90H, 0,1% Adapalen) | 22,5% |
wässrige Phase aus Poloxamer 407 | 10% |
und Carboxymethylcellulose-Natrium sowie | 0,5% |
bidestilliertem Wasser | q. s. für 100% |
-
Dispergieren bei 70°C, 16000 Upm für 3min, Abkühlen bei 4°C unter Rühren. Die Partikelgrößenverteilung, in
16 dargestellt, zeigt eine im Wesentlichen monomodale Größenverteilung von 0,3 bis 10 µm. Formulierung 10:
Erste Mischung (13,93% Softisan® 154 + 5,97% Phospholipon® 90G, 0,1% Adapalen) | 20,0% |
wässrige Phase aus Poloxamer 407 | 12% |
und Magnesiumsulfat-Heptahydrat sowie | 2% |
bidestilliertem Wasser | q. s. für 100% |
-
Dispergieren bei 70°C, 16000 Upm für 3min, Abkühlen bei Raumtemperatur. Die Partikelgrößenverteilung, in
17 dargestellt, zeigt eine im Wesentlichen monomodale Größenverteilung von 0,8 bis 12 µm. Formulierung 11:
Erste Mischung (13,93% Softisan® 154 + 5,97% Phospholipon® 90G, 0,1% Adapalen) | 20,0% |
wässrige Phase aus Poloxamer 407 | 12% |
und Sorbitol sowie | 17,5% |
bidestilliertem Wasser | q. s. für 100% |
-
Dispergieren bei 70°C, 16000 Upm für 3min, Abkühlen bei Raumtemperatur. Die Partikelgrößenverteilung, in
18 dargestellt, zeigt eine im Wesentlichen trimodale Größenverteilung von 1 bis 100 µm. Formulierung 12:
Erste Mischung (13,93% Softisan® 154 + 5,97% Phospholipon® 90G, 0,1% Adapalen) | 20,0% |
wässrige Phase aus Poloxamer 188 | 2% |
und Poloxamer 407 | 10% |
und Polyethylenglycol 200 sowie | 15% |
bidestilliertem Wasser | q. s. für 100% |
-
Dispergieren bei 70°C, 16000 Upm für 3min, Abkühlen bei Raumtemperatur. Die Partikelgrößenverteilung, in 19 dargestellt, zeigt eine im Wesentlichen bimodale Größenverteilung von 1 bis 200 µm.
-
In den Formulierungen der Beispiele wurde stellvertretend Adapalen als Wirkstoff eingesetzt, das durch einen der anderen Wirkstoffe oder eine Mischung von zumindest 2 Wirkstoffen ersetzt sein kann. Der in den Lipidmikropartikeln enthaltene Wirkstoff beeinflusst deren Partikelgröße nicht wesentlich.
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- US 2007/0053988 A1 [0005]
- WO 91/07171 A1 [0006]
- WO 00/67728 [0007]
- WO 02051386 [0008]
- US 2004/0052836 A1 [0009]