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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Aufzuganlage sowie ein Verfahren zum Betreiben einer Aufzuganlage.
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Stand der Technik
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Aufzuganlagen sind in vielfältigen Formen realisierbar. Neben den unterschiedlichen Arten von Aufzuganlagen, beispielsweise Personenaufzug, Lastenaufzug, Güteraufzug, Autoaufzug, Baustellenaufzug etc., sei auf verschiedene Bauformen entsprechend der Anzahl und Verteilung der verwendeten Fahrkörbe, beispielsweise Einkabinenaufzüge, Doppelstockaufzüge oder Mehrkabinenaufzüge verwiesen.
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Aufzuganlagen können mit unterschiedlichen Steuerungsvorrichtungen ausgebildet sein. Bei einer Sammelsteuerung werden beispielsweise Außenrufe (Ruf eines Fahrkorbs vom Stockwerk aus) sowie Innenkommandos (Eingabe eines Zielstockwerks vom Inneren des Fahrkorbs aus) verwertet.
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Als besonders vorteilhaft hat sich die sogenannte Zielrufsteuerung erwiesen, bei welcher bereits beim Rufen des Fahrkorbs (vom Stockwerk aus) ein Zielstockwerk eingegeben werden muss. Dies erlaubt eine signifikante Kapazitätserhöhung einer Aufzuganlage.
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Zur weiteren Steigerung der Effizienz einer Aufzugsanlage ist es bekannt, eine Zuordnung von Fahrkörben entsprechend einer Priorisierung oder einer Dringlichkeit vorzunehmen. Beispielsweise im Fall von Krankenhäusern ist es von entscheidender Bedeutung, dass hochdringliche Rufbefehle bzw. Aufzugfahrten besser erkannt und bevorzugt werden. In diesem Zusammenhang sind sogenannte "High-Priority-Tags", also von einer Scanvorrichtung erfassbare Tags, beispielsweise an Krankenbetten oder an der Arbeitskleidung von Ärzten oder Krankenschwestern, bekannt.
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Es ist allerdings in der Praxis z. B. kaum möglich, bei sämtlichen Benutzern einer Aufzuganlage eine möglicherweise gegebene Dringlichkeit einer gewünschten bzw. angemeldeten Aufzugfahrt zu erkennen, womit eine weitere Effizienzsteigerung einer Aufzuganlage realisierbar wäre.
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Aufgabe der Erfindung ist daher die Steigerung der Effizienz bzw. Förderkapazität einer Aufzuganlage.
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Diese Aufgabe wird gelöst durch eine Aufzuganlage mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 sowie ein Verfahren zum Betreiben einer Aufzuganlage mit den Merkmalen des Patentanspruchs 8.
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Mit der erfindungsgemäßen berührungslosen Erfassung von aufzugssteuerungsrelevanten Ereignissen ist eine signifikante Steigerung der Förderkapazität einer Aufzuganlage realisierbar.
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Besonders bevorzugt ist die Ausbildung einer erfindungsgemäß verwendeten Überwachungseinrichtung zur berührungslosen Erfassung von aufzugsrelevanten Ereignissen als optische Überwachungseinrichtung, insbesondere mit einer Videokamera und einer mit dieser verbundenen Rechnereinrichtung zur Auswertung erfasster Ereignisse und zum Umsetzen der Auswertung in Aufzugssteuerbefehle.
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Der hier verwendete Begriff "Aufzugssteuerbefehle" sei umfassend verstanden. Insbesondere soll er konkrete Steuerbefehle, also beispielsweise den Ruf eines Fahrkorbs, aber auch Steuerbefehle zur Auswahl bestimmter Aufzugsteuermodi, beispielsweise Energiesparmodi oder Notfallmodi (beispielsweise schnelle Evakuierung eines Hauses) umfassen.
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Mittels einer derartigen optischen Überwachungseinrichtung können verschiedenste aufzugssteuerungsrelevante Ereignisse erfasst werden. Es seien beispielhaft eine Erkennung von Krankenbetten, Rollstühlen, Transportwagen, Reinigungswagen, Postverteilungswagen, Lebensmitteltransportwagen usw. erwähnt.
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Besonders bevorzugt ist, dass die optische Überwachungseinrichtung zur Erkennung von Gestik und/oder Mimik von Aufzugsbenutzern ausgebildet ist. Mit einer derartigen Gestik- und/oder Mimikerkennung ist es insbesondere möglich, jedem oder wenigstens einem Großteil der Aufzugbenutzer eine Dringlichkeit zuzuordnen, welche zu einer entsprechenden Steuerung der Aufzuganlage führen kann.
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Die Gestik- und/oder Mimikerfassung kann beispielsweise in der Lage sein, eine spezielle Geste und/oder Mimik, welche von Benutzern der Aufzuganlage erlernt werden kann, um diese im Dringlichkeitsfall oder Notfall anzuwenden, erkennen. Es ist jedoch auch beispielsweise möglich, anhand allgemeiner Mimikerkennung (Gesichtserkennung) z. B. auf einen Besorgtheitszustand und somit gegebenenfalls eine Dringlichkeit bezüglich eines bestimmten Benutzers zu schließen. Derartige Gesichtserkennungsalgorithmen sind allgemein bekannt, und finden bereits vielfältig Anwendung, z. B. bei Grenzkontrollen oder beim Objektschutz. Eine derartige Mimikerkennung (oder auch eine Gestenerkennung) kann insbesondere auch dazu verwendet werden, ein Anfahren eines bestimmten Stockwerks durch den Fahrkorb trotz einer entsprechenden Anforderung zu verhindern, beispielsweise wenn Gestik und/oder Mimik auf aggressives oder destruktives Verhalten eines Benutzers hindeuten. Hiermit kann die Sicherheit beim Betrieb einer Aufzuganlage erhöht werden.
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Es ist ferner bevorzugt, alternativ und/oder zusätzlich zu einer derartigen Gesten- und/oder Mimikerfassung, die Überwachungseinrichtung derart auszubilden, dass sie zur Erkennung von geometrischen Formen und/oder Gerätschaften, und/oder Kodierungseinrichtungen wie etwa Strichcode-Tags oder Data-Matrix-Code-Tags ausgebildet ist. Auch die Erfassung derartiger Informationen als aufzugssteuerungsrelevanter Ereignisse kann ebenfalls zu einer weiteren Optimierung der Förderkapazität einer Aufzuganlage beitragen.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform der erfindungsgemäßen Aufzuganlage ist es möglich, die Überwachungseinrichtung als akustische Überwachungseinrichtung auszubilden, welche mit einem Rechner zur Auswertung erfasster Ereignisse und zum Umsetzen der Auswertung in Aufzugssteuerbefehle ausgebildet oder zusammenwirkt. Auch hier ist beispielsweise an eine Auswertung (z. B. Frequenzanalyse) der Stimme eines Benutzers zu denken, welche ebenfalls auf Notsituationen oder Dringlichkeitssituationen schließen lassen kann. Derartige akustische Überwachungseinrichtungen sind beispielsweise auch im Falle von nicht ausreichendem Licht einsetzbar.
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Besonders bevorzugt ist, eine erwähnte optische Überwachungseinrichtung mit einer erwähnten akustischen Überwachungseinrichtung zu kombinieren. Selbstverständlich kann die optische Überwachungseinrichtung auch Kameras zur Erfassung elektromagnetischer Strahlung außerhalb des sichtbaren Spektrums (beispielsweise Infrarot) aufweisen.
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Insbesondere ist es erfindungsgemäß möglich, aus einer Vielzahl erfasster aufzugssteuerungsrelevanter Ereignisse optimierte Fahrprofile unter Verwendung von statistischen Modellen zur Steuerung einer Aufzuganlage zu generieren. Hiermit können insbesondere Aufzuganlagen mit einer Vielzahl von einzelnen Fahrkörben, welche teilweise in unterschiedlichen Aufzugschächten, teilweise aber auch in gemeinsamen Aufzugschächten vorgesehen sein können, optimiert werden.
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Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Aufzuganlage ist in wenigstens einem Stockwerk eines von der Aufzuganlage bedienten Hochhauses (Hauses) eine optische Vorraumüberwachung vorgesehen. Eine derartige optische Vorraumüberwachung kann insbesondere einen in der Größe voreinstellbaren bzw. frei wählbaren Raum vor einer Schachttür überwachen.
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Die erfindungsgemäße Überwachungseinrichtung kann stockwerkseitig und/oder fahrkorbseitig vorgesehen sein. Die oben beschriebenen Beispiele bezogen sich im Wesentlichen auf eine stockwerkseitige Überwachungseinrichtung. Es ist ebenfalls möglich, eine aufzugseitige Überwachung, also eine Überwachung in einem Fahrkorb, vorzusehen. Beispielsweise ist es denkbar, eine Gestik und/oder Mimik eines Benutzers innerhalb eines Fahrkorbs mit einer Gestik und/oder Mimik eines Benutzers außerhalb des Fahrkorbs, also stockwerkseitig, zu vergleichen, und hier gegebenenfalls selbst im Falle einer erkannten (niedrigeren) Dringlichkeit bezüglich des stockwerkseitigen Benutzers eine laufende Fahrt des Fahrkorbes nicht zu unterbrechen.
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Weitere Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung und der beiliegenden Zeichnung.
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Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
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Die Erfindung ist anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels in der Zeichnung schematisch dargestellt und wird im Folgenden unter Bezugnahme auf die Zeichnung ausführlich beschrieben.
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Figurenbeschreibung
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1 zeigt eine erfindungsgemäße Aufzuganlage in schematischer Darstellung.
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In 1 ist eine bevorzugte Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Aufzuganlage rein schematisch dargestellt. Eine erfindungsgemäße Aufzuganlage ist insgesamt mit 100 bezeichnet. Sie weist einen in einem Aufzugschacht 110 verfahrbaren Fahrkorb 120 auf. Wie bereits erwähnt, können in dem Aufzugschacht 110 auch mehrere Fahrkörbe gleichzeitig verfahrbar ausgebildet sein. Zwei Stockwerke sind schematisch dargestellt und mit 130 bzw. 140 bezeichnet. Jedem Stockwerk ist eine Stockwerk- bzw. Schachttür 132 bzw. 142 zugeordnet. Für den Fall, dass der Fahrkorb in einem der Stockwerke anhält, öffnet sich die jeweilige Schachttür 132, 142 zusammen mit einer (nicht dargestellten) Fahrkorbtür, so dass Benutzer in den Fahrkorb gelangen oder aus diesem heraustreten können.
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Auf jedem Stockwerk ist wenigstens eine Videokamera 134, 144 vorgesehen. Mit dieser Videokamera ist jeweils ein bestimmter stockwerkseitiger Raum, im Folgenden als Vorraum 130a, 140a des Stockwerks bezeichnet, vor der jeweiligen Schachttür 132, 142 optisch überwachbar. Die Videokameras 134, 144 sind mit einer Steuereinrichtung 150, welche beispielsweise in der Schachtgrube 102 des Aufzugschachtes 100 vorgesehen sein kann, verbunden. Die Aufzugsteuerung 150 steuert, beispielsweise über ein nicht dargestelltes Unterkabel, oder auch drahtlos, die Aufzuganlage, also insbesondere den Fahrkorb 120. Die Videokamera und die Steuereinrichtung bilden im Sinne der vorliegenden Erfindung eine Ausführungsform einer Überwachungseinrichtung.
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Wird nun in einem der Stockwerke, beispielsweise dem Vorraum 130a des Stockwerks 130, ein aufzugssteuerungsrelevantes Ereignis durch die Videokamera 134 erfasst und durch die Steuerung 150 ausgewertet, kann es als Ergebnis dieser Auswertung durch die Steuerung 150 zu der Ausgabe eines Aufzugssteuerbefehls, beispielsweise an den Fahrkorb 120, kommen. Z. B. kann eine entsprechend modifizierte Fahrt des Aufzugkorbs 120 veranlasst werden. Beispielsweise kann der Fahrkorb 120 sofort dazu veranlasst werden, im Stockwerk 130 anzuhalten. Je nach Qualität des erfassten Ereignisses kann jedoch auch veranlasst werden, dass der Fahrkorb 120 in dem Stockwerk 130 gerade nicht anhält.
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Es ist denkbar, mittels einer (nicht dargestellten) Überwachungseinrichtung innerhalb des Fahrkorbs 120 ebenfalls fahrkorbseitige aufzugssteuerungsrelevante Ereignisse zu erfassen. Gegebenenfalls können diese mit stockwerkseitig erfassten aufzugsrelevanten Ereignissen verglichen werden. Auf der Grundlage derartiger Vergleiche ist es denkbar, ein weiter optimiertes Förderverhalten einer Aufzuganlage bereitzustellen.
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Die Steuerung kann derart ausgebildet sein, dass bestimmte Gesten oder Mimiken mit Gesten oder Mimikkategorien bzw. -mustern, welche in der Steuerung abgespeichert sind, verglichen werden. Derartige Kategorisierungen erlauben eine schnellere und zuverlässigere Auswertung von aufzugssteuerungsrelevanten Ereignissen.
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Alternativ oder zusätzlich zu einer Gesten- und/oder Mimikerkennung kann die die Videokameras 134, 144 und die Steuerung 150 aufweisende Überwachungseinrichtung auch dazu ausgebildet sein, bestimmte geometrische Formen oder auch Gerätschaften zu erfassen, und entsprechend erfasste Gerätschaften als aufzugssteuerungsrelevante Ereignisse zu erkennen und in entsprechende Aufzugsteuerbefehle umzusetzen. Je nach Einsatzort eines Aufzuges können verschiedene Gerätschaften in der Steuerung 150 kategorisiert bzw. gespeichert sein, um so den Betrieb der Überwachungseinrichtung zu optimieren. Beispielsweise in einer Krankenhausumgebung kann vorgesehen sein, Krankenhausbetten, Rollstühle oder bestimmte Arbeitskleidungen (beispielsweise Farbe von Ärztekitteln) zu erfassen, und/oder die Steuerung 150 vorab mit entsprechenden Informationen zu versorgen. Die Umsetzung erfasster Ereignisse in Steuerbefehle umfasst dann insbesondere (z. B. im Rahmen einer Mustererkennung) einen Vergleich erfasster geometrischer Formen mit gespeicherten Mustern.
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Mit Hilfe einer erfindungsgemäßen berührungslosen Erfassung aufzugsrelevanter Ereignisse können in besonders vorteilhafter Weise statistische Modelle zur Steuerung bzw. Verteilung von verschiedenen Fahrkörben einer Aufzuganlage generiert werden. Hiermit können z. B. herkömmliche Dispatch-Algorithmen weiter optimiert werden, insbesondere unter Berücksichtigung von Standby- und/oder Energiesparmodi.
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Es ist denkbar, Aufzuganlagen an verschiedenen Orten, z. B. weltweit, miteinander zu vernetzen, um so belastbarere statistische Modelle zu erhalten.