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Die Erfindung bezieht sich auf eine Resektionshilfe zur Anhebung einer Läsion eines Hohlorgans, insbesondere des Magen-Darm-Trakts (Gastrointestinaltrakts), eines menschlichen oder tierischen Körpers. Die Resektionshilfe dient als unterstützende Vorrichtung bei einer minimalinvasiven Intervention, insbesondere bei einer endoskopischen Mukosa-Resektion (EMR) oder einer submukösen Resektion (SMR). Die Erfindung bezieht sich weiterhin auf ein zugehöriges Verfahren zur Anhebung der Läsion.
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Als Hohlorgan eines menschlichen (oder tierischen) Körpers ist im Folgenden ein Organ bezeichnet, das einen Hohlraum zumindest weitestgehend umschließt. Solche Hohlorgane sind insbesondere, aber nicht ausschließlich, Speiseröhre, Magen und Darm. Eine an den Innenraum (Hohlraum oder Lumen) des Hohlorgans angrenzende Gewebeschicht, ist im Folgenden auch als dessen Organinnenwand bezeichnet. Die angrenzende Gewebeschicht kann dabei insbesondere sowohl eine unmittelbar an den Hohlraum angrenzende Mukosa (Schleimhaut) als auch eine darunter liegende Submukosa umfassen.
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Im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen wird bei Personen im Alter von über 50 Jahren häufig eine Koloskopie (oft auch als Darmspiegelung bezeichnet) durchgeführt. Hierbei wird mit Hilfe eines Endoskops insbesondere die Darmschleimhaut des Dickdarms auf Gewebeveränderungen hin untersucht. In mehr als 10% aller Fälle werden dabei Polypen oder andere neoplastische Gewebeveränderungen (gutartige oder bösartige Geschwüre) diagnostiziert. Derartige Gewebeveränderungen sind hier allgemein als Läsionen bezeichnet. Da auch an sich gutartige Läsionen eine Vorstufe einer bösartigen Tumorerkrankung sein können, werden diese häufig unmittelbar im Zuge der Koloskopie durch eine EMR entfernt. Dabei wird die Läsion mit Hilfe eines durch das Endoskop zum Operationsort gebrachten Instruments von der umgebenden Mukosa reseziert. Eine schlechte Zugänglichkeit zum Operationsort ist einem solchen minimalinvasiven Vorgehen immanent.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die minimalinvasive Resektion einer Läsion eines Hohlorgans zu vereinfachen.
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Bezüglich einer Vorrichtung wird diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst durch eine Resektionshilfe mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Bezüglich eines Verfahrens zur Vereinfachung der Resektion wird oben genannte Aufgabe erfindungsgemäß gelöst durch die Merkmale des Anspruchs 6. Bezüglich eines Endoskopiesystems zur Durchführung der Resektion wird oben genannte Aufgabe erfindungsgemäß gelöst durch die Merkmale des Anspruchs 10.
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Vorteilhafte und teils für sich erfinderische Ausgestaltungen und Weiterentwicklungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Die erfindungsgemäße Resektionshilfe zur Anhebung einer Läsion eines Hohlorgans bei einer minimalinvasiven Intervention umfasst ein magnetisches oder magnetisiertes Fluid. Als Fluid ist dabei ein fließfähiges Medium bezeichnet, welches zumindest makroskopisch betrachtet rheologische Eigenschaften einer Flüssigkeit aufweist. Das Fluid kann demnach im Rahmen der Erfindung insbesondere sowohl durch eine homogene oder einphasige Flüssigkeit als auch durch eine Dispersion oder Suspension von Feststoffpartikeln in einer Trägerflüssigkeit gebildet sein.
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Die Resektionshilfe umfasst weiterhin Mittel zum Injizieren des Fluids in die abzutrennende Läsion. Solche Mittel umfassen insbesondere eine endoskopische Injektionskanüle.
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Zudem umfasst die Resektionshilfe ein Gegenelement, welches im Wesentlichen durch einen magnetischen oder magnetisierten Grundkörper gebildet ist. Der Grundkörper ist insbesondere aus einem Feststoff gebildet. Das Gegenelement umfasst zudem Mittel zur Befestigung des Grundkörpers an einer Organinnenwand des Hohlorgans. Ein solches Mittel zur Fixierung ist insbesondere durch eine Klammer oder eine Klemme (Clip) gegeben.
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Im Rahmen der Erfindung können sowohl der Grundkörper als auch das Fluid zumindest zum Zeitpunkt der bestimmungsgemäßen Verwendung magnetisiert sein. Es ist jedoch im Rahmen der Erfindung auch möglich, dass nur der Grundkörper oder nur das Fluid magnetisiert ist, während dann das Fluid respektive der Grundkörper magnetisch ist.
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Als „magnetisiert“ ist dabei ein Gegenstand bezeichnet, der in seiner Umgebung von sich aus (ohne externe Anregung) ein Magnetfeld erzeugt. Im Gegensatz dazu ist ein Gegenstand als „magnetisch“ bezeichnet, wenn er im Einflussbereich eines äußeren (extern erzeugten) Magnetfeldes eine magnetische Kraft erfährt, bzw. von einem Magnetpol eines äußeren Magnetfeldes angezogen wird. Im Sinne dieser Definition erzeugt ein „magnetischer“ Gegenstand von sich aus (ohne externe Anregung) insbesondere kein makroskopisches Magnetfeld.
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Bestimmungsgemäß wird das Gegenelement an einem Organinnenwandabschnitt des Hohlorgans fixiert, welcher der zu resezierenden Läsion bezüglich des Hohlraums im Wesentlichen diametral gegenüberliegt.
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Erfindungsgemäß ist dabei der Grundkörper dazu eingerichtet, durch magnetische Wechselwirkung mit dem bestimmungsgemäß in die Läsion injizierten Fluid die Läsion zu Resektionszwecken zumindest teilweise von dem die Läsion umgebenden Organinnenwandabschnitt abzuheben.
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Mit anderen Worten ziehen sich das injizierte Fluid und das Gegenelement magnetisch an. Unter Wirkung dieser Anziehungskraft wird die Läsion in Richtung auf das (gegenüberliegend fixierte) Gegenelement bewegt, wodurch die Läsion von der umgebenden Mukosa (dem umgebenden Organinnenwandabschnitt) abgehoben wird. Optional kann die Läsion dabei das Gegenelement auch kontaktieren.
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Vorzugsweise steht die Läsion im angehobenen Zustand im Wesentlichen vertikal von der umgebenden Mukosa ab.
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Vorteilhafterweise kann die Läsion trotz der typischerweise schlechten Zugänglichkeit zum Operationsort durch Verwendung der Resektionshilfe nach dem Anheben besonders einfach reseziert werden. Selbst vergleichsweise flach ausgeprägte Gewebeveränderungen sind hiermit vorteilhaft einer Resektion zugänglich. Dabei erlaubt die Resektionshilfe eine deutliche Operationsvereinfachung unter vorteilhaft vergleichsweise geringem technischem Aufwand.
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In einer bevorzugten Ausführungsform ist der Grundkörper durch einen Permanentmagneten gebildet.
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Vorzugsweise hat der Grundkörper
- – die Form eines Prismas, vorzugsweise eines geraden Prismas, mit insbesondere dreieckiger Grundfläche,
- – die Form eines Hexaeders, welcher insbesondere durch eine Pyramide mit, vorzugsweise regelmäßiger, pentagonaler Grundfläche gebildet ist, oder
- – die Form eines Zylinders.
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Durch die oben genannten Ausbildungsvarianten des Grundkörpers können vorteilhafterweise weitere magnetische oder magnetisierte Körper an den Grundkörper angelagert werden, wobei jeweils eine vergleichsweise große Kontaktfläche zwischen Grundkörper und angelagertem Körper besteht. Hierdurch wird vorteilhafterweise erreicht, dass das Gegenelement gleichsam stückchenweise zum Resektionsort gebracht werden kann, um dort zusammengesetzt zu werden. Der Grundkörper sowie jeder weitere angelagerte Körper kann daher mit vergleichsweise geringem Volumen ausgebildet sein, wodurch sich der endoskopische Transport vereinfacht. Das zusammengesetzte Gegenelement erzielt dennoch eine vergleichsweise große, insbesondere zur Anhebung der Läsion ausreichend große, Magnetkraft. Im Falle eines magnetischen Grundkörpers ist mindestens einer der angelagerten Körper magnetisiert. Die übrigen Körper können optional magnetisch, insbesondere ferromagnetisch ausgebildet sein.
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In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Fluid durch ein Ferrofluid gebildet. Unter Ferrofluid versteht sich dabei ein Fluid, welches ein Trägerfluid, vorzugsweise Öl, Wasser oder ein Gel umfasst, in das kleine (insbesondere etwa 5–10nm große) ferromagnetische oder magnetisierte Feststoffkörner (insbesondere kolloidal) dispergiert sind. Bei dem Trägerfluid handelt es sich beispielsweise um eine zähflüssige, wässrige Agarlösung oder um hochreines Silikonöl. Die Feststoffkörner (auch Feststoffpartikel) bestehen vorzugsweise aus Eisen, Magnetit oder Kobalt. Insbesondere bezieht sich hier der Begriff Ferrofluid auf eine stabile Dispersion, so dass sich die Feststoffpartikel (auch unter Einfluss eines Magnetfeldes) nicht von der Trägerflüssigkeit abscheiden.
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Zusätzlich oder alternativ ist das Fluid durch eine Suspension von magnetischen oder magnetisierten Feststoffpartikeln in einer Trägerflüssigkeit gebildet. Im Unterschied zu einer Dispersion können die Feststoffpartikel der Suspension sedimentieren oder sich im Einflussbereich eines Magnetfeldes von der Trägerflüssigkeit abscheiden. Im Vergleich zu oben genannten Ferrofluiden sind hierbei die in der Suspension verwendeten Feststoffpartikel vorzugsweise größer ausgebildet und weisen insbesondere eine mittlere Größe von etwa 10 Nanometer bis einige Mikrometer auf.
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In dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Anheben einer Läsion eines Hohlorgans bei einer minimalinvasiven Intervention, wird, vorzugsweise unter Verwendung der erfindungsgemäßen Resektionshilfe, ein magnetisches oder magnetisiertes Fluid in die zu resezierende Läsion injiziert. Ein magnetischer oder magnetisierter Grundkörper wird an einem zu der Läsion im Wesentlichen gegenüberliegenden Organinnenwandabschnitt des Hohlorgans fixiert. Dabei wird der Grundkörper derart fixiert, dass die Läsion durch magnetische Wechselwirkung des Grundkörpers mit dem injizierten Fluid zumindest teilweise zu Resektionszwecken von dem die Läsion umgebenden Organinnenwandabschnitt des Hohlorgans angehoben wird.
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In einem an das vorstehend beschriebenen Verfahren anschließenden Arbeitsgang wird die Läsion bestimmungsgemäß endoskopisch reseziert.
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Um eine Resorption von Bestandteilen des Fluids durch den behandelten Patienten zu vermeiden, wird zweckmäßigerweise zunächst das Gegenelement fixiert und anschließend – möglichst zeitnah zur Resektion – das Fluid in die Läsion injiziert.
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Vorzugsweise wird der Grundkörper durch endoskopische Anlagerung mindestens eines weiteren magnetischen oder magnetisierten Körpers zur Verstärkung des Magnetfelds vergrößert, wobei der oder jeder angelagerte Körper im Rahmen der Erfindung sowohl durch einen Festkörper als auch zusätzlich oder alternativ durch ein Ferrofluid gebildet sein kann.
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Bezüglich des injizierten Fluids ist im Rahmen der Erfindung auch denkbar, gleichzeitig oder nacheinander eine Kombination aus einem magnetischen und einem magnetisierten Fluid in die Läsion zu injizieren.
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Das erfindungsgemäße Endoskopiesystem umfasst eine Resektionshilfe gemäß oben genannter Beschreibung, sowie ein endoskopisches Instrument, insbesondere eine endoskopische Schere oder Schlinge, welches dazu eingerichtet ist, die gemäß der Erfindung angehobene Läsion zu resezieren.
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Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand einer Zeichnung näher erläutert. Darin zeigen:
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1 eine Prinzipskizze einer Resektionshilfe, welche bestimmungsgemäß zur Resektion einer Läsion eines Hohlorgans verwendet wird, und
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2 in einer Detaildarstellung die Läsion gemäß 1. Einander entsprechende Teile und Größen sind in allen Figuren stets mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
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1 zeigt einen Querschnitt durch ein Hohlorgan 1, welches hier beispielsweise durch einen menschlichen Dickdarm gegeben ist.
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Das Hohlorgan 1 umschließt einen Hohlraum 2, wobei eine dem Hohlraum 2 zugewandte Gewebeschicht im Wesentlichen durch eine Schleimhaut (Mukosa) gebildet ist. Diese Gewebeschicht ist allgemein als Organinnenwand 3 des Hohlorgans 2 bezeichnet.
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Im Bereich eines ersten Organinnenwandabschnitts 4 weist die Mukosa eine Läsion 5, beispielsweise einen neoplastischen Darmpolypen, auf.
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Um diese Läsion 5 endoskopisch zu entfernen, wird mit Hilfe einer endoskopischen Injektionskanüle 10 (hier symbolhaft als Spritze dargestellt) ein Fluid 11 in die Läsion 5 injiziert. Bei dem Fluid 11 handelt es sich hier um ein Ferrofluid, konkret um eine Dispersion von kolloidal verteilten Eisenpartikeln in Wasser.
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An einem zweiten Organinnenwandabschnitt 12, der der Läsion 5 (im Querschnitt gesehen) in etwa gegenüberliegt, wird ein Gegenelement 13 angebracht. Das Gegenelement 13 umfasst einen Clip 14 zur Befestigung desselben an der Mukosa, sowie einen Grundkörper 15, welcher seinerseits an dem Clip 14 angebracht ist. Der Grundkörper 15 ist durch einen zylindrischen Permanentmagneten gebildet.
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Wie der vergrößerten Darstellung der Läsion 5 in 2 zu entnehmen ist, übt der (hier nicht dargestellte) magnetisierte Grundkörper 15 eine magnetische Anziehungskraft F auf das injizierte Fluid 11 aus. Durch diese magnetische Wechselwirkung zwischen dem Grundkörper 15 und dem Fluid 11 wird die Läsion 5 im Wesentlichen vertikal zu der die Läsion 5 umgebenden Mukosa (im Bereich des Organinnenwandabschnitts 4) von dieser wegbewegt.
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Mit Hilfe eines endoskopischen Instruments 20, beispielsweise einer endoskopischen Schere, kann die Läsion 5 daraufhin etwa an einer gestrichelt dargestellten Schnittlinie 21 vergleichsweise einfach reseziert werden.
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Die Injektionskanüle 10, das Fluid 11, sowie das Gegenelement 13 sind Bestandteile einer Resektionshilfe 22 (1).
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Die Resektionshilfe 22, sowie das endoskopische Instrument 20 wiederum sind Bestandteile eines Endoskopiesystems 23 (2).
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Die Erfindung ist allerdings nicht auf das vorstehend beschriebene Ausführungsbeispiel beschränkt. Vielmehr können weitere Ausführungsformen der Erfindung aus der vorstehenden Beschreibung abgeleitet werden.