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Die Erfindung betrifft ein Papieradditiv gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Des Weiteren betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines Papieradditivs gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 6. Außerdem betrifft die Erfindung eine Verwendung einer modifizierten Stärke als Papieradditiv zur Herstellung von Papier gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 10. Weiter betrifft die Erfindung ein Papier gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 12. Schließlich betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von Papier gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 13.
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Die vorliegende Erfindung eignet sich grundsätzlich für die üblichen industriellen Herstellungsverfahren von Papier, Farbe, Karton und ähnlichen Materialien. Besonderes Augenmerk wird dabei allerdings auf entsprechende Materialien mit einem hohen Anteil an wiederverwertetem Material, insbesondere wiederverwerteter Zellulose bzw. Altpapier, gerichtet. Papier und vergleichbare Materialien bestehen zum wesentlichen Teil aus Faserstoffen, wie insbesondere Zellstoffen beziehungsweise Zellstofffasern, insbesondere Zellulose, also dem Hauptbestandteil von Holz. Der entsprechende Anteil an Faserstoffen beträgt im Allgemeinen zwischen 40% und 80%, typischerweise etwa 55% der Papierrohmasse bzw. des fertigen Papiers.
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Als Papierrohmasse wird hier die Zusammensetzung aus Faserstoffen, wie insbesondere Zellulose, und Füllstoffen bzw. Pigmenten, wie z. B. Calciumcarbonat u. ä., bezeichnet. Zu dieser Papierrohmasse werden dann zur Herstellung von Papier noch sogenannte Papieradditive und gegebenenfalls Wasser hinzugegeben.
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Lediglich ein Teil der verwendeten Faserstoffe entstammt dabei direkt neuen oder neuwertigen Materialien, also frischem Holz. Ein immer größerer Anteil von derzeit üblicherweise wenigstens 30% bis 50% wird dagegen aus wiederverwertetem Zellstoff gebildet, also in der Regel aus Altpapier. Diese Quote kann bei so genanntem Recyclingpapier noch deutlich höher liegen.
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Allerdings nimmt die Länge der Zellstofffasern bei jeder Wiederverwertung ab. Dies führt dazu, dass auch der Zusammenhalt der Zellstofffasern im fertigen Papier bei zunehmendem Alter der enthaltenen Fasern immer geringer wird und damit die Stabilität des Papiers abnimmt. Dementsprechend müssen dem Papier bzw. der Papierrohmasse mit steigendem Anteil wiederverwerteter Fasern entsprechende Mengen Hilfsstoffe bzw. Papieradditive zugesetzt werden, um die Fasern hinreichend miteinander zu verbinden bzw. zu verkleben.
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Der am häufigsten genutzte Hilfsstoff zum Verkleben ist Stärke. Dessen Anteil beträgt im Allgemeinen bis zu etwa 10% der Papierrohmasse. Dieser Anteil kann jedoch zur Kompensation eines immer höher werdenden Altpapieranteils und damit abnehmender Stabilität bzw. Reißfestigkeit des hergestellten Papiers nicht beliebig erhöht werden, da sonst die übrigen Eigenschaften des Papiers, wie beispielsweise Saugfähigkeit und Beschreibbarkeit leiden. Außerdem werden bereits weitere Papieradditive hinzugeben als Füllstoffe bzw. Pigmente. Sie dienen der Verbesserung der Papierqualität als solcher, wie insbesondere der Oberflächeneigenschaften, zum Beispiel der Herabsetzung der Saugfähigkeit und/oder der optischen Aufhellung bei hohem Altpapieranteil. Sowohl Stärke als auch Polyvinylamin sind als Papieradditive bekannt. Stärke wird praktisch seit den Anfangstagen der Papierherstellung als Klebemittel für die Fasern verwendet, während Polyvinylamin erst in den letzten Jahren hinzugekommen ist. Vorzugsweise wird zumindest ein Polyvinylamin als Zusatzstoff zugegeben. Bei Polyvinylamin (PVAm) handelt es sich um ein Polymer, das aus Vinylamineinheiten polymerisiert wurde. Die einzelnen Vinylamineinheiten zur Polymerisation weisen die folgende Strukturformel auf:
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Nachteilig an den üblichen Papieradditiven für die Zugabe zu einer Papierrohmasse eines Papieres ist, dass insbesondere bei hohen Altpapieranteilen große Mengen an Papieradditiven hinzugefügt werden müssen, um eine hinreichende Papierqualität zu erzielen. Insbesondere die neuen polymeren Papieradditive sind allerdings kostenintensiv. Außerdem haben besonders große Zugabemengen der einzelnen Papieradditive wiederum einen negativen Einfluss auf die übrigen Qualitätsmerkmale des Papiers.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist daher, die Nachteile des Standes der Technik zu überwinden. Insbesondere soll ein Papieradditiv bereitgestellt werden, das bereits in geringeren Mengen als übliche Papieradditive zugegeben werden muss, um eine demgegenüber zumindest gleiche oder verbesserte Papierqualität zu gewährleisten.
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Diese Aufgabe wird durch ein Papieradditiv mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
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Demnach enthält das Papieradditiv modifizierte Stärke und Polyvinylamin, wobei die modifizierte Stärke durch gemeinsame Extrusion von Stärke und Polyvinylamin erhältlich ist. Das gemeinsame extrudieren sorgt dafür, dass die Stärke und das Polyvinylamin miteinander chemisch wechselwirken können. Vorzugsweise wird die Stärke dabei chemisch aufgeschlossen. Zum chemischen Aufschluss ist zum einen das Extrusionsverfahren erforderlich und zum anderen die Anwesenheit des Polyvinylamins. Als ”Aufschluss” der Stärke wird insbesondere eine mechanische und/oder hydrothermische Behandlung verstanden, bei der die feste innere Struktur der Stärke aus den Hauptbestandteilen Amylopektin und Amylase, die im Wesentlichen durch Wasserstoffbrückenbindungen zusammengehalten werden, aufgebrochen wird. Insbesondere wird durch das Aufbrechen die Oberfläche deutlich vergrößert. Dies erreicht erfindungsgemäß vorzugsweise auch eine Wasserlöslichkeit.
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Bevorzugt handelt es sich bei dem Polyvinylamin um ein ionisches, also insbesondere kationisches oder anionisches Polyvinylamin. Ein anionisches Polyvinylamin weist dementsprechend insgesamt einen negativen Ladungsträgerüberschuss auf. Ein kationisches Polyvinylamin weist dementsprechend insgesamt einen positiven Ladungsträgerüberschuss auf. Vorzugsweise kann mittels der Einstellung der Gesamtladung der Polymere Einfluss auf die Eigenschaften des Polyvinylamins in Wechselwirkung mit der Stärke genommen werden. Besonders bevorzugt wird kationisches Polyvinylamin verwendet.
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Weiter bevorzugt ist die Stärke im Getreidemehl enthalten. Besonders bevorzugt handelt es sich bei dem Getreidemehl um Weizenmehl. Alternativ können aber auch Mehle anderer Getreidesorten, wie beispielsweise Roggenmehl, Maismehl, und Ähnliches in Betracht kommen. Mehle bieten den Vorteil, dass keine reine Stärke zugegeben werden muss, sondern einfach verfügbares Mehl verwendbar ist. Gleichzeitig liefert das Mehl auch andere Hilfs- oder Faserstoffe für die Papierproduktion bzw. Füllstoffe oder Pigmente, zumal es üblicherweise zu wenigstens etwa 40% bis 60% aus Stärke besteht, in der Regel etwa 80% bis 85%. Vorzugsweise sind in der Regel keine Lebensmittelreinheitsgrade der Mehle erforderlich. Dementsprechend können entsprechend geringeren Anforderungen genügende Getreidemehle in technischen Reinheiten verwendet werden. Besonders bevorzugt wird als zugegebenes Weizenmehl als Stärkelieferant das sogenannte Weizenmehl vom Typ T405 eingesetzt. Alternativ kommen aber auch andere Mahlgrade bzw. Reinheitsgrade in Betracht. Weizenmehl bietet jedoch insbesondere gegenüber dem üblicherweise verwendeten Roggenmehl den Vorteil, dass bestimmte Inhaltsstoffe nicht vorhanden sind, die einerseits eine entsprechende chemische Wechselwirkung mit dem Polyvinylamin verhindern und andererseits einen negativen Einfluss auf die Papierqualität haben.
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Das Polyvinylamin ist vorzugsweise in Wasser gelöst. Es wird insbesondere dem Papieradditiv bei der Herstellung bereits in wassergelöster Form zugegeben. Weiter bevorzugt ist in dem Papieradditiv Wasser enthalten. Besonders bevorzugt handelt es sich bei dem Wasser zumindest teilweise, vorzugsweise vollständig um sogenanntes ionisiertes Wasser. Ionisiertes Wasser lässt sich beispielsweise mithilfe eines Ionentauschers beispielsweise als Durchflussgerät bereitstellen. Dabei wird insgesamt für eine positive oder negative Überschussladung in dem behandelten Wasser gesorgt, indem entsprechend negative Ladungen hinzugefügt bzw. entfernt werden. Durch die zusätzlichen Ladungsträger des ionisierten Wassers werden vorzugsweise die Reaktionsbedingungen für die Extrusion weiter optimiert. Der chemische Aufschluss der Stärke kann somit in verbesserter Weise, d. h. insbesondere vollständiger, durchgeführt werden.
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Vorzugsweise ist das Polyvinylamin vollständig hydrolysiert. Dies bietet in der Regel den Vorteil, dass damit eine optimale chemische Umsetzung der Stärke ermöglicht wird. Weiter bevorzugt kann das Polyvinylamin auch als lediglich teilweise hydrolysiertes Polyvinylformamid-Polyvinylamin-Copolymer vorliegen. Der entsprechende Hydrolysegrad beträgt wenigstens 50%, bevorzugt wenigstens 75%, weiter bevorzugt wenigstens 90%. Durch entsprechende Auswahl bzw. Einstellung des Hydrolysegrads lässt sich die chemische Beschaffenheit und damit die Reaktion insbesondere im Extrusionsprozess beeinflussen. Bevorzugt kann damit Einfluss auf den Umfang des chemischen Ausschlusses der Stärke genommen werden.
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Die zugrundeliegende Aufgabe wird außerdem durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 6 gelöst. Das Verfahren dient insbesondere zur Herstellung des vorstehend beschriebenen Papieradditivs. Vorzugsweise werden dabei die Stärke und das Polyvinylamin in Anwesenheit von Wasser miteinander extrudiert. Hierzu kann eine Zugabe von Wasser erfolgen, und/oder das bereits in der Stärke enthaltene Wasser bzw. mit der Polyvinylamin-Lösung eingebrachte Wasser ausreichen. Das Vorhandensein von Wasser ermöglicht insbesondere eine Benetzung der Stärke bzw. des Mehls vor, während bzw. nach dem Extrudieren bzw. dem chemischen Aufschluss der Stärke.
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Weiter bevorzugt beträgt der Wassergehalt des Papieradditives wenigstens etwa 1% und/oder höchstens etwa 40%, vorzugsweise höchstens 10%. Bevorzugt liegt der Wassergehalt bei etwa 3%. Es hat sich herausgestellt, dass dieser Wassergehalt optimale Ergebnisse bei der späteren Papierherstellung liefert. Der Wassergehalt des Polyvinylamins wird insbesondere durch Wasserzugabe und/oder Trocknung entsprechend eingestellt.
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Das Papieradditiv wird insbesondere in einem Extruder, vorzugsweise einem Doppelschneckenextruder bzw. Zwei-Wellen-Extruder extrudiert. Vorzugsweise weist der Extruder mehrere so genannte Gehäuse auf, deren Länge jeweils typischerweise etwa dem fünffachen Durchmesser der Schnecke entsprechen. Vorzugsweise sind jeweils fünf Gehäuse mit einer Länge entsprechend dem zwanzigfachen Durchmesser (20D) der Schnecke vorgesehen, um eine hinreichende Verweilzeit des Papieradditivs im Extruder sicherzustellen. Besonders bevorzugt wird das Papieradditiv in einem Vorkonditionierer vorbehandelt, insbesondere durchmischt. Als Vorkonditionierer kann beispielsweise ein Mischer oder Rührwerk eingesetzt werden, insbesondere ein Hochleistungsmischer. Insbesondere kann auch bereits eine erhöhte oder erniedrigte Temperatur im Vorkonditionierer eingestellt werden zum Vorbehandeln des Papieradditivs.
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Vorzugsweise wird das Papieradditiv bei einem Druck von zwischen 5 bar und 70 bar, bevorzugt zwischen 30 bar und 50 bar extrudiert. Die Temperatur zu Extrusion des Papieradditivs beträgt weiter bevorzugt zwischen 100°C und 250°C, vorzugsweise zwischen 120°C und 180°C. Die Verweilzeit im Extruder beträgt in etwa zwischen 10 s und 40 s, vorzugsweise in etwa 20 s. Es hat sich herausgestellt, dass eine optimale Einstellung der Eigenschaften des Papieradditivs vorliegt bei einer Temperatur zur Extrusion im Bereich der Ausstoßplatte bzw. der Düse des Extruders von etwa 153°C. Der Druck in diesen Bereich beträgt vorzugsweise etwa 43 bar. Die Verweilzeit beträgt im Extruder 21 Sekunden kommt. Das verwendete Mehl ist dabei Weizenmehl vom Typ T405 und ein Wassergehalt von etwa 3%, bei einem Polyvinylamineinsatz von rund 10%. Die Schneckendrehzahl beträgt bevorzugt zwischen 200 und 300, vorzugsweise etwa 249 Umdrehungen pro Minute.
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Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird außerdem durch eine Verwendung einer modifizierten Stärke als Papieradditiv gemäß Anspruch 10 gelöst. Demnach wird eine durch Extrusion mit Polyvinylamin modifizierte Stärke als Papieradditiv verwendet, wobei die modifizierte Stärke Polyvinylamin enthält. Aufgrund der Extrusion der Stärke gemeinsam mit dem Polyvinylamin erfolgt der oben bereits beschriebene chemische Aufschluss der Stärke. Dies führt zu den verbesserten Eigenschaften der modifizierten Stärke als Papieradditiv.
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Weiter bevorzugt wird die modifizierte Stärke in Form eines modifizierten Getreidemehls verwendet. Vorzugsweise ist die Stärke in dem Getreidemehl enthalten. Besonders bevorzugt wird Weizenmehl verwendet, das insbesondere vom Typ T405 ist. Grundsätzlich kommen allerdings auch andere Getreidemehle, wie beispielsweise Roggenmehl, Maismehl oder Ähnliches in Betracht.
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Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird außerdem durch ein Papier mit den Merkmalen des Anspruchs 12 gelöst. Demnach ist ein Papieradditiv gemäß obigen Beschreibungen in dem Papier enthalten, wobei das Papieradditiv vorzugsweise gemäß den obigen Beschreibungen des Verfahrens hergestellt ist.
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Schließlich wird die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe durch ein Verfahren zur Herstellung von Papier gelöst mit den Maßnahmen des Anspruchs 13. Das Papier ist insbesondere gemäß obigen Beschreibungen ausgebildet. Gekennzeichnet ist das Verfahren dadurch, dass ein Papieradditiv gemäß den obigen Beschreibungen zugegeben wird.
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Die Erfindung wird im Folgenden anhand von bevorzugten Ausführungsbeispielen näher beschrieben:
Stärke ist eine der wichtigsten Komponenten als Papieradditiv bei der Papierherstellung.
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Die hier gegenständliche modifizierte Stärke als besonders ergiebiges Papieradditiv wird durch Extrusion von Stärke mit Polyvinylamin gewonnen. Dabei kommt es zum chemischen Aufschluss der Stärke bei einer intensiven Durchmischung der beiden Komponenten. Wasser ist dazu in der Regel ebenfalls erforderlich.
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Das Mehl wird dazu zunächst mit einem im Wasser gelösten Polyvinylamin vermischt. Bezogen auf die Masse des Mehls werden etwa 5% bis 20% an Polyvinylamin zugegeben. Bei dem zugegebenen Polyvinylamin handelt es sich vorzugsweise um eines der beiden unter dem Handelsnamen ”Luredur VH” bzw. ”Luredur VM” der Firma BASF hergestellte und vertriebene Polymere. Diese Polymerw werden bevorzugt in wässriger Lösung vertrieben und sind vollständig oder nahezu vollständig hydrolysiert.
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Die Komponenten des Papieradditivs werden in einem besonderen Ausführungsbeispiel bereits außerhalb des Extruders vor der Extrusion zusammengegeben und miteinander vermischt. Dies erfolgt in einem sogenannten Vorkonditionierer, bei dem es sich üblicherweise um einen Hochleistungsmischer handelt. Neben einem Vermischen kann dort auch noch ein Zerkleinern erfolgen.
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Demnach werden also die Einzelstoffe bzw. Komponenten des Papieradditivs, also im Wesentlichen das Mehl und das Polyvinylamin, miteinander extrudiert. Hierzu wird mittels einer Schnecke das Papieradditiv in einem Gehäuse Druck- bzw. Scherkräften unterworfen. Dies sorgt für eine gute und intensive Durchmischung und eine entsprechende chemische Wechselwirkung der Inhaltsstoffe der Papierrohmasse.
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Das Papieradditiv wird im Extruder sowohl bei einer erhöhten Temperatur wie auch bei einem erhöhtem Druck verarbeitet. Die Temperatur und der Druck werden insbesondere im Bereich der wenigstens einen Austrittsdüse am größten. Als besonders geeignet hat sich dabei der Temperaturbereich zwischen 140°C und 160°C herausgestellt. Der besonders vorteilhafte Druckbereich liegt im Bereich von etwa 30 bar bis 50 bar. Üblicherweise ist die Drehzahl des Extruders fest vorgegeben. Hier beträgt sie 249 Umdrehungen pro Minute.
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Schließlich ist die Verweilzeit bzw. Verweildauer im Extruder zusammen mit den Temperatur und Druckeinstellungen entscheidend für die chemischen Prozesse. Der hier verwendete Extruder BCTG-62/20D der Firma Bühler, ein Doppelschneckenextruder, weist eine Schneckenlänge auf, die dem zwanzigfachen ihres Durchmessers entspricht. Bei der gewählten Schneckenkonfiguration ergibt sich eine Verweilzeit des Papieradditivs im Extruder von etwa 20 bis 21 Sekunden, die sich auch als hinreichend für die chemischen Prozesse herausgestellt hat.
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Das zugegebene Wasser ist in einer Ausführung der Erfindung ionisiertes Wasser. Bei ionisiertem Wasser handelt es sich um Wasser, das insgesamt eine anionische oder kationische Ladung aufweist, also einen entsprechenden negativen oder positven Ladungsträgerüberschuss. Dazu ist eine erhöhte Anzahl ionisierter Atome bzw. Moleküle, also Ionen, vorhanden. Die Ionisierung wird üblicherweise mittels eines entsprechenden Ionisationsgeräts durchgeführt. Je nachdem ob anionisches oder kationisches Wasser verwendet wird, sind entsprechend Ladungsträger hinzugefügt oder entfernt worden, also sind mehr negative als positive bzw. mehr positive als negative Ladungsträger vorhanden. Das ionisierende Wasser sorgt insbesondere für eine besonders gute Wechselwirkung mit den übrigen Zusatzstoffen, die teilweise ebenfalls ionisiert sind. Dementsprechend kann eine effizientere, vollständigere und/oder beschleunigte chemische Reaktion beziehungsweise Umsetzung erfolgen. Die Menge zugegebenen Wassers zusätzlich zu den in der eingebrachten wässrigen Lösung des Polyvinylamins enthaltenen Wasser beträgt vorzugsweise nur wenige Prozent der Gesamtmasse des Mehls. Typischerweise sind nur etwa 3% Wasser im Papieradditiv enthalten.
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In einer besonderen Ausführungsbeispiel der Erfindung wird dem Papieradditiv wenigstens ein Polyacrylamid zugegeben. Das Polyacrylamid kann erfindungsgemäß alternativ oder zusätzlich zum Polyvinylamin verwendet werden. Es ist ebenfalls als Zusatzstoff für die Papierproduktion geeignet. Es sorgt für eine Trockenverfestigung der Papierrohmasse zur Herstellung eines qualitativ hochwertigen Papiers. Bei den zugegebenen Polymeren handelt es sich insbesondere um ein anionisches Polyacrylamid. Insbesondere wird ein unter der Bezeichnung ”Luredur AM” hergestelltes und vertriebenes Polyacrylamid der Firma BASF verwendet. Das Polyacrylamid wird vorzugsweise in einer wässrigen Lösung vertrieben. Eine Extrusion gemeinsam mit dem Mehl sorgt ebenfalls für eine chemische Wechselwirkung und insgesamt verbesserte Eigenschaften des Papieradditivs.
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Das erfindungsgemäße Verfahren funktioniert wie folgt:
Zunächst wird eine erforderliche Menge Stärke in Form eines Mehl bereitgestellt. Als Mehle eignen sich zwar grundsätzlich verschiedene Mehle, wie beispielsweise Roggenmehl, Maismehl oder Weizenmehl. Hier wird bevorzugt ein Weizenmehl vom Typ T405 verwendet. Dazu wird das Polyvinylamin im entsprechenden Massenanteil von etwa 10% gegeben.
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In einem Mischer bzw. einem Hochleistungsmischer als sogenanntem Vorkonditionierer erfolgt eine Durchmischung des Mehls mit dem Polyvinylamin. Eine gründliche Vermengung und Homogenisierung dieser Zusammensetzung sorgt für eine gleichmäßige Produktqualität. Gegebenenfalls kann auch hier bereits eine Temperaturbehandlung der Mischung erfolgen, also beispielsweise eine Erhitzung. Je nach Feuchtegrad des Mehls und Wassergehalts des Polyvinylamins kann es außerdem erforderlich sein, zusätzlich Wasser zum Vorkonditionierer zuzugeben für eine optimale Qualität des Papieradditivs.
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Nachdem dieser Schritt erfolgt ist, wird die Mischung dem Extruder zugeführt. Der Extruder transportiert die Mehl-Polyvinylamin-Mischung entlang seiner Schnecken durch die Rohre und stellt entsprechende Reaktionsbedingungen für die Komponenten der Mischung ein. Bei Temperaturen von zwischen 120°C und 170°C und Drücken von etwa zwischen 30 bar und 50 bar lassen sich optimale Reaktionsbedingungen im Extruder einstellen. Das Polyvinylamin reagiert mit der Stärke im Mehl und sorgt für einen chemischen Aufschluss desselben. Die Verweilzeit im Extruder beträgt dazu typischerweise etwa 15 s bis 25 s, bevorzugt im vorliegenden Fall mit dem eingesetzten Doppelschneckenextruder in etwa 20 s.
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Die extrudierte Mehl-Polyvinylamin-Mischung, also das Papieradditiv, kann einerseits direkt einem Faserbrei zur Papierherstellung zugesetzt werden. Dann werden die entsprechenden Geräte miteinander gekoppelt. Die Durchsatzrate des Extruders muss dann an diejenige der Papiermaschine angepasst werden. Andererseits kann das fertige Papieradditiv auch zur Weiterverarbeitung und zum separaten Vertrieb vorbereitet werden. Im letzteren Fall muss die Mischung getrocknet und gemahlen werden. Hierzu wird beispielsweise ein Fließbetttrockner verwendet, um der Mischung das Wasser zu entziehen. Um das nun feste, kompakte Material in eine körnige bzw. granuläre Form zu bringen, die für den späteren Einsatz als streufähiger Zusatzstoff für die Papierproduktion verwendet werden kann, muss das getrocknete Material zerkleinert werden. Hierzu kann eine Mühle wie beispielsweise eine Schlagmühle dienen. Das Material lässt sich nun in der zerkleinerten bzw. gemahlenen Form beispielsweise absacken oder auf andere Weise transportfähig machen und dann als Zusatzstoff vertreiben.
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Zur Herstellung einer Papierrohmasse werden verschiedene Zellstoffanteile zusammengegeben. Es handelt sich dabei zum großen Teil um wiederverwertetes Altpapier, insbesondere macht dieses etwa bis zu 50% der Gesamtmenge an Zellstoffen aus. Weitere Zellstoffanteile werden insbesondere aus frischem Holz gewonnen. Die Zellstoffmischung wird mit Wasser versetzt, um einen Faserbrei, die so genannte Pulpe, herzustellen.
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Zur oder nach Herstellung des entsprechenden Faserbreis wird das Papieradditiv bzw. die Mehl-Polyvinylamin-Mischung diesem zugegeben und mit dem Faserbrei vermischt. Hierzu kann ein Rührwerk und insbesondere auch ein Hochleistungsmischer dienen. Nach Einstellung der entsprechenden Viskosität durch Anpassung des Wassergehaltes kann die nun fertige Papierrohmasse beispielsweise auf einer Papiermaschine zur Herstellung von Papier eingesetzt werden.