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Gebiet der Erfindung
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Die Erfindung bezieht sich auf einen anamorphotischen Objektivvorsatz zur Anordnung im Strahlengang eines Grundobjektivs auf der Seite dessen längerer Schnittweite zur Erzielung einer Abbildung eines Objektes mit unterschiedlichen Vergrößerungen in den zwei senkrecht zueinander stehenden Dimensionen des resultierenden Bildes, umfassend eine Mehrzahl optischer Glieder zylindrischer Brechkraft mit parallel zueinander ausgerichteten, primären Zylinderachsen, angeordnet in einer räumlichen Reihenfolge von einer objektivfernen Eingangsseite zu einer objektivnahen Ausgangsseite, nämlich
- – eine am eingangsseitigen Ende angeordnete Frontlinse negativer zylindrischer Brechkraft,
- – ein der Frontlinse ausgangsseitig benachbart angeordnetes erstes Kittglied, wobei die zylindrische Brechkraft eines aus der Frontlinse und dem ersten Kittglied bestehenden, frontalen Teilsystems negativ ist, und
- – ein dem ersten Kittglied ausgangsseitig benachbart angeordnetes zweites Kittglied.
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Stand der Technik
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Anamorphotische optische Abbildungssysteme, sogenannte Anamorphoten, zeichnen sich durch unterschiedliche Abbildungsmaßstäbe in den beiden Dimensionen des resultierenden Bildes aus. Verbreitete Anwendung finden Anamorphoten in der Cinemascope-Kinotechnik und zwar sowohl bei der Aufnahme als auch bei der Projektion von Breitwandfilmen. Bei der Aufnahme wird die horizontale Dimension bei der Abbildung eines Objektes auf die Detektorebene (beispielsweise Filmmaterial oder einen elektronischen Detektor) stärker verkleinert als die vertikale Dimension. Das resultierende Bild ist daher horizontal gestaucht. Bei der Projektion zur Vorführung oder Nachbearbeitung ist daher eine korrespondierende horizontale Streckung erforderlich, d. h. eine stärkere Vergrößerung in der horizontalen als in der vertikalen Dimension. Stauchung wie Streckung können durch Verwendung korrespondierender Anamorphoten bei der Aufnahme bzw. Projektion erzielt werden. Das Verhältnis der Abbildungsmaßstäbe in beiden Dimensionen wird als Anamorphotenfaktor bezeichnet. Typische Anwendungen benötigen Anamorphotenfaktoren zwischen 1,5 und 2,5.
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Eine bekannte Variante der Realisierung eines Anamorphoten ist die Verwendung eines herkömmlichen, in sich korrigierten fotografischen Objektivs – sei es ein Aufnahme- oder Projektionsobjektiv – und eines im Wesentlichen afokalen Objektivvorsatzes mit anamorphotischer Wirkung. Ein derartiger Objektivvorsatz ist in der vorgenannten, gattungsbildenden Druckschrift offenbart. Es handelt sich hierbei um ein afokales System aus sechs Zylinderlinsen, welche eine Frontlinse, zwei Kittglieder, die jeweils aus zwei Einzellinsen bestehen, und eine Abschlusslinse umfassen. Unter einer Zylinderlinse wird im Rahmen der vorliegenden Beschreibung allgemein eine Linse verstanden, bei der wenigstens eine Oberfläche einen primären Krümmungsradius um eine senkrecht zur optischen Achse stehende primäre Zylinderachse aufweist, der sich vom Krümmungsradius der Oberfläche um die senkrecht hierzu und zur optischen Achse stehende Achse unterscheidet. Die idealtypische Zylinderlinse hat die Form eines echten Zylindersegmentes, insbesondere die Form eines echten Halbzylinders. Eine solche Linse weist ausschließlich um die primäre Zylinderachse eine Krümmungsradius auf. Im vorliegenden Kontext mit eingeschlossen sollen jedoch auch Linsen mit lediglich zylindrischer Komponente sein, d. h. Linsen, die auch um die zur optischen Achse und zur primären Achse stehende sekundäre Zylinderachse einen vom primären Krümmungsradius verschiedenen sekundären Krümmungsradius aufweisen. Bei der Beschreibung der vorliegenden Erfindung beziehen sich jedoch sämtliche Formangaben, wie beispielsweise plan, plankonvex, plankonkav, bikonvex, bikonkav oder meniskusförmig auf die Linsenform um die primäre Zylinderachse, d. h. auf die sich in einem Querschnitt senkrecht zur primären Zylinderachse und entlang der optischen Achse darstellende Linsenform. Sofern hier gemachte Formangaben anders zu verstehen sind, wird ausdrücklich darauf hingewiesen.
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Bei dem bekannten Objektivvorsatz ist die eingangsseitige Frontlinse plankovex und hat eine positive Brechkraft. Das hierzu ausgangsseitige erste Kittglied besteht aus einer eingangsseitigen plankonvexen und einer ausgangsseitigen plankonkaven Linse und hat ebenfalls eine positive Brechkraft. Das hierzu ausgangsseitig angeordnete zweite Kittglied besteht aus einer eingangs- und ausgangsseitigen, bikonvexen Linse mit negativer Brechkraft. Die hierzu ausgangsseitige Abschlusslinse besteht aus einer bikonkaven Linse mit ebenfalls negativer Brechkraft. Die Abstände zwischen Frontlinse, erstem und zweitem Kittglied und der Abschlusslinse sind dabei fest. Die Begriffe „eingangsseitig” und „ausgangsseitig” sind im vorliegenden Kontext synonym zu „objektivfern” und „objektivnah” zu verstehen, wobei sich diese Begriffe auf die bestimmungsgemäße Anordnung des Objektivvorsatzes relativ zu dem korrigierten fotografischen Objektiv beziehen. Obgleich die Begriffe „eingangsseitig” und „ausgangsseitig” auf eine Anwendung des Gesamtsystems zur Bildaufnahme hinzudeuten scheinen, sollen auch Projektionsanwendungen gleichermaßen erfasst sein.
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Ein weiterer Objektivvorsatz ist bekannt aus der
DE 1688 585 U und besteht aus fünf Linsen, nämlich einer plankonkaven Frontlinse, einem ersten Kittglied aus einer plankonkaven eingangsseitigen Linse und einer ausgangsseitigen, positiven Meniskuslinse, die mit der eingangsseitigen Plankonkavlinse verkittet ist, sowie einem zweiten Kittglied, bestehend aus einer eingangsseitigen, negativen Meniskuslinse und einer mit dieser verkitteten ausgangsseitigen Bikonvexlinse.
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Ein wichtiger Nachteil der bekannten Objektivvorsätze besteht darin, das sich bei der Entfernungseinstellung, die durch Relativverschiebung eines aus Frontlinse und erstem Kittglied gebildeten Teilsystems einerseits zum zweiten Kittglied andererseits eine Veränderung des Abbildungsmaßstabes ergibt. Änderung der Entfernungseinstellung führt somit zu einer Änderung des Stauchungs- bzw. Streckungsverhältnisses in einem hohe Qualitätsanforderungen nicht erfüllendem Maß. Zudem sind die Abbildungsfehler, insbesondere Verzeichnung und Bildfeldkrümmung größer als erwünscht.
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Ein ähnlicher, ebenfalls 5-linsiger Anamorphot mit bikonkaver Frontlinse ist aus der
US 5 930 050 A bekannt. Auch hier erfolgt die Entfernungseinstellung durch Änderung des Abstandes zwischen den beiden Kittgliedern.
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Aufgabenstellung
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Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, den bekannten Objektivvorsatz derart zu verbessern, dass sich die Veränderung des Abbildungsmaßstabes bei der Entfernungseinstellung einerseits und die Abbildungsfehler andererseits reduzieren.
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Darlegung der Erfindung
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Diese Aufgabe wird in Verbindung mit den Merkmalen des Oberbegriffs von Anspruch 1 dadurch gelöst, dass ausgangsseitig benachbart zu dem zweiten Kittglied eine Abschlusslinse positiver Brechkraft angeordnet ist, die relativ zu der Frontlinse sowie zu dem ersten und dem zweiten Kittglied axial verschieblich ist.
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Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind Gegenstand der abhängigen Patentansprüche.
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Die Anordnung der zusätzlichen Linse gemäß der Erfindung zeitig zwei wesentliche Vorteile. Zum einen lässt das gegenüber dem Stand der Technik optisch komplexere, sechslinsige System eine bessere Korrektion von Abbildungsfehlern, insbesondere von Verzeichnung und Feldkrümmung zu. Andererseits kann die gesamte Entfernungseinstellung auf die zusätzliche Abschlusslinse verlagert werden, die relativ zu Frontlinse sowie erstem und zweitem Kittglied axial verschieblich anzuordnen ist. Im Gegensatz dazu mussten beim Stand der Technik stets die beiden Kittglieder relativ zueinander axial verschoben werden, um eine Entfernungseinstellung vorzunehmen. Die erfindungsgemäße Entfernungseinstellung mittels der zusätzlichen Abschlusslinse führt dagegen zu einer deutlich verringerten Abhängigkeit des Abbildungsmaßstabes von der Entfernungseinstellung als zuvor.
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist daher auch vorgesehen, dass die Frontlinse, das erste Kittglied und das zweite Kittglied axial fest zueinander angeordnet sind. Auf diese Weise wird trotz der erhöhten optischen Komplexität der mechanische Aufbau des Systems deutlich vereinfacht.
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Zur Erzielung einer besonders geringen Beeinflussung des Abbildungsmaßstabes durch die Entfernungseinstellung ist bevorzugt vorgesehen, dass die ausgangsseitige Oberfläche des zweiten Kittgliedes und die eingangsseitige Oberfläche der Abschlusslinse plan ausgebildet sind. Unter einer planen oder ebenen Linsenfläche sei im vorliegenden Kontext eine Oberfläche mit einem Krümmungsradius größer als 300 mm, bevorzugt größer als 500 mm, besonders bevorzugt größer als 1000 mm verstanden. Damit beschränkt sich die Entfernungseinstellung im Wesentlichen auf eine Änderung der Breite eines beidseitig von ebenen Flächen abgeschlossenen Luftspaltes. Entsprechend geringer Aufwand muss zur Justage der Zylinderlinsen getrieben werden.
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Insbesondere hat es sich als günstig erwiesen, wenn das zweite Kittglied aus einer eingangsseitigen Bikonkavlinse und einer mit dieser verkitteten ausgangsseitigen Plankonvexlinse gebildet ist. Es versteht sich aus der Definition eines Kittgliedes von selbst, dass die nach eingangsseitig gerichtete, konvexe Oberfläche der Plankonvexlinse einen Krümmungsradius aufweist, der mit dem ausgangsseitigen Krümmungsradius der eingangsseitigen Bikonkavlinse, mit der die Plankonvexlinse verkittet ist, korrespondiert.
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Die zylindrische Brechkraft des zweiten Kittgliedes ist bevorzugt negativ, die zylindrische Brechkraft eines rückwärtigen Teilsystems, bestehend aus dem zweiten Kittglied und der Abschlusslinse, hingegen bevorzugt positiv.
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Bevorzugt ist die eingangsseitige Oberfläche des ersten Kittgliedes plan ausgebildet. Das Herzstück des Anamorphoten, nämlich die zwei Kittglieder, die allein bereits grundsätzlich zur Erzielung der anamorphotischen Abbildung hinreichend wären, ist somit eingangsseitig wie ausgangsseitig von einer Planfläche abgeschlossen. Dies erleichtert die Ankopplung der im Wesentlichen zur Korrektion dienenden Frontlinse und Abschlusslinse.
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Gleichwohl hat es sich als günstig erwiesen, von dem Versuch Abstand zu nehmen, einen im Grunde funktionstüchtigen, vierlinsigen Anamorphoten durch einfache Hinzunahme einer Frontlinse und einer Abschlusslinse „zu verbessern”, sondern stattdessen das gesamte sechslinsige System neu zu berechnen. Dabei hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn die zylindrische Brechkraft des ersten Kittgliedes positiv ist, obgleich die zylindrische Brechkraft des frontalen Teilsystems, bestehend aus Frontlinse und erstem Kittglied, ja negativ ist. Somit weisen wie auch im Stand der Technik die Kittglieder unterschiedliche Vorzeichen ihrer Brechkräfte auf, wobei jedoch die Vorzeichenzuordnung im Vergleich zum Stand der Technik umgekehrt ist. Für die beiden Teilsysteme (frontal und rückwärtiges Teilsystem) gilt jedoch die gleiche Vorzeichenzuordnung wie im Stand der Technik.
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Allerdings können aufgrund der Korrekturlinsen, insbesondere der erfindungsgemäßen Abschlusslinse, die Kittglieder mit insgesamt geringerer Brechkraft ausgestattet sein, was sich im Hinblick auf resultierende Abbildungsfehler vorteilhaft bemerkbar macht, so ist bevorzugt vorgesehen, dass die zylindrische Brechkraft des ersten Kittgliedes größer als 300 mm, insbesondere größer als 500 mm, insbesondere größer als 1000 mm, insbesondere sogar größer als 10.000 mm ist.
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Zur Erzielung eines Anamorphotenfaktors von 2 ist bevorzugt vorgesehen, dass die zylindrische Brennweite des frontalen Teilsystems betragsmäßig halb so groß ist wie die zylindrische Brennweite des rückwärtigen Teilsystems ist, d. h. ein betragsmäßiges Brennweitenverhältnis von frontalem zu rückwärtigem Teilsystem von 1:2. Selbstverständlich ist es auch möglich, zur Erzielung anderer Anamorphotenfaktoren andere Brennweitenverhältnisse der Teilsysteme zu wählen. Insbesondere haben sich Verhältnisse von 1:1,25 zur Erzielung eines Anamorphotenfaktors von 1,25 und von 1:1,33 zur Erzielung eines Anamorphotenfaktors von 1,33 bewährt.
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Obgleich sich die Erfindung, wie Eingangs erläutert auf Linsen mit einer Zylinderkomponente bezieht, ist bevorzugt die Verwendung reiner Zylinderlinsen vorgesehen. D. h. das günstigerweise sämtliche Linsen senkrecht zu ihren primären Zylinderachsen plan ausgebildet sind, was so zu verstehen ist, dass die Linsen im sagittalen Schnitt planparallel und im meridionalen Schnitt in der oben beschriebenen Weise meniskusartig, bikonkav, bikonvex, plankonkav oder plankonvex erscheinen.
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Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden speziellen Beschreibung und den Zeichnungen.
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Kurzbeschreibung der Zeichnungen
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Es zeigen:
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1: einen schematisierten Meridionalschnitt eines erfindungsgemäßen Vorsatzanamorphoten vor einem korrigierten fotografischen Objektiv
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2: einen schematisierten Sagittalschnitt des Systems von 1
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3: ein Feldkrümmungsdiagramm des Systems der 1 und 2
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4: ein Verzeichnungsdiagramm des Systems der 1 und 2
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Ausführliche Beschreibung bevorzugter Ausführungsformen
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Gleiche Bezugszeichen in den Figuren deuten auf gleiche oder analoge Bauteile hin.
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Die 1 und 2 zeigen in schematisierter Darstellung senkrecht zueinander stehende Schnitte durch ein optisches Aufnahme- oder Projektionssystem, umfassend ein in sich korrigiertes fotografisches Objektiv 100, welches als Aufnahme- oder als Projektionsobjektiv ausgebildet sein kann, und einen anamorphotischen Vorsatz 200, der dem Objektiv 100 auf dessen Seite mit größerer Schnittweite auf derselben optischen Achse 300 vorgesetzt ist. Handelt es sich bei dem fotografischen Objektiv 100 um ein Aufnahmeobjektiv, ist der anamorphotische Vorsatz 200 objektseitig des Objektivs 100 angeordnet; handelt es sich bei dem fotografischen Objektiv 100 um ein Projektionsobjektiv, ist der anamorphotische Vorsatz 200 bildseitig des Objektivs 100 angeordnet.
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1 zeigt das System im Meridionalschnitt; 2 zeigt das System im dazu senkrechten Sagittalschnitt. Man erkennt, dass sämtliche Linsen des Vorsatzanamorphoten 200 als Zylinderlinsen mit jeweils wenigstens einer um eine vertikale Zylinderachse gekrümmten Oberfläche, wie dies im Sagittalschnitt erkennbar ist. Senkrecht dazu sind die Oberflächen, wie im Meridionalschnitt erkennbar, nicht gekrümmt. Denkbar wären jedoch auch Ausführungsformen, in denen die Linsen des Vorsatzanamorphoten 200 auch um horizontale Zylinderachsen gekrümmte Oberflächen aufweisen. Dies ist jedoch für die vorliegende Erfindung nicht wesentlich. Nachfolgende Formangaben qualitativer wie quantitativer Art beziehen sich daher auf die im Sagittalschnitt von 2 erkennbaren Linsenformen.
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Der erfindungsgemäße Vorsatzanamorphot 200 in seiner bevorzugten Ausführungsform gemäß 2 weist in der Reihenfolgen von der in den Figuren links dargestellten Eingangsseite zur rechts dargestellten Ausgangsseite folgende Linsenabfolge auf. Als Frontlinse 10 ist eine negative Meniskuslinse vorgesehen. Ihre konvexe Seite 11 ist eingangsseitig gerichtet; ihre konkave Seite 12 ist ausgangsseitig gerichtet, d. h. der Krümmungsradius ihrer Eingangsseite 11 ist größer als derjenige ihrer Ausgangsseite 12. Ausgangsseitig gefolgt wird die Frontlinse 10 von einem ersten Kittglied, umfassend eine eingangsseitig angeordnete Plankonkavlinse mit Eingangsseite 21 und Ausgangsseite 22 sowie eine ausgangsseitige Bikonvexlinse mit eingangsseitiger Oberfläche 31 und ausgangsseitiger Oberfläche 32. Die ausgangsseitige Oberfläche 22 der Plankonkavlinse 20 und die eingangsseitige Oberfläche 31 der Bikonvexlinse 30 weisen korrespondierende Krümmungsradien auf und sind fest miteinander verkittet. Insgesamt weist das erste Kittglied eine positive Brechkraft auf, bevorzugt eine geringe positive Brechkraft, d. h. eine lange Brennweite. Ausgangsseitig gefolgt wird das erste Kittglied von einem zweiten Kittglied, umfassend eine eingangsseitige Bikonkavlinse 40 mit eingangsseitiger Oberfläche 41 und ausgangsseitiger Oberfläche 42 sowie eine ausgangsseitige Plankonvexlinse mit eingangsseitiger Oberfläche 51 und ausgangsseitiger Oberfläche 52. Die ausgangsseitige Oberfläche 42 der Bikonkavlinse 40 und die eingangsseitige Oberfläche 51 der Plankonvexlinse 50 weisen korrespondierende Krümmungsradien auf und sind fest miteinander verkittet. Insgesamt weist das zweite Kittglied eine negative Brechkraft auf, bevorzugt eine geringe negative Brechkraft, d. h. eine vergleichsweise lange Brennweite.
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Ausgangsseitig gefolgt wird das zweite Kittglied von einer als Plankonvexlinse ausgebildeten Abschlusslinse 60 mit eingangsseitiger Planfläche 61 und ausgangsseitiger Konvexfläche 62. Man erkennt, dass die Planflächen des zweiten Kittgliedes und der Abschlusslinse, d. h. die ausgangsseitige Oberfläche 52 der Plankonvexlinse 50 und die eingangsseitige Oberfläche 61 der Abschlusslinse 60 einander gegenüberliegend angeordnet sind. Dies erlaubt eine besondere Art der Entfernungseinstellung des Vorsatzanamorphoten 200 mit äußerst geringer Maßstabsänderung bei der Entfernungsverstellung. Wie durch den Verstellpfeil 400 angedeutet, ist die Abschlusslinse 60 relativ zu den übrigen Linsen des Vorsatzanamorphoten 200, die relativ zueinander, vorzugsweise starr angeordnet sind, axial verschieblich. Die gesamte Entfernungseinstellung wird daher beim erfindungsgemäßen Vorsatzanamorphoten 200 auf die Abschlusslinse 60 verlagert.
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Nachfolgend sind in tabellarischer Auflistung zwei bevorzugte, konkrete Linsenkonfigurationen wiedergegeben. Die erste Spalte bezeichnet jeweils mit den in den
1 und
2 verwendeten Bezugszeichen eine Linsenoberfläche und die zweite Spalte deren Krümmungsradius im Sagittalschnitt. Die Krümmungsradien im Meridionalschnitt, die vorzugsweise sämtlich unendlich sind, sind in der Tabelle nicht gesondert aufgeführt. Spalte 3 bezeichnet den ausgangsseitigen Abstand der jeweiligen Oberfläche bis zur unmittelbar benachbarten Oberfläche. Die Angabe bei einer eingangsseitigen Oberfläche bezeichnet somit die Linsendicke auf der optischen Achse; bei einer ausgangsseitigen Oberfläche bezeichnet die Angabe den Abstand zweier benachbarter Linsen auf der optischen Achse
300. Spalte 4 gibt den Brechungsindex und Spalte 5 die Abbe-Zahl des ausgangsseitig der jeweiligen Oberfläche angeordneten Mediums an, wobei ein Brechungsindex 1 und eine Abbe-Zahl 0 auf den Luftspalt zwischen zwei Linsen hinweisen.
Fläche | Krümmungsradius
[mm] | Dicke
[mm] | Brechungsindex
n | Abbe-Zahl
v |
11 | 148,7 | 4,0 | 1,76 | 50,5 |
12 | 66,1 | 25,0 | 1,0 | 0 |
21 | –1.249,5 | 4,0 | 1,73 | 52,7 |
22/31 | 52,6 | 27,5 | 1,65 | 32,9 |
32 | –166,6 | 45,9 | 1,0 | 0 |
41 | –77,5 | 4,4 | 1,76 | 26,9 |
42/51 | 222,2 | 12,0 | 1,72 | 46,3 |
52 | 1.346,1 | 10,9 | 1,0 | 0 |
61 | –1.044,1 | 9,6 | 1,79 | 45,9 |
62 | –75,5 | 2,0 | 1,0 | 0 |
Tabelle 1 erstes Ausführungsbeispiel
Fläche | Krümmungsradius
[mm] | Dicke
[mm] | Brechungsindex
n | Abbe-Zahl
v |
11 | 112,8 | 4,0 | 1,76 | 52,3 |
12 | 51,2 | 8,5 | 1,0 | 0 |
21 | –261,9 | 4,0 | 1,76 | 52,3 |
22/31 | 60,3 | 10,5 | 1,65 | 33,8 |
32 | –142,6 | 71,3 | 1,0 | 0 |
41 | –92,1 | 4,4 | 1,75 | 34,9 |
42/51 | 101,3 | 5,0 | 1,72 | 46,0 |
52 | ∞ | 2,6 | 1,0 | 0 |
61 | ∞ | 6,5 | 1,79 | 47,5 |
62 | –70,4 | 2,0 | 1,0 | 0 |
Tabelle 2 zweites Ausführungsbeispiel
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3 zeigt ein Diagramm der Feldkrümmung eines Systems aus einem Vorsatzanamorphoten gemäß obigem Ausführungsbeispiel 1 (Tabelle 1) und einem in sich korrigierten 50 mm-Aufnahmeobjektiv, dessen Bildfehlerbeitrag hier weitestgehend vernachlässigt werden kann. Man erkennt, dass sich die sagittale Feldkrümmung, dargestellt in der mit „S” bezeichneten Kurve selbst für äußerste Randstrahlen auf circa 0,1 mm beschränkt. Die meridionale Feldkrümmung, dargestellt in der mit „T” bezeichneten Kurve liegt sogar lediglich im Bereich von 0,04 mm.
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Auch die in 4 dargestellte Verzeichnung des Systems kann als äußerst gering beschrieben werden und beschränkt sich selbst für äußerste Randstrahlen auf weniger als 5%.
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Die auch als „breathing” bezeichnete Abhängigkeit des Abbildungsmaßstabes von der Entfernungseinstellung beläuft sich bei dem Vorsatzanamorphoten 200 gemäß dem ersten Ausführungsbeispiel (Tabelle 1) auf maximal 2,5% bei Änderung der Entfernungseinstellung von unendlich bis zum minimalen Abstand des Objektivs, der beim hier gemessenen Fall bei 3 m liegt. Klassische Vorsatzanamorphoten weisen mit dem selben Aufnahmeobjektiv ein breathing von circa 7% auf. Das „breathing” des Vorsatzanamorphoten 200 gemäß zweitem Ausführungsbeispiel (Tabelle 2) liegt in vergleichbarer Größenordnung wie beim ersten Ausführungsbeispiel.
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Natürlich stellen die in der speziellen Beschreibung diskutierten und in den Figuren gezeigten Ausführungsformen nur illustrative Ausführungsbeispiele der vorliegenden Erfindung dar. Dem Fachmann ist im Lichte der hiesigen Offenbarung ein breites Spektrum von Variationsmöglichkeiten an die Hand gegeben. Insbesondere wird der Fachmann Einzelheiten wie spezielle Glaswahl, Linsendurchmesser, Kittmaterialien und andere Konstruktionsmerkmale den Erfordernissen des Einzelfalls anzupassen haben.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Frontlinse
- 11
- eingangsseitige Oberfläche von 10
- 12
- ausgangseitige Oberfläche von 10
- 20
- Eingangslinse des ersten Kittgliedes
- 21
- eingangsseitige Oberfläche von 20
- 22
- ausgangsseitige Oberfläche von 20
- 30
- Ausgangslinse des ersten Kittgliedes
- 31
- eingangsseitige Oberfläche von 30
- 32
- ausgangsseitige Oberfläche von 30
- 40
- Eingangslinse des zweiten Kittgliedes
- 41
- eingangsseitige Oberfläche von 40
- 42
- ausgangsseitige Oberfläche von 40
- 50
- Ausgangslinse des zweiten Kittgliedes
- 51
- eingangsseitige Oberfläche von 50
- 52
- ausgangsseitige Oberfläche von 50
- 60
- Abschlusslinse
- 61
- eingangsseitige Oberfläche von 60
- 62
- ausgangsseitige Oberfläche von 60
- 100
- Aufnahmeobjektiv
- 200
- Vorsatzanamorphot
- 300
- optische Achse
- 400
- Verschiebepfeil