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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum klemmenden Befestigen von Osteosynthesecerclagen, insbesondere Cerclageseilen, bestehend aus einem, die Cerclage zum Fixieren aufnehmenden Gehäusekörper und ein in eine Ausnehmung des Gehäusekörpers einsetzbares Klemmteil, welches die Cerclage gegen den Gehäusekörper presst, wobei der Gehäusekörper mindestens zwei Durchgangsöffnungen für die Cerclage besitzt, gemäß Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
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Sogenannte Seilklemmen für Osteosyntheseseile gehören zum seit Jahrzehnten bekannten Stand der Technik.
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Die Smith & Nephew, Inc., Memphis/USA stellt eine Seilklemme vor, die als sogenanntes Accord Cable System bezeichnet wird bzw. bei diesem System Verwendung findet.
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Die Seilklemme besteht aus einem Grundkörper, der eine erste Durchgangsöffnung für das Cerclageseil aufweist. Ein mit dem Grundkörper über eine Schraube verbindbares Klemmteil nimmt das mit Hilfe einer Spannvorrichtung gespannte Seil klemmend auf und fixiert dieses. Die Befestigung wird diesbezüglich über die Flächenpressung zwischen Klemmteil und Seil bzw. der entsprechenden Oberfläche des Gehäusekörpers realisiert.
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Bekannt sind darüber hinaus Klemmhülsen für Seilcerclagen, die über eine Crimpverbindung die entsprechenden Seilenden gegeneinander fixieren.
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Verwiesen sei diesbezüglich auf das Firmenprospekt der Firma Synthes US, 2003, „The Orthopaedic Cable System – Technique Guide”.
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Verschiedene weitere Möglichkeiten des Fixierens von Cerclageseilen werden in der
US 7 255 701 B2 erläutert.
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Bei einer dortigen Ausführungsform, die vorliegend gattungsbildend berücksichtigt wurde, ist ein Gehäusekörper vorhanden, der zwei im Wesentlichen parallel verlaufende Durchgangsöffnungen zur Aufnahme eines Cerclageseils besitzt.
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Im Gehäusekörper befindet sich darüber hinaus eine Ausnehmung mit Innengewinde. In die Ausnehmung mit Innengewinde ist ein Klemmteil einsetzbar, das über ein Außengewinde verfügt.
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Das schraubenartig ausgebildete Klemmteil wird zum Befestigen der Cerclageseile über die Gewindeverbindung in die Ausnehmung im Gehäusekörper hineingedreht und führt zu einem Presssitz und eine entsprechende Klemmung, die sich zwischen der Unterseite des Klemmteils, den entsprechenden Abschnitten der Cerclageseile und dem Gehäusekörper einstellt. Das diesbezüglich vorbekannte Klemmteil ist dabei aufgrund seiner Gewindekonfiguration verlierbar. Eine zusätzliche Sicherung gegen unbeabsichtigtes Lösen des Klemmteils und damit der Cerclage besteht nicht. Weiterhin muss der vorbekannte Gehäusekörper mit Klemmteil über relativ große Abmessungen verfügen, damit eine ausreichende Anzahl von Gewindegängen zur Kraftübertragung realisiert werden kann.
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US 2009/0105717 A1 offenbart eine Knochenplatte mit mindestens einer Öffnung zur Aufnahme eines oberflächenseitig montierten Nockens. Durchgangsöffnungen in der Knochenplatte ermöglichen das Einbringen eines Seiles, insbesondere auch eine Cerclageseils. Mit Hilfe des Cerclageseils kann die Knochenplatte am Knochen fixiert werden, und zwar durch eine diesbezügliche Umschlingung. Die dort vorgesehenen Nocken können in einer Ausnehmung in der Knochenplatte verdreht werden, und zwar unter Erhalt der Klemmung, die sich durch die Kraftwirkung beim Verdrehen des Nockens mit entsprechend strukurierter Kurvenbahn einstellt.
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Aus dem Vorgenannten ist es daher Aufgabe der Erfindung, eine weiterentwickelte Vorrichtung zum klemmenden Befestigen von Osteosynthesecerclagen, insbesondere Cerclageseilen, bestehend aus einem, die Cerclage zum Fixieren aufnehmenden Gehäusekörper und ein in eine Ausnehmung des Gehäusekörpers einsetzbares Klemmteil anzugeben, welche es ermöglicht, die Klemmung und eine Nachspannung des Cerclageseils intraoperativ mehrfach vornehmen zu können. Darüber hinaus soll eine intraoperative Lockerung des Seiles, insbesondere bei der Nutzung mehrerer Seile zur Frakturreposition und -stabilisierung vermieden werden. Ergänzend ist bei der anzugebenden Vorrichtung dafür Sorge zu tragen, dass sich bei entsprechendem Gegendruck durch die Fraktur bzw. Frakturfragmente bzw. eine eingesetzte Knochenplatte auf das Seil, d. h. die Cerclage eine zusätzliche Straffung ergibt, jedoch die Gefahr einer Lockerung ausgeschlossen ist.
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Die Lösung der Aufgabe der Erfindung erfolgt durch die Lehre gemäß der Merkmalskombination nach Anspruch 1, wobei die Unteransprüche mindestens zweckmäßige Ausgestaltungen und Weiterbildungen umfassen.
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Es wird demnach von einer Vorrichtung zum klemmenden Befestigen von Osteosynthesecerclagen ausgegangen. Bei diesen Osteosynthesecerclagen handelt es sich insbesondere um Cerclageseile oder Cerclagedrähte. Das nachstehend erläuterte erfindungsgemäße Prinzip kann grundsätzlich auch Anwendung bei Cerclagebändern finden, ohne die vorgeschlagene Lehre verlassen zu müssen.
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Die Vorrichtung besteht aus einem die Cerclage zum Fixieren aufnehmenden Gehäusekörper. Hier handelt es sich üblicherweise um einen Gehäusekörper aus einem biokompatiblen Material, z. B. Titan. Weiterhin umfasst die Vorrichtung ein in eine Ausnehmung des vorerwähnten Gehäusekörpers einsetzbares Klemmteil. Dieses Klemmteil presst die Cerclage gegen den Gehäusekörper, wobei der Gehäusekörper mindestens zwei Durchgangsöffnungen, üblicherweise ausgeführt als Bohrungen, für die Cerclage besitzt.
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Das Klemmteil ist eine in der Ausnehmung des Gehäusekörpers drehbare Hülse mit Exzenter.
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Der Exzenter ist als über den Außenumfang der Hülse eingebrachte Nut mit Abschnitten unterschiedlicher Nutbreite und/oder Nuttiefe ausgebildet. Durch das Verdrehen der Hülse mit dem durch die Nut entstandenen Exzenter kann ein über die Durchgangsöffnungen mindestens teilweise in die Ausnehmung des Gehäusekörpers hineinreichendes Cerclageseil gepresst bzw. geklemmt werden.
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist die Nut einen im Wesentlichen halbkreisförmigen Querschnitt auf.
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Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, die erfindungsgemäße Konstruktion aus Gehäusekörper und Klemmteil so zu modifizieren, dass die Durchgangsöffnungen sowie die Abmessungen der exzenterrelevanten Nut an den Durchmesser einzusetzender oder anwendbarer Cerclageseile bzw. -drähte angepasst wird.
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Erfindungsgemäß ändert sich die Nutbreite der Exzenter-Nut über den Außenumfang der Hülse, und zwar bevorzugt kontinuierlich, d. h. mit stetigem Übergang.
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Prinzipiell ist allerdings auch eine unstetige, diskontinuierliche oder abschnittsweise sich ändernde Nutbreite realisierbar, solange die Wirkung des Exzenters als krafterzeugendes Bauteil beibehalten bleibt. Dabei ist zu beachten, dass die Kraftübersetzung im Fall kleiner werdender Exzentrizität wächst.
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Bei einer Ausgestaltung der Erfindung weist die Hülse einen oberseitigen überstehenden Rand in Form eines Flansches auf, der an einem korrespondierenden Rücksprung in der Ausnehmung des Gehäusekörpers anliegt. Über diesen Flansch wird die Verdrehung der Hülse gewährleistet, ohne dass die Hülse durch die Ausnehmung hindurchfällt.
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Mindestens eine der Durchgangsöffnungen ist als Sekante oder insbesondere Tangente zur insbesondere kreisförmigen Ausnehmung im Gehäusekörper ausgebildet, wobei die diesbezügliche Durchgangsöffnung über einen Teilbereich in die Ausnehmung hineinreicht.
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Wird in die diesbezüglich ausgestaltete Durchgangsöffnung ein Cerclageseil eingebracht, dann reicht ein oberflächenseitiger Abschnitt des Cerclageseils in die quasi freie Ausnehmung hinein. Diesbezüglich kommt die drehbare Hülse mit ihrer Exzenter-Nut mit der entsprechenden Oberfläche des Cerclageseils in Kontakt, wobei durch Verdrehen der Hülse bezogen auf die Position des Gehäusekörpers die gewünschte Arretierung des Cerclageseils realisierbar ist. Eine entsprechende Rückdrehbewegung ermöglicht dann ein Lockern der Klemmverbindung und ein Nachspannen des Seiles im Sinne der eingangs erläuterten Aufgabenstellung der Erfindung.
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Zusätzlich ist im Sekanten- oder Tangentenbereich in der Ausnehmung eine Nut befindlich, welche schräg oder quer zur Längsachse der diesbezüglichen Durchgangsöffnung verläuft. Diese quasi zum Cerclageseil querliegende Nut, die in den Gehäusekörper eingearbeitet ist, ermöglicht eine noch bessere Pressung und damit eine Optimierung des Seil-Klemmvorgangs. Gleichzeitig wird die Gefahr einer unerwünschten Lockerung der Klemmung verhindert bzw. minimiert.
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Die drehbare Hülse ist unverlierbar in der Ausnehmung des Gehäusekörpers eingesetzt bzw. entsprechend gesichert.
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Zum Ansetzen eines Werkzeugs weist die Hülse eine Innenkontur, bevorzugt einen Innenvielkant oder dergleichen Ausgestaltung auf. Damit kann z. B. ein schraubendreherähnliches Gebilde mit Außenvielkant mit dem Innenvielkant in Wirkverbindung gebracht werden, um die Verdrehung der Hülse zu bewerkstelligen und die gewünschte Cerclageklemmung zu erreichen.
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Die erwähnten mindestens zwei Durchgangsöffnungen verlaufen im Wesentlichen parallel zueinander und besitzen einen Durchmesser, der auf die maximal einsetzbare Cerclage abgestimmt ist.
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Durch die drehbare Hülse mit Exzenter ist die Befestigung der Cerclage zerstörungsfrei lösbar und es ergibt sich damit in einfacher Weise die Möglichkeit, ein intraoperatives Nachspannen der entsprechenden Cerclageseile zu bewerkstelligen.
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Die Erfindung soll nachstehend anhand eines Ausführungsbeispiels sowie unter Zuhilfenahme von Figuren näher erläutert werden.
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Hierbei zeigen:
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1a eine perspektivische Darstellung des erfindungsgemäßen Gehäusekörpers mit Ausnehmung und Quernut;
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1b eine Draufsicht,
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1c eine Seitenansicht und
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1d einen Schnitt durch den erfindungsgemäßen Gehäusekörper längs der Linie A-A gemäß 1b;
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2a eine Seitenansicht der Hülse mit Exzenter-Nut;
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2b eine Schnittdarstellung längs der Linie B-B nach 2a;
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2c eine weitere Seitenansicht der Hülse mit erkennbarer sich verjüngender, d. h. reduzierter Nutbreite;
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2d eine weitere Seitenansicht der drehbaren Hülse mit umfangsseitig gegenüberliegend zuspitzenden Enden der Exzenter-Nut;
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2e eine Draufsicht auf die drehbare Hülse mit ersichtlichem Innenvielkant zur Aufnahme eines Werkzeugs und
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2f ein Schnitt längs der Linie A-A der Hülse gemäß Darstellung nach 2e;
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3a eine Draufsicht auf die einsatzbereite Vorrichtung zur klemmenden Befestigung von Osteosynthesecerclagen mit im Gehäusekörper eingesetzter Hülse und
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3b eine Seitenansicht der Vorrichtung mit Durchgangsöffnungen zur Aufnahme der in den Figuren nicht gezeigten Cerclage.
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Der in der 1a in perspektivischer Ansicht gezeigte Gehäusekörper 1 weist eine im Wesentlichen kreisförmige Ausnehmung 3 auf, die über einen Absatz oder eine Stufung 4 verfügt.
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Weiterhin sind im Gehäusekörper 1 zwei Durchgangsöffnungen 5; 6 eingebracht, deren Durchmesser auf den Durchmesser des in der Figur nicht gezeigten Cerclageseils abgestimmt ist.
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Ersichtlich ist die Durchgangsbohrung 5 quasi als Sekante zur kreisförmigen Ausnehmung 3 ausgebildet.
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Ein in der Durchgangsöffnung 5 eingeschobenes oder eingebrachtes Cerclageseil ist bei offenem Gehäusekörper sichtbar, tritt also in einen Teilabschnitt der Ausnehmung 3 ein. Ergänzend ist im Bereich, bei dem die Durchgangsöffnung 5 sich mit der Ausnehmung 3 schneidet, eine Quernut 7 befindlich.
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Wird die in den Figuren nach 2a bis 2f gezeigte drehbare Hülse 2 in die Ausnehmung 3 eingesetzt, kommt es mit Verdrehen der Hülse 2 aufgrund der exzentrischen Ausführung zu einem Verklemmen des Cerclageseils und Hineindrücken in den Bereich der Quernut, was zu einer zusätzlichen Fixierung maßgeblich beiträgt.
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Wie aus den 2a bis 2f nachvollziehbar, ist das Klemmteil erfindungsgemäß als in die Ausnehmung des Gehäusekörpers 1 einsetzbare drehbare Hülse 2 ausgebildet. Diese Hülse weist quasi eine zylindrische Form auf, besitzt jedoch einen Exzenter.
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Der Exzenter ist beispielhaft als über den Außenumfang der Hülse 2 eingebrachte Nut 8 realisiert, wobei die Nut 8 Abschnitte unterschiedlicher Nutbreite 9 und/oder Nuttiefe aufweist.
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Die Nut 8 besitzt einen im Wesentlichen halbkreisförmigen Querschnitt.
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Die Nutbreite 9 ändert sich, wie aus den 2c und 2d ersichtlich, über den Außenumfang der Hülse 2 im Sinne einer kontinuierlichen Verringerung. Hierdurch ergibt sich die gewünschte Exzentrizität (siehe auch 2b).
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Die Hülse 2 weist einen oberseitigen Rand oder Flansch 10 auf, der am korrespondierenden Rücksprung 4 in der Ausnehmung 3 des Gehäusekörpers 1 zur Anlage kommt.
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Mit einer quasi nietähnlichen Verformung der Hülse 2 bezüglich der dem Flansch 10 gegenüberliegenden Seite 11 kann die Hülse 2 im Gehäusekörper 1 unverlierbar, jedoch unter Erhalt der Drehbeweglichkeit gesichert werden.
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Weiterhin weist die Hülse 2 einen Innenvielkant oder dergleichen Ausgestaltung zur Aufnahme eines in den Figuren nicht gezeigten Werkzeugs auf.
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Durch die Ausbildung der drehbaren Hülse 2 mit Exzenter bzw. Exzenter-Nut kann die Befestigung von Cerclagen zerstörungsfrei gelöst und nachgespannt und anschließend wieder befestigt werden, was bei den Lösungen des Standes der Technik entweder nicht oder nur mit großem Aufwand machbar ist.
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Im Funktionszustand nach den 3a und 3b ist die Hülse 2 im Gehäusekörper 1 eingesetzt. Die Exzenter-Nut 8 ist in der Seitenansicht gemäß 3b angedeutet. Durch Verdrehung der Hülse 2 schließt sich quasi mehr oder weniger das in der 2b gezeigte Fenster der (unteren) Durchgangsöffnung 5 mit der Folge einer Verklemmung eines darin befindlichen Cerclageseils.
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Die vorgestellte Lösung kann als Klemme für Osteosyntheseseile mit und ohne stabilisierende Knochenplatte Verwendung finden. Das Prinzip der Verklemmung geht zurück auf eine exzentrische Kraftwirkung, die es erlaubt, die Klemmung und ein Nachspannen des Seiles intraoperativ mehrfach vornehmen zu können.
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Das Gehäuse bzw. der Gehäusekörper 1 ist beim gezeigten Beispiel quadratisch oder rechteckig geformt, jedoch sind auch beliebig andere Formgebungen denkbar, ohne den Grundgedanken der Erfindung zu verlassen. Über die Durchgangsöffnungen werden die zu klemmenden Seilenden in den Gehäusekörper eingebracht. An einem Seilende wird eine Hülse durch Verquetschung am Seil befestigt, um ein Durchgleiten des Seilendes durch die jeweilige Durchgangsbohrung im Gehäusekörper zu verhindern. Das weitere Ende des Seiles wird durch die in die Ausnehmung hineinreichende und damit mittig unterbrochene Bohrung durch das Gehäuse hindurchgeführt. Diese mittige Unterbrechung mit Quernut der entsprechenden Durchgangsbohrung dient als Angriff und Druckpunkt der Hülse, dessen Wirkung derjenigen eines Klemmbolzens gleichkommt. Der Klemmbolzen übernimmt also die Arretierung des Seiles in der jeweiligen Position und weist die erläuterte, exzentrisch über den Umfang eingearbeitete halbrunde Nut auf, in der das Seil beim Vorgang des Klemmens geführt wird. Die Nut ist so ausbildbar, dass sie auch unterschiedliche Seildurchmesser festklemmen kann. Der Bolzen respektive die drehbare Hülse übernimmt durch Verdrehen um ca. 45° bis 90° im Uhrzeigersinn den Klemmvorgang. Der Exzenter ist durch seine Drehrichtungen so gestaltet, dass bei entsprechendem Gegendruck von innen, d. h. durch die Fraktur bzw. Frakturfragmente auf das Seil eine zusätzliche Straffung, jedoch keine Lockerung möglich ist.